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IV. Wohnorte.


1. Orte.
A. Zahl, Gattung und Areal.

Der Oberamtsbezirk zählt im Ganzen 56 Wohnsitze und zwar 1 Stadt, 23 Pfarrdörfer (worunter 1 mit Marktrecht), 5 Dörfer, 1 Pfarrweiler, 2 Weiler, 13 Höfe und 11 einzelne Wohnsitze. Der Flächenraum, den sämtliche Gebäude und Hofstätten einnehmen, beträgt nach den Ergebnissen der Landesvermessung 3246/8 Morgen.[1]

B. Lage, Größe und Beschaffenheit.

Die Orte liegen theils auf den Hochebenen, theils in den Thälern und zwar auf der Hochebene zwischen Neckar und Steinach (Gäu): Baisingen, Bildechingen, Eutingen, Göttelfingen, Hochdorf, Rohrdorf, Vollmaringen und Weitingen; auf der Hochebene zwischen dem Neckar-, Eyach- und Isenburger Thal (Über-Neckargegend): Ahldorf, Nordstetten und Wiesenstetten; auf der Hochebene zwischen dem Neckar-, Eyach- und Starzelthal (Über-Neckargegend): Bierlingen, Felldorf und Wachendorf. Am Saume des Schwarzwaldes liegen, und zwar auf dem Hügelland: Salzstetten und Bittelbronn; in dem Steinachthale: Grünmettstetten, Altheim und Gündringen; in dem Waldachthal: Lützenhardt. Im Neckarthal liegen: Ihlingen, Horb, Mühlen, Börstingen, Sulzau und Bieringen; im Eyachthal liegt Mühringen.

Die Lage der Orte ist mit wenigen Ausnahmen gesund und freundlich. Von den Orten, welche eine eigene Gemeindeverfassung haben, sind, die Oberamtsstadt ausgenommen, Eutingen, Weitingen und Nordstetten die größten, Ihlingen, Isenburg und Sulzau die kleinsten. Die Orte sind durchgängig geschlossen gebaut und größtentheils mit gut gehaltenen, gekandelten Hauptstraßen versehen; in größern Orten findet man auch die Nebenstraßen theilweise gekandelt.

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2. Gebäude.
A. Anzahl und Gattung.

Nach dem Brandversicherungs-Kataster vom 1. Januar 1863 zählt das Oberamt: Haupt- und Wohngebäude 3731, Nebengebäude 1273, zusammen 5004 Gebäude im Brandversicherungsanschlag von 4.712.200 fl.

Zu öffentlichen Zwecken dienen 119 Gebäude, worunter 29 Kirchen, 5 Kapellen, 30 Rath- und Schulhäuser, 4 Schlösser, 3 Beamtenwohnungen, 27 Pfarrhäuser und 21 Armenhäuser. Auf ein Wohnhaus kommen im Durchschnitt 5,2 Menschen; die meisten in Lützenhardt, die wenigsten in Rohrdorf und Eutingen (s. Tab. I).

B. Bauart und Material.
Im allgemeinen ist in dem Bezirk der Tannenholzbau vorherrschend und nur an älteren Gebäuden findet man zuweilen noch den Eichenholzbau angewendet. Die Unterstöcke sind meist aus Stein aufgeführt; zu den letzteren verwendet man die in der Nähe der Orte vorkommenden tauglichen Gebirgsarten, wie im Westen des Bezirks den bunten Sandstein, in dem übrigen Theil des Bezirks vorzugsweise den Lettenkohlensandstein; indessen wird auch der Hauptmuschelkalk und Muschelkalkdolomit häufig als Baustein, namentlich als Mauerstein, benützt, und in unbedeutender Ausdehnung kommt der jüngere Süßwasserkalk (Kalktuff) in Anwendung. Die Gebäude der Landorte sind mit wenigen Ausnahmen je nach den verschiedenen Gegenden des Bezirks und den Vermögensverhältnissen der Einwohner theils kleine, theils ansehnliche Bauernwohnungen. In dem westlichen Theile des Bezirks nähert sich die Bauart dem Schwarzwaldstyl (Gebirgsstyl), die meisten Gebäude sind hier an den Wetterseiten mit grünlichen oder dunkelrothen Täfelschindeln bekleidet, während das Holzwerk der übrigen selten eine Verblendung tragenden Seiten meist einen dunkelrothen Anstrich, die Riegelfächer aber einen weißen Verputz haben, wobei vor den Fenstern bunt angestrichene Stock- und Hafenbretter nicht fehlen dürfen, was diesen Orten ein eigenthümliches, jedoch sehr freundliches Aussehen verleiht. Im Innern trifft man häufig schöne, an Decken und Wänden getäfelte Stuben, aus denen die großen Kachelöfen allmählig weichen, und den eisernen, sog. deutschen Öfen, Platz machen müssen. Im übrigen Theile des Bezirks ist mehr der ländliche Styl des Unterlandes, der im Gäu in seiner ganzen Vollendung auftritt, üblich; die Häuser sind hier | meist weiß getüncht und das Gebälkwerk entweder braun angestrichen oder in natürlicher Farbe; stattliche Bauernhäuser und ebenso stattliche mit schützendem Vordach versehene Scheuern sind in den meisten Orten ziemlich häufig. Die Bedachung besteht größtentheils aus Ziegelplatten, welche die Hohlziegel immer mehr verdrängen. In der Oberamtsstadt findet man neben meist älteren, im städtischen Styl erbauten Gebäuden auch sehr viele, die im ländlichen Styl gehalten sind. Eine besondere Zierde und zugleich ein Zeichen der Wohlhabenheit der Orte bilden die seit den letzten 25 Jahren in den meisten Gemeinden erbauten, ansehnlichen Schul- und Rathhäuser. In architektonischer Beziehung verdienen angeführt zu werden die beiden Kirchen in Horb, die Kirchen in Altheim, Eutingen, Rexingen, Vollmaringen, Weitingen, Ahldorf und Wachendorf, wie auch die Schlösser Hohen-Mühringen, Weitenburg und Wachendorf.
C. Werth und Eigenthumsverhältnisse.

Der Werth der steuerbaren Gebäude beträgt nach dem Gebäudesteuerkataster vom 1. Juli 1863–64 bei 3530 Haupt- und 1196 Nebengebäuden, zusammen 4726 Gebäude 2.813.290 fl. Nach dem Brandversicherungskataster vom 1. Januar 1864 dagegen zählt der Oberamtsbezirk 3748 und 1306 versicherte Haupt- und Nebengebäude, zusammen 5054 Gebäude im Brandversicherungsanschlag von 4.820.850 fl., somit betrug der Werth eines steuerbaren Gebäudes durchschnittlich 595 fl., der Werth eines versicherten durchschnittlich 954 fl.


  1. Die Ergebnisse der Landesvermessung sind auf den Stand vom Jahr 1864 ergänzt.


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