« Kapitel A 1 Beschreibung des Oberamts Heilbronn Kapitel A 3 »
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II. Natürliche Beschaffenheit.


1. Bildung und Beschaffenheit der Oberfläche.

Nach der natürlichen Beschaffenheit der Oberfläche zerfällt der Oberamtsbezirk in zwei Hauptgruppen, welche durch die geognostischen Verhältnisse bedingt sind, nämlich in die Gruppe des Keupers und in die des Muschelkalks. Beide Partien sind durch das von Süden nach Norden durch den Bezirk ziehende Neckarthal geschieden, so zwar, daß auf der rechten Seite des Neckars die Keuperformation und gegen den Fluß hin die Muschelkalkformation auftritt, während die links des Neckars gelegene Partie mit Ausnahme der östlichsten Keuperspitze des Heuchelbergs dem Muschelkalk ausschließlich angehört.

Die Partie des Muschelkalks, welche sich durchschnittlich 6 bis 700 Fuß über das Meer erhebt, bildet ein flachwelliges, äußerst fruchtbares, meist für den Feldbau benütztes Land, das von kleinen, zuweilen etwas schroff eingeschnittenen Thälchen, denen von allen Seiten Trockenthälchen und Rinnen zuziehen, durchfurcht ist und über das sich im Südwesten des Bezirks die Spitze des Heuchelbergs (1103′ über d. M.) erhebt.

Die auf der rechten Seite des Neckarthales auftretende Gruppe des Keupers, welche zu den Ausläufern der Löwensteiner Berge gehört, dient auf ihrem Höhenrücken dem Waldbau, während an ihren Abhängen, hauptsächlich aber an ihren Ausläufern und Vorhügeln die Rebe mit großem Vortheil gepflanzt wird.

Diese Höhenzüge drängen sich gegen das Neckarthal bis in die Nähe der Oberamtsstadt vor, ziehen sich aber oberhalb derselben etwas zurück und gestatten dort dem Muschelkalk-Flachland einige Ausdehnung.

| Die Keuperhöhengruppe ist durch enge, vielfältig verzweigte, tief in den Höhenzug eingreifende Thälchen nach den verschiedensten Richtungen durchzogen und getheilt; die Gehänge der Thälchen sind anfänglich hoch und steil abfallend und von wilden Seitenschluchten, zwischen denen sich wohl gerundete, mit hufförmigem Fuß auslaufende Vorsprünge gebildet haben, häufig unterbrochen, je mehr sich aber die Thälchen dem Flachland nähern, desto mehr mildert sich ihr Charakter, bis sie endlich in den Muschelkalk selbst eintreten und dort entweder sich verflachen, oder, wie das Schozachthal, etwas kräftig in den Muschelkalk einfurchen.

Zwischen diesen Thälchen treten nun aus der Muschelkalkebene zuerst die schön geformten aus unteren Keupermergeln bestehenden Vorhügel und Ausläufer auf, die meist herrliche Aussichten gestatten und überhaupt der Gegend einen besonderen landschaftlichen Reiz verleihen; über denselben erhebt sich eine Steilterrasse, die den obersten Abhang von der ebenen, größtentheils zusammenhängenden Werksteinplatte bildet.

Auf der Werksteinplatte, welche im Durchschnitt 900 bis 1100′ über dem Meere liegt, erheben sich noch einzelne aus dem mittleren Mergel und dem Stubensandstein bestehende, stark markirte Hügel, die zu den höchsten Punkten des Oberamtsbezirks gehören, wie der Schweinsberg (1308′ ü. d. M.), der Hinterberg (1289′ ü. d. M.), der Reißberg u. s. w.

Das Neckarthal, welches die beiden Hauptgruppen scheidet, bildet noch einen besonderen und zugleich den lieblichsten Zug in der Physiognomie des Bezirks; der Fluß schlängelt sich in großen Bögen durch die fruchtbare, wiesenreiche, zuweilen 1/2 bis 1 Stunde breite Thalebene, welche von ganz mäßigen, an einzelnen Stellen beinahe ganz verschwindenden Gehängen begrenzt wird, und nur der mit seinem Fuß die Thalsohle berührende Wartberg bildet auf eine kurze Strecke einen hervortretenden Begleiter des milden, reizenden Thales, das zu den schönsten Gegenden Württembergs gezählt werden darf.


a. Höhenbestimmungen.

Trigonometrisch bestimmte Höhen sind:

Über der Meereshöhe.
Württ. F. Par. F.
Heilbronn, Kopf des Mannes auf dem Kiliansthurm 775 684
Erdfläche am Thurme 560 494
Nullpunkt des Pegels an der großen Brücke 542 478
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Heilbronn, Niveau des Neckars über dem Wehr 541 477
Bahnhof (1482 württemb. Fuß tiefer als der höchste Punkt der württ. Bahn bei Beimerstetten) 541 477
Ochsenberg (nordwestl. Vorhügel des Schweinsbergs), Signalstein, Erdfläche 995 878
Wartthurm, Erdfläche 1095 966
Abstatt, Knopf des Kirchthurms 950 838
Bökingen, Erdfläche am Kirchthurm 577 509
Landthurm Signalstein 836 737
Flein, Erdfläche am Kirchthurm 744 656
Felsen an der Straße bei der Kirche 685 604
Frankenbach, Kirchthurm Dachtraufe 679 599
Großgartach, Erdfläche am Kirchthurm 632 558
Heuchelberger Warte, Erdfläche 1102 972
Signalstein II am Heuchelberg 1091 962
Lizelfeld, Signalstein 774 683
Horkheim, Kirchthurm 580 511
Haugs Graben, Markstein 563 497
Neckargartach, Kirchthurm, Dachtraufe 735 649
Obereisesheim, am Kirchthurm, Erdfläche 622 548
Sontheim, Kirchthurm (51 württ. Fuß hoch) 735 648
Einmündung der Schozach 554 489
Signalstein am ehemaligen Galgen 940 829
am Oberstaufenberg 1058 933
Thalheim, Kirchthurm Erdfläche 735 648
kathol. Kirchthurm, Erdfläche 761 671
Thurm am alten Schloß, Erdfläche 730 644
südliche Giebelseite des neuen Schlosses, Erdfl. 722 636
Hohrainerhof, Thürmchen, Erdfl. 1003 885
Signalstein bei der Solitude Erdfl. 1028 907
Haigerhof, südliche Giebelseite des Wohnhauses, Erdfläche 982 866
Signalstein, Erdfläche 1004 885
Vierruthen, Erdfläche 740 653
Nach L. Albert „Höhenpunkte in Württemberg, Cannstatt 1862“ sind noch ferner nachzutragen:
Heilbronn, Nullpunkt am Schleußenpegel 529 466
Neckar-Niveau am Ausfluß des Kanals 532 469
Weinsberger Tunnelmündung gegen Heilbronn 655 577
gegen Weinsberg 681 607
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Heilbronn, Jägerhaus, Erdfläche oben 1104 904
Wartthurmknopf 1158 1021
Hintersberg (Heilbronner Waldkuppe bei Steinsfeld) 1289 1137
Schweinsberg (Heilbronner Waldkuppe bei Donnbronn) 1308 1169
Flein, Kirchthurm, Dachtraufe 798 704
Gruppenbach, Kirchthurm, Dachtraufe 931 821
Wildeck, Bergschloß 1326 1170
Kirchhausen, Signalstein an der Warth 856 755
Sontheim, Erdboden an der Kirche 593 523
Untereisesheim ebenso 563 496
Neckarfläche an der Gränze bei Wimpfen 496 440
Es ist also Wildeck der höchste, der Neckar bei Untereisesheim der niedrigste Punkt, und dieser 830 württ. Fuß niederer.


b. Abdachung und Wasserscheide.

Nach dem Lauf des Neckars und dem Einfallen der Gebirgsschichten geht die Abdachung des Bezirks im Allgemeinen von Süden nach Norden, jedoch nebenbei auch gegen den Fluß selbst, demnach auf der rechten Seite des Neckars von Ost nach West, und auf der linken Seite von West nach Ost.

Da sämmtliche Gewässer des Bezirks in den Neckar münden, so kann von einer bedeutenderen Wasserscheide hier nicht die Rede sein.

c. Thäler.

Das Neckarthal, soweit es dem Oberamtsbezirk angehört, erstreckt sich von Süden bis Norden nicht viel weiter als 3 Stunden. Bei Heilbronn ist es über 1 Stunde breit. Das Überschwemmungsgebiet ist noch etwas umfangreicher als das Neckarwiesenthal; eine nicht viel höher gelegene Ebene wird durch kleine Hügel mit den Bergen verbunden, die durch schmale Thäler von einander getrennt sind.

Seitenthäler der rechten (östlichen) Seite sind:

1) Das Schozachthal. So kurz auch der Lauf der Schozach ist, so berührt er doch 4 Oberamtsbezirke. Ihr Ursprung ist an dem südlichen Abhange der Löwensteiner Gebirge beim Vorhof, OA. Weinsberg. Unweit Abstatt nimmt sie den Hapenbach auf, bespült Auenstein, OA. Marbach, weiter abwärts Ilsfeld und Schozach, | OA. Besigheim, und tritt nun zum zweitenmal in das Oberamt Heilbronn, wo sie Thalheim durchschneidet, Sontheim bespült, und nahe bei diesem Dorfe in den Neckar fällt.

Bei Auenstein nimmt die Schotzach den Gruppenbach auf, der in den Heilbronner Stadtwaldungen aus mehreren Quellen entspringt, nach Obergruppenbach fließt, und nach Untergruppenbach, wo er sich auch oberhalb des Dorfes durch den Donnbronnerbach verstärkt. Oberhalb Thalheim nimmt die Schozach den Frankelbach auf.

2) Das Deinenbachthal beginnt östlich von Flein am Leberbrunnen. Der Deinenbach, durch noch mehrere Quellen verstärkt, fließt durch Flein und Sontheim und verbindet sich unterhalb Sontheim mit der Schozach, nahe an deren Ausmündung.

3) Das Cäcilienbachthal auf der Stadtmarkung beginnt zwischen dem Ochsenberg, Gaffenberg und Stahlbühl, wo an deren Fuße mehrere Quellen entspringen, sich weiterhin mit dem Wasser des Cäcilienbrunnens vereinigen und bei der Zuckerfabrik in den Neckar ergießen.

4) Das Köpfer- und Pfühlthal vom nördlichen Fuße des Schweinsbergs an bis zum Neckarthal, wo sich der Pfühlbach unterhalb der Schäuffelen’schen Mühle mit dem Neckar vereinigt.

Seitenthäler der linken (westlichen) Seite sind:

1) Das Sonnenbrunnenthal: Es beginnt bei Großgartach und ist von geringer Breite, auch kaum 1/2 Stunde lang, denn nicht weit vom Sonnenbrunnen vereinigt es sich mit dem weiten Neckarthal.

2) Leinbachthal (vormals Gartachgau). Das obere mit den Orten Kleingartach und Schweigern gehört zum Bezirke Brackenheim. Das badische Dorf Schluchtern liegt in der Mitte, und von da an gehört es zum Heilbronner Bezirke, in welchem die Orte Großgartach, Frankenbach und Neckargartach an dem Leinbach liegen.

3) Das Biberachthal (vormals Biberachgau) beginnt an der badischen Gränze. Ein Thälchen oberhalb Fürfeld und eines oberhalb Bonfeld vereinigen sich bei dem letztgenannten Dorfe, gleich unter diesem vereinigt sich noch ein Thal mit demselben, und weiter abwärts das Michelbachthal, unter dem Dorfe Biberach das Kühnbachthal. Nicht weit vom Böllingerhofe mündet es in das Neckarthal oberhalb Neckarsulm aus.

4) Bei Obereisesheim und

5) bei Untereisesheim sind nur sehr kleine Thäler, die ebenfalls mit dem Neckarthale im Zusammenhange stehen.

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2. Gewässer.

Der Flächengehalt sämmtlicher Gewässer, d. h. des Neckars, der Bäche, Seeen und Weiher beträgt 404 Morgen, wovon nur 197/8 Morgen auf die Weiher kommen.

a. Brunnen.

Der ganze Bezirk ist außerordentlich reich an guten Quellen, die meistens aus der Lettenkohle entspringen. Es gibt deren so viele, daß manche keinen Namen haben und auch nicht gefaßt sind.

So hat die Schozach mehrere Quellen im Bezirke bei Hapenbach, Donnbronn, Thalheim. Der Deinenbach wird hauptsächlich durch den Leberbrunnen, Gorren- und Rathhausbrunnen in Sontheim genährt.

Auf Heilbronner Markung, dem Fuße der südlichen Berge, entquellen der Staufenberg-, Saloch-, Stahlbühl- und Cäcilienbrunnen. Der Köpfer-, Jungfern-, Steinkohlenklingen und Urbrunnen bewässern das Köpferthal; beim Jägerhause entspringen der Molkenbrunnen und der in der krummen Steige, unterhalb dem Trappensee der Seelesberg- und der äußere und innere Pfühlbrunnen; unweit der Weinsberger Gränze der Riedbrunnen. Dem nordwestlichen Abhange des Wartbergs entquillt der Schützenbrunnen.

Sogenannte Hungerbrunnen, wie z. B. an dem Jägerhausweg, nahe bei dessen Vereinigung mit dem Siebennußbaumwege, kündigen, wenn sie fließen, an, daß der Boden durch viele atmosphärische Niederschläge gesättigt sei, und daß wenn die regnerische Witterung fortdauert, Mißärndte bei dem Getreide, Theuerung und Hunger folgen, wie z. B. 1816, 1817, 1847.

Die Stadt Heilbronn hat mehr als 100 gegrabene Brunnen mit Pumpen, und in ihrem Schoße, nahe bei der Kilianskirche, eine Gruppe reicher Quellen gesammelt, welche früher aus 7 Röhren Wasser ausgossen. Jetzt aber muß man diese Wasser durch Pumpen heben, denn im Juli 1835 versiegten die Röhren; flossen wieder am 27. März 1838 bis 1842, dann wieder am 28. April 1845. Nach und nach verminderte sich das Wasser und seit 1857 ist es ganz ausgeblieben.

Die Anlegung neuer Brunnenschachte, östlich vom Kirchbrunnen und in dessen Nähe, welche für Brauereien und andere Bedürfnisse viel Wasser liefern müssen, lassen das unterirdische Wasser nicht mehr so hoch ansteigen, daß es noch in die Kirchbrunnenröhren laufen kann. Das Wasser dieses sogenannten Kirchbrunnens hielt man früher für | heilsam, und noch Kaiser Karl V. soll sich bei seinem Aufenthalte in Heilbronn im Dezember 1546 und Januar 1547 durch fleißiges Trinken aus diesem Heilbrunnen das Podagra vertrieben haben; gewiß ist es, daß er auf einer Sänfte in die Stadt getragen wurde, und sich wieder so erholt hat, daß er zu Roß herausgeritten ist.

Auch der Leberbrunnen bei Flein steht bei den Umwohnern im Rufe eines Gesundbrunnens, dessen Wasser zum Trinken und Baden heilsam sein soll. Vor dem 30jährigen Kriege war zur Sommerszeit das Dorf mit Badegästen angefüllt, und sein Wasser wurde in Fässern in die Nachbarschaft verführt. Der Heilbronner Senat ließ deshalb 1629, 1665 und 1793 das Wasser untersuchen.

Auf einer sumpfigen Wiese am Fuße des Berges, durch welchen der Eisenbahntunnel zwischen Heilbronn und Weinsberg angelegt worden ist, beleckten Schaafe von jeher gerne das Wasser.

Im Tunnel selbst und an jenen Wiesen sammelten sich seit dem Eisenbahnbau mehr Wasser, welche salzig und bitter schmecken.


Apotheker Hoser fand in 1 Zollpfund bei 100° eingetrocknet

Chlor-Natrium 144 Grane,
schwefelsaure Bittererde 30
Natron 28
Kalk 14
Chlor-Magnesium ohngefähr     6
192 Gr.
noch nicht gefundene Bestandtheile oder Verlust     2
194 Grane.


Dr. Fr. Michel fand das Tunnelwasser, wie folgt

I. bei directer Analyse specifisches Gewicht 1,02265.

Wasser 96,795  %
Natrium 0,9208 %
Chlor 1,143  %
Magnesia 0,175  %
Kalk 0,809  %
Schwefelsäure 0,798  %
Brom 0,0049 %
99,9257 %
Es enthielte also 1 Litre
Natrium 9,452 Gramme,
Chlor 11,733
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Magnesia 1,796
Kalk 0,914
Schwefelsäure 8,191
Brom     0,050

Feste Bestandtheile im Ganzen 32,05 % = 32,136 Gramme.

Reaktion: ganz neutral,
Farbe: krystallhell,

Temperatur des Wassers, wie es aus dem Felsen quillt 131/4 C.

Bei neuerlich vorgenommenen Analysen der Brunnenwasser in der Stadt fand man wenig mineralische Bestandtheile, die im Sinne der heutigen Heilmittellehre heilend sind.

Bei einer im Jahr 1809 durch Apotheker Sicherer vorgenommenen Untersuchung des Kirchbrunnenwassers gaben 22 Schoppen à 13 Unzen, 1 Drachmen und 53 Gran Gewicht (bei + 11° Reaum.) abgedampft 45 Gran Rückstand, und 40 Gran dieses Rückstands, 18 Gran salzsauren und 22 kohlensauren Kalk.

Die Brunnen der Stadt, deren Wasser aus dem Cäcilienbrunnen hereingeleitet ist, wurden damals ebenfalls untersucht. 16 Schoppen abgedampft gaben 41 Gran Rückstand, und 36 Gran davon bestanden aus

14 Gran Bittersalz,
10 Gran salzsauren Kalk,
 6 Gran kohlensauren Kalk und
 6 Gran schwefelsauren Kalk.

Gegrabene Brunnen nahe bei dem Bahnhofe, namentlich der am Georg Linsenmeyerschen Bade, haben auch Eisengehalt. Apotheker Friederich Maier in Heilbronn fand in 1 Schoppen (14 Unzen) Wasser und zwar in wasserfreiem Zustande

0,192 Gran kohlensaures Eisenoxydul,
0,328 Gran salzsaures Natron (Kochsalz),
0,051 Gran salzsaure Kalkerde,
0,206 Gran salzsaure Bittererde,
0,422 Gran schwefelsaure Bittererde (Saidschüzer Bittersalz)
0,429 Gran schwefelsaure Kalkerde (Gyps),
2,109 Gran kohlensaure Kalkerde,
0,138 Gran Erdharz und Kieselerde.
3,875
Halbgebundene Kohlensäure 2009 Pariser Kubikzoll. Das spezifische | Gewicht des Wassers ist: 1,00134. Temperatur des Wassers + 9° Reaumur.

Chemiker Halbreiter untersuchte das Wasser des neuesten durch Dr. A. E. Bruckmann im Jahr 1861 gebohrten artesischen Brunnens der G. Schäuffelenschen Fabrik.

1 Litre Wasser lieferte 2,010 Gran festen Rückstand, welcher enthielt

Kohlensauren Kalk 0,298 Gr.
Schwefelsauren Kalk 1,283  „
Schwefelsaure Magnesia 0,227  „
Schwefelsaures Natron und Spuren von schwefelsaurem Kali 0,153  „
Chlor-Natrium 0,020  „
Kieselerde und Thonerde 0,017  „
Organische Substanzen und Eisen-Spuren 1,998 Gr.

1 Litre Wasser enthielt zugleich 0,023 Litre freie Kohlensäure.

Alle diese Quellen sind am rechten Neckarufer oder doch ganz nahe an der Stadt. Nicht minder reich an gutem Trinkwasser sind die Orte auf dem linken. Der Böckinger See wird durch Quellen gespeist. Aus ihm entspringt der Böckinger Bach, der beim Leinbrückchen in den Neckar einmündet, nachdem er noch vorher die Wasser vom Sonnenbrunnen an der Südseite der Großgartacher Straße aufgenommen hat. Im Sommer zerrinnt das Wasser dieses Böckingerbachs in dem Sand unter den Wiesen.

Auch Großgartach hat Quellwasser.

Oberhalb Fürfeld entspringen der Pfaffenbrunnen und der Breitenbrunnen, unterhalb der Eselsbrunnen. Bei Bonfeld, wo auch Quellen entspringen, vereinigt sich der Fürfelder Bach mit dem Treschklingenbach.

Oberhalb Untereisesheim entspringt der Riedbrunnen.

Kirchhausen hat vier Quellen, welche den Kohlbach bilden, im Thal gegen Bonfeld kommen mehrere Quellen zu Tage, die den Bruchbach bilden und vereinigt eine Mühle treiben; bei der Kapelle liegt der Steinbrunnen, zwischen Kirchhausen und Großgartach der Schulbrunnen, nahe an der Hipfelhofer Markung der Fäßlesbrunnen.

Diese Wasser speisen einen Bach, der die Mühle auf dem Hipfelhofe treibt, wo der Michaelisbrunnen entspringt.

Kein Oberamt des Landes ist reicher an gutem Trinkwasser als das Heilbronner, denn wenn auch nicht alle Dörfer Quellwasser | haben, so besitzen sie doch alle mehrere Pumpen, die gutes Wasser aus Schachten heraufschaffen.

Dabei sind die meisten der Quellen so reich an Wasser, daß z. B. der Heilbronner Kirchbrunnen, als er im Jahr 1664 geeicht wurde, in Einem Tage 1680 Heilbronner Fuder (circa 4200 württembergische Eimer) gab. Am 22. Mai 1833, als er sehr bedeutend abgenommen hatte, flossen nur noch 2801/2 württembergische Eimer.

Die Cäcilienquelle lieferte sogar im Herbst 1836, zu welcher Zeit man an andern Orten über Wassermangel klagte, noch in 29 Secunden 1 Imi Wasser, also in jeder Stunde fast 8 Eimer, die Seelesbergquelle 1 Imi in 60 Secunden.

Die Wärme der Quellen bei Heilbronn ist gewöhnlich + 8° R., man kennt nur ein Beispiel, daß der Kirchbrunnen zugefroren ist, (am 16. Januar 1726).

Überschwemmungen.

Keiner der Bäche, welche das Oberamt bewässern, ist so wasserreich oder hat einen so bedeutenden Fall, daß er erheblichen Schaden durch Überschwemmung herbei führt; aber der Neckar hat schon sehr oft durch Hochgewässer und Eisgänge bedeutende Verheerungen angerichtet.

Zwar die Wohngebäude in der Stadt und in den übrigen Orten am Nekar sind meistentheils so über dem Nekarspiegel erhaben, daß noch keines von seinen Wogen hinweggespült worden ist; aber doch werden viele Keller und Erdgeschosse der Stadt mit Wasser angefüllt, und die Gebäude dadurch erweicht, die Wohnungen und Ställe eine Zeit lang feucht und ungesund, und große Verwüstungen werden im freien Felde angerichtet, an den Ufern und Dämmen des Neckars, an den Mühlwehren, an den Gärten und Wiesen, Straßen und Bäumen, zumal bei Eisgängen.

Der Neckar, welcher 1625 Par. Fuß höher entspringt, als sein Spiegel bei der Heilbronner Brücke liegt, und welcher bis dahin eine Flußbahn von etwa 70 Stunden Länge hat, führt nach einer Berechnung des Trigonometers C. Kohler, ehe der Kocher sich mit demselben vereinigt, jährlich eine Wassermasse von 151,341 Millionen württembergische Eimer.

(Memmingers Beschr. v. Württemb. 1841, S. 211 u. Beil C.)

Es ist daher natürlich, daß, wenn in diesem großen Flußgebiete | starke Regen- und Schneefälle längere Zeit andauern, und hauptsächlich, wenn im Frühjahr ein eingetretener lauer Südwind dichte Schneemassen schnell in Wasser verwandelt, der Neckar aus seinem Bette treten muß. Dieß ist um so mehr der Fall, als der Neckar keinen See durchströmt, wie die Rhone den Genfersee oder wie der Rhein den Bodensee, wo diese Ströme sich noch vorher in weite Becken ergießen, und darinnen ansteigen können, ehe sie ihren Lauf weiter fortsetzen.

Die Chroniken der Stadt Heilbronn erzählen daher von vielen Neckar-Überschwemmungen und zwar 1342. 1370. 1433. 1443. 1463. Veitstag 1529. Juli 1560. 1570. 1587. 17. Juni 1588. 1610. 1611. 1612. 1620. 1625. 9. Jan. 1651. 10. Aug. 1661. Juli 1663. Jan. 1683. 28. Nov. 1686. 30. Juli 1687. 6. Aug. 1689. 4. April 1691. 1693. 12. Mai 1698. 19. Juni 1700. 29. Jan. u. Juni 1709. 29. Aug. 1710. 11. Sept. 1721. 13. Jan. 1726. 24. März 1738. 1734. 30. Juli 1739. 18. Dec. 1740. Jan. u. 6. Juli 1741. 19. u. 20. Juli 1744. 6. Oktbr. 1748. 1754. 8. Febr., 24. Mai u. 4. Juni 1761, 4. Juni 1763. 26. Okt. 1778. 1779. 1781. 2. Febr. 1784. 1788. Juni 1789. 9. Febr. 1795. 1802. 10. Febr. 1807. 1809. Febr. 1810. 19. Mai u. 21. Juli 1814. 2. Juli 1816. 28. Mai 1817. 29. u. 30. Okt. 1824 (Schaden für die Stadtgemeinde incl. Stiftungen 24.000 fl., für Privatpersonen 30.000 fl., zusammen 54.000 fl.) 10. Febr. 1830 mit 2 Schuh dicken Eisschollen, 1. Dec. 1836. Sept. 1837. 28. Febr. 1844. 29. März 1845. 19. Febr. 1847. 8. Febr. 1848. 15. u. 16. Jan. 1849. 20. Dec. 1849. 2., 3., 4. u. 6. Febr. 1850. 2. Aug. u. 26. Sept. 1851. 13. Mai 1853. 5. Febr. 1855.

Von vielen dieser älteren Überschwemmungen kennen wir die Wasserhöhe nicht. Seit der Erbauung des Wilhelmskanals mit einer Schleußenkammer ist ein Pegel eingerichtet. Die Sohle der Schleußenkammer (528 würt. Schuh, 1 Zoll über dem Meere) ist als 0 angenommen und je Einen württembergischen Schuh höher die Nummer 1 2 3 u. s. f. Der Schleußenwärter beobachtet täglich den Stand des Wassers. Am Kirchbrunnen und an anderen Mauern sind noch hie und da die höchsten Wasserstände früherer Überschwemmungen eingehauen. Aus den Aufzeichnungen des Schleußenwärters und den Marken an Gebäuden ist zu ersehen, daß die Überschwemmungen folgende Höhen erreichten:

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Oberer
Neckar.
Unterer
Neckar.
1824. 30. Octbr. 25′ 5″ 22′ 5″
1817. 28. Mai 24′ 7″
1789. Juni 24′ 3″
1784. 2. Febr. 24′ 2″
1851. 2. Aug. 23′ 5″ 22′ 2″
1651. 7. Jan. 23′ 1″
1778. 26. Octbr. 22′ 9″
1748. 6. Octbr. 22′ 8″
1845. 29. März 22′ 5″ 21′
1831. 19. Jan. 19′ 9″
1862. 1. Febr. 22′ 19′ 5″
1833. 19. Decbr. 22′ 18′ 8″
1827. 15. Mai 22′ 18′ 4″
1844. 28. Febr. 22′ 3″ 18′ 4″
1850. 3. Febr. 22′ 18′ 4″
1856. 17. Mai 21′ 9″ 17′ 8″
1851. 26. Sept. 21′ 6″ 18′
1588. 13. Juni 21′ 4″
1836. 2. Decbr. 21′ 2″ 17′ 3″
1849. 15. Jan. 21′ 18′ 3″
1830. 10. Febr. 21′ 17′ 2″
1853. 13. Mai 21′ 16′ 8″
1837. 6. Sept. 20′ 5″ 16′ 8″ kurze Zeit, als sich das Eis stellte, sogar 25 Schuhe.
1848. 16. März 20′ 5″ 16′ 5″
1839. 25. Febr. 20′ 1″ 16′ 2″
1855. 5. Febr. 20′ 17′ beim Eisgang.

Weil der Neckar auf dem Wiesenthal, welches er überschwemmt, jedesmal etwas Schlamm zurückläßt, so erhöhet sich dieses nach und nach. Bei Neubauten der Stadt wird das Terrain, auf dem sie stehen, ebenfalls erhöht, und so kommt es, daß das Wasser so schnell wie früher nicht mehr ablaufen kann und der Neckar von Zeit zu Zeit höher steigt als früher.

Manchmal ist aber der Wasserstand des Neckars bei Heilbronn auch sehr gering.

So konnte man im Sommer 1670 unterhalb der Neckarbrücke von der Pferdeschwemme zur Hefenweiler Insel von Stein zu Stein trockenen Fußes schreiten, auch in den Sommern 1719, 1811, 1832, | 1842, 1857 und 1858 fehlte es den Mühlen und Schiffern an Wasser.

Seitdem die Neckarhöhe am Pegel beobachtet wird, waren die niedrigsten Wasserstände des unteren Neckars unter 2′:

1828: Febr. 0,9, März 0,7, Dez. 0,4.
1832: Juli bis Nov. incl. 1,7 bis 1,9.
1834: Sept. 1,8, Okt. 1,7.
1835: März 1,2, Juli 1,8, Aug. 1,8.
1836: Jan. 1,9, Juni und Juli 1,8.
1836: Okt. 1,9.
1841: Mai und Juni 1,8.
1842: in den letzten 6 Monaten 1,5 bis 1,8 (21 bis 26. Aug. 1′ 5″).
1846: Okt. 1,9, Mai 1,8.
1848: Aug. 1,9, Sept. und Okt. 1,8.
1849: Sept. 1,8, Okt. 1,7, Nov. und Dez. 1,9.
1853: im Nov. 1,8, 25. Dez. 1,4 (am obern Pegel 11′ 5″).
1854: Jan. 1,4, Okt. 1,9.
1856: 9. Mai 1,9, 19. Nov. 1,8.
1857: an 76 Tagen unter 2′, am 15. und 22. Nov. gar nur 1′ 5″.
1858: 5. Jan. einige Stunden 1′ 1″, weil am 4. Jan. der Neckar eine Eisdecke erhielt, und bei Lauffen sich das Eis gestellt hatte.

Vergleicht man den höchsten Stand vom 30. Okt. 1824 mit 22,5 mit dem niedersten im Dez. 1828 von 0,4, so ist der Unterschied 22,1.

Nach einer Durchschnittsberechnung der Jahre 1827 bis 1846 war die mittlere Wasserhöhe 4,05, und zwar in den Monaten

August und Oktober 3,08
Juli 3,30
September 3,51
November 3,79
Mai 4,05
Juni 4,16
Dezember 4,51
Februar 4,67
März 4,74
April 4,84
Januar 4,95
| In der Regel gibt Thauwetter das größte Wasser, und am seichtesten ist der Neckar, wenn sich bei kleinem Wasserstande eine Eiskruste bildet, oder auch in den Monaten Juli bis November nach langer Trockenheit.

Eisgänge fanden in den jüngsten Jahren statt: am 30. Jan. und 22. Febr. 1829, 10. und 24. Febr. 1830, 5. Febr. 1831, 11. Jan. 1832, 3. Febr. 1833, 6. Jan. und 13. Jan. 1835, 25. Jan. 1838, 20. Jan. 1840, 16. Jan. und 10. Febr. 1841, 29. Jan. und 18. Dez. 1844, 24. März 1845, 14. Jan. und 19. Dez. 1849, 27. Jan. 1850, 29. Jan. 1853, 5. Febr. 1854, 11. Jan. 1855, 11. Jan. 1856, 26. Jan. 1860, 26. Jan. 1861, 11. und 25. Jan. 1862. Also 17mal im Januar, 7mal im Februar, 1mal erst im März und 2mal schon im Dezember.

Als die Wassermenge an mehreren Mühlen des Landes auf Veranlassung der K. Centralstelle für Gewerbe und Handel im Dezember 1853 zur Zeit eines sehr niedrigen Wasserstandes gemessen wurde, so zeigte es sich, daß

der Neckar bei Heilbronn 1050  
die Schotzach bei Sontheim 10,7
die Gartach bei Neckargartach
bei der Adelmann’schen Papierfabrik 19,1
bei der Carl Ludwig’schen Mühle 20,2
bei der Krauß’schen Mühle 24,6
die Biberach beim Böllingerhof 14,2

Kubikfuß hatten.

(Vrgl. Gewerbeblatt vom 10. Jan. 1858.)

Nach dem württ. Gewerbeblatt vom 7. Sept. 1862 liefert der

Neckar bei Heilbronn 660 Pferdekräfte.
der Lohlesbach 54
die Gartach 46
die Schozach 33
die Frankenbach 39
der Bach bei Kirchhausen 13
der Bach bei Obereisesheim 7
der Leinbach 6
der Gruppenbach 6

also im Oberamt von nicht ganz 31/2 Quadrat-Meilen 864 Pferdekräfte.

Fünfzig Oberämter des Landes haben nicht so viele, ob sie gleich theils größer, theils gebirgiger sind.

|
b) Stehende Gewässer.

In früheren Zeiten zog man viele Fische in Teichen, so daß die meisten Orte des Oberamts welche hatten.

Der größte See ist noch der Böckinger mit 102/8 M. 2,0 R. Flächenraum.

Auf der Stadtmarkung ist der größte der Trappensee mit 11/8 Morgen 13,2 Ruthen Fläche. Ehemals waren 2 Fischteiche im Köpferwald und am Pfühlbach hin noch eine lange Reihe, woher noch der Namen Bardilisee am Seelesberg und Mönchssee rührt. Die Weinberghalde, unweit des Trappensee, welche noch jetzt „der Fischmarkt“ genannt wird, diente zum Marktplatz.

3. Naturschönheiten.

Da der hiesigen Gegend hohe Gebirge, mit schroffen Felsenwänden, Grotten, wilde Giesbäche u. drgl. ganz fehlen, so entbehrt das Oberamt romantischer Ansichten; allein vor dem Beschauer auf den Zinnen der Thürme der Stadt und auf den Höhen des Oberamtes liegt eine lachende fruchtbare Gegend, dicht bevölkert, und außerordentlich belebt durch einen Fluß, auf dem Dampfschiffe, Segelschiffe, Nachen und Flöße dahin gleiten, durch Eisenbahnzüge, welche im Thale rennen, über gewaltige Brücken rollen und im Tunnel verschwinden, während auch von allen Seiten her Chausseen den Verkehr fördern.

Die Wohnungen sind von Obstwäldern umgeben, die Stadt auch zugleich von blumenreichen Gärten. Die Berge sind bewaldet, die sonnenreichen Halden mit Reben bepflanzt, die vielen Landstraßen mit Obstbäumen und selbst die Einförmigkeit der Wiesen am Neckar wird durch tausende von Pappeln beseitigt.

Vom Wartberge aus kann man mehr als hundert bewohnte Orte erblicken, umringt vom Katzenbuckel und anderen Bergen des Odenwaldes, von den Höhen bei Waldenburg, Maienfels und Löwenstein, und andererseits vom Stromberge, Heuchelberg, den Steinsberg bei Sinsheim und den Königsstuhl bei Heidelberg. In weiter Ferne kann man bei klarer Luft Hohenneuffen und Teck erblicken, näher die Solitude und andere Berge bei Stuttgart und den Asberg.

Die Warte auf dem Heuchelberg zeigt die Burgen des Bottwar- und des Schozachthales, und der Schweinsberg den Hohenstaufen und andere Spitzen der schwäbischen Alp.

|
4. Boden.

Die meisten Berge des Oberamts sind mit Keupersandstein bedeckt, tragen in der Regel Wälder und haben wenig Erde, die Bergabhänge aber werden aus Mergel gebildet, der für den Weinstock und die Luzerne vortrefflichen Boden liefert.

Die Thäler, ja auch die Hügel am Neckar, welche von Löß und anderem Diluvialschutt gebildet werden, sind sehr tiefgründig und durch tausendjährige Cultur humusreich, so daß die Gärten und Äcker im Heilbronner Oberamt zu den fruchtbarsten des Landes zu zählen sind, wie denn z. B. im Jahr 1856 1/2 Morgen Krautgarten bei der Stadt 130 Centner Zuckerrüben getragen hat.

Das Thal, soweit es periodisch vom Neckar überschwemmt wird, hat vielen Diluvialschutt, Neckargeschiebe und Sand, überall aber noch eine Decke von Humus, die wenigstens für Wiesen hinreichend ist.

Unter diesem Humus kommt im Neckarthal an einigen Stellen Lettenboden vor; Töpfererde auch hie und da auf den Bergen zwischen Keupersandsteinschichten, und auch die Äcker der Orte an der oberen Schozach haben einen etwas schwereren Thonboden. Steinige Äcker gibt es im ganzen Oberamt nicht.

In Äckern zunächst um die Stadt gedeiht das Welschkorn vortrefflich; in dem sandigen Lehmboden der Orte Böckingen, Großgartach, Frankenbach, Neckargartach und Eisesheim wachsen die schmackhaftesten Kartoffeln. Klee und Getreide gerathen im ganzen Oberamte.


5. Luft und Witterung.

Der mittlere Stand des Barometers ist in Heilbronn 27″ 7‴.

Da die untern Neckargegenden tiefer liegen, als das übrige Württemberg, und der nahe Odenwald den Nordwind etwas abhält, so ist die Gegend von Lauffen bis Gundelsheim die wärmste Württembergs.

Der Dinkel wird gewöhnlich 8 Tage nach Jakobi geschnitten, in Horkheim schon um Jakobi.

Der mehr als 200 Fuß breite Fluß, an der Stadt noch in mehrere Arme getheilt, und die vielen Quellen bilden im Frühling und Herbste sehr starke Nebel, wie sie sonst in Württemberg nur noch am Boden- und Federsee und bei Ulm vorkommen werden.

Keine Ortschaft des Oberamts liegt in einem engen Grunde, alle am Neckar oder in durch Bäche gebildeten Längenthälern, so | daß die Winde überall freien Zutritt haben und die Luft reinigen können.

So warm auch das Heilbronner Thal ist, so fühlt man darinnen die Schwüle des Sommers dennoch weniger drückend, als an Orten, die in einem engen Thalkessel liegen. Wäre der starke Luftzug nicht, so würden die Ausdünstungen vieler chemischen Fabriken gewiß Nachtheile bringen.

Dem Südwind ist der Bezirk so zugänglich, daß der Schnee früher, als im übrigen Lande schmilzt, was oft schon Reisende, die von Hall oder Backnang im Schlitten herab kamen, in Verlegenheit gebracht hat. Sogar in dem schneereichen Winter 1836/37 konnte man hier im Ganzen nur 14 Tage im Schlitten fahren.

Wenn in Italien der Sirocco geraume Zeit weht (in Oberschwaben Föhn genannt) so fühlt man auch bei Heilbronn seinen warmen ermattenden Hauch.

Fast die Hälfte des Jahres weht Westwind, 1/4 Südwest- und Nordwest mit ihren Nüancen, 1/4 Nord- Nordost- und Ostwind. Reiner Südwind kommt selten vor, N. und N-O. häufiger in den Wintermonaten, O. im März und September.

Der im Frühjahr herrschende O. u. N.O. hat häufig Sterbfälle zur Folge, im September ist er für Lungenkranke weniger gefährlich, weil der Wind noch erwärmt ist.

Gewitter kommen nicht selten zum Ausbruche; Winde jagen sie aber gewöhnlich schnell von Westen nach Osten über den Bezirk.

Eine Wetterscheide bildet der Heuchelberg (zwischen Zaber und Leinbach), welcher die von Nordwest herziehenden Gewitterwolken häufig längs der westlichen Abdachung des Stromberges hin südwärts lenkt.

Nach der Zusammenstellung des statist.-topogr. Bureaus (Königreich Württemberg p. 131) kamen in den 30 Jahren 1825–54 im Oberamt Heilbronn 17 Hagelschläge vor. 21 Bezirke hatten noch günstigere Verhältnisse, 42 ungünstigere. Die niedrigste Ziffer war 5, die höchste 62. Man weiß z. B. in Heilbronn von keinem Hagelschlag, der die ganze Markung oder auch nur den größten Theil derselben getroffen hätte; es wurde nur die Stadt oder die Markung oberhalb oder die unterhalb derselben getroffen.

In dem gegenwärtigen Jahrhundert erlitt jedesmal ein Theil der Stadtmarkung, meistens ein sehr kleiner, Hagelschläge 1809, 1811, Aug. 1816, 30. April 1818, 1822, 1826, 13. Mai 1827, 29. Juli u. 1. Sept. 1837, 25. Mai 1838, 15. Juli u. | 19. Aug. 1839, 20. Mai 1844, 1. Sept. 1846, 2. Juli 1857. Der größte Steuernachlaß und zwar im Jahr 1818 betrug 310 fl.

Reifen und Fröste schaden am meisten im Frühjahr, weil die milde Temperatur des Neckarthales die Pflanzen früher als anderswo im Lande entwickelt; häufig wirken aber die Nebel, die aus dem Neckar emporsteigen, im Frühling und im Herbste schützend, weil sie bei schnell eingetretener Kälte und darauffolgendem Sonnenschein die Pflanzen noch einhüllen und vor Frost bewahren. So blieben schon öfters im Herbste die Trauben noch verschont, wenn die im Remsthale und weiter aufwärts erfroren sind.

Zwischen dem letzten Frühjahrs- und dem ersten Herbst-Frost liegen im Durchschnitte vieler Jahre in Heilbronn 206 Tage (11 mehr als in Stuttgart).

Diese Tage waren 1829. 4. April, 30. Okt.
1830. 9. Mai, 19. Okt.
1831. 24. März, 27. Nov.
1832. 15. Mai, 29. Okt.
1853. 9. Mai, 9. Okt.
1854. 21. März, 12. Okt.

Die Schneegrenzen waren in Heilbronn

1829: 5. März bis 8. Okt.
1830: 5. April bis 13. Dez.
1831: 25. Mai bis 15. Nov.
1832: 14. Mai bis 7. Nov.
1853: 16. April bis 8. Dez.
1854: 24. April bis 29. Okt.

Eistage gab es in

Heilbronn. Schönthal. Ludwigsburg. Stuttgart. Tübingen.
1830: 77 81 98 96 117
1831: 40 53 64 81
1832: 24 81 84 108 132
1833: 106[1] 51 47 67 84
1834: 65 59 75 90
Die größte Kälte, die im 19. Jahrhundert zu Heilbronn beobachtet worden ist, war am 17. Febr. 1827 = 28° R., im Innern der Stadt = 26° R., an welchem Tage im Heilbronner Thale alle Zweige (nicht Stämme) der Nußbäume (Juglans nigra | ausgenommen), von den Birnbäumen viele französischer Abstammung und sogar Hagbuchenzweige erfroren, während die Nußbäume und die süßen Kastanien auf den Bergen nicht gelitten haben.

Der Thermometer stieg im Schatten am 13. Juli 1807, 13. Juli 1834 und 7. Juli 1845 auf + 30° R., am 24. Aug. 1807, 14. Juli 1832, 8. Juli 1845 auf + 29° R., im Juni 1818, 5. Aug. 1857 + 281/2° R., 14. Juli 1807, 17. Juli 1852, 4. Aug. 1857, 3., 4. und 20. Juli 1859 auf + 28° R.

Professor Schübler berechnete die mittlere Temperatur des Jahres in Heilbronn zu + 8,9° R.; im Jahr 1832 war sie + 8,44, während sie in Stuttgart 7,43 war.

In manchen Wintern kann man zur Weihnachtszeit in den Heilbronner Gärten noch Ringelblumen, Löwenmaul, Jelängerjelieber, Levkoien, italienische Veilchen pflücken, und das Goldkraut (Senecio vulgaris) hört in manchem Winter, wie z. B. 1850/51 und 1862 auf 1863 gar nie auf zu blühen.

Einem von Dr. H. Schoder auf Grund der täglichen Witterungsbeobachtungen im Paulinenspital bearbeiteten Aufsatz: Die Temperaturverhältnisse Heilbronns in den Jahren 1839 bis 1861 entnehmen wir noch folgende Angaben.

Das Mittel der Temperatur für drei Tageszeiten (Morgens 7 Uhr, Mittags 2 Uhr, Abends 9 Uhr) betrug im 23jährigen Durchschnitt:

Januar. Februar. März. April. Mai. Juni.
Morgens 1,02 0,35 1,66 6,07 10,76 14,34
Mittags 2,55 4,45 7,37 11,80 15,45 18,35
Abends 0,09 1,18 3,35 7,20 10,50 13,55
Gesammt-
durchschnitt
0,42 1,61 3,93 8,06 11,80 14,94
Juli. Aug. Septbr. Oktbr. Novbr. Dezbr.
Morgens 14,55 13,37 9,49 6,27 2,64 0,05
Mittags 18,98 18,69 15,41 11,49 6,28 3,09
Abends 14,27 13,93 10,82 7,54 3,54 0,88
Gesammt-
durchschnitt
15,52 14,98 11,64 8,21 4,00 1,20
somit im Jahr (Januar bis Dezember).
Morgens 6,48
Mittags 11,16
Abends 7,24
Gesammtdurchschnitt 8,03
Die mittlere Differenz der Temperatur innerhalb desselben Monats | betrug 16,82° (Januar 19,33, August 14,83). Die größte Monatsdifferenz ist durchschnittlich 22,79 (Jan. 28,0, Aug. 17,5), die kleinste 11,31 (Mai 13,0, Jan. 10,0). Die Extreme der Temperatur innerhalb eines Jahres differirten durchschnittlich um 38,6° (1845 um 49,75, 1851 um 30,5). Die mittlere Jahrestemperatur 8,03 bewegte sich zwischen den Gränzen 9,26 (1859) und 6,77 (1840). Das durchschnittliche Maximum der Temperatur war 25,22 (1857: 27,5, 1844: 23,0), das Minimum – 13,44 (1845: – 22,25, 1851: 7,0 R.).

Die durchschnittliche Zahl der Sommertage (Tage, an welchen die Temperatur über 20° R. stieg), war 42,2 (1857: 72, 1859 und 1846: 69, 1843 und 1848: 18). Die durchschnittliche Zahl der Eistage, d. h. solcher Tage, an welchen der Thermometer unter den Gefrierpunkt fiel, war 69,6 (Winter 1844 bis 1845: 95, 1845 bis 1846: 40). Der erste Eistag fiel durchschnittlich auf den 28. Okt., der letzte auf den 30. März. Die durchschnittliche Dauer der Eistagperiode ist somit 153 Tage (1838–39: 185, 1847–48: 112). Die Zahl der Wintertage (d. h. solcher, in welchen sich die Temperatur nicht über den Gefrierpunkt erhob) war durchschnittlich 20 (1840–41: 40, 1852–53: 7). Die mittlere Dauer der Wintertagsperiode war 67 Tage, vom 9. Dez. bis 4. Febr. In den 15 Jahren 1839–53 waren durchschnittlich 114,9 Regentage im Jahr, wobei sich die Monate in folgender Ordnung verhielten: Juli 12,53, Mai 12,27, Juni 12,07, Aug. 10,93, Okt. 10,4, Sept. 9,67, April 9,53, Nov. 9,2, März 7,87, Jan. 7,2, Dez. 7,01, Febr. 6,2. Die mittlere Zahl der Gewittertage war 15,8, der Nebeltage 28,7, der Schneetage 21,63, der Hageltage 2,6, der Reifentage 5,8.

Die mittlere Jahrestemperatur von 8,03° R. ist die höchste, die in Württemberg bis jetzt während eines längeren Zeitraums beobachtet worden ist. In Stuttgart beträgt sie 7,8°.

Die Heilbronner Chroniken berichten über das Einschlagen des Blitzes Folgendes:

1482   in den Landthurm gegen Frankenbach, wodurch einige Menschen getödtet wurden;
1555 in den Kiliansthurm, daß man Eisen umlegen mußte;
1562 3. Aug. dreimal in diesen Thurm, der dadurch etwas beschädigt wurde;
1585 19. Mai in das Gymnasium (Franziskanerkloster);
1599 in den Brückenthurm, daß kein Ziegel ganz blieb;
|
1653   10. Juni Nachts in die Stange des Wartthurmes, die zersplittert mit dem Knopfe herabstürzte;
1680 3. Juni Nachts in den Kiliansthurm, ohne Schaden;
1688 5. Juni zersplitterte der Blitz eine Tanne in einem Garten;
1689 24. Juni zündete er im Brückenthurm, das Feuer wurde jedoch bald gelöscht;
1702 24. Juni Nachmittags in den Gasthof zum Falken, ohne zu zünden;
1702 6. Aug. Nachts in die Lohmühle, die abbrannte;
1704 6. Juni Abends in den Kaisersheimerhof, das Feuer ward schnell gelöscht;
1752 6. Juni Morgens in den Thurm der katholischen Kirche, ohne erheblichen Schaden;
1779 30. Juli in den nördlicheren kleineren Thurm an der Kilianskirche;
1782 27. Juni in das Lachner und Gleich’sche Haus an der Zehengasse, ohne zu zünden.
1794 25. Juni wurde ein 20jähriges Mädchen auf dem Felde erschlagen;
1841 26. Juni schlug ein Strahl in den Blitzableiter des Feyerabend’schen Gartenhauses neben Tannenbäumen;
1843 20. Aug. in eine Pappel an dem Wege nach Neckargartach, unweit des Neckars;
1850 4. April schlug der Blitz in das Ferd. Koch’sche Grabmonument nahe bei dem Leichenhause, wo viele hohe Pappeln stehen, und streckte eine Fiale zu Boden;
1851 25. April traf er eine Rothtanne in dem Bernh. Nikel’schen Garten neben dem Kreisgefängniß.

Man sieht aus dieser Zusammenstellung,

1) daß der Blitz selten zündete;
2) daß die meisten Blitzschläge im Juni vorkommen;
3) daß am häufigsten der höchste Thurm der Stadt (an der Kilianskirche) getroffen wurde; unter den übrigen Thürmen die 2 nahe am Neckar (Brückenthor- und kath. Kirche) stehenden;
4) daß der Blitz in die Stadt selbst seit dem Jahr 1782 nur ein einzigesmal gefahren ist.

Hierüber ist folgendes bemerkenswerth.

Der im Jahr 1794 verstorbene Bürgermeister Gg. Heinr. von Roßkampf hatte auf einer Reise in Italien gehört, daß eine Stadt daselbst, in welche früher der Blitz oft eingeschlagen hatte, davor geschützt | worden sei, nachdem man auf der Seite der Stadt, woher gewöhnlich die Gewitter zogen, viele Cypressen gepflanzt hatte und diese Bäume herangewachsen waren.

Weil die italienische Pappel ein spitzzulaufender Baum ist, wie die Cypresse, so ließ Roßkampf im Heilbronner Neckarthal und nahe an der Stadt viele Pappeln pflanzen, so daß jetzt mehr als 10.000 hochstämmige Pappeln bei Heilbronn stehen, und es scheint auch, daß diese Bäume der Atmosphäre einen Theil der Elektricität entziehen, wodurch eine zu große Anhäufung derselben und allzu starke Entladungen verhindert werden (vrgl. Correspondenzblatt des württemb. landwirthschaftl. Vereins von 1841. Band II. Heft 3. S. 321).

Übrigens schlug auch in die Amtsorte der Blitz in neuerer Zeit selten ein, so in Frankenbach, wo am 17. Januar 1836 der Blitz in das Kronenwirthshaus einschlug, zwar nicht zündete, aber Vieles zertrümmerte; und im Jahr 1852 schlug der Blitz in Bonfeld in den Blitzableiter des oberen Schlosses, am 13. bis 14. Juli 1853 in das Haus des Schneiders Weller zu Neckargartach, wobei das Dach verbrannte; sowie im Jahr 1860 in eine Pappel zu Großgartach.


6. Gebirgsarten, Versteinerungen und Mineralien.

Das Oberamt Heilbronn bietet im Ganzen dem Geognosten wenig Interessantes dar, noch weniger dem Petrefaktologen, der seine Mühe nur kärglich belohnt findet; denn die wenigen Aufschlüsse, welche die Kultur ihm übrig gelassen, sind äußerst arm.

Die Stadt selbst liegt mitten in der Lettenkohle, ihre Umgebung besteht gegen Osten hauptsächlich aus Keuper, gegen Westen aus Muschelkalk, der sich aus dem Badischen längs des Neckars heraufzieht, während die auflagernden Keuperberge hauptsächlich Ausläufer des Löwensteiner Gebirges sind.

Das Meiste des Muschelkalks und der Lettenkohle ist mit Diluviallehm und Dammerde bedeckt, das Neckarthal selbst mit Alluvium und Geröllen ausgefüllt. Ältere Schichten stehen in demselben nicht zu Tage.

A. Muschelkalk.
Betritt man auf der Straße von Sinsheim nach Heilbronn die württembergische Grenze und sieht sich in den Thälchen um, welche bei Fürfeld und Bonfeld der Treschklingenbach, Pfaffenbrunnen und | besonders der Eselsbrunnen bilden, so findet man überall den Kalkstein von Friedrichshall, in dem letztgenannten Thale in bedeutenden Brüchen aufgeschlossen. Unten ist er gräulich weiß mit vielen weißen Flecken von Kalkspath, von vielen eingesprengten Muscheln herrührend, weiter oben wird er rauchgrau und hier finden sich hauptsächlich Ceratites cinctus und semicinctus, die besonders in der Nähe von Bonfeld bis zu 11/2 Fuß Durchmesser mit den schönsten feingezähnten Loben vorkommen. Außerdem finden sich noch ganze Bänke von Terebratula vulgaris und Gervillia socialis, mit Plagiostoma striatum und anderen Muscheln vermengt, letztere jedoch meistentheils so schlecht erhalten, daß sie ohne Bedeutung sind. Ceratites nodosus, der sich bei Kirchardt, nahe im Badischen, sehr ausgezeichnet findet, kommt hier nicht vor.

Oben schließen rauchgraue, dünngeschichtete, mehr thonige Platten von Kalk die Formation, enthalten aber keine Versteinerungen mehr. Sie können zu nichts benützt werden, und werden oberhalb der Brüche abgeraumt, damit die Steine darunter gebrochen und theils zum Kalkbrennen und Häuserbau, theils als gutes Straßen-Unterhaltungs-Material benützt werden.

Allein nicht nur auf der Nordwestseite des Oberamts, sondern auch auf der Südseite desselben, auf dem rechten Neckarufer, tritt Muschelkalk auf. Geht man nämlich von Thalheim aus, so findet man dort und namentlich auf dem rechten Ufer der Schozach am sogenannten rauhen Stich, wo die Heilbronn-Stuttgarter Staatsstraße das Thälchen durchschneidet, und noch weiter abwärts bei Horkheim Muschelkalk in bedeutender Mächtigkeit von circa 100 Fuß aufgeschlossen, und auch hier kann man die einzelnen Schichten in den Brüchen leicht unterscheiden. Es sind hier die tieferen Bänke, die zu Tage gehen. Die Sohle des Thales ist ebenfalls schon zum Hauptmuschelkalk zu rechnen, denn man findet in diesen Kalke, welche, wie die unteren Bänke bei Bonfeld und Fürfeld, gräulich mit weißen Flecken sind, hie und da ein schlechtes Bruchstück von Encrinitenstielen, Ceratites nodosus, Plagiostoma striatum und Terebratula vulgaris, letztere hier häufiger als bei Bonfeld. Auch hier liegen darüber die gräulichen Platten wie bei Bonfeld. Das eigentliche Ausgehende der Formation läßt sich aber nicht genau bestimmen, da weiter oben Weinberge und Äcker die Felsen bedecken.

In diesen Kalken ziehen sich Adern von späthigem Kalkspath durch, welche eine Mächtigkeit von 2 bis 4 Zoll haben.

|
B. Die Lettenkohle

ist sehr weit im Oberamt verbreitet. Auf den Markungen von Biberach, Kirchhausen, Bonfeld und Fürfeld, lauter Orte westlich vom Neckar, ist sie nur etwa 20 bis 30 Fuß mächtig und sehr wenig aufgeschlossen.

Mehr ist sie es südlich von Sontheim, wo die Stuttgarter Staatsstraße nahe am Neckar hinzieht. Hier erheben sich die Schichten aus dem Bette des Neckars und bilden sein rechtes Ufer. Man kann, sie von unten noch oben musternd, folgende Schichten beobachten:

1) Lettensandstein unten grau, in der Mitte lichter, mehr grünlichgrau und harte feste Bänke bildend, deren unterste sich zum Theil bis in die Mitte des Neckarbettes hinab erstrecken 8 Fuß
2) gelblich grauer dolomitischer, hie und da auch bedeutend sandiger Mergel
3) gelbgrauer Dolomit (magerer Kalk) mit Pflanzen-Überresten 3–4 
4) schwärzlicher bröcklichter Mergel mit vielem Sand vermengt 1–2 
5) harter graulicher Sandstein

Merkwürdig ist an dieser Stelle der auffallende Wechsel in der Farbe und in dem Thon-und Sandgehalt der einzelnen Bänke. Der Sandstein in derselben Bank ist an einer Stelle schwärzlichgrau, zwei oder drei Schritte davon ist er grünlichgrau wie der Stuttgarter Bausandstein, ein Wechsel, der noch mehr bei den dolomitischen Mergeln auffällt, welche an einer Stelle gelblich und thonig, an einer andern nur wenige Schritte davon in derselben Bank graulich und sandig sind.

Sehr interessant ist das Vorkommen der Lettenkohle nahe bei Heilbronn, wo der Cäcilienbach südlich von der Stadt in den Neckar einmündet. Hier bildet sie das Ufer an der Zuckerfabrik in folgenden Schichten:

1) Rauchgrauer Lettenkohle-Dolomit am Wasserspiegel in dünnen Bänken voll Myaciten, Cuculläen und anderen undeutlichen Petrefacten, weiter oben mit Posidonia minuta, mächtig ohngefähr 31/2 Fuß
2) thonige durch Kohle schwärzlich oder gräulich gefärbten Mergel mit undeutlichen Pflanzenresten
|
3) Dolomit in großen Bänken mit vielen großen Bitterspathdrusen
4) dolomitischer gelblich grauer Mergel
5) schwärzlich sandiger Mergel in Sandstein übergehend 21/2 
6) Sandstein in dünnen Platten, lichtgrau 11/2 

Ähnlich ist die Schichtenfolge bei Thalheim, wenn man die Thalsohle von Hohrainerhof bis Thalheim begeht.

Sämmtliche Schichten der Lettenkohle am rechten Neckarufer fallen gegen Nordwest ein, und aus ihnen entspringen eine unzählige Menge Quellen, welche den alten Neckararm zwischen Sontheim und Heilbronn beständig mit Wasser speisen, ebenso den Brunnen unter dem Rathhause zu Sontheim, den Kirchbrunnen in Heilbronn und mehr als hundert gegrabene Brunnen in diesen zwei Orten.

Seit dem Jahre 1827 sind 17 und seit 1858 noch 3 neue artesische Brunnen in den Mühlen und Fabriken der Stadt gebohrt worden, worüber Baurath v. Bruckmanns „vollständige Anleitung zu artesischen Brunnen, Heilbronn 1833“ und Dr. Eduard Bruckmann, „die neuesten artesischen Brunnen zu Heilbronn, Stuttgart 1861“ nachzulesen sind.

Baurath v. Bruckmann erbohrte 1827 den ersten solcher Brunnen in hiesiger Gegend, und weil sie krystallhelles Wasser für die Papierbereitung u. s. w. liefern, und das 10° R. warme Wasser auf die Wasserräder geleitet diese vom Eise frei erhält, so daß geschlossene Räume im Winter frostfrei, im Sommer kühl erhalten werden können, so fanden sie bald Nachahmung hier und im ganzen Lande.

Der tiefste dieser Brunnen war der in der Sülmermühle, 122 Fuß unter der Erdoberfläche. Rothgerber Linsenmeier ließ 1858 1321/2 Fuß (also etwa 397 Fuß würt. über der Meeresfläche) bohren.

Später wurde 1860 in der G. Schäuffelen’schen Fabrik noch tiefer gebohrt, nämlich 148 Fuß 12 Zoll (390 Fuß über dem Meere). Er liefert in jeder Minute 80 Cubicfuß Wasser, das 91/2° R. Wärme hat.

Durch diese Bohrungen wurden die Schichten der Lettenkohle weit hinab untersucht.

C. Der Keuper.

Der westliche Theil des Oberamts ist ziemlich eben, weil der Muschelkalk ein Plateau bildet, das nur von Bächen und vom Neckar durchschnitten ist; nur der Heuchelberg bei Großgartach, vom Keuper gebildet, erhebt sich über dieses Plateau.

| Dagegen zeigt der östliche Theil des Oberamts mit seinen abgerundeten Hügeln, unten mit Reben bepflanzt, auf den Scheiteln und an den nördlichen Abhängen mit schönen Laubwaldungen bedeckt, daß man diese üppige Vegetation dem farbigen Keupermergel zu verdanken habe.

Dieser Mergel besteht aus vielen horizontalen an den Bergabhängen gegen die Thäler hin abfallenden Schichten, meistens von blaugrauer oder rothbrauner Farbe. Jener wird von den Weingärtnern hier blauer Kies, dieser Leberkies genannt.

Die Weingärtner benützen diesen Mergel, indem sie die Oberfläche der Weinberge von Zeit zu Zeit damit überschütten, worauf er nach wenigen Wochen verwittert und einen für die Rebe fruchtbaren Boden liefert.

Die Weingärtner, welche den rothen für den magersten, den blauen für den fetteren halten, behaupten, ein Rebgut mit rothem Kies übertragen müsse noch mit Kuhmist gedüngt werden, wende man blauen Kies an, so bedürfe der Weinberg erst in 2 bis 3 Jahren wieder Kuhmist.

Nach einer Analyse des Prof. Schübler enthalten 100 Theile des schieferigen rothbraunen Thonmergels von Heilbronn 87,3 Thon mit etwas Eisenoxyd, 12,7 kohlensaure Kalkerde. Ein Pariser Cubikzoll wog naß 626, trocken 496 Grane. Die wasserhaltende Kraft ist 35 Prozent. Seine Consistenz verhält sich zu der des Thons wie 33,3:100,0.[2]

In diesem Mergel kommen sehr häufig Drusen von Kalkspath und von Bitterspath vor, selten regelmäßige hohle Rhomboeder mit Kalkspathkrystallen.

Ist der Mergel für den Weingärtner wichtig, so ist es der Gyps | für den Landmann wegen des Kleebaues und für den Handel, weil er gemahlen in großen Massen in die Rheinpfalz u. s. w. ausgeführt wird.

Der Gyps ist stockförmig in den Mergel eingelagert im Wartberg und im Heuchelberg, und bildet nordwestlich vom Wartberg den sogenannten Stiftberg als eine freistehende Kuppe, auf der sich jetzt nur noch wenige Reste des ehemaligen Daches aus Schilfsandstein finden.

Die Grundmasse des am Stiftberge durch sehr bedeutende Gruben, Schachte und Stollen aufgeschlossenen Gypses ist graulich-weiß, sehr mit Thon verunreinigt, dazwischen liegen weiße Blättchen oder röthliche Adern von Fasergyps, von welchem sich die thonige Masse beim Verwittern leicht ablöst und zu Erde zerfällt. Dieser Fasergyps, der offenbar die Risse ausgefüllt hat, welche die Hauptmasse, als sie von einem nassen Zustande in einen trockeneren gekommen ist, bekam, durchzieht den Gyps in Schnüren von zwei bis drei Linien Dicke. In den oberen Schichten ist der Gyps reiner und weniger mergelig, scheidet sich durch sogenannten Alabaster in rothen zolldicken faserigen Schnüren aus, welcher keine Quarzkrystalle eingemengt enthält, wie der weiße Alabaster auf der Sohle des Bruches. Diese kleine Bergkrystalle sind von röthlich-weißer Farbe, sechsseitige Säulen mit sechsseitigen Pyramiden.

Was ferner diesen Gyps an dem Stiftberge besonders interessant macht, ist eine Bank von Steinmergel mit Bleiglanz, die etwa 4 bis 5 Fuß über der Sohle des westlichen Bruches aufgeschlossen ist, und nicht nur den Gyps des Stiftbergs und Wartbergs, sondern auch die Keupermergel über dem inneren Pfühlbronnen und hinter dem Trappensee, auch am Staufenberg, durchzieht; indem sie hinter dem Trappensee, wo sie auch noch Schwerspath führt, manche Petrefakten, welche der Lettenkohle angehören, Gervillia socialis, Nucula-Arten und Terebratula vulgaris einschließt.

Am merkwürdigsten an diesem Steinmergel vom Stiftberge ist das Vorkommen von Octaedern aus Rothkupfererz, ähnlich den Krystallen von Chessy, welche jedoch nur Afterkrystalle aus Bleiglanz herrührend sind. Durchschlägt man nämlich einen solchen Krystall, so zeigt sich innen ein Würfel aus Bleiglanz, um welchen sich etwas Kupferkies angesammelt hat.

Dieser hat den gewöhnlichen Verwitterungsprozeß durchgemacht und sich in Kupferoxydul oder Rothkupfererz und außen in Malachit verwandelt, woher denn auch die Erscheinung rührt, daß die Flächen | der Oktaeder immer vertieft sind. Indessen erreichen diese Krystalle nie mehr als 1 Linie Durchmesser.

Außerdem findet sich noch Bleiglanz, Malachit und Lasur in diesen Mergeln, jedoch in unbedeutender Menge, auch kommen in Spalten kleine Gypskrystalle vor, nur ganz selten faseriges Steinsalz.

Die ganze Mächtigkeit des Gypsstockes im Stiftberge wird nicht 400 Schuhe betragen.

Professor Schübler untersuchte diesen Steinmergel, der hier Wacke genannt und als Steinbeschläge der Weinbergsteigen verwendet wird. Er besteht aus

69,6 Procent kohlensaurer Kalkerde
29,6 Thon mit etwas Eisenoxyd
1,2 Gyps;

sein spezifisches Gewicht ist = 2,79.

Hundert Theile von hiesigem gemahlenem Gypse, wie er zur Bestreuung der Kleefelder gebraucht wird, enthalten nach Schübler:

61,6 Theile Thon
20,2 kohlensaure Kalkerde
1,9 Bittererde
  16.3 Gyps
100,0

Ein Pariser Cubikzoll wog trocken 488, naß 624 Gramme. Seine wasserhaltende Kraft ist 31 Procent und die Consistenz verhält sich zu der des Thons wie 40,5 zu 100.

Hiebei ist jedoch zu bemerken, daß das Mischungsverhältniß des gemahlenen Streugypses so verschieden ist, als das der einzelnen Schichten der verschiedenen Gypsgruben.

Als in den Jahren 1860 bis 1862 der 3110 württ. Fuß lange Eisenbahntunnel zwischen Heilbronn und Weinsberg 29′ breit gegraben worden ist, wurden die Mergelschichten auch im Innern des Berges erschlossen. Diese bestanden in

1) kohlensaurem Kalke mit kohlensaurer Bittererde und Anhydrit (wasserlosem Gyps), worinnen Bleiglanz eingesprengt war, dazwischen befand sich auch eine nur 1 Zoll starke Bank von hartem Thonmergel;
2) eine Mergelschichte aus Thon und kohlensaurem Kalk (blauer Kies), und
3) eine Gypsbank (schwefelsaurer Kalk).
| Durch Zutritt süßen Schichtenwassers und der feuchten atmosphärischen Luft wurden diese Bänke zersetzt, die kohlensaure Magnesia derselben wurde in schwefelsaure Magnesia verwandelt, das Kochsalz in dem gesalzenen Gypse aufgelöst, und so entstanden die Quellen bitteren und salzigen Wassers, von dem oben die Rede war.

Nach Analysen des Bergraths Xeller zu Stuttgart enthielt

ein unverändertes Gestein von grünlichgrauer Farbe. ein röthliches Gestein, bei welchem das Eisenoxydul bereits in Eisenoxyd verwandelt ist.
50,6 Proc. 46,9 Proc. in Chlorwasserstoff unlöslichen Sand und Thon
13,1 15,3 in Chlorwasserstoff lösliche Thonerde, Eisenoxyd und Kieselerde
8,6 4,4 kohlensaure Kalkerde
0,6 Spur. Gyps
25,5 31,3 kohlensaure Magnesia
0,5 Spur. Chlornatrium
1,8 2,8 Wasser

100,7 100,7

Nach einem Gutachten des Bergraths v. Alberti zu Friedrichshall an den Gemeinderath Heilbronn vom Juli 1862 entspringen die salinischen Quellen im Tunnel aus dem oberen Keuper, welcher sich durch die mächtige Einlagerung von bunten Mergeln auszeichnet, und nach unten mit Anhydrit, der mit dolomitischem Kalk und Mergel vergesellschaftet ist und bis 21/2 Fuß anwächst, nach oben mit Sandstein in Verbindung stehet.

Der Erbauer dieses Tunnels, Bauinspektor Binder, beobachtete, daß je mehr man in’s Innere des Tunnels eindrang, desto mehr die Festigkeit des Keupermergels zunahm, und seine Färbung eine dunklere, gleichmäßig schwarzgrüne oder dunkelaschgraue wurde.

Bergrath v. Alberti hält die salinischen Quellen im und am Tunnel nicht für constant, weil das Auslaugen der auflöslichen Salze u. s. w. wieder aufhören werde.

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Der feinkörnige Sandstein

von Dr. Gg. Jäger Schilfsandstein genannt, Quenstedt’s Abtheilung b. bedeckt die Mergelschichten in sehr großer Mächtigkeit.

Am schönsten ist derselbe in den großartigen Sandsteinbrüchen beim Jägerhause, den schönsten des ganzen Landes, aufgeschlossen.

Nach dem Heilbronner Rathsprotokoll vom 10. Januar 1615 und 17. Sept. 1616 wurden die Heilbronner Steine schon damals zu den Bildsäulen, Wappensteinen u. drgl. am Heidelberger Schlosse verwendet.

Die Sandsteinbildsäulen u. s. w. im Schwezinger Garten, viele Ornamente am Kölner Dome sind von diesem Steinbruche, und der Düsseldorfer Bildhauer Julius Bayerle verwendete diesen Stein zu seinen Bildsäulen des Generals v. Seydlitz zu Calcar, des heil. Wunibald zu Elberfeld, zu einer Madonna in Sigmaringen u. s. w.

Zum Heilbronner Schleußenbau wurde ein Block von 130 Cubikfuß benützt, und unter der Heilbronner Rathhaustreppe liegt eine alte Sitzbank 221/2 württ. Fuß lang.

Die zunächst über dem Mergel liegenden Sandsteinschichten schließen kleine Knollen von Thoneisenstein ein, welche, wenn sie verwittern, herausfallen und dieser untersten Bank ein poröses Aussehen geben.

Weiter aufwärts wird die Farbe mehr grünlich- oder gelblichgrau und das feine Korn wird gleichmäßig. Die Mächtigkeit beträgt 60–70 Fuß.

Die obersten Schichten, etwa 10 Fuß mächtig, enthalten viel Glimmer. Sie bekommen dadurch ein schieferiges Aussehen, zerbröckeln und sind zu Bausteinen nicht tauglich. Auch enthalten sie Eisenoxyd und die Farbe wird dadurch theils röthlich, theils braun gefleckt.

Diese Sandsteine bedecken den Wartberg und alle höheren Berge der Heilbronner Markung, ebenso die Sontheimer, Gruppenbacher etc.

Da wo der Jägerhausberg westwärts sich in das Köpferthal senkt, ist der Sandstein von verkohlten Pflanzenresten so durchdrungen, daß er schwärzlich wird. Der Heilbronner Rath ließ daher 1780 nach Steinkohlen durch Bergleute schürfen.

Nicht minder als diese mittleren Partieen des Keupers sind hier die oberen entwickelt in den 3 Bergkuppen des Heilbronner Waldes, welche Schweinsberg, Reisberg und Hintersberg genannt sind und sich über den Jägerhausberg und seine Nachbarn erheben. Sie bestehen aus einem weißen grobkörnigen Sandsteine, dem sogenannten Stubensandstein (Abtheilung d nach Quenstedt).

Was die organischen Einschlüsse des Keupers bei Heilbronn betrifft, | so findet man, wiewohl selten, im Steinmergel Muscheln, und in dem Sandstein beim Jägerhaus häufig Calamites arenaceus, Equisetum columnare, Taeniopteris vittata.

Von thierischen Überbleibseln wurden beim Jägerhaus bis jetzt nur ein Schädelstück und einige Panzerschilder von Capitosaurus robustus (nach Herrmann v. Meyer) gefunden.

D. Diluvium.

Überall über der Lettenkohle, hauptsächlich auf dem linken Neckarufer ist dieses in bedeutenden Massen aufgehäuft.

Die Hauptmasse bildet der Lehm (hier Leimen, am Rheine Löß genannt), welcher an verschiedenen Stellen zum Zweck der Ziegelbrennereien und auch als Formsand für Messinggießereien benützt wird. Er ist von schmutzig-gelber Farbe, stark mit feinem Sande, auch Glimmerblättchen vermengt und enthält sehr häufig die nicht versteinerten Schalen dreier Arten von jetzt noch lebenden Landschnecken, nämlich von Helix hispida, Pupa avena und Succinea oblonga.

Häufig enthalten Mauern in der Nähe dieser Lößhügel 2 Arten von Moosen, Funaria hygrometrica, deren an feinen Stielchen aufsitzende Samenbehälter sich senken, wenn die Luft feucht, und gerade aufrecht stehen, wenn sie trocken ist, und Barbula muralis in Form eines kleinen Polsters.

Der Lehm bildet in der Nähe der Stadt und zwischen Klingenberg und Wimpfen ganze Hügel, wechsellagert jedoch hie und da auch mit Schichten von feinem Sande und mit Geschieben, letztere oft zu 1 Fuß im Durchmesser.

In denselben kommen Rollstücke von rothem buntem Sandsteine aus dem Schwarzwalde häufiger vor, als in den neueren Neckargeschieben.

Der Sand ist hie und da und zwar hauptsächlich auf dem linken Neckarufer zwischen Heilbronn und Großgartach und bei Neckargartach in Schichten von 2 bis 3 Fuß Mächtigkeit, von Braunstein stark gefärbt.

Der Diluviallehm enthält Stoßzähne, noch mehr aber schöne Kauzähne des Mammuth (Elephas primigenius), seltener Kieferknochen, Becken- und Fußknochen dieses Thieres, auch vom Hirsche (Cervus megaceros), Pferd und Höhlenbären.

In den oberen Schichten des Lehms findet man auch harte concentrisch-schaalige Knollen, häufig an einander gereiht, die man schon für Excremente vorweltlicher Thiere (Coprolithen) gehalten hat, weil | sie viel phosphorsauren Kalk und Thonerde enthalten, in der Mitte mit unveränderten Resten von Schneckenschaalen. Das Volk nennt sie Erdmändlen.

E. Alluvium.

Das ganze Thal, soweit es noch jetzt von Zeit zu Zeit vom Neckar überströmt wird, besteht aus angeschwemmtem Sande und Neckargeschieben, meistens aus Jurakalk und Muschelkalk, welchen noch röthliche bunte Sandsteine, schwarze Hornsteine, gelbbraune Feuersteine, rother Jaspis, weißer und röthlicher Granit, Sandsteine und Mergel beigemengt sind.

Da das Neckarwasser bei Heilbronn entweder über 10 Fuß hohe Wehre herabstürzen muß, oder von mächtigen Mühlrädern gepeitscht wird, so entweicht die Kohlensäure in die Luft, während der Kalk niederfällt, welcher mit Neckarsand gemengt einen natürlichen Mörtel und an der Eisenbahnbrücke und weiter abwärts an dem Riffe des Neckars beim Leinbrückchen fortwährend Conglomerate aus Neckargeschieben bildet, welche von Zeit zu Zeit angebohrt und mit Pulver zersprengt werden müssen, weil diese neuen Felsen die Schifffahrt hindern.

In dem Alluvium befinden sich die Brunnenschachte der vielen Pumpbrunnen der Stadt Heilbronn und auch die Quellen des Kirchbrunnens in einer Lettenkohlenschlucht, die mit Neckargeröllen und Sand ausgefüllt ist.

Naturerzeugnisse aus dem Mineralreich.

Wenn sich auch im ganzen Oberamte kein bauwürdiges Metall findet, so ist es doch eines der reichsten an guten Baumaterialien und fruchtbaren Erdarten.

Die Keuper- und Muschelkalksteinbrüche liefern Steine zum Bau der Häuser und Straßen, die Gypsbrüche Gyps zum Vergypsen der Zimmerdecken und zum Bestreuen der Kleefelder; der Neckar und seine Umgebung liefern reinen Sand zu Mörtel und zum Formen, der Lehm Material zu gebrannten Steinen und zum Verstreichen der Backöfen, der Kalk den Stoff für Kalkbrennereien der Ziegler und zur Chlorkalkbereitung, die Thongruben Thon zu Wasserleitungen, Wasserbauten und für gewöhnliches Hafnergeschirr.

Alle diese Materialien werden in Heilbronn und seiner Umgegend fleißig benützt, und nicht unbedeutende Ausfuhrartikel nach den | Rheingegenden sind Gyps- und Mergelerde, Bausteine und Steine zu Monumenten.

Im Diluvialschutte kommen Eisenoker, Feuersteine u. s. w. so häufig vor, daß sie leicht gesammelt werden können.


7. Pflanzen- und Thierreich.
A. Pflanzen.

Die Wälder enthalten vorherrschend Eichen (beim Jägerhaus steht eine von 5 Fuß Durchmesser und 16 Fuß 21/2 Zoll Umfang des Stammes, welcher jährlich um 1/2 Zoll zunimmt, und im Jahr 1812 wurde im Heilbronner Stadtwald eine 55 Fuß hohe Eiche gefällt, deren Stamm einen Durchmesser von fast 10 Fuß, einen Umfang von 30 Fuß hatte, und zu deren Holzabfuhr 25 zweispännige Wägen nöthig waren); sodann Birken, Aspen, Linden, Haselstrauch, Rauhbuche, Sahlweiden.

Die Rothbuche ist selten, ebenso die Weißtanne, etwas häufiger ist die Forche und die Rothtanne. Die Weihmuthsfichten, die Ulmen, Eschen und Akazien kommen sehr gut fort; im Neckarthale die italienische Pappel[3], die Silber- und die kanadische Pappel, der schwarze Nußbaum.

In den Gärten und an den Straßen geben Apfel-, Birn-, Pflaumen- und Kirschbäume der edelsten Sorten vorzügliches Obst, nur werden die Obstbäume nicht alt. Ein höheres Alter erreichen die Birnbäume, namentlich die Mönchsbirn- und Langstielerbirnbäume, von den Äpfelbäumen die Stettiner, Borstorfer- und andere Bäume deutscher Abstammung, welche später blühen als die französischen.

Aprikosen-, Pfirsich-, Mandel- und schwarze Maulbeerbäume sind seltener und dauern nicht lange, weil sie im Frühjahre zu bald in Saft kommen und deßhalb durch Frühlingsfröste mehr leiden.

Zur Verschönerung der Gärten und Anlagen werden seit 1700 die Roßkastanie, 1770 die italienische Pappel, 1780 die Akazie, 1790 die Weihmuthskiefer, Silber- und Balsampappeln, seit 1810 die kanadische Pappel, Lärchen- und Essigbäume, auch Perückenbäume angepflanzt. Die zwei letztgenannten Rhusarten liefern bereits viel Sumach und Fisetholz für die Färber; 1828 wurde der weiße Maulbeerbaum wieder eingeführt.

| Sehenswerthe große Exemplare von Bignonia catalpa, radicans (am Götzenthurm) und acuminata (im Weisenstein’schen Garten), Gleditschia triacanthos und mehrere Magnolienarten, welche seit 1815 von dem Gärtner Phil. Pfau und Anderen eingeführt worden sind, stehen in den Gärten nahe um die Stadt, Rhododendron, Azaleen, Geisblatt, Kleebäume und anderer Straucharten, sowie der Rosen nicht zu gedenken.

Im Friedhof steht eine Sophora japonica, deren Stamm mehr als 11/2 Fuß im Durchmesser hat.

Eine im Jahr 1846 in den Pfau’schen Garten gesetzte Paulownia imperialis war die erste in ganz Württemberg, welche im Frühjahr 1849 und 1857 blühte und reifen Samen lieferte.

Was die wildwachsenden Pflanzen betrifft, so kommen hier alle vor, welche auch sonst im württembergischen Unterlande gefunden wurden, und von Professor Hugo v. Mohl in den württ. naturwissenschaftlichen Jahresheften. I. Jahrgang, Heft 1, S. 69 u. s. f., insbesondere S. 93 u. s. f. verzeichnet worden sind, von den selteneren namentlich Silene gallica, Anemone sylvestris, Ranunculus Lingua und auricomus, Aquilegia vulgaris, Turritis glabra, Saponaria Vaccaria, Hypericum quadrangulum, Trifolium montanum, Astragalus glycyphyllos, Hippocrepis comosa, Circaea lutetiana, Callitriche vernalis, Herniaria hirsuta, Chrysosplenium alternifolium, Carum carvi, Bupleurum rotundifolium, Oenanthe fistulosa, Selinum Carvifolia, Adoxa Moschatellina, Tragopogon major, Hypochaeris radicata, Chondrilla juncea, Prenanthes purpurea, Isatis tinchoria, Xanthium strumarium, Jasione montana, Campanula rotundifolia, Monotropa Hypopitys, Gentiana ciliata, Verbascum nigrum und Verbascum Blattaria, Leonurus Cardiaca, Scutellaria galericulata, Utricularia vulgaris, Lysimachia nemorum, Mercurialis perennis, Butomus umbellatus, Potamogeton natans.

Apotheker Ferd. Lang hat 476 Pflanzenarten ohne die Gräser, Gartenpflanzen und Cryptogamisten bei Heilbronn gefunden.

Verwildert kommt vor: Phytolacca decandra. Als botanische Seltenheiten in Württemberg finden sich Chrysanthemum segetum und Parietaria diffusa (Glaskraut), welch letzteres sich in Heilbronn vermindert, seitdem die Stadtmauer bis auf wenige Reste abgebrochen ist.

Von officinellen Pflanzen findet man im Oberamt Heilbronn: Ranunculus Ficaria, Delphinium Consolida, Berberis vulgaris, | Papaver Rhoeas, Fumaria officinalis, Nasturtium officinale, Sisymbrium offic., Sinapis arvensis, Armoracia rusticana, Capsella Bursa pastoris, Viola odorata, V. tricolor, Polygala amara, Malva sylvestris, Althaea hirsuta, Tilia grandifolia, T. parvifolia, Hypericum perforatum, Oxalis acetosella, Melilotus officinalis, Prunus spinosa, Geum urbanum, Rubus Idaeus, Fragaria vesca, Agrimonia Eupatoria, Rosa canina, Alchemilla vulgaris, Sanguisorba officinalis, Sorbus aucuparia, Lythrum Salicaria, Bryonia dioica, Sempervivum tectorum, Daucus Carota, Conium maculatum, Viscum album, Sambucus Ebulus, S. nigra, Galium verum, Valeriana offic., Knautia arvensis, Succisa pratensis, Tussilago Farfara, Petasites offic., Bellis perennis, Solidago Virga aurea, Artemisia Absinthium, A. vulgaris, Tanacetum vulgare, Achillea Millefolium, Matricaria Chamomilla, Arnica montana, Lappa major, Centaurea Cyanus, Cichorium Intybus, Taraxacum offic., Hieracium Pilosella, Vaccinium Myrtillus, Pyrola rotundifolia, Menyanthes trifoliata, Cynoglossum offic., Borago offic., Anchusa offic., Linaria vulgaris, Veronica offic., Euphrasia offic., Origanum vulgare, Thymus Serpyllum, Glechoma hederacea, Lamium album, Betonica offic., Marrubium vulgare, Prunella vulgaris, Verbena offic., Lysimachia Nummularia, Primula offic., Plantago lanceolata, Rumex aquaticus, Polygonum bistorta, Daphne Mezereum, Aristolochia Clematitis, Asarum europaeum, Mercurialis annua, Parietaria diffusa, Quercus sessiliflora, Corylus Avellana, Populus nigra, Juniperus communis, Pinus Picea, P. abies, Arum maculatum, Acorus Calamus, Orchis fusca, O. morio, Iris germanica, Convallaria Polygonatum, Colchicum autumnale, Triticum repens.


B. Thiere.

Über die Säugethiere ist hier folgendes zu bemerken.

Die Wölfe, welche noch im 17. Jahrhundert (nach dem dreißigjährigen Kriege) in großen Rudeln die Gegend unsicher gemacht haben[4], sind ausgerottet, nur in kalten Wintern verirren sich noch einzelne | in die Gegend, wie denn auch noch im jetzigen Jahrhundert ein Wolf bei Lampoldshausen, ein anderer bei Nordheim geschossen worden ist; ebenso sind die wilden Schweine, welche so häufig waren, daß 1815 die Heilbronner die Weinlese beschleunigen mußten, weil die Säue die Trauben fraßen, ausgerottet; Hirsche wechseln noch manchmal vom Marbacher Oberamt in das Heilbronner, und die Zahl der Rehe und Hasen ist seit 1848 sehr vermindert. Füchse und Dachse sind häufig, auch kommt noch im Heilbronner Stadtwald die wilde Katze vor; am 11. Juni 1841 wurde ein 18 Pfund schwerer Kuder geschossen, gleich darauf ein Weibchen.

Der in Altwürttemberg fast unbekannte Hamster ist auch hier erst seit etwa 1790 bekannt, vermehrt sich aber von Jahr zu Jahr. Ehedem fand man ihn nur in lehmigten Äckern zwischen Heilbronn, Böckingen, Frankenbach und Neckargartach, er hat sich aber bereits nach Großgartach und Biberach, und sogar auf das rechte Neckarufer in das Heilbronner Feld beim Cäcilienbrunnen verbreitet. Es werden alle Jahre Hamster erlegt; im Jahr 1857 ungefähr hundert auf der Frankenbacher Markung.

Die rothe Ratte (Musdecumanus) solle erst seit den 1780er Jahren durch Mehltransporte der Österreicher aus Ungarn nach Belgien in die Gegend gekommen sein.

Fischottern sind häufig im Neckar, werden aber mehr in den Bächen (Gartach und Biberach) gefangen, als im Flusse selbst, wo sie sich den Nachstellungen der Jäger leichter entziehen können. Sie wogen schon 30 Pfund.

An Vögeln ist der Bezirk ziemlich reich.

Häufiger als sonst in Württemberg ist die Nachtigall, der Schwarzkopf, die Bachstelze und die Lerche; sodann die Uferschwalbe, welche für ihre Nester Höhlungen in Lehmwände gräbt; die Spechte (Picus viridis, major und minor), der Blauspecht (Sitta europaea) und der Eisvogel; die Amsel, die Misteldrossel, die weiße Bachstelze und die Wachtel. Seit dem im Jahre 1808 wieder stark betriebenen Mohnbau vermehrte sich die Turteltaube.

Storchen nisten in Frankenbach und anderen Orten (in Heilbronn nicht mehr, seitdem viele Schornsteine Steinkohlenruß verbreiten); Fischreiher sind noch häufiger, Raben, Saatkrähen, Elstern sehr häufig; dagegen fehlen die Dohlen.

Der Wiedehopf wird immer seltener, seitdem die Stallfütterung eingeführt ist; dagegen kommt das Goldhähnchen häufiger vor, seitdem man in Gärten mehr Nadelhölzer anpflanzt. Schwärme von | Staaren aus Wäldern und schilfreichen Seeen der benachbarten Oberämter kommen zur Herbstzeit nach Heilbronn, um sich an dem Genusse der Weintrauben gütlich zu thun.

Auch das Rebhuhn, das im Heilbronner Ackerfelde häufig nistet, begibt sich familienweise in die Weinberge, sobald die Trauben zu reifen beginnen.

Im Winter besuchen Kreuzschnäbel, Gollen, Waldfinken, Zeisige, Nebelkrähen die mildere Gegend von Heilbronn.

Im Herbst und Frühjahr ziehen in großen Schwärmen Krammetsvögel, Blaukehlchen, wilde Gänse und Enten durch die Gegend; Schnepfen werden seltener.

Als Seltenheiten wurden schon geschossen: Königsadler, Tannenheher, Grasspecht, Trappen (wovon ein Paar 1776 auf dem Böckinger Ackerfeld genistet hat), Rohrdommel, Kampfhahn, Bläßle (Fulica atra), Taucher, die aus der Nordsee den Rhein herauf schwimmen (Colymbus Immer und Col. auritus), Meerschwalben (Sterna hirundo), häufiger Möven (von welchen vor einigen Jahren ein Paar auch am Neckar genistet hat).

Die Reptilien zeigen einiges Besondere.

Die vielen Wiesen im Neckarthale, der alte Neckar zwischen Sontheim und Heilbronn, viele Pfützen, welche durch Ausgraben der Erde für die Weinberge am Fuße derselben gebildet werden, sind allen Arten von Kröten und Fröschen, die in Württemberg vorkommen, ein erwünschter Aufenthalt; auch der Laubfrosch ist gar nicht selten, sowie auch der gefleckte Erdmolch in den schieferigen Schichten des Keupersandsteins beim Jägerhaus sich gerne aufhält, und die Wassermolche (Triton cristatus und T. palustris) in Pfützen der Wälder und im Thale.

Die Eidechse (Lacerta stirpium) ist sehr häufig in den Gärten, die Mauereidechse (Lacerta muralis) an den Weinbergmauern.

In den feuchten Wäldern und Wiesen kommen sehr viele Blindschleichen und die Ringelnatter vor. Die letztere, welche auch den Neckar von einem Ufer zum andern durchschwimmt, indem sie den Kopf und den vorderen Körper schwanenhalsförmig emporreckt und mit der Schwanzspitze sich vorwärtsschnellt, erreicht eine Länge von zwei Ellen.

Am Wartberge ist die Schlingnatter (Coronella laevis) nicht selten.

Im Heilbronner Stadtwalde zwischen dem Schweinsberg und | den Weinbergen, wo trockener Sandsteinboden ist, trifft man auch die giftige Kreuzotter (Pelias Berus), braungelb mit dunkeln Zeichnungen (nie die schwarze Varietät), an. Im Sommer 1850 wurde eine sogar an der Knabenschule erlegt, die wahrscheinlich mit Holz dorthin geführt worden war. Während andere Schlangen dem Menschen schnell zu entfliehen suchen, bleibt diese gefährliche Schlange in Spirallinien zusammengerollt liegen und züngelt mit senkrecht aufgerichtetem Kopfe nach dem Menschen, der sich ihr nähert, was der Verfasser selbst schon beobachtet hat.

Im Septbr. 1856 wurde eine noch sehr junge Schildkröte im Stadtgraben beim viereckigen Thurme gefangen, die dann noch vier Monate gelebt hat. Sie war wahrscheinlich entlaufen oder als Ei dorthin gekommen.

Die Fische sind zahlreich vertreten.

Die Bäche enthalten Grundeln (Cobitis barbatula), Gruppen (Cottus Gobio), die Pfelle (Cyprinus Phoxinus), selten Forellen (Salmo Fario); die Seeen Karpfen (Cyprinus Carpio), Schleihen (Tinca vulgaris), Schuppfische (Squalius Dobula), Rothaugen (Scardinius erythophtalmus), Bitterling (Rhodius amarus).

Im Neckar kommen außer den genannten Fischen vor: am häufigsten der Weißfisch (Chondrostoma Nasus) und die Blecke (Alburnus lucidus); ziemlich häufig der Bärschig (Perca fluviatilis), die Barbe (Barbus fluviatilis), die Äsche (Coregonus Thymallus), die Hasel oder Hopfer (Squalius lepusculus), Silberling (Alburnus dobuloides), Spiegelkarpfe (Cyprinus rex Cyprinorum), Gräßling (Gobio vulgaris), Breitbleck (Alburnus bipunctatus), Stichling (Gasterosteus aculeatus), Hecht (Esox Lucius), Karausche (Carassius vulgaris), Rothfloßer (Leuciscus rutilus).

Selten ist die Aalruppe (Lota vulgaris); sehr selten sind der Kaulbarsch (Acerina vulgaris), die Brachse (Abramis Leuckarti), Siebold’s Abramidopsis, Bresam (Abramis Brama) und das Flußneunauge (Ammocoetes branchialis).

Aus der Nordsee steigen herauf der Aal (Anguilla vulgaris), selten das Meerneunauge (Lamprete, Petromyzon marinus), der Maifisch, Mutterhäring (Clupea Alosa), sehr selten der Salm (Salmo Salar) und am seltensten der Stör (Acipenser Sturio).

Bei Heilbronn wurde schon ein Hecht von 48 Pfund, ein Karpfen von 18 Pfund, 1790 ein Rheinlachs (Salme) von 36 Pfund, | ein Bärschig von 10 Pfund, Maifische von 4 Pfund, im Nov. 1856 eine Goldforelle von 191/2 Pfund, am 7. Nov. 1857 eine fast schwarze Forelle 193/4 Pfund schwer gefangen.

Seitdem die Neckarufer gut unterhalten werden, wodurch die den Fischen angenehme Buchten sich vermindern, und seitdem die Schifffahrt und Flößerei lebhafter ist, und die Dampfboote starke Wellen schlagen, haben die Fische im Neckar sich vermindert.

Von Weichthieren findet man im Neckar häufig die Flußmuscheln (Unio pictorum, batavus), seltener die schöngefärbte Flußschnecke (Neritina fluviatilis) und es finden sich alle Laubschnecken des Unterlandes.

An nackten Landschnecken aller Arten ist das feuchte Thal nur allzu reich; im alten Neckar kommt das große Spitzhorn (Lymnaeus stagnalis) und die plattgedrückte Tellerschnecke (Planorbis marginatus) vor.

Unter den Würmern fehlt der ächte Blutegel, wogegen Roßegel häufig vorkommen.

Der Neckar und die Bäche enthalten Krebse, die aber wie die Fische zu jung schon gefangen werden.

Merkwürdig ist, daß auf Äckern bei Heilbronn, welche vor 200 Jahren den Mönchssee bildeten, wenn sie 20 und mehrere Jahre lang trocken liegen, der gemeine Kiefenfuß (Monoculus apus, Apus cancriformis) sich entwickelt, wenn wieder durch eine Überschwemmung ein See entsteht, der mehrere Monate lang nicht austrocknet, wie es z. B. im Jahr 1816 der Fall gewesen ist.

Durch den Handel hat Heilbronn schon lange vorher den Zuckergast (Fischchen, Lepisma sacharina) erhalten, mit dem das übrige Württemberg erst später bekannt geworden ist.

An Insekten ist kein Mangel.

Der Maikäfer lebt im Larvenzustand in ungeheurer Anzahl als Engerling ungestört in dem weiten Wiesenthale am Neckar, entsteigt später zur Zeit der Abenddämmerung dem Boden und fliegt dem westlichen Abhange des Wartbergs zu, weil dieser noch von der scheidenden Sonne erhellt ist, wo Weinreben (im sogenannten Käferflug) und Wald manchmal sehr verwüstet werden. Auch die Obstbäume im Thale werden in manchen Sommern schlimm heimgesucht.

Die Räupchen der Weinmotte (Tinea Roseri) richten an den Weintrauben zur Zeit der Blüthe und nachher wieder zur Zeit der Reife von Jahr zu Jahr größeren Schaden an; auch die Kornmotte | (Tinea granella) und der schwarze Kornwurm (Calandra granaria) kommt häufiger vor als früher.

Durch prachtvolle metallisch-glänzende Farben erfreuen einige Fliegenarten (Chrysogaster splendens, metallicus etc.) den Beobachter, und an warmen Abenden im August entsteigen Millionen von Eintagsfliegen (Ephemera horaria) dem Neckar, und fallen zu Haufen von mehreren Zoll Höhe am Ufer nieder, wenn man ein Licht hinstellt. Ihr Leib ist gelblich und die vier Netzflügel sind weiß, mit einem schwärzlichem Rande der Vorderflügel.

Die spanische Fliege kommt häufiger vor, seitdem mehr Eschen angepflanzt werden.

Mehrere der schönsten Raupen, den Sphinx Nerii, brachte der heiße Sommer 1857 auf einen Oleanderbaum auf der Krauß’schen Bleiche.

Auch eine Singcicade (Cicada hæmatodes Linn.), unter dem Namen Weinzwirner bekannt, läßt zuweilen zur Zeit der Traubenblüthe in sonnigen Weinbergen ihren monotonen Gesang hören.

Zu bemerken ist ferner, daß mit den vielen Waaren, welche jetzt in kurzer Zeit aus heißen Ländern nach Heilbronn gelangen, Thiere von dorther noch lebend in diese Handelsstadt kommen.

So kamen einmal mit einem Ballen Bücher aus Neapel lebende Scorpione in die Halle; und in Höhlungen der Farbhölzer Puppen hieher, aus denen brasilianische Schmetterlinge ausschlüpften.



  1. Württ. naturw. Jahreshefte 1857, 3. Heft, S. 355. Übrigens mag die auffallende Differenz vom Jahr 1833 auch von Ungleichheit der Beobachtung herrühren.
  2. Bei genauer Betrachtung des Stiftbergs wird man an M. Tournal’s Hypothese über die Entstehung der kleinen an einander gereihten Hügel an der Nordseite der Pyrenäen, welche von röthlichen Mergeln und Fasergyps begleitet sind, erinnert. Er glaubt nämlich, daß mit Schwefelsäure geschwängertes Wasser in die Höhe gestiegen sei, und durch dessen Einwirkung auf den kohlensauren Kalk sich schwefelsaurer (Gyps) erzeugt habe. (Göttinger gelehrte Anzeig. v. 1837, Stück 46 und 47, S. 453.)

    Könnten nicht zu gleicher Zeit als der Katzenbuckel und der Steinsberg beim nahen Sinsheim durch plutonische Gewalten in die Höhe getrieben wurden, schwefeliche Dämpfe bei Heilbronn emporgestiegen sein, welche an der Luft oder durch Zersetzung des Wassers gesäuert den Kalk in Gyps verändert haben?
  3. Im Oktober 1843 wurde eine 130 Fuß hohe Pappel im Stadtgraben gefällt, deren Stamm bis zu der Gabel 70 Fuß, der Umfang desselben oben 3 Fuß, über der Wurzel 15 Fuß maß.
  4. Nach den Heilbronner Rathsprotokollen vom 22. Juli 1633 und 12. März 1634 zerrissen die Wölfe viele Schafe, namentlich auf dem Bölingerhof und bei Biberach.
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