Beschreibung des Oberamts Calw/Kapitel B 35
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Das Dorf liegt eine Stunde südwestlich von der Oberamtsstadt und 1/4 Stunde östlich von dem Mutterort auf der Hochfläche zwischen den Thälern der Nagold und der Teinach.
Der Ort besteht aus meist ansehnlichen Bauernwohnungen, die größtentheils verschindelt und zum Theil noch mit Schindeln oder Stroh gedeckt sind. Meistens bilden die Gebäude mit den Gütern, auf denen sie stehen, geschlossene Baurenhöfe, denen man die Wohlhabenheit ihrer Besitzer ansieht.
Das sehr ansehnliche, im Jahr 1840 neu erbaute Schulhaus, mit Thürmchen und Glocke auf dem First, enthält ein geräumiges Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath. Eine Industrieschule besteht seit 1826, auch ist ein Armenhaus vorhanden.
Minder gutes Trinkwasser wird aus Schöpfbrunnen (12 in Sommenhardt und 7 in Lützenhardt) gewonnen, die jedoch in trockenen Jahreszeiten so sehr nachlassen, daß das Wasser in dem 1/2 Stunde entfernten Speßhardt geholt werden muß.
Die Einwohner sind im Allgemeinen schön gewachsene, fleißige und in ihren öconomischen Verhältnissen geordnete Leute; indessen finden sich einige Kretinen und etwa 10 Personen, meist körperlich vernachläßigte, müssen von der Gemeinde unterstützt werden. Die unvermöglichsten Einwohner besitzen gegen 40 Morg. Felder und 60–70 Morg. Waldungen, während der gewöhnliche Besitz in 25 Morg. Felder und 30 Morg. Wald besteht. Man ist sehr darauf bedacht, daß das Grundeigenthum nicht vertheilt wird.
| Der Ackerbau wird unter Anwendung verbesserter Pflüge wechselwirthschaftlich und umsichtig betrieben; zur Besserung des Bodens benützt man außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln viel Compost, auch ist das Brennen der Felder noch allgemein im Gebrauch.Der im Allgemeinen fruchtbare, rothsandige, theilweise mit Lehm gemengte Boden trägt bei reichlicher Düngung 8–10 Schfl. Dinkel, 5–6 Schfl. Roggen und 6–8 Schfl. Hafer per Morgen, überdieß werden Kartoffeln, Wicken, Kraut, dreiblättriger Klee, etwas Reps, Hanf, und viel Flachs gebaut; letzterer geräth vorzüglich und wird größtentheils nach Außen verkauft. In neuerer Zeit haben auch Einzelne angefangen, Taback mit gutem Erfolg für den eigenen Bedarf zu bauen. Von den Getreideerzeugnissen können etwa 100 Schfl. nach Außen abgesetzt werden. Die Preise bewegen sich für Äcker von 150–300 fl. und Wiesen von 400–600 fl. per Morgen.
Die Wiesen, von denen etwa 30 Morg. wässerbar sind, liefern durchschnittlich 20–30 Centr. Heu und 10–15 Centr. Öhmd per Morgen.
Die ziemlich ausgedehnte Obstzucht, welche in günstigen Jahren einigen Verkauf nach Außen erlaubt, beschäftigt sich hauptsächlich mit späten Mostsorten, etwas Zwetschgen und wenig Kirschen; die Jungstämme werden von Ober-Kollbach bezogen.
Der aus gewöhnlicher Landrace bestehende Viehstand wird durch 2 Farren (eine Kreuzung von Simmenthaler und Landrace) veredelt; die Haltung der Zuchtstiere besorgt ein Bürger im Namen der Gemeinde.
Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, dagegen ist die Schweinemastung für den eigenen Bedarf und noch mehr für den Verkauf sehr beträchtlich.
Von Gewerben ist außer den 2 im Thal liegenden Sägmühlen nur ein Krämer zu nennen; Schildwirthschaft besteht keine im Ort.
Die Gemeinde ist im Besitz von 400 Morgen Waldungen, von deren jährlichem Ertrag 60 Klafter an die Bürger vertheilt werden; das übrige Holz kommt zum Verkauf, was der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von etwa 1000 fl. sichert (über Gemeinde- und Stiftungspflege s. Tabelle III.).
Etwa 1/4 Stunde nordöstlich vom Ort befindet sich an einem steilen, bewaldeten Abhang der sog. Stubenfelsen, ein überhängender, etwa 45′ hoher Felsen, unter dem mehrere Wägen Platz finden würden.
Sommenhardt erscheint wie Ottenbronn (s. d.) schon im Anfang des 9. Jahrhunderts und 1075 (hier Sumenhart geschrieben) unter | den Orten, wo das Kloster Hirschau, welches noch im 12. Jahrhundert hier Erwerbungen machte (Cod. Hirsaug. 61a. 62b.), Besitzungen hatte.Von den zu der Gemeinde gehörigen Weilern ist der bedeutendere Lützenhardt, einige 100 Schritte nördlich von Sommenhardt gelegen.
Lützenhardt kommt unter denselben Verhältnissen vor wie Summenhardt im Anfang des 9. Jahrhunderts und im Jahr 1075 (hier als Lutzelenhart).
Etwa 1/8 Stunde westlich vom Ort trägt ein Wäldchen, das Eigenthum von Lützenhardter Bürgern ist, den Namen „im Klösterle“; man sieht daselbst noch Spuren einer viereckigen, namhaften Ummauerung, von der eine noch vollständig erhaltene Seite 150 Schritte lang ist. Möglich, aber keineswegs erweislich ist, daß es die Stätte war der im 12. Jahrhundert vorkommenden Kentheimer Nonnen (sorores ad sanctum Candidum. Cod. Hirsaug. 64a). In der Nähe befindet sich der „steinerne Brunnen“, eine in Steinen alt gefaßte Quelle, die sehr gutes Wasser liefert.
Der zweite Weiler Kentheim, aus meist unansehnlichen Häusern bestehend, hat an dem Vereinigungspunkt des Röthelbachthälchens mit dem Nagoldthale eine sehr freundliche und geschützte Lage. Gutes Trinkwasser ist im Überfluß vorhanden. Die meist unbemittelten Einwohner suchen sich durch Taglohn- und Fabrikarbeiten in Calw ihr spärliches Auskommen zu sichern, indem außer etwas Wiesenbau und Obstzucht kein landwirthschaftlicher Betrieb möglich ist.
Im Ort, durch den die Nagoldthalstraße führt, besteht eine Schildwirthschaft und ein Armenhaus.
Die zwischen der Landstraße und der Nagold gelegene Kirche, welche dem Ort wegen ihres hohen Alters eine besondere Berühmtheit verliehen hat und häufig von Alterthumsfreunden besucht wird, ist Eigenthum der gemeinschaftlichen Stiftungspflege des Kirchspiels, welcher auch die Unterhaltung derselben zusteht. Die im früh romanischen Styl erbaute, später theils in die germanische Bauweise, theils stylwidrig veränderte Kirche bildet eine schmale, verhältnißmäßig ziemlich lange Basilika, an deren östlichem Ende ein viereckiger, in seinen untern Theilen sehr alter Thurm steht, dem ein neueres hölzernes Stockwerk mit Satteldach aufgesetzt ist. An der nördlichen Seite des Langhauses sind schmale, schußschartenartige Lichtöffnungen angebracht, während sich an der südlichen uralte Rundbogenfensterchen und später eingebrochene oblonge Lichtöffnungen befinden. Die Eingänge sind in den germanischen Styl geändert, | ebenso ist der vordern Giebelspitze ein germanisches Kreuz aufgesetzt worden. Das Innere des Langhauses ist flach getäfelt und die Wände zeigen reiche Überreste frühester deutscher Malerkunst (siehe Kunstblatt 1840 Nr. 96). Auch bewahrt das Langhaus noch den ursprünglichen runden hohlen Taufstein, der in seltener Einfachheit, man möchte sagen Rohheit, ausgeführt ist. Von dem Schiff führt ein in dem Spitzbogenstyl geänderter Triumphbogen in das untere Stockwerk des Thurmes, welches die Stelle des Chors vertritt; zu beiden Seiten des Chorbogens stehen schmucklose, steinerne Altäre und an einem derselben ist ein steinerner Weihkessel angebracht. Den Chor deckt ein Tonnengewölbe, das mit Fresken in romanischem Geschmack geziert ist; über dem Chorbogen ist die Verkündigung und an dem Rundgewölbe Christus als Weltrichter auf einem doppelten Regenbogen thronend dargestellt, während in den 4 Ecken die Symbole der 4 Evangelisten mit Schriftstreifen angebracht sind. Sowohl das Hauptgemälde, als die Evangelistensymbole sind in Medaillos gemalt und die übrige Chordecke mit Sternen besäet. Das Gemälde an der östlichen Wand des Chors stellt Christus mit erhobener Rechten dar; zu beiden Seiten je eine knieende anbetende männliche Gestalt, und zwar, so weit es sich noch erkennen läßt, links von dem Weltheiland Moses mit den Gesetzestafeln, rechts Johannes der Täufer, das Agnus Dei darreichend. Sämmtliche Gemälde sind mit Ausnahme des blauen Sternenhimmels auf weißem Grunde ausgeführt. Auch an den Außenseiten der Kirche waren in oblongen Feldern Gemälde aus etwas späterer Zeit angebracht, von denen eines an der Nordseite (Christus am Kreuze, zu jeder Seite 2 Figuren) sich noch einigermaßen erkennen läßt, während von den übrigen nur noch spärliche Andeutungen wahrgenommen werden können. An der Nordseite des Thurms ist ein Anbau (Sacristei) angebracht, der noch ziemlich unverändert seine ursprüngliche romanische Bauweise an sich trägt; er enthält schmale Lichtlöcher und an den beiden Ecken des Frieses uralte, sehr merkwürdige Fratzenköpfe. Das Innere, von einem Tonnengewölbe gedeckt, bewahrt noch einen einfachen, steinernen Altartisch, wie auch ein viereckiges Sacramenthäuschen. Von den Monumenten in der Kirche ist das eines Leutpriesters Klenk von Zavelstein vom Jahr 1501 noch das leserlichste. Die Kirche war dem heil. Candidus geweiht, von dem der Ort im Anfang des 14. Jahrhunderts „Sant Kenten“ geschrieben (Schmid Pfalzgr. v. Tüb. Urk. 135), seinen Namen erhielt. An ihr bestund im 15. Jahrhundert eine zu Zavelstein gehörige Frühmesserei (Würdtwein Subsid. | 10, 339). Gegenwärtig werden in ihr noch Leichenpredigten gehalten.Um dieselbe liegt der ummauerte Begräbnißplatz, an dessen östlicher Mauer eine rundbogige Nische mit einem Altar angebracht ist.
Im Jahr 1075 kommen die Güter ad s. Candidum unter denen vor, welche dem Kloster Hirschau zurückgegeben wurden (Wirt. Urk.-Buch 1, 279). Ein Cunradus Libymondus sacerdos plebanus ad s. Candidum wird unter dem 28. Febr 1363 erwähnt. Crusius Annal. Suev. 3, 272. Um 1600 bestunden neben der Kirche nur zwei Häuser.
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