« Kapitel B 4 Beschreibung des Oberamts Maulbronn Kapitel B 6 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Enzberg,
mit Eisenbahnstation und 2 Bahnwärterhäusern.
Gemeinde II. Kl. mit 1242 Einw., wor. 5 Kath. a) Enzberg, Pfarrdorf, 1125 Einw., b) Mahl- und Papiermühle, Haus, 34 Einw., c) Sengach, Weiler, 83 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Michaelsberg, O.A. Brackenheim eingepfarrt. 2 Stunden südlich von Maulbronn gelegen.


Wo unweit der Landesgrenze in das nordöstlich ziehende schroff eingeschnittene Enzthal von Westen her ein schluchtartiges Seitenthal hereinmündet, liegt der freundliche, gutgehaltene Ort, seine Häuser ganz an den schroffen Gehängen empordrängend, namentlich an dem steilen Burgberg, der südlich von jener Schlucht sich kühn und beherrschend erhebt und einst die stolze Burg der Herrn von Enzberg trug. Die Gegend ist mild und angenehm. Der üppig grüne, von Pappeln und dem schönen Flusse belebte Thalgrund, dazu die steilen, an den sommerlichen Halden mit Reben umpflanzten Muschelkalk-Gehänge machen einen sehr freundlichen Eindruck. Der ziemlich unebene Ort wird von dem aus jener Thalschlucht kommenden sog. Ortsbache durchflossen; die Enz selbst berührt ihn nicht, indem sie hart am gegenüberliegenden Thalrande hinläuft.

Die Kirche liegt auf der höchsten Stelle des Dorfes am Abhang des Burgberges; an ihrer Nordseite dehnt sich, mit schönen Denkmälern geschmückt, der große, zum Theil aus jenem Seitenthälchen heraufgemauerte Friedhof hin, über seinem Thore steht 1744. Im August 1742 wurde der Gemeinde Enzberg auf ihr Ansuchen erlaubt, einen neuen Kirchhof einzurichten, wozu sie die sog. Frühmeßgärten theilweise verwendete. Bis dahin begrub man die Erwachsenen nach | Niefern. Die Parzelle Sengach hat einen eigenen Begräbnißplatz. Die Kirche bildet ein schlichtes, rechteckiges, 1832 errichtetes Gebäude mit hohen Rundbogenfenstern, ihr Thurm steht im Westen und ist altgothisch, sein erstes Geschoß war einst von einem Rippenkreuzgewölbe überspannt, sein zweites wird gegen Westen von einem frühgothischen Doppelfenster durchbrochen. Das ebenfalls einfach gehaltene freundliche Innere hat rings umher Emporen auf Holzsäulen und besitzt ein kleines altes zart gearbeitetes Krucifix. Von den Glocken ist die größere gegossen von C. F. Blüher in Stuttgard 1791, die andere von C. G. Neubert in Ludwigsburg 1826. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde, welche seit 1867 Eigenthümerin ist.

Das hübsche, südwestlich von der Kirche schön gelegene zweistockige Pfarrhaus wurde 1843 erbaut und ist vom Staat zu unterhalten.

Das geräumige Schulhaus ward 1751 erbaut, 1836 erweitert und enthält 2 Lehrzimmer und die Wohnung des einen Schulmeisters, der andere an der Schule angestellte Schulmeister wohnt in einem Privathause. Das Rathhaus, schon ein älteres aber gut unterhaltenes Gebäude, liegt im ebenen Theil des Ortes. Dem Rathhaus schrägüber steht das sog. Schlößle, jetzt von mehreren Bauernfamilien bewohnt, ein großes Gebäude mit steinernem erstem Stock. Über seinem rundbogigen Eingang befindet sich eine schöne Renaissance-Tafel mit zwei Wappen und der Inschrift: Es hat die edle und tugensam Fraw Ursula von Neineck von Furbach geborne von Walstein Witwe dies Gefencknus bawen und aufrichten lassen. 1583. Von dem ursprünglichen Gebäude scheint höchstens der steinerne erste Stock erhalten zu sein, unter demselben befindet sich ein großer Keller. In der Nähe steht auch das schöne, aus Buntsandsteinen erbaute Bahnhofgebäude.

Gutes Trinkwasser liefern stets reichlich ein laufender, das sog. Brunnenhäuschen, und 8 Pumpbrunnen. Früher soll von dem „Herrenbrunnen“ (etwa 1150′ über dem Meere) auf der Höhe am Weg nach Sengach eine Wasserleitung in thönernen Deucheln auf die Burg gegangen sein. In Sengach besteht eine Wette. Hungerbrunnen finden sich zwei auf der Markung.

Die Eisenbahn von Mühlacker nach Pforzheim und die Staatsstraße von Stuttgart nach Karlsruhe führen durch den Ort, Vicinalstraßen sind nach Ötisheim, Kieselbronn und Dürn angelegt. Zwei steinerne Brückchen gehen über den Ortsbach, auf den sogenannten Mühlen führt eine hölzerne Brücke über den Enzkanal, erstere ist von der Gemeinde, letztere von den Werkbesitzern zu unterhalten.

Die Einwohner sind gutmüthige fleißige Leute, unter denen sich | zuweilen Spuren von Kretinismus bemerklich machen; ihre kleine, zum großen Theil beschwerlich zu bebauende Markung nöthigt zu angestrengtem Fleiß und zugleich sehen sich viele veranlaßt, ihren Lebensunterhalt durch Taglohn- und Fabrikarbeiten zu sichern, wozu ihnen das nahe gelegene Pforzheim die beste Gelegenheit bietet. Nebenbei wird Feld- und Weinbau getrieben und von den Gewerbetreibenden sind es hauptsächlich die Maurer, Goldarbeiter, Schuhmacher und Schneider, welche sämtlich auch nach außen arbeiten. Eigentliche Bauern, die sich ausschließlich von Feldbau nähren, gibt es nicht, ebenso keine eigentlichen Weingärtner. Dann besteht hier eine bedeutende Papierfabrik, besonders Makulatur und Packpapier verfertigend, ferner eine Kunstmühle verbunden mit Kundenmühle, mit 14 Mahl- und 2 Gerbgängen, und eine Gipsmühle. Eine Bierbrauerei und fünf Schildwirthschaften, ein Kaufladen und drei Kramläden sind vorhanden.

Der Güterbesitz ist ein vertheilter, der begütertste Bürger hat 32 Morgen Äcker, 6 Morgen Wiesen, 1/2 Morgen Weinberg, der Mittelmann 4 Morgen Äcker, 1 Morgen Wiesen, 1/4 Morgen Weinberg, der ärmere Mann besitzt 1/2 Morgen Acker, 1/8 Morgen Wiesen, 1/4 Morgen Weinberg; einzelne haben gar kein Grundeigenthum. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig 14 Personen.

Die kleine Ortsmarkung besteht theils aus den steilen Gehängen gegen das Enzthal und dessen Seitenthälchen, theils aus der Hochebene, zu der steile Steigen führen, und ist daher mit Ausnahme der Enzthalebene schwierig und mühsam zu bebauen.

Der im allgemeinen mittelfruchtbare Boden besteht in der Thalebene vorherrschend aus Sand, im übrigen Theil findet sich ein kalkreicher, zuweilen steiniger Boden, (Zersetzung des Muschelkalks), theilweise kommt auch Lehm vor. Straßenmaterial liefernde Muschelkalksteinbrüche sind mehrere vorhanden.

Das Klima ist mild, dagegen kommen schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel nicht selten vor. Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten, indem der nahe Hagenschies eine Wetterscheide bildet.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Brabanterpflugs so gut als es die Verhältnisse erlauben betrieben. Man baut hauptsächlich Dinkel, Haber, Gerste, wenig Roggen, Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Esparsette, Angersen, Hanf für den eigenen Bedarf, sehr wenig Reps und Tabak; die beiden letzteren kommen zum Verkauf. Das Getreideerzeugniß reicht nicht zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses, daher noch ziemlich viel Früchte zugekauft werden müssen.

Der Wiesenbau ist im Verhältniß zum Ackerbau sehr ausgedehnt und erlaubt einen namhaften Verkauf an Futter nach außen; von den Wiesen, welche durchgängig ein gutes, nahrhaftes Futter erzeugen, können etwa 150 Morgen bewässert werden.

| Der auf 127 Morgen betriebene Weinbau liefert ein sehr gutes Erzeugniß, das in der Nachbarschaft, auch bis in den Schwarzwald Absatz findet; auf einen Morgen pflanzt man 4800 Stöcke und zwar meist Gutedel, Silvaner, Elblinge, Drollinger, Veltliner, Rißling, Clevner etc. Der Reutberg, die Mohrhälden und der Dürrmenzer sind die besten Lagen.

Die Obstzucht ist nicht beträchtlich jedoch im Zunehmen; man pflanzt vorzugsweise Luiken, Reinetten, Palmischbirnen und Zwetschgen. Der Obstertrag wird im Ort verbraucht.

Die Gemeinde besitzt 164 Morgen Laubwaldungen, deren jährlicher, in 30 Klaftern und 5000 Stück Wellen bestehender Ertrag verkauft wird, was der Gemeindekasse eine Rente von etwa 1200 fl. sichert, überdieß trägt ihr die an einen fremden Schäfer verpachtete Brach- und Stoppelweide 455 fl. ein, während die Pferchnutzung dem Schafweidepächter, der den Winter über 300 Stück Hämmel auf der Markung laufen läßt, zukommt. Auch bezieht die Gemeinde aus 36 Morgen eigenen Gütern eine jährliche Pachtsumme von 650 fl.

Die Pferdezucht, wie auch die Pferdehaltung ist von einiger Bedeutung; es befinden sich gegenwärtig 6 Zuchtstuten im Ort, die zur Bedeckung auf die Beschälplatte nach Weil der Stadt kommen; man züchtet einen kräftigen Landschlag.

Die Rindviehzucht, welche sich mit einer Kreuzung von Neckarschlag und Simmenthaler beschäftigt, ist an sich gut, jedoch wegen der kleinen Markung nicht so ausgedehnt wie in anderen Orten des Bezirks; zur Nachzucht sind 4 Farren (Neckarschlag und Simmenthaler Race) aufgestellt. Der Handel mit Vieh ist nicht bedeutend, dagegen trägt der Milchverkauf dem Ort gegen 750 fl. jährlich ein.

Die Fischerei in der Enz, die Schuppfische, Barben, weniger Hechte und Aale liefert, ist Eigenthum von drei Fischerfamilien.

An Stiftungen sind 278 fl. vorhanden, deren Zinse nach dem Willen der Stifter zu Brod für die Ortsarmen verwendet werden, überdieß noch 100 fl. zu Kleider für unbemittelte Konfirmanden.

An Spuren aus grauer Vorzeit finden sich die unbedeutenden Überreste und der Burggraben der ehemaligen Burg der Herren von Enzberg, die 1384 von dem Pfalzgrafen Ruprecht II. erstmals zerstört wurde (s. unten); auch Kellergewölbe sind noch vorhanden, unter denen die Reste des sog. „Kaiserkellers“ der Sage nach von Friedrich Barbarossa herrühren. In den 1830ger Jahren wurden auf der Burgstelle und in deren Nähe verschiedene alte Waffen gefunden und immer noch kommen von Zeit zu Zeit Pfeilspitzen zum Vorschein.

Aus der römischen Periode will man auf dem 1/4 Stunde westlich vom Ort, zunächst an der Landesgrenze gelegenen sog. Schanzgraben Spuren einer römischen Niederlassung gefunden haben.

| Etwa 1/2 Stunde nordwestlich von Enzberg lag auf der Flur Thailfingen der längst abgegangene Ort Dagelfingen, der schon im Jahr 1100 in einer Urkunde des Klosters Lorsch genannt wird. In der Nähe führte eine Römerstraße (hohe Straße genannt) vorüber.

Im Enzthal stand östlich vom Ort auf den sog. Breitäckern eine Mühle.

Enzberg (Enzeberch 1100) gehörte wie Dürrmenz ursprünglich den Kraich- und Enzgaugrafen aus dem salischen Fürstenstamm (Württ. Jahrb. 1844, 166) und kam von ihnen an die Grafen von Ingersheim und deren Nachkommen, die Grafen von Calw. Zwischen 1190 und 1197 trägt Graf Conrad von Calw dem Erzbischof Johann von Trier die Burg Enzberg zu Lehen auf, was Kaiser Heinrich IV. bestätigt (Stälin Wirt. Gesch. 2, 375, 384). Die Herrschaft Enzberg, zu der Enzberg, Dürrmenz und Niefern gehörten, trugen von den Grafen von Calw, dann von Vaihingen und zuletzt von Wirtemberg zu Lehen die Herrn von Enzberg, die außerdem noch sich in die Vaihingischen Lehen Illingen und Lienzingen mit den Herrn von Roßwag, mit denselben in Schmie, Schützingen und Zaisersweiher, mit dem Kloster Maulbronn in Ötisheim und Ölbronn theilten, auch sonst in der Gegend reich begütert waren. Ihr Wappen war schon im 13. Jahrhundert ein Ring mit einem Edelstein (Mone Zeitschrift 1, 357; 2, 217, 367; 5, 67, 79) und ist jetzt noch im blauen Schild ein goldener mit einem Rubin besetzter Ring, der auf rothem Kissen mit goldenen Quasten auch den Helm ziert.

Die Stammburg des Geschlechtes, Hohenniefern, lag im Badischen bei Niefern, wo noch jetzt ein 1556 von dem badischen Kanzler Amelius an die Stelle eines im Ort vorhandenen Burgstalls gebautes Schloß, die Niefernburg, sich befindet (Pflüger, Pforzheim 61 und 269).

Zuerst erscheint 1186 Heinrich I. von Niefern (Mone Zeitschrift 1, 106), dessen Söhne Heinrich II. und Gerlach I. von Niefern waren (1219, Arch. Urk.). Von Heinrichs Söhnen setzte Heinrich III. (1230–1259) die Hauptlinie Niefern fort, welche um die Mitte des 16. Jahrhunderts ausstarb. Sein Bruder Heinrich IV., 1236 genannt advocatus de Enzberg (Archivurk.), ist der Stammvater der Nebenlinie Enzberg. Der dritte Bruder Gerlach II. hatte zwei Söhne, Albert I. und Heinrich V. Letzterer nannte sich von Dürrmenz (1282 Henricus de Durmenze, patruus Elisabethae filiae Alberti de Nievern, Mone Zeitschr. 2, 218) und ist der Stifter der Nebenlinie Dürrmenz.

Dem Stifter der Enzberger Linie, Heinrich I. (IV.), genannt Binsherre, übertrug der Bischof von Speier um 1236 als seinem Ministerialen den Schutz der Abtei Maulbronn, den derselbe zwar | 2. Mai 1252 wieder zurückgab, aber am 2. Sept. desselben Jahrs und 16. Juni 1262 aufs neue übernahm. Nach seinem Tode um 1268 ging der Schutz auf seinen Sohn Heinrich II. über, welcher aber, unterstützt von seinem Bruder Conrad I., das Kloster arg mißhandelte und so zu dem in der Geschichte desselben erwähnten Streit Anlaß gab, den noch seine Söhne Heinrich III., Conrad II., genannt Rumler (d. i. wohl Tober), Gerhard I. und Albrecht I., genannt der Gemminger, fortsetzten, bis er endlich 1285 mit Entsagung der Enzberger auf ihre angemaßten Vogtrechte aufhörte. Conrads I. Söhne waren Heinrich IV., Conrad III. und Friedrich I. Schon in der nächsten Generation breitet sich die Familie so sehr aus, daß die verschiedenen Linien nicht überall mehr zu unterscheiden sind. Sie nannten sich theils nach ihren Besitzungen, so von Kapfenhard, Hohenrieth, Streichenberg, Ochsenberg, theils mit andern Beinamen, die Rumler, Gemminger, Nixe, Bitscher. Erstgenannte Burg wurde von der Wittwe Heinrichs IV., Hedwig, 6. Mai 1299 an’s Kloster Maulbronn verkauft und 20. Juli 1325 durch einen schiedsrichterlichen Spruch bestimmt, daß Friedrich von Enzberg und sein Sohn keine Ansprüche an die Güter des Klosters zu Kapfenhard, Wiernsheim, Öschelbronn, Niefern und Kieselbronn machen, vielmehr dasselbe schirmen solle, das Kloster dagegen auf Burg und Stadt Enzberg von seinet- und Conrads von Enzberg wegen, der Mönch in demselben war, zu verzichten habe. Gerhard von Enzberg verkauft 26. Februar 1312 dem Kloster Güter und Rechte in Ötisheim. 1311 versetzen Gerhard von Enzberg und seine Söhne Gerhard, Engelhard (1332 Domherr, dann Domprobst in Augsburg, schenkte 23. September 1360 dem Kloster Maulbronn das Patronatrecht in Weißach), Albrecht, Heinrich und Conrad ihr Theil der Burg und Stadt Enzberg an die Markgrafen von Baden (Sachs, Baden 2, 91). 1314 auf St. Georgen Tag verschreiben sich Friedrich von Enzberg, genannt von Hohenrieth, zwei Gebrüder Albrecht von Enzberg, genannt die Gemminger, daß sie wider ihre Herren, die Markgrafen, nicht sein wollen, ebenso die Gebrüder Conrad, Heinrich, Friedrich und Gerhard von Enzberg, die Rumler (eb. 74). 25. März 1321 verkaufen Gerhard von Enzberg und seine Söhne Gerhard, Albrecht, Conrad und Gerold ihren Theil an Burg und Stadt Enzberg an die Markgrafen und erklären auf St. Simons und Judas Tag, daß ihre Güter zu Enzberg und andern Orten Lehen von den Markgrafen seien (eb. 92). 1326 an St. Barnabas Tag besiegelt Markgraf Rudolf den Vergleich Albrechts und Conrads von Enzberg, Gerhards Söhnen, mit ihren Vettern Heinrich und Conrad, den Rumlern, daß sie ihren Theil an Enzberg nur unter sich oder an den Markgrafen verkaufen wollen (eb. 130). 28. Mai 1356 aber wurde Conrad von Enzberg Diener Pfalzgraf Ruprechts und machte ihm | seine Burg Enzberg zum offenen Haus (Gabelk.). 1342 verkaufen Heinrichs von Enzberg Söhne Reinhard, genannt Nix, auch Rumler, Friedrich und Conrad, mit der Wittwe Engeltraut, ihrer Mutter, Leibeigene an’s Kloster Maulbronn, (Gabelk.), ebenso 23. April 1368 die beiden ersteren ihren Besitz zu Kieselbronn, Schmie, Lienzingen, Zaisersweiher und Schützingen, während Conrad 15. Dezember 1369 seinen Besitz in den vier letzteren Orten und 23. Februar 1370 auch den zu Ötisheim, Knittlingen und Derdingen jenem verkaufte. 25. Februar 1374 verschreiben Reinhard von Enzberg und Eberhard von Sternenfels dem Grafen Eberhard von Wirtemberg die Öffnung zweier Theile an Burg und Stadt Enzberg, die ihnen zu Lehen gemacht worden. Reinhard und Friedrich werden als Schlegelkönige 24. September 1395 von Eberhard dem Milden von Wirtemberg zu Heimsheim gefangen und erst auf das Versprechen, nicht mehr gegen ihn sein zu wollen, wieder losgelassen. Schon 1388 aber hatte Pfalzgraf Ruprecht die Burg Enzberg wegen Beschädigung der ihm von Reichswegen zu Schirm Befohlenen, besonders des Klosters Maulbronn, gebrochen. – 1363 sitzt Albrecht von Enzberg zu Streichenberg bei Eppingen, 1357 Albrecht der Alte zu Ochsenberg, der 26. März diese seine Burg den Grafen Eberhard und Ulrich von Wirtemberg zu einem offenen Haus sein Lebenlang gibt, was zwei Jahre darauf seine Tochter und ihr Mann, Wolf von Urbach, für immer bestätigen. Ein Sohn von ihm ist wohl Albrecht von Enzberg, der 1378 zu Ochsenberg saß und damals auf Güter, die das Kloster Rechenshofen von seinen Vorfahren erhalten, verzichtete. 22. April 1373 verkauft Johann von Enzberg dem Kloster Maulbronn seine Güter zu Öschelbronn, 6. Dez. 1375 Georg eben daselbst und zu Ruwenthal, sowie Leibeigene an verschiedenen Orten, und 18. April 1380 verzichtet Fürderer von Wunnenstein auf seine Forderung an diese Güter. 12. Juni 1394 verkauft Georg von Enzberg mit seiner Frau Pela von Klingenberg dem Kloster Maulbronn Güter und Rechte in Illingen und eine halbe Kelter zu Mühlhausen, 11. September 1395 Albrecht von Enzberg, genannt Schühelin (ein Schuoch von Enzberg hatte 1438 ein Lehen zu Bar, Scheffer, Mömpelgart. Urk.), seine Kelter und Theil an der Vogtei zu Schützingen, derselbe 5. Oktober 1396 Einkünfte und Rechte zu Kieselbronn, die 26. Januar 1397 Pfalzgraf Ruprecht der Ältere freite und eignete. 27. Juli 1402 muß Reinhard Nix nach einem zu Weil der Stadt zwischen Wirtemberg und Baden geschlossenen Vertrag Unterthanen des Abts von Alpirsbach, die er gefangen hielt, freigeben und 10 fl. Schadenersatz zahlen (Steinhofer, Wirt. Chron. 2, 583). 20. März 1405 verkaufen Georg von Enzberg und seine Söhne Conrad und Georg dem Kloster Maulbronn ihr Einkommen und Rechte zu Enzberg, Dürrn, Bauschlott und Kieselbronn. | 13. Jan. 1413 verkauft Friedrich von Enzberg der Ältere, des Alten Sohn, dem Kloster Maulbronn die Vogtei und andere Rechte zu Illingen und Wald zu Schützingen, Zaisersweiher, Lienzingen und Schmie, und am 1. Februar Conrad und Friedrich ihr Einkommen zu Lomersheim. 14. September 1436 verkaufen Friedrich von Enzberg, genannt Bitscher, und seine Frau Elsa von Straubenhard dem Kloster Maulbronn all ihr Einkommen und Rechte zu Enzberg, und 1438 verkaufen Georg und Friedrich von Enzberg das zerstörte Schloß an dasselbe (Cleß, Wirt. Culturgeschichte 20, 51).

Glieder der Familie sind auch die Nixe von Hoheneck, genannt Enzberger, die im 15. Jahrhundert vorkommen, nämlich Wilhelm, 21. Mai 1461 und vor 1497, und zwei Geistliche, Johann, Bischof von Speier 1459, und Reinhard, Probst zu St. Widem, 19. Febr 1473 (Schäffer, Archivurkunden).

Aus dem Bisherigen geht hervor, daß vom Ende des 13. Jahrhunderts an die Herrn von Enzberg sich ihrer meisten Besitzungen in der Gegend, besonders an das Kloster Maulbronn, allmählich entäußerten. Dafür kauften 23. September 1409 Friedrich und Engelhard von Enzberg die ehemals hohenzoller’sche Herrschaft Mühlheim an der Donau von Conrad und Volz von Weitingen (Mon. Zoll. p. 423), und daselbst blüht das Geschlecht der Freiherrn von Enzberg noch heute.

Vom Ort Enzberg selber kam übrigens nur ein Viertel an Maulbronn und mit ihm an Württemberg (nach dem Landbuch von 1623 mit 17 Unterthanen). Drei Viertel blieb ritterschaftlich. Nach dem Lagerbuch der Kellerei Enzberg von 1759 beim Kameralamt Maulbronn verkauft Friedrich von Enzberg zu Mühlheim, Engelhards von Enzberg Sohn, und seine Frau Beatrix von Bodman 1448 auf St. Barbaratag an Hans von Enzberg (ein Hans von Enzberg der Ältere ist 1453 badischer Haushofmeister, Schoepflin hist. bad. 6, 310, und ebenso kommt 1486 ein Hans von Enzberg vor, Gesch. von H. Geroldseck 231) und seine Frau Anna von der Spohr einen Theil an Enzberg, Niefern und Bauschlott. 1491 am Franziskustag, wird zwischen Conrad von Enzberg und den Brüdern Philipp und Ludwig Leutrum von Ertingen ein Vertrag abgeschlossen, wonach jedem Theil ein Viertel von Enzberg und das dritte Viertel beiden gemeinschaftlich zukommt. 1506 auf St. Dorotheentag verkaufen Friedrich und Hans Rudolf von Enzberg an Conrad von Wallstein, ihren Vetter, den Eingang des Burgstadels Enzberg. 1544 an Martini verkaufen die Hinterlassenen des Philipp Leutrum dessen Güter zu Enzberg an Egloff von Wallstein. 1623 hat die Wittwe von Neuneck, eine geborene von Wallstein, jene drei Viertel (Landbuch); dann erscheinen die Familien von Erbach und von Ow (Kirchenbücher). 1685, 9. Juni, verkauft Franz Wilhelm | von Stein zum Rechtenstein und seine Hausfrau Juliane, geb. von Leiningen, an Württemberg die drei Viertel von Enzberg, wie solche die Vorvordern von Leiningen besessen haben, für 16.000 fl.

Im dreißigjährigen Krieg stand hier 17. August 1632 der Herzog Julius Friedrich. Bedeutend litt Enzberg erst nach der Schlacht von Nördlingen. 1635 starben bei einer Zahl von 500–600 Seelen 99 Personen, 1636 46, 1637 bis Juni 34; dann ließ es nach, und 1639–50 starben nur noch ganz wenige, zum Beweis, wie verödet der Ort war. Viele Einwohner hielten sich in Pforzheim auf.

14. Juli 1796 kam hier die kaiserliche Armee durch.

Was das Kirchliche betrifft, so bestand im Mittelalter eine Kaplanei, mit einem Frühmesser besetzt (1375 war es Berthold Göler von Ravensburg). Im Übrigen war Enzberg ohne Zweifel damals schon mit Niefern unirt. Nach der Reformation war der dortige evangelische Pfarrer zugleich Pfarrer in Enzberg und hatte hier in der Kapelle nur auf besondere Bitten Funktionen vorzunehmen. Erst 1818 wurde Enzberg zu einer eigenen württembergischen Pfarrei erhoben und 1832 die jetzige Kirche gebaut.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Mahl- und Papiermühle, 1/8 Stunde unterhalb des Mutterorts im Enzthal gelegen (s. oben).

c. Sengach, hat 1/2 Stunde nordöstlich von Enzberg eine hohe, freie Lage mit herrlicher Aussicht an den Stromberg; die geordneten Einwohner stammen von eingewanderten Waldensern ab und befinden sich in mittelguten Vermögensumständen. Die Bodenverhältnisse sind namhaft ungünstiger als die des Mutterorts. Unfern (südwestlich) von dem freundlichen Örtchen genießt man auf dem sog. Hardtweg eine ausgezeichnet schöne Aussicht einerseits an den Stromberg und ins badische Land bis an die Vogesen, andererseits in das Enzthal und über den Hagenschieß hinweg ebenfalls an die Vogesen.

In der Nähe des Orts am Saum des Waldes Stockach wurde ein Steinhammer gefunden.

Sengach ist eine um 1700 auf Enzberger und Ötisheimer Markung gegründete Waldenserkolonie.

« Kapitel B 4 Beschreibung des Oberamts Maulbronn Kapitel B 6 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).