Beschreibung des Oberamts Saulgau/Kapitel A 5
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Das Oberamt enthält nicht weniger als 192 Wohnplätze, und zwar:
Städte | 3 | |
Dörfer | 37 | |
Weiler | 69 | |
Höfe | 43 | |
Einzelne Mühlen und Wohnhäuser | 40 | |
192 | [ws 1] |
Unter den Dörfern sind Pfarrdörfer 21, und unter diesen Marktflecken 2, unter den Weilern sind Pfarrweiler 4.
Nur die Oberamtsstadt hat über 2000, und Mengen nahezu an 2000 Einwohner. Herbertingen ist das einzige Dorf, das über 1000 Einwohner zählt, von den übrigen haben nur drey – Scheer, Altshausen und Blochingen über 500, alle andere unter 500. Der größere Theil der Wohnplätze besteht in einzelnen Höfen und Häusern oder ganz kleinen Weilern, welche häufig nicht über 2 Höfe enthalten. Dieß ist besonders in dem südöstlichen Theile des Oberamts, dem Rheingebiete der Fall; der nordwestliche dagegen, oder das Donaugebiet hat meist größere und geschlossene Orte, und ist, wie oben gezeigt worden, auch viel bevölkerter[1]. Die Orte haben meist ein gutes Aussehen; die Reinlichkeit hat sichtbar zugenommen, und es zeichnet sich in letzterer Beziehung insbesondere das Dorf Lampertsweiler vortheilhaft aus.
Nach der angeschlossenen Tabelle I. beläuft sich die Anzahl sämmtlicher Gebäude auf 4270,
darunter befinden sich Haupt- und Wohngebäude | 2855 |
Nebengebäude | 1286 |
zu öffentlichen Zwecken bestimmt | 129 |
4270 |
Unter den Hauptgebäuden befinden sich Schlösser 4, unter den zu öffentlichen Zwecken bestimmten sind: 29 Kirchen, 35 Kapellen, 28 Rath- und Schulhäuser, darunter Rathhäuser ohne Verbindung mit Schulhäusern 3, in den 3 Städten, die übrigen sind Spitäler, Armenhäuser, u. s. w. Die Summe der Hofkammerlichen Gebäude ist 57.
Der Werth sämmtlicher steuerbaren und der in der Brandversicherung stehenden Gebäude beträgt:
|a) nach dem Steuerkataster | 2.101.575 fl. |
b) nach der Brandversicherung | 3.313.425 fl. |
Es kommt also 1 Gebäude nach a. auf 519 fl., nach b. auf 793 fl.
In der Brandversicherung stehen 4183 Gebäude. Nirgends steht die Versicherungssumme so hoch über dem Katasteranschlag, wie hier. Vermuthlich ist theils mehrfaches Brandunglück, theils die sehr mäßige Kataster-Einschätzung der meist ansehnlichen Gebäude die Ursache davon.
Der Flächenraum, welchen die Ortschaften mit Gebäuden und Hofstätten einnehmen, beträgt 4555/8 Morgen.
- ↑ Diese Verschiedenheit hat ihren Grund ohne Zweifel in den ältern politischen Verhältnissen. Das Rheingebiet, das ehemals zum Linzgau gehörte, war unter und neben der Landvogtey unter die Commende Altshausen und die Klöster Weingarten und Baindt, jetzt sämmtlich Hofkammerlich, getheilt. Das Donaugebiet gehörte zum Ertgau, aus dem die Grafschaft Friedberg hervorging. In jenem Theile herrschte das Lehens- und Leibeigenschaftssystem mit allen seinen Wirkungen. In der Grafschaft Friedberg konnte die Leibeigenschaft nie Wurzel fassen, die Einwohner behaupteten immer einen gewissen Grad von Freyheit, und Wohnsitze, Bevölkerung und Cultur gestalteten sich anders.