« Roth Beschreibung des Oberamts Leutkirch Thannheim »
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19. Gemeinde Spindelwaag,


bestehend aus 12 Parzellen auf 10 Markungen mit 385 katholischen Einwohnern. Diese kleine Gemeinde, von der Roth, dem Sendener- und Ellbach durchflossen, liegt theils in den grasreichen Thälern dieser Bäche, theils auf den dieselben begleitenden, mäßig hohen Rücken und hat einen Boden von mittlerer, zum Theil auch höherer Ergiebigkeit. Viehzucht und Ackerbau sind die einzigen Nahrungszweige. Einige geringe Gewerbe dienen dem nächsten Lokalbedürfniß. Außerdem besteht nur etwas Lohnweberei, und eine Mahl- und Sägmühle. Das Gewerbekataster mit 29 fl. 36 kr. ist nächst dem von Oberopfingen das geringste im Oberamt.

Die ökonomischen Verhältnisse der Privaten gehören im Durchschnitt zu den mittelmäßigen. Auffallen muß hier die große Anzahl der unehelich Geborenen, die sich zu der der Geburten überhaupt verhält wie 24 : 100. Die Vereinödung ist, so weit die Parzellen nicht von jeher isolirte Güter hatten, seit 1758 bis 1798 von dem Kloster Roth vorgenommen worden (so in Spindelwaag, Dietenberg,| Schöllhorn und Senden); Mühlberg und Berg aber wurden erst 1810 und 12 vereinödet. Straße zieht keine durch den Bezirk. Grundherr ist der Graf von Erbach-Wartemberg-Roth, welchem die Güter mit wenigen Ausnahmen als Falllehen zugehören. Pfarrkirche befindet sich keine in der Gemeinde. Boschen, Schöllhorn und Senden sind Filialien von Hauerz, Dietenberg und Landoltsweiler von Ellwangen, die übrigen von Roth. Eine Filialschule besteht in Spindelwaag für die Roth’schen Filialisten. Universal-Dezimator ist der Standesherr, mit Ausnahme der Parzelle Schöllhorn, welche der Pfarrstelle Hauerz groß- und kleinzehentpflichtig ist.

1) Spindelwaag, Weiler mit 90 Einwohnern, an der Vereinigung des Roth- oder Pfaffenriederbaches und des Ellbaches, 6 g. Stunden nördlich von Leutkirch, romantisch gelegen, mit den vorhin genannten Mühlgewerben und einer Kapelle, welche von einem Privatmann freiwillig unterhalten wird. Ein Gebäude für die neu errichtete Filialschule wird in diesem Jahre vollendet. Nördlich von dem Orte, jedoch schon auf Rother Markung befindet sich ein ansehnlicher Weiher, der früher trocken gelegt war, nun aber wieder angelassen und mit Fischen besetzt ist.

Den größten Theil der Gemeinde finden wir von jeher im Besitze des Klosters Roth, unter dessen ersten Stiftungsgütern (Stadelh. I. S. 11.) Spinnelwach allodium, Chunrateswilare und Berga angeführt sind. Allein auch das Kloster Ochsenhausen verdankt seinem Stifter Adelbert (1099) einige Güter in Spindelwaag, und erhielt 1129 von Graf Eberhard zu Kirchberg einige Leibeigene in Kintpretiswilare (Konradsweiler). Diese Besitzungen tauschte Ochsenhausen 1471 gegen Rothische Güter in Thannheim und Oy aus. Das Kloster Roth hatte während der Zerrüttung seines Haushaltes 1392–1416 auch diese Gemeinde fast ganz verpfändet oder auf Wiederlösung verkauft, später aber (um 1435 und den folgenden Jahren) wieder eingelöst, und zwar Landoltsweiler mit andern von Haug in Waldsee, Berg (um 152 fl.) von einem Ulmer Geistlichen, Konradsweiler, Mühlberg und Spindelwaag von Muttenhausen dem Älteren in Waldsee (um 1300 Pf. Hr.). Die Gemeinde theilte die weitern Schicksale der Abtei Roth.

2) Berg, Weiler mit 55 Einwohnern, auf der Anhöhe nordwestlich über Spindelwaag. (S. vorhin.)

3) Boschen, Hof mit 8 Einwohnern.

4) Bürken, Weiler mit 12 Einwohnern.

| 5) Dietenberg, Weiler mit 14 Einwohnern, ziemlich hoch über dem Thal der Roth (des Pfaffenriederbaches) gelegen. Auf dieser Höhe, nahe dem Weiler, findet man noch einige Spuren der Burg derer von Griesingen. Heinrich von Griesingen verkaufte 1369 die Burg und Zugehörde mit lehensherrlichem Consens des Grafen Wilhelm von Kirchberg um 135 Pf. Hr. an Johannes von Lautrach und seinen Sohn Johannes. Das Kloster Roth aber stand in den Kauf ein, bezahlte den Kaufschilling und befahl den Edeln von Lautrach als Lehensträgern die Burg an (Urk. d. d. St. Gallustag 1369 bei Stadelh. I. S. 175). Vier Jahre später läßt Vogt Ulrich von Mätsch, Graf zu Kirchberg, dem Kloster die Lehenschaft „des Guts zu dem Tyetenberg“ nach, und erklärt es als freies Eigenthum des Gotteshauses (Urk. d. d. Aftermont. vor St. Matth. Apost. Ebend. I. S. 185).

6) Emishalden, drei Häuser mit 18 Einwohnern, am Ellbach, auf der Markung des in das Oberamt Biberach gehörigen Weilers desselben Namens. Der Biberacher Antheil an Emishalden nämlich war Ochsenhausisch, der diesseitige Rothisch. Durch den Vertrag mit dem Fürsten Metternich vom Jahre 1808 (s. Roth) erhielt die diesseitige Standesherrschaft die grund- und zehentherrlichen Rechte auch an dem jenseitigen Antheil.

7) Konradsweiler, Weiler mit 19 Einwohnern, auf der Höhe über dem Roththal, Dietenberg und Mühlberg gegenüber. (S. vorhin unter Spindelwaag.)

8) Landoltsweiler, Weiler mit 7 Einwohnern. (S. vorhin.)

9) Mühlberg, Weiler mit 120 Einwohnern, hat eine hohe Lage auf dem Rücken zwischen dem Ell- und Roth- oder Pfaffenriederbach. Eine Kapelle wird von der Pfarrgemeinde unterhalten. (S. vorhin.)

10) Schöllhorn, Weiler mit 12 Einwohnern, auf der Höhe zwischen dem Roth- und Sendenerbach.

11) Senden, Weiler mit 23 Einwohnern, Schöllhorn gegenüber, über dem von diesem Orte sehr uneigentlich so genannten, eigentlich Hauerzer, Bache.

12) Stelle, Hof mit 7 Einwohnern auf der Markung von Dietenberg.