Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt/Kapitel B 23
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Die Gemeinde Stetten mit ihren in einer Markung verbundenen Parcellen war früher ein Theil des sogenannten Leinfelder Ämtlens (s. Leinfelden), hatte aber schon vor der im Jahre 1810 erfolgten Trennung eine besondere Vermögensverwaltung und einen eigenen, jedoch unter dem Leinfelder Stabsschultheißen gestandenen Schultheißen. Der freundliche, hinter Obstbäumen versteckte Hauptweiler Stetten liegt etwas erhöht am westlichen Saume der Filder mit freier, reizender Aussicht über dieselben. Nicht unbedeutend höher als der Weiler Stetten, nur 1/4 Stunde südöstlich von diesem Orte, steht der Weiler Hof, während 1/8 Stunde südwestlich auf dem Schönbuchsrücken, zwischen dem Reichenbachthal und der Filderebene, weithin sichtbar der Weiler Weidach hervorragt. Die drei Weiler stehen durch Vicinalstraßen mit Echterdingen, Plattenhardt und Bernhausen in Verbindung. Stetten und Hof sind hinlänglich mit guten laufenden Brunnen versehen, wogegen Weidach nur Zugbrunnen hat, welche jedoch nur selten versiegen; auf den Fall der Feuersgefahr sind in jedem der drei Weiler Wetten angelegt. Die Luft ist rein, aber etwas kühl, daher auch Frühlingsfröste zuweilen Schaden bringen; Hagelschlag kommt selten vor. Stetten hat eine Schule, an der auch Weidach und Hof Theil nehmen; sie wird von einem Schulmeister versehen. Das gut erhaltene Haus, das zugleich als Schulmeisterswohnung und als Rathhaus dient, ist 1802 neu erbaut worden. Eine Industrieschule, die übrigens nur den Winter über besucht wird, besteht seit 1829; sie erhält Beiträge von der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins. In kirchlicher Beziehung sind die drei Weiler seit 1816 mit der Pfarrei Echterdingen vereinigt, wo sich auch ihr Begräbnißplatz befindet.
Die Einwohner, deren Vermögensumstände, mit Ausnahme einiger Wohlhabenden, minder günstig sind, haben Sinn für Religion, sind fleißig, haushälterisch und genügsam. Der Güterbesitz der 4 größten Grundeigenthümer bewegt sich zwischen 56 und 32 Morgen; die Summe der auf den Ortsangehörigen ruhenden versicherten Passivkapitalien beträgt 53.941 fl. Die Güter, welche die Orte ohne Markungsabgrenzung besitzen, liegen theils am Fuß der Schönbuchsterrasse und gehören hier noch zu den Fildern, theils an der Terrasse selbst und größern Theils auf einer Hochebene, die zum Schönbuch zu zählen ist. Nach diesen verschiedenen Lagen | richten sich auch die Bodenarten; der zu den Fildern gehörige Theil hat einen tiefgründigen, fruchtbaren Diluviallehmboden, welcher gegen die Terrasse hin in einen schweren, übrigens ergiebigen thonigen und mergeligen Boden übergeht und auf der Höhe bei Weidach leichter, sandiger und unergiebiger wird. Die Hauptnahrungsquelle der Einwohner ist der Feldbau, der mit vielem Fleiß betrieben wird, aber dennoch nicht so reichlichen Ertrag liefert, wie die Felder der Nachbarorte Echterdingen, Bernhausen etc., was in den Bodenverhältnissen, denen überdieß wegen etwas geringen Viehstandes durch Dünger noch nicht hinlänglich nachgeholfen wird, seine Ursache hat. In dem üblichen Dreifeldersystem werden Dinkel, Gerste, Haber, Roggen, Einkorn und etwas Weizen gebaut. Von diesen Halmfrüchten gedeihen Dinkel und Gerste am besten und werden auch auswärts verkauft. Der durchschnittliche Ertrag an Dinkel wird zu 6 Scheffel, an Gerste zu 4 Scheffel, an Haber zu 4 Scheffel, an Roggen zu 31/2 Scheffel per Morgen angegeben. In der Brache, die ganz angebaut wird, erzieht man Kraut, Kartoffeln, Flachs, Hanf, Angersen und Futterkräuter. In neuerer Zeit kommt besonders der Hanfbau empor. Die Ackerpreise bewegen sich von 200–500 fl. per Morg. Die Wiesen, von denen nur wenige bewässert werden können, sind zweimädig und liefern gutes Futter, das zum Theil auswärts verkauft wird. In der Obstzucht dürfen sich Stetten und Hof mit jedem Nachbarort messen. Es werden meist Mostsorten und besonders Bratbirnen gepflegt und viel nach Außen abgesetzt. Auch geben die vorhandenen vielen Zwetschen-, Pflaumen- und Nußbäume in günstigen Jahrgängen reichlichen Ertrag.Der Rindviehstand, aus ungefähr 300 Stücken bestehend, könnte im Verhältniß zur Gemarkung etwas größer seyn; mit Mastvieh wird einiger Handel getrieben. Die Farrenhaltung ruht auf der Gemeinde. Die Gemeindeschafweide ist verliehen und wird mit 300 Stück Schafen beschlagen. Hühner und Gänse werden ziemlich gezogen und größtentheils nach Stuttgart verkauft. Die Bienenzucht ist nicht unbedeutend, und besteht dermalen in etwa 70 Stöcken.
Die Gewerbe dienen nur dem nöthigsten örtlichen Bedürfniß; Weberei treiben zwar beinahe alle Bürger, jedoch meist nur für den eigenen Bedarf.
An Waldungen besitzen einzelne Bürger 173 Morgen in Parcellen von 1/4–4 Morgen. Als Abfindung für die Holzgerechtigkeiten der Ortsangehörigen in den Schönbuchswaldungen hat die Gemeinde im Jahr 1820 von dem Staat 158 Morgen gut bestockten, jungen Nadelwald, welcher gegenwärtig jährlich 33 Klafter und 2200 Stück Wellen erträgt, und 48 Morgen Weidfläche erhalten, welche theils zu Wald angelegt, theils mit fruchtbaren Bäumen ausgesetzt wurde. Die in dem | Gemeindewald gewonnenen Wellen werden gegen Entrichtung des Holzmacherlohns an die Bürger vertheilt, so daß jeder 20 Stück jährlich erhält, das Stammholz hingegen wird für Rechnung der Gemeindekasse verkauft. Auf der Gemeindepflege haften bei 4321 fl. 29 kr. Activen 5084 fl. 30 kr. Schulden. Die Gemeinde hat weder eine eigene Stiftungspflege, noch Antheil an der Stiftungspflege des Mutterorts, und trägt zu den Kirchenkosten nur durch das in die dortige Stiftungskasse fließende Kirchenopfer bei.Den großen Zehenten und in Folge der Verwandlung des Einkommens der Pfarrei Echterdingen auch den kleinen und Obstzehenten bezieht der Staat; den Heuzehenten hat die Gemeinde an sich gebracht. Auch die Grundgefälle, welche der Staatsfinanzverwaltung zustanden, sind abgelöst.
Die zur Gemeinde gehörigen Mühlen, die Kochen- und die Walzenmühle, haben eine einsame, still romantische Lage in dem engen Reichenbach-Thale. Über der rundbogigen Kellerthüre der Kochenmühle steht die Jahrzahl 1551. In der Nähe der Mühle stehen 2 Linden schwesterlich beisammen, was die ohnehin malerische Parthie noch malerischer macht.
Stetten wird im Jahr 1229 zum ersten Male genannt unter den Orten, wo Kl. Bebenhausen Güter besaß (möglicher Weise könnte übrigens hier Stetten im Remsthale gemeint seyn). Jedenfalls in unserem Stetten erkaufte dasselbe Kloster im Jahr 1275 von Kl. Hirschau dessen Besitzungen (Orig. in Karlsr.).
Das Dorf war, anfangs unter tübingischer, dann unter württembergischer Oberherrlichkeit, Lehen der Herren von Bernhausen; die Einwohner waren todt und lebendig gen Bernhausen zinsbar. Im Jahr 1476 November 10 verkaufte Wilhelm von Bernhausen seinen Antheil an Stetten für 3600 fl. Rh. an Württemberg, der übrige Ort kam mit Bernhausen ebendahin.
Begütert, außer dem ebengenannten Kl. Bebenhausen, war hier vornemlich Kl. Salem; im Jahr 1238 wird ein Streit zwischen Abt Eberhard von Salem und Rüdiger, Ritter von Bernhausen, wegen der Gerichtsbarkeit über das Gut in Stetten verglichen; der Ritter behauptete, ihm gehöre das Gericht als pfalzgräflich tübingisches Lehen (Salemer Schenkungsbuch 2, 81). Ankäufe machte Salem noch im Jahr 1267 von Ritter Wölflin von Bernhausen für 15 Pfd. Heller; im Jahr 1273 Mai 8 von Pfalzgraf Rudolf von Tübingen dem Scheerer.[1]
Hof heißt im Landbuch von 1624 zu den Höfen. Weidach hatte | eine Capelle mit Wallfarth (Gabelk.); gegenwärtig steht nur noch ein ärmliches, hölzernes Häuschen, in dem eine Glocke hängt, welche bei Leichenbegängnissen und Abends zum Gebet geläutet wird.Auf dem, an die Markung von Echterdingen angrenzenden Theile der Markung Stetten, wo noch ein Gewand Lenkersweiler heißt, lag der abgegangene Ort Nenkersweiler, welcher in Urkunden von 1349 und 1385 vorkommt; in ersterer erscheinen Ulrich und Werner die Nänker und Albrecht der Sleht, Brüder von Nenkersweiler.
- ↑ Salem. Schenkungsbuch 1, 321. 314. In Urk. v. 1273 silva penes villam Steten, cujus termini de Hohenegerdun ad molendinum Wernheri, deinde versus Richenbach et in Neingersklingen et usque ad silvam dictorum fratrum de Salem.
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