« Kapitel A 6 Beschreibung des Oberamts Urach Kapitel B 1 »
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VII. Gesellschaftlicher Zustand.
1. Grundherrliche Verhältnisse.
a. Grundherren.

Grundherrn im engern Sinne des Worts hat das Oberamt nicht. Zu dem K. Hof Achalm gehören 192/8 M. Äcker auf der Markung Ehningen und 545/8 M. Wald auf der Markung Sondelfingen. Sodann besitzen die Grafen von Degenfeld ein kleines unter die ritterschaftlichen Güter des Königreichs gezähltes Lehengut zu Dettingen, wozu ein Haus nebst 51/2 M. eigenthümlichem Grunde daselbst gehören, es sind aber damit weder polizeyliche noch vogteyliche Rechte verbunden (s. Dettingen). Dagegen hat das Oberamt außer dem Staat viele andere Gefälle-Berechtigte, hauptsächlich Körperschaften, worunter die Spitäler Urach und Nürtingen die bedeutendsten sind. Von den Standesherrn hat nur der Fürst von Fürstenberg kleine Gefälle zu Dettingen und Metzingen, und von dem ritterschaftlichen Adel die Grafen von Degenfeld zu Dettingen und Böhringen und der Graf von Dillen zu Pliezhausen. S. u. Cataster.


b. Lehens- und Leibeigenschafts-Wesen.

Der Lehens-Verband der Güter hat seinem Wesen nach längst aufgehört, und eben damit ist auch die Leibeigenschaft überall verschwunden.

Der Vertheilung der ehemaligen Lehengüter wurde schon seit langer Zeit kein Hinderniß mehr in den Weg gelegt; es gibt daher auch nur noch wenige größere Güter. Dagegen sind, wie fast überall, noch mancherley Lehens-Gefälle und Lasten übrig geblieben, wie wir gleich nachher sehen werden. Allodificationen konnten eben wegen des ungetheilten Eigenthumsrechtes keine vorkommen. Vergl. S. 61.


c. Grundlasten und andere Gefälle.
Gülten, Landachten etc. kommen fast überall, Theilgebühren nicht selten noch vor, in einigen Orten – Zainingen, Wittlingen | Pliezhausen, Ehningen – haben sich auch noch kleine Reste von Laudemial-Abgaben erhalten.

Im Ganzen ist der Betrag dieser Lasten weniger bedeutend, als in den meisten andern Oberämtern. Stärker sind und waren noch mehr verhältnißmäßig die vogteylichen und andere nicht auf dem Grund-Eigenthum unmittelbar lastende Gefälle, als Vogtrecht, Speisung, Georgii- und Martini-Steuern, Mähnigelder, Kuhmiethe, Hundsmiethe, Hund-Aufstockungs-Gelder, Weidegelder, Frohngelder etc. Theilgebühren haben noch die Orte Bempflingen, Mittelstatt, Sondelfingen und Pliezhausen zu entrichten. Eine große Anzahl von Orten hatte die Pflicht, die Brühlwiesen zu Urach in der Frohn zu besorgen; mehrere Orte waren mit der Holzbeyfuhr zu dem Schloße Urach frohnpflichtig. Die Frohndienste sind nun überall in Geld-Surrogate verwandelt. Mehrere Gefälle und Frohnen sind theils früher schon, theils in den neuesten Zeiten abgelöst worden und werden täglich noch abgelöst. Im Allgemeinen haben die Ablösungen auf der Alp weniger Eingang gefunden, als im Thale. Bey den fortwährenden Veränderungen in dem Stande der Grundlasten unterlassen wir, hier eine specielle Zusammenstellung derselben zu liefern, werden aber dagegen in der zweyten Abtheilung bey jedem einzelnen Orte die bedeutendern Gefälle-Berechtigten nennen. Nach dem dermaligen Stande betragen die Grundlasten im ganzen Oberamte zu Geld berechnet 9079 fl., darunter befinden sich 1389 Sch. Dinkel, 1447 Sch. Haber und 521/2 Sch. glatte Früchte, zu 3, 2 und 5 fl. gerechnet. Die vogteylichen und andere bey dem Cataster nicht berücksichtigte Gefälle machen nach der Aufnahme vom Jahr 1829 die Summe von 1481 fl. 6 kr. aus, und zwar in Geld 680 fl., in Früchten 45/8 Sch. Kernen, 106 Sch. Dinkel, 1371/8 Sch. Haber.

Die Zehenden, welche noch dazu kommen, werden alljährlich verpachtet; Verpachtungen auf eine Reihe von Jahren sind zwar an vielen Orten gemacht worden, sie haben aber, wie fast überall, wenig Beyfall gefunden, und werden, wo sie ablaufen, nirgends mehr erneuert.

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2. Staats- und kirchliche Einrichtung.
a. Eintheilung und Ämter.
aa. Bürgerliche.

Der Oberamts-Bezirk ist, wie oben schon erwähnt worden, dem Schwarzwald-Kreis zugetheilt, obgleich er seiner Lage nach mit diesem wenig Gemeinschaft hat. Er besteht aus 29 bürgerlichen Gemeinden oder Schultheißereyen, wovon 6 zweyter, die übrigen 23 dritter Klasse sind.

Die Ämter des Bezirks sind die gewöhnlichen aller Oberamts-Bezirke:

1) Das K. Oberamt und

2) Das K. Oberamts-Gericht mit einem Ober- und einem Unteramtsarzte, einem Oberamtspfleger, einem Gerichts- und zwey Amtsnotaren; der Unteramtsarzt und die beyden Amtsnotare haben allein ihren Sitz außer der Stadt, und zwar jener zu Metzingen und diese zu Metzingen und Ehningen.

3) Das K. Cameralamt zu Urach. Zu demselben gehören außerhalb des Oberamts-Bezirks noch die Orte Grabenstetten und Erkenbrechtsweiler, dagegen sind aus dem diesseitigen Oberamts-Bezirke die Gemeinden Ehningen, Mittelstatt, Reicheneck und Sondelfingen dem Cameralamt Pfullingen und die Gemeinde Pliezhausen dem Cameralamt Lustnau zugetheilt.

4) Das K. Forstamt Urach mit den Forstrevieren Metzingen, St. Johann, Urach, Wittlingen und Zainingen. Die Gemeinde Pliezhausen gehört zu dem Forstamte Tübingen; dagegen greift das Forstamt Urach mit den obigen und seinen weitern Revieren Gönningen, Grafeneck, Lichtenstein und Offenhausen in die Oberämter Nürtingen, Tübingen, Reutlingen und Münsingen ein.


bb. Kirchliche.
Der Oberamts-Bezirk enthält, einschließlich von Hülben und Trailfingen 22 Pfarreyen mit ebensoviel Pfarrorten und 23 Geistlichen, nämlich 20 Pfarrern und 3 Helfern. Die Pfarrey | Hülben wird von dem Helfer zu Dettingen, die Pfarrey Trailfingen von dem Pfarrer zu Gruorn versehen. Sämmtliche Pfarreyen stehen unter dem Dekanat Urach. Zu den Pfarreyen und dem Dekanats-Bezirke gehören noch drey auswärtige Filialorte, nämlich Klein-Bettlingen und Kappishäusern, nebst dem Hof Hammertweil, sämmtlich Oberamts Nürtingen, ferner Dörnach, Oberamts Tübingen. Das Dekanat gehört zu der General-Superintendenz Reutlingen. Über die früheren Veränderungen, s. vorn, S. 9.


b. Anstalten.
aa. Schul-Anstalten.

Eines der vier Seminarien des Landes für evangelische Geistliche hat seit 1818 seinen Sitz zu Urach. S. Urach.

Eine lateinische Schule ist ebendaselbst.

Deutsche Elementarschulen befinden sich jetzt in dem Oberamts-Bezirke in 29 Orten 32 mit 32 Schulmeistern und 16 Provisoren.[1]

Industrie-Schulen hat das Oberamt zu Urach, Böhringen, Donnstetten, Ehningen, Glems, Hengen und Metzingen. Es wird darin den Kindern Unterricht im Stricken und Nähen, in Ehningen und Metzingen auch im Sticken, und in Urach in der Doppelspinnerey gegeben.


bb. Landwirthschaftliche Anstalten.

Für die Pferdezucht bestehen eine Beschälplatte in dem Oberamte zu Urach, sodann der Königl. Fohlenhof zu Güterstein und St. Johann. S. h.


cc. Anstalten für den Verkehr.

Postanstalten hat das Oberamt zwey, eine zu Urach und die andere zu Metzingen, die letztere jedoch ohne Poststall. Beide Anstalten wurden erst im Jahr 1807 eingerichtet. Über Urach geht ein Postwagen nach Ulm und einer nach Ehingen.

| Landboten. Von Urach fahren zwey Boten, jeder wöchentlich zweymal, nach Stuttgart, und von Dettingen einer nach Tübingen. Außerdem fährt der s. g. Ulmer Bote von Tübingen nach Ulm durch Urach. Ein Frachtfahrer von Urach macht regelmäßige Fahrten zwischen Ehingen und Heilbronn.

Märkte. Das Oberamt hat 6 Orte mit Jahrmärkten. Urach, Dettingen, Metzingen, Ehningen, Neuhausen und Mittelstatt; Urach, Metzingen und Ehningen haben auch Wochenmärkte und Fluchtschrannen, in Urach findet jeden Samstag auch ein Schnellermarkt statt. Die Uracher und Metzinger Wochenmärkte sind so lebhaft, als anderwärts manche Jahrmärkte. In Metzingen hat sich in neueren Zeiten auch ein bedeutender Holzmarkt gebildet, seitdem die Ermsflößerey aufgehört hat.


dd. Straßen.

A. Landstraßen. Es ziehen vier Hauptstraßen durch das Oberamt, wovon 3 Poststraßen sind. Sie werden auf Kosten des Staats unterhalten, mit Ausnahme eines Theils der Ulmer Straße von Urach bis an die Oberamts-Grenze, dessen Unterhaltung auf der Amts-Körperschaft liegt.

1) Die Stuttgarter Straße, eine Haupt-, Land- und Post-Straße, die über Metzingen nach Urach und von da über Münsingen nach Ehingen und Oberschwaben geht. Sie läuft durch das ganze schöne Ermsthal bis Seeburg, und von da auf einer 1819 neu angelegten bequemen Steige auf die Alp hinauf.

2) Die Zwiefalter Straße, die von Urach aus nicht weit von der Stadt die steile Sirchinger Steige auf die Alp hinaufführt. Sie wurde von König Friederich, als Urach zu einer Poststation gemacht wurde, angelegt, und war Post-Straße, bis im Jahr 1810 die Münsinger Straße an ihre Stelle trat. Jetzt gehört sie eigentlich in die Klasse der Vicinal-Straßen.

3) Die Kirchheimer Straße über Gutenberg nach Blaubeuren und Ulm, eine Post-Straße, die aber das Oberamt nur zu Donnstetten und in der Markung von Zainingen berührt, wo sie sich bald mit der folgenden vereinigt.

4) Die Ulmer Straße, die von Tübingen über Reutlingen nach Metzingen führt, hier in die Stuttgarter Straße einlenkt, und | von Urach aus die hohe, 3/4 St. lange Ulmer Steige nach Böhringen hinauf, und über Zainingen nach Blaubeuren und Ulm führt. Sie ist ebenfalls Post-Straße, aber nicht überall in dem besten Zustande, besonders aber zwischen Reutlingen und Metzingen gar schlecht angelegt.


B. Vicinal-Straßen. Ihr Bau liegt, wie gewöhnlich, den Gemeinden ob, die wichtigern sind:

1) Die Mittelstatter Straße, von Metzingen nach Mittelstatt und von da nach Pliezhausen, bis Mittelstatt gut und kunstmäßig angelegt.

2) Die Neuffener Straße, von Metzingen über Kohlberg nach Neuffen, die aber schlecht ist.

3) Die Ehninger Straße, von Neuhausen nach Ehningen, gut und mit Obstbäumen besetzt.

4) Die Sattelbogen-Straße, von Dettingen über den Sattelbogen nach Neuffen, ganz im Zerfall.

5) Die Nürtinger Straße, die von Nürtingen über Neuffen hinaufzieht, aber nur mit einer ganz kurzen Strecke zu Böhringen, wo sie in die Ulmer Straße einlenkt, zu dem Oberamte gehört.

Die übrigen Vicinal-Straßen sind meist von geringer Beschaffenheit und haben auch, was übrigens bey den andern nicht weniger der Fall ist, als Verbindung-Straßen keine große Bedeutung. Als Alp-Übergänge bemerken wir noch: die Glemser Steig, die von Neuhausen nach Würtingen und St. Johann an der steilen Alpwand hinaufführt, an deren Kranze der grüne Felsen liegt; sodann die Grabenstetter Straße, welche durch das Pfälerthal über Grabenstetten und von da über Schlattstall hinab in das Lenninger Thal führt. Bis 1779 reiste man auf halsbrechenden Wegen durch das Oberamt; erst der häufige Aufenthalt des Herzogs Karl gab Veranlassung, daß eine Kunst-Straße in dem Ermsthal angelegt wurde. Zu gleicher Zeit wurde auch, um eine gerade Verbindung zwischen Tübingen und Ulm herzustellen, die Ulmerstraße von Urach über Böhringen gebaut. Das meiste geschah jedoch erst unter der Regierung des Königs Friederich, und der Verkehr hat insbesondere durch die Anlegung der Post-Straße über Münsingen sehr gewonnen. Der Flächenraum sämmtlicher Straßen und Wege des Oberamts beträgt 13983/8 Morgen.

| Brücken gibt es sehr viele in dem Oberamte, ihre Zahl beläuft sich auf 92 und zwar 67 steinerne und 25 hölzerne, 141/2 davon werden vom Staate, die übrigen von den Gemeinden gebaut. Von besonderer Bedeutung ist keine darunter. Die meisten führen über die Erms, eine zu Mittelstatt über den Neckar. Eine zweyte Neckarbrücke befindet sich bey Pliezhausen, sie liegt aber schon außerhalb der Oberamts-Grenze. Weggeld, Brückengeld, Thor- und Pflastergeld wird in dem ganzen Oberamte nirgends mehr bezahlt. Seit 1822 bezieht die Amts-Körperschaft aus der Staatskasse eine jährliche Entschädigung von 170 fl. für das Weggeld, welches früher auf der Ulmer Straße eingeführt war. Der Wegezoll, welchen die Stadt Urach ehemals zu beziehen berechtigt war, hat schon längere Zeit aufgehört. S. Urach.

Floßanstalten. Diese haben zwar neuerlich aufgehört, es dürfte jedoch manchem unserer Leser von Werth seyn, hier noch eine geschichtliche Nachricht davon zu finden. Die Anstalten bestanden in der Scheiterholz-Flößerey und in den Holzrutschen. Der Zweck derselben war, Stuttgart und die Umgegend mit Brennholz aus den holzreichen Alpwaldungen zu versehen. Das Scheiterholz wurde zu dem Ende auf der Erms, in die es in der Nähe von Seeburg eingeworfen wurde, nach Neckar-Tenzlingen und von da auf dem Neckar in den Holzgarten zu Berg bey Cannstatt verflößt. Da es auf diesem Wege, wie die Langholzflöße von dem Schwarzwalde durch das vormals reichsstädtische Gebiet von Eßlingen gehen mußte, so gab die Einrichtung zu vielen Streitigkeiten Anlaß, bis dieselben endlich im Jahr 1740 durch einen Vertrag beseitigt wurden.

Um das Holz nicht von der Höhe der Alp herabführen zu müssen, war eine sogenannte Holzrutsche, ein eiserner, 900 Fuß langer Canal, anfänglich an den Thiergarten-Berg bey Urach, nachher an dem Föhrenberge, 1/2 Stunde unterhalb Seeburg, angelegt. An diesen Canal wurde das Holz oben angefahren und in denselben eingeworfen. Mit Blitzesschnelle und donnerndem Getöse, das man über eine Meile weit | hörte, fuhr das Holz in dem Canal hinab, so daß in jeder Stunde 40 Klafter in das Thal an die Erms gefördert werden konnten. Ein großer Theil wurde übrigens immer auch zu Wagen an den Fluß gebracht.

Die Verflößung fand gewöhnlich im Frühjahre statt; zur Verstärkung des Floßwassers der Erms wurde der Seeburger See auf die bey Seeburg angezeigte Weise benutzt. In der Regel wurden jährlich bis ins Jahr 1739 ungefähr 4000 Klafter verflößt. Da man aber fand, daß die Waldungen diesen Ertrag in die Länge nicht mehr gewähren können, so wurde die Quantität auf 2000 bis 2500 Klafter herabgesetzt. Das Holz wurde größtentheils aus den Kronwaldungen genommen, manches wurde aber auch aus den Gemeinde- und Privat-Waldungen von der Finanz-Kammer, auf deren Rechnung die Anstalt bestand, gekauft. Im Jahr 1821 wurde die Flößerey aufgegeben, weil man keinen Vortheil mehr darin erkannte.

Über den Ursprung der Anstalt hat man verschiedene Nachrichten. Nach einer Mittheilung des K. Cameralamts Urach hat die Flößerey wegen des durch den dreyßigjährigen Krieg zu Stuttgart entstandenen Holzmangels im Jahr 1668 angefangen. Um diese Zeit war man jedoch mit der Floß-Einrichtung noch nicht bis Urach vorgerückt; denn im Jahr 1668 wurde das Holz zum Einwerfen nach Metzingen geführt. Erst im Jahr 1684 fing man an, von Urach aus zu flößen. Im Jahr 1680 wurde auch eine hölzerne Holzrutsche bey Urach eingerichtet; wahrscheinlich hatte jedoch schon früher eine ähnliche Einrichtung an dem „Rutschenberg“ hinter der Festung bestanden. Zu der neuen Einrichtung wurden 212 Eichstämme aus der Grafenecker Hut (jetzt sind die Eichen dort selten) beygeführt, und der Kostenaufwand für die Einrichtung betrug nach einem noch vorhandenen Verzeichniß, außer dem Holz, 1725 fl. Da die Einrichtung viele Erhaltungs-Kosten verursachte, so wurde an die Stelle der hölzernen Rutsche im Jahr 1730 eine zu Königsbronn gegossene eiserne gesetzt. Einige Jahre später 1746 | wurde die Rutsche bey Seeburg, anfänglich ebenfalls aus Holz, nachher aus Eisen gebaut; um dieselbe Zeit wurde die Floß-Einrichtung, die bisher nur von Urach an statt gefunden hatte, bis dahin vorgerückt, und die Uracher Rutsche kam nun in Abgang. Ihre Trümmer wurden im Jahr 1797 mit einem Aufwand von 1443 fl. auf das Eisenwerk Christophsthal geführt. Im Jahre 1827 wurde endlich auch die Rutsche bey Seeburg abgebrochen. Das Gußeisen wog 487 Centner und wurde an den Meistbietenden verkauft.


a. Oberamtspflege.

Die Oberamtspflege besaß im Jahr 1829 ein Vermögen an verzinslichen Capitalien und sonstigen Activen, mit Ausnahme der Steuer-Ausstände, von 16.241 fl. Die verzinslichen Schulden betragen dagegen 56.750 fl. Die Steuer-Ausstände bey den Gemeindepflegen betragen 18.032 fl. Steuer-Rückstände zur Staatskasse sind keine vorhanden. In Vergleichung mit frühern Jahren hat sich der Zustand, wie überall, sehr gebessert.


b. Gemeindepflegen.

Das Vermögen der Gemeinden bestand in dem gleichen Zeitraum, außer einem ansehnlichen Grund-Eigenthum,

an verzinslichen Activ-Capitalien in     65.590 fl.
an sonstigen Ausständen in   57.782 fl.
123.372 fl.
Dazu kommen Steuer-Ausstände bey den
Gemeinde-Angehörigen
  76.000 fl.
     Die Schulden betragen,
verzinsliche, 107.204 fl.
sonstige Schulden     2.355 fl.
109.559 fl.

wozu noch die obigen Steuer-Rückstände zur Amtspflege kommen.

Die meisten Schulden haben (s. die Tabelle) dermalen noch Urach und Dettingen. Übrigens hat sich der Gemeinde-Zustand | in neuerer Zeit überall außerordentlich gebessert; im Jahr 1823 betrugen die verzinslichen Schulden noch 140.457 fl. und die Steuer-Rückstände zur Amtspflege 101.393 fl. Viele Gemeinden sind nun ganz schuldenfrey und haben noch Activ-Capitalien.

Die meisten Steuer-Ausstände bey den Steuerpflichtigen hatten im Jahre 1830 noch

 Dettingen mit   36.924 fl.
 Sondelfingen mit   8.631 fl.
 Riederich mit   5.997 fl.
Die Gemeinde-Einkünfte betragen im Ganzen 68.503 fl., die Ausgaben 74.734 fl. Es wären also nur noch 6.231 fl. durch Umlagen zu decken; die Umlagen betrugen jedoch im Jahr 1829
 für die Oberamtspflege   9001 fl.
 für den Gemeinde-Schaden 12.107 fl.

Die Einkünfte fließen hauptsächlich aus Wald- und anderem Grund-Eigenthum, Schafweide und Pförch. Mehrere Alpgemeinden, namentlich Böhringen, Gruorn, Hengen, Rietheim, Trailfingen, Würtingen und Zainingen haben in der Regel nicht nur keine Umlagen nöthig, sondern sie haben sogar Überschuß an Einkünften, der den Steuerpflichtigen auf Abrechnung an ihrer Staatssteuer gut geschrieben wird. Außerdem haben die Einwohner in den Alporten gemeiniglich in den Allmandtheilen, Holzgaben, Viehweiden etc. mehr Genuß, als sie zu den Lasten beytragen.

Es ist sehr erfreulich, wahrzunehmen, wie unter der strengen Aufsicht, unter welche die Gemeinde-Verwaltung durch die neuere Gesetzgebung gestellt ist, durch den dadurch bey den Gemeindebehörden erregten Eifer für eine gute Verwaltung und durch gute Orts-Vorsteher, wovon oben S. 58 schon einige der vorzüglichsten genannt worden sind, nicht nur der Gemeinde-Zustand, sondern auch der Wohlstand der Einzelnen zusehends sich bessert.

Eine Oberamts-Leihkasse wurde durch einen Beschluß der Oberamts-Versammlung im Jahr 1829 wieder aufgelöst, weil die meisten Gemeinden nun im Stande sind, die Bedürftigen selbst mit Anlehen zu unterstützen, und weil | es dem guten Haushälter gegenwärtig überall nicht an Gelegenheit zu Geld-Aufnahmen fehlt. Schulden-Tilgungsplane und eigene von der laufenden Verwaltung getrennte Kassen bestehen bey den Gemeinden Urach, Dettingen und Ehningen, wo sie allein noch nöthig sind.


c. Stiftungspflegen.

Das Vermögen der Stiftungen ist weder in Grund-Eigenthum noch Capitalien sehr bedeutend; es betragen im Ganzen: die Capitalien 95.754 fl., die Schulden 2028 fl. Die Einkünfte stellen sich auf 11.137 fl., die Ausgaben auf 11.800 fl. Die vermöglichsten Stiftungen haben verhältnißmäßig Urach, Hengen und Glems.


4. Cataster und Steuern.

Die ordentliche Jahressteuer des Oberamts beträgt nach dem neuesten Stand von 1830/31 an 2.600.000 fl.

 Grundsteuer   25.452 fl.
 Gefälle-Steuer      316 fl.
 Gebäude-Steuer   6491 fl.
 Gewerbe-Steuer   6007 fl.
Zusammen 38.266 fl.

Vor dem Provisorium betrug die Steuer an 2.400.000 fl. 35.890 fl., durch das Provisorium wurde sie um 567 fl. ermäßigt. In der Tabelle ist der Stand vom vorigen Jahre angegeben.

An der Gefälle- und Gebäude-Steuer bezahlen (ohne Gemeinde-Verband):

Der Fürst von Fürstenberg, bey einem Gefäll-Cataster von 38 fl. 4 kr. 4 fl. 23 kr.
Der Graf von Degenfeld, bey einem Gefäll-Cataster von 75 fl. 1 kr. 8 fl. 19 kr.
und Gebäude-Cataster von 2250 fl. 6 fl. 45 kr.

Der Graf von Dillen, bey einem Cataster von 14 kr. 1 kr. Die zu dem Königl. Gut Achalm gehörigen Grundstücke sind bey Reutlingen aufgenommen.




  1. Als nach der Reformation das deutsche Schulwesen geordnet wurde, hatten nur wenige und noch i. J. 1594 nur 7 Orte eigene Schulen mit besoldeten Lehrern, die übrigen Orte nahmen nur für die Wintermonate s. g. Winter-Provisoren an. Damals konnte auch in dem Dorfe Glems kein Mensch weder lesen noch schreiben. S. Glems.
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