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16. Gemeinde Hohenmemmingen,
ein evangelisches Pfarrdorf mit 567 Einwohnern und einer Markung von 29971/8 Morgen Flächengehalt. Diese Markung senkt sich zur einen Hälfte gegen das Brenzthal ab und liegt zum Theil noch in diesem selbst, zur andern gehört sie der Hochfläche (dem sogenannten Bach) an, welche in das Pfalz-Neuburgische sich abdacht. Auf derselben erhebt sich die, am Nordabhang bewaldete Anhöhe Scheuenberg. Die Luft ist ziemlich rauh, aber gesund, das Quellwasser gut, der Ackerboden im Ganzen fruchtbar und leicht zu bearbeiten. Die Fläche des letzteren (18425/8 M.) wird mit einer ganz unbedeutenden Ausnahme flürlich gebaut, und erträgt Dinkel (vorzugsweise), Gerste, Haber, Roggen und Flachs, und zwar von ersterem im Durchschnitt jährlich 6-7 Scheffel, von Haber 5-6, von Gerste 3-4 Scheffel. Von der Brache wird ungefähr 1/3, und zwar gewöhnlich mit Futterwicken, dreiblätt. Klee und Kartoffeln eingebaut. Als niedrigster Preis eines M. Ackers werden 50 fl., als mittlerer 150 fl., als höchster 300 fl. angenommen. Die besten Felder hat das sogenannte Mühlfeld südlich unterhalb des Ortes; von diesen ist der Morgen schon mit 400 fl. bezahlt worden. Die Wiesen liegen im Brenzthal und gewähren ein reichliches, wenn auch nicht eben vorzügliches Futter (Heu und Öhmd circa 30 Ctr. per M.). Die Bauerngüter sind bis jetzt noch nicht sehr zerstückelt. – Von der Waldfläche (310 M.), die mit Laubholz, vorherrschend Birken und Espen, bewachsen ist, gehören über 2/3 der Gemeinde. Waldweide findet nicht | statt. – Pferde- und Rindviehzucht haben nichts Ausgezeichnetes. Stallfütterung besteht mit Herbstwaide. Der Verbesserung der Viehzucht steht hauptsächlich der häufige Wechsel mit Kauf und Verkauf im Wege. In dieser Hinsicht ist zu bemerken, daß in Hohenmemmingen der Hauptabstoß der Viehhändler aus Bayern ist. Eine Menge von Pferden und Rindvieh kommt das Jahr hindurch aus Bayern hieher, wo die geräumigen Stallungen des Wirthes Bosch der Sammelplatz sind, aus welchem die aufgekauften Thiere von den Händlern auf der direkt von hier nach Heidenheim führenden alten „Weinstraße“ (s. unten) in das Innere von Württemberg gebracht werden. Die Schafzucht ist nicht bedeutend und mehr im Ab- als Zunehmen begriffen; der Waidepacht erträgt jährlich 750 fl. – Von Gewerben sind blos 18 Weber mit 20 Stühlen zu erwähnen, die mit Ausnahme eines einzigen in halb linnenen halb baumwollenen Waaren um den Lohn arbeiten. Schildwirthschaft ist eine, und eine Brauerei vorhanden.

Der Vermögenszustand ist im Allgemeinen gut, wirklich Arme giebt es nicht, daher auch keine Armenstiftungen. Fleiß und Sparsamkeit sind vorherrschend. Das Gemeindevermögen besteht aus Waldungen (s. oben) und 294 Morgen Waiden, die bürgerlichen Nutzungen aus einigen Kartoffel- und Krautländern und ungefähr alle drei Jahre einer halben Klafter Holz. [1] Den großen, und seit der Verwandlung der Pfarrei (1837) auch den kleinen Zehenten, sowie alle Gefälle, mit Ausnahme einiger dem Hospital in Giengen zuständiger Gülten bezieht der Staat. Abgelöst gegen den Staat sind: Jagdfrohnen jährlich 9 fl. 14 kr. Gebäudeabgaben 18 fl. 23 kr. Hundsthaler etc. 5 fl. 42 kr. Gegen das Hospital Giengen: Gebäudeabgaben 3 fl. 47 kr. Zur örtlichen Stiftungspflege ebenso 1 fl. 33 kr. Aufgehoben aus dem Anwartamt 39 kr.

Das Dorf, gewöhnlich nur Memmingen genannt, liegt hoch und frei, und gewährt vom Brenzthal aus gesehen einen angenehmen Prospekt. Die Entfernung von Heidenheim beträgt 3 geom. St. südöstl. Die Straßen sind ziemlich reinlich gehalten, die Häuser (darunter 100 Wohngebäude) zwar meistens mit Stroh gedeckt, doch | nicht schlecht gebaut. Es finden sich fünf Rohrbrunnen und ein Wasserbassin, aus welchem in Nothfällen das Wasser durch den ganzen Ort geleitet werden kann. Auf der Südseite des Dorfes steht die weithin sichtbare Pfarrkirche, an sich ein sehr altes, aber nach und nach gänzlich erneuertes, im Innern helles und freundliches Gebäude. Der Thurm hat weniger Veränderungen erlitten und trägt noch deutlich die Kennzeichen vorgothischer Bauart.[2] Der Kirchhof, der noch jetzt zum Begräbnißplatz dient, ist ummauert und war ehemals wohl befestigt. Die Baulast an der Kirche trägt mit der Gemeinde gemeinschaftlich der Heilige, der circa 160 fl. Einkünfte aus einigen liegenden Gütern hat. Die geräumige Pfarrwohnung, von welcher eine schöne Aussicht sich eröffnet, wurde 1772 neu erbaut und steht in der Unterhaltung des Staats. Das hoch gelegene Schulhaus hat die Gemeinde 1828 aufgeführt. Ein eigenes Rathhaus besteht nicht; eine Wirthsstube vertritt dessen Stelle.

Die vorhin erwähnte sogenannte Weinstraße, welche durch den Ort führt und weiterhin in die Giengen-Heidenheimer Straße einmündet, hat ihren Namen in jener Zeit erhalten, als die Wirthe der benachbarten Pfalz-Neuburgischen Orte, und die Klöster der nahen Donaugegenden ihre Weine auf diesem Wege aus dem württembergischen Unterlande bezogen, was jetzt fast gänzlich aufgehört hat. Die Straße stand ehemals in Unterhaltung der Herrschaft Heidenheim, ist aber gegenwärtig ganz zerfallen. Ein Walddistrikt 1/8 St. nördlich vom Ort heißt der Weingarten, übrigens ohne alle urkundliche Spur von Weinbau. – Die hier vorüberführende Römerstraße ist schon oben S. 117 beschrieben worden. – Auf diesseitiger Markung lagen auch die Orte Sparenweiler und Weiler, die nach der Sage im dreißigjährigen Kriege, in Wirklichkeit aber viel früher, eingiengen. In dem Stiftungsbriefe der Frühmesse zu St. Johann in Giengen vom Jahr 1335 kommt Weiler schon als bloße Hub vor: „die Hueb zu Memmingen, die da heißet das Wyler, die gültet jährlich 10 Malter.“ Noch sind die Güter von Weiler und Sparenweiler in geschlossenen Complexen beisammen. Ein abgegangener Ort hieß Stulen (Heidenh. Salbuch und Kerler S. 66. Graf Ulrich von Helfenstein kauft von Diepold Güß von Haunsheim einen Hof zu Stulen bei Memmingen um 100 Pfd. Hllr.).

Hohenmemmingen kommt vor als Memmingen im Jahr 1335, in welchem dortige Güter an die Pfarrkirche in Giengen geschenkt wurden (Magenau, Giengen 74). Im Jahr 1356 erscheint der hiesige Kirchensatz bei der helfensteinischen Theilung im Besitz der jüngeren | Linie. Den 26. April 1372 verkaufen Chunrad, Bruno und Dieppold, Gebrüder, die Güzzen von Staufen an den Grafen Ulrich von Helfenstein den Jüngeren alle ihre Güter zu Memmingen mit allen Zugehörungen, Nutzungen, Rechten und Zugehör um 324 Pfg. guter Haller an Würzburger Pfenningen (Reg. Boic. 9, 277). Die Kirche in Hohenmemmingen wurde im Jahr 1412 durch eine Bulle Pabst Johanns XXIII. dem Kloster Herbrechtingen einverleibt (Kuen Coll. 4, 225), was auch Pabst Alexander VI. im Jahr 1497 bestätigte (Besold. 959). Auf den Dorfzehenten in diesem Ort und in Sachsenhausen lieh die St. Giengen im Jahr 1617 dem Herzog Johann Friedrich von Württemberg 33.000 fl. In den Jahren 1649-60 war Hohenmemmingen nach Hermaringen eingepfarrt. Laut ältesten Salbuches gehörte das Gericht, Zwing und Bänn zu Memmingen der Herrschaft Heidenheim, welche hier auch eine ihrer Zollstätten hatte. Mit dieser Herrschaft kam Hohenmemmingen unter Württemberg.
  1. Aus Anlaß des im Jahr 1842 abgehaltenen Ruggerichtes wurde beschlossen, daß von den besseren Waiden jedem aktiven Bürger ein Viertel mit Nutzen und Eigenthum abgetreten werden solle, wogegen er einen billigen Anschlag nach 3 Klassen von 23, 20 und 15 fl. an die Gemeindekasse zu bezahlen habe. Durch diesen Beschluß wurde erzweckt, daß nicht nur baubares Feld für die Kultur gewonnen, sondern auch dem minder wohlhabenden Bürger ein Erwerb an Grund und Boden möglich wird, was außerdem höchst selten, ja beinahe gar nie thunlich ist.
  2. Die Jahreszahl am Thurm 1557 deutet offenbar nur auf eine Ausbesserung.
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