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15. Gemeinde Rieden,
bestehend aus 3 Parcellen mit 539 Einwohnern.
a. Rieden, Pfarrdorf mit 512 Einw., worunter 1 Kath., 47 hallischen Gemeinderechten und 922/8 Mrg. vertheilten und 56 Mrg. 3 Vrtl. unvertheilten Allmanden und Waldungen; liegt 13/4 Stunden südwestlich von Hall auf einer schönen fruchtbaren Ebene, die südlich durch die limpurger Waldgebirge begrenzt ist, noch in dem Rosengarten. Der Ort wird durch das Bibersflüßchen in zwei Theile getheilt und ist in Folge eines tiefen und schmalen Thaleinschnitts fast ganz an die den letztern bildenden Bergansteigungen angebaut. Eine Hauptstraße führt nicht durch den Ort, wohl aber ist er durch gute Vicinalstraßen mit Uttenhofen, | Sanzenbach und Bibersfeld verbunden. Laufende Brunnen hat Rieden nicht, aber durchaus keinen Wassermangel.

Rieden mit Parcellen ist dem Forstamt Comburg zugewiesen. Den großen Zehenten bezieht der Staat Namens der vormals kloster-murrhardtischen Pflege Westheim, den kleinen und Blut-Zehenten die Pfarrei Westheim. Gefälle hat der Staat, die Armenverwaltung und Stadtpflege Hall und einige haller Privaten. An den Gefällrechten des Staats sind seit 1817 für 864 fl. 23 kr. Kapital abgelöst worden.

Die Einwohner sind fleißig und wohlhabend. Der Boden ist fruchtbar; die Erzeugnisse wie in Westheim. Früher wurde hier Wein gebaut und es war eine Kelter vorhanden. Auf der Markung befinden sich einige gute Sand- und Kalk-Steinbrüche. Außer einer Schildwirthschaft mit Bierbrauerei sind nur 2 Mahlmühlen und 1 Sägmühle zu erwähnen.

Das auf einem Hügel gelegene Gotteshaus zur h. Maria, eine der schönsten gothischen Kirchen des Landes, wurde 1436 neu gebaut. Sie hat einen Hauptaltar und zwei Seitenaltäre mit herrlichem Schnitzwerk und mit altdeutschen Malereien nicht ohne künstlerischen Werth. Auf der linken Seite des hohen schönen Chors befindet sich ein Grabmal in Stein des Christoph Rudolph Senfft von Sulburg, 1577 niederländischen Hauptmanns, welcher Besitzer des Schlößchens zu Rieden gewesen seyn soll, und es ist nur Schade, daß das Gewölbe im Chor der Kirche nicht vollendet wurde. Die Emporkirchen wurden 1841 bedeutend vergrößert. Die Orgel hat die Gemeinde 1830 gestiftet. Ein hier 1456 gefundenes irdenes Kreuz [1] mit einem mutmaßlichen Kreuzpartikel gab Veranlassung zu einer namentlich am Sonntag Jubilate starken Wallfahrt nach Rieden, und in Folge derselben zu bedeutender Vermehrung des Heiligenvermögens. Im Jahr 1435 bewilligte der Bischof von Würzburg dem Heiligen und der Gemeinde, eine neue Capelle aufzurichten, ohne Schaden der Pfarre zu Westheim; Papst Eugen bestätigte 1435 die Caplanei St. Anna mit dem Besetzungsrecht der Stadt Hall. Im Jahr 1438 bewilligte die Synode zu Basel den Heiligenpflegern und dem Rath zu Hall, mit den Gütern, Stiftungen u. s. w. zu schalten und zu walten und Altarpfründen und andere Gezierden darein zu errichten; 1466 erfolgte die Bewilligung Ludwigs v. Weyher, Dekans zu Würzburg, statt des hölzernen Baues auf dem Altar einen steinernen Bogen darüber zu führen. Im Jahr 1469 | stiftete Endris v. Münkheim ein ewiges Licht und 1485 bestätigte Papst Innocenz das Patronat des Raths von Hall zur Caplanei.

Das Schulhaus wurde 1840 wesentlich vergrößert. Die Schule besuchen die Kinder von Rieden, Hohenholz und Sanzenbach. Die Baulast hat, wie an der Kirche, der Staat. Der Kirchhof wurde 1837 außerhalb Etters verlegt.

Rieden war seit den ältesten Zeiten nach Westheim eingepfarrt und wurde erst 1845 bei Errichtung der Pfarrei, die bis auf Weiteres durch Amtsverweser versehen wird, davon getrennt. Bis dahin hielt alle Sonn- und Feier-Tage ein haller Geistlicher hier Gottesdienst, indeß der Pfarrer von Westheim nur die Casualien besorgte. Nun sind die Parcellen nebst Sanzenbach hierher eingepfarrt. Das Patronat steht der Krone zu.

Im Jahr 1057 vergibt Duidecha an das Kloster Fulda ihre Besitzungen zu Sigifrides (Rieden), Scambach (Sanzenbach), Westheim und 2 Güter zu Mittilesdorf pro amore Christi et Sancti Bonifacii etc. (Wibel a. a. O. III. S. 32). Der Ortsname rührt also von seinem ersten Erbauer Siegfried her, indem von demselben nur die Endsylben geblieben sind. Sodann verkauften 1290 Conrad v. Weinsberg und sein Sohn Conrad seine Besitzungen an Heinrich v. Tullau in lehenbarer Eigenschaft (Wibel a. a. O. II. S. 113. Ludwig lib. v. Dipl. Weinsb. S. 604). Diese Besitzungen bestanden aus der Vogtei und verschiedenen Gülten und kamen 1473 an den Hospital zu Hall, welcher sie noch im Besitz hat als vormals weinsbergisches, dann pfälzisches, nun württembergisches Kronlehen. Ferner verkaufte Rudolph v. Münkheim 1443 an Catharina Kleinconz, Heinrich Berlers Wittwe, 4 Gülten und ebenso viele Caspar Eberhards Erben an Hall, an welches 1521 Comburg und 1524 Bernhardt v. Rinderbach ihre Besitzungen ebenfalls verkauften. Die Stadtpflege Hall besitzt noch einen Theil dieser sogenannten Herrengülten, ebenfalls als vormals weinsbergisches, nun württembergisches Kron-Lehen. S. auch Uttenhofen.

Der Heilige zu Rieden erwarb 1429, 1445 und 1454 Güter zu Hellmannshofen und Kottspühl von Ulrich v. Schrozberg und Fritz v. Nenningen; 1445 Güter zu Kerdelwegh und Cröffelbach, 1446 ganz Rückertshausen, 1451 die Rohwies hinter Sanzenbach, 1457 das Hirtengütlein zu Rieden, 1478 ganz Rückertsbronn und Braunoldswiesen und 1479 mehrere Gülten zu Großaltdorf. Alle diese Güter wurden 1486 an den Hospital zu Hall verkauft, welcher die Verpflichtung übernehmen mußte, den beiden hiesigen Caplanen je 50 fl. jährlich zu ihrer Sustentation auszubezahlen.

Das Schlößchen, zunächst bei der Kirche, worauf, wie schon | erwähnt, die Senfte saßen, verkaufte 1618 der Sohn des Conrad v. Rinkenberg, Bürgermeisters zu Rothenburg a. d. T. um 2400 fl. an die Stadt Hall. Jetzt ist es die Wohnung eines Bäckers.

Bis 1803 gehörte Rieden mit Dentelbach zu dem Amt Rosengarten.

b. Dentelbach, ein erst vor etwa 100 Jahren entstandener Weiler mit 19 evang. Einw. ohne besondere Verhältnisse auf der Markung Rieden. Im Jahr 1541 kam der Wildbann im Dentelbach etc. von den Schenken v. Limpurg ebenfalls an Hall und 1522 erwirbt der Rath eine Gült aus dem See am Dentelbach.

c. Kastenbauer, ein im Jahr 1824 neu erbautes Haus an der Straße von Hall nach Sanzenbach und von Rieden nach Bibersfeld, mit einem bedeutenden Steinbruch; 8 evang. Einw.


  1. Nach einer andern Nachricht wurde es 1371 gefunden und hätten Geschenke und Wallfahrten Veranlassung zum Kirchenbau gegeben.
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