Beschreibung des Oberamts Tuttlingen/Kapitel B 18
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Der ansehnliche, von Obstbäumen umgebene Ort liegt etwas uneben auf den Ausläufern des hohen Berges Linsenbohl, die sich ziemlich flach gegen das rechte Ufer des Kraienbachs hinziehen. Etwa 1/4 Stunde nördlich vom Ort erhebt sich kräftig der hohe Lupfen, von dessen Fuß ein flach hügeliges Land bis zu dem Dorfe vorgreift. Mit Ausnahme des 1848 abgebrannten, wieder gut aufgebauten Orttheils sind die Gebäude häufig minder schön und viele derselben noch mit Schindeln gedeckt, auch theilweise an den Wetterseiten mit solchen verkleidet. Die Ortsstraßen sind in gutem Zustande und namentlich ist die Hauptstraße, welche ohnehin einen freundlichen Eindruck macht, sehr gut unterhalten und macadamisirt.
Schöne Aussichten bietet der Lupfen; doch sind dieselben theilweise durch den dichten Wald beschränkt, und eine sehr schöne, viel besuchte Aussicht gewährt der schon im Badischen gelegene Himmelsberg und zwar an den Schwarzwald, die Schweizeralpen und tief in das Württemberger Land hinein.
Die am westlichen Ende des Orts gelegene Kirche, in ganz einfachem Stil erbaut, wurde im Jahre 1811 zum letztenmal vergrößert; das 1870 höchst ansprechend neu hergerichtete und ausgemalte Innere enthält an der Südseite ein gut gearbeitetes Kruzifix aus dem 16. Jahrhundert. Der Thurm ist noch alt, vierstockig und oben mit vier spätgothisch gefüllten Schallfenstern geschmückt, endigt in ein Satteldach und bildet mit seinem untersten, kreuzgewölbten Geschoß die Sakristei. Eines seiner Fenster trägt die Jahreszahl 1600. Auf dem Thurm hängen drei Glocken, die größte mit der Inschrift: Joh. Ulrich und Rudolf Schalch von Schaffhausen gossen mich 1735 den 18. Juni. Lobet den Herrn mit hellen Cymbeln etc. (Psalm 150, Vers 5.) Auf der zweiten und dritten Glocke steht derselbe Bibelvers und auf beiden die Jahreszahl 1698. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.
| Der Begräbnisplatz wurde in neuerer Zeit hinter der Kirche angelegt und neuestens mit einem eisernen Gitter abgeschlossen. Man hat von ihm aus einen schönen Blick hinein in das stille, von Wald umkränzte Wiesenthal des Rohrbrunnenbachs. Der frühere einst ummauerte Kirchhof ging um die Kirche, die an der Stelle einer alten Wallfahrtskapelle errichtet wurde; jetzt ist hier ein freier Platz vor der Kirche angelegt.Das massiv, mit starken Mauern erbaute Pfarrhaus, die ehemalige sog. Klause (Nonnenkloster), steht bei der Kirche und wird von der Stiftungspflege unterhalten.
Das im Jahre 1827 erbaute Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnung des ersten Schulmeisters.
Das Rathhaus, errichtet in den Jahren 1839/40, enthält außer den Gelassen für den Gemeinderath ein Schulzimmer, II. Klasse, und die Wohnung des zweiten Schulmeisters. Außerdem bestehen eine Kleinkinderschule und im Winter eine Industrie- und eine landwirthschaftliche Abendschule. Überdies gehören der Gemeinde ein Backhaus, drei Waschhäuser und ein Armenhaus.
Vizinalstraßen gehen von hier nach Schwenningen, Tuttlingen, Öfingen und Schura; im Ort befinden sich zwei steinerne Brücken über ein Bächlein, das von der Quelle des Rohrbrunnens herkommt, sowie drei Stege; außerhalb des Orts 6 steinerne Brücken über den Kraienbach und zwei hölzerne Stege; sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten.
Der Ort ist hinreichend mit gutem Trinkwasser versehen, Wassermangel entsteht nie; laufende Brunnen bestehen im Ort nur zwei, dagegen 81 (öffentliche und Privat-) Pumpbrunnen und 4 Ziehbrunnen. Einige Brunnen sind schwefelhaltig.
Auch die Markung ist reich an Quellen; die drei bedeutendsten sind der Reifenbrunnen, der Sibyllenbrunnen und der Röhrenbrunnen. Überdies fließt am Ort vorüber der zuweilen austretende Kraienbach, in welchen am Ort der Röhrenbrunnenbach mündet.
Die im allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig acht Personen 80 und darüber Jahre zählen, sind fleißig, betriebsam, sparsam und für bessere Bildung empfänglich; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht. Von den Gewerben sind die Schuster, von denen viele nach Tuttlingen arbeiten, am stärksten vertreten; überdies sind vorhanden eine Harmonikafabrik mit 10–12 Arbeitern (Absatz hauptsächlich in die Schweiz), eine Dosenfabrik betreibt nur| ein Meister (Absatz im Land und zum Theil nach Amerika), eine Ziegelei liefert sehr gute Ware, eine Lampendochtfabrik mit 2 Stühlen (Absatz in die Schweiz und viel nach Stuttgart), eine Öl- und Malzschrotmühle im Ort und zwei Mahlmühlen außerhalb desselben, mit je 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, von denen eine noch mit einem Ölgang und einer Hanfreibe versehen ist. Sägmühlen bestehen zwei, Schildwirthschaften sieben, worunter drei mit Bierbrauereien, Kaufläden drei und ein Kramladen. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind im allgemeinen gut; der vermöglichste Bürger besitzt 112 Morgen Feld und etwa 20 M. Wald, der Mittelmann 20–40 M. Feld und die ärmere Klasse ist auf den Allmandgenuß beschränkt. Nur 8 Personen erhalten Gemeindeunterstützung.In Thalheim sind geboren, als Söhne eines Landwirths, der Theolog Matthias Schneckenburger und der als Dichter der „Wacht am Rhein“ bekannt gewordene Kaufmann Max Schneckenburger. Ersterer geb. 17. Januar 1804 wurde in den Seminarien zu Urach und Tübingen gebildet, hielt, nach längerem Aufenthalt in Berlin, als Repetent in Tübingen 1828 ff. theologische Vorlesungen, wurde 1831 Helfer in Herrenberg, 1834 Professor der Theologie in Bern, starb daselbst 13. Juni 1848. Das Nähere über sein Leben und seine Bedeutung als theologischer und kirchenpolitischer Schriftsteller, der sich durch Scharfsinn und Feinheit, insbesondere in der Vergleichung der kirchlichen Lehrbegriffe, auszeichnete, bei Hundeshagen in Herzogs Realencykl. für prot. Theologie XIII. 509 ff.
Max Schneckenburger, geb. 27. Febr. 1819, besuchte die lateinischen Schulen in Tuttlingen und Herrenberg, kam dann in eine kaufmännische Lehre zu Bern, von wo aus er im 19. Jahr auf einer Geschäftsreise Frankreich und England sah. Zu Anfang der 40ger Jahre siedelte er sich in Burgdorf, Kantons Bern an, wo er eine noch bestehende Eisengießerei gründete und eine Pfarrtochter aus seinem Geburtsort als Gattin heimführte. „Sein Herz hieng unverrückt an der deutschen Heimat und er gedachte auch dorthin bleibend zurückzukehren, als ihn rasch in der Blüte des Mannesalters der Tod hinwegraffte. Er starb, 30 Jahre alt, am 3. Mai 1849 zu Burgdorf, wo ein eisernes Kreuz seinen Hügel schmückt. Ein warmes, deutsches Herz, ein hoher, sittlicher Ernst, eine schöne, über den nächsten Berufskreis hinausgehende Bildung, ein scharfer Verstand, ein klarer, oft wahrhaft prophetischer Blick spricht sich in seinen nachgelassenen Briefen,| Tagbüchern und Aufsätzen aus. Auch ein Schatz von Liedern ist darunter verstreut, meist aus seinen Jünglingsjahren, wenige aus dem Mannesalter, wo der Betrieb des Geschäfts und der Kampf um die Existenz seine ganze Kraft in Anspruch nahm. Im Jahr 1840 entsprang dem durch Thiers angeregten Franzosenlärm, gleichzeitig mit Beckers „Sie sollen ihn nicht haben“, „die Wacht am Rhein“, welche, durch den vollen männlichen Brustton des Textes, wie durch die ansprechende Komposition von K. Wilhelm sich empfehlend, das neueste deutsche Nationallied geworden und mit der Geschichte des glorreichen Jahrs 1870 ebenso verwachsen ist, wie Arndts, Th. Körners, Max v. Schenkendorfs Lieder mit den Befreiungskriegen von 1813 und 1814. Aber auch aus seinen anderen patriotischen Gedichten spricht derselbe Geist, theilweise so überraschend prophetisch, als wären sie heute und für heute gesungen. Und wenn sie als poetische Tagbuchblätter weder auf dichterische Originalität, noch auf künstlerische Formvollendung Anspruch machen: „fast alle sind echte Lieder, Kinder des Augenblicks, musikalisch, volksthümlich, dem Herzen entsprungen, zum Herzen gesungen.“ Karl Gerok vor der Schrift: Deutsche Lieder von Max Schneckenburger, dem Sänger der „Wacht am Rhein“. Auswahl aus seinem Nachlaß. Stuttgart 1870. (Vgl. auch den Tuttlinger Grenzboten, in welchem die Wacht am Rhein 1840, Nr. 51 erschienen war, Nr. vom 19. Aug. 1870.)Ein dritter Bruder der beiden Vorgenannten, Christian Schneckenburger, geb. 1812, starb als Arzt in Ebingen 1877.
In den 1840er und 50er Jahren machte sich ein Volksdichter Haug, der Dichter „Bartle“ von Thalheim, in der Gegend einen Namen.
Die mittelgroße Markung, von der ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, ist mit Ausnahme des für den Feldbau benützten Hügellandes sehr bergig. Der Boden besteht vorherrschend aus einem fruchtbaren Lehm, auf den Bergen und an den Steilgehängen treten die steinreichen Zersetzungen des weißen Jura und am Fuß der Steilgehänge die sandigen und thonigen Verwitterungen des braunen Jura auf. Steinbrüche bestehen drei im weißen und braunen Jura, Lehmgruben sind einige vorhanden, auch Töpferthon wird gewonnen. Auf Erz wurde früher mit einigem Erfolg gebaut, während ein Versuch auf Silber selbstverständlich mißlang.
| Das Klima gehört zu den ziemlich milden des Bezirks und erlaubt einen mäßigen Anbau von Obst, das jedoch durch schädliche Frühlingsfröste öfters leidet; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten. Der Himmelberg bildet eine Wetterscheide.Die Landwirthschaft wird gut betrieben und ist in erfreulichem Fortschritt begriffen; außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln wird noch Gips, Hallerde, Kompost und Asche verwendet; die Düngerstätten sind meist eingemacht und die Jauche wird sehr sorgfältig gesammelt. Fast alle Pflugarten sind im Gebrauch, am häufigsten der amerikanische Wendepflug; verbesserte Ackergeräthe, Dreschmaschinen und namentlich Futterschneidmaschinen haben Eingang gefunden.
Man baut vorherrschend Dinkel, Haber und Ackerbohnen, ferner Weizen, Roggen, Gerste, Wicken und Linsen; außerdem Kartoffeln und Rüben; der Futterkräuterbau ist ziemlich bedeutend, man zieht dreiblättrigen Klee, Luzerne, Esparsette, auch Wicken als Grünfutter. Reps, Mohn, Hanf und Flachs, in neuerer Zeit auch etwas Hopfen. Jährlich können 400–600 Scheffel Dinkel, 50–80 Scheffel Gerste, und 500–600 Scheffel Haber, auf den Schrannen in Tuttlingen und Villingen Stadt, verkauft werden.
Der Wiesenbau ist sehr ausgedehnt und liefert ein ausgezeichnetes Futter; sämtliche Wiesen sind zweimähdig, doch ohne Bewässerung; es kann noch Futter nach außen verkauft werden. Gärten mit Blumen und Gemüsen sind ebenfalls vorhanden; an einem Hause zieht man auch Reben an einer Kammerz, die im Jahr 1874 über 200 reife Trauben trug.
Die Obstzucht nimmt zu, man pflanzt hauptsächlich den rheinischen Bonapfel, dann Goldparmänen und Gräfensteiner, von Steinobst besonders Zwetschgen, doch leiden die Bäume viel durch Frühlingsfröste. Das Obst wird gemostet, wozu von außen noch zugekauft werden muß, oder auch gedörrt. Eine eigene Baumschule und ein Baumwart bestehen.
Die Gemeinde besitzt 816 Morgen Wald, meist Nadelholz, wovon jährlich 350 Klafter Scheiter- und Prügelholz und etwa 3000–4000 Stück Durchforstungswellen geschlagen werden. Sämtliches Holz wird verkauft und der Erlös an die Ortsbürger vertheilt, jeder erhält jährlich 15–20 Gulden. Aus Abholz, Windfällen u. s. w. löst die Gemeinde noch jährlich 200–300 Gulden.
| An sehr guten Weiden besitzt die Gemeinde neben der Brach- und Stoppelweide 335 Morgen; sie werden von fremden Schafen befahren und tragen jährlich 800–900 Gulden, die Pferchnutzung ebensoviel ein. Außerdem bezieht die Gemeinde aus 459 Morgen Allmanden, wovon 418 Morgen (je 11/2 Morgen um 1 fl. 30 kr.) an die Bürger vertheilt sind, 550–600 Gulden. Unter diesen Allmanden sind auch 16 Morgen Wiesen mitinbegriffen, die zur Farrenhaltung benützt werden.Die Pferdezucht (Landschlag) wird im Ganzen nicht stark betrieben und ist eher im Ab- als im Zunehmen, auch die Pferdehaltung ist nicht gerade bedeutend. Dagegen ist die Rindviehzucht (Kreuzung von Simmenthaler und Landrace) in blühendem Zustand; zur Nachzucht sind 5 von der Gemeinde anzukaufende und zu erhaltende Farren, 3 Simmenthaler und 2 von Landrace, aufgestellt. Handel mit Vieh und Mastung kommt wenig vor. Den Sommer über laufen auf hiesiger Markung 400 St. Bastardschafe.
Die Schweinezucht wird sehr stark betrieben; es sind 80–90 Mutterschweine im Ort, die sämtlich, sowie 3 Eber, zur Nachzucht verwendet werden. Die Eber unterhält ein Privatmann gegen einen jährlichen Zuschuß von 100 fl. aus der Gemeindekasse. Von Ferkeln werden jährlich 400–600 Stück nach außen abgesetzt; Schweine zum eigenen Bedarf, wie zum Verkauf, gemästet; man hält hauptsächlich die halbenglische Race. Ziegen sind 80–90 Stücke im Ort.
Seit etwa hundert Jahren besteht hier die löbliche Sitte, daß bei Todesfällen die Hinterbliebenen Legate von 4–30 Gulden machen, wodurch jetzt eine Summe von etwa 1000 Gulden gestiftet worden ist, deren Zinsen am Jakobitag unter die Ortsarmen vertheilt werden.
Von Spuren aus der Vorzeit ist nennenswerth: eine römische Straße „Heersträßle“, auch „Heerstraße“, zog von Öfingen herkommend durch den östlichen Theil von Thalheim und weiter am südöstlichen Fuß des Lupfens über die „Schildäcker“ hin gegen Gunningen. Eine weitere römische Straße, von Schwenningen und Thuningen herkommend, zieht nördlich an der „Heidelburg“ und am südwestlichen Fuß des Lupfens vorbei über die Flur „Hagen“ gegen Oberflacht, hier „Heerweg“ genannt.
Auf dem Lupfen, den ganzen Gipfel des langgestreckten, jetzt durchaus mit Wald bedeckten Berges einnehmend, erhob sich einst die Burg der Grafen von Lupfen, eine der großartigsten| Burgen unseres Landes. Die Hauptburg lag auf dem westlichen Gipfel und war rings mit einem (noch sichtbaren) Graben umgeben; der gegen Osten ziehende Rücken des Berges ist noch besonders durch drei Vorgräben befestigt; man findet noch Bauschutt (auch Geräthschaften) von der Hauptburg, und von Gebäuden, die zwischen den einzelnen Vorgräben gestanden haben.Dann zeigen sich südöstlich vom Ort oberhalb der unteren Mühle Wall, Graben und Bauschutt des ehemaligen Schlosses Klingenberg, das vielleicht den im benachbarten Möhringen ansäßigen Klingenberg gehörte. Noch weiter gegen Südosten, auf dem „Reifenberg“, lag die Burg gleichen Namens, von der noch der Graben und wenige Trümmer sichtbar sind.
Am südlichen Abhang des Lupfen bei dem weit umhergesehenen „Lindle“ stand das jetzt ganz abgegangene „Ötishofen“, und östlich von der unteren Mühle soll das Dorf „Asp“, woselbst die Äcker noch „Aspengarten“ heißen, gelegen sein; – und am Fuße der Burg Reifenberg das Dorf Reifenberg. Endlich stand nördlich von der unteren Mühle eine Schmelzhütte, von der man noch auf Mauerreste stieß.
In der Nähe der Heerstraße gegen den Distrikt „Höll“ hin soll es früher mit Geistern gespuckt haben. Auf der Flur „Hagen“, südlich am Lupfen, wo sich die zwei obengenannten Römerstraßen kreuzen, war vermuthlich ein römischer Wohnsitz. Im Orte erhob sich auf einem Hügel eine große Linde, hier soll eine Mahl- und Dingstätte gewesen sein.
Von vielleicht historisch wichtigen Flurnamen nennen wir: Heerösch, Heeräcker, Heidenöschle, Zimmern, Schelmenwiesen, Götzenloch und Häseläcker.
Zu der Gemeinde gehören:
b. Götzenlocher Hof, liegt in der Nähe des „Götzenlochs“ bei der unteren Mühle.
c. Obere Mühle, eine Viertelstunde unterhalb des Mutterorts am Krainbach gelegen.
d. Untere Mühle, eine halbe Stunde, unterhalb Thalheim, ebenfalls am Krainbach.
Thalheim. Die Herzoge von Alemannien aus dem Geschlecht der rhätischen Burkhardiner hatten in einem Thalheim Besitzungen (Schmid Hohenb. I, VII), welches das unsere sein könnte, weil auch Effingen, Sunthausen, Möhringen darunter vorkommen, wahrscheinlicher aber doch als Thalheim im Hegau zu deuten ist. Der Name ist jedenfalls von der Lage hergenommen.| Nach der Reichenauischen Tradition (Gall. Oh. v. Barack S. 19, 32) soll H. Bertold von Schwaben um 990 nebst vielen andern Orten auch Thalheim ob Möhringen an’s Kl. Reichenau geschenkt haben. – 1095 schenkte Reinhold und sein einziger Sohn an’s Kl. St. Georgen einen halben Mansus bei Thalheim (Not. fund. bei Mone Zeitschr. IX, 220). – 1275 hat der Ort eine eigene Kirche, zu St. Egidien. Die Nomination hatte später das Domkapitel Konstanz (wohl von Reichenau her); als es aber 1550 einen Pfarrer ernennen will, wird es auf wirtembergischen Befehl vom Obervogt in Tuttlingen daran gehindert (Diak. Schmid Msc. vgl. Tuttlingen). Es war hier eine Klause oder Nonnenkloster, dem 5. Nov. 1338 Heinrich von Wartenberg den Zehnten zu Effingen gab (Baumann Wart. 183), das 1413 aber abgegangen war und nach der Reformation in ein Pfarrhaus verwandelt wurde, welches man 1709 gar schön renovirt (Schmid). Die Schule wurde 29. Nov. 1616 errichtet. Der erste Lehrer war Jakob Hager, ein Goldarbeiter aus Eisleben (eb.). Außer Lupfen waren Kl. Amtenhausen und die Villinger Johanniter hier begütert. Die hohe Obrigkeit beanspruchte Fürstenberg wegen der Landgrafschaft in der Baar. 1622 hatte der Ort nur 312 Einwohner, vermuthlich in Folge der Pest von 1611; 1634 wieder 612. Die folgenden Jahre verödeten ihn aber so, daß er 1634–1651 ganz ohne Pfarrer war. M. Jo. Marquart, Pfarrer seit 1623, kam 1634 um. Seine Witwe mit 10 unversorgten Kindern war Aug. d. J. in Sulz und beinahe um all ihr Vermögen gekommen. Auch in den französischen Raubkriegen trafen Thalheim harte Schicksale. 1702 im Juli waren die Einwohner flüchtig und zerstreut; mehrere hielten sich in Rosenfeld auf. 1704 überfiel eine Streifpartie Tallards das Dorf, plünderte und verbrannte es. 19 Familien mit 85 Kindern geriethen dadurch in solche Armut, daß man sie von Seiten der herzoglichen Kammer unterstützen und noch 12. Juli 1706 ihnen mehrere Ämter des Landes zu einer Kollekte anweisen mußte. 30. Mai 1848 brannten in Thalheim 42 Hauptgebäude mit Schaden von 129.000 fl. ab. –Als Reichslehen besaßen Thalheim die Herren von Lupfen [1]| (Glatz, Gesch. der Landgr. v. Lupfen-Stühlingen 1871). Als solche werden zuerst genannt Wilhelm 920, Georg 931, diese ohne urkundlichen Nachweis, etwas glaubwürdiger Heinrich 1065–70 als Benediktinerabt in Einsiedeln, Ulrich Abt in Reichenau 1049–1070, Ulrich, Abt daselbst 1080–1122, Bertholdus de Luffa 1140, Z. in einer Kl. Gengenbacher Urkunde (Schreiber, ält. Verf. der Stadt Freiburg S. 45). Vielleicht Ulrichs Bruder ist der gleichzeitige, in der Alpirsbacher Stiftungsurkunde von 1125–27 genannte Heinrich von Luphun. Es ist nicht zu ermitteln, in welchem Verwandtschaftsverhältnisse Rudolf II. von L., der 12. Abt des Kl. Einsiedeln, gewählt 1142, zu Heinrich stand; starb 1172. Weiter werden genannt Konrad 1215, Wilhelm 1211–1229, im Mai letztgenannten Jahrs Zeuge K. Friedrichs II. zu Messina (Böhmer Regg. Frid. Nro. 758), Berthold 1222, Ulrich, Kleriker 1229, Heinrich 1222–1233. Alles weist auf eine angesehene und mächtige Familie hin, wie auch die eine etwas spätere Zeit betreffende Notiz, daß ein Johann, Freiherr von L., 1289–1295 dritter Großprior des Johanniterordens für Deutschland gewesen (Beckmann, Beschreib. des Johanniterordens Frankf. 1723, S. 131; Winterfeld, Gesch. des Ord. St. Joh. Berlin 1859 S. 630). – Heinrich I., 1229–1256, erwarb die Landgrafschaft Stühlingen. Er war ein Schwager des letzten Grafen von Küssenberg-Stühlingen und erbte von ihm die Landgrafschaft, die er aber vom Bisthum Konstanz zu Lehen nehmen mußte 1251. Die Residenz wurde theils Lupfen, theils Stühlingen. Heinrichs Söhne sind Ulrich, Domherr in Straßburg, 1258–69, Hugo I., Stadtpfarrer in Rottweil, 1256–1268; Eberhard I. Landgraf; Stifter der eberhardinischen Linie, 1256–1302; Heinrich, Domdekan in Straßburg, 1256–1303; Berthold I., vor 1268, Stifter der bertholdinischen oder lupfen-lupfen’schen Linie. Die 5 Brüder stifteten 1258 nach dem letzten Willen ihres Vaters das Kl. Offenhausen, indem sie den Nonnen von Kenhausen ihre Besitzungen daselbst nebst Kirchensatz anwiesen. Eberhard I. erwarb bedeutenden Besitz und auch die Lehensherrschaft über Lupfen von Bertholds Sohn Heinrich II. 1294. Dagegen überließen er und seine Söhne Eberhard und Hugo an Heinrich II. 1299 das ihnen zustehende Gut in Schura und Thuningen. Eberhard I. kam auch in den ganzen und ungetheilten Besitz der Burg Karpfen mit Zubehör, wo er gerne residirte. Er war ein angesehener Mann und trotzte zeitweilig selbst dem Kaiser. Es| blieb ihm der Nachruhm, daß er der theuerste Ritter im ganzen Land gewesen. – Seine Kinder sind: Eberhard II., Berthold III., Hugo II., Eberhard, Gertrud. – Unter Eberhard II., Landgraf 1302–1323, gieng es mit dem Besitz wieder abwärts und es kam zu vielen Veräußerungen. Berthold III. war Kanoniker in Straßburg, zugleich Pfarrer in Aichen (Thiengen) und in Deißlingen. Hugo II. war Eberhards II. Nachfolger im Besitz bis 1344. Eberhard, genannt der Kanoniker, war Pfarrrektor zu Griesheim 1324. – Bertholds I. Kinder sind Heinrich II., Berthold II., Hugo, Eberhard und Anna. Heinrich II. verpfändete 1304 seine Hälfte an der Burg Lupfen an die österreichischen Herzoge Friedrich und Leopold, welche sie dem Gr. Rudolf von Hohenberg zu genießen gaben, von dem sie 1315 Heinrich wieder zu Pfand nahm und mit seinen Söhnen gerne daselbst residirte, obgleich er auch Bürger in Rottweil war. Er starb wahrscheinlich 1330. – Heinrichs II., Herrn von Lupfen, Söhne sind Berthold III. 1315, Konrad II., Heinrich, Domdekan 1318. Konrad II. brachte bedeutende Güter an das Haus durch seine Gemahlin Elisabeth v. Liebenstein 1324. Heinrich war wahrscheinlich zugleich Probst von St. Gallen. – Hugos II. von der eberhardinischen Linie Sohn war Eberhard III., Landgraf 1344–1370. – Seine Söhne sind Eberhard IV., Heinrich III., Johann, Domsänger in Straßburg, Eberhard, der Kleriker, Pfarrer in Lottstetten. Ersterer, 1366–1388, suchte Besitz und Ansehen des Hauses zu erhalten und zu vermehren. Er trat in die Gesellschaft des Georgenschildes; so auch nach ihm alle Lupfen. In den Städtekriegen standen sie auf Seite Wirtembergs. Eberhard ward 1377 in Tuttlingen (s. d.) von den Städtern gefangen und in lange Verwahrung gebracht. In demselben Jahr eroberten die Rottweiler auch die Burg Lupfen und zerstörten sie von Grund aus. Heinrich III., 1367–1380, war von Schulden gedrückt, gab seinem Bruder Eberhard 1377 seinen Antheil am Schlosse Stühlingen. – Konrads II. Sohn ist Georg I., Herr von Lupfen 1365. In dieselbe Zeit und Linie fallen Zaisolf I., Heinrich, Berthold IV. und Gertrud, ohne Zweifel Kinder Bertholds III. Zaisolf wurde Hofrichter in Rottweil 1385. Auch trat er in wirtembergische Dienste. Gertrud war 1373 Nonne in Amtenhausen. – Heinrichs III. Söhne sind Wilhelm 1403, Johann 1418, Hanmann Probst und Keller in Reichenau. – Den Glanzpunkt der Familie bezeichnet Hans I., Landgraf 1388–1436, Sohn Eberhards IV.,| Vermittler in vielen Streitigkeiten, treuer Diener Österreichs und des K. Sigmund, kaiserlicher Landvogt in Schwaben, Statthalter im Elsaß, Präsident des Rottweiler Hofgerichts, auf dem Konzil zu Konstanz nebst Eberhard von Nellenburg mit Handhabung der Ordnung (u. a. Verbrennung des Hieronymus von Prag) betraut, dann mit Exekution der Acht gegen H. Friedrich. Er ist aber auch der zweite Gründer des Familienguts; u. a. erwarb er durch seine Vermählung mit Herzlanda, der Erbtochter des Gr. Ulrich von Rappoltstein-Hohenack, die bis 1563 in Besitz der Familie gebliebene im Elsaß gelegene österreichische Pfandherrschaft Landsberg, ferner die Herrschaft Hewen mit Engen und gegen 20 Ortschaften. – Um die gleiche Zeit spielen die Brüder Bruno und Konrad III., Herren von Lupfen, wahrscheinlich Söhne Georgs I., eine Rolle. Sie hatten verschiedenen Streit mit Fürstenberg (s. Regg.) Bruno schlug sich auf die Seite Friedrichs von Österreich. Daher wurde auf Befehl K. Sigmunds die wieder aufgerichtete Burg Lupfen 1416 von der Stadt Rottweil vollständig geschleift. In dem Vorhof der Burg hatten, nach einer Angabe Brunos von 1432, 24 schildbürtige Burgsäßen ihre Wohnung gehabt. Seine Veräußerungen sind weit bedeutender, als seine Erwerbungen. 1421 übergab er seinem minderjährigen zweiten Sohne, gleichfalls Eberhard, wie der erste, der schon 1418 gestorben sein muß, u. a. seine eigenen Leute in Thalheim. An den Freiherrn Heinrich von Blumberg, dem bereits in Gemeinschaft mit den Emershofen Karpfen gehörte, verkaufte er 1432 sein Dorf Thuningen. Noch bedeutsamer aber war der Verlust der Stammburg samt den noch dazu gehörigen Gütern (Thalheim mit der Klause, den abgegangenen Weilern Ötishofen und Asp, dem Burgstall Reifenberg[2], welche Bruno, Konrad und ihre Schwester Ursula 25. April 1406 von Hans I. zu lebenslänglichem Lehen erhalten hatten. Sie wurden 1437 an Heinrich und Rudolf von Fridingen verkauft. Von den Fridingen und Emershofen kamen sodann beide Herrschaften, Lupfen und Karpfen, zusammen 1444 an Gr. Ludwig| von Wirtemberg. Bruno selbst stand 30 Jahre lang treu zu diesem Hause, starb 1439. Auch sein Bruder, Konrad III., 1384–1435, und dessen Söhne, Diepold und Hans 1450, standen in wirtembergischen Diensten, ebenso dieses Hans Söhne, welche gleichfalls Hans und Diepold hießen, 1460. Die zwei ersteren waren ohne Zweifel unehelicher Geburt; und da auch Bruno ohne Nachkommen gestorben war, so trägt auch dieser Umstand zur Erklärung des baldigen Verschwindens der bertholdinischen Linie bei. – Die weitere Entwicklung der eberhardinischen Linie fällt im wesentlichen außerhalb des Rahmens unserer Oberamts- und der Landesgeschichte; doch überblicken wir sie der Vollständigkeit wegen bis zum Schlusse. (Vgl. Franck, d. Landgrafschaften des h. röm. Reichs, Braunschw. 1873 S. 80–86). Hans I. Söhne waren Eberhard V. bis 1448, Heinrich IV. bis 1474, Hans II. bis 1488, Heinrich, Sigmund I. bis 1495. Heinrich IV. hatte und verlieh noch Güter in der alten Herrschaft und ihrer Umgegend, so in Trossingen, Thuningen, Thalheim, Wurmlingen. Er hatte eine Bibliothek von Klassikern und stand in Verbindung mit Aeneas Sylvius. Trotzdem trieben die Brüder Raubritterei, besonders vom Hewen aus. – Sigmunds I. Söhne sind Sigmund II. bis 1526, Heinrich V. bis 1521. Ersterer war kaiserlicher Rath und vorderösterreichischer Generalkapitän, sein Bruder trug 1511 der Herzogin Sabina an einem der Hochzeitstage mit 2 andern Grafen die Schleppe. Unter Sigmund brach der Bauernkrieg aus (vgl. Tuttlingen), und seine Grafschaft war schon 1524 ein Herd des Aufruhrs, wobei sich die Bauern auch über die seiner Gemahlin, Clementia von Montfort, zu sammelnden Schneckenhäuser (ohne Zweifel eine der alten spaßhaften Frohnen) beklagten. Sigmund starb im Ärger über den Aufstand. – Heinrich V. hatte 18 Kinder, worunter 10 Söhne: Johann, Bischof von Konstanz, bis 1537, der Inkorporator des Kl. Reichenau; Wolfgang Eberhard, seit 1513 in französischen Diensten, 1525 mit seinem Bruder oder Vetter Christof (ein Neffe, Sohn seines Bruders Georg, kommt einmal vor) in dem schwarzen Fähnlein vor Paris (Barthold, Georg von Frundsberg S. 320), gest. 1527; Georg, starb als Kind; Wilhelm, bis 1537; Georg II., um 1520 wirtemb. Obervogt in Balingen, auch als Hofrichter in Rottweil thätig, gest. 1546; Sigmund III., gest. in der Picardie; Christof (s. o.), im schmalkaldischen Krieg, obgleich katholisch, auf Seite H. Ulrichs, mit dem er auch die Abbitte| zu Ulm leisten mußte, was ihm bald, 1548 oder 49, den Tod brachte; Bernhard, als Kind gestorben; Heinrich, gest. in Spanien; Zaisolf II. gest. 1554, wahrscheinlich in Frankreich. – Wilhelm hatte einen Sohn Eitelfritz, Landgraf bis 1567; dieser stand in gutem Einvernehmen mit H. Christof, obgleich er ebenfalls bei der alten Religion blieb. Georgs II. Sohn war Joachim, bis 1562, gleichfalls mit H. Christof befreundet. – Von ihm stammt der letzte männliche Sproß des Hauses, Heinrich VI., geb. 1543, gest. kinderlos 26. Dez. 1582. – Die Landgrafschaft, auf welche auch H. Ludwig von Wirtemberg ein Auge geworfen hatte, kam durch Vermittlung der Pappenheim, welche die Anwartschaft auf deren Lehen um 83.000 fl. vom Kaiser erkauft hatten, endlich 1660 als österreichische Lehen größtentheils (u. a. mit den Lehen in Seitingen, Oberflacht, Thalheim, Thuningen, Wurmlingen, Tuttlingen, Trossingen, Schura, Nendingen) an Fürstenberg.
1329 Lehenleute von Amtenhausen: Konrad der Maier, die Klausnerinnen, Konr. Heiseli, Ulr. an dem Anger (Arch. Donauesch.) 1312 der Maierin Sohn hat ein Gut das giltet 4 Sch. Korn und Roggen 4 Schill. Pfenninge. (eb.) 20. Okt. 1384 vertauscht Kl. Neidingen an Else von Emmingen, Klausnerin in Thalheim, eine Gilt (Oberrhein 26, 7). 1398 Lehenleute von Amtenhausen zu Ötishoven Kunrad Heiseli, Klaus der Nusser. (Arch. Donauesch.) 1399 leiht Lupfen den halben Korn- und Heuzehnten an Heinr. von Immendingen und Heinr. Jäger gen. Spät, (Donauesch. Lupf., Salbuch) andere Zehenttheile an Heinr. Kun von Rottweil; einen Schuppoß hat Bertschi Jäger v. Eßlingen; ein Gütli Eberlin Butz, derselbe zwei Schuppossen; ein Gütli Konr. Kunli von Eßlingen; ein Gut Hans Dietinger von Rottweil; Heinr. von Th. eine Wiese genannt der von Thuningen Wies. Schupposse und Maierhof, Acker im Tufenthal, später (1436–89) vergibt Lupfen noch den Hof zu Asp, ein Gut zu Ötishofen ob Asp, einen Hof zu Konzenberg, genannt Zigerlis Hof; 1550 des Juxers Schuppoß. 15. April 1413 Mengen, aus dem ersten Spruchbrief zwischen Fürstenberg und Lupfen: Konrad von Lupfen klagt, daß Graf Heinr. von Fürstenberg ihn und die Seinen zu Thalheim gebrennt und beschädigt habe, wobei Gr. Egens Gesellen mitgeholfen. Es sei zur Zeit geschehen, da beide Theile in der Gesellschaft St. Georgenschilds gewesen, keine Absage erfolgt und dem Kläger circa 1500 fl. Schaden erwachsen. Gr. Egen erklärt darauf, für seinen Theil habe er sich bereits vor der Gesellschaft früher hierüber gerechtfertigt und dabei habe es zu bleiben, was auch von den Schiedsrichtern ausgesprochen wird. Für seinen Bruder erklärt er, dieser habe nicht Konr. von Lupfen schädigen, sondern nur die Bauern strafen wollen, welche dem Hans von Sunthausen vorher großen Schaden gethan. Konrad entgegnet, er habe damals mit H. von Sunthausen in gutem Frieden gelebt, als er überfallen worden. Allerdings seien etliche der Seinen dabei gewesen, als der Sunthauser | geschädigt worden, das sei aber ohne sein Wissen und Willen geschehen. Nachdem er dies eidlich erhärtet, wird Gr. Heinr. ihm und den Seinen zum Schadenersatz schuldig erkannt, wobei jedoch diejenigen ausgenommen sind, welche den H. von Sunthausen beschädigen halfen. (Fürst. U. B. 3, 82.) Ferner: Bruno von Lupfen verklagt den Gr. Heinrich, daß er für sich und seine Mutter ihn und die Seinen zu Thalheim mit Brand u. s. w. um circa 1500 fl. geschädigt habe. Gr. Heinrich läßt sich damit entschuldigen, daß er dort den Schaden seines Dieners H. von Sunthausen habe rächen wollen; seine Mutter sei ganz unbetheiligt. Letzteres erhärtet er eidlich, da aber Bruno mit Urkunden beweist, daß damals zwischen ihm und dem von Sunthausen Friede gewesen, so wird Gr. Heinr. für sich schadenersatzpflichtig erkannt (eb.). Ferner: die beiden Grafen klagen gegen die beiden von Lupfen auf Herausgabe des Zehntens zu Efingen, welcher Lehen von Fürstenberg für die Klausnerinnen zu Thalheim gewesen und von den Lupfen seit Abgang der Klause unrechtmäßig besessen werde. Die Herren von Lupfen erklären, der Zehnten sei zu Eigenthum und nicht zu Lehen gegeben worden und an sie als Klausenvögte und Herren gefallen. Dem gegenüber lassen die Grafen einen Lehenbrief verlesen, wonach Gr. Konrad sel. den Zehnten der Klause nur zu Lehen gegeben hatte, wogegen die von Lupfen einwendeten, der Lehenbrief sei schon sehr alt und verdächtig, weil er sich nicht in der Hand der Belehnten, sondern der Lehensherrn finde. Die Schiedsrichter weisen darauf beide Theile gen Villingen oder Engen vor die fürstenbergischen Lehensmannen (eb.). Die Mehrheit dieser erkennt (bis 31. Juli 1421), daß die Grafen den Zehnten ungestört besitzen sollen, bis etwa die Klause wieder in Aufnahme käme. Wegen der ausstelligen Zinse werden die Parteien an den St. Georgenschild verwiesen (eb. 150). Auch Wirtenberg sprach diesen Zehnten an, S. 68 a. O. Ferner: Die Grafen klagen gegen die Herren von Lupfen des Zolles wegen zu Thalheim und Thuningen unter Lupfen, der als in ihrer Grafschaft gelegen ihnen gehöre, während sich die von Lupfen desselben anmaßen und mehren. Die Herren von Lupfen legen dagegen einen Brief vor, wie dieser Weglohn an sie gekommen, und behaupten, sie hätten ihn wegen gesteigerter Wegbaukosten ebenfalls steigern dürfen und nicht mehr gesteigert, als die Urkunde erlaube. Nachdem sie dies beschworen, wird der Anspruch der Grafen abgewiesen (a. a. O.). 15. April 1413 Streit zwischen Lupfen und einer Guthe Reckenbächin wegen eines Theils des Hofs in Asp (eb. 83). Ferner: Streit wegen des Grutters, eines armen Knechts in Thuningen, und des Brulingers, eines armen Knechts in Thalheim (eb.). Ferner: Konr. von Lupfen klagt gegen die Grafen Heinr. und Egen, deren Mutter und die Ihrigen, daß sie ihn zu Thalheim um circa 500 fl. geschädigt hätten. Auf Erkenntnis des Gerichts beschwören die Angeklagten ihre Unschuld, „damit uns begnügt hat“ (eb.). Ferner: Die beiden von Lupfen klagen gegen die von Fürstenberg, daß sie sie abermals bezogen hätten zu Thalheim, Thuningen und Sunthausen und ihnen ihren Galgen daselbst niedergehauen und sie geschädigt um circa 500 fl. Wird an Gr. Hans von Lupfen oder wenn der nicht kommen wolle, an den Rath zu Rottweil oder Villingen verwiesen (eb.). Als Bruno von Lupfen zum Gerichte gen Rietheim mußte, haben fürstenbergische Diener und Knechte 14 Pferde stark, vor der Schalkenberg vor Ursenthal auf ihn gehalten, ihm einen Knecht| weggefangen und diesem einen Schwur erpreßt. „Item sie haben auch auf mich gehalten auf dem Hoberg und bei der Lichtenwartenberg“. Ferner nahmen sie aus der Kirche in Thalheim Bruns Fässer, den Zoll u. a. „Item sie ächten und bannen mit ihrem Landgericht die von Thuningen, Thalheim, Rietheim und fahen auch mir mein Federspiel und jagen und hagen und wehren mir Eicheln und Äpfel und felgen und kohlen und raifen, und wollten mir einen Platz machen zu Thuningen, die Fischenz daselbst zu wehren zu der vorgenannten Dörfer Zwing und Bännen, und alle Herrlichkeit mein ist und in ihrer Grafschaft nicht liegt.“ Bei der Eroberung von Lupfen hätten sie ihn und die Seinen auch zu Gefängnis gebracht und 3 Tage besessen. Sie hätten ihm Rietheim und die Burg Rietheim, was halb sein war, verbrannt (Schaden 500 fl.), ebenso Thalheim, das halb sein war und das sie ein ganzes Jahr wüst legten (Schaden 600 fl.), ebenso Asp, das Dorf und die Mühle, was halb sein war (Schaden 200 fl.); zu Hausen auf Vrenen hätten sie 40 Haupt Viehs genommen, und einem Lupfen’schen Eigenmann zu Thalheim 40 Haupt Viehs. Der Hanselmann (fürstenb. Diener) habe zu Trossingen 60 Ochsen genommen (Schaden 400 fl.) Tädigung wegen dieser Dinge zwischen Fürstenberg und Lupfen durch Bürgermeister und Rath der Stadt Rottweil 9. Sept. 1424 (a. a. O. S. 124); Vertrag zu Ulm 8. März 1425 (S. 128): beide Parteien sollten einander um ihre Ansprüche „billig gerecht“ werden. 10. Okt. wird die Sache vor Herzog Ludwig von Baiern gebracht (S. 133). Supplikation, Bericht, Befehl etc., welchergestalt ao. 1582 Vogt, Gericht und Gemeinde Thalheim die Güter am Lupferberg zwischen Thalheim und Durchhausen, so sie viel Jahr her um bestimmte Verzinsung inne gehabt und genossen, um 4934 fl. 15 kr. erblich sein verkauft worden, daraus sie dann zu ewiger Gilt jährlich außer jedem Morgen 4 Sri. Zelgfrüchten in die Kellerei zu Tuttlingen reichen sollen. Item welcher Gestalt der Trieb und Waidgang am Lupfenberg, so die von Thalheim auch gegen Verzinsung inne gehabt, dem Herrn Kammermeister J. H. Gut von Sulz nach verloffener strittiger Besteinung (neben 41/2 Mannsmahd Wiesen und 2000 fl. Hauptguts) von neuem zu Mannlehen angesetzt und verliehen worden; von diesem an die Thalheimer um 1500 fl. wieder verliehen. Das Neuhölzle von 500 Jchrt, welches nach Gut zu dem Lehen gehören soll, ist derer von Th. Eigenthum. (St. Arch.)
Lupfisches Kunkellehen von Stühlingen: 1344 hat Hermann der Jäger v. Konzenberg einen Zehnten zu Thalheim (s. o.). 16. Mai 1348 verkauft derselbe sein Gut z. Thalheim an Elsbeth v. Tannegg um 30 Pfd. H. mit Konsens Herrn Heinr. v. Wartenberg. 1363 macht Lupfen demselben gen. Spät Zehnten in Thalheim und Thuningen zum Kunkellehen; 1443 hat Heinr. Jäger gen. Spät Zehnten in Thalheim; 1495 Ant. Höppenlin das Schuppaßgut; 1504 hat Hans Knobloch v. Reischach Zehnten. 1563 hat Veit v. Reischach Zehnten zu Thalheim. Die Lehen wurden pappenheimisch, dann fürstenbergisch; abgelöst bis 1842. 1527 ist Lehensmann Heinr. Heini, 1532 Mart. Heini, 1550 Brosy | Veit, 1552 Pet. Veit, 1590 Hans Veit, 1654 Mart. Kohler, 1687 Jak. Kohler, 1727 Marx Kohler, 1760 Mart. Kohler, 1554 Mart. Hölderlin, 1606 Jak. Helderlin, 1660 Hans Rieger, 1682 Jak. Irion, 1495 Lor. Schnyder, 1518 Mich. Schnyder, 1520 Hans Jugster, 1527 Bened. Manger, 1535 Pet. Speck, 1538 Clem. Steheli, 1603 Hans Steheli, 1681 Franz Engesser; 1520 Hans Jugsters mit einem Schuppas; 1527 Hans Juxer, 1550 Hans Speck, 1590 Konr. Jerger, 1655 Jak. Held, 1699 Matth. Haußer, 1735 Jak. Kohler, 1759 Jo. Andr. Otto; 1468 Hans Kuntzly mit der Widum zu Thalheim, 1470 Heinr. Kuntzly, 1534 Mart. Hölderlin, 1550 Ambr. Manger als Träger seiner Geschwister und der Kirche Thalheim über ein Gütlein, 1516 Egid Wachter mit der Zimmerwiese zu Thalheim, 1 Hof und Hofstatt zu Holzgeringen, 2 Höfe zu Tällingen, 1 Gut zu Schura, 1527 Hans Wölflin mit der großen Zimmerwiese, 1550 Konr. Wölflin, 1559 Mart. Helderlin. (Arch. Donauesch.). –
Pfarrer: Jo. Laminet bis 1571; Jak. Eisenkopf 1571; Mart. Veihel 1590; Jak. Erhard 1603; Jo. Marquard 1623; Jo. Jak. Veihel 1651; Heinr. Schwarz 1656; Christ. Crato Kreuser 1677; Gottlieb Otto 1693; Paul Mayr 1710; Fridr. Hafenreffer 1711; Wolfg. Ludw. Speidel 1743; Ge. Fridr. Seefels 1745; Jo. Heinr. Riedler 1765; Jo. Jak. Straßer 1768; Sam. Alex. Straßer fil. 1786; Karl Fridr. Paulus 1814[3]; Karl Max. Weikersreuter 1829; Aug. Fridr. Pfäfflin 1855; Gust. Herm. Imman. Weigle 1871.
- ↑ Den mehrfach erörterten Namen leiten wir von einem a. d. Lupfried oder dgl. (vgl. Lüpfersberg, O.A. Öhringen abg., 1286 Luphrisberg) wenn es sein soll von einem kelt. oder burgund. Lupus oder dgl. ab, nicht aber, wozu Bacmeister noch geneigt war, von einem Lupodunum, wogegen ja eben das nachgewiesene Ladenburg (Lautenburg) und alle die Zarten, Ifferten, Leyden, Milden, Murten, Kempten, Verden und vielleicht sogar Wirtenberg sicher sprechen.
- ↑ Eine ritterliche Familie von Reifenberg kommt das 14. Jahrhundert entlang als fürstenbergische Dienstleute vor: Hug 1303 9. Apr. Zeuge; ders. 17. März 1304 Inhaber eines Pfandes von Fürstenberg, derselbe in der Sühne Graf Heinrichs mit K. Albrecht 30. Mai 1305; 1337 drei Brüder, mit Graf Heinrich Lehensherrn in Durchhausen; Ulrich 13. Dez. 1368; derselbe Mitstifter einer Kaplanei in Pfohren mit Graf Konrad vor 13. Aug. 1395 (Fürst. U. B. 2, 207, 13, 23, 29, 415, 559).
- ↑ Vgl. Beate Paulus, geb. Hahn, oder was eine Mutter kann. Eine selbst miterlebte Familiengeschichte herausgegeben von Ph. Paulus. Stuttg. 1874.
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