« Kapitel A 1 Beschreibung des Oberamts Horb Kapitel A 3 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
II. Natürliche Beschaffenheit.


1. Bildung (Beschaffenheit) der Oberfläche im allgemeinen.

Der im allgemeinen etwas eintönige Bezirk gehört zu dem weit gedehnten Flachlande, das sich zwischen dem Schwarzwald und der Keuperterrasse ausbreitet. Die Eintönigkeit dieser Gegend ist bedingt in der Gebirgsformation, welche im diesseitigen Bezirk, mit Ausnahme einer ganz unbedeutenden, im Nordwesten noch hereingreifenden Buntsandstein-Partie, durchaus dem Muschelkalk angehört.

Indessen bietet die Muschelkalk-Partie dennoch zwei verschiedene Züge in der Physiognomie des Bezirks, indem der dem Schwarzwald näher gelegene Theil (Saum des Schwarzwaldes) bei Altheim, Rexingen, Grünmettstetten, Salzstetten etc. sich wesentlich von dem übrigen, weit größeren Theil des Bezirks unterscheidet; hier wo der Muschelkalk ohne Lettenkohlengruppe- und Lehmbedeckung, mit seinen drei Gliedern (Wellenkalk, Anhydritgruppe und Hauptmuschelkalk) auftritt, erscheint in Folge dieser geognostischen Verhältnisse, ein hügeliges, mit unbedeutenden Trockenthälchen und Rinnen durchzogenes, vielfältig terrassenförmig abgestuftes Terrain, das theils für den Feldbau, theils für den Waldbau benützt wird und mit seinen hier beinahe allgemeinen Nadelhölzern die Nähe des Schwarzwaldes verkündigt. Die zahllosen Muschelkalktrümmer, mit denen die Oberfläche hier bedeckt ist, hat der fleißige Landmann, um sich den Anbau des Feldes zu erleichtern, zusammengetragen und mit denselben große Trümmerhügel aufgeschichtet, was der Gegend eine besondere Eigenthümlichkeit verleiht und zugleich einen sterilen Charakter aufdrückt.

In der Richtung gegen Osten treten allmählig die Lettenkohlengruppe- und der Diluviallehm über dem Hauptmuschelkalk auf; die starren Formen verschwinden, die Gegend wird milder, waldärmer | und ein weitgedehntes, flachwelliges, sehr fruchtbares Getreideland, das zur eigentlichen Kornkammer des Königreichs gehört, erscheint. Langgedehnte Flachrücken ziehen sich zwischen ganz mäßig eingefurchten, häufig gerad gestreckten Mulden, Einteichungen (Rinnen) und Thälchen hin, von denen die letzteren meist von kleinen Bächen durchflossen werden.

In dieses wellenförmige Flachland hat sich der Neckar ein tiefes, ziemlich breites Thal schroff eingefurcht, das von Westen nach Osten in vielen, jedoch nicht bedeutenden Krümmungen der Länge nach durch den Bezirk zieht; auf das Neckarthal brechen von beiden Seiten mehrere, ebenfalls tief und schroff eingefurchte, übrigens meist nicht lange Thäler und Thälchen beinahe rechtwinkelig ein. Außer diesen Thälern ist nur noch das Steinachthal im Nordwesten des Bezirks von einiger Bedeutung. Das stille, in den bunten Sandstein eingefurchte Waldachthal berührt auf eine kurze Strecke die nordwestlichste Bezirksgrenze.

Einzelne, freistehende Berge kommen nicht vor.

a. Erhebungen und Höhenbestimmungen.

Die bedeutendsten Erhebungen über die Meeresfläche fallen in den westlichen Theil des Bezirks; unter diesen ist der höchste gemessene Punkt die Kampfenhalde an der westlichen Bezirksgrenze mit 2429,0 Württb. Fuß. Der tiefste Punkt fällt an die Stelle, an welcher der Neckar unterhalb Bieringen die Bezirksgrenze überschreitet; er ist nicht gemessen, mag aber in Vergleichung mit andern Punkten etwa 1225 Württb. Fuß betragen. Die durchschnittliche Erhebung in der Mitte des Bezirks (auf dem wellenförmigen Flachlande) beträgt etwa 1850 Württb. Fuß.

Trigonometrisch bestimmte Höhen sind:

Höhe über dem Meere.
Württ. Fuß. Par. Fuß.
Horb, Stadtkirchethurm, Knopf 1686,1 1487,1
Horb, Stadtkirchethurm, Erdfl. 1519,4 1340,0
Horb, Schiedethurm, östl. Giebelspitze 1902,4 1677,8
Horb, Schiedethurm, Erdfl. 1821,1 1606,1
Horb, Niveau des Neckars unter der Brücke 1347,5 1188,4
Ahldorf, Kirchthurm, Knopf 1872,5 1651,5
Baisingen, Kirchthurm, Giebelspitze 1821,7 1606,6
Bildechingen, Kirchthurm, östl. Giebelspitze 1843,1 1625,5
Eutingen, Kirchthurm, Giebelspitze 1714,5 1512,1
|
Höhe über dem Meere.
Württ. Fuß. Par. Fuß.
Eutingen, Heidenäcker, Signal 1850,4 1632,0
Felldorf, Kirchthurm, Knopf 1904,8 1680,0
Göttelfingen, Kirchthurm, östl. Giebelspitze 1823,1 1607,9
Hochdorf, Erdfl. an der Kirche 1984,0 1750,0
Hochdorf, Hurrenbühl, Signal 2008,0 1771,0
Hochdorf, Baumäcker, Signal 1925,2 1697,9
Lützenhardt, Erdfl. am Rathhaus 1941,8 1712,6
Lützenhardt, Eselweg, Signal 2096,0 1848,6
Mühringen, Kirchthurm, Knopf 1507,9 1329,9
Mühringen, Kirchthurm, Erdfl. 1398,9 1233,7
Mühringen, Niveau der Eyach unter der Brücke 1335,0 1177,4
Mühringen, Hohen-Mühringen, Thurmknopf 1728,2 1524,2
Mühringen, Hohen-Mühringen, Erdfl. 1635,7 1442,6
Mühringen, Kohlberg, Signal 1812,3 1598,4
Nordstetten, Kirchthurm, Knopf 1911,3 1685,6
Nordstetten, Horbersteige, an der Straße auf der Markungsgrenze 1665,8 1469,1
Salzstetten, Heiligenbronn, Kirchthurm, Knopf 2147,8 1894,2
Salzstetten, Heiligenbronn, Kirchthurm, Erdfl. 2075,5 1814,5
Salzstetten, Missihof, Wohnhaus, Erdfl. 2162,3 1907,0
Salzstetten, Ländle, Feldkreuz 2182,4 1924,7
Salzstetten, Ochsenbühl, Markungsstein 2076,1 1831,0
Salzstetten, Kampfenhalde 2429,0 2142,2
Salzstetten, Straße, Feldkreuz 2376,1 2095,6
Vollmaringen, Kirchthurm, Giebelspitze 1968,6 1736,2
Vollmaringen, Kirchthurm, Erdfl. 1876,2 1654,7
Weitingen, Kirchthurm, Giebelspitze 1808,6 1595,1
Wiesenstetten, Kirchthurm, Knopf 1939,2 1710,3
b. Abdachung und Wasserscheide.

Der Bezirk zeigt im allgemeinen eine Abdachung von Westen nach Osten und in dem nordwestlichen Theile überdieß noch eine Neigung von Südwesten nach Nordosten.

Da der Oberamtsbezirk, wie schon erwähnt wurde, in seiner ganzen Ausdehnung dem Stromgebiet des Rheins angehört, so berührt die europäische Wasserscheide denselben nicht, dagegen zieht eine secundäre Wasserscheide zwischen dem Neckar und der Nagold im weiteren Sinne der Enz, welche mittelst der Steinach und der Waldach | Zuflüsse aus dem Bezirk erhält, in folgender Scheidelinie durch den Oberamtsbezirk: sie erreicht an der Landesgrenze gegen Hohenzollern, auf der Markung Rexingen den Bezirk in dem Walde „großer Hau,“ führt von diesem in nordöstlicher Richtung durch den Wald Gaisbühl, hier gegen Norden wendend zieht sie über die Flur Röthe, kreuzt dort die Landstraße von Horb nach Freudenstadt, führt weiter über die Flur Wäsinger, östlich an Hochberg vorüber, über das Hochsträß und den sog. Widderstall auf einen freistehenden Hügel, Bohl genannt; hier ändert sie ihre Richtung gegen Südosten, welche sie 1/4 Stunde einhält und dann gegen Nordosten sich wendet, nahe (östlich) am Ziegelhof vorüber auf die Kuppe eines unfern gelegenen Hügels, auf der sie ihre Richtung gegen Osten ändert, hierauf die Vicinalstraße von Altheim nach Hochdorf durchschneidet, bald in einen Wald eingeht und dort an der Markungsgrenze zwischen Bildechingen und Hochdorf, eine Strecke weit hinziehend biegt sie gegen Süden und führt an dem Käsbrunnen vorüber auf die Altheim-Hochdorfer Vicinalstraße, an der sie bis Hochdorf fortläuft. Von Hochdorf nimmt sie ihren Zug durch den Wald Hau, weiter 1/8 Stunde westlich an Vollmaringen vorüber über die Flur Mauren nach Lohndorf, wo sie die nördliche Bezirksgrenze überschreitet, um in dem Oberamtsbezirk Nagold fortzusetzen.

1

c. Erdfälle und Höhlen.

Höhlen kommen nicht vor, dagegen finden sich auf der Muschelkalk-Hochebene allenthalben Erdfälle (trichterförmige Einsenkungen), so z. B. bei Horb in dem zur Stadt gehörigen Walde „die Höhe“, ferner zwischen Ahldorf und Nordstetten, bei Wiesenstetten, Bierlingen, Felldorf etc.; manche, wie z. B. das Buckenloch bei Wiesenstetten werden von dem Volke für unergründlich angesehen. In dem Wachendorfer Gemeindewald sind zur Sicherheit einige Erdfälle mit Holz umfriedigt.


2. Gewässer.

Der Flächeninhalt sämtlicher Gewässer, d. h. der Flüsse, Bäche, Seen und Weiher beträgt 2694/8 Morgen, davon kommen auf Seen und Weiher 172/8 Morgen.

a. Brunnquellen.
Die in den Thälern gelegenen Orte sind mit Quellen des vortrefflichsten Trinkwassers reichlich versehen, von denen einzelne in | solcher Fülle und Stärke hervorbrechen, daß sie nahe an ihren Ursprüngen Mühlen zu treiben im Stande sind, wie die Quellen des Thalbachs bei der Thalmühle im Eutinger Thal, des Ziegelbachs bei Horb, des Egelstaller Bachs, des Rexinger Bachs u. s. w. Die Zerklüftung des Hauptmuschelkalks, in dessen Spalten sich die Gewässer ansammeln und an tieferen Stellen hervortreten, ist die Ursache von dieser Erscheinung. Die Orte auf der Hochebene, besonders die rechts des Neckars gelegenen, sind weniger reichlich mit Trinkwasser versehen und haben in trockenen Jahrgängen nicht selten Mangel an Trinkwasser, wie z. B. die Orte Ahldorf, Bildechingen, Bittelbronn, Felldorf, Nordstetten, Vollmaringen, Wachendorf, Wiesenstetten etc. Die Orte, welche ihren Trinkwasserbedarf nur mittelst Pump- und Schöpfbrunnen erhalten, sind: Ahldorf, Bierlingen, Bildechingen, Felldorf, Göttelfingen, Hochdorf, Isenburg, Mühlen, Nordstetten, Rohrdorf, Vollmaringen, Wachendorf und Wiesenstetten; die übrigen beziehen ihr Wasser theils aus laufenden Brunnen ausschließlich, theils aus laufenden Schöpf- und Pumpbrunnen zugleich, mit Ausnahme von Bittelbronn, das sein Wasser nur aus Cisternen erhält. –

Periodisch fließende Quellen, sog. Hungerbrunnen, kommen allenthalben vor, wie bei Altheim, Baisingen, Bieringen, Bierlingen, Eutingen, Felldorf, Hochdorf, Wiesenstetten u. s. w.

b. Mineralquellen.

An mineralischen bittersalzhaltigen, theilweise tintenhaft und scharf schmeckenden Quellen ist der Bezirk ziemlich reich; sie entspringen in der Anhydritgruppe und zwar: zwei bei Bieringen, eine auf dem rechten Neckarufer 1/4 Stunde oberhalb Börstingen, zwei in Mühringen und eine in Sulzau.

Die Quelle, welche zur Badanstalt St. Jakob bei Horb benüzt wird, enthält gegen 15 Gr. schwefelsauren und kohlensauren Kalk, ohne salzigen Rückstand.

Die mineralischen Theile der Badquelle zu Heiligenbronn sind ganz unbedeutend.

c. Flüsse und Bäche mit ihren Thälern.
1. Der Neckar, der bedeutendste Fluß des Bezirks und diesen beinahe in seiner ganzen Länge von Westen nach Osten durchfließend, erreicht 1/4 Stunde oberhalb Ihlingen den Bezirk und lauft mehrfach gekrümmt an den Orten Ihlingen, Horb, Mühlen, | Börstingen, Sulzau, Bieringen vorüber und 1/4 Stunde unterhalb letzteren Orts über die östliche Bezirksgrenze in das Oberamt Rottenburg. Während seines fünfstündigen Laufs, den er innerhalb des Bezirks zurücklegt, sezt er nicht nur die Mühlen in Horb und Mühlen, die Weitinger Mühle, eine Lohmühle bei Börstingen und die Neumühle bei Sulzau in Bewegung, sondern dient auch der Flößerei, welche mit Langholz, Schnittwaaren und Scheiterholz schwunghaft auf ihm betrieben wird. Die Breite des Neckars wechselt von 50–130′, bei Horb an der Brücke steigt sie sogar bis auf 160′; die Tiefe desselben beträgt, mit Ausnahme von einzelnen größeren Vertiefungen 5–8′.

Das Gefälle des Neckars ist folgendes:

  Höhe über dem
Meere
in Pariser Fuß.
Entfernung von
dem höheren Orte
in Stunden
à 13.000 würt. Fuß.
Fall auf diese
Entfernung.
des höheren
Orts.
des tieferen
Orts.
nach der
Strombahn.
nach dem
Thal.
in Par.
Fuß.
in pCnt.
dem Thal
nach.
Vom Einfluß des Fischbachs in den Neckar bis Horb (Brücke) 1217,7 1188,4 1,3 1,2 29,3 0,213
Von Horb (Brücke) bis an den Einfluß des Niedernauer Bachs in den Neckar 1188,4 1075,6 5,5 4,8 112,8 0,020

Das Bett des Flusses besteht meist aus Sand und Geröllen, welch letztere zum größten Theil der Muschelkalkformation angehören.

Die mit Weiden, Erlen und anderen Feuchtigkeit liebenden Holzarten bepflanzten Ufer sind nicht hoch, daher auch der Fluß öfters aus seinem Bette tritt und die Thalebene überschwemmt, jedoch selten Schaden anrichtet, vielmehr den sehr bedeutenden Wieswachs in der Thalebene befördert; den höchsten Wasserstand erreichte der Fluß seit Menschengedenken in den Jahren 1824 und 1851. Die Fischerei ist nicht beträchtlich und beschränkt sich vorzugsweise auf Weißfische, Schuppfische, Barben, seltener Karpfen und Aale.

Das wiesenreiche Thal des Neckars, dessen Breite von 600′ bis zu 1600′ wechselt, ist im allgemeinen freundlich und trägt den echten Charakter eines Muschelkalkthales; die meist bewaldeten, von Seitenthälern nicht selten unterbrochenen Thalgehänge sind durchschnittlich | 300′ hoch, sehr steil und brechen von der Hochebene in Kanten ab, die zuweilen mit Felsen versehen sind. Innerhalb des Bezirks führen 6 Brücken und ein Steg über den Fluß.

Einflüsse in den Neckar:

Von der rechten Seite:

a. Der nur 3/8 Stunden lange, durch ein enges, tief eingeschnittenes Thälchen fließende Isenburgerbach, welcher 1/4 Stunde oberhalb Isenburg entspringt, während seines Laufs zwei Weiher schwellt, in Isenburg zwei Mühlen treibt und unterhalb letztern Orts einmündet.

b. Der unbedeutende Egelsthaler Bach, der bei Egelsthal einmündet.

c. Die Eyach, welche bei Lautlingen entspringt, erreicht 1/4 Stunde oberhalb Mühringen den Bezirk, setzt daselbst eine Mühle in Bewegung und mündet, nach einem 5/4stündigen Lauf, den sie innerhalb des Bezirks zurücklegt, oberhalb der Weitinger Mühle ein; sie nimmt bei Mühringen den Mühringer Bach auf. Das Eyachthal ist enge, tief eingeschnitten und mit steilen, hohen bewaldeten Thalwänden versehen. Über das Flüßchen führen innerhalb des Bezirks zwei Brücken eine Eisenbahnbrücke und ein Steg; von Mühringen an wird Holzflößerei auf der Eyach getrieben.

d. Die Starzel, entspringt bei Hausen im Hohenzollernschen, kommt bei der Hirrlinger Mühle auf die Bezirksgrenze, an der sie 1/4 Stunde fortfließt und dann bei der Burgmühle in den Bezirk eingeht, um bei Bieringen sich mit dem Neckar zu vereinigen. Ihr Lauf durch und an dem Bezirk beträgt eine Stunde. Das Eyachthal gleicht dem vorhergehenden und trägt wie dieses den echten Charakter eines Muschelkalkthales. Eine Eisenbahnbrücke bei Bieringen und eine Brücke bei der Burgmühle sind über das Flüßchen angelegt.

Von der linken Seite:

a. Der Rexinger Bach entspringt bei Rexingen und fließt nach einem Lauf von 1/4 Stunde, den er in einem tiefen, engen Thälchen zurücklegt, bei Ihlingen ein.

b. Der Thalbach, beginnt in dem sog. Landgraben 1/4 Stunde nordwestlich von Bildechingen, fließt Anfangs in östlicher Richtung durch ein unbedeutendes, wiesenreiches Thälchen auf der Hochebene, macht alsdann plötzlich eine Wendung gegen Süden und lauft von dem Wendungspunkte an durch ein tiefes, abgeschiedenes Muschelkalkthälchen bis zu seiner Einmündung bei Mühlen; auf | seinem 5/4stündigen Lauf treibt er die Thalmühle. In Mühlen führt eine steinerne Brücke über den Bach. Außer diesen angeführten gehen noch zwei unbedeutende Bäche, der eine von Rohrdorf, der andere von Weitingen herkommend, in den Neckar.

Zuflüsse der Nagold sind:

Die Waldach, welche bei Thumlingen, O.-A. Freudenstadt, entspringt und bei Nagold einmündet, berührt den diesseitigen Oberamtsbezirk nur auf zwei kurze Strecken bei Lützenhardt an der nordwestlichsten Bezirksgrenze. In die Waldach fließt bei Iselshausen, O.-A. Nagold die Steinach, welche innerhalb des Bezirks bei Grünmettstetten entspringt und in einem Anfangs mäßig, später tiefer eingeschnittenen, wiesenreichen Thälchen an Altheim vorüberfließt und 1/4 Stunde unterhalb dieses Orts über die Bezirksgrenze geht, welche sie nach 3/4 Stunden wieder erreicht, jedoch bald wieder verläßt und erst 1/8 Stunde oberhalb Gündringen abermals in den Bezirk eingeht, an Gündringen vorüberfließt und 1/8 Stunde unterhalb letzteren Orts den Bezirk verläßt, um bei Iselshausen, O.-A. Nagold, in die Waldach zu münden. In die Steinach, welche in Altheim und in Gündringen je eine Mühle in Bewegung setzt, fließt innerhalb des Bezirks der bei Salzstetten entspringende und bei Altheim einmündende, 3/4 Stunden lange Brühlbach. Die Steinach, welche ein sehr klares, auch im hohen Sommer frisches Wasser hat, beherbergt schmackhafte Forellen.

Von den Wasserkräften des Bezirks werden Pferdekräfte benützt vom Neckar 278, von der Eyach 34, von der Starzel 34, vom Thalbach 22, vom Brühlbach 3, von der Steinach 21, vom Rexinger Bach 7, vom Isenburger Bach 8, vom Horbbrunnen 2, von der Ziegelburger Quelle 4, vom Egelsthaler Bach 5, vom Börstinger Bach 4 und vom Mühringer Bach 4; zusammen 426 Pferdekräfte in 36 Anstalten mit 72 laufenden Werken.

Nicht benützt werden Pferdekräfte vom Neckar 145, von der Eyach 12, von der Starzel 12 und vom Börstinger Bach 2; zusammen 171 Pferdekräfte (s. auch Gewerbeblatt aus Württemberg Jahrg. 1862. S. 381.)

d. Stehende Gewässer.
Eigentliche Seen von Bedeutung sind nicht vorhanden; kleinere Seen bestehen bei Seehaus, bei Wachendorf und bei Weitingen; künstliche Seen (Weiher) sind 2 bei Neuhaus, 1 bei Eutingen, 2 bei Isenburg und 2 bei Wachendorf, wovon einer 2 Morgen hält | und erst seit einem Jahr wieder mit Wasser und Fischen versehen wurde. Überdieß sind in den meisten Orten Wetten angelegt (s. hier. die Ortsbeschreibungen). Bei Hochdorf, Vollmaringen etc. sind Weiher abgegangen und in nutzbringende Felder umgewandelt.


3. Naturschönheiten.

Wie schon erwähnt wurde ist die Physiognomie des Bezirks etwas eintönig und bildet im allgemeinen ein Flachland, das von dem Neckarthal und einigen kleineren Thälern tief durchfurcht wird. Eigentliche Naturschönheiten, wie Wasserfälle, großartige Felspartien etc. kommen daher im diesseitigen Bezirk nicht vor, dagegen entfaltet das Neckarthal manche landschaftliche Reize, namentlich bei Horb, Börstingen mit dem nahe, auf der Höhe gelegenen stattlichen Schloß Weitenburg und bei Sulzau, wo der Neckar um einen wohlgeformten, von dem Thalabhange vorgeschobenen Rückenausläufer, durch den der Eisenbahntunnel führt, einen hufeisenförmigen Bogen beschreibt.

Der Einblick in das Isenburger Thal mit dem weitläufig an den Bergabhang hingebauten Dorfe Isenburg und der Ruine gleichen Namens im Hintergrunde, gewährt eine sehr malerische Ansicht. Bemerkenswerth ist auch eine groteske Felsschlucht, das sog. Haugenloch unterhalb Horb. Einen still romantischen Charakter hat das bei Mühlen in das Neckarthal eingehende, enge Eutinger Thal, in welchem die malerische Ruine der Burg Eutinger Thal (Stauffenberg) mit dem unteren Eutinger Thalhof versteckt liegt, während der obere Eutinger Thalhof von der Anhöhe freundlich in das abgeschiedene Thälchen herunter winkt. Ein weiteres Seitenthal des Neckarthals ist das der Eyach, dessen bewaldeten hohen Thalgehänge gleich bei dem schmalen Eingang in dasselbe, die Ruine Frendeck zieren; thalaufwärts erweitert sich die Thalebene mehr und mehr bis gegen Mühringen, das sich malerisch in derselben lagert und mit dem auf der nahen Anhöhe gelegenen imposanten Schloß Hohen-Mühringen in landschaftlicher Beziehung eine der schönsten Partien des Bezirks bildet.

Das minder bedeutende Steinachthal bei Altheim und Grünmettstetten erinnert schon etwas an den Schwarzwald, dessen Charakter sich überhaupt in dem westlichsten und nordwestlichsten Theil des Bezirks immer mehr geltend macht und sich durch seine ausgedehnten Nadelwaldungen und seiner geringen Fruchtbarkeit auch in landschaftlicher Beziehung von dem übrigen Theil des Bezirks wesentlich | unterscheidet, und den ernstesten Zug in der Physiognomie des Oberamtsbezirks bildet. In diesem Theil des Bezirks gestatten mehrere Punkte sehr anziehende, weitgedehnte Aussichten an einem großen Theil der Alp und über das Gäu hinweg an den Schönbuch, wie z. B. der Altheimer Berg bei Salzstetten, die untere Katzenhalde und die obere Orthalde bei Grünmettstetten, das Hochsträß bei Altheim etc. etc.

Die den weit größten Theil des Bezirks bildende Hochebene, hat ungeachtet ihrer Eintönigkeit im allgemeinen, doch auch ihre Schönheiten und bietet insbesondere durch ihre getreidereiche, fleißig angebaute Fluren, auf denen sich stattliche, mit Obstwäldchen umgebene Ortschaften wohl vertheilt lagern, manches anziehende; überdieß ist sie reich an Punkten, die über die fruchtbare Ebene hinweg schöne Aussichten an die Alp, den Schwarzwald und den Schönbuch gestatten, wie der Stallberg bei Rexingen, der Schütteberg und der Kreuzberg bei Horb, der Mühlenberg südlich von Bildechingen, die Anhöhen bei Hochdorf und besonders der Kirchthurm in Hochdorf, von wo aus sich dem Auge eine herrliche Rundsicht erschließt, die Höhen bei Vollmaringen, der Bühl bei Baisingen, die Anhöhe südlich von Eckenweiler, die Weitenburg, die Heide bei Nordstetten, der Heidenthurm auf Hohen-Mühringen, bei Wiesenstetten, bei Wachendorf, auf dem Kirchthurme von Bierlingen u. s. w.


4. Boden.
Die theils aus den Zersetzungsprodukten der anstehenden Gebirgsschichten, theils aus Diluvial- und Alluvialablagerungen bestehenden Bodenverhältnisse gehören mit wenigen Ausnahmen zu den fruchtbaren, häufig fruchtbarsten des Landes. Im äußersten Westen des Bezirks tritt bei Lützenhardt und Heiligenbronn in geringer Ausdehnung ein rothsandiger, etwas magerer Boden (Zersetzung des bunten Sandsteins) auf, der mehr den Flachs- und Kartoffelbau als den Getreidebau begünstigt; in der Richtung gegen Osten erscheinen dann zuerst die schmutzig gelben Zersetzungen der Wellenmergel und Wellendolomite, welche die unfruchtbarsten Böden des Bezirks bilden, bald aber in die kalkreichen Zersetzungen der Anhydritgruppe und des Hauptmuschelkalks übergehen, die mit Gesteinstrümmer erfüllt sind und von dem Landwirth zusammengelesen, in beträchtlichen Steinwällen (Steinriegeln) aufgeschichtet werden. Diese Partie des Bezirks erscheint weit steriler als sie in Wirklichkeit ist, indem der Boden derselben wegen seines Kalkreichthums, verbunden | mit den Wärme haltenden Gesteinstrümmern, ein sehr gutes, mehlreiches Getreide erzeugt, sich jedoch wegen Mangels an tiefgründigem Humus für den Obstbau weniger eignet.

Diese Hauptmuschelkalkböden verbreiten sich nicht allein über den westlichen Theil des Bezirks, sondern erscheinen hauptsächlich an den Gehängen des Neckarthals und dessen Seitenthälern, wie auch mit wenig Ausnahmen an denen des Steinachthales, wobei noch zu bemerken ist, daß in den tieferen Stellen der Thäler, besonders des Neckarthals am Fuß der Abhänge nicht selten ziemlich fruchtbare Zersetzungen der Anhydritgruppe auftreten. Gegen oben geht der Hauptmuschelkalk in Dolomit über und bildet einen leicht zu bebauenden fruchtbaren Malmboden, welcher sich nicht nur theilweise von den oberen Rändern der Thalgehänge in die Hochebene hineinzieht, sondern auch an mehreren Stellen der Hochebene selbst ziemlich verbreitet ist.

Weiter gegen Osten entwickeln sich über dem Muschelkalkdolomit die Böden der Lettenkohlengruppe, die je nach den der Oberfläche nahe liegenden Schichten thonig oder fein sandig auftreten, und wenn ihnen eine Beimengung von Lehm zukommt, sehr ergiebig sind; an Stellen aber wo der Lettenkohlensandstein der Oberfläche ganz nahe liegt, erscheint ein fein sandiger sog. Schlaisboden, der weniger fruchtbar ist und eine vorsichtige Bearbeitung erheischt. Indessen tritt bald ein sehr fruchtbarer Diluviallehm auf, der entweder den Muschelkalkdolomit oder die Lettenkohlengruppe überlagert und über den größten Theil des Bezirks, besonders über die zum Gäu gehörige Gegend sich verbreitend, einen für alle gewöhnlichen Feldgewächse vortrefflichen Boden liefert, und wegen seiner namhaften Mächtigkeit auch den Obstbau sehr begünstigt.

In den Thälern haben sich meist fruchtbare, den Wiesenbau begünstigende Alluvionen abgelagert, von denen sich in der Nähe der Gewässer Sand und Geschiebe etwas geltend machen. (Über die verschiedenen Bodenverhältnisse s. auch die Ortsbeschreibungen).


5. Luft und Witterung.
Die Luft ist im allgemeinen gesund, auf der Hochebene trocken und meist bewegt, in den Thälern dagegen etwas feucht und nicht selten von starken Nebeln heimgesucht, die im Frühjahr auf die Obstblüthe nachtheilig einwirken. Auch Frühlingsfröste stellen sich zuweilen ein, und bringen nicht nur im Thal, sondern auch auf der Hochebene der Vegetation Schaden. Hagelschlag kommt selten vor, | indem die Höhen bei Dürrenmettstetten, im Oberamt Sulz, für Horb und dessen nächste Umgegend, und der Eutinger Wald für das Gäu wohlthätige Wetterscheiden bilden; so wurde z. B. Horb seit dem Jahr 1809 nicht mehr von bedeutendem Hagelschlag heimgesucht. Das Klima ist im allgemeinen ziemlich mild und begünstigt alle gewöhnlichen Kulturgewächse, den Obstbau und sogar die Rebe, welche noch an manchem Gebäude hinauf rankt und in günstigen Jahrgängen gute, schmackhafte Trauben liefert. Der früher in dem Neckarthale, theilweise auch auf der Hochebene getriebene Weinbau ist an einzelnen Orten erst im gegenwärtigen Jahrhundert abgegangen und bis heute besitzt Horb als letzten Rest seines ehemals ausgedehnten Weinbaus noch 1/4 Morgen Weinberg, auf dem im Jahr 1863 ein Eimer Wein erzeugt wurde; auch bei Weitenburg werden auf einer kleinen Fläche mit ziemlich gutem Erfolg Reben gepflegt. Im westlichen Theil des Bezirks, auf dem sog. Wald, ist das Klima etwas rauher und die Wintersaat muß daselbst um 10–14 Tage früher bestellt werden als im Gäu und Neckarthale, weil es dort früher einwintert als hier, wo auch die Ernte um 8–10 Tage früher eintritt als auf dem Walde.
Barometerverhältnisse [1].

Zur Darstellung der meteorologischen Verhältnisse Horbs fehlt es an eigenem Material; doch liegt der Bezirk der Art, daß eine vergleichende Zusammenstellung der Resultate der Nachbarstationen Tübingen und Sulz genügen wird, um daraus auf die Horber Witterungsverhältnisse schließen zu können.

Zu bemerken ist, daß zu dieser Zusammenstellung nur die drei Jahrgänge 1861 bis 1863 zu Gebote standen.

Luftdruck.

Das barometrische Mittel von Sulz blieb in den drei Beobachtungsjahren stets nur wenig unter 27 Pariser Zoll, während das Tübinger der tieferen Lage dieses Orts entsprechend, über diesem Stand sich erhielt. Das Horber Mittel käme hienach gleichfalls ein wenig über 27 Pariser Zoll.

Der höchste Barometerstand [2] war in dieser Periode zu Sulz | 27″ 7‴,26 der niederste 26″ 2‴,42 beide in das Jahr 1861 fallend, so daß also für Sulz die größte Barometerschwankung 16‴,84 beträgt. Etwas größer fällt derselbe für Tübingen aus, wo der Unterschied zwischen dem höchstem (27″ 9‴,90) und dem niedersten Barometerstand (26″ 2‴,84) 19‴,06 beträgt.

Übereinstimmend fiel auf beiden Stationen das höchste barometrische Monatsmittel am häufigsten in den Monat Dezember, das niederste in den März.

Temperatur.

Das Sulzer Jahresmittel bewegte sich zwischen 6°,24 und 7°,04 und betrug durchschnittlich 6°,70 Reaumur. Das Tübinger stand im Durchschnitt um 1° höher mit 7°,7. (Stuttgart 7,8 Heilbronn 8,0). Während das Sulzer Mittel in den 3 Jahren eine Schwankung von 0°,8 machte, zeigte sich zu Tübingen eine größere Beständigkeit, indem dort das Jahresmittel blos um 0°,13 von 7°,63 bis 7°,76 variirte.

Die Monatsmittel schwanken zu Sulz zwischen +14°,51 (1863 August) und −4,67 (1861 Januar), zu Tübingen zwischen +16°,32 (1861 August) und −3,30 (1861 Febr.), was für Sulz 19°,18 für Tübingen 19°,62 als Differenz zwischen dem wärmsten und kältesten Monate gibt.

Die höchsten Thermometerstände sind für Sulz 28° (1863 August), für Tübingen 27°,75 (1862 Juli), die niedersten zu Sulz −17,5 (1862 Januar), zu Tübingen −19° (1861 Januar). Die größte Variation des Thermometers in dem Laufe der drei Beobachtungsjahre beträgt daher für Sulz 45°,5 für Tübingen 46°,75.

Die Temperaturen der einzelnen Jahreszeiten betrugen im Mittel

zu Sulz   zu Tübingen   Differenz
Frühling  + 06°,74 + 07°,95 1,21
Sommer + 13,19 + 14,20 1,01
Herbst + 07,11 +0 7,94 0,83
Winter 00,07 + 00,69 0,76

Neben der Abnahme der mittleren Temperatur von Tübingen gegen Sulz hin geht aus diesen Zahlen hervor, daß der Unterschied größer ist in den Frühjahrs- und Sommermonaten März bis August, kleiner in den Herbst- und Wintermonaten September bis Februar.

Was die Schwankungen betrifft, welchen die Jahreszeitenmittel unterworfen waren, so sind dieselben in Sulz geringer als in Tübingen, | unter den einzelnen Jahreszeiten sodann ist es der Herbst, welcher von seinem Mittel die kleinsten Abweichungen zeigt.

Die Anzahl der Sommertage d. h. solcher Tage, an welchen der Thermometer zum mindesten auf 20° R. zu stehen kam, betrug durchschnittlich für beide Orte 42. Läßt man jedoch den Jahrgang 1863 weg, welcher für Tübingen die offenbar zu niedrige Zahl 28 gegenüber von 51 Sulzer Sommertagen gibt, so erhält Sulz 40, Tübingen 50 Sommertage, so daß also auf Horb auch für diesen Fall 40 bis 50 Sommertage kommen.

Eistage d. h. solche, an welchen das Thermometer mindestens bis zum Gefrierpunkte sank, hatte Sulz durchschnittlich 97, Tübingen 92.

Die Sulzer Zahlen variiren dabei zwischen 88 und 106, die Tübinger zwischen 77 und 107.

Übrigens ist gerade bei diesen Angaben über die Zahl der Sommer- und Eistage zu bemerken, daß kleine Unrichtigkeiten des Thermometers oder lokale Einflüsse, welche für die Temperatur im Großen von weniger Belang sind, dieselben sehr bedeutend alteriren.

Die Frostgrenzen fallen für Sulz im Frühjahr zwischen Februar 25 und Mai 1, im Mittel auf April 4, im Spätjahr zwischen Oktober 25 und November 3, durchschnittlich auf Oktober 29, so daß die frostfreie Zwischenzeit (in welcher das Thermometer nicht auf den Gefrierpunkt sinkt), durchschnittlich 208 Tage beträgt bei einer Schwankung von 186 bis zu 242 Tagen.

Für Tübingen hat man im Frühjahr die Extreme März 1 und Mai 20, im Mittel April 13. im Spätjahr Oktbr. 26 und November 21, im Mittel November 4, mit der frostfreien Zwischenzeit von 205 Tagen, welche im Minimum 159, im Maximum 265 Tage betrug.

Auch hier nehmen somit die Schwankungen der Zahlen neckaraufwärts ab, während die Mittelzahlen sich nahezu gleichkommen.

Schneegrenzen.

Der letzte Schnee fiel zu Sulz zwischen März 21 und Mai 5, im Mittel April 13; der erste Spätjahrsschnee zwischen Novbr. 17 und Dezbr. 13, im Mittel Novbr. 25. Zu Tübingen fiel ersterer zwischen April 15 und April 28, im Mittel April 22, letzterer zwischen Novbr. 27 und Dezbr. 6, im Mittel Dezbr. 2.

Hienach umfaßte die Zeit vom letzten Frühjahrsschnee bis zum ersten Spätjahrsschnee zu Sulz 226, zu Tübingen 224 Tagen.

Die Anzahl der |
Schneetage

wechselt zu Sulz zwischen 24 und 28, zu Tübingen zwischen 17 und 23. Die Durchschnittszahlen sind 26 und 20. Während daher die Dauer der Schneeperiode an beiden Orten nahe dieselbe ist, so nimmt die Anzahl der während derselben vorkommenden Schneetage gegen Sulz hin zu.

Dasselbe gilt in Beziehung auf die Anzahl der

Regentage,

welche zu Sulz zwischen 120 und 148 wechselnd im Mittel auf 133, zu Tübingen bei einer Schwankung von 83 bis 113 durchschnittlich auf 100 sich beläuft.

Über die Regenmenge liegen aus Tübingen gar keine Beobachtungen, aus Sulz blos solche vom April 1862 an vor. Nach denselben fielen im Jahre 1863 auf 1 Pariser Quadrat-Fuß Fläche 4251,7 K. Z. Niederschlag, was einer Wasserhöhe von 29,53 Par. Zoll entspricht. Von dieser Höhe kommt dem Schneewasser ein Antheil von 1,24 Zoll zu (41/5 Procent des Ganzen). Die größte Regenmenge mit 5 Zoll Wasserhöhe fiel im September, die kleinste mit 0,8 im Februar.

Die jährliche Durchschnittszahl der

Gewitter

steigt von Tübingen, wo sie 12 beträgt, gegen Sulz hin auf das Doppelte mit 24. Dabei bewegen sich die Tübinger Zahlen zwischen 6 und 18, die Sulzer zwischen 19 und 30.

Das erste Gewitter fiel im Mittel an beiden Orten übereinstimmend auf März 30/31, während das letzte in Sulz später eintrifft (durchschnittlich September 10), als in Tübingen (August 27). Damit wächst auch die Dauer der Gewitterperiode von Tübingen nach Sulz von 150 auf 163 Tage an.

Verdunstung.

Die Höhe der in einem Jahre verdunsteten Wassersäule betrug

zu Sulz zu Tübingen
1862   12,5 Par. Zoll      18,9
1863 17,0 Pr. Z      17,7
Die Verdunstung nimmt also neckaraufwärts ab. Das Maximum fällt übereinstimmend an beiden Orten in die Monate Juli und August. Das Minimum fällt in die Monate Januar und | Dezember. Während aber die Maximalbeträge an beiden Orten wenig differiren, sind die Minimalbeträge zu Sulz viel kleiner als zu Tübingen. Der Unterschied der Verdunstung wirft sich wesentlich auf die drei ersten und die drei letzten Monate des Jahres.


6. Gebirgsarten und Mineralien.

Die geognostischen Verhältnisse sind im allgemeinen sehr einfach, indem beinahe der ganze Bezirk der Muschelkalkformation und nur ein unbedeutender Theil desselben der Buntsandsteinformation angehört.

1. Die Buntsandsteinformation geht nur im nordwestlichsten Theile des Bezirks bei Lützenhardt und auf der Markung Salzstetten in unbedeutender Verbreitung zu Tage; sie bildet dort die Abhänge gegen das Waldachthal, von denen sie sich eine Strecke weit in östlicher Richtung den Anhöhen zuzieht, bald aber von den untersten Gliedern der Muschelkalkformation überlagert wird. Von dem Buntsandstein erscheinen nur die oberen thonigen Schichten, die bei Lützenhardt in die Plattensandsteine übergehen, welche hier das oberste Glied der Formation bilden, indem die Schieferletten fehlen.

2. Die Muschelkalkformation; sie beginnt a. mit den dolomitischen Wellenmergeln und Wellenkalken, welche hauptsächlich im westlichen Theile des Bezirks in der Gegend von Salzstetten, Grünmettstetten und Altheim auftreten und dort theils die erste terrassenförmige Erhebung über den bunten Sandstein, theils die untersten Abhänge und Ausläufer gegen die Thalebenen bilden. Überdieß erscheint der Wellenkalk, jedoch nicht mehr dolomitisch, auf der linken Seite des Neckars bei Ihlingen und oberhalb dieses Dorfs am Fuß des Thalabhanges, wo er übrigens vielfältig von den oben los gewordenen Trümmern des Hauptmuschelkalks überschüttet ist; auf der rechten Seite des Neckars tritt er nur noch in unbedeutender Mächtigkeit bei Börstingen und Sulzau zu Tage. In diesen untersten Schichten der Muschelkalkformation kommen nicht selten Versteinerungen vor, jedoch nicht so häufig wie in anderen Gegenden am östlichen Saume des Schwarzwaldes, an welchem diese Schichten wie ein Saalband hinziehen; es kommen vor: Gervillia socialis, Terebratula vulgaris, seltener Plagiostoma lineatum, Trigonia cardissoides, Myacites musculoides, Arca inaequivalvis, noch seltener Melania Schlotheimii, Nautilus bidorsatus etc.

Über den Wellenmergeln und Wellenkalken entwickelt sich

| b. Die Anhydritgruppe mit ihren dolomitischen Zellenkalken, Mergeln, Gipsen, Hornsteinen etc., die ebenfalls im westlichen Theile des Bezirks bei den obengenannten Orten auftritt und dort an einzelnen Stellen die Anhöhen der Berge bildet, meist aber von dem Hauptmuschelkalk überlagert wird; sie erscheint überdieß noch an dem Fuß der Thalabhänge gegen den Neckar, der Steinach und der Eyach, ist indessen an vielen Stellen von den herabgerutschten Trümmern des Hauptmuschelkalks überlagert. Die Anhydritgruppe enthält keine Versteinerungen, dagegen liefert sie einen vortrefflichen Gips, der an mehreren Stellen abgebaut wird (s. hier. den Abschnitt „Gewinnung von Mineralien“); auch entspringen aus ihr die Mineralquellen des Oberamtsbezirks. Der Eisenbahntunnel bei Sulzau führt durch die Anhydritgruppe und zwar meist durch die dunkelblauen schiefrigen Mergel derselben, die theilweise von herabgestürzten großartigen Trümmern des Gipses und des Muschelkalks unterbrochen und gestört sind.

c. Der Hauptmuschelkalk überlagert die Anhydritgruppe und erscheint selbstständig, die Anhöhen bildend, bei Rexingen, Bittelbronn, Grünmettstetten, Salzstetten, Altheim und Gündringen; überdieß bildet er die schroffen oberen Thalgehänge gegen sämtliche Thäler des Bezirks mit Ausnahme des, den Bezirk nur auf eine kurze Strecke berührenden Waldachthales.

Im westlichen Theile des Bezirks fehlen die oberen Glieder des Hauptmuschelkalks und die Encrinitenkalke bilden hier häufig die Bergkuppen; in der Richtung gegen Osten entwickelt sich der Hauptmuschelkalk mehr und mehr, die oberen Glieder desselben treten auf und endlich erscheint der Muschelkalkdolomit und über ihm als Schlußglied der Muschelkalkformation die Lettenkohlengruppe.

Der Muschelkalkdolomit geht meist oben an den Thalrändern zu Tage und greift von da öfters ziemlich tief in die Hochebenen hinein, zuweilen deckt er auch die Flachrücken der Hochebenen selbst und nicht selten bestehen die Gehänge der mäßig in die Hochebenen eingefurchten Thälchen aus demselben. Von organischen Einschlüssen kommen in dem Hauptmuschelkalk vor: Terebratula vulgaris, Gervillia socialis, Ostrea difformis, Myophoria vulgaris, Ammonites nodosus, Nautilus bidorsatus, Plagiostoma striatum, Pecten lävigatus, Encrinites liliiformis; letztere sehr häufig. Der Hauptmuschelkalk, welcher mit Einschluß des Dolomits etwa 300–350′ mächtig ist, wird an vielen Stellen abgebaut und zu Straßenmaterial, zuweilen auch zu Bausteinen und zum Kalkbrennen benützt; | auch den Muschelkalkdolomit verwendet man an einzelnen Orten zu Bausteinen.

d. Die Lettenkohlengruppe mit ihren Sandsteinen, Mergeln und Dolomiten überlagert den Muschelkalkdolomit, an einzelnen Stellen auch unmittelbar den Hauptmuschelkalk und bildet vorzugsweise die Höhen bei Hochdorf, Vollmaringen, Göttelfingen, Baisingen, Bildechingen, Wachendorf, Felldorf, Mühringen etc. Die Sandsteine der Lettenkohlengruppe sind an einzelnen Stellen sehr ausgebildet und liefern die vortrefflichsten, weithin gesuchten Werksteine, von denen die bei Hochdorf und Wachendorf gewonnenen, besonders bekannt sind. Wegen ihres verschiedenen Auftretens lassen wir hier einige Profile von Lettenkohlensandsteinbrüchen von oben nach unten folgen und zwar:

1. östlich von Hochdorf erscheint unter einer mäßigen Humusdecke

a. schiefriger Sandstein, 6′ mächtig,
b. Sandsteinbank 1′ 5″ mächtig,
c. schiefriger bläulicher Sandstein 6′ mächtig,
d. Sandsteinbank 15′ mächtig,
e. blauer schiefriger Mergel unbestimmt mächtig.

2. Westlich von Hochdorf:

a. Lehm 15′ mächtig,
b. schiefrige Sandsteinplättchen 10–15′ mächtig,
c. Sandsteinbank 20′ aufgeschlossen.

3. Ganz in der Nähe des letzteren Steinbruchs zeigt sich nachstehende Schichtenfolge:

a. Lehm 8′ mächtig,
b. dolomitische Plättchen 8″,
c. gelber dolomitischer Mergel 6′ mächtig,
d. bläulicher Mergel mit Spuren von Lettenkohlen 4′ mächtig,
e. dünne Sandsteinplättchen 10′ mächtig,
f. 5″–1′ dicke Sandsteinplatten 10′ aufgeschlossen.

4. Ein Steinbruch nördlich von Wachendorf:

a. Lehm 3′ mächtig,
b. bläulicher Mergel 2′ mächtig,
c. schmutzig gelbe Dolomitschichte 1′ 5″ mächtig,
d. dunkelgrauer schiefriger Mergel 2′ mächtig, |
e. schiefrige Sandplättchen 4′ mächtig,
f. Sandsteinschichte 5″ mächtig,
g. 1″ dicke Sandsteinplättchen 6″ mächtig,
h. Sandstein 2′ mächtig,
i. 1″ dicke Sandsteinplättchen 5″ mächtig,
k. Sandsteinbank 8′ aufgeschlossen.

Von organischen Einschlüssen findet man in den Sandsteinen der Lettenkohlengruppe, namentlich in den Steinbrüchen bei Hochdorf und Wachendorf: Calamites arenaceus und sulcatus, Täniopteris vittata, Neuropteris adianthoides und cyclophylla, Equisetum columnare, Lingula tenuissima, einige Myophorien etc.

Die Sandsteine werden an mehreren Orten mit großem Vortheil abgebaut und als Werksteine benützt (s. hier. auch den Abschnitt „Gewinnung von Mineralien“).

3. Das ältere Schwemmland (Diluvium) tritt hauptsächlich als ein verschieden mächtiger Lehm auf, der sich vorzugsweise auf der Hochebene zwischen dem Neckar und der Steinach (Gäu) und auf der Hochebene südlich des Neckars in großer Verbreitung abgelagert hat; überdieß erscheint derselbe an einzelnen Ausläufern gegen die Thalsohlen. In dem Lehm finden sich neben den sog. Lößkindlein die gewöhnlichen kleinen Diluvialschnecken (Succinea oblonga, Helix hispida var. diluvii etc.). Der Lehm trägt nicht nur zur Fruchtbarkeit des Bezirks wesentlich bei, sondern wird auch allenthalben für Ziegeleien abgebaut.

4. Das jüngere Schwemmland (Alluvium) hat sich hauptsächlich in den Thalebenen abgelagert; es besteht aus Lehm, Thon und in der Nähe der Gewässer aus Sand und Geschieben; letztere verrathen die Gebirgsformationen, durch welche die Gewässer ihre Wege nehmen, wie denn die Geschiebe des Neckars vorzugsweise aus Muschelkalk und theilweise aus buntem Sandstein bestehen, welch letztere von den Seitengewässern Glatt- und Diessenerbach herbeigeführt werden. Die Geschiebe der Eyach und der Starzel gehören zum Theil dem Lias und dem Keuper, jedoch meist dem Muschelkalk, die der Steinach dem Muschelkalk und die der Waldach dem bunten Sandstein an.

Jüngerer Süßwasserkalk (Kalktuff) kommt bei Altheim, Rexingen, Horb, Bieringen etc. vor.

In Folge der Erhebung des nahe gelegenen Schwarzwaldes ist im allgemeinen ein starkes Einfallen der Gebirgsschichten gegen Osten sehr bemerklich.

| Von eigentlichen Mineralien finden sich im Hauptmuschelkalk: Kalkspath, Bitterspath und Braunspath; in der Anhydritgruppe: Gips und Hornstein (Feuerstein).


7. Pflanzen- und Thierreich.
A. Pflanzen.

Die Flora des Bezirks ist nicht sehr reichhaltig, indem sie sich mit ganz geringer Ausnahme ausschließlich auf die Pflanzen der Muschelkalkformation beschränkt und nur auf dem im Westen des Bezirks in unbedeutender Verbreitung vorkommenden bunten Sandstein sich der Schwarzwald-Flora nähert.

a. Bäume. Die Nadelhölzer sind sehr verbreitet, namentlich in dem westlichen, an den Schwarzwald grenzenden Theil des Bezirks, während sie in der Richtung gegen Osten sich vermindern und allmählig den Laubhölzern weichen; es kommen vor: die Weißtanne (Pinus picea), die Rothtanne (P. Abies), die Forche (P. sylvestris) sehr häufig, die Lärche (P. Larix) erscheint nur künstlich gezogen.

Von Laubhölzern kommen vor: die Eiche (Quercus Robur et pedunculata), die Buche (Fagus sylvatica), die Hainbuche (Carpinus Betulus), die Birke (Betula alba), die Esche (Fraxinus excelsior), der Bergahorn (Acer Pseudo platanus), der Spitzahorn (A. platanoides), der Feldahorn (A. campestre), die Ulme (Ulmus campestris), der Mehlbeerbaum (Sorbus Aria), der Vogelbeerbaum (S. aucuparia), die Sommer- und Winterlinde (Tilia grandifolia et parvifolia), die Aspe (Populus tremula), die Erle (Alnus glutinosa et incana), die Traubenkirsche (Prunus Padus), die Vogelkirsche (P. avium), der Holzapfelbaum (Pyrus malus sylvestris), der Holzbirnbaum (P. comnmunis sylvestris), verschiedene Weiden (wie Salix caprea, viminalis, purpurea, alba, aurita) u. s. w.

b. Sträucher. Außer den gewöhnlichen Wald- und Heckensträuchern werden getroffen: der schwarze und rothe Hollunder (Sambucus nigra et racemosa), der Sauerdorn (Berberis vulgaris), das Pfaffenhütchen (Evonymus europaëus), der Faulbaum (Rhamnus frangula), der Kreuzdorn (Rh. cathartica), der Gaisklee (Cytisus nigricans) häufig an der Steige von Bieringen nach Wachendorf, der Schlingstrauch (Viburnum lantana), der Wasserholder (V. Opulus), der Pimpernußstrauch (Staphylea pinnata) bei Horb, der Steinmispel (Cotoneaster vulgaris) auf Muschelkalkfelsen, die gemeine Stachelbeere (Ribes Uva crispa), der Seidelbast (Daphne | Mezereum), die Steinbeere (Rubus saxatilis) sehr häufig bei Mühringen, die Besenpfrieme (Spartium scoparium) im westlichen Theil des Bezirks auf dem bunten Sandstein, die Heidelbeere (Vaccinium Myrtillus), der Färberginster (Genista tinctoria), verschiedene Rosenarten (Rosa arvensis, rubiginosa, canina, tomentosa), der Wachholder (Juniperus communis) u. s. w.

c. Kräuter. Von selteneren krautartigen Pflanzen sind zu nennen: die quirlförmige Salbei (Salvia verticillata), die Wiesen-Salbei (S. pratensis) sehr häufig, einige Königskerzen (Verbascum Blattaria, ramigerum s. thapsiformi, Lychnitis), der Gemüse- oder Heckenlauch (Allium oleraceum), der edle Gamander (Teucrium Chamädrys), die Schuppenwurz (Lathräa squamaria), die fünffingerige Zahnwurz (Dentaria digitata), der ausdauernde Salat (Lactuca perennis), das Jakobskraut (Senecio Jacobäa), der Färber-Waid (Isatis tinctoria), der gelbe und der Färber-Wau (Reseda lutea et luteola), die schlitzblättrige Malve (Malva Alcea), die großblumige und kleinblumige Silberdistel (Carlina acaulis et vulgaris), der haarige Thymian (Thymus lanuginosus) bei Horb, die blaue Sternblume (Aster Amellus), der Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata), der gefranzte Enzian (G. ciliata), der gemeine und der großblumige Brunnheil (Prunella vulgaris et grandiflora), das paarblättrige Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium), das schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium), die Balsamine (Impatiens noli me tangere), der gemeine Natterkopf (Echium vulgare), das breitblättrige Laserkraut (Laserpitium latifolium), die Bergdistel (Carduus defloratus), die Trauben-Hyacinthe (Muscari racemosum), das Frühlingsweiß (Leucojum vernum), die niedrige und Vogelfuß-Segge (Carex humilis et ornithopoda), die blaue Seslerie (Sesleria coërulea), der blaugrüne Schwengel (Festuca glauca), verschiedene Orchidäen und Geranien u. s. w.

Von Gift- und Arzneipflanzen finden sich: der rothe Fingerhut (Digitalis purpurea) auf dem bunten Sandstein im Westen des Bezirks, die Tollkirsche (Atropa Belladonna) ziemlich häufig, das Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), der Stechapfel (Datura Stramonium), der schwarze Nachtschatten (Solanum nigrum), das Bittersüß (S. dulcamara), der Fleckenschierling (Conium maculatum), die stinkende Nieswurz (Helleborus fötidus) sehr häufig auf Muschelkalk, der Wermuth (Artemisia Absynthium), der Fieberklee (Menyanthes trifoliata), der Attich (Sambucus Ebulus), das Tausendguldenkraut (Erythrea Centaurium), das gemeine Lungenkraut | (Pulmonaria officinalis), der heilsame Baldrian (Valeriana officinalis), der echte Ehrenspreis (Veronica officinalis), die bittere Kreuzblume (Polygala amara), das Seifenkraut (Saponaria officinalis), die Ackerkamille (Matricaria Chamomilla), der Sauerklee (Oxalis Acetosella), der Rainfarrn (Tanacetum vulgare), der gemeine Kümmel (Carum Carvi), das kriechende Queckengras (Triticum repens), die gemeine Haselwurz (Asarum europaeum) u. s. w.

Von eßbaren Beeren kommen hauptsächlich die Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Erdbeeren vor, welche gesammelt werden; außer diesen trifft man die Steinbeeren und Stachelbeeren.

An cryptogamischen Gewächsen finden sich: der Acker- und Winterschachtelhalm (Equisetum arvense et hiemale); von Farrn: Polypodium vulgare et calcareum, Aspidium aculeatum, Polystichum Oreoptris, Filix mas et spinulosum, Pteris aquilina, Asplenium Filix femina, A. viride; von Laubmoosen finden sich die meisten unserer Tannen und Laubwälder; von Bärlappen Lycopodium clavatum; von Flechten Isidium corallinum, Sphaërophoron coralloides, Parmelia scortea, olivacea, stellaris, Cornicularia rangiferina, Peltigera polydactyla, Lecidea speirea, atro-alba, L. sanguinaria et icmadophila, Usnea longissima, Cetraria islandica (isländisches Moos genannt, oder Lappenflechte) wird häufig gesammelt.

Von eßbaren Schwämmen sind zu nennen: der Pfifferling (Agaricus Cantharellus), der Champignon (A. campestris), die Morchel (Morchella esculenta), der Korallenschwamm (Clavaria botrytis flava) u. s. w.

Von Giftschwämmen: der scharfe und der Fliegenblätterschwamm (Agaricus acris, muscarius, torminosus).


B. Thierreich.
Die Fauna des Bezirks hat nichts besonders Interessantes und bildet einen Übergang von der Fauna des Schwarzwaldes zu der des Mittellandes. Von den wilden Säugethieren ist das Wildschwein längst, und der Hirsch in neuerer Zeit vollends abgegangen; auch die Rehe sind selten geworden, dagegen trifft man noch häufig Hasen, seltener Dachse, Füchse, Haus- und Baummarder, Iltis, großes und kleines Wiesel, sparsam die wilde Katze und häufig das Eichhörnchen. Haselmäuse sind wenig, Igel und Maulwürfe häufig zu treffen. Die Feldmaus, die Hausmaus und die Wanderratte kommen zahlreich vor; letztere hat sich in Eutingen und dessen Umgegend | in neuerer Zeit auf eine bedenkliche Weise vermehrt, so daß zur Verminderung derselben Hunde und Katzen gehalten werden müssen.

1

Von Raubvögeln finden sich der Gabelweih oder Milan (Falco Milvus), der Hühnerhabicht (F. palumbarius), der Sperber (F. Nisus), der Bussard (F. Buteo), der Baumfalke (F. subbuteo), der Thurmfalke (F. Tinnunculus), zuweilen auch der Wanderfalke (F. peregrinus) und der Zwergfalke (F. Aesalon); als Seltenheit hat sich schon der Steinadler (Aquila fulva) eingestellt. Von Nachtraubvögeln kommen die gemeine Ohreule (Strix otus), der Schleierkauz (St. flammea), der große und kleine Nachtkauz (St. Aluco et passerina) vor und die meisten nisten im Bezirk. Von Krähen findet sich der große und kleine Rabe (Corvus Corax et Corone), die Mandelkrähe (Coracias garrula), der Tannenheher (Corvus caryocatactes) mehr im Westen des Bezirks, der Nußheher (C. glandarius), die Elster (C. Pica) und die Dohle (C. Monedala) häufig auf den Thürmen in Horb und Eutingen. Auch die Würger (Lanius excubitor et collurio) kommen vor, seltener sind der Eisvogel (Alcedo ispida), der Wiedehopf (Upupa Epops) und die Goldamsel (Oriolus Galbula). Von Finkenvögeln finden sich die meisten einheimischen, namentlich der Distelfink (Fringilla Carduelis), der Zeisig (F. spinus), der Zitronenzeisig (F. citrinella) im Westen des Bezirks, der Kiefern- und der Hackenkreuzschnabel (Loxia pityopsittacus et curvirostra), der Kernbeisser (L. coccothraustes), der Gimpel (L. phyrrhula), die Feld- und Heidlerche (Alauda arvensis et arborea); die Feldlerche wurde früher im Gäu in großer Anzahl gefangen. Von dünnschnäbeligen Singvögeln trifft man die Sing- und Ringdrossel (Turdus musicus et torquatus), die Amsel (T. merula), den Krammetsvogel (T. pilaris) und den Staar (Sturnus vulgaris), den Schwarzkopf (Sylvia atricapilla) und andere kleine Sänger (S. rubecula, phönicurus, tithis, hortensis); auch kommen vor die Nachtigall Sylvia Luscinia, das Goldhähnchen (Regulus crococephalus et pyrocephalus), der Zaunkönig (Troglodytes parvulus), der graue Fliegenschnäpper (Muscicapa grisola), die Steinschmätzer (Saxicola oënanthe et rubretra), die Bachstelzen (Motucilla alba et flava) etc. Von Schwalbenvögeln sind die Haus- und Rauchschwalben (Hirundo urbica et rustica) vorhanden. Von Klettervögeln kommen der Kukuk (Cuculus canorus), der Schwarzspecht (Picus martius) hauptsächlich nur im Westen des Bezirks, der Buntspecht (P. major et medius), der Wendehals (Yunx torquilla) u. s. w. vor. Von | Taubenvögeln finden sich die Holz- und Ringeltaube (Columba Oenas, Palumbus) und die Turteltaube (C. Turtur). Von Hühnern kommen nur das graue Feldhuhn (Perdix cinerea) und den Sommer über die Wachtel (P. coturnix) vor. Von Sumpfvögeln erscheinen der weiße Storch (Ciconia alba), der Fischreiher (Ardea cinerea) häufig, der Seidenreiher (A. gazetta) wurde bei Horb erlegt, der Wachtelkönig (Crex pratensis) und die Schnepfen (Scolopax Gallinago et rusticola). Von Sumpfvögeln: die graue Gans (Anser cinereus), zuweilen auch die Saatgans (A. segetum), die Stockente (Anas boschas), die Knäckente (A. querquedula) u. s. w.

Von Reptilien kommen vor: die Ringelnatter (Coluber natrix), die giftige Otter (Vipera chersea), die Blindschleiche (Anguis fragilis), die gemeine Eidechse (Lacerta stirpium), die flüchtige Eidechse (L. muralis) nicht selten an Muschelkalkfelsen, der gefleckte Salamander (Salamandra maculosa), die gewöhnlichen Frösche und Kröten.

Von Fischen finden sich: der Weißfisch (Ciprinus Nasus), der Schuppfisch (C. cephalus), die Barbe (C. Barbus), seltener die Äsche (Salmo Thymallus), der Aal (Muräna Anguilla), die Gruppe (Cottus Gobio); die Bachforelle (Salmo Fario) kommt nicht selten in den Seitenbächen des Neckars und in der Steinach vor.

Von Krustenthieren ist der Flußkrebs (Astacus saxatilis) in Bächen und die Geitze (Gammarus pulex) in Quellwassern zu treffen. Kellerasseln (Oniscus Asellus), Tausendfüße (Julus terrestris) und Feuerasseln (Scolopendra electrica) kommen an Mauern und unter Steinen vor.

Von den Mollusken finden sich die meisten in Württemberg gewöhnlichen Gattungen, z. B. die Schnirkelschnecken (Helix pomatia, nemoralis, Ericetorum, incarnata, villosa, lapicida) u. s. w.

Von Insekten erscheinen alle Ordnungen wie in anderen Gegenden des Landes, namentlich sind die Schmetterlinge und Käfer reichlich vertreten.


  1. Von Dr. H. Schoder bearbeitet.
  2. Die Länge der Barometersäule ist überall auf die Normaltemperatur von 0° reducirt.


« Kapitel A 1 Beschreibung des Oberamts Horb Kapitel A 3 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).