« Kapitel B 4 Beschreibung des Oberamts Vaihingen Kapitel B 6 »
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Enzweihingen.
Gemeinde II. Kl. mit 1729 Einw. a. Enzweihingen, Pfarrdorf 1668 Einw., wor. 3 Kath. b. Leinfelder-Hof, Hof, 6 Einw. c. Pulverdinger-Hof, Weiler, 55 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Hohen-Asberg eingepfarrt.

An der vor Anlegung der Eisenbahn sehr belebten Landstraße von Stuttgart nach Carlsruhe liegt 1/2 Stunde südöstlich von der Oberamtsstadt das große, marktberechtigte Pfarrdorf, welches Sitz eines Amtsnotars und eines Verwaltungsactuars ist.

Die Lage des Orts, auf einem sanften Terrainausläufer zwischen der Enz und dem Strudelbach, ist eine äußerst freundliche und der Gesundheit zuträgliche, daher auch epidemische Krankheiten selten sind. An der südlichen Seite des Orts fließt der fleißige Strudelbach vorüber, welcher im Ort und nahe demselben manches Rad in Bewegung setzt und sich bald mit der nur etwa 500 Schritte nördlich von Enzweihingen vorüberfließenden Enz vereinigt.

Der ziemlich regelmäßig gebaute Ort hat theilweise ein städtisches Aussehen, und macht mit seinen reinlich gehaltenen, durchaus gekandelten Ortsstraßen einen günstigen Eindruck; besonders hat derselbe durch eine an der Südseite der Kirche im Jahr 1845 vorgenommene Veränderung sehr gewonnen, indem daselbst einige, vor der Kirche gestandene Gebäude nebst der Kirchhofmauer abgerissen, | und hiedurch nicht nur die Kirche freigestellt, sondern auch die Straße namhaft erweitert wurde.

Eine besondere Zierde des Dorfs ist die ansehnliche, im spätgermanischen Style erbaute Pfarrkirche zum heil. Martin, mit ihrem an der Westseite stehenden 124′ hohen Thurme, der in seinen unteren Theilen bis zu einer Höhe von 32′ ein Viereck bildet, gegen oben aber in ein regelmäßiges, mit schlankem Zeltdach versehenes Achteck übergeht. Das Langhaus, wie der Chor, ist mit Strebepfeilern versehen, zwischen denen spitzbogige Fenster angebracht sind, deren Füllungen an dem Langhause ausgebrochen worden, und nur an den Chorfenstern und an den acht spitzbogigen Schalllöchern des Thurms noch in ihrer ursprünglichen Reinheit erhalten sind. Die Außenseiten der Kirche sind mit Grabdenkmalen aus dem 16. und 17. Jahrhundert (das älteste von 1553) geziert.

Das durchaus weiß getünchte Innere der Kirche hat nichts Bemerkenswerthes; von dem Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen in den Chor, welches mit einem Netzgewölbe gedeckt ist, dessen beide Schlußsteine einen leeren Wappenschild und den heil. Martin, wie er mit dem Bettler seinen Mantel theilt, vorstellen. Die Kirche ist Eigenthum der Stiftungspflege, welcher auch die Unterhaltung derselben obliegt.

Der am Ende des Orts gelegene, mit einer Mauer umgebene Begräbnißplatz wurde im Jahr 1842 namhaft erweitert.

In ziemlicher Entfernung von der Kirche steht das dem Staat gehörige Pfarrhaus, das im Jahr 1843 bedeutend erneuert wurde, und in der Mitte des Orts zunächst der Kirche das Rathhaus, ein großes, altes, übrigens gut erhaltenes Gebäude, welches an die mit vier Bäumen versehene Gemeindekelter angebaut ist; letzterer wurde im Jahr 1852 ein weiterer Stock aufgebaut und in demselben zwei Lehrzimmer nebst der Wohnung eines Unterlehrers eingerichtet, so daß sich jetzt Schule, Rathhaus und Kelter unter einem Dache befinden und zusammen ein imposantes, über alle übrigen Häuser hervorragendes Gebäude bilden. Überdieß ist noch das ältere Schulhaus vorhanden, welches zugleich die Wohnung des Schulmeisters enthält. An den Schulen unterrichten ein Schulmeister, zwei Unterlehrer und ein Lehrgehilfe, auch besteht schon seit 30 Jahren eine Industrieschule. Außerhalb des Dorfs wurde im Jahr 1817 ein Gemeinde-Back- und Waschhaus errichtet.

Gutes Trinkwasser liefern in hinreichender Menge zwei laufende und vier Pumpbrunnen; von den laufenden ist der sog. Postbrunnen mit seinem steinernen Stock, zwei Delphine, welche die aufwärts gekehrten, fischartigen Leiber in einander schlingen vorstellend, | bemerkenswerth. Von mehreren auf der Markung vorkommenden Quellen sind außer dem bedeutenderen Sägmühlebrunnen die Brunnen bei der Linde, im Heidenring und der Geislingerbrunnen zu nennen.

Die im Allgemeinen körperlich nicht besonders ansehnlichen Einwohner sind sehr fleißig, meist sparsam und haben viel Sinn für Religion, der sich häufig bis zum strengen Pietismus steigert; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Ackerbau, Viehzucht und Weinbau, viele sichern sich ihren Lebensunterhalt durch Taglohnen und Arbeiten in den Fabriken, welche gegen 80 Personen beschäftigen. Die öconomischen Verhältnisse sind befriedigend, indem neben einigen Wohlhabenden die meisten Einwohner dem Mittelstande angehören, obgleich auch ziemlich viele verarmt sind. Der ausgebreitetste Güterbesitz beträgt 120 Morgen, gewöhnlich aber besitzen die Einzelnen 10–12 Morgen, während der Besitz der ärmeren Klasse auf 2–3 Morgen beschränkt ist. Das Grundeigenthum vertheilt sich durchschnittlich in Theile von 1/2–1 Morgen. Von Gewerben sind außer denen, welche meist nur den örtlichen Bedürfnissen dienen, zu nennen: 1) die 1/4 Stunde südlich vom Ort am Strudelbach gelegene, im Jahr 1851 gegründete Cichorienfabrik von Heinrich Frank, welche jährlich für etwa 25.000 fl. Zuckerrüben und 10.000 fl. Cichorien verarbeitet, und nicht nur viele Hände beschäftigt, sondern auch zum Vortheil der Umgegend den Zuckerrüben-, wie den Cichorienbau in Aufnahme bringt. Die Fabrikate finden hauptsächlich ihren Absatz in die Schweiz und nach Bayern. 2) Die Papiermühle von Tobias Barth, welche gegenwärtig mit einer Dampfmaschine versehen, und hiedurch noch mehr an Ausdehnung gewinnen wird. 3) Die neben derselben stehende Gyps- und Ölmühle nebst Hanfreibe. 4) Eine weitere Gyps- und Ölmühle. 5) Eine im Ort bestehende Mühle mit vier Mahlgängen und einem Gerbgang. 6) Eine Sägmühle unterhalb des Orts und 7) eine Ziegelhütte. Schildwirthschaften sind fünf, worunter eine mit Bierbrauerei, und Kaufleute zwei vorhanden.

Die große, schön arrondirte Markung, welche sich hauptsächlich gegen Süden und Osten weit ausdehnt, ist mit Ausnahme der Gehänge gegen die Enz, den Strudelbach, den Kreuzbach und einiger kleinen Seitenthälchen ziemlich eben und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren, meist tiefgründigen Diluviallehmboden, der übrigens im Süden der Markung in Folge des daselbst vorkommenden Mergels der Lettenkohlengruppe in einen schweren, thonigen, sogar naßkalten Boden übergeht. Die ergiebigsten Güter liegen in der Wanne, bei der Linde, auf dem Brückenwasen, auf Breitäckern, in Steine, | zu Leinfelden etc. Auch die klimatischen Verhältnisse sind nicht nur dem Getreidebau, sondern auch dem Obst- und Weinbau, wie feineren Gewächsen, günstig, indem die Luft mild ist und Hagelschlag sehr selten vorkommt; dagegen erzeugen die nahen und vielen Gewässer zuweilen kalte Nebel und Frühlingsfröste, welche in tiefer gelegenen Stellen dem Obst und der Rebe Schaden bringen. Eine Wetterscheide bildet das hochgelegene Nußdorf (s. die Ortsbeschreibung unten).

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Unter diesen günstigen natürlichen Verhältnissen, verbunden mit dem Fleiße der Einwohner, hat sich der landwirthschaftliche Betrieb auf eine erfreuliche Höhe geschwungen und zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie die Anwendung verbesserter Pflüge, der Walze, der eisernen Egge, der Repssämaschine etc., haben willkommenen Eingang gefunden. Überdieß wird durch eine reichliche Düngung, bei der außer dem gewöhnlichen Düngungsmittel auch Gyps und Compost in Anwendung kommt, dem Boden kräftig nachgeholfen. Von den gewöhnlichen Cerealien baut man hauptsächlich Dinkel, Hafer und Gerste; die Brache aber wird zu 3/5 vorzugsweise mit Futterkräutern (dreiblätterigem Klee und Wickenfutter), Kartoffeln, Angersen, Ackerbohnen und Welschkorn angeblümt. Von Handelsgewächsen zieht man Mohn, Winterreps, Zuckerrüben, Welschkorn, Hanf und etwas Cichorien. Ein Versuch mit Hopfen, den Schultheiß Sigle anstellte, war von gutem Erfolg. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens ist 8, in günstigen Jahren und auf guten Feldern bis 10 Scheffel Dinkel, 6 Scheffel Hafer und 3–4 Scheffel Gerste. Von den Güter-Preisen für den Morgen Acker sind die höchsten 600 fl., die mittleren 200–300 fl., und die geringsten 80 fl. Getreide wird sehr viel von auswärtigen Bäckern und Händlern im Ort aufgekauft, während von den Bracherzeugnissen Kartoffeln und Handelsgewächse nach Außen zum Verkauf kommen. Die Wiesen, durchgängig mit Wässerung, sind zweimähdig und ertragen durchschnittlich 25–30 Centner Heu und 15 Centner Öhmd. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 300–400 fl.; Baumwiesen werden mit 600 fl. bezahlt. Mit vielem Fleiß und in namhafter Ausdehnung wird die Obstzucht betrieben, welche sich nicht auf Mostsorten beschränkt, sondern auch Tafelobst, wie Borsdorfer, Rainetten, Calvil etc. liefert. Von Steinobst werden viele Zwetschgen gezogen und Kirschenbäume hat die Gemeinde auf Allmanden gegen 800 Stück setzen lassen, welche, obgleich noch jung, schon eine jährliche Einnahme von 100 fl. gewähren. Mostobst wird vieles in die Nähe verkauft, und mit dem Tafelobst wird Handel nach Stuttgart und Vaihingen getrieben. | Baumschulen, von denen eine der Gemeinde gehört, sind drei vorhanden. Der sehr beträchtliche Weinbau, welcher sich hauptsächlich mit Trollingern, rothen und weißen Elblingen, Silvanern und etwas Klevnern beschäftigt, liefert einen sehr guten, sich auf das Lager vortrefflich eignenden, meist rothen Wein, der in den Jahren 1846 mit 46–66 fl., 1847 mit 22–40 fl., 1848 mit 17–33 fl., 1849 mit 12–34 fl., 1850 mit 14–22 fl., 1851 mit 16–22 fl., und 1852 mit 28–45 fl. per Eimer bezahlt wurde. Das Erzeugniß, welches sich in günstigen Jahren auf 800 Eimer beläuft, findet Absatz in den Schwarzwald, in das Gäu und an den Fuß der Alp. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Weinberg beträgt 5–6 Eimer, und die Preise eines Morgens bewegen sich von 300–600, ausnahmsweise bis 800 fl. Die besten Lagen sind Kornberg, Beerhälden und Mauswinkel.

Die mit einer rothen Landrace sich beschäftigende Rindviehzucht wird durch vier Farren (Simmenthaler und Rigirace), die ein Ortsbürger anschafft und unterhält, nachgezüchtet; den einen der Farren hat derselbe als Widdumhofbesitzer zu unterhalten, für die übrigen wird ihm von der Gemeinde ein Pacht von jährlich 150 fl. bezahlt. Mit Vieh, zuweilen auch mit gemästetem, wird auf benachbarten Märkten, namentlich auch auf den zwei Flachs-, Vieh- und Krämermärkten, welche der Ort den 8. Februar und 22. November abzuhalten berechtigt ist, ein lebhafter Handel getrieben.

Die Nachzucht an Schweinen ist gering, dagegen die Haltung von solchen ziemlich häufig; die Ferkel werden meist in Vaihingen aufgekauft, gemästet und theils in’s Haus geschlachtet, theils nach Außen abgesetzt. Ziegen werden wenig gehalten; auch die Bienenzucht ist von keinem Belang, dagegen wird die Geflügelzucht ziemlich lebhaft, namentlich mit Gänsen, auf den Handel getrieben.

Das Fischrecht in der Enz gehört der Gemeinde, welche es an einen Ortsbürger um 20 fl. jährlich verpachtet hat.

Außer der schon erwähnten Stuttgart-Pforzheimer Landstraße führen noch Vicinalstraßen nach Aurich, Rieth und Ober-Riexingen; die Hauptstraße hat über die Enz eine steinerne Brücke, welche im Jahr 1792 auf Staatskosten erbaut wurde; überdieß besteht noch eine weitere, von dem Staat zu unterhaltende, steinerne Brücke über den Strudelbach. Die Gemeinde aber hat zwei steinerne Brücken über den Kreuzbach und drei hölzerne über den Strudelbach, wie auch einen hölzernen Steg über die Enz zu unterhalten.

Die Gemeindepflege hat neben Activ-Capitalien noch so beträchtliche eigene Einnahmen, daß nicht nur die Schulgelder sämmtlicher | Schulkinder und der Amtsschaden aus der Gemeindekasse bestritten werden, sondern auch eine Gemeindeschadensumlage nicht vorkommt. Bei der Stiftungspflege sind 1500 fl. Armenstiftungen vorhanden, aus deren Zinsen Unbemittelte mit Brod, Geld und Büchern unterstützt werden (s. Tab. III).

Insbesondere ist die Gemeinde im Besitz von 300 Morgen Waldungen, welche im 30jährigen Umtriebe bewirthschaftet, jährlich etwa 6000 Stück Wellen ertragen; hievon erhält jeder Bürger 10–12 Stück, das Eichenoberholz aber wird auf dem Stamm verkauft und sichert der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von 800–1000 fl. Auch die Ufer der Enz hat die Gemeinde mit Erlen, Pappeln und Weiden bepflanzen lassen, die jährlich etwa 1000–1500 Stück Wellen abwerfen; der Ertrag wird theils an die Bürger ausgetheilt, theils verkauft, und öfters eine Einnahme von 100–150 fl. erzielt.

An eigentlichen Weiden sind etwa 150 Morgen vorhanden, welche nebst der Herbstweide als Schäferei verpachtet werden; von dem Pacht zu jährlich 550 fl. fließen 250 fl. in die Gemeindekasse, die übrigen 300 fl. aber theilt man den Ortsbürgern zu, weil diese das Recht haben, Schafe auf der Weide laufen zu lassen. Gegenwärtig hält der Bestandschäfer etwa 800 Stück Bastarde, von denen die Wolle nach Kirchheim, der Abstoß der Schafe aber nach Frankreich geht. Die Pferchnutzung trägt der Gemeinde 400–500 fl. jährlich ein. Die vorhandenen 25 Morgen Gemeindegüter werfen einen jährlichen Pacht von etwa 600 fl. ab, und aus dem Ertrag der auf Allmanden stehenden Obstbäume werden durchschnittlich 500 fl. jährlich erlöst.

Seine erste Gründung verdankt der Ort ohne Zweifel den Römern, die hier eine Übergangsstelle über das Enzthal gefunden und an derselben nicht nur mehrere Straßen gemeinschaftlich über den Fluß geführt, sondern auch eine Niederlassung gegründet hatten (s. den allg. Theil). Zunächst (südlich) am Ort, wo gerade zwei Römerstraßen zusammenlaufen, wird eine Stelle „Burgstall“ genannt; hier scheint eine ursprünglich römische, auch im Mittelalter noch benützte Befestigung bestanden zu haben. Nicht ferne dieser Stelle kommt die Benennung „Heidenring“ vor, was ebenfalls auf römischen Ursprung deutet. Unterhalb des Orts auf der rechten Seite der Enz trägt ein Wiesengrund den Namen „Gewölb“, und an denselben stoßen die Schloßäcker. Etwa 1/2 Stunde südlich von Enzweihingen, bei der Linde oder bei der sog. Frauenkirche, fand man unter der Oberfläche bedeutende Fundamente, schön behauene Steine, unter anderen einen Schlußstein auf dem Agnus | Dei abgebildet war, so daß die Sage, daß hier eine Kirche gestanden habe, außer allen Zweifel gesetzt wird. Später kam E., ein gräflich vaihingischer Ort, als Wihingen im Jahre 1152 erstmals genannt, mit der Stadt Vaihingen im Jahr 1339 an Württemberg, welches in der Folge noch Einzelnes hier ankaufte, wie 1425 die Kelter sammt etlichen Wein- und Hühnergülten von Friedrich von Dürrmenz für 200 fl., und 1432 Zehntantheil von Hans dem Hacken für 125 fl. (Steinhofer 2, 734. 771), 1561 und 1562 sachsenheimische Güter und Gefälle.

Von hiesigem, unter gräflich-vaihingischer Oberherrlichkeit stehenden Ortsadel kommen vor: Heinrich 1152. 1160, Wortwin 1160, Ludwig 1284–1299, Friedrich 1352–1362, Hans 1370 ff., Götz 1393 u. a. m., noch 1524 Hans. Im Wappenschild führten diese Herren zwei gekreuzte, mit den Spitzen nach unten gekehrte Ritterschwerter (Wirt. Urkundenbuch 2, 59. 133. Schmid Pfalzgr. v. Tüb. 307. Urk. 100. 182. 183. 184. 238. 241. Mone Zeitschr. Bd. 4, 441. 442. 444. Bd. 5, 83. 95).

Sonst hatten noch die Truchseßen von Höfingen, wenigstens im 14. und 15. Jahrhundert, die Herren von Reischach und der Spital in Eßlingen, letzterer seit dem Schluß des 13. Jahrhunderts, allhier Rechte und Besitzungen.

An hiesiger Kirche erscheint im Jahr 1298 Bertoldus viceplebanus de Wihingen (Schmid a. a. O. Urk. 69).

Die Kirche und der Pfarrsatz nebst Zehnten war ursprünglich gräflich Vaihingisch und kam im Jahr 1348 durch Kauf an den Deutschorden, und im Jahr 1553 von diesem an die jetzige Besitzerin, die Herrschaft Württemberg, beides zugleich mit der Kirche in Vaihingen. Mit der Pfarrei war unter Württemberg anfänglich die Spezialsuperintendenz über das Vaihinger Amt verbunden, zumal als mehrere der damaligen Stadtpfarrer zu Vaihingen zugleich Generalsuperintendenten über Maulbronn waren.

Allhier verschied den 25. Juli 1472 Graf Johann von Nassau-Sarbrücken, Tochtermann Graf Ulrichs des Vielgeliebten auf seiner Heimreise von Stuttgart. (Württ. Jahrb. 1852 I. S. 164).

Was die Gemeindeparzellen betrifft, so ist:

a) Der Leinfelder Hof, auf der Markung Enzweihingen 1/2 Stunde nordöstlich vom Dorf gelegen; die Hof-Gebäude sind mit fruchtbaren Feldern umgeben, welche auf die gleiche Weise wie die Enzweihinger Güter bewirthschaftet werden, übrigens diesen hinsichtlich des Ertrags etwas voranstehen.

Der Hof war früher eine Ortschaft, Lengenfeld geschrieben. Das Kloster Lorsch an der Bergstraße erhielt von einem gewissen | Salcho den 17. Juni 801 ein Hofgut in villa Lengenfeld im Enzgau mit allen darauf befindlichen Gebäulichkeiten geschenkt (Cod. Laur. Nr. 2388), verkaufte jedoch solches im Jahr 892 gegen Besitzungen in Mühlhausen (eb. Nr. 2365). Hiesige Gülten erkaufte die Herrschaft Württemberg im Jahr 1417 von Heinrich Truchseß von Waldeck (Sattler Gr. 2, 62).

Im 15. Jahrhundert bestund hier eine Capelle zum h. Johannes dem Täufer mit einer Caplanei (Würdtwein Subs. 10, 343); das Gebäude wurde im Jahr 1817 abgebrochen.

Das Andreä’sche Landbuch von 1744 sagt: „Leinfelden, ein Weiler vor Alters, so noch seine eigene umsteinte Markung hat, auf der an dem großen Zehnten der deutsche Ritterorden 5/8 gaudirt und das Übrige zu Württemberg gehört; nach Abgang dieses Weilers sind die in bemeldter Markung gelegenen Güter à 1200 Morgen ungefähr an die benachbarten Orte Vaihingen, Enzweihingen und Oberriexingen in die Collectation gezogen worden.“ Gegenwärtig (1856) ist der Hof im Besitz des Leonhardt Truchsäß.

b) Der Pulverdinger Hof, ein ansehnlicher Weiler, der 3/4 Stunden südöstlich von Enzweihingen auf der Hochebene liegt, ist mit einer eigenen Markung umgeben. Die Güter sind unter sieben Bauern vertheilt und werden von diesen sehr fleißig und umsichtig bewirthschaftet, so daß die im Allgemeinen fruchtbaren Felder, denen überdieß eine reichliche Düngung zukommt, einen erfreulichen Ertrag liefern. Auch die verhältnißmäßig ausgedehnte Obstzucht gewährt einen namhaften Nutzen, indem das Obst auf dieser hohen Lage besser gedeiht, als in den Thalgegenden, wo kalte Nebel und Frühlingsfröste demselben häufiger schaden. Auf einen tüchtigen Viehstand wird eifrig gesehen. Gutes Trinkwasser liefern einige Pumpbrunnen und überdieß sind noch zwei kleine Weiher vorhanden. Der Ort hat eine eigene Schule, an der ein Lehrer unterrichtet.

Im 12. Jahrhundert beschenkte je mit einer Hube in „Burbeltingen“ Konrad von Altheim und Ulrich von Höfingen das Kloster Hirschau (Cod. Hirs. 44b. 53b.) Ebendasselbe Kloster begabte im nämlichen Jahrhundert Hiltebrant von „Burbeltingen“ mit Besitzungen in Bietigheim (eb. 48a). Albert von P. ein Freier erscheint in Maulbronner Urkunden von 1147, 1152, 1160 (Wirt. Urkundenbuch 2, 40. 59. 133; es steht Borueltingen, Burfeldingen, Burfuldingen).

In Enzweihingen hatte der Deutschorden noch bis zu Anfang dieses Jahrhunderts eine Pflege.

Gefällberechtigt waren zur Zeit der Ablösungs-Gesetze von | 1848 und 1849 und erhielten in Folge der Vollziehung derselben an Ablösungs-Capitalien für Zehnten, die Finanzverwaltung 23.071 fl. 29 kr., die Ortspfarrei 1800 fl.


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