Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt/Kapitel B 26

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Waldenbuch,
Gemeinde II. Kl. mit 2106 Einw., a. Waldenbuch, Stadt, 1812 Einw., wor. 1 Kathol. b. Glashütte, W., 220 Einw., c. Hasenhof, W., 39 Einw., d. Bachenmühle, 14 Einw., e. Obere Sägmühle, 21 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Stuttgart eingepfarrt.

Das Städtchen Waldenbuch, 4 Stunden südlich von Stuttgart an der Aich (hier Aia gesprochen) und einem von Weil im Schönbuch herkommenden Bach, der zuerst Todtenbach, dann Segelbach, weiter unter Seitenbach und zuletzt Heimbach genannt wird, auf und an einem beinahe ganz freistehenden, in das Aichthal vorgeschobenen, schön abgerundeten Hügel gelegen, ist der Sitz eines Revierförsters und eines Amtsnotars.[1] Auch befindet sich hier ein mit Wartgeld von der hiesigen und den umliegenden Gemeinden angestellter Arzt, nebst einer im Jahr 1820 als Filial von Plieningen errichteten Apotheke. Der vorerwähnte Hügel, auf dessen Kuppe das Schloß, welches Herzog Christoph auf den Grund einer älteren Burg erbaute, ferner die Kirche, das auf der alten Stadtmauer ruhende alte Pfarrhaus und das Schulhaus stehen, hängt nur gegen Westen mit dem sog. Weilerberg durch einen schmalen Sattel zusammen, und ist rings mit Wasser umgeben. Am Abhange desselben gegen Süden liegen das Rathhaus mit einem kleinen Marktplatz, sowie die eigentliche alte Stadt; die neueren Stadttheile ziehen sich theils in einer ziemlich langen Straße gegen den Weilerberg, theils lagern sie sich im Thale auf der linken Seite der Aich; eine kleine Häusergruppe liegt südlich der Stadt auf der rechten Seite des Heimbachs. Das alte Waldenbuch läßt sich an der Stadtmauer, die um der darauf erbauten Häuser willen, beinahe noch ganz erhalten ist, leicht erkennen. Es hatte vier Thore, wovon eines gegen Süden, mittelst einer unterirdischen Treppe in die Burg führte; die Spuren des Stadtgrabens, von dem auch eine Straße „am Graben“ heißt, sind noch vorhanden. Den Graben und den grasbewachsenen nördlichen Theil des Schloßberges umgab früher ein Zaun, inner welchem, so lange das Schloß noch Sitz eines Oberforstamts war (bis 1807), Hirsche und Rehe gehalten wurden.

Der Ort selbst ist unansehnlich, uneben, hat alte, unregelmäßig gebaute Häuser und schmale Straßen, welche innerhalb der Ringmauern gepflastert, außerhalb derselben meist gekandelt sind. Vermöge seiner Lage zwischen ziemlich hohen Bergen, ist derselbe reich an Quell- und andern Wassern, sogar auf der Höhe beim Schloß und Rathhaus sind reichlich | laufende Brunnen. Das beste Wasser hat der sog. Badbrunnen, neben welchem bis 1821 ein Badhaus stand. Im J. 1834 ließ Ernst Fried. Kaiser, Müller, im Aichthal, westlich vom Ort, artesische Brunnen bohren, theils um mehr Wasser auf die Mühle zu erhalten, besonders aber um zur Winterszeit des beschwerlichen und kostspieligen Eisens überhoben zu seyn; von 11 Bohrlöchern liefern fünf nachhaltig einen bedeutenden Wasserzufluß. Die Luft ist bei den rings umliegenden, ausgedehnten Waldungen und den hier zusammenführenden Thälern, die ihr freien Durchzug gestatten, sehr rein und gesund. Hagelschlag trifft die Gegend nur selten, da sich die Gewitter mehr auf den bewaldeten Anhöhen entladen und die Niederungen verschonen, dagegen schaden öfters Überschwemmungen den im Thal liegenden Gebäuden und Gütern.

Die massiv aus Quadern erbaute Kirche hat einige bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten. Mittelalterlich ist zwar nur der untere Theil des Thurms, den seine rohe Gestalt in dieselbe Zeit mit dem von Echterdingen, in’s 15te Jahrhundert, zu weisen gebietet. An ihn war, wie man von Außen noch deutlich wahrnimmt, die frühere Kirche so angebaut, daß sein unterer Theil den Chor bildete. Nach dem, vermuthlich um mehr Raum für das Schloß zu gewinnen, erfolgten Abbruch der alten Kirche wurde nun durch den Baumeister Schickhard 1607 unter Herzog Friedrich der neue Bau auf die entgegengesetzte Seite des Thurms, und zwar, weil die Fläche des Bergs hier bald zu schmal wird, in der Weise schief gestellt, daß jetzt der Thurm mit einer Ecke in die Kirche herein steht. Bei der nachgeahmten gothischen Bauart hat sich an der Kirche Vieles vom Barokstyl eingeschlichen, besonders auffallend ist dieß an dem mit 3 Glocken (die größte vom Jahr 1458) versehenen Thurm, der aus dem Viereck ins Achteck übergeht und dem eine birnförmige Kuppel, aus der ein weiteres schlankes Thürmchen emporwächst, aufgesetzt ist. Im Innern der Kirche sind die schöne Orgel und ein an der hintern Seite des Altars aufgerichtetes, fast lebensgroß geschnitztes Bild des Gekreuzigten bemerkenswerth. In der Sacristei werden ein Holzbild des heil. Vitus, des Schutzpatrons der Kirche, und einige silberne Kirchengefäße mit den württemb. und braunschweigischen Wappen, aufbewahrt. Die Kirche mit Thurm, Uhr und Glocken ist Eigenthum der Stiftungspflege und die Baukosten werden von dieser bestritten. Der Begräbnißplatz liegt von der Kirche entfernt, nördlich vom Ort an der Straße nach Stuttgart.

Das Schloß bildet ein unregelmäßiges gegen Norden geöffnetes Hufeisen. Seine ursprüngliche Bestimmung als Jagdschloß dauerte bis in dieses Jahrhundert fort, indem ein Oberforstmeister bis 1807 hier seinen Sitz hatte, und auch König Friedrich zur Jagdzeit häufig hier verweilte. Jetzt sind die Schloßgebäude, mit Ausnahme des Theils, welcher | zur Wohnung des Revierförsters dient, zu Aufbewahrung von Militär-Effecten dem Kriegsdepartement überlassen, welches die entbehrlichen Wohnungen vermiethet. Auch wurden im südlichen Flügel im Jahr 1834 Stationsgefängnisse für Transportgefangene eingerichtet. Von 1812 bis 1815 diente das Schloß als Kaserne und Spital. Das Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten und im Jahr 1834 wesentlich verbessert hat, liegt angenehm, frei und gesund. Das Schulhaus mit Lehrer-Wohnung, welches im Jahr 1820 neu erbaut wurde und 3 Schulzimmer enthält, in welchen ein Schullehrer, ein Unterlehrer und ein Lehrgehülfe unterrichten, steht zunächst bei der Kirche; die Baulast desselben ruht zu 2/3 auf der den Gemeinden Waldenbuch und Glashütte (s. u.) gemeinschaftlichen Stiftungspflege und zu 1/3 auf der Gesammtgemeindepflege. Ein weiteres Schulzimmer für den weiter angestellten 4ten Lehrer ist in dem im J. 1847 neu aufgeführten Bau eingerichtet, in welchem sich auch das Gemeinde-, Wasch- und Backhaus befindet. Eine Industrieschule besteht seit dem Jahr 1835.

Das Rathhaus erhielt erst im Jahr 1781 seine Bestimmung als solches; ein früheres, welches den Marktplatz verengte, wurde damals abgebrochen. Auf dem gegenwärtigen, welches im Jahr 1843 bedeutend verbessert wurde, hängt eine Glocke, mit den Evangelisten-Namen als Umschrift, von Pantlion Sydler zu Eßlingen im Jahr 1511 gegossen. Durch die Stadt, in welcher seit Verlegung der Poststation, die sich früher hier befand, eine Postablage errichtet wurde, führt die Landstraße von Stuttgart nach Tübingen; eine in den Jahren 1834/37 und 1841/44 erbaute Vicinalstraße, die sich hier, dem Laufe der Aich folgend, mit der Stuttgart-Tübinger Straße kreuzt, verbindet die Freudenstädter Straße, von der sie bei Böblingen abgeht, mit der Alpstraße, in die sie bei Aich einführt und vermittelt eine weitere Verbindung mit der Stuttgart-Ulmer Straße über Nürtingen und Kirchheim. Diese Vicinalstraße, von dauerhaftem Bau, gerader Richtung und wenig Steigung, hat nicht allein die einzelnen Schönbuchsorte einander näher gebracht, sondern namentlich den stark bevölkerten Gegenden am mittleren Neckar und am Fuße der Alp einen leichteren Zugang zu dem Holzreichthum des Schönbuchs und des Schwarzwalds aufgeschlossen. Eine weitere Vicinalstraße führt von Waldenbuch nach Weil im Schönbuch.

Mit Einrechnung des Weilers Glashütte (s. u.) zählte die Gemeinde Waldenbuch bei der Bevölkerungs-Aufnahme auf den 3. Dezember 1846 1041 männliche und 1040 weibliche, zusammen 2081 Angehörige; davon waren ortsabwesend 255, dagegen Fremde anwesend 42; die ortsanwesende Bevölkerung betrug also auf denselben Termin 1868. Im Jahr 1836 waren hier 982 männliche und 951 weibliche, zusammen 1933 Angehörige; die Vermehrung seit 1836 betrug also 148. Die Zahl | der Ehen betrug im Jahr 1846 348; die der Familien 1846 503. Es kamen hienach auf 1 Ehe 6,0 auf 1 Familie 4,1 Angehörige.

Geboren wurden von 1836/46 im Durchschnitt jährlich 100,2. Auf 1000 Einwohner kommen also 49,6 Geburten (oder 1 Geburt auf 20,1 Einw.). Unter 100 Geborenen befinden sich 6,2 uneheliche, oder die ehelichen verhalten sich zu den unehelichen wie 15,4 : 1, ein Verhältniß, das für die ehelichen Geburten günstiger als das vom Oberamtsbezirk (11,4 : 1) und als das vom ganzen Lande ist.

Gestorben sind jährlich nach obigem Durchschnitt 78,0; auf 1000 Einwohner kommen hienach 38,6 Sterbfälle (1 Sterbfall auf 25,9 Einwohner) und zwar auf 1000 Personen männl. Geschlechts 37,8, auf 1000 Personen weibl. Geschlechts 39,4 Gestorbene; auf 100 Sterbfälle kommen 128,4 Geburten.

Der natürliche Zuwachs zur Bevölkerung betrug in dem Jahrzehend von 1836/46 222 Köpfe (104 männl., 118 weibl.). Die Abnahme durch Hinausgezogene über Abzug der Hereingezogenen 56 (42 männl., 14 weibl.); der Zuwachs überhaupt 166 (62 männl., 104 weibl.).

Bei der Zählung von 1846 fanden sich hier: Übersechszigjährige 134, oder auf 1000 Einwohner 64, während auf die gleiche Anzahl im Oberamtsbezirk 67, im ganzen Lande 75,7 kamen.

Die im Allgemeinen minderbemittelten, mit einer Summe gerichtlich versicherten Kapitalschulden von 174.000 fl. belasteten Einwohner sind sehr fleißig, sparsam und gutmüthig. Ihre Hauptnahrungsquelle bildet der Feldbau, der hier wegen der meist unebenen Lage der Güter, wegen des magern, zum größten Theil aus einer Auflösung des grobkörnigen Keupersandsteins bestehenden Bodens, sowie wegen der häufigen Überschwemmungen, welche denselben wegführen und seine Ersetzung nöthig machen, mit vieler Mühe und Anstrengung betrieben werden muß und einen auffallenden Gegensatz zu dem Ackerbau der Filder bietet. Die Beschaffenheit des Bodens ist so ungleich, daß man auf einem und demselben Acker verschiedene Bodenarten und die größte Verschiedenheit der Ertragsfähigkeit findet.

Der Besitz der 6 begütertsten Ortsangehörigen bewegt sich zwischen 30–40 Morgen. Von den gewöhnlichen Halmfrüchten, die hier gebaut werden, kommt nur etwas Haber zum Verkauf, der Dinkel reicht nicht einmal für den eigenen Bedarf. In der ganz eingebauten Brache werden hauptsächlich viel Kartoffeln gezogen, außer diesen noch Angersen, Futterkräuter, Kraut übrigens nicht hinreichend, so daß noch von den Fildern aufgekauft werden muß; Hanf wird ziemlich gebaut, dagegen nur wenig Flachs. Der Hopfenbau ist bis jetzt nur von dem Lammwirth Eisenhardt, | der zugleich Bierbrauer ist, mit gutem Erfolg betrieben worden. Die Preise der Äcker gehen von 100–500 fl. per Morgen.

Die Obstzucht wird in ziemlicher Ausdehnung, namentlich an der südlichen Halde gegen das Aichthal und auf dem sog. Braunacker, betrieben. Es werden meist Mostsorten gepflegt, die viel nach Außen zum Verkauf kommen. Der Obstertrag in mittleren Jahren wird auf 20–25.000 Sri. geschätzt. Südlich der Stadt befindet sich eine Baumschule von der Größe eines Morgens, welche auf Veranstaltung des Stadtpfarrers Hauff auf einem zu diesem Zwecke von der Gemeinde überlassenen Allmandplatze mit einem Aufwand von 450 fl. (welchen die Schulfondskasse bestritt) angelegt worden ist. Der Wiesenbau ist sehr bedeutend und erstreckt sich etwas über 1300 M. sie erzeugen vieles und gutes Futter, von welchem ziemlich auswärts verkauft wird; übrigens ließe sich durch bessere Benützung der Gelegenheiten zur künstlichen Wässerung ihr Ertrag noch erhöhen. Die Preise bewegen sich zwischen 100–500 fl. per Morgen. Früher hatte Waldenbuch auch Weinbau an dem südlich gelegenen Abhang der Mühlhalde, wo heute noch Äcker „hinter den Wengert“ heißen; auch die Benennung Keltergärten kommt dort vor.

Die Gemeinde ist im Besitz von 240 Morgen Waldungen, welche meist mit Nadelholz bestockt sind; der jährliche Ertrag derselben von etwa 60 Klaftern und 2000 Stück Wellen wird für die Gemeindekasse verkauft. Außerdem haben die Waldenbucher seit alter Zeit bedeutende Schönbuchsgerechtigkeiten, welche durch Vertrag vom Juni 1830 zwischen der Staatsfinanzverwaltung und der Gemeinde dahin bestimmt wurden, daß die Besitzer der Häuser, welche innerhalb den Grenzen des alten Städtchens liegen, jährlich 400 Klafter und 10.000 Stück Wellen gegen Ersatz des Holzmacherlohns, und die außerhalb Etters wohnenden Bürger 40 Klafter und 1000 Büschel gegen Entrichtung des ganzen Schönbuchpreises aus den Staatswaldungen erhalten, auch bei Bauten den Bauenden innerhalb des Städtchens das nöthige Bauholz um den halben, denen außerhalb Etters um den ganzen Schönbuchspreis gereicht wird. Ferner werden aus den Staatswaldungen den Schmieden und Wagnern Brenn- und Werkholz in näher bestimmten Beträgen, sowie den Zieglern jährlich 24 Kl. Brennholz abgegeben, wogegen diese die Ziegelwaare zu den herrschaftlichen Gebäuden in Waldenbuch zu herabgesetzten Preisen zu liefern haben. Der Ortsgeistliche bekommt 20 Klafter und 600 Stück Wellen. Auch wurde den Einwohnern die Vergünstigung, Laub und Leseholz zu sammeln, vorbehalten, von denselben aber die Fortbezahlung der sog. Schönbuchmiethe an die Staatsverwaltung anerkannt. Die Bevorzugung der innerhalb Etters Wohnenden hat übrigens die | sichtbare Folge, daß selten außerhalb gebaut wird und die Wohnungen im Städtchen sich immer mehr drängen.

Auf der Markung liegen ungefähr vierzig Morgen Weiden, die nebst der Herbstweide auf den Feldern für Schafe um 800 fl. jährlich verpachtet sind. Eigentliche Pferdezucht besteht nicht, es werden nur Zugpferde gehalten. Die Rindviehzucht beschäftigt sich mit einer guten Landrace, auch wird einiger Handel mit Zugvieh getrieben.

Werksteine werden zwar auf der Markung nicht gewonnen, dagegen fehlt es nicht an Brüchen im Liaskalk zu Gewinnung des Straßenmaterials, auch werden seit einigen Jahren in den benachbarten Kronwaldungen Mühlsteine gebrochen.

Von den Gewerben sind eine Ziegelhütte und eine Mahlmühle welche sich im Ort befinden, zu nennen; weitere Mühlen außerhalb desselben (s. u.). Geschickte Handwerker, namentlich Schuster und Schneider, die zum Theil nach Stuttgart, Tübingen und sonst in die Umgegend arbeiten, sind mehrere hier; von den Schneidern wird auch viele Arbeit für die Militärverwaltung gefertigt. Die Roth- und Weißgerber, deren sich 12 Meister hier befinden, sind in Waldenbuch zünftig, von den 7 Hufschmieden, welche auf dem Gewerbe arbeiten, geben sich mehrere mit der Fertigung von Brabanter und Suppinger Pflügen ab, die weithin verkauft werden. Zahlreich sind die Korbmacher (12), die ihre Waare in der ganzen Umgegend absetzen. Im Ort bestehen 2 Handlungen und 7 Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei. Der Holzhandel, der früher sehr stark betrieben wurde, hat abgenommen. Überhaupt ist der Ort in gewerblicher Beziehung gegen früher zurückgekommen.

Nicht günstiger als die ökonomische Lage der Ortseinwohner sind die Vermögensverhältnisse der Gemeindepflege, welche nach der Rechnung von 1848/49 an einem Deficit von 1938 fl. leidet, so daß neben 1600 fl. Staatssteuer jährlich 13–1400 fl. Gemeindeschaden umgelegt werden müssen.

Großzehentherr ist der Staat, das kleine Zehentrecht steht der Pfarrei zu, wird aber von dem Cameralamt verwaltet. Der Heuzehenten wurde schon im Jahr 1621 abgekauft. Die Gülten, Hellerzinse etc. sind neuerer Zeit abgelöst worden. Das Vermögen der den beiden Gemeinden Waldenbuch und Glashütte gemeinschaftlichen Stiftungspflege beträgt 3068 fl. Unter den vorhandenen Stiftungen ist eine von 200 fl. zu erwähnen, welche der im Jahre 1792 nach 40jährigem dienstlichen Aufenthalte dahier verstorbene Oberforstmeister von Röder zum Andenken an den Hubertsburger Frieden (1763) gemacht hat.

Übrigens besteht auch eine Gesammtgemeindepflege mit dem Weiler | Glashütte, aus welcher neben andern gemeinschaftlichen Ausgaben auch die Kosten der in Pacht gegebenen Farrenhaltung bestritten werden.

Waldenbuch gehörte wohl ursprünglich den Pfalzgrafen von Tübingen, von denen der Ort bereits im Jahr 1307 pfandweise an Diepold von Bernhausen gelangt war; im Jahr 1340 war Werner von Bernhausen der Besitzer (Senkenb. Sel. jur. et hist. 2, 251), bald darauf aber gelangte Waldenbuch auf unbekannte Weise an den Herzog Reinold von Urslingen, welcher mit seinem Sohne Konrad 1363 Sept. 14 an die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg die Stadt Waldenbuch nebst Zugehör, Leuten, Gütern, auch mehreren benachbarten Dörfern verkaufte (Steinhofer 2, 343. Sattler, Grafen 1, 193). Als jedoch Graf Rudolf von Hohenberg seine Besitzungen den 26. October 1381 an Herzog Leopold von Österreich verkaufte, war darunter auch die Mannschaft in Waldenbuch Burg und Stadt, die der[ER 1] von Württemberg hat (Hist. stat. Archiv für Süddeutschl. 1, 181), und erst 1499 gab Österreich seine Ansprüche an Württemberg ganz auf (Steinhofer 3, 493).

Bei Waldenbuch stand ein Waldbruderhaus (Besold. Virg. 568), auch geht die Sage von einem Templerhaus, welches im Jahr 1312 zerstört wurde (Steinhofer 2, 47).

An Kloster Sirnau schenkte im Jahr 1296 Wernher von Waltenbuch 25 Morgen Ackers, 7 Mannsmad Wiesen; sonst war auch das Predigerkloster in Eßlingen hier begütert.

Das Nominationsrecht der Kirche zu Waldenbuch, welches dem Kloster Bebenhausen zuständig gewesen war, ging durch die Secularisirung desselben im Jahr 1535 an Württemberg über.

In Waldenbuch starb 1678 Aug. 18 der berühmte Rechtsgelehrte Geh. Rath Wolfgang Adam Lauterbach.

Im Sept. 1634 wurde der Ort von den Kaiserlichen ausgeplündert und die Einwohner gräulich mißhandelt; am 8. und 9. Febr. 1643 erfuhr er gleiches Schicksal durch die Baiern unter Jean de Werth.

Das Ortswappen ist ein sprechendes, eine Buche.

Bewohnte Markungsparcellen sind:

a) Die Bachenmühle im Aichthal 1/2Stunde östlich von Waldenbuch hart an der Vicinalstraße nach Neuenhaus gelegen; sie gewährt einen freundlichen Anblick und hat ihren Namen von einem früheren Besitzer Bach. Mit dem Besitz dieser Mühle waren Schönbuchsgerechtigkeiten verbunden, wofür im Jahr 1820 14 Morgen Waldes als Entschädigung gegeben wurden.

b) Die s. g. Sägmühle, welche schon vor längerer Zeit in eine Lohmühle umgewandelt wurde, die von den Lohgerbern in Waldenbuch benutzt wird, liegt 1/4 Stunde nordwestlich von Waldenbuch ebenfalls im | Aichthale am rechten Thalabhange dicht am Walde und besteht aus etwa 6 geringen Gebäuden; in den Gebäuden wird auch Rothgerberei, Leimsiederei und eine Hanfreibmühle betrieben.

c) Der Hasenhof, auf der breiten Höhe zwischen dem Aichthal und dem Reichenbachthal 1/4 Stunde westlich der Stuttgart-Tübinger Landstraße gelegen. Der gut aussehende Weiler gewährt eine rühmenswerthe Aussicht auf das Reichenbachthal bis Neuenhaus und über die waldigen Schönbuchshöhen hinweg an die Alp. Eine prachtvolle Linde steht zunächst den hinter Obstbäumen heimlich liegenden Häusern, das Bild ächter Ländlichkeit vollendend. Etwas unterhalb des Weilers liegt der gemauerte, mit steinernen Wänden geschützte Brunnen, aus dem die Bewohner des Hasenhofs ihr Wasser kunstlos mit Kübeln am Haken schöpfen. Die Felder haben eine ziemlich ebene Lage und einen guten, ergiebigen Lehmboden, dem von den fleißigen und geordneten Bewohnern das Möglichste abgewonnen wird. Für eine Schönbuchsgerechtigkeit erhielten die Besitzer des Hofes im Jahr 1820 durch Vergleich 40 Morgen Wald.

Die Wittwe Herzog Eberhards I. von Württemberg, Barbara von Mantua († 1503), deren Wittwensitz in Nürtingen war, besaß hier eine Maierei, auf welcher sie gerne und häufig weilte. Endlich ist noch zu erwähnen:

Der Weiler Glashütte, welcher 1/2 Stunde westlich von dem Städtchen in einem engen, stillen Seitenthal des Aichthales gelegen, eigene Markung und getrennte Vermögensverwaltung hat, und unter den Bestimmungen einer im Jahr 1833 getroffenen Übereinkunft, eine Theilgemeinde von Waldenbuch bildet. Die kleinen Häuser verrathen schon auf den ersten Anblick die Vermögenslosigkeit der fleißigen Einwohner. Da die Markung ziemlich uneben und im Verhältniß zur Einwohnerzahl zu klein ist, auch einen ziemlich unfruchtbaren Boden hat, so sind die Einwohner nicht im Stande, sich ausschließlich vom Feldbau zu ernähren, daher sie ihr Brod auswärts, namentlich in den nahe gelegenen Staatswaldungen als Holzmacher zu verdienen suchen. Die Summe der versicherten Passivkapitalien der Ortsangehörigen beträgt 15.277 fl. Der Ort hat seinen Namen von einer Glashütte, welche im Jahr 1500 in Urkunden vorkommt.

Beachtenswerth sind die Reste einer Wiesenwässerung, welche sich hier vorfinden. Zunächst dem Haus, das auf die Stelle der einstigen Glashütte gebaut sein soll, wird eine Strecke des Bachbettes als ehemaliger See bezeichnet. Von diesem See aus führten am Abhang der rechten Thalseite hin und noch weit ins Aichthal hinab zwei Wassergräben. Den höher liegenden, längst nicht mehr benützten, bezeichnet eine lebendige Hecke, der tiefer | liegende dient noch theilweise zur Wässerung der Wiesen im Thalgrunde. Eine Wiederherstellung der ganzen Einrichtung wäre nicht allein für die Wiesen wegen der Futtererzeugung, sondern auch gegen Feuersgefahr zur Wasseransammlung wünschenswerth. Den Bewohnern der Glashütte ist neuerlich die Wohlthat einer Straße zu Theil geworden, die aus ihrem Thal heraus in’s Aichthal führt und sie mit der dieses durchziehenden Landstraße in Verbindung setzt.

Die kleine Gemeinde erhielt im Jahre 1821 für ihre Schönbuchsgerechtigkeit 30 Morgen Wald und 20 Morgen Weide, welch’ letztere unter die Bürger vertheilt und von diesen urbar gemacht wurden. Das Grundvermögen der Gemeinde besteht mit Einschluß der eben erwähnten Waldentschädigung in 42 Morgen gut bestockten Nadelwalds und in 14 M. Allmanden, welche mit Obstbäumen ausgesetzt sind. Ihr Geldvermögen beträgt 2244 fl. Kirche, Schule und Begräbnißplatz hat der Ort mit Waldenbuch gemeinschaftlich. Die Zehentverhältnisse auf hiesiger Markung sind dieselben, wie bei Waldenbuch; die von der Staatsfinanzverwaltung bisher bezogenen Gülten und Hellerzinse sind abgelöst.

Durch den 30jährigen Krieg und eine in Folge desselben ausgebrochene Pest war der Ort, welcher vorher 16 Haushaltungen und einen besondern Schultheißen hatte, eine Zeitlang ganz verödet.



  1. Der gegenwärtige Amtsnotar wohnt mit höherer Erlaubniß in Echterdingen.
Berichtigungen und Nachträge
  1. Korrigiert nach Beschreibung des Oberamts Gaildorf/Errata: Seite 273 Z. 14 v. o. lies der, statt er.


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