« Kapitel B 11 Beschreibung des Oberamts Ravensburg Kapitel B 13  »
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12. Gemeinde Kappel,
bestehend aus 31 Parz. mit 881 katholischen Einwohnern. Der Gemeindebezirk liegt an der Grenze gegen das Großherzogthum Baden, wovon ein abgerissenes Stück mit dem Orte Tepfenhardt von dem Bezirk und zum Theil noch von| dem Oberamt Tettnang eingeschlossen ist. Der Bezirk breitet sich über eine ziemlich bedeutende Hochebene aus, welche gegen Baden durch das hier enge Achthal begrenzt, außerdem von tiefen und wilden Schluchten durchschnitten ist. Die Gemeinde gehörte vormals zum schw. Landvogtei-Amt Wolketsweiler, mit Ausnahme der 4 Orte: Dezenweiler, Dürrsuppen, Wälde, Winterbach und eines Hofs zu Schneris, welche Ravensburgisch, und von Vorder-Schneris, das Weingartisch war. Grundherr ist die k. Hofkammer, die Grundgefälle sind übrigens vielfach vertheilt. Die Zehnten haben zu beziehen: in Kappel die badische Pfarrei Urnau von 591/2 Morg., von dem übrigen Felde die Ortspfarrei, diese auch in den Parz. 5, 6, 8, 9, 12, 16, 18, 19, 20, 22, 25; das Kloster Kreuzlingen, jetzt der Anwalt Manz von Fronhof, in den zu den Pfarreien Wilhelmskirch und Horgenzell gehörigen Parz. 2, 3, 7, 10, 11, 13, 14, 15, 21, 23, 26, 29, 30 und 31; die Pfarrei Horgenzell in P. 28, von einigen Morg. daselbst auch die Pfr. Kappel und das Kloster Kreuzlingen, jetzt Manz. Außer dem Hof Warth, der in die Pfarrei nach Rinkenweiler gehört, ist der Gemeindebezirk noch in 4 Pfarreien vertheilt, wovon 3: Kappel, Horgenzell und Wilhelmskirch im Bezirke selbst sich befinden, die vierte aber – Eggartskirch, dermalen unbesetzt, in dem Oberamte Tettnang liegt. In den Jahren 1816, 1817, 1820 und 1823 wurden mancherlei Umpfarrungen vorgenommen. Die vier Ravensburgischen Orte kamen erst 1810 mit der Stadt von Bayern an Würtemberg.
  • 1) Kappel, ein k. Pfarrweiler mit 28 Einw., 31/2 St. westlich von Ravensburg an der badischen Grenze, hoch über dem Achthal. Von einem Hof ist die Kirchenpflege Kappel G. H.

    Der Ort hat Kirche und Schule, eine Schildwirthschaft und eine Ölmühle. Die Kirche zum heil. Gall ist sehr alt, und ohne Zweifel älter als der Ort, der den Namen davon hat. Die Baulast der Kirche liegt der Kirchenpflege, die des Pfarrhauses 1/2 dieser und 1/2 der Pfarrstelle ob. Die erstere hat einen Fonds von 10.000 fl. Capital nebst 5 Lehenhöfen. Das Pfarrhaus wurde nach einem Brande 1672 neu gebaut. In die Pfarrei gehören außer Kappel die unten bezeichneten 11 Parzellen. Das Patronat ist königlich,| früher gehörte es dem Dom-Capitel Constanz als Oberpfleger des kleinen Spitals daselbst, das auch den großen und kleinen Zehenten, das Vogtrecht und 2 Höfe besaß, die Zehenten aber der Pfarrei überließ, und das Patronatrecht mit den 2 Höfen und dem Vogtrecht 1773 an Joh. Troll zu Kappel um 7300 fl. verkaufte, von dem sie um die gleiche Summe der Landschaft Altdorf überlassen wurden. Nachdem die Landvogtei Altdorf an Würtemberg gekommen war, wurde das Patronatsrecht landesfürstlich, die beiden Höfe und das Vogtrecht aber wurden 1823 von der vorm. Landschaft an Peter Lanz in Friedrichshafen verkauft, von dem die Pfarrstelle 1831 das Vogtrecht auslöste.
  • 2) Baumgarten, H. mit Schildw., 9 Einw., Fil. von Horgenzell, an der Kornstraße, G. H. war das Kl. Weingarten.
  • 3) Dezenweiler, W. m. 28 Einw., Fil. von Wilhelmskirch. 1 H. gehörte dem Kl. Weingarten, dem er schon ums J. 1150 von Rud. v. Schmalneck um des Seelenheils seines Vaters Eppo willen geschenkt wurde.
  • 4) Dürrsuppen, W. 9 Einw., Fil. von Horgenzell, s. o.
  • 5) Firmetsweiler, W. 25 Einw., Fil. von Kappel. Schon ums J. 1070 schenkte Gebino von Pfrungen (Pfruwangen) dem Kl. Petershausen Güter daselbst, 1 H. gehörte zur Commende Altshausen, 2 dem Kloster Weingarten und 1 besitzt noch die Kirchenpflege Kappel.
  • 6) Frauenacker, Hs. 5 Einw., Fil. von Kappel.
  • 7) Fronhof, H. 6 Einw., Fil. von Wilhelmskirch.
  • 8) Geigen, W. mit einer Mahl- und einer Sägemühle, die von der (Roth-) Ach getrieben wird, und 28 Einw., Fil. von Kappel. – 1 Gut gehört zur Pfarrstelle Kappel, 2 zur Heiligkreuz-Pflege Ravensburg. Die Mühle liegt unten am Einflusse des Fuchs-Tobelbachs in die Ach in enger wilder Gegend.
  • 9) Geigerstobel, H. 17 Einw., im engen und wilden Achthal, wie oben. G. H. die Kirchenpflege Kappel.
  • 10) Gossetsweiler, W. 45 Einw., Fil. von Horgenzell. 1 Gut gehört zur Präsenzpflege Ravensburg, 2 H. gehörten ehemals dem Kloster Kreuzlingen, jetzt besitzt sie der Schultheiß Manz in Fronhof
  • 11) Grauenstein, H. 3 Einw., Fil. von Horgenzell, zur Kirchenpflege daselbst gehörig. Es soll ehemals eine Burg hier gestanden haben.
  • 12) Happenweiler, W. mit einer Mühle, 57 Einw., Fil. von Kappel. 4 Güter gehören zur Kirchenpflege und 1 zur Pfarrstelle Kappel; 1 zum Patronat Zogenweiler und 1 gehörte dem Kloster Weingarten, das ihn 1201 von Werner von Raderai geschenkt erhielt. Betreffend das hohe Alter v. H., s. Dankertsweiler.|
  • 13) Horgenzell, k. Pfarrw. 42 Einw., an der Kornstraße. Die Pfarrkirche zu St. Ursula soll 1121 erbaut worden seyn, die gegenwärtige scheint aber nicht dieses Alter zu haben. Die Baulast der Kirche und des Pfarrhauses hatte das Kl. Kreuzlingen, jetzt der Anwalt Manz als Zehntherr, s. o., das Patronat ist königlich. In den Pfarrsprengel gehören außer dem Pfarrweiler 12 P., davon 8 in der Gemeinde Kappel und 3 in der Gem. Schmaleck und Zogenweiler. Die Schule für den Pfarrsprengel ist in Winterbach.

    H. kam unter dem ersten Propst des Klosters Kreuzlingen Magnoald, dessen Mutter eine Welfin gewesen seyn soll, nach der Wiederherstellung dieses von dem heil. Konrad, ebenfalls einem Welfen, gestifteten Klosters, ums J. 1127 an Kreuzlingen. Friedrich, ein Onkel Magnoalds und von Einigen ein Graf v. Montfort genannt, soll den Ort mit dem Kirchensatze dem Kloster geschenkt haben. Von 1622 an wurde die Pfarrei durch einen Klostergeistlichen versehen bis 1803. In diesem Jahre sequestrirte Östreich die Güter des Klosters und warf dem Pfarrer eine Competenz von 600 fl. aus. Würtemberg, an das H. mit der Landvogtei kam, setzte den Sequester fort, bis es im J. 1813 sich mit dem Kloster verglich und demselben die Zehnten mit der Obliegenheit abtrat, die Kirchen- und Pfarrgebäude zu unterhalten, das Patronatrecht aber für sich behielt. S. Wilhelmskirch.
  • 14) Kramerhäusle, H., 4 Einw., Fil. von Wilhelmskirch; zur Kirchenpflege gehörig.
  • 15) Luditsreute, H. mit 12 Einw., Fil. v. Wilh.
  • 16) Megetsweiler, W. 11 Einw., Fil. von Kappel. G.H. die Pfarrei Kappel.
  • 17) Rolgenmoos, W. 33 Einw., an der Kornstraße, Fil. von Egartskirch, dermalen Wilhelmskirch. Ein Hof und eine nicht mehr vorhandene Mühle mit einem Söldhäuschen gehörten Weingarten und wurden 1404 mit Beyenburg gekauft. Der Ort scheint ehemals einen Edelmanns-Sitz gehabt zu haben, ein Ritter Bertold, gen. von Rorgimoos, verkauft 1287 den Hof Dietrichs bei Amtzell an Weingarten.
  • 18) Rußmaier, W. 66 Einw., mit 1 Schildwirthschaft und 1 Ölmühle, Fil. von Kappel. 1 Gut gehört zur Kirchenpflege Kappel.
  • 19) Sattelbach, W. 89 Einw., Fil. von Kappel. 2 H. gehören zur Pfarrei und 2 zur Kirchenpflege Kappel, 1 H. zum Spital Ravensburg, die andern sind grundeigen.
  • 20) Schmalzhafen, H. mit 5 Einw., Fil. von Kappel.
  • 21) Schneris, Hinter-, Hs. 5 Einw. und|
  • 22) Schneris, Vorder-, Hof. 4 E., beide Fil. von Horgenzell. Das letztere war Ravensburgisch.
  • 23) Schwedistobel, Hs., 7 Einw., mit 1 Ölmühle, Fil. v. Kappel im engen Achthal. G.H. ist der Bauer Brielmaier in Eschau.
  • 24) Teufelsmühle, Mahl- und Säge-Mühle am Fiselbach mit 8 Einw. Fil. von Wilhelmskirch, in einer tiefen Schlucht am Fuße des Teufelsberges, gehörte mit 1 Sölde zu Kreuzlingen.
  • 25) Urbanstobel, Hs. 8 Einw., in finsterer Schlucht, Fil. v. Egartskirch, dermalen von Wilhelmskirch.
  • 26) Vogelsang, H. 6 Einw., mit 1 Ziegelhütte, Fil. v. Kappel, gehörte dem Kloster Salem, soll eine Ritterburg gehabt haben.
  • 27) Warth, H. 4 Einw., Fil. von Rinkenweiler, s. o. Es soll hier eine alte Burg gestanden haben.
  • 28) Wälde, W. 27 Einw., Fil. v. Horgenz. Die Zehnten wurden vor etlichen Jahren der Pfarrei Wechsetsweiler zugetheilt.
  • 29) Wilhelmskirch, Pfarrw. mit 1 Schildwirthschaft, 68 E., in hoher Lage mit Schule, 3 H. gehören zur Präsenz- und 1 H. zur Seelhaus-Pflege Ravensburg. Die Pfarrkirche zum heil. Johannes des Täuf. ist sehr alt, und gab vermuthlich dem Orte den Namen; sie wurde 1830 verbessert, in demselben Jahre wurde auch ein neues Schulhaus gebaut. In den Pfarrsprengel gehören außer dem Pfarrweiler noch 11 Parzellen, davon 5 in der Gemeinde Schmaleck. Mit der Baulast der Kirchen- und Pfarrgebäude und mit dem Patronatsrecht verhält es sich ganz wie in Horgenzell. Nach Weingarter Urkunden gehörte W. 1349 diesem Kloster, später erscheinen im Besitze dieses Ortes die Brendlin, genannt Wißland, Bürger zu Ravensburg. Jos. Brendlin verkauft den Kirchensatz mit allen Rechten (1437) um 100 Pfd. Hlr. an Gr. Wilhelm v. Montfort, Gr. Ulrich v. Montfort aber 1465 gleichfalls um 100 Hlr. an das Kl. Weissenau. Weissenau verkaufte die Besitzung 1651 an das Kl. Fischingen in der Schweiz um 6000 fl., dieses aber 1693 um 10.000 fl. an das Kl. Kreuzlingen, welches einen Klostergeistlichen als Pfarrer dahin setzte. Im J. 1803 wurden die Kl. Kreuzlingischen Güter, wie die zu Horgenzell, von Östreich sequestrirt, und gingen mit der Landvogtei an Würtemberg über, durch den Vertrag mit Würtemberg 1813 wurden die Ansprüche Kreuzlingens dahin ausgeglichen, daß Kreuzlingen die Zehnten und das Kirchengut mit der Obliegenheit, die Pfarrkirche und Gebäude zu unterhalten, zurückgegeben wurden, Würtemberg dagegen die Lehenhöfe, den Pfarrwald mit dem Patronate behielt und den Pfr. mit 600 fl. besoldete. Kreuzlingen verkaufte aber den 26 Januar 1831 das noch übrige Kirchengut zu Wilhelmskirch und Horgenzell, nämlich die Groß- und Kleinzehnten| der beiden Pfarreien mit 2 Lehenhöfen zu Winterbach und U. Waldhausen an den Bauer Joh. Manz von Fronhof um 16.500 fl. und mit Übernahme der auf dem Besitze haftenden Verbindlichkeiten, s. Winterbach, Schlier.
  • 30) Winterbach, W. mit 1 Schildwirth. und 1 Ölmühle, mit 112 Einw. und der Schule für den Pfarrsprengel Horgenzell. Der Ort hat eine eigene Kirche zum heil. Konrad und Ulrich, mit einem Gottesacker, und erscheint in ältern Verzeichnissen als Pfarrort, jetzt ist er Filial der Pfarrei Horgenzell. Auf dem Gottesacker haben, nebst Winterbach, auch Dürrsuppen, Schneris und Wälde – lauter vormals Ravensburg. Orte – ihr Begräbniß; sie waren vermuthlich ehemals auch in die Kirche eingepfarrt. Die Kirche wurde nach einem Vertrag zwischen Ravensburg und dem Kl. Kreuzlingen von 1728 in diesem Jahre von dem Kloster neu gebaut. Die Baulast hat jetzt statt des Klosters der Anwald Manz zu Fronhof, der auch die zwei ehemals Kreuzlingischen Lehengüter besitzt. Von den übrigen Gütern war Ravensburg G.H., s. o. In W. soll ehemals eine Ritterburg gestanden haben.
  • 31) Wolketsweiler, ein W., wovon ein Landvogtei-Amt seinen Namen hatte, mit 1 Schildwirthschaft und Bierbrauerei 100 Einw., Fil. von Wilhelmskirch. 4 Güter gehören zum Spital Ravensburg, eines zur Kirchenpflege Wilh. Ehemals hat W. auch seinen eigenen Adel. Der Ritter Burkhard v. Tobel und die Brüder v. Winterbach schenkten 1298 dem Kloster Weingarten ein Gut in Buggenhausen.