« Kapitel B 18 Beschreibung des Oberamts Vaihingen Kapitel B 20 »
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Untermberg.
Gemeinde III. Kl. mit 463 Einw., wor. 1 Kath. a. Untermberg, Dorf. 447 Einw. b. Schellenhof, 6 Einw. c. Die Säg-Mühle, 10 Einw., Filial von Bissingen, O. A. Ludwigsburg. Die Kath. sind nach Hohen-Asberg eingepfarrt.
Das kleine, aus mittelmäßig aussehenden Wohnungen bestehende, reinlich gehaltene Dorf, dessen Name aus „Sachsenheim unter dem Berge", wie es früher auch hieß, abgekürzt wurde, liegt 21/2 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt an dem linken Ufer der Enz, welche durch ihren Austritt öfters den in der Thalebene liegenden Gütern schadet, und bei sehr hohem Wasserstande auch dem Ort gefährlich wird. Im Rücken des Dorfs erhebt sich | der mit Reben bepflanzte Steilabhang gegen die Enz, auf dessen oberem Rande die Ruine Berg liegt, welche zur malerischen Ansicht des Dorfs Vieles beiträgt. Durch den Steilabfall gegen Nordwinde geschützt, während die gegenüberliegenden Flachgehänge den Zutritt der Sonne gestatten, hat der Ort eine gesunde Lage und milde, die Fruchtbarkeit sehr begünstigende klimatische Verhältnisse, daher auch die Rebe, Obstbäume und feinere Gewächse gut gedeihen. Frühlingsfröste schaden selten, und seit 1834 ist kein Hagelschlag mehr vorgekommen.

Beinahe in der Mitte des Orts steht das im Jahr 1845 mit einem Aufwand von 8000 fl. neu erbaute Rathhaus, mit Thürmchen, Glocke und Uhr; in demselben befinden sich auch die Schulgelasse und die Wohnung des Schulmeisters. Die neben der Volksschule bestehende Industrieschule wird alljährlich von Seiten der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins mit 20 fl. unterstützt. Ein 1844 erbautes Gemeindebackhaus enthält zugleich das Ortsgefängniß. Die massive Kelter, welche nach einer an derselben angebrachten Jahrszahl 1596 erbaut wurde, steht auf Groß-Sachsenheimer Markung zunächst dem Egarten-Hof. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts.

Gutes Trinkwasser liefert ein zweiröhriger Brunnen das ganze Jahr hindurch in hinreichender Menge.

Die im Allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner sind fleißig und sparsam, aber meist unbemittelt; der vermöglichste besitzt etwa 20 Morgen, während der gewöhnliche Güterbesitz je 3 Morgen beträgt, in Parcellen von meist 1/2 Morgen groß. Die Einwohner nähren sich vom Feldbau und Viehzucht, besonders aber vom Weinbau und durch Taglohnarbeiten.

Als größeres Gewerbe ist die auf der rechten Seite der Enz als besonderer Wohnsitz gelegene Säg-Mühle nebst Wollenspinnerei und Öl-Mühle zu erwähnen, ein ansehnliches, mit Baumgruppen umgebenes Gebäude, das dem ohnehin freundlichen Enz-Thale zur besonderen Zierde gereicht.

Die nicht große Markung, welche östlich und südlich an Bissingen und Markgröningen, O.A. Ludwigsburg, grenzt, ist ziemlich uneben und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der auf der Anhöhe und an den leichten Thalgehängen aus Diluviallehm, zuweilen auch aus Thon oder Letten besteht. An den steilen Abhängen ist der Boden kalkhaltig und steinig; im Thale lagert fruchtbarer Alluvialboden.

Bei dem landwirthschaftlichen Betrieb spielt der Ackerbau eine unbedeutende Rolle, indem verhältnißmäßig wenig Ackerfeld vorhanden ist und eine ziemliche Fläche für den Weinbau und die | Wiesenkultur benützt wird. Die Felder entbehren aus Mangel an Streu der erforderlichen Düngung; indessen haben vortheilhafte landwirthschaftliche Neuerungen beinahe allgemein Eingang gefunden. Von den gewöhnlichen Cerealien werden Dinkel, Hafer und Gerste gebaut; der durchschnittliche Ertrag derselben kommt dem auf den nächstliegenden Markungen Groß-Sachsenheim etc. gleich (s. auch den allgemeinen Theil). In der ganz angeblümten Brache baut man außer den gewöhnlichen Brachgewächsen viel Welschkorn und Mohn. Der höchste Preis eines Morgens Acker beträgt 200 fl., der mittlere 150 fl., und der geringste 100 fl.

Was den Absatz an Getreide betrifft, so werden ungefähr 80 bis 100 Scheffel Dinkel jährlich nach Außen verkauft.

Die Wiesen sind zweimähdig, ohne Wässerung, und ertragen per Morgen etwa 30 Centner Heu und 8 Centner Öhmd; in trockenen Jahrgängen fehlt letzteres beinahe ganz. Die Preise eines Morgens kommen denen der Äcker gleich.

Von namhafter Ausdehnung ist die Obstzucht, welche in günstigen Jahren einen beträchtlichen Verkauf nach Außen zuläßt. Von Kernobst werden meist Mostsorten, und von Steinobst ziemlich viel Zwetschgen gezogen; die Gemeinde ließ nicht nur die Straßen, sondern auch Allmanden mit fruchtbaren Bäumen bepflanzen, und bezieht jetzt schon eine jährliche Einnahme daraus. Jungstämme werden in den Weinbergen nachgezogen. Der Weinbau bildet die Hauptnahrungsquelle, daher Mißjahre sehr empfindlich auf die Einwohner einwirken; man baut in der an der Enz üblichen Weise vorherrschend rothe, weniger weiße Elblinge, Trollinger, weiße und blaue Silvaner, und erzielt einen rothen, lagerhaften Wein, der namentlich an dem Schloßberg vorzüglich gedeiht. Der Unterschied der Weinberge stellt sich durch die Preise am auffallendsten heraus, indem in den besten Lagen der Morgen mit 600 fl., in den geringsten aber nur mit 50 fl. bezahlt wird; die mittleren Preise sind 200–300 fl. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 4 Eimer angegeben, und der Eimer kostete im Jahr 1846 60-65 fl., 1847 25–46 fl., 1848 16–40–44 fl., 1849 11–30 fl., 1850 12–27 fl., 1851 16–22 fl., und 1852 25–50 fl.

Der Wein findet nicht nur in die nächste Umgegend, sondern auch in das obere Gäu und in den Schwarzwald Absatz.

Die Gemeinde besitzt einige Morgen Güter, welche ihr jährlich gegen 40 fl. Pachtgeld abwerfen, und über 30 Morgen meist mit weichen Laubhölzern bestockte Niederwaldungen, welche im 15jährigen Umtriebe bewirthschaftet, all drei Jahre etwa 600 Stück | Wellen liefern, von denen jeder Bürger 30–40 Stück als Holzgabe erhält. Etwa 20 Morgen eigentliche Weiden sind nebst der Herbstweide an einen Pachtschäfer um 180 fl. jährlich verliehen, woneben die Pferchnutzung noch etwa 80 fl. der Gemeinde einträgt.

Die mit einem Neckarschlag sich beschäftigende Rindviehzucht ist unbedeutend, und wird durch einen Farren, den ein Bürger gegen 25 fl. und die Nutznießung von 11/2 Morgen Wiesen anschafft und erhält, nachgezüchtet. Der Handel mit Vieh ist von keinem Belang. Die Zucht der Schweine wird nicht betrieben, dagegen wird viel Geflügel gezogen, das nach Stuttgart und Ludwigsburg zum Verkauf kommt. Die ohnehin geringe Bienenzucht ist im Abnehmen begriffen.

Das Fischrecht in der Enz steht theils Privaten, theils der Gemeinde zu, welche dasselbe um 16 fl. jährlich verpachtet hat.

Mittelst der durch den Ort führenden Vicinalstraße von Bissingen nach dem 1/2 Stunde entfernten Groß-Sachsenheim, wo sich eine Eisenbahnstation befindet, ist dem Ort der Verkehr mit der Umgegend gesichert.

Über den Haushalt der Gemeindepflege, welche eine bedeutende Gemeindeschadens-Umlage erfordert, sowie der Stiftungspflege s. Tabelle III.

Diese altsachsenheimische Besitzung kam zum Theil den 16. Okt. 1481 mit dem Enzzoll, abgekauft der Wittwe Hansens von Sachsenheim, geb. Helena Kaybin v. Hohenstein (Sattler Gr. 3, 154), zum Theil durch Heimfall nach Aussterben des Sachsenheimischen Mannsstamms an die Herrschaft Württemberg.

Früher nach Groß-Sachsenheim eingepfarrt, kam Untermberg im Jahr 1822 zur Pfarrei Bissingen.

Etwa 1/4 Stunde westlich vom Ort steht auf der Anhöhe das sog. Thürmle, ein kleiner, etwa 25’ hoher, runder Thurm, mit steinernem Dache; derselbe besteht aus zwei Stockwerken, von denen das untere mit Schußscharten, das obere mit oblongen Fenstern versehen ist; über dem Eingang steht 1574. Der Thurm soll früher der Burg Berg als Warte gedient haben.

Ein schmaler Flachrücken, der von der Enz auf drei Seiten umfluthet wird und etwa 1/2 Stunde südwestlich von Untermberg liegt, trägt die Benennung „auf Remmingen“; man stößt hier noch auf Grundmauern des ehemaligen Ortes Remmigheim (s. unten). Drei dahin ziehende Wege, wie der von Groß-Sachsenheim, der von Bissingen und der von Untermberg, werden „der Remminger Weg“ genannt; auch das der Stelle gegenüberziehende Thal führt den Namen „Remminger Thälchen“.

| Auf Remmingen und an dem von Bissingen herziehenden Remminger Weg stößt man zuweilen auf Grundmauern, die zu der Volkssage, daß hier eine große Stadt gestanden sei, Veranlassung gegeben haben mögen. Gegenüber von Remmingen, oben auf dem rechten Enzthalabhange, stand eine Burg (Schlößle genannt), von der noch Graben und Wall sichtbar sind.

In die Markung des abgegangenen Remmigheims (wie die frühere Schreibart war) theilten sich Unter-Riexingen, Markgröningen und Bissingen (Heyd Markgröningen 31). Im Vertrag Graf Ulrichs von Württemberg mit Markgraf Rudolf von Baden vom 17. Febr. 1342 (nicht 1322) wegen des Flößens auf der Enz, kommt vor „Remmikhein" mit einem Wehr, wo man für das Befahren der Floßgasse 4 Heller zahlen mußte (Reyscher Sammlung 17a, 2). Der „halbe Kirchensatz zu Remykein“ erscheint in einem Sachsenheimischen Lehensrevers vom 8. März 1394 gegen den Grafen Eberhard von Württemberg (St. A.).

Der zur Gemeinde gehörige Schellenhof liegt etwa 1/4 Stunde unterhalb Untermberg, 200 Schritte rechts von dem sog. Hagelwehrrechen, und wurde in den Jahren 1836/37 von dem Maurer Johannes Schell aus Bissingen auf einem von ihm urbar gemachten Feldgute erbaut.

Gefällberechtigt war zur Zeit der Ablösungs-Gesetze von 1848/49 die Finanzverwaltung, sie erhielt in Folge der Vollziehung derselben an Ablösungs-Capitalien für Zehnten 5775 fl. 23 kr., für andere Gefälle 6792 fl. 28 kr.


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