Beschreibung des Oberamts Calw/Kapitel B 28
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Die beinahe in der Mitte des Dorfs gelegene Kirche, welche die Gemeinde zu unterhalten hat, ist massiv von Steinen in einem ganz einfachen Style erbaut; der viereckige, mit einem Zeltdach gedeckte Thurm enthält 2 Glocken, von denen die eine 1706, die andere 1830 gegossen wurde. Von der ursprünglichen, sehr alten Kirche hat sich nur noch der feste, mit Schußscharten versehene Thurm erhalten, dessen unteres, mit einem Tonnengewölbe versehenes Stockwerk die Stelle des Chors vertritt und dessen ursprünglicher rundbogiger Eingang 30′ über der Erdfläche sich befindet. Das später angebaute oder styllos veränderte Langhaus hat nichts Bemerkenswerthes; an einer Emporensäule steht die Jahrszahl 1595, welche ohne Zweifel die Zeit der Veränderung des Schiffs angibt. Von demselben führt ein rundbogiger Triumphbogen in das untere Stockwerk des Thurms (Chor), dessen Erbauung unbedingt in die romanische Periode fällt.
Der im Jahr 1821 angelegte, mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz liegt außerhalb (nördlich) des Orts.
Ein Schulhaus ließ die Gemeinde im Jahr 1839 mit einem Aufwand von 5000 fl. neu erbauen; es enthält außer einem geräumigen Lehrzimmer noch die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.
Mit sehr gutem Trinkwasser, das auch in den trockensten Jahrgängen nicht ausgeht, ist der Ort hinreichend versehen; überdieß fließt der Angelbach, welcher 1/8 Stunde westlich vom Ort in dem sog. Angelbrünnle entspringt, der Länge nach durch das Dorf.
Die Einwohner sind im Allgemeinen schöne, kräftige Leute, sie zeigen vielen Fleiß und sind sehr geordnet; ihre Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht und Waldnutzung und ihre Vermögensumstände gehören zu den besten des Oberamtsbezirks. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 50 Morgen Felder und 90 Morgen Waldungen, der mittlere und häufigste 40 Morgen Felder und 30 Morgen Waldungen, der geringste 6–7 Morgen Felder und 5 Morgen Waldungen. Die Güter sind hier größtentheils geschlossen und die meisten Gebäude stehen auf dem dazu gehörigen Grundbesitz, so daß sie gleichsam vereinzelte Höfe bilden. Gemeindeunterstützung bedarf gegenwärtig Niemand im Ort.
Die ziemlich große Markung, auf der die Feldgüter meist eine ebene Lage haben, ist im Allgemeinen fruchtbar; der vorherrschend | rothsandige, zuweilen sog. schwarze Boden beansprucht viel Fleiß zur Bebauung und reichliche Düngung. Der Feldbau wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Schwerz’sche Pflug, Walze, eiserne Egge etc.) und neuerer Düngungsmittel, namentlich Compost gut und umsichtig betrieben; das Brennen der Felder ist noch allgemein üblich. Man baut wechselwirthschaftlich vorzugsweise Roggen, Hafer, weniger Dinkel, dessen Anbau übrigens im Zunehmen begriffen ist, Kartoffeln, Kraut, Rüben, Hanf und Flachs, letzterer wird vielfältig verkauft. Bei einer Aussaat von 4 Sri. Roggen, 7–8 Sri. Hafer, 8 Sri. Dinkel liefert die Ernte 4–5 Schfl. Roggen, 5–6 Schfl. Hafer und 8 Schfl. Dinkel pr. Morgen. Die Preise der Äcker bewegen sich von 40–120 fl., und der Wiesen von 400–1000 fl. pr. Morgen. Das Getreideerzeugniß reicht für die Gemeinde, nur Dinkel muß noch von Außen aufgekauft werden.Die Obstzucht ist ziemlich ausgedehnt, während der Obstertrag im Allgemeinen zu dem mittelmäßigen gehört; es werden vorzugsweise Mostsorten, übrigens auch feineres Obst, wie Gaishirtlen, Fleiner, Frankenbirnen etc. gepflegt.
Wiesenbau ist nicht ausgedehnt, daher sich die Einwohner auf vielen umliegenden Markungen Wiesen angekauft haben; die Wiesen, denen beinahe durchgängig Wässerung zukommt, sind 2-, zuweilen 3mähdig, und ertragen 25–30 Ctr. Heu und 12–15 Ctr. Öhmd pr. Morgen.
Der in gewöhnlicher Landrace bestehende, ziemlich namhafte Rindviehstand wird mittelst 2 durch Simmenthaler Race gekreuzte Farren nachgezüchtet und verbessert; die Zuchtstiere werden von der Gemeinde angeschafft und an einen Bürger zur Verpflegung verpachtet. Der Handel mit Vieh ist nicht ohne Bedeutung. Viehaustrieb findet theilweise noch statt.
Jeder Bürger hat das Recht, auf der allgemeinen Schafweide und auf seinem eigenen Gut Schafe weiden zu lassen, deren gegenwärtig gegen 250 Stück Bastarde auf der Markung laufen.
Die Schweine werden theils im Ort gezüchtet, größtentheils aber als Ferkel auswärts aufgekauft, und meist für den eigenen Bedarf, wenig zum Verkauf gemästet.
Von Geflügel werden viele Hühner gehalten und mit Eiern ein kleiner Handel getrieben.
Von Gewerben sind nur 2 Schildwirthschaften und ein Krämer zu nennen.
Die Ortsbürger hatten das Recht, ihr nöthiges Bauholz aus den Gemeindewaldungen zu beziehen und den ursprünglichen Lehenbauern | waren noch Vorzugsrechte im Beziehen des Brenn- und Klotzholzes zugestanden. Diese Rechte sind im Jahr 1849 in der Art abgelöst worden, daß jedem Lehenbauern gegen 22 Morgen und den übrigen Bürgern je 5 Morgen von dem Gemeindewald zugetheilt wurden. Dessen ungeachtet besitzt die Gemeinde noch über 1200 Morgen Waldungen, von deren jährlichem Ertrag, in etwa 500 Klaftern bestehend, jeder Bürger 5 Klafter erhält und der Rest durch Verkauf der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von etwa 1800 fl. sichert, so daß eine Gemeindeschadensumlage bis jetzt nicht nöthig geworden ist.Das Dorf wurde durch den Angelbach in zwei Hälften getheilt, welche vor Zeiten unter ganz verschiedenen Herrschaften und Kirchensprengeln stunden. Die nördliche Hälfte gehörte zum Bisthum Speier und zur Herrschaft Zavelstein, die südliche zum Bisthum Constanz (Cleß 2b, 438) und zur Herrschaft Wildberg, und so gelangte erstere 1345, letztere 1440 an Württemberg. (Siehe auch Breitenberg.)
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