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6. Gemeinde Bretzenacker
eine Gemeinde dritter Classe mit der Volkardtsmühle mit 275 ev. Einw.


a) Das Dorf Bretzenacker liegt nordöstlich 31/2 Stunden von Waiblingen auf den sogenannten „Berglen“ (S. 3), auf einer Anhöhe, der Eichberg genannt, die sich südlich gegen das Buchenbachthälchen abdacht. Bretzenacker ist mit Obstbäumen völlig umgeben. Die natürlichen Verhältnisse stimmen mit jenen von Oppelsbom, das nur 1/4 Stunde entfernt ist, ganz überein. Mit demselben ist es durch die durch das Buchenbachthälchen führende Vicinalstraße verbunden.

Die Gemeinde gehört zum Forstamt Reichenberg und Hofcameralamt Winnenden, welches hier Universalzehentherr ist; alle übrigen Grundlasten hat jene von diesem um 739 fl. 3 kr. abgekauft.

Das freundlich aussehende Dörfchen hat 43 Haupt- und 30 Neben-Gebäude, die meist alt und unscheinbar sind. Es ist von dem kleinen Gruppenbach bewässert und hat gutes, aus Felsen hervorquellendes Trinkwasser. Es kommt durchschnittlich kaum 1 Morgen Baufeldes auf einen Einwohner. Der Boden ist mager und steinigt, und nur mit vieler Mühe zu bauen. Die landwirthschaftlichen Verhältnisse sind bei Oppelsbom näher angegeben. Außer dem Feldbau wird auch Weinbau, hauptsächlich aber Obstzucht getrieben. Der Wein ist von mittelguter Qualität und wird von Stuttgartern gerne gekauft. Leider haben Wein- und Obst-Bau häufig unter Hagelschlag zu leiden. Die Wiesen können gewässert werden und sind vorzüglich. In guten Jahren ist der Ertrag sowohl des Mostobstes als des veredelten Tafelobstes sehr bedeutend. Es wird theils im Orte von Händlern aufgekauft, theils in die Gegend von Murrhardt geführt. Noch mehr aber bilden die Kirschen, die gewöhnlich von Fremden aufgekauft werden, einen Haupterwerb. Frucht kann in der Regel nicht ausgeführt werden. Mit Ausnahme einiger Weber sind die Gewerbe ganz unbedeutend. Der Nahrungsstand ist im Ganzen genommen | gut. Bretzenacker hat die geringste Sterblichkeit, aber auch die wenigsten Geburten (S. 35 und 36).

Die Gemeinde ist Filial von Oppelsbom und gehört in die dortige Schule. Eine Industrieschule besteht hier nicht. Das Gemeindevermögen ist ganz unbedeutend; Stiftungsvermögen ist gar nicht vorhanden, daher eine ziemlich große Gemeindeumlage.

Bretzenacker, dessen Name vom Mannsnamen Bretz abzuleiten ist, erscheint im Jahr 1293 Juli 22. unter denjenigen Orten, wo Graf Eberhard der Erlauchte von Württemberg vom Kloster Lorch für versprochenen Schirm Vogtrecht erhielt, welches auch dem Grafen Ulrich laut dessen Urkunde von 1331 zugesagt wurde. Lorch besaß noch 1542 fünf Lehen. Der hiesige Groß- und Klein-Zehente gehörte zur Pfarrei Oppelsbom; der Neubruch- und Heu-Zehente war von jeher württembergisch.

b) Volkardtsmühle, Mühle mit 12 evang. Einwohnern, 1/8 Stunde südöstlich von Bretzenacker, an der von Winnenden nach Schorndorf führenden Vicinalstraße und am Fuße der Anhöhe, worauf Bretzenacker steht, gelegen. Sie wird von den bei Oppelsbom erwähnten Bächen getrieben. Wenn es nicht an Wasser fehlt, versieht die Mühle die Orte Oppelsbom, Rettersburg, Bretzenacker, Öschelbronn und Necklinsberg. Sie gehörte schon in alten Zeiten dem Kloster Lorch. Zehenten wie oben.

Bretzenacker mit der Volkardtsmühle gehörte zu dem äußeren Gerichte zu Winnenden. Die Rechte der Königl. Hofdomainenkammer, welche früher theilweise der stiftconstanz’schen Pflege in Schorndorf zustanden, erwarb dieselbe 1807 durch Tausch vom Staat.

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