« Kapitel B 3 Beschreibung des Oberamts Kirchheim Kapitel B 5 »
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4. Gemeinde Dettingen am Schloßberg,
evang. Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit, 3/4 Stunden von Kirchheim entfernt, südlich von demselben, mit 2351 evang. und 2 kath. ortsangehörigen und (1840) 2059 ortsanwesenden Einwohnern. Die Bezeichnung des Ortes zum Unterschiede von andern gleichnamigen bezieht sich auf das vormals in der Nähe gestandene Schloß Schloßberg (siehe unten). Mindestens seit dem Jahr 1310 wird der Ort bald | „Tettingen-Schloßberg“ und bald „Dettingen am Schloßberg“ genannt. Er liegt an der Lauter, in der Kirchheimer Thalebene, am Fuße der Teck und an der Staatsstraße, rings von schattigen Obstbäumen umgeben. Er gehört in die II. Kl. und zum Kameralamt Kirchheim. Der große Zehente gehört, mit Ausnahme eines Theils des sogenannten Laienzehenten, welcher mit dem Staate gemeinschaftlich ist und von Adelberg herrührt, dem Hospitale Kirchheim. Dieser verpachtet seinen Zehenten je auf 1 Jahr, der Staat den seinigen aber auf mehrere Jahre. Den kleinen Zehenten bezieht jeder Theil von dem Großzehent-Distrikt. Der Heuzehente steht zum größten Theile dem gedachten Hospitale und zum kleineren dem Staat zu. Der Weinzehente gehört ersterem, nachdem er den Antheil des Staats im Jahr 1822–1823 erworben, allein zu. Etwa 190 Morgen sind zehentfrei. An grundherrlichen Rechten aller Art, worunter namentlich alle Laudemien, hat die Gemeinde seit 1818 für 6660 fl. 6 kr. abgekauft. Außer dem Staat beziehen noch, wie die Übersicht oben S. 85 zeigt, mehrere Körperschaften etc., sowie Graf von Degenfeld zu Dürnau und Graf von Rechberg zu Donzdorf Grundgefälle. Nach Kirchheim und Weilheim hat Dettingen die meisten Häuser: 368 Haupt- und 173 Neben-Gebäude, worunter ein Gemeinde-Waschhaus, 1 Kelter und 1 Armenhaus. Die Pfarrkirche zu St. Nicolaus ist ein sehr altes, hohes, aus Sandsteinen errichtetes, Gebäude, mit spitzigem Thurm. Der obere Theil desselben, sowie das Gewölbe des Chors wurden 1681 erneuert. Die große Glocke hat die Jahrszahl 1515. Die Baulast der Kirche liegt der Gemeinde, die des Pfarrhauses dem Hospital in Kirchheim ob. Die Orgel hat 1772 Rüdiger von Tübingen gebaut. In der Kirche sind mehrere ältere Grabsteine der Späth angebracht, an der äußern südlichen Seite derselben aber 2 Denksteine eingemauert, wovon der eine dem Ritter Reinhard von Bol 1316 und der andere Ulrich Kiefer 1455 errichtet wurde. Im Jahr 1664 wurde der Gemeinde ihr altes Recht „auf | die Leichlegen“ bestättigt, wonach, wenn ein Adeliger innerhalb der Kirche begraben wurde, 20 fl., wenn aber außerhalb derselben, 2 fl. zu bezahlen waren. Das Schulhaus wurde 1838–1839 durch ein neues Stockwerk bedeutend erweitert. Von den übrigen Gebäuden verdient das vormalige Schlößchen im Dorfe selbst Erwähnung, welches nunmehr der Ortsvorsteher besitzt. Dasselbe war bis 1389 im Besitze der von Mannsberg; 1408 verkaufte es Eberhard vom Thurm an Berchthold Mager (Späth). Es wird damals „Burgstall“ genannt. Die Späth, genannt von Höpfigheim, saßen noch 1650 in diesem ihrem „freiadeligen Haus“. Im Jahr 1724 besaß dasselbe Brigadier von Hermann; es war damals mit den dazu gehörigen Gütern der Ritterschaft einverleibt und scheint kurz zuvor neuerbaut worden zu seyn. Derselbe soll in Gant gerathen und darauf sein Besitzthum in bürgerliche Hände gekommen seyn.

Die Einwohner zeichnen sich durch Fleiß und aufgeweckten Sinn aus. Sie sind gut gekleidet.

Hier wurde am 26. Oct. 1758 Christian Friedrich Dr. von Otto (Sohn des Pfarrers Christian Friedrich O.) geboren. Erst Hofgerichtsadvokat, wurde er 1786 zum geh. Cabinets-Secretär, 1792 zum Regierungsrath und Kammer-Procurator, und 1806 zum Director des Ober-Landes-Öconomie-Collegiums und 1807 der Ober-Regierung und des Medicinal-Departements ernannt. Zum Staatsrath und Chef der Communverwaltung 1811 befördert, erhielt er 1814 das Großkreuz des Civilverdienstordens. Am 8. Nov. 1816 wurde er zum geh. Rath und Finanzminister und am 8. Nov. 1817 zum Minister des Innern und des Kirchen- und Schul-Wesens, am 29. Juli 1821 zum Präsidenten des geh. Raths ernannt und 1830 mit dem Friedrichs-Orden und 1831 mit dem Großkreuz des Kron-Ordens geschmückt. Er wurde am 15. Nov. 1831 in den Ruhestand versetzt und starb in Stuttgart am 8. Sept. 1836.

Im Jahr 1663 wurden hier nur 22, im Jahr 1823 aber 100 Kinder geboren. Hauptnahrungsquellen sind: Ackerbau, Obstzucht, Weinbau und Viehzucht. Der Umfang der großen, doch sehr parzellirten, Markung und die Kulturarten sind aus der Tabelle zu ersehen. Die Äcker, hauptsächlich mit Sommergerste angeblümt, sind sehr fruchtbar und die | Wiesen vorzüglich. Der Weinbau ist fast von demselben Umfange, wie in Owen, und liefert ein zu den bessern des Bezirkes zu zählendes Produkt. Der Erlös aus Kirschen, welche an auswärtige Händler verkauft werden, hat nicht selten schon 10.000 fl. betragen. Die Fabrikation des Kirschengeistes ist bedeutend. Auch die Schafzucht zeichnet sich aus; sie ist bedeutender als in Kirchheim. Die Hammelmastung ist ebenfalls von Belang. Dasselbe gilt von der Bienenzucht. Von den in der Tabelle aufgeführten 236 Morgen Weide sind nur 118 nicht angebaut und zur Rindviehweide bestimmt. Durchschnittlich wird der Güterertrag zu 65.639 fl. berechnet. – Die Gewerbeliste von 1835 führt auf:

1 Barbierer, 8 Brodbäcker, 1 Feldmesser, 3 Glaser, 3 Hufschmiede, 2 Hafner, 1 Kübler, 5 Küfer, 36 Leineweber, 1 Lumpensammler, 5 Maurer, 1 Messerschmied, 7 Mezger, 1 Nagelschmied, 1 Rothgerber, 1 Sailer, 12 Schuhmacher, 5 Schuhflicker, 27 Schäfer, 1 Säckler, 1 Sattler, 2 Schlosser, 12 Schneider, 5 Schreiner, 2 Steinhauer, 1 Strumpfweber, 5 Wagner und 3 Zimmerleute. Auch sind 1 Specereihändler, 5 Schildwirthe, 2 Mahl- 1 Öl- und 1 Säg-Mühle vorhanden.

Die Gemeindebleiche ist von Bedeutung, jährlich werden etwa 750 Stück Leinwand gebleicht. Die Linnenspinnerei wird stark betrieben. Dettingen hat nächst Kirchheim und Weilheim den größten Gemeindewald (6941/8 Morgen). Am 17. Juli 1709 und 15. Febr. 1715 erhielt die Gemeinde das Recht, wieder – wie vor der Reformation – 2 Jahrmärkte halten zu dürfen. Der Erlös auf den sehr besuchten Viehmärkten war im Jahr 1838 29.250 fl. Das Gemeindewesen, welches im Jahr 1596 sehr zerrüttet war, ist seit längerer Zeit in Ordnung. Im Jahr 1838/39 betrugen die Einnahmen 5155 fl. 6 kr. und die Ausgaben 5104 fl. 22 kr.

Neben dem Pfarrer stand von 1556 bis 1809 auch ein Helfer. Das Patronat übte indessen der Hospital Kirchheim aus. Die Schule ist mit 2 Schulmeistern und 2 Provisoren besetzt. Die Industrieschule ist durch Unterstützungen Ihrer Majestät der Königin und der Centralstelle | des Wohlthätigkeits-Vereines zu Stande gekommen. Die Gründung einer Kleinkinderschule ist im Werke. Der Gottesacker liegt außerhalb des Orts. Die Gemeinde zeichnet sich durch mehrere Stiftungen aus, namentlich:
1) Stiftungen zu Brod für Arme, gegründet von dem Brigadier v. Hermann, 1675 fl.
2) Zu Bibeln für angehende Eheleute in der Gemeinde. Stifter ist der 1780 gestorbene Pfarrer Otto. 869 fl.
3) Zu Kleidern für arme Konfirmanden; gestiftet von Jakob Friedrich Klett, gest. 1801, 1185 fl.
4) Stiftung zu Schulbüchern, angefangen 1795, 1341 fl.
5) Die Industrieschule, seit Oktober 1820, 670 fl.

Sie sind dadurch angewachsen, daß bei Todesfällen der vermöglicheren Familien jedesmal 5 fl. gestiftet wurde.

Der Ort war stets mit Teck verbunden und scheint schon mit dem teck’schen Antheil an Kirchheim von Württemberg erworben worden zu seyn.

Als im Jahr 1340 einige Dienstleute Güter hier verkauften, gab H. Friedrich von Teck die Zustimmung. Aber auch noch nach dem Übergange an W. waren die Herzoge im Besitze von Rechten dahier; denn nach 1404 belehnt H. Ulrich von Teck seinen lieben Getreuen Reinhard Späth mit 12 Gütern und einem Theil der Vogtei. Den größten Theil der letztern hatte schon 1383 H. Friedrich von Teck an Burkhard, Buzzelin, Berthold und Vollmar von Mannsberg (s. auch unten) um 85 Pf. Hl. verkauft. Im Jahr 1389 gaben die vorgenannten vier Brüder dem Grafen Eberhard von W. alle ihre Güter auf und empfingen sie wieder von ihm zu Mannlehen, und zwar: „Mannsberg mit aller Zugehör, ihr Gesäß zu Dettingen vnter Schloßberg, ihren Hof daselbst; ihre Mühle, Keltern, Fischenzin vnd alles, was sie zu Dettingen haben an eigenen Leuten, Gütern u. s. w.“, sowie ihren Weiler Denzendorf mit aller seiner Zugehör, und 1409 verweist Burkhard v. Mannsberg seines Sohnes Burkhard Gattin, Agathe v. Rechberg, mit ihrer Heimsteuer und Morgengabe von 2500 fl. auf Dettingen das Dorf und auf Mannsberg. Nachdem 1415 Graf Eberhard dem Ritter Burkhard v. Mannsberg Dettingen und Mannsberg mit Zugehör geeignet hatte, gab dieser dem Grafen „all sein Recht, Gewalsami an der Vogtei zu Dettingen vnd alle seine eigene Leute zu Dettingen vnd die dahin gehören“ zu eigen. Noch in demselben Jahre kaufte der Graf von ihm seine Mühle, Kelter und Fischenz, sowie mehrere Vogtgülten zu Dettingen. Dieses Fischwasser, womit die Besitzer des Schlößchens | belehnt wurden, verkaufte 1590 Hans Ludwig Späth an die Herrschaft. Die übrigen grundherrlichen Rechte waren übrigens in älteren Zeiten vielfach getheilt. Einen Haupttheil besaßen die Münche von Dettingen. „Conradus dictus Monachus de Tettingen“ tritt im Gefolge der Herzoge von Teck 1251–1302 auf; er kaufte 1284 von dem Kl. Kirchheim „bona ad Tettingen militis quondam Eberhardi dicti Amerze.“ Sein Bruder Albert kommt 1271–1292, ein Ulricus dictus Münch 1295, und ein Friedrich der Münch 1315 vor. Diese waren in Plochingen begütert. In der Folge legten die Münche diesen Familiennamen ab. Heinr. v. Tettingen war 1378 württ. Hauptmann auf dem Mägdeberg; er mußte die Veste den Österreichern übergeben, „weil seine vntergebenen Knechte nicht steif bei ihm gehalten.“ – Ein Burkhard v. Tettingen war 1390 Chorherr in Augsburg. Hans scheint der letzte des Geschlechts gewesen zu seyn. Er wird 1461 von Graf Ulrich v. Württ. zum Kriegszuge aufgeboten. Ihr Wappen war ein getheilter Schild, worin links ein Hirschhorn und rechts ein Flügel. – Eines Stammes mit ihnen sind die von Hohenstein und von Bol. Im Jahr 1345 verkauft Cunrad Howenstein, genannt von Tettingen, dem Kl. Kirchheim ein Haus und Güter dahier; mit ihm siegelten seine Söhne Hans und Kunz. Im Siegel nennen sie sich dicti Münch. Das Wappen Konrads ist das der Münche: nur ist der Flügel links und das Hirschhorn rechts. Die Ritter von Bol, welche im 14. Jahrhundert auch hier begütert waren, werden wir bei Teck kennen lernen. Eberhard der Thurn verkauft 1402 eine hiesige Wiese dem Kl. Kirchheim und siegelt 1406 für einen Bauern von D. Er führt einen Kranich mit abwärts gekehrtem Schnabel im Schilde. – Benz der Schwelher verkauft 1356 „vß minem Gesäß da ich innen bin vnd gelegen ist zu T. hinten an den 2 Keltern“ ein Pfd. Hl. Gülte. – Adelheid v. Neidlingen, Herrn Crafts v. Neidlingen Tochter, Ulrich Gangelers Ehefrau, verkauft 1391 ihr Gut zu D. – Eitel Züttelmann veräußert 1377 einige Güter zu D., die er von seiner Muhme Sophia v. Dachenhausen ererbt hatte. – Außer diesen waren die Hofwarte, die Truchsessen von Bichishausen und die Küfer im 14. und 15. Jahrhundert hier theils begütert, theils ansäßig. Im Jahr 1610 befanden sich die grundherrlichen Rechte in den Händen der Rentkammer, des Kl. Kirchheim, der Zillenhart und der Späthe.

In ältern und bis in die neueren Zeiten stand dem Orte ein „Amtmann“ vor, der übrigens keine weiteren Stabsorte hatte. Das alte Erbrecht s. oben S. 102.

Von den besonderen Schicksalen des Ortes ist auszuheben, daß die Einwohner dem Herzog Ulrich treu angehangen, wie wir | bei Owen finden. Im Oct. und Nov. 1574 raffte hier die Pest wöchentlich 12–15 Menschen weg. In den Stürmen des 30jährigen Krieges litt auch Dettingen sehr. Vor der Nördlinger Schlacht waren, wie ein Bericht sagt, 364 Bürger und 2 große Gastherbergen im Orte; noch im Jahr 1715 zählte er aber nur 150 Bürger, 160 Hofstätten waren noch verwüstet und 300 Morgen Äcker und Weinberge lagen ungebaut; ein Wirth hätte nicht bestehen können. –

In kirchlicher Hinsicht ist zu bemerken, daß schon 1295 ein »Andreas plebanus in Tettingen« und 1342 ein Pfaff Heinrich und ein Pfaff Albert als Caplane zu Dettingen auftreten, und daß bereits 1371 der St. Niklaus-Capelle gedacht wird.

Zur Zeit der Reformation waren an geistlichen Lehen und Pfründen vorhanden: 1) die Pfarrei; 2) die St. Pankratien-Caplanei; 3) unserer lieben Frauenpfründe, und 4) die St. Catharinenpfründe (s. Kirchheim S. 139).

Indeß scheint früher noch eine Kirche oder Capelle hier gestanden zu haben, da eine solche zum Vestungsbau von Kirchheim 1539 verwendet worden seyn soll. (S. oben S. 158.) Wie das Patronatrecht und der größte Theil der Zehenten an die Grafschaft Hohenberg kam, ist unbekannt. In den Jahren 1334 und 1341 belehnten die Grafen Rudolph und Hug von Hohenberg den Ritter Hans von Bol mit „dem Hof ze Tettingen vnter Schloßberg, der genannt ist des Kundigen Hof, vnd mit dem Kirchensatz ze Tettingen, der in denselben Hof gehöret, die von vns ze Lehen gant;“ im Jahr 1354 belehnt Graf Rudolph von Hohenberg mit diesem Hof und dem Kirchensatze den „vesten ehrbarn Mann Berchthold Schilling, Ritter vnd seine Erben,“ und 1452 eignet diese Rechte H. Albrecht von Österreich dem Wolf Schilling und seinen Erben, indem er beifügt, daß diese Lehen von der Herrschaft Hohenberg herrühren. Nachdem 1432 zwischen dem Kloster Adelberg, das 1410 den halben Laienzehnten erworben hatte, einerseits, und den Gebrüdern Hainz und Wolf Schilling und Pfaff Konrad Struß, Kirchherrn zu Dettingen, andrerseits, wegen des Kirchen- und Laien-Zehenten zu Dettingen | vertragen worden war: wo Kirchen- und wo Laien-Zehenten auf der Markung sey, und daß der Laienzehenten zwischen dem Kloster und den beiden Schilling „des Jahrs freundlich getheilt werden solle“, verkaufte 1454 Wolf Schilling für sich und seines Bruders Kinder an den Hospital Kirchheim für 2900 fl. allen Korn-, Heu- und Obst-Zehenten zu Dettingen mit Ausnahme von 3 Baumgärten, die zu dem Schloßberg gehörten und zehentfrei bleiben sollen, so lange sie nicht zu Äckern gemacht würden; ferner den Witumhof der Pfarrkirche daselbst, den Widumwingart, mit Zinsen und Gülten und die Pfarrkirche, das Pfarrhaus und die 3 Caplaneien, nebst dem Rechte sie zu verleihen. Den Weinzehenten kaufte der Hospital 1453 zur Hälfte von Wolf Schilling und den Kindern seines verstorbenen Bruders Hainz, um 2900 fl.; ausgenommen den Zehenten von den Weinbergen des Widums, der dem Pfarrer hinfüro zugehören soll. Im Jahr 1539 verkauften die Erben Veits von Rechberg zu Hohenrechberg 1/8 desselben an den Hospital. Bis 1586 besaß er 5/8, die von Rechberg 2/8, und die von Stein zu Jettingen 1/8, das sie 1543 von Claus von Grafeneck um 1000 fl. erkauft hatten. Von den erstern 2/8 kaufte aber nun die Klosterhofmeisterei Kirchheim die Hälfte und, wie es scheint, bald darauf auch die andere Hälfte, und 1685 wurde das Stein’sche 1/8, womit bis dahin Obristlieutenant Linck belehnt war, zur Kellerei eingezogen.

Bei Dettingen entspringt der oben S. 21 beschriebene Kegelsbach. Auf der Markung lagen:

Die Burg Schloßberg, ganz nahe am Dorfe, auf dem sogenannten Schloßberge. Davon ist nun keine Spur mehr zu finden; denn der Platz ist jetzt mit Weinstöcken bepflanzt. Ein eigenes Geschlecht, wohl eine Späth’sche Linie, die Finken von Schloßberg genannt, saß hier im 13. Jahrhundert.

Heinricus de Slozberg kommt 1233 vor. Heinricus Vinco Senior de Chlozberg und sein Sohn Werner übergaben 1258 ihre Güter in Bezingen dem Kl. Pfullingen (Besold. Nr. III). Jungfrau Veni (Euphemie), Herrn Eberhards Finken v. Schloßberg Tochter, und ihre Brüder Wilhelm und Hans, genannt v. Wunnenstein, verkauften 1365 | bis 1379 mehrere Güter und Gülten zu Dettingen an das Kl. Kirchheim. Conrad von Schloßberg fiel 1377 in dem Treffen bei Reutlingen auf württemb. Seite. Nach ihnen treffen wir hier zu Anfang des 15. Jahrhunderts die vorgenannten Schilling. Da aber Wolf Schilling für die Eigenmachung des Kirchensatzes das Schloß der Herrschaft Hohenberg (Österreich) zu Lehen auftrug, so ist zu schließen, daß die Burg bis dahin sein freies Eigenthum gewesen war. Nach den Schilling wurden die v. Grafeneck mit dem Schloßberg belehnt. Im Bauernkriege floh Niclas v. G. auf die Burg Hohenneuffen, worauf am 3. Mai 1525 der Schloßberg von den Bauern geplündert und verbrannt ward. Niclas klagt 1526 darüber: seine Mutter sey mit Gunst Erzherzogs Sigmund von Österreich darauf verwiesen worden, indem das Schloß von der Grafschaft Hohenberg zu Lehen rühre, und schlägt den Schaden zu 2000 fl. an. Den v. Grafeneck wurde das Gut 1539 für ein der tyrolischen Kammer aufgegebenes Kapital von 1000 fl. geeignet. Claus v. G. verkaufte den Burgstall sofort an die v. Ow, von denen er an die Späth v. Sulzburg kam, die ihn noch 1624 besaßen. Außer den eigentlichen Schloßgütern scheinen keine Rechte mit dem Gute verbunden gewesen zu seyn.

Burg und Dorf Mannsberg. Von beiden ist kein Überbleibsel mehr vorhanden. Einige Baumgüter und Waldstücke auf der Markung, südwestlich von Dettingen, heißen noch jetzt „Mannsberg,“ und ein kleiner Bezirk in diesen Wäldern wird noch „Burschel,“ wohl gleichbedeutend mit Burgstall, genannt.

1350 verkauft Hans der Küfer dem Kl. Kirchheim eine Gülte aus einem Gute, „das da ze Mannsberg gelegen ist“, und 1415 veräußert Burkhard v. Mannsberg demselben Kl. eine Gülte aus „Brosämlis Lehen ze Mannsberg,“ worein 42 Tagwerk Güter gehörten, die „an den Kuntzerbrühel vnd an Tettinger Mark vnd anderthalben an den Hagacker vnd an das Bol“ stießen. 1634 waren noch zwei Bauernhöfe übrig; im dreißigjährigen Kriege gieng das Dörflein vollends ein. Die Burg aber war schon 1535 verfallen und im Eigenthum der Gemeinde Dettingen. Die Mannsberge (s. oben) treten fast immer als teck’sche Ministerialen auf. Der letzte aus dem Geschlechte scheint Vollmar gewesen zu seyn, welcher 1450–1492 vorkommt. Ihr Wappen war ein Schild von weißen und schwarzen Wecken, wie Brettsteine; über demselben zwei eben so geweckte Flügel.

Das Schloß Tiefenbach. Dieses ist so ganz verschwunden, daß selbst die Stelle nicht mehr bezeichnet werden kann, wo es gestanden. Es soll in dem nahen | Tiefenbach gelegen und den Küfern oder Kiwern von Tiefenbach, die tecksche Vasallen waren, zum Sitze gedient haben.

Heinricus cum nomine Kiwer“ und seine Mutter und Brüder verzichten 1269 auf Güter, welche in Tiefenbach lagen und von dem Kl. Pfullingen angesprochen wurden. Im Jahr 1277 bekennen die H. Ludwig und Konrad von Teck, daß „Heinricus et Conradus fratres de Diuffenbach dicti Kivaer,“ die sie ihre Ministerialen nennen, einen Hof in Zuffenhausen dem Hospital Eßlingen verkauft haben. Im J. 1287 waren sie in Steinbach begütert. Hans der Kyuer verkauft 1347 mit Gunst H. Conrads von Teck zwei Güter in Tiefenbach. Der letzte Küfer, welcher urkundlich von 1359 bis 1390 vorkommt, ist Ulrich. Zuvor schon scheint das Gut wenigstens theilweise in andere Hände gekommen zu seyn; denn 1348 verkauft Catharine v. Dachenhausen mit Willen ihres Mannes Züttelmann an den Kirchherren von Bissingen „das Gut zu Trutenloch im Tiuffenbach,“ an Äckern, Wiesen etc., um eine Messe in der St. Michaelskirche zu Bissingen damit auszustatten. Im J. 1377 belehnt Graf Eberhard v. Württ. Johann v. Hochdorf mit „Diefenbach der Burg, samt Leuten vnd Gut;“ und 1423 verkauften Burkhard Schilling und Anna von Grafeneck, seine eheliche Hausfrau, 20 Tagwerke Wiesen im „Tiefenbach als freiadelige Güter“ an mehrere Bürger.

Konzenbrühl oder Konzenbühl. Nach dem Landbuch von 1624 soll dieser Burgstall in der Nähe von Dettingen auf den rauhen Wiesen gelegen haben. Es war schon damals mit Holz bewachsen und in Privathänden. Der Sage nach sollen die von Grafeneck die letzten Besitzer gewesen seyn.

Ein weiterer abgegangener Ort scheint Fußhausen gewesen zu seyn.

Die Caplanei zum hl. Kreuz im Kl. Kirchheim verlieh 1425 einen Weinberg „zu Fußhusen gelegen zu Tettingen“ als Erblehen.

Auf der Markung von Dettingen lagen endlich auch die drei sogenannten Naberner Seen. Noch im Jahr 1757 waren der obere und untere mit 3300 Karpfen und 1000 Hechten, und der mittlere mit 1000 Bruthechten besetzt. Sie wurden 1764 trocken gelegt und hatten zusammen, an Wiesen und Wasser, 671/2 Morgen gemessen. Im Jahr 1473 übergab Graf Ulrich der Gemeinde den Wald Plensholz, wegen der Schäden, „so vnser 3 See zu Nabern vnsern armen Leuten zu Dettingen an ihren Gütern gethan.“


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