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Nassach,


Gemeinde III. Kl. mit 314 Einw., wor. 13 eigener Konfession. a. Nassach, Dorf, Filial von Spiegelberg, O.-A. Backnang, 209 Einw., b. Kurzach, Weiler, Filial von Oberstenfeld, 105 Einw.

Auf der Hochebene der Löwensteiner Berge hat Nassach 41/2 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt eine freie, sehr hohe Lage, die eine weit gedehnte Aussicht gestattet.

Der mittelgroße Ort besteht aus einigen sehr freundlichen Gruppen und ist theils auf die Anhöhe, theils in ein kleines Thälchen und an dessen Abhänge hingebaut. Unter den zwischen Wiesen und Obstgärten stehenden Gebäuden befinden sich mehrere stattliche Bauernhäuser.

Ein Gemeinde-Rathhaus ist nicht vorhanden, dagegen ein Lokal für den Gemeinderath gemiethet.

Das im Jahr 1837 gründlich erneuerte Schulhaus enthält ein| geräumiges Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; die Schule wird auch von den schulpflichtigen Kindern in Kurzach besucht.

Gutes Trinkwasser liefern hinlänglich 9 Pumpbrunnen, überdieß sind im Ort zwei Weiher angelegt, die jedoch in heißen Jahrgängen beinahe vertrocknen. Auf der Markung entspringen die Winterlauter und der Nassachbach.

Für den Verkehr mit der Umgegend ist nur wenig gesorgt, indem die Wege, mit Ausnahme der Vicinalstraße nach Sulzbach, in schlechtem Zustande sind.

Die im allgemeinen fleißigen und körperlich kräftigen Einwohner sind ein heiteres, lebensfrohes Völkchen, das schon in Dialekt und Gewandtheit an die Hohenloher erinnert und dessen Erwerbsmittel in Feldbau, Viehzucht und Holzhandel bestehen; ihre Vermögensumstände sind die am wenigsten günstigen im Bezirk und der vermöglichste Ortsbürger besitzt 20 Morgen Felder und 40 Morgen Waldungen, der mittelbegüterte 16 Morgen Felder und 20 Morgen Waldungen und die minder bemittelte Klasse 6–8 Morgen Felder. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig zwei Personen.

Die Feldgüter liegen größtentheils eben und nur wenige an leicht geneigten Abhängen, und im Thale; sie haben im allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der theils aus den Verwitterungen des grobkörnigen Keupersandsteines, theils aus ziemlich gebundenem Thon und aus den Zersetzungen des Liassandsteins besteht.

Die Luft ist gesund, frisch, meist bewegt und trotz der hohen Lage sind Frühlingsfröste und Hagelschlag selten.

Im nicht streng eingehaltenen Dreifeldersystem wird die Landwirthschaft mit Anwendung des flandrischen Pflugs so gut als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, betrieben und zur Besserung des Bodens, außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln, auch Gips, Mergel etc. benützt. Von den Getreidearten baut man vorzugsweise Dinkel, Haber, Gerste, weniger Weizen, Roggen und Hirse; in der beinahe ganz angeblümten Brache kommen zum Anbau: Kartoffeln, sehr viel dreiblättriger Klee, Kraut, Rüben, Erbsen, Linsen, Wicken, Flachs, Hanf und Reps. Auf den Morgen rechnet man Aussaat: 1 Scheffel Dinkel, 4–5 Sri. Haber, 31/2–4 Sri. Gerste und erntet durchschnittlich 5–9 Scheff. Dinkel, 4–6 Scheff. Haber, 3–41/2 Scheff. Gerste. Die Preise der Äcker bewegen sich von 80–300 fl. und die der Wiesen von 50–400 fl. per Morgen. Die Getreidefrüchte werden meist im Ort selbst verbraucht, jedoch auch ein Theil auf die| Heilbronner Schranne gebracht und dort in der Regel zu den höchsten Schrannenpreisen verkauft.

Der sehr ausgedehnte Wiesenbau liefert gutes Futter und zwar 8–20 Centner Heu und mit Ausnahme einiger einmähdigen Wiesen 10 Centner Öhmd per Morgen. Futter wird in geringer Ausdehnung nach Außen verkauft.

Der Weinbau ist vor etwa 20 Jahren aufgegeben worden.

Die Obstzucht ist ziemlich beträchtlich; sie beschäftigt sich hauptsächlich mit Mostsorten (Luiken, weiße Mostäpfel, Fleiner, Goldparmäne, Bratbirnen, Palmischbirnen). In reichen Jahrgängen wird auch Obst auswärts abgesetzt.

Die Zucht der Pferde ist unbedeutend, die des Rindviehs aber in gutem Zustande; man hält einen tüchtigen Neckarschlag, der durch zwei in Pacht gegebene Farren nachgezüchtet wird. Vieh, auch gemästetes, kommt auf benachbarten Märkten zum Verkauf.

Auf der Herbst- und Winterweide, die an einen Pächter um 150 fl. jährlich verpachtet wird, laufen 200 Stück Bastardschafe; die Pferchnutzung trägt der Gemeinde etwa 60 fl. jährlich ein.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht; die Ferkel meist hallische Race, werden eingeführt und größtentheils für den eigenen Bedarf gemästet.

Geflügel wird viel, jedoch nicht zum Verkauf gezogen und die Bienenzucht ist ziemlich gut.

In der Forellen führenden Lauter hat der Staat das Fischrecht, das er verpachtet.

Von den Gewerben sind außer 2 Schildwirthschaften und einem Krämer nur die für das örtliche Bedürfniß nothwendigsten vorhanden.

Bei dem Hauptsignal „zwei Eichlen“ erschließt sich dem Auge eine ausgebreitete Fernsicht an die Alb, den Stromberg, den Schwarzwald, die Vogesen und den Odenwald.

Etwa 1/4 Stunde südlich vom Ort stand auf einer Bergspitze oberhalb des Lauterthals eine Burg, von der noch der Burggraben und einiges unterirdisches Gemäuer vorhanden ist.

Zu der Gemeinde gehört:

b. Kurzach, ein ansehnlicher Weiler, der 1/4 Stunde westlich von Nassach, am Anfang des still romantischen Kurzach-Thälchens liegt und theils in das Thälchen selbst, theils an die Abhänge und auf einem Vorhügel in malerischen Gruppen hingebaut ist.

Ein Schulhaus ist vorhanden, das indessen, seit die| schulpflichtigen Kinder die Schule in Nassach zu besuchen haben, als solches nicht mehr benützt wird.

Sehr gutes Trinkwasser liefert ein nie versiegender Schöpfbrunnen.

Die Vermögensverhältnisse und die Erwerbsmittel der Einwohner sind wie die in Nassach, während die natürlichen Verhältnisse etwas ungünstiger sind, indem der für den Feldbau benützte Boden aus einer minder ergiebigen Verwitterung des grobkörnigen Keupersandsteins besteht. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Acker wird zu 5–6 Scheffel Dinkel, 4–6 Scheffel Haber und 3–4 Scheffel Gerste angegeben. Die Preise der Äcker bewegen sich von 40 bis 200 fl. und die der Wiesen von 50–400 fl. per Morgen.

Der Wiesenbau ist verhältnißmäßig ziemlich ausgedehnt und liefert 20–25 Centner Heu und 10 Centner Öhmd vom Morgen.

Die Viehzucht ist in mittelmäßigem Zustande.

Eine ziemlich gut unterhaltene Straße führt vom Ort nach Gronau, während der Weg nach Nassach in ganz geringem Zustande ist.

Auf der Markung werden Schleifsteine gefunden und häufig verwendet.

Nassach und Kurzach gehörten ursprünglich zu Gronau, von dem sie als eigene Gemeinde im Jahre 1843 getrennt wurden, und theilten dessen Schicksale.


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