Beschreibung des Oberamts Mergentheim/Kapitel B 4
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An dem von Erlen und Pappeln gesäumten Apfelbach, im schönen, schmalen, mit Wald umkränzten Wiesenthal, liegt still der freundliche, von Obstbäumen beschattete Ort.
Seine dem hl. Kunibert geweihte Kirche steht nahe beim Bach und wurde im Jahre 1757 neu erbaut; diese Jahreszahl samt dem Deutschmeisterswappen sieht man an ihrem Westportal. Auf dem Firste sitzt zwischen der Kirche und dem vieleckig schließenden Chor ein Dachreiter. Das trefflich ausgestattete Innere zeigt drei schöne moderne Altäre mit Ölbildern, auf dem des Hauptaltars Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, gemalt von Hundertpfund (sein Zeichen ist 100 ℔) 1855; auf dem südlichen Seitenaltar ist von ihm gemalt ein Heiliger; auf dem nördlichen Maria, über Apfelbach schwebend.
In zwei Fenstern des Chors schimmern schöne Glasgemälde, Christus und im anderen Maria, laut Inschrift gefertigt in der Glasmalerei zu Lauingen an der Donau 1859; in einem nördlichen Fenster des Schiffes sieht man die mater dolorosa, „gemalt | von Stefan Kellner in Nürnberg 1864“, im südlichen die 14 Nothhelfer: Andenken an Erhard und Anna Eva Hoffmann von Igersheim, Georg Eberlein gezeichnet Nürnberg 1860. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde. Um die Kirche geht der mit vielen Holzkreuzen besetzte Friedhof. Das hübsche, im Jahre 1809 erbaute Pfarrhaus hat einen eigenen Baufonds.Das vereinigte Rath- und Schulhaus wurde 1869/70 erbaut; es unterrichtet ein Lehrer. Auch besitzt die Gemeinde ein Schafhaus und eine Schafscheuer.
Gutes Trinkwasser liefern hinlänglich 9 laufende und 18 Pump- oder Ziehbrunnen; durch Weichheit zeichnet sich aus der Pfarrbrunnen im Ort, durch Härte der beim zerstörten Weiler Mittel-Apfelbach entspringende Holderbrunnen, dann ist noch zu nennen der Kasparsbrunnen und der Josephsbrunnen, alle drei oberhalb des Orts gegen den Apfelhof hin. Durch die Markung und den Ort fließt der Apfelbach, der zuweilen Schaden anrichtend austritt.
Vizinalstraßen führen von hier nach Markelsheim, Wachbach und Rüsselhausen, über den Bach gehen eine steinerne Brücke im Ort und einige hölzerne Stege auf der Markung, die Unterhaltung hat die Gemeinde.
Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den besseren. Landwirthschaft ist die Hauptbeschäftigung, eine Schildwirthschaft und zwei Speisewirthschaften und ein Kramladen bestehen, dann eine Ziegelei mit Kalkbrennerei und gleich unterhalb des Orts eine Mühle mit zwei Mahlgängen, einem Gerb- und einem Gipsgang.
Die ziemlich große, bergige Markung hat sehr verschiedenen Boden, im Thal liegt tiefgründiger Humus, auf Bergen und Abhängen ist der Grund oft sehr steinig und seicht. Nasse Wiesen sind keine vorhanden.
Einige Steinbrüche mit Kalk- und Werksteinen, welch letztere auch nach außen abgesetzt werden, und zwei Lehmgruben sind auf der Markung.
Das Klima ist etwas rauh, Fröste und Gewitter sind nicht selten. Hagelschlag kommt wenig vor, eine Wetterscheide liegt auf der Höhe gegen Wachbach und Herbsthausen.
Die Landwirthschaft wird gut und fleißig betrieben, zumal da in den letzten Jahren viel für bessere Wege in der sehr unebenen Markung gethan wurde, auch werden manche Güter durch | Drainirung und Bodenbeifuhr verbessert; außer dem gewöhnlichen Dünger wird noch Gips und Asche verwendet. Verbesserte Ackergeräthe sind eingeführt.Man pflanzt besonders Roggen, Weizen, Dinkel, Gerste, Haber, Einkorn, Wicken, Erbsen und Linsen, Kartoffeln, Angersen, von Futterkräutern die beiden Klee und Esparsette. Jährlich können über den eigenen Bedarf nach außen verkauft werden 60 Schffl. Dinkel, 100 Schffl. Gerste, 50 Schffl. Haber, 20 Schffl. Weizen und 50 Schffl. Einkorn. Der Wiesenbau ist nicht sehr ausgedehnt, weil das Thal so schmal ist, die Wiesen sind zweimähdig und nicht bewässerbar, Futter wird noch zugekauft. Der Weinbau wird mehr als Nebenzweig betrieben; der Wein (meistens Schiller) wird gut; die Obstzucht ist nicht unbedeutend und im Zunehmen; man pflegt hauptsächlich Luiken, Goldparmänen und Zwetschgen.
Die Gemeinde besitzt 280 Morgen Laub- und Nadelwaldungen, was derselben eine jährliche Einnahme von 1000 bis 1400 Mark sichert. Außerdem erhält jeder Bürger jährlich 30–40 Stück Wellen.
Die Brach- und Stoppelweide bringt der Gemeindekasse jährlich 948 Mark, die Pferchnutzung 5–600 M. ein. Außerdem tragen die an die Bürger verpachteten Allmanden jährlich 740 Mark, dann besitzt die Gemeinde noch eigene Grundstücke, die theils zur Schulstelle, theils zur Farrenhaltung vergeben sind.
Pferdezucht besteht keine, dagegen ist die Rindviehzucht in ziemlich gutem Zustand, und bildet einen Haupterwerbszweig; man hält Neckarschlag mit Simmenthaler gemischt. Ein fremder Schäfer läßt 300–350 Stück deutscher Schafe auf der Markung laufen.
Der Hof Apfelhof, eine Stunde südlich von Apfelbach in dem etwas weiter oben beginnenden Thälchen des Apfelbaches, ist K. Staatsdomäne mit einem Areal von 86 Morgen.
Apfelbach hatte eigene Gerichtsmänner, welche bei den herrschaftlichen Offengerichten Sitz und Stimme und bei den kirchlichen Prozessionen und Opferfesten im Mutterort Markelsheim den Rang vor den dortigen Bürgern gleich nach dem Gericht hatten. Die Geburtsbriefe von Apfelbach wurden in Markelsheim gesiegelt.
Apfelbach war früher Filial von Markelsheim, doch so, daß, solange das geistliche Seminar in Mergentheim bestand, von diesem aus der sonn- und feiertägliche Gottesdienst besorgt wurde. Im Jahr 1778 setzte Philipp Göß, Müller in Markelsheim, und seine Ehefrau die Kirchen in Mergentheim und Apfelbach zu ihren Haupterben ein und da die Schwester der Erblasserin, Theresia Gundling 1804 und 1805 die Stiftung für Apfelbach noch vermehrte, konnte letztere einen Pfarrkurat ernennen. Dieser, Christian Müllerklein, verwendete aus eigenen Mitteln noch 5000 Gulden zum Pfarrhausbau und wurde 1809 der erste Pfarrer. Seine Nachfolger sind: Bernh. Maurer 1813. Georg Dirlewanger 1817. Peter Konzet 1834. Kasp. Hofmann 1840. Nikol. Maier 1870.
In Apfelbach ist geboren 1. März 1826 Joh. Adam Hitzfelder, 1851 ff. als Repetent am Wilhelmsstift in Tübingen zugleich Dozent der kath. Theologie, 1858 bis zu seinem frühen Tode, 1. Nov. 1860, Direktor des Wilhelmsstift und Stadtpfarrer | in Tübingen, auch Hilfslehrer für Pastoraltheologie bei der katholischen theologischen Fakultät.Ursprünglich wurden drei, dann zwei Apfelbach (1224. 1300) noch im vorigen Jahrhundert Apfelbach und Ober-Apfelbach unterschieden, letzteres ist der jetzige Apfelhof.
1096. Burkhard Graf v. Komburg tritt seinem Bruder Bischof Emhard v. Würzburg 11/2 Huben in Apfelbach ab. U.B. 1, 398.
c. 1109. Goswin v. Mergentheim schenkt viculum Alphelbuch (? Abphelbach) an Kloster Amorbach. W.F. 8, 172.
1224. Unter den Gütern, mit welchen Bischof Dietrich v. Würzburg für die Abtretung des Zehnten zu Mergentheim an DO. von den Brüdern Gottfried und Konrad von Hohenlohe entschädigt wird, befinden sich auch „in den 3 villis Apfelbach Güter, welche 17 Unzen und 4 Denare zahlen“ U.B. 3, 158.
13. Jahrh. Markard de Apfelbach et Jutta uxor. Nekrolog des Mergentheimer Dominikanerklosters. W.F. 5, 398.
1300. Januar 16. Heinrich v. Brauneck, welcher Neuseß an DO. verkauft, verspricht, falls dieser Kauf angefochten würde, gleichwerthige Güter oder Einkünfte in Igersheim, Markelsheim oder beiden A. zu geben. W.F. 4, 121.
1300. Würzburg erneuert die Belehnung mit der Vogtei über die 3 villae A. für Hohenlohe-Brauneck. Mon. bo. 38, 244.
c. 1303. Heinrich v. Brauneck trägt ambo villas Apfelbach von Würzburg zu Lehen. Arch. d. h. V. v. U. F. XXIV, 1, 85.
1333. s. Neuhaus (Igersheim.)
1343. Stefan, Herzog v. Baiern, eignet als Lehensherr Rüdiger dem Reichen v. Mergentheim Güter in Apfelbach. W.F. 1853. S. 84.
1346 Fünf Brüder v. Maienfels, sämmtlich im Kloster Murrhard, verkaufen ihre Gilten zu Dörtel, Hachtel und Unter-Apfelbach an einen Mergentheimer. W.F. 4, 108.
1353. Ludwig, Herzog v. Baiern, verleiht Erkingern v. Seinsheim eine Gilt zu Apfelbach, welche Gerung der Truchseß von der Limpurg an diesen verkauft, selber aber von Rüger dem Reichen v. Mergentheim zur Heimsteuer mit seiner Tochter erhalten hatte. W.F. 1853. S. 117.
1394. 1398. 1411. s. Neuhaus (Igersheim.)
1446. Eberhard v. Rosenberg verkauft seine Gilt von einem Gut zu Apfelbach an Heinrich Hoczen daselbst für 26 Gulden. St.A.
1534. Besitzungen in Apfelbach, welche ursprünglich der Klause zu Neunkirchen, dann den Klosterfrauen in Heidingsfeld gehört, kommen an den Spital in Mergentheim. Schönh. Chron. v. M. 36.
1759. Das Klosteramt Frauenthal tauscht Geld und Getreidegefälle in Apfelbach gegen Anderes um. (B.)
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