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11. Gemeinde Groß-Heppach
mit Gundelsbach, Gemeinde zweiter Classe, mit 1459 Einwohnern, worunter 1 Katholik.


a) Das evang. Pfarrdorf Groß-Heppach, früher (noch 1571) auch Groß-Heckbach, ursprünglich, z. B. in Urkunden von 1236, Hegnesbach, vom Mannsnamen Hagino oder vom Altdeutschen Hagan-Dorn, ehemals Sitz eines Stabsamtes, liegt südöstlich 11/4 Stunden von Waiblingen, auf der rechten Seite des Remsthals, und stößt mit seiner Markung südlich und östlich an das Oberamt Schorndorf. Gegen Nordost erstreckt sich diese in den Abhang des Buocher Berges, der Gundelsbach genannt.

Die Lage des Ortes ist größtentheils eben und dieser durch die am Orte vorüberfließende Rems hinlänglich mit Wasser versehen, aber auch öftern Überschwemmungen ausgesetzt. Durch das Dorf führt die bei Endersbach genannte lebhafte Staatsstraße. Im Dorfe vereinigt sich der von Klein-Heppach herabkommende Heppbach mit der Rems. Außer verschiedenen andern kleineren Quellen auf der Markung sind zwölf Brunnquellen im Dorfe. In den Weinbergen, die den Namen Ziegenberg haben, ist Alabastergyps von schöner Art zu finden; auch werden Sand- und Werk-Steine dort gebrochen. Das Thal ist hier sehr schön.

Alle Zehenten und andere grundherrlichen Rechte in der Gemeinde gehören dem Staat. Das Cameralamt Waiblingen hat noch jetzt für den großen Zehenten 158 Scheffel nach Rauhem, 250 fl. für den kleinen, 1055 fl. für den Wein- und 36 fl. für den Noval-Zehenten, sowie 14 fl. Surrogatgelder zu erheben. Die Gemeinde ist dem Forstamt Schorndorf zugetheilt.

| Groß-Heppach ist theils an der Rems hin und theils dem Hügel entlang gebaut, der sich gegen Klein-Heppach hinzieht. Es ist reinlich und ansehnlich, Wohnort mehrerer Pensionären u. dgl., und zählt 187 Haupt- und 191 Neben-Gebäude; mehrere von den ersteren sind zweistockigt und verblendet. Die Kirche zum heil. Egidius liegt an der Grenze des Ortes und scheint nach einer über der vordern Thüre eingegrabenen Jahreszahl im Jahr 1468 gebaut worden zu seyn. Sie ist ziemlich gut erhalten und mit einer Mauer umgeben. Der 1769 erbaute, mit Schiefer gedeckte Thurm ist hübsch und modern. Die Baulast liegt der Gemeindepflege ob. Eine Capelle auf einem der höchstgelegenen Punkte des Dorfes ist längst abgegangen. Ein vormaliges Schlößchen der Herren von Kollöffel ist nun im Besitze der v. Abel’schen Familie. Das 1744 vom Kirchenrath erbaute, zunächst der Kirche sehr freundlich gelegene Pfarrhaus hat der Staat zu erhalten. Nahe dabei liegt auch das gut erhaltene Schulhaus, wovon die Baulast der Gemeinde obliegt. Das Gasthaus zum Lamm verdient darum Erwähnung, weil hier die drei großen Feldherrn Prinz Eugen von Savoyen, Herzog von Marlborough und Prinz Ludwig von Baden im Jahr 1704 Kriegsrath hielten, zu dessen Andenken ihre Bildnisse, von Dieterich in Lebensgröße gezeichnet, im Saale aufgestellt sind. Der mit Klein-Heppach gemeinschaftliche Begräbnißplatz liegt am Ende des Ortes. An der Schule, die schon seit der Reformation besteht, wo ihr das Caplaneihaus zu St. Bernhard eingeräumt ward, stehen ein Schulmeister und ein Lehrgehülfe. Auch besteht eine Kleinkinderschule.

In Groß-Heppach, wo sein Vater Pfarrer war, ist am 4. März 1725 geboren Johann Ludwig Huber, ursprünglich zur Theologie bestimmt, dann zur Rechtswissenschaft übergetreten, Oberamtmann in Nagold 1750, in Bebenhausen 1756, in Tübingen mit dem Regierungsrathstitel 1762, bekannt als lyrischer Dichter und durch seinen gegenüber von Herzog Karl bewiesenen Freimuth, welchen er auf dem Asperg büßen mußte. Gestorben zu Stuttgart den 18. September 1800.

Der Boden – vorherrschend schwerer Lehm – ist fruchtbar und erzeugt namentlich einen der besten Remsthaler Weine. Wie günstig auch die klimatischen Verhältnisse sind, so bringen doch die kalten Alpwinde den jungen Gewächsen nicht selten Schaden. Im Gemeindewald (240 Morgen) werden gute Werksteine gebrochen. Die meisten Einwohner sind Weingärtner, daneben in gleichem Umfang Ackerbau treibend, fleißig und genügsam, bei den Wechselfällen des Herbsterträgnisses und bei der großen Bevölkerung (1792 1136 Einwohner) und Getheiltheit des Bodens aber | in theilweise dürftigen Umständen. Die Markung begreift 1255/8 Morgen Gärten, 429 Morgen Äcker, 4153/8 Morgen Wiesen und 4047/8 Morgen Weinberg; es kommen also durchschnittlich 42/3 Morgen auf eine Familie. Die landwirthschaftliche Cultur ist bei freier Wirthschaft so gut bestellt, als Boden und Lage zulassen. Die Getreidearten sind die gewöhnlichen. Im Jahr 1836 wurden 201 Jauchenbehälter gezählt, wovon 171 musterhafte. Das Obst ist vorzüglich. Von den vielen Kirschen wird ein großer Theil nach Bayern ausgeführt. Der Maulbeerplantage ist S. 52 gedacht. Außer dem Wein, welcher hier Hauptprodukt und in allen Theilen des Landes gesucht ist, werden Obst, etwas Getreide, Butter und einige andere Viktualien nach Außen verkauft. Einige haben einen schönen Rindviehstand. Aber die Zahl der Ziegen mehrt sich. Die Bienenzucht ist nicht unbedeutend. Die besten Weinberghalden sind Grafenberg, Altenberg und Wanne. Die 11/2 Morgen, welche der Weinbauverein besitzt, liegen im Grafenberg; sie sind zwar nach der alten Bauart angelegt, aber mit edeln, obwohl vermischten Sorten bestockt. Die durchschnittlichen Preise sind von 1 Morgen Acker oder Wiese 600 fl., Weinberg 700 fl.

Gewerbe sind 76 vorhanden. Von Kaufmann Bürkle werden arsenikfreie Schwefelschnitten, cölnisches Wasser, Senf, Oblaten, Siegellack etc. verfertigt und auswärts abgesetzt. Von den übrigen Handwerkern sind nur 1 Seifensieder, 3 Schreiner, 6 Weber, 4 Zimmerleute, 2 Maurer, 2 Glaser, 1 Nagelschmied und eine Mahlmühle mit 4 Gängen, durch einen Arm der Rems getrieben, sowie 4 Branntweinbrennereien hervorzuheben.

Der Gemeindewald begreift 214 Morgen. Die Einnahmen der Gemeindepflege sind 3561 fl. Die Stiftungspflege besitzt zwar ein Capitalvermögen von 10.476 fl., die Gemeindepflege hat aber auch in gewöhnlichen Jahren mindestens die Hälfte der Ausgaben für die Armen zu bestreiten.

b) Gundelsbach, Weiler mit 109 evang. Einwohnern. Das Örtchen liegt auf der nordöstlichen, bewaldeten Anhöhe und besteht aus 15 zerstreut umherliegenden Häusern, deren Bewohner nach dem 1/2 Stunde entfernten Groß-Heppach, mit welchem es alle Verhältnisse theilt, eingebürgert sind. Der Gundelsbach, welcher nach kurzem Laufe zwischen Groß-Heppach und Grunbach in die Rems fällt, fließt an dem Orte vorüber. Weinbau ist auch hier die Hauptnahrungsquelle.

Einem Einsiedler im Walde Gundelsbach übergaben Schultheiß und Gemeinde zu Waiblingen im Jahr 1355 eine Stelle zum Bau einer Hütte für St. Pauls-Eremiten; eine Urkunde von 1359, Februar 22., erwähnt zweier Morgen Landes und des für | Capelle- und Haus-Bau nöthigen Holzes, welches Schultheiß und Gericht zu Waiblingen zweien Eremiten überließen. So erwuchs ein Klösterlein, welchem im Jahr 1461 Graf Ulrich von Württemberg die Caplanei in Klein-Heppach übergab (Steinhofer 3, 29, Cleß C, 185). Im Jahr 1525 wurde dieses Bruderhaus von aufrührerischen Bauern zerstört und im Jahr 1559 dessen Einkünfte Waiblingen überlassen. Zu Anfang dieses Jahrhunderts wurde, was vom Klosterhause noch übrig war, abgebrochen. Diesem Bruderhaus verdankt der Weiler seine Entstehung. In dem zwischen Waiblingen, Groß-Heppach und Andern gemeinschaftlich gewesenen Walde Gundelsbach wurden ums Jahr 1470 die ersten Häuser gebaut. Im Jahr 1591 erkannten Landhofmeister, Kanzler und Räthe: „daß der Bezirk des Waiblinger oder Gundelsbacher Waldes mit seinem ganzen Umfang weder in Waiblinger, noch Heppacher, noch auch einer andern Markung gelegen, sondern ein Frey-Herrschaft Gut gewesen,“ daß aber Groß-Heppach die Steuer von den Weingärten im Kay oder an der Buchhalde fortbeziehen, Waiblingen dagegen von denjenigen Weinbergen, die künftig in diesem Bezirk angelegt werden, Steuer, Bodenzins und andere dem Eigenthum anhangende Rechte genießen sollte.

Groß-Heppach wurde mit Schorndorf erworben und gehörte auch bis 1807 zu dem Oberamte Schorndorf. – Die Pfarrei ist von höherem Alter. Neben ihr wird schon im vierzehenten Jahrhundert nicht nur eine Caplanei zu St. Bernhard, sondern auch eine Frühmesse genannt. Das Patronatrecht stand von jeher dem Landesherrn zu. Zur Parochie gehört außer Gundelsbach auch Klein-Heppach.

Auf einer hiesigen Burg, deren als „Burgstall beim Mühlgraben“ noch 1485 Erwähnung geschieht, saßen im dreizehnten Jahrhundert Reichsministerialen; im Jahr 1236 in einer Kloster Adelberger Urkunde erscheint Siferidus de Hegnesbach ministerialis imperii (Staatsarchiv); den 22. Juli 1269 kommt vor Ernfrid der älter Ritter von Heppach (Kloster Lorcher Urkunde); im Jahr 1270 Friederich Ritter von Heppach (Normann Obs. 109). In früher Zeit waren allhier die württembergischen Truchseßen von Stetten begütert; im Jahr 1290, September 22., wird eine dem verstorbenen Truchseßen Wolfram gehörige Kelter erwähnt (Staatsarchiv); im Jahr 1399 verkaufte Guta von Stammheim, Wilhelms von Stetten Frau, ihren Brüdern Weingärten in Heckbach und was sie sonst im Remsthal hatte (Gabelk). – Graf Eberhard von Württemberg belehnte im Jahr 1393 die Familie Vetzer mit hiesigen Zehenten, welche im Jahr 1534 an die von Neuhausen gekommen. Auf einmal, im Jahr 1465, erscheint Groß-Heppach als pfälzisches Lehen und es ist wahrscheinlich, daß | Graf Ulrich den Ort mit Waiblingen im Jahr 1463 an den Pfalzgrafen Ludwig für das noch nicht gelieferte Lösegeld verpfänden mußte. Drei Achttheile hatte von der Pfalz im Jahr 1478 Ulrich von Seckach als Mannslehen, verpfändete sie an Graf Ulrich von Württemberg, im Jahr 1485 aber begehrte sie Pfalzgraf Philipp von Graf Eberhard im Bart wieder zurück. Fünf Achttheile trugen die von Karpfen zu Lehen; da sie 1480 ausstarben, gab diese Theile Graf Eberhard im Bart seinem Spurius Hans von Karpfen. Dieser verkaufte sie 1506 an Herzog Ulrich für 1000 fl., welcher jedoch sie wieder herauszugeben sich verpflichtete, wenn Pfalz Einsprache thue; letzteres geschah übrigens nicht, da Ulrich 1504 auch diese Pfandschaft von der Pfalz zurückgenommen (Sattler Herz. 1, 92).

Von Klöstern waren hier begütert: das Nonnenkloster in Beinstein, welches 1355 Güter erhielt, das Kloster Adelberg schon 1290, das Kloster Bebenhausen 1282, das Kloster Denkendorf 1391 u. folg., das Kloster Neresheim (s. unten), das Kloster Sirnau 1299, das Kloster Weil 1280, 1299, das Kloster Wettenhausen (Weinberge), das Kloster Christgart im Ötting’schen und das Kloster Schönfeld (1579).

Herzog Friederich von Württemberg eignete im Jahr 1592 dem Martin Aichmann, seinem Kanzler, welcher eine Behausung (Schlößchen) in Groß-Heppach gekauft hatte, und von der geistlichen Verwaltung zu Schorndorf Äcker, Wiesen und Fischwasser um 2100 fl. erworben, diese von Württemberg zu Lehen gehende Behausung gegen Erlegung von 700 fl. und bewilligte die niedergerichtliche Obrigkeit dazu. In der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts war dieses Schloßgut in von Uhrmühl’schem Besitz; im Jahr 1655 verkaufte solches Felicitas von Breuning, geb. von Uhrmühl, an Sebastian von Gaisberg zu Schnaith; Job. Sebastian von Gaisberg dagegen im Jahr 1694 an Kloster Neresheim. Im Jahr 1719 war dieser Besitz schon an den kaiserlichen Rath und Hauptmann Georg Friederich von Stäudlin und Grünsperg übergegangen gewesen, da ihn dieser an den Rittmeister von Kollöffel verkaufte.

Die Herrschaft verlieh 1500 an die Gemeinde den Wegzoll, den sollen sie in gutem Bau erhalten, daß man die Landstraß wohl mag wandeln mit Reiten und Fahren. Damals bestand auch eine Badstube hier. Am großen Zehenten waren die Herrschaft, das Kloster Weil, die Ortspfarrei und beide Caplaneien und das Schultheißenamt betheiligt. Der Weinzehente gehörte der Pfarrei unter Betheiligung des Klosters Weil.

In der Geschichte der Kriegszüge kommt Groß-Heppach folgendermaßen vor: auf der Heimkehr vom Schmalkaldischen Kriege | brachte der Kurfürst von Sachsen im Jahr 1546 die Nacht vom 28–29. November hier zu. Im dreißigjährigen Krieg drang der bayerische General Johann von Werth im Anfang Februar 1643 auf das von Weimar’schen stark besetzte Groß-Heppach ein, erlitt jedoch einen großen Verlust an Todten, worauf er nach Schorndorf zurückging. Im spanischen Erbfolgekrieg zogen den 11. Juni 1704 Prinz Eugen und Marlborough über Murr nach Groß-Heppach, wo am 13. Juni Nachmittags auch der Markgraf Ludwig von Baden eintraf und im Wirthshause zum Lamm der Entwurf zur weitern Unternehmung verabredet wurde; in demselben Krieg litt der Bezirk im Jahr 1707 ungemein durch die Plünderung, welche die Franzosen verübten. Im österreichischen Erbfolgekrieg rückten die Franzosen den 20. August 1741 ein; im Feldzuge des Jahres 1796 stand hier am 22. Juli das österreichische Heer auf seinem Rückzuge.
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