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Breitenberg,
Gemeinde III. Klasse mit der Sägmühle, der Glasmühle und der Weikenmühle, 448 Einw., worunter 1 Kath. Ev. Pfarrei.


Der ziemlich große Ort, welcher in 2, etwa 1/8 Stunde von einander entfernte, unregelmäßig angelegte Gruppen (vorderer und hinterer Weiler) zerfällt, liegt 21/2 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt auf der Hochfläche zwischen den Thälern der Teinach und des Lautenbachs.

Die zum Theil noch mit Schindeln und Stroh gedeckten Gebäude sind mit Ausnahme einiger ansehnlichen Bauernwohnungen meist unansehnlich und lagern sich unregelmäßig an den minder guten Ortsstraßen.

Die in der nördlichen Gruppe des Orts gelegene Pfarrkirche hat stylwidrige Veränderungen erlitten; das untere Stockwerk des Thurms versieht die Stelle des Chors und ist mit einem Tonnengewölbe versehen. Der Thurm selbst ist massiv erbaut, viereckig und mit einem Zeltdach gedeckt. Auf demselben hängen 2 Glocken.

Der früher um die Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde im Jahr 1838 aufgegeben und an der nördlichen Seite des Dorfs ein neuer angelegt. Das unfern der Kirche gelegene Pfarrhaus befindet sich in gutem baulichem Zustande; es wird wie die Kirche von der Gemeinde in Gemeinschaft mit dem Pfarrfilial Oberkollwangen unterhalten. Gegenüber der Kirche steht das gut erhaltene Schulhaus, welches neben einem Schulzimmer die Wohnung des an der Schule angestellten Schulmeisters und Gelasse für den Gemeinderath enthält; eine Industrieschule und ein Armenhaus sind vorhanden.

Der Ort hat 3 laufende und 12 in neuerer Zeit gegrabene Pumpbrunnen, die ein mittelmäßiges Wasser liefern; früher, ehe die Pumpbrunnen gegraben wurden, hatte der Ort öfters Mangel an Wasser, das alsdann in Oberkollwangen geholt werden mußte. Eine Wette ist im Ort angelegt.

Die Einwohner, deren Erwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und Waldnutzung bestehen, befinden sich in ziemlich guten Vermögensumständen; der größte Güterbesitz beträgt 70 Mrg. Felder und 100 Mrg. Waldungen, der mittlere 20–30 Mrg. Felder und 10–12 Mrg. Waldungen und die geringsten besitzen noch 5 Mrg. Felder und 31/2 Mrg. Waldungen.

Die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse sind dieselben wie in Oberkollwangen, nur tritt hier die Ernte etwa 6 bis 8 Tage früher ein, auch soll der Ertrag der Felder etwas höher sein.

| Der Rindviehstand wird durch 2 gute Landfarren veredelt und nachgezogen. Viehaustrieb findet noch statt.

Die Schafzucht ist nicht von Belang; ein jeder Bürger kann auf der Schafweide und auf seinen Gütern Schafe laufen lassen.

Die Schweinezucht ist nicht unbeträchtlich, übrigens werden immer noch mehr junge Schweine von außen aufgekauft, als selbst gezogen.

Die Zucht der Bienen ist ziemlich gut.

Als Gewerbe sind 2 Schildwirthschaften, 2 Krämer, die im Thal gelegenen Mühlen, nämlich die Weikenmühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang, eine Sägmühle und die Glasmühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang zu nennen.

Vicinalstraßen gehen nach Neuweiler, Oberkollwangen und Teinach.

Die Gemeinde besitzt 800 Morgen ziemlich gut bestockte Waldungen, die jährlich 300 Klafter abwerfen; hievon erhält je ein Bürger 2 Klafter, der Rest des Holzes wird verkauft, was der Gemeinde eine Einnahme von 1000 fl. sichert. Für Nutzungsgerechtigkeiten wurden an die Bürgerschaft 300 Mrg. Waldungen in der Art ausgetheilt, daß der sog. ganze Bauer 14 Mrg., der halbe 7 Mrg. und die übrigen 31/2 Mrg. Wald erhielten. Gemeindeschaden wird nicht umgelegt. Über das Vermögen der Gemeinde- und Stiftungspflege s. Tabelle III.

Auf der Anhöhe nördlich vom Ort genießt man eine sehr schöne Aussicht an die obere und mittlere Alp.

Bezüglich seiner Oberherren hatte der Ort die gleichen Schicksale wie Bulach und kam somit von den Grafen von Hohenberg im Jahr 1364 an die Rheinpfalz; indeß erst unter dem 12. Sept. 1367 verurkundete Graf Burkhard von Hohenberg die Überweisung des Lehens Dorf Breitenberg und „Oberbreitenberg“ und halb Kollwangen, welches Gerlach von Weitingen trug, an den Pfalzgrafen Ruprecht (Reichsständ. Arch. Urk. 1, 17). Im J. 1440 gelangte Breitenberg gleichfalls mit Bulach an Württemberg.

Die hiesige Kapelle (Reyscher Stat. Rechte 562, vgl. eb. 561. 575) war Filial von Effringen. Im J. 1495 baten die Einwohner den Herzog Eberhard I., er möchte es dahin bringen, daß Breitenberg und Oberkollwangen eine selbstständige Pfarrei und einen eigenen Begräbnißplatz erhielten, weil ja beide Orte in denselben Gerichtszwang gehörten, und der Weg nach Effringen so weit sei. Indeß erst 1512 erfolgte auf Unterhandlung mit den Diöcesanbischöfen von Constanz (zu dessen Sprengel ein Theil von Oberkollwangen gehörte, Cleß Versuch 2b, 439) und von Speier der Entscheid: Breitenberg und Oberkollwangen sollen nach Abfindung mit den betreffenden | Pfarrern, Meßnern und Kirchenvögten und nach Festsetzung der Besoldung für den künftigen Geistlichen eine selbstständige Gemeinde unter einem Caplan bilden, dieser aber die Kreuzgänge mit seinen Pfarrkindern abwechselnd ein Jahr in Effringen, ein Jahr in Altburg (der Mutterkirche von Oberkollwangen) halten. Auch nach der Reformation bildeten beide Orte eine Pfarrei.

Der Pfarrsatz ist landesherrlich.

Geboren ist allhier, als Sohn des Pfarrers, den 15. März 1605 Christoph Zeller, ein tüchtiger Theologe, gestorben den 27. Juli 1669 als Probst in Denkendorf.

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