Beschreibung des Oberamts Canstatt/Kapitel A 4
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- Religions-Verhältnisse.
Christen: | |
a) evangelische | 20.736 |
b) katholische | 1595 |
Juden | 15 |
- Standes-Verhältniß (nach dem Stand von 1822).
Adelige | 13 |
Bürgerliche | 20.017 |
- Gewerbs- und Nahrungs-Verhältnisse.
Bauern und Weingärtner | 2726 |
Taglöhner | 171 |
Gewerbsleute | 887 |
Ohne Gewerbe | 61 |
- Eheliches Verhältniß.
Die Zahl der Ehen betrug 3390, wonach auf 1 Ehe 59/10 Menschen kommen.
Geboren wurden in dem Jahrzehend von 1812/22 im Durchschnitte jährlich 792, und zwar männlich 401, weiblich 391; das Verhältniß der Gebornen zu den Lebenden ist also = 1:243/8. Die meisten Geburten kamen verhältnißmäßig vor zu Oeffingen (1:18), zu Hedelfingen, Mühlhausen, Sillenbuch, Uhlbach und Unter-Türkheim (1:20), die wenigsten zu Hofen und Ober-Türkheim, Schanbach und Lobenroth (1:27) und zu Stetten (1:28).
Unter den Gebornen waren Uneheliche 54, es ist also das Verhältniß = 1:146/10, das geringste unter allen Oberämtern. Die meisten unehelichen Kinder haben verhältnißmäßig Zatzenhausen, wo das 5te bis 6te, Uhlbach und Mühlhausen, wo das 8te bis 9te Kind ein uneheliches ist, die wenigsten Hofen, wo das 40te, und Sillenbuch, wo das 44te unehelich ist.
Todtgeborne kamen jährlich vor 39, also unter 20 Geburten 1. Dieses Verhältniß ist besonders ungünstig zu Mühlhausen und Münster, wo das 13te bis 14te, zu Unter-Türkheim, Hedelfingen und Sillenbuch, wo das 15te bis 16te Kind todt zur Welt kommt; die wenigsten Todtgeborne haben Zatzenhausen, wo das 38te, Rotenberg und Lobenroth, wo das 42te bis 43te Kind ein todtgebornes ist, und zu Schanbach, wo in 10 Jahren gar keines vorkam.
Gestorben sind im Durchschnitt jährlich 622, und zwar männlich 324, weiblich 298. Das Verhältniß der Gestorbenen zu den Lebenden ist also wie 1:31. Am günstigsten ist das Verhältniß zu Stetten, 1:41, Ober-Türkheim, Schanbach und Lobenroth, 1:38, und Uhlbach, 1:37; am ungünstigsten zu Oeffingen, 1:21, und Mühlhausen,| 1:23. Einschließlich der Todtgebornen sind im ersten Lebensjahre gestorben 262, also 33 Procent der Gebornen. Die meisten Kinder sind im ersten Lebensjahre gestorben zu Mühlhausen, 44 von 100, und zu Hedelfingen, 40 von 100, die wenigsten zu Stetten und Uhlbach, beziehungsweise 15 und 23 von 100. Von den Gestorbenen waren über 60 Jahr alt 116, von 100 also 19 mehr als gewöhnlich.Vergleicht man die Zahl der Gebornen mit der Zahl der Gestorbenen, so ergibt sich in dem Zeitraum von 10 Jahren eine innere Zunahme (ohne Errechnung der Ein- und Auswanderungen) von 4/5 Procent oder von 1691, und zwar männl. 765, weibl. Geschlechts 926. Es zeigt sich also eine größere Zunahme auf Seiten des weiblichen Geschlechts, während sie sonst in der Regel, trotz dem Russischen Feldzug, auf der andern Seite ist.
Ehen wurden im Durchschnitt geschlossen 133, aufgelöst dagegen a) durch den Tod 119, b) durch Scheidung 2. Im Ganzen hat sich die Zahl der Ehen von 1812 bis 1822 um 72 vermehrt. Auf 143 Menschen kommt eine Heirath.
Die Einwohner, insbesondere die Weingärtner, zeichnen sich durch Fleiß, Arbeitsamkeit und Mäßigkeit vortheilhaft aus. Die Nähe der Residenz drückt sich unverkennbar in einem mehr als gewöhnlichen Grade von Bildung aus. Die Kleidung ist die gewöhnliche des Unterlands, nur die beyden Schurwaldorte, Schanbach und Lobenroth, unterscheiden sich und kommen mehr den Bewohnern des Schwarzwalds nahe. Der gesteigerte Luxus in Kleidung ist auch dem diesseitigen Bezirke, bey allen Klagen über schlechte Zeiten, nicht fremd geblieben. Besondere Sitten und Gebräuche findet man nicht; das Kirchweihfest ist das einzige allgemeine Volks-Vergnügen.
Die Religion der Einwohner ist, der Mehrzahl nach, die evangelische, nur die Orte Hofen und Oeffingen sind katholischer Religion. Juden gibt es, wie oben schon gezeigt worden, wenige, und noch vor kurzer Zeit gab es gar keine. Um Religiosität und Sittlichkeit sieht es wenigstens nicht schlechter aus, als in andern Bezirken. Aberglauben und| Neigung zum Mysticismus zeigt sich noch in den meisten Orten, in vielen gibt es Pietisten-Gesellschaften, Felbach zählte früher viele Separatisten.- ↑ Eine Vergleichung der nachfolgenden Verhältnisse von sämmtlichen Oberämtern des Königsreichs ist zu finden in den Würt. Jahrbüchern 1824 S. 115 u. ff.
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