« Kapitel B 15 Beschreibung des Oberamts Tettnang Kapitel B 17 »
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16. Gemeinde Nonnenbach,
bestehend aus 8 Parzellen mit 487 Einwohnern.
Der Gemeindebezirk grenzt an den Bodensee und das Königreich Bayern. Die westliche Grenze bildet die Argen. Die Tettnang-Lindauer Landstraße geht durch den Bezirk; das Klima ist mild, nur im Frühjahr und Spätjahr neblich und feucht; der Boden fruchtbar: es wird viel Obst und auch Wein gebaut. Der Bezirk gehört zum Cameralamt Tettnang. In der Gemeinde befindet sich weder eine Pfarrkirche noch eine Schule, sie ist unter die Pfarreien Gattnau und Langenargen und die Schulen zu Gattnau und Hemigkofen vertheilt. Die Gemeinde Nonnenbach trägt 1/3 an den Bau- und Schulkosten bei. 1810 wurde die Gemeinde mit der Gemeinde Hemigkofen vereinigt, 1822 aber hauptsächlich wegen des ungleichen Schuldenstandes wieder davon getrennt. Der Gemeindebezirk gehörte zur Montfortischen Herrschaft Argen. Die Zehnten beziehen der Staat, in Kochermühle, Kreßbrunn und Retterschen allein, in Nonnenbach haben die Pfarrei Gattnau und der Spital Langenargen und letzterer auch in| Gohren Theil an dem großen Zehnten, den kleinen Zehnten an letzterem Ort hat die Pfarrei Langenargen. Der Spital Langenargen ist alleiniger Zehntherr in Reute, Schnaidt und Thunau. Der kleine Zehnte wurde schon von Östreich in Geld fixirt. An den Gefällen haben neben dem Staat, welcher bei weitem den größten Theil der Gefälle bezieht, die Kaplanei Langenargen, der Spital Lindau, der Spital Langenargen, die Pfarrei und der Meßner in Gattnau Theil. Der Schultheiß Braun, der in Retterschen wohnt, hat sich um die Reinlichkeit der Orte des Bezirks, sowie um Güllen-Einrichtungen verdient gemacht, und ist deßwegen auch öffentlich belobt worden.
  • 1) Nonnenbach, W. mit 106 k. Einw., Filial von Gattnau, an dem Nonnenbach und der Landstraße nach Lindau, 21/4 St. südlich von Tettnang und ebensoweit von Lindau. Der Ort hängt mit Hemigkofen ganz zusammen und bildet nur einen nach seiner Lage besonders benannten Theil davon. N. ist der letzte Würtembergische Ort auf der Landstraße nach Lindau, es steht daher auch noch ein ehemaliges herrschaftl. Grenzzollhaus daselbst. Es hat 2 Schildwirthschaften (Tafernen), 1 Hammerschmiede, 1 Öl- und 1 Lohmühle, auch gehört die ganz nahe gelegene Untermühle, 1 Mahlmühle dazu. Nahe bei Nonnenbach stand vor Zeiten ein Nonnenkloster, das aber längst eingezogen ist, man findet jedoch noch einige Spuren davon. Von dem Kloster erhielten wahrscheinlich Bach und Ort und wohl auch der benachbarte bayerische Ort Nonnenhorn ihren Namen. Das Kloster hatte Besitzungen im Orte und in den Parzellen Kreßbronn und Retterschen, stand übrigens unter Montfortischer Landeshoheit und Gerichtsbarkeit.
  • 2) Gohren, W. mit 89 k. Einw., Fil. von Langenargen, an einem Ausläufer der Argen.
  • 3) Kochermühle, mit 2 k. Einw., Fil. von Langenargen, eine Mahlmühle nebst Säge, an einem Canal der Argen, s. S. 16. vorm. Montfortisches Schupflehen.
  • 4) Kreßbronn, W. mit 104 k. Einw., Fil. v. Gattnau, hart am Bodensee und an der Landesgrenze gelegen. Der Weiler ist Sitz eines Nebenzollamts und war auch schon unter den früheren Regierungen Zollstätte für Land- und Wasserzoll. Es befindet sich von alten Zeiten her eine Städe- oder Schifflände daselbst; der Ort hat auch 4 Schiffer mit 2 Segelschiffen, welche zum Theil in Verbindung mit der Schiffergesellschaft in Langenargen stehen.| Von Kreßbronn aus wird hauptsächlich die Frucht verschifft, welche nach Vorarlberg geht. Im letzten Jahre wurden über 12.000 Scheffel nach Bregenz ausgeführt. Die Einfuhr besteht hauptsächlich in Schweizer Käse. Kr. ist der Geburtsort des Malers Brugger, s. Langenargen.
  • 5) Linderhof, ein Hof zwischen Betznau und der Kochermühle, der gewöhnlich unter Nonnenbach begriffen wird.
  • 6) Reute, W. mit 15 k. Einw., Fil. von Langenargen, bestehend aus 2 Höfen, die vormals Herrschaft Argensche Schupflehen waren.
  • 7) Retterschen, W. mit 104 k. E., Fil. v. Gattnau, gegenwärtig der Sitz des Schultheißen. Der Ort liegt an der äußersten südlichen Grenze des Oberamts gegen Bayern. Von den Höfen waren früher 3 Erblehen des Frauenklosters Löwenthal, 2 Schupflehen der Landcommende Altshausen und 1 des Freiherrn v. Sirgenstein.
  • 8) Schnaidt, H. mit 27 k. Einw., Fil. v. Langenargen, bei Thunau.
  • 9) Thunau, W. mit 40 k. Einw., Fil. von Langenargen, nahe am Bodensee, früher Ettenried genannt. Es hat eine Kirche und Kaplanei mit Kaplaneihaus. Die Kirche zum heil. Joseph wurde 1659 von Graf Hugo v. Montfort gebaut. Die Kaplanei wurde 1728 von der Gräfin Anna, Gemahlin des Grafen Anton v. Montfort und geb. Gräfin von Thun gestiftet, nachdem sie schon vorher die verschiedenen Güter, woraus der Ort besteht, zusammengekauft und den Namen Ettenried in den von Thunau verwandelt hatte. Die Umgegend liefert eine vorzügliche Thonerde.