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Ernstmühl,
Gemeinde III. Kl., Dorf mit 108 Einw. – Filial der Stadtpfarrei Liebenzell.


Das kleine Dorf liegt eine Stunde nördlich von der Oberamtsstadt und 3/4 Stunden südlich von dem Mutterort Liebenzell auf der rechten Seite der Nagold und ist mittelst eines hölzernen auf steinernen Pfeilern ruhenden Steegs, welchen der Staat zu unterhalten hat, mit dem jenseits der Nagold, an der Landstraße von Calw nach Pforzheim gelegenen, zur Gemeinde Hirsau gehörigen, Weiler Ernstmühl in Verbindung gesetzt. Eine direkte Verbindung für Fuhrwerke besteht nicht, die Einwohner sind genöthigt, über Hirschau zu fahren.

Der Ort hat eine kleine, alte Kirche (Kapelle), auf deren vorderer Giebelseite ein Thürmchen (Dachreiter) mit Uhr sitzt; um die Kirche liegt der Begräbnißplatz. Die Unterhaltung der Kirche hat der Staat. Die schulpflichtigen Kinder besuchen die Schule zu Liebenzell.

Ein Rathhaus ist nicht vorhanden und die Gemeinderathssitzungen werden in der Wohnung des jeweiligen Schultheißen gehalten.

Gutes, nie versiegendes Trinkwasser liefert ein laufender Brunnen, überdieß fließt der Brombach durch den Ort und mündet zunächst desselben in die Nagold.

Die Einwohner sind im Allgemeinen wohlgewachsene, fleißige und sparsame Leute, welche sich von etwas Feldbau und hauptsächlich von Viehzucht nähren, indem sie einen namhaften Handel mit Milch nach Calw treiben. Viele suchen sich durch Taglohnarbeiten im Walde und zum Theil in den Fabriken ihr Auskommen zu sichern, so daß die Gemeinde keine Armenunterstützung zu reichen hat. Es wird eine kleine, milchergiebige Rindviehrace gehalten und durch einen Farren nachgezüchtet, in dessen Haltung die Ortsbürger je gegen Nutznießung von 2 Morgen Wiesen jährlich abwechseln. Das Vieh wird noch auf die Weide getrieben.

Die Vermögensumstände der Einwohner sind ziemlich gering, indem die Markung mit Ausnahme der Waldungen nur aus 40 Mrg. Feldern besteht.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist daher ganz unbedeutend und beschränkt sich vorzugsweise auf Kartoffel- und auf etwas Wiesenbau, | der den gleichen Ertrag wie in Hirschau liefert. Die Preise der Äcker bewegen sich von 2–300 fl. und die der Wiesen von 5–600 fl. per Morgen.

Von Gewerben ist nur die an der Nagold gelegene Sägmühle (einst Eigenthum des Klosters Hirschau) zu nennen.

Die Gemeinde besitzt gemeinschaftlich mit dem Staat 114 Mrg. Waldungen, deren Ertrag unter die Bürgerschaft entweder in Holz oder in Geld gleichmäßig vertheilt wird; überdieß haben sämmtliche Bürger das nöthige Bauholz zu Gebäuden, Waschhäusern, Weg und Steeg unentgeldlich zu beziehen. Das Recht der Bürger auf Brennholz aus dem Staatswald Lützenhardt wurde im Jahr 1848 abgelöst und den berechtigten 26 Bürgern 100 Mrg. Staatswaldungen abgetreten, welche nun gemeinschaftlich in der Art bewirthschaftet werden, daß der Holzerlös den Berechtigten gleichmäßig zukommt.

Auch hat die Gemeinde bedeutende Weidgerechtigkeiten, wodurch es den Einwohnern, der kleinen Markung ungeachtet, möglich wird, einen ziemlich ausgedehnten Viehstand zu erhalten.

Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tabelle III.

Früher wurde bei Ernstmühl Bergbau getrieben (s. den allgemeinen Theil).

Der Ort gehört unter diejenigen, wo Uta († um 1196), Gemahlin Herzog Welfs VI. († 1191), Tochter Graf Gottfrieds von Calw, aus ihrem Vatererbe das Kloster Hirschau bewidemte (villa Ernstmulin. Cod. Hirsaug. 64a). Von diesem Kloster ist der auf dem linken Nagoldufer gelegene Theil eine Ansiedlung und letzterer Theil gehört noch heutzutage zur Pfarrei Hirschau. Der Haupttheil auf dem rechten Ufer theilte in Beziehung auf seine Oberherren die Schicksale von Liebenzell.

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