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23. Weiler,

ein kath. Pfarrdorf, südwestlich am Fuße der Weilerburg, jedoch auf einer beträchtlichen Anhöhe, 3/4 St. von Rottenburg. Das Dorf ist größtentheils regelmäßig in zwey Reihen zweystöckiger Häuser erbaut, und zählt 391 Einwohner und eine Ziegelhütte.

Ungeachtet die Ortsmarkung nicht sehr beträchtlich und der Boden zum Ackerbau nicht der günstigste ist, Wasser gänzlich im Orte fehlt, und fast eine Viertelstunde entfernt herbey geholt werden muß, so sind die Einwohner doch nicht mittellos, und bringen sich durch Sparsamkeit, Fleiß und vorzüglich durch gemeinsames Zusammenwirken und gegenseitige Hülfsleistung gut fort. Den Groß-, Klein- und Heuzehnten bezieht der Staat größtentheils, den Weinzehnten ganz. An dem Großzehnten nehmen Theil die | Gemeinde Weiler, an dem Klein- und Heuzehnten die Kirchenpflege zum h. Wolfgang daselbst und die Pfarrpfründe zu Dettingen. Zehentfrey sind 71/2 M. Wiesen, 1/2 M. Äcker, 81/4 M. Weinberge, und durchgängig in der Brach der Klee. 1293 bestätigt Graf Burkhard von Hohenberg einen Kauf durch Urkunde gegeben zu Weiler, apud inclusam Wiler. 1338 gestattet Graf Hugo von Hohenberg, „mit Gunst Meister Pilgerins Probst und Capitels zu Ehingen," dem Walter Wigelin von Wyler, unter seiner Burg zu Rottenburg, an der Landstraße, eine Kapelle zu bauen in sant Josen (Jodocus) Ehre. Diese Kapelle wurde durch Papst Nikolaus mit Ablässen begabt, 1339. Nach der Besitznahme der Grafschaft Hohenberg durch Würtemberg wurde dieselbe abgebrochen, und es steht auf der Stelle nur noch ein Bildstock. Weiler war in ältesten Zeiten ein Filial von der Pfarrey zum h. Remigius zu Ehingen, und nachmals von dem Stift zu Ehingen. 1476 ward die Kapelle zum h. Wolfgang zu Weiler erbaut, eingeweiht und mit Ablässen begabt. 1479 ist von der Erzherzogin Mechtild dahin vertragen worden, daß die Einwohner von Weiler alle Sonntage und hohe Feste den Gottesdienst zu Ehingen besuchen, allda Messe und Predigt hören, und die h. Sakramente empfangen sollen, als in ihrer wahren Pfarrkirche. So sie einen Priester haben wollen, sollen sie es thun, mit des Chorstifts Vorwissen, endlich soll der Meßmer aus dem Weiler dem Probst schwören, das in Weiler gefallene Opfer redlich zu liefern. 1608 wurden die Kirchenpflegen zum h. Wolfgang zu Weiler, so wie St. Jodoc mit der Pfarrstiftspflege zu Ehingen vereint. 1655 wurden einige Altäre in der Kapelle zum h. Wolfgang zu Weiler durch den Weihbischof Miller geweiht. Weiler wurde lange durch einen eigenen Kaplan aus dem Stift zu Ehingen versehen; auch 1806 wurde ein eigener Cooperator für Weiler in Rottenburg angestellt, der aber 1811 nach Weiler selbst versetzt, und so der Ort zu einer eigenen Pfarrey erhoben wurde. Die Bauschuldigkeit und die Unterhaltung | des Pfarrhauses liegen der Gemeinde ob. Auf einem hohen abgerundeten, spitzigen Berge bey dem Dorfe stand einst

die Weilerburg. Von der Burg erkennt man nur noch wenige Spuren, in Mauerresten, Erhöhungen und Gräben. Sie wurde früher Rottenburg genannt, auch die alte Burg, im Gegensatze von der neuen Burg in der Stadt Rottenburg, und war nach den früher mitgetheilten Nachrichten lange der Sitz der Grafen von Hohenberg. Die Ruinen der Burg wurden 1614 vollends abgebrochen, und zu dem Kapuzinerkloster in Rottenburg verwendet. Die Aussicht auf dem Berge gehört zu den schönsten.



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