« Kapitel A 4 Beschreibung des Oberamts Calw Kapitel A 6 »
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V. Nahrungsstand.


1. Hauptnahrungsquellen.

Feldbau, Viehzucht, Holzhandel, Gewerbe, Beschäftigung in den Waldungen und in den Fabriken bilden die Haupterwerbsquellen der Bezirkseinwohner. Die industriellen Gewerbe sind vorzugsweise in der Oberamtsstadt, in Hirschau und Liebenzell vertreten, überdieß bringt vielen Verdienst die Holzflößerei, besonders dem Ort Unter-Reichenbach, die Verarbeitung des Holzes in Schnittwaaren, Schindeln, Pfählen etc., die Kohlenbrennerei, das Harzsammeln, das Einsammeln von Holzsamen, von Beeren (Heidelbeere, Preisselbeere, Himbeere und Erdbeere), welche theils roh oder gedörrt in Handel kommen, theils wie die Heidelbeere und Himbeere zu Branntwein bereitet und in großen Quantitäten abgesetzt werden.


2. Vermögen.

Über den Geldwerth des unbeweglichen Vermögens und des Viehstandes läßt sich folgende Berechnung aufstellen:

A. Werth der Gebäude.

Dieser beträgt nach dem Gebäudekataster mit Einschluß des Areals 2.839.160 fl., während der Brandversicherungsanschlag für den ganzen Bezirk sich auf 5.783.225 fl. belauft (s. oben).

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B. Geldwerth des steuerbaren Grundeigenthums.

Der Geldwerth des allgemein steuerbaren Grundeigenthums berechnet sich laut den von dem Katasterrevisorat nach dem Stand vom 1. Juli 1858 gefertigten Kataster für die direkten Steuern unter Zugrundlegung der Reinertragsschätzungen des 1823iger Steuerprovisoriums, folgendermaßen:

Kapitalwerth im 25fachen
Betrag.
3874/8 Mg. Areal der Ortschaften (sind unter den Steueranschlag der Gebäude begriffen).
2855/8 Mg. Küchengärten und Länder à 5 fl. 18 kr. Reinertrag 1513 fl. 49 kr. 37.845 fl. 25 kr.
12602/8 Mg. Gras- und Baumgärten à 8 fl. 33/10 kr. 10.147 fl. 07 kr. 253.777 fl. 45 kr.
28.8143/8 Mg. theils flürlich, theils willkürlich gebaute Äcker (worunter 10.909 Mg. Wechselfelder sind) à 3 fl. 7 kr. 89.804 fl. 41 kr. 2.245.117 fl. 05 kr.
80525/8 Mg. Wiesen, nämlich:
zweimädige 79646/8 Mg. à 7 fl. 71/10 kr. 56.695 fl. 45 kr. 1.417.393 fl. 45 kr.
einmädige 877/8 Mg. à 1 fl. 389/10 kr. 145 fl. 0‒ kr. 3625 fl. 0‒ kr.
Kapitalwerth im 40fachen
Betrag.
57.2496/8 Mg. Waldungen, à 551/10 kr. Reinertrag 52.575 fl. 24 kr. 2.103.016 fl. 0‒ kr.
29731/8 Mg. Weiden und Öden à 1 fl. 276/10 kr. 4340 fl. 45 kr. 273.630 fl. 0‒ kr.
Der Ertrag der Schafweide auf allen Markungen zu 4954 Schafen à 177/10 kr. geschätzt 1455 fl. 18 kr. 58.212 fl. 0‒ kr.
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Ferner Weiderechte in Kronwaldungen 78 fl. 51 kr. 3154 fl. 0‒ kr.
8 Mg. Steinbrüche, Thon- und Sandgruben à 526/10 kr. 7 fl. 01 kr. 280 fl. 40 kr.
2773/8 Mg. Flüsse, Bäche, Weiher etc. à 316/10 kr. 146 fl. 05 kr. 5843 fl. 20 kr.
99.3085/8 Mg. 216.909 fl. 46 kr. 6.401.895 fl. 0‒ kr.

Unter dieser Summe ist übrigens auch der Grundbesitz des Staats begriffen, welcher laut der im Jahre 1850 auf dem K. Primärkatasterbureau gefertigten Übersichten in

162/8 Mg. des Areals der Ortschaften,zusammen
81/8 0 Küchengärten und Länder,
224/8 0 Gras- und Baumgärten,
2026/8 0 Äcker,
1095/8 0 Wiesen,
20.2057/8 0 Waldungen,
830/0 0 Weidefläche,
2164/8 0 Flüsse, Bäche, Weiher,
zusammen 20.8645/8 Morgen

besteht.

C. Geldwerth des Viehstandes.

Nach der jüngsten Aufnahme (vom 1. Januar 1859) und den früher dießfalls angenommenen Sätzen für die verschiedenen Thiergattungen (Memminger, Beschr. v. Württ. 1841 S. 506) beträgt der Werth der

Pferde über 2 Jahre
unter 2 Jahren
693
26
719 à 50 fl. 35.950 fl.
Rinder Ochsen u. Stiere üb. 2 J.
Kühe u. Kälber
Schmalvieh
1361
5662
1689
8712 à 25 fl. 217.800 fl.
Esel à 0fl. fl.
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Schafe spanische
Bastardschafe
Landschafe
389
4410
1531
6330 à 06 fl. 37.980 fl.
Schweine 3852 à 08 fl. 30.816 fl.
Ziegen 473 à 05 fl. 2365 fl.
Bienenstöcke 1915 à 05 fl. 9575 fl.
Geldwerth des Viehstandes      334.486 fl.
Zusammenstellung.
A.
Werth der steuerbaren Gebäude (nach dem Steuer-Anschlag)
2.839.160 fl.
B.
Werth des steuerbaren Grundbesitzes
6.401,895 fl.
C.
Werth des Viehstandes
334.486 fl.
Summe      9.575.541 fl.


3. Wirthschaft.
A. Urproduktion (Landbau.)
a) Gewinnung von Mineralien.

Auf Kupfer und Silber wurde in dem Bezirke zwischen der Teinach und dem Ziegelbach schon im 13. Jahrhundert Bergbau getrieben, von dem man noch mehrere hundert Jahre später nicht nur bei Bulach und Liebelsberg, sondern auch bei Martinsmoos Spuren fand. Der Hauptsitz des Bergbaus war jedoch bei Bulach[1]. Im Jahr 1322, den 24. November, belehnte König Ludwig, der Baier, den Grafen Burkard von Hohenberg, auf seine Bitten, mit dem Berg, genannt Pulach, von welchem der Graf behauptete, daß er ihm nach Lehensrecht gehöre, doch unbeschadet der Rechte des Reichs und eines jeden Anderen (Oeffele Sc. R. B. I, 742).

Das Städtchen Neu-Bulach, welches ohne Zweifel dem Bergbau seine Entstehung verdankt, kommt schon im 13. Jahrhundert vor und entstand sehr wahrscheinlich schon, ehe die Grafen von Hohenberg ihre Besitzungen in dieser Gegend als Reichslehen erhielten, was im Jahr 1273 oder bald nachher geschah. Anfangs wurde wohl nur | die einfachste Art, die Erze zu gewinnen, das Schürfen versucht, bald aber begann auch der Grubenbau, wofür ein Bericht des damaligen Generalinspektors der Bergwerke, Otto Mann, vom Jahr 1623 zeugt, worin er neben den uralten Grubenhalden auch die Scheidenhalde anführt, von denen sich „um die ganze Stadt Bulach herum in einem weiten Feld über die Maßen große Haufen“ befinden, alle voll blau, grün und gelblicht angeflogener Farben, worunter man auch zu Zeiten Erzstüflein finde etc.“ Als Zeugniß für den ausgedehnten alten Grubenbau aber führt er an „die vielen Halten, Bingen, Stollen und Mundlöcher, welche man, zur Zeit des Herzogs Friedrich I. von Württemberg, in einem Bezirk von 2 Stunden fand“. Nach seinem und einem früheren Bericht von 1606 waren damals vornehmlich 2 Bergwerke im Betrieb, der Ziegelbachstollen, südlich von Neu-Bulach gegen Ziegelbach hin, welchen „die uralten Gewerke vom Ziegelbach an gegen Mitternacht auf 458 Lachter tief in das Gebirge trieben“, und ein anderer Stollen, nördlich von Liebelsberg, gegen Teinach hin, wo, nach Manns Bericht, die älteste Schmelzhütte stand, deren Spuren man auf der Stelle des damaligen Wirthshauses fand, als Herzog Johann Friedrich wegen des Sauerbrunnens 13′ tief graben ließ, indem „der Grund aus lauter gepochten Schlacken bestand, unter denen noch Kohlengestube und Erzstüflein zu sehen waren“. Die große Ausdehnung wenigstens des Ziegelbachstollens rührt meist aus den Zeiten nach 1364, wo Bulach in kurpfälzischen Besitz kam, her, indem berichtet wird, daß der Pfalzgraf, nachheriger deutscher König Ruprecht, „den kostbaren Bau angeordnet habe, durch welchen fast das ganze Städtchen Bulach untergraben wurde“ und in welchem man noch zu den Zeiten des Herzogs Friedrich „viele Gerüste“ fand.

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Nach dieser Glanzperiode des Bulacher Bergbaus, welche nicht wiederkehrte, trat einiger Stillstand ein. Im Jahr 1478 erscheinen indeß urkundlich Berchtold Bock, Schultheiß zu Wildberg und Bergrichter zu Bulach, die Gewerke in S. Philipps und S. Jakobs Grub, Stollgrub und in Heil. Drei Königsgrub. Vom Jahr 1483 finden wir die Nachricht, daß die Grafen Eberhard der Ältere und der Jüngere dem Bartholomäus Marß und Peter Weinlin, Bürger von Windsheim, mit Vorbehalt des Theils und der Gerechtigkeit der Herrschaft erlaubten „im Wildbad, wo sie etwas gutes Erz zu finden hofften, auch in Wildberg und Bulach einzuschlagen und allerlei Erz zu suchen“ (Steinhofer III, 390). Erst 30 Jahre später hatte Herzog Ulrich den Plan, dasselbe neu bearbeiten zu lassen und die im Jahr 1514 zu Tübingen versammelten | Landstände stellten in ihrem „andern Fürschlag“ auch die Forderung, „wenn ein Bergwerk angehe, soll dasselbe auch der Landschaft zu Hilf und Statten kommen, so daß der Herzog zuvor die darauf gegangenen Kosten und hernach fortan den halben Theil nehme, die andere Hälfte aber der Landschaft bei ihrer Ablosung zu Hilf komme“; hierauf aber erhielten sie den kurzen Bescheid: Bergwerk behält sein fürstlich Gnaden ihm selbst (St. A.). Vermuthlich wurde bei den darauffolgenden unruhigen Zeiten nichts aus dem Bau. Als aber Württemberg in den Besitz des Erzherzogs Ferdinand von Östreich kam (1522), erlaubte dieser dem Cornelius Spießeisen und seinen Mitgewerken, ein Bergwerk bei Alt-Bulach zu errichten und verlieh ihnen folgende Freiheiten: Die Gewerke dürfen von dem Erz, das sie finden, „es sei Gold, Silber, blaue Farbe oder anderes Metall“, während der ersten 6 Jahre „kein Fron und Wachtel“ geben, später erst von der Mark einen Dickpfenning, müssen aber dagegen das gewonnene Silber, die Mark zu 8 fl. der Regierung überlassen, wofür diese verpflichtet ist, ihnen das nöthige Bau-, Brenn- und Kohlholz „an gelegenen Orten“ anzuweisen. Die Bergleute sollen im ganzen Lande sicheres Geleite, freien Hin- und Abzug haben, unter keinem Amtmann, sondern unter einem eigenen Bergmeister stehen, die gleichen Rechte mit den Bergleuten in anderen östreichischen Ländern genießen, „Richter und Ämter“ unter sich wählen dürfen, welche mit Ausnahme der Malefizhändel all ihre Streitigkeiten entscheiden, Wasser, Weide, Wege und Stege hier benützen und mit Allem, was zu ihrer Nothdurft und zum Bergwerk gehört, gefreit seien. Dem Bergrichter wurde eine eigene Instruktion gegeben (Reyscher Stat. Rechte p. 571 ff.). Dieser Bau hörte aber bald wieder auf, denn die aufrührerischen Bauern zerstörten 1525 die errichteten Werke. Nachdem Herzog Ulrich sein Erbfürstenthum wieder eingenommen hatte, befahl er am 25. Junius 1535 seinen Räthen, Vorschläge wegen Wiedereröffnung der Bergwerke in Bulach und Dornstetten zu machen und verlieh am 3. Februar 1536 den Gewerken, welche hier zu bauen schon angefangen hätten, oder künftig noch bauen wollten, ebenfalls Freiheiten, welche im Allgemeinen mit den oben angeführten übereinstimmen, die Befreiung von Bergzehnten aber auf 2 Jahre beschränken und den Preis, welchen die Regierung für die Mark Silber zu zahlen habe, auf 1/2 fl. weniger „als die Mark zu Nürnberg in der Schau gilt“, festsetzen. Zugleich wurden Allen, die einen Gang entdeckten, Belohnungen ausgesetzt, den Bergleuten Bauplätze und auf 2 Jahre auch das nöthige Zimmerholz für ihre Wohnungen zugesichert, der Betrieb von Handel und | Gewerben, ein Wochenmarkt für jeden Samstag, das Fischen und das Jagen von Vögeln, Füchsen und Hasen gestattet. Im Jahr 1539 eröffnete man dann bei Bulach die St. Margarethen-Fundgrube, aber auch dieser Bau gieng bald wieder ein und das Bulacher Bergwerk lag „gar viele Jahre ungebaut“ da, bis Herzog Christoph es von Neuem wieder in den Gang zu bringen suchte. Er verlieh am 6. Junius 1558 der Stadt Bulach und dem Bergwerk daselbst einen Freiheitsbrief, durch welchen er die Privilegien seines Vaters Ulrich erneuerte, nicht nur den Wochenmarkt am Samstag bestätigte, sondern auch der Stadt einen Jahrmarkt auf Michaelis bewilligte und einen Bergrichter aufstellte, welcher mit seinen Geschworenen alle Bergwerkssachen seinem Amt und der Bergwerksordnung gemäß entscheiden sollte. Bergleute, welche keine eigenen Häuser und Güter hatten, wurden von Steuern (mit Ausnahme der Türkenhilfe) und von Frohnen befreit, alle aber in den Mitgenuß der bürgerlichen Beneficien gesetzt. Der Herzog versprach statt des Zehntens nur die neunundzwanzigste Mark und den neunundzwanzigsten Centner zu nehmen, für den Centner Kupfer 9, für die Mark Silber 8 fl. zu zahlen, behielt sich aber in jeder Zeche 8 Kuxen vor, darunter 2 Erbkuxen, welche ihm die Gewerke frei und ohne alle Zubuße bauen mußten. Ferner sollten in jeder Zeche, welche Ausbeute gibt, 2 solcher Erbkuxen, die eine für die Stadt, um Mauern, Thürme, Thore, Brunnen, Wege und Stege in gutem Stand zu erhalten, die andere für den Kirchen- und Armenkasten, zu Unterhaltung der Kirchen und Schulen und ihrer Diener, gebaut werden. Der ehemalige Ziegelstollen, später der „Erbstollen auf dem Fürstenbau“ genannt, von dessen Ausbeute man am meisten erwartete, wurde auf 5 Jahre von allen Abgaben befreit und das nöthige Holz zu dessen Bau unentgeldlich bewilligt (Reyscher p. 577 ff.). Für Bulach und einige andere Orte wurden diese Privilegien am 18. Sept. 1559 erneuert (Finanzgesetze I, 72) und nach Eröffnung des obengenannten Erbstollens, den 26. Oktober 1560 statt der bisherigen gemeinsamen Verwaltung für beide Bergwerke in Bulach und Dornstetten eigene Verwalter aufgestellt. Einige Zeit betrieb man den Bau mit vielem Eifer, der jedoch nach Christophs Tod (25. Dezember 1568) sehr abnahm und sein Sohn, Herzog Ludwig, scheint für das Bergwerk nichts gethan zu haben, als daß er am 1. Junius 1574 die Privilegien seines Vaters erneuerte (Finanzgesetze I, p. 90). Dagegen ließ Herzog Friedrich I. im Jahr 1596 durch Otto Mann und durch den Bergvogt zu Insbruck, Adam Jäger, die alten Gruben wieder genau untersuchen, welche sie theils voll Wasser, theils ausgebeutet fanden | und deshalb vorschlugen, die Gänge lieber mit der Ruthe und dem Kompaß zu verfolgen und neue Schachte anzulegen. Dieß geschah und man gewann Anfangs ziemliche Ausbeute; Proben lieferten für den Centner bis auf 4 Loth Silber und 8 Pfund Kupfer. Bald aber zeigten sich wieder Hindernisse, welche schon früher den Bau erschwert hatten „enge, schmale, oft durch das feste Gestein abgeschnittene Gänge, im Hängenden und Liegenden gar unbeständig“. Die Ausbeute nahm immer mehr ab und schon am 29. April 1605 berichtete der Schichtmeister, Georg Fischer, daß die Bergleute davon laufen, weil sie keinen Lohn mehr erhalten. Der Bau wurde daher im Juni 1608 eingestellt und das vorhandene Erz 223 Centner und 30 Pfund mit sämmtlichen Geräthen nach Freudenstadt gebracht. Im Jahr 1615 erregte ein Bergmann aus Steiermark, Thomas Bosch, wieder neue Hoffnungen auf reiche Ausbeute, die sich aber nicht verwirklichten, und im Jahr 1623 ließ Herzog Johann Friedrich das Bergwerk durch zwei Sachverständige wieder untersuchen, deren Berichte jedoch nicht günstig ausfielen, weshalb ein weiterer Bau unterblieb. Das Bulacher Bergwerk lag nun beinahe ein Jahrhundert verlassen da, bis am 9. Mai 1710 das allgemeine Bergwerksprivilegium Herzogs Eberhard Ludwig erschien (Finanzgesetze I, 525 ff.), worauf sich eine Gesellschaft bildete, welche das Bergwerk bei Bulach wieder in Angriff nehmen ließ. Sie wurde am 21. Februar 1718 nicht nur mit dem „Bulacher Kupfer- und Silberbergwerk“, sondern auch mit den Eisenbergwerken bei Neuenbürg und den Bohnerzgruben bei Oberhausen belehnt und erhielt das ausschließliche Recht, an diesen Orten nach allerlei Erzen und Mineralien zu graben und zu schürfen, Schachte und Stollen zu führen, Poch- und Schmelzwerke etc. zu errichten, Jedermann in ihre Gemeinschaft aufzunehmen etc. Sämmtliche bei ihren Werken angestellte Personen sollten allein unter dem Berghauptmann stehen und der Gerichtsbarkeit des Oberbergamts unterworfen sein; sie wurden in den Genuß aller, anderswo gebräuchlicher Privilegien gesetzt. Auch wurden die Beamten und Diener „als freies Volk“ von Lasten und Beschwerden jeder Art befreit; endlich durften sie eine eigene Factorie anlegen und sollten das zu ihren Bauwerken nöthige Holz „ohne einigen Entgelt“ erhalten. Dafür mußten sie sich verpflichten, bergmännisch zu bauen, den Bergbau ohne besondere Ursachen nicht liegen zu lassen, von jeder Zeche dem Herzog 2 Kuxen, der Kirche und der Schule des Orts aber, wo gebaut wird, je eine Kuxe frei zu bearbeiten. Als Abgabe wurde von Arsenik, Kobalt und Eisen der zwanzigste, von anderen Metallen | der zehnte, von Vitriol, Alaun und Schwefel der dreißigste Centner festgesetzt (Reyscher p. 581). Die mit Privilegien so reichlich ausgestattete Gesellschaft forderte nun Jedermann zum Beitritt auf und versicherte unter Anderem, im Erbstollen seien schon bei 300 Centner „gute und reichhaltige Silber- und Kupfererze“ zu Tage gefördert worden, von welchem nach ganz genauen Proben der Centner 15 bis 54 Pfund Kupfer und 6–20, sogar 32 Loth Silber halte. Allein statt des gehofften Gewinns hatten sie nur Schaden und die Gesellschaft löste sich daher in wenigen Jahren wieder auf. Gleiches Schicksal hatten 2 weitere Gesellschaften, von denen sich die eine im Jahr 1747, die andere 1753 bildete, worauf die Regierung im Jahr 1757 den sogen. Erbstollen eine Zeit lang wieder bauen ließ. In den 1770er und 1780er Jahren ließen Calwer Kaufleute wieder einen Stollen treiben, der Bau wurde aber 1790 wegen zu großer Kostspieligkeit wieder aufgegeben. Auch spätere, von Gewerkschaften (1820) wie von der Regierung selbst angestellte Versuche lieferten keine besseren Ergebnisse (vgl. die Ortsbeschr. von Neu-Bulach).

Bei Martinsmoos wurde früher im Eichwald, einem Abhange gegen das Teinachthal, in mäßiger Ausdehnung Bergbau getrieben, von dem noch einige Gruben und Schachte entdeckt wurden, in welchen die Alten vor unfürdenklichen Jahren auf edle Silber- und Kupfergänge eingeschlagen hatten und rechter Hand 80, linker Hand bei 26 Lachter in’s hohe Gebirg eingefahren waren.

Bei Ernstmühl wurde im Jahr 1797 am sogen. Lützenhardt auf Silber und Kupfer gebaut, da aber der Versuch keine hinreichende Ausbeute lieferte, so wurde der Bau schon im Jahr 1798 wieder aufgegeben.

Auf dem Fuß des Sommenhardter Berges, auf Zavelsteiner Markung, hat man ebenfalls früher Bergbau auf Kupfer und Silber getrieben, ihn jedoch schon nach einem halben Jahr wieder aufgegeben.

Auf dem Welzberg bei Calw wurde im vorigen Jahrhundert ein Stollen getrieben, der auf Spath führte.

Auch auf der Markung Agenbach, oberhalb der Eisensägmühle, sind früher Versuche auf Bergbau gemacht worden.

Auf der Markung Calw kommt hinter dem Muckberg Bohnerz vor, welches die Hafner zur Glasur gebrauchen.

Steinbrüche. Der Bezirk ist verhältnißmäßig ziemlich arm an eigentlichen Steinbrüchen, weil der grobkörnige Sandstein und der Thonsandstein der bunten Sandsteinformation in zahllosen Felstrümmern allenthalben los auf der Oberfläche, insbesondere an den Thalgehängen, getroffen wird und auf eine leichte Weise zu | Bau-, Werk- und Mühlsteinen genommen werden kann, welch’ letztere häufig weithin abgesetzt werden.

Kieselsandstein und Schwerspath gewinnt man aus den ehemaligen Schachten und Stollen bei Neu-Bulach und benützt sie als Straßenmaterial.

Thonsandsteinbrüche, die gute Bau- und Werksteine liefern, haben Calw, Holzbronn, Simmozheim und Stammheim; Plattensandsteinbrüche befinden sich auf den Markungen Monakam, Neu-Bulach, Ober-Haugstett und Stammheim; sie liefern sehr gesuchte Platten, die zum Belegen der Hausfluren, zum Decken kleinerer Gebäude, zu Schweinställen u. s. w. benützt werden.

Wellenmergel kommt an verschiedenen Stellen, besonders im östlichen Theil des Bezirks vor und wird zuweilen als Verbesserungsmittel magerer Sandböden abgebaut.

Den Hauptmuschelkalk, welcher zu Straßenmaterial, zuweilen als Baustein und zum Kalkbrennen benützt wird, gewinnt man auf den Markungen Calw, Alt-Hengstett, Dachtel, Deckenpfronn, Gechingen, Möttlingen, Ostelsheim, Simmozheim und Stammheim.

Lehm kommt allenthalben, jedoch in sehr mäßiger Ausdehnung vor, wird aber nur auf den Markungen Martinsmoos und Simmozheim abgebaut.

Töpfererde trifft man bei Calw, Liebenzell, Martinsmoos und Simmozheim.

Torf und Spuren von Torf erscheinen auf den Markungen Alt-Hengstett, Liebelsberg, Martinsmoos, Möttlingen, Ober-Haugstett, Ober-Reichenbach, Würzbach u. s. w. (Über die Steinbrüche, Lehmgruben, Töpfererdegruben etc. s. die betr. Ortsbeschreibungen).


b) Pflanzenbau.
1. Verhältnisse des Feldbaues im Allgemeinen.

Nach den Ergebnissen der Landesvermessung beläuft sich die Grundfläche unseres Bezirks auf 101.6952/8 Morgen, deren Vertheilung nach Gemeindemarkungen und Benutzungsarten aus der angehängten Tabelle II. ersichtlich ist. Davon kommen auf das Areal der Ortschaften, Wege, Steinbrüche, Weiden, Ödungen und Gewässer 30583/8 Mg. Land- und forstwirthschaftlich werden behandelt 98.6367/8 Mg. Das nicht gebaute Land (Weiden, Ödungen mit Ausschluß der Wälder) verhält sich zu dem bebauten wie 1 : 32,2 und zu dem für landwirthschaftliche Zwecke im engern Sinne benützten wie 1 : 12,9.

| Von der ganzen Bodenfläche kommen auf einen Menschen 4,0, auf ein Pferd 3,2 und auf ein Stück Rindvieh 1,6 Morgen. Wenn Gärten und Länder als Einheit angenommen werden, so ist das Verhältniß sämmtlicher Kulturarten unter sich folgendes:
Gärten und Länder
1,00  
Ackerfeld
18,64
Wiesen
5,21
Waldungen
37,03
Weidefläche
1,92 Morg.

Von 100 Morgen Grundfläche kommen:

auf
Gärten und Länder
1,52  
0
Äcker
28,33
0
Wiesen
7,92
0
Waldungen
56,30
94,07 Morg.

Der Rest von 5,93 Morgen ist eingenommen:

durch
das Areal der Gebäude und Hofstätten mit
0,38  
Weiden und Öden
2,92
Steinbrüche, Thon und andere Gruben
0,01
Gewässer
0,27
Straßen und Wege
2,35
5,93 Morg.

Vertheilung des Eigenthums. Von den vorhandenen 101.6952/8 Mg. besaßen im Jahr 1850 der Staat 21.2435/8 Mg., die Gemeinden 29.6593/8 Mg., die Stiftungen 846/8 Mg., die Grundherrschaften 5/8 Mg.

Das Grundeigenthum war in dem gedachten Jahr in 59.178 Parzellen vertheilt, wovon eine im Durchschnitt zu 1,75 Mg. sich berechnet.

Anbau. Obwohl das Klima des Bezirks theils in Folge der ziemlich starken Erhebung über die Meeresfläche theils in Folge der im westlichen Theile desselben sehr ausgedehnten Waldungen ziemlich rauh ist, so ist doch der Boden im Durchschnitt als mittelfruchtbar zu bezeichnen und der landwirthschaftliche Betrieb steht namentlich auf der sogen. Gäuseite des Bezirks, d. h. in dem auf der rechten Seite der Nagold liegenden Theile desselben, welcher vorzugsweise der Muschelkalkformation | angehört, auf einer ziemlich hohen Stufe und es steht der Ertrag daselbst demjenigen in den bessern Gegenden des Landes zum wenigsten nicht nach. Das ausgedehnte Terrain, auf dem hier Ackerbau getrieben wird, hat meistens eine hügelige Lage; die dadurch gebildeten sanften Thalgehänge und Hochebenen sind dem Feldbau, die Thalsohlen hingegen, mit Ausnahme der Trockenthäler, dem Wiesenbau überlassen. Ein ganz anderes Bild dagegen bietet die sogen. Waldseite des Bezirks, d. h. der links der Nagold liegende Theil. Auf der Höhe des ziemlich steil gegen das Nagoldthal abfallenden und meist bis zur Thalsohle mit Wald bedeckten, hie und da von Seitenthälern durchschnittenen Gebirgs findet sich ein theils flaches, theils flachwelliges Land, in dessen ausgedehnte Waldungen sich die Landwirthschaft ihre Lücken von verschiedener Ausdehnung gebrochen hat. Die meisten Ortschaften dieser Seite bilden eigentlich eine Reihe zusammenhängender Bauernhöfe, zwischen die der kleinere Besitz der Taglöhner eingeschoben ist. Das gewöhnliche Besitzthum eines Bauern umfaßt 30–60 Morgen und erreicht mit dem an das Ackerfeld fast überall anstoßenden Walde nicht selten 100 Morgen und darüber. Überhaupt ist das Grundeigenthum in den Waldgegenden bei Weitem nicht so zerstückelt, wie anderwärts und nur in dem östlichen Theile des Bezirks begegnen wir einer starken Parzellirung, die sich derjenigen des Unterlandes nähert.

Größere Güter, deren rationeller Betrieb der Umgegend zum Muster dienen könnte, sind der Dickehof bei Stammheim, die Staatsdomäne Lützenhardt bei Hirschau (Pächter O. Schüz), das der Spitalpflege Weil der Stadt gehörige Gut in Möttlingen (Pächter R. Schmid), der Bühlhof bei Möttlingen, auf dem sich gegenwärtig eine Armenackerbauschule befindet, und die Güter des Gutsbesitzers E. Horlacher in Alzenberg und Speßhardt.

Das Erzeugniß an landwirthschaftlichen Produkten, besonders an Dinkel, bietet auf der produktiveren Seite des Bezirks, auf der Gäuseite, einen reichlichen Überschuß über den eigenen Bedarf, der theils nach Aussen, theils auf der nicht unbedeutenden Schranne in Calw sicheren Absatz findet. Auf der Waldseite, wo die Hauptfrucht Roggen ist, und Dinkel kaum zum eigenen Bedarfe gebaut wird, reicht dagegen das eigene Erzeugniß nicht hin und es sind deshalb die Bewohner dieser Seite häufig auf Zukauf angewiesen. Immerhin aber läßt sich annehmen, daß im Bezirke mehr producirt, als consumirt wird. Die produktivsten Orte sind Althengstett, Möttlingen, Gechingen, Dachtel, Deckenpfronn, Ostelsheim, Stammheim und Simmozheim. Von Handelsgewächsen werden Reps, Kraut, Hanf, | Flachs, auch etwas Tabak gebaut. Die Cultur des Flachses auf dem Walde, durch die der Bezirk früher berühmt war, wird stets unbedeutender, theils in Folge von Mißernten, theils in Folge des vermehrten Anbaus anderer, lohnenderer Handelsgewächse, namentlich des Repses.

Der Ertrag an Wiesenfutter erlaubt in manchen Orten die Unterhaltung eines beträchtlichen Viehstandes, so in Althengstett und Stammheim, während in andern Orten, namentlich auf dem Walde, der Mangel an natürlichem Futter einer ausgedehnteren Viehzucht und somit der Hebung der Landwirthschaft im Wege steht. Der Ertrag der natürlichen Wiesen deckt hier nicht den ganzen Bedarf, der Ertrag der sogen. Brand- und Mehfelder ist ein kärglicher und künstlicher Futterbau wird viel zu wenig getrieben. Deswegen findet man auf dem ganzen Walde noch den Viehaustrieb, ein schwaches Hilfsmittel für zu geringen Futterbau, während im östlichen Bezirke die Stallfütterung, unterstützt durch ausgedehnten Kleebau, allgemein ist.

Der Obstbau, der im Bezirke theilweise in erheblicher Ausdehnung getrieben wird, bildet in manchen Orten eine namhafte Einkommensquelle. Namentlich in der Nähe der Stadt Calw, in Möttlingen, Stammheim, Neu-Bulach, Oberhaugstett und besonders in Deckenpfronn finden sich größere Baumanlagen, deren Ertrag stets raschen Absatz im Bezirke selbst und manchmal auch nach Außen findet. Auf den höher gelegenen Waldorten ist aus natürlichen Gründen der Obstbau höchst unbedeutend und befriedigt selten den eigenen Bedarf.

Auf den Markungen Neu-Bulach, Ostelsheim und Simmozheim wurde früher auch Weinbau getrieben.

Zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie verbesserte Ackergeräthe, einfache Joche oder Stirnbänder statt der qualvollen Doppeljoche, an denen der Waldbauer noch mit großer Zähigkeit hängt, finden an manchen Orten bereitwilligen Eingang. Hie und da werden bessere Geräthe von den Gemeinden angeschafft, wie z. B. Repssäemaschinen, Walzen, Luzernegge (in Althengstett). Für rationelle Düngerbereitung geschieht Manches durch Beispiel und Belehrung. Der Ansammlung der Jauche wird im östlichen Theile mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als auf dem Walde, wo dieselbe häufig noch in den Straßen fortläuft. Der Hauptfehler in dem landwirthschaftlichen Betriebe der Waldorte besteht aber in dem großen Mangel an guten Streumaterialien, da in erster Linie zu wenig Futter und darum in zweiter Linie zu wenig Halmfrüchte erzeugt | werden. Das hievon gewonnene Stroh muß fast ausschließlich zur Nahrung für das Vieh dienen und zur Lieferung der nöthigen Streu wird der Wald zu Hilfe gerufen, dem seine doppelte Aufgabe als Holz- und Streulieferant häufig nur zu deutlich anzusehen ist. Übrigens wird im ganzen Bezirke neben dem Stalldünger noch Asche, Gyps, Compost und der Abfall von den Leimsiedereien und Wollfabriken zur Besserung des Bodens verwendet.

Über das noch häufig übliche Brennen der Felder s. hienach unter „Ackerbau“.

Der landwirthschaftliche Bezirksverein, seit dem Jahre 1843 gegründet und durch Oberamtmann Fromm im Jahr 1851 wieder neu belebt, hat es sich zur Aufgabe gestellt, theils durch Einführung verbesserter Geräthe, theils durch Austheilung von Prämien an treue Dienstboten und für preiswürdiges Vieh zur Hebung der Landwirthschaft beizutragen. Zur Förderung des Obstbaus wurden Zöglinge in die Obstbauschule in Hohenheim mit Vereinsunterstützung gesandt, und Garteninspektor Lucas im September 1858 zu einem Vortrage berufen. Gemeinnützige Schriften werden gratis oder zu ermäßigten Preisen zur Vertheilung gebracht. Bei dem jährlichen Vereinsfeste kommen theils neue, theils verbesserte Geräthschaften zur Verloosung unter den Mitgliedern. Neuerdings ist der Beschluß gefaßt, durch einen größeren, in den nächsten Jahren sich wiederholenden Ankauf von Montafuner Vieh, das theils zur Verloosung, theils zum Verkaufe gebracht werden soll, den Grund zu legen zur Einführung dieses für die Verhältnisse des Bezirks sich vorzüglich eignenden Stammes. Eine landwirthschaftliche Fortbildungsschule bestand im Winter 1857/58 in Möttlingen, in andern Orten sind Lesevereine theils schon vorhanden, theils im Entstehen. Der zum Zweck der Bildung von Armenackerbauschulen bestehende Verein in Stuttgart hat den Bühlhof in der Gemeinde Möttlingen angekauft und daselbst eine Armenackerbauschule errichtet; ein an ihr angestellter Verwalter ist zugleich Lehrer der gegenwärtig sich auf 15 belaufenden Zöglinge. Von gutem Erfolge versprechen die im Januar 1859 in den 4 größten Bezirksorten auf den Wunsch des Vereins gehaltenen Vorträge des Schäferei-Inspektors Fritz zu sein.

Werth und Ertrag. Der Werth des Bodens ist wie dessen Ertrag sehr verschieden. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich im Allgemeinen von 25–800 fl., am häufigsten von 100 bis 300 fl. Die durchschnittlich höchsten Preise mit 200–800 fl. hat Unter-Reichenbach und die geringsten mit 40–80 fl. Würzbach und Naislach. Am verschiedensten sind die Preise auf der Markung | Gechingen, wo sie sich von 40–700 fl. bewegen. Im Allgemeinen haben die auf Muschelkalk gelegenen Güter die höchsten Preise. Die Wiesenpreise bewegen sich von 80–1000 fl. per Morgen; die durchschnittlich höchsten Preise mit 600–800 fl. hat Teinach und die geringsten mit 90–200 fl. Ottenbronn.

Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Ackerlandes ist je nach den klimatischen und Bodenverhältnissen sehr verschieden, er beträgt an Dinkel von 4–12, ausnahmsweise bis 14 Scheffel, an Hafer 2–8 Schff., an Gerste 2–7 Schff. und an Roggen 3–6 Schff., Kraut 3500 Stück, Reps 21/2–4 Schff., Flachs 60–80 Pfd., Hanf 100–110 Pfd., Runkelrüben 120–150 Ctr. Ein Morgen Wiese liefert im Durchschnitt 20–50 Ctr. Futter.

Der nach den Schätzungen für das Steuerprovisorium angenommene Reinertrag und der hiernach berechnete Kapitalwerth der Bodenfläche des Bezirks ist schon bei der Berechnung des Vermögens S. 70 angegeben.

2. Einzelne Kulturen.

a) Ackerbau. Dem Ackerbau sind nach den Ergebnissen der Landesvermessung 28.814 Morgen gewidmet; hievon gehören 2026/8 Morgen dem Staate, 9214/8 Morg. den Gemeindekörperschaften und 42/8 Morg. den Stiftungen.

Die regelmäßige Wirthschaftsweise in dem hauptsächlich fruchtbauenden östlichen Theile des Bezirks, nämlich in den Orten Calw, Alt-Bulach, Alt-Hengstett, Möttlingen, Dachtel, Deckenpfronn, Gechingen, Holzbronn, Neu-Bulach, Neu-Hengstett, Ober-Haugstett, Ostelsheim, Simmozheim und Stammheim ist die Dreifelderwirthschaft mit theils reiner, theils eingebauter Brache. Den stärksten Bracheinbau mit 3/4 hat Neu-Bulach und den geringsten mit 1/12 Holzbronn. Auf der Waldseite des Bezirks dagegen besteht ein eigenthümliches Wirthschaftssystem, die sogen. Feldgraswirthschaft, die ihren Grundzügen nach ein oft sehr rationeller Fruchtwechsel ist, dem aber, wenn derselbe beinahe bis zur gänzlichen Erschöpfung des Bodens fortgeführt worden ist, eine nichts weniger als rationelle 5–15jährige natürliche Berasung folgt. So lange diese dauert, werden die sogen. Mähfelder theils mit der Sense abgeerntet, theils dem Weidevieh überlassen, das auf demselben selten mehr als eine kümmerliche Nahrung findet. Soll das, während der langjährigen Ruhe vom Pfluge, von Unkräutern aller Art durchzogene Feld wieder dem Fruchtbau zugewendet werden, so ist dieß kaum anders möglich, als durch das Abschälen und Brennen des Rasens, das | auch einzig in seiner zerstörenden Wirkung auf die Wurzelunkräuter seine Entschuldigung finden kann.

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Die bei der reinen Feldgraswirthschaft übliche Fruchtfolge ist folgende: nach dem Brennen des Rasens und dazu gegebener starker Düngung pflanzt man auf den besseren Feldern im ersten Jahre Kopfkohl, während man auf schlechtere Grundstücke Rüben aussäet; im zweiten Jahre Roggen, im dritten auf besseren Feldern Flachs und Kartoffeln, auf schlechteren nur Kartoffeln, im vierten Roggen, im 5. Hafer ohne Düngung, im 6. Hafer mit Düngung, im 7. hat man auf besseren Feldern den unter den Hafer gesäeten Klee zu mähen, welcher dann den Übergang zum Mähefeld bildet, während auf den schlechten Feldern die Berasung der Natur überlassen bleibt. Die Mähefelder werden wo möglich alljährlich gedüngt. Einige Abweichungen von dieser Fruchtfolge kommen mehrfach vor: z. B. in Altburg folgen im 7. Jahre Kartoffeln mit starker Düngung, im 8. Dinkel oder Hafer mit Klee, sodann zuerst Wiese und endlich Weide bis zum 15. Jahr; in demselben Ort auch im 6. Jahr Kartoffeln, im 7. Hafer, im 8. Erbsen und Wicken, im 9. Hafer mit Klee, alsdann wird das Feld bis zum 14. oder 15. Jahre gemäht. In Emberg folgen im 5. Jahre Hafer, im 6. Kartoffeln, im 7. Winterroggen mit Düngung, im 8. Hafer mit Klee, alsdann 3–9 Jahre theils zur Weide, theils zum Mähen berast. In manchen Orten folgt der Fruchtfolge, welche in Emberg eingeführt ist, nach dem im 8. Jahre gebauten Hafer, im 9. Wicken, im 10. Hafer mit Düngung, im 11. Hafer mit untergesäetem Klee, worauf 5–10jährige Dreische eintritt u. s. w. (s. auch die in Württemberg üblichen Feldsysteme und Fruchtfolgen von Dr. Karl Göriz S. 23 ff.). Von den Cerealien baut man Dinkel, Hafer, Roggen und einige Gerste. Der Dinkelbau ist hauptsächlich in dem östlichen Theile des Bezirks vorherrschend, während derselbe in den Waldgegenden eine untergeordnete Rolle spielt und häufig erst in neuerer Zeit in mäßiger Ausdehnung eingeführt wurde; dagegen herrscht hier der Anbau des Hafers und des Roggens bedeutend vor. Von anderen Feldgewächsen werden sowohl in der Brache, als im Wechselbetrieb gezogen: Kartoffeln, Futterkräuter (vorherrschend dreiblättriger Klee, übrigens auch Luzerne und Esparsette), Kraut, Kohlraben, viel Rüben, Wicken, Erbsen, Linsen und in den milderen Gegenden des Bezirks auch Ackerbohnen, Angersen. Von Handelsgewächsen pflegt man vorzugsweise Flachs, Hanf und Reps, der seit einigen Jahren auch auf dem Walde Aufnahme gefunden hat. Der Flachs, früher eine renommirte Culturpflanze des Bezirks, hat nach und nach eine große Anzahl | seiner Anhänger verloren; er wird nur noch in wenigen Orten mit Vorliebe gepflegt, z. B. in Sommenhardt, da es den Bauern mehr und mehr zum Bewußtsein kommt, daß der Erlös keinen hinreichenden Ersatz bietet für die vielen mit dieser Cultur verbundenen Arbeiten. Den meisten Absatz findet der auf dem Walde gewonnene Flachs auf dem Liebenzeller Flachsmarkte, auf welchem auch Prämien für vorzügliche Waare gegeben werden. Versuche mit dem Anbau von Tabak sind in neuerer Zeit in Calw, Sommenhardt und Stammheim mit ziemlich gutem Erfolg gemacht worden. Calw baut auch etwas Hopfen.

b) Der Gartenbau beschränkt sich mit wenigen Ausnahmen nur auf das eigene Bedürfniß. Ausgedehntere Gartenanlagen finden sich in Calw, Liebenzell und Teinach. Die Gemüse- und Blumengärten nehmen sammt den Ländern im Bezirke die Fläche von 2831/8 Morg. ein.

c) Wiesenbau. Nach den Ergebnissen der Landesvermessung besitzt der Oberamtsbezirk 79646/8 Morg. zweimähdige, 897/8 Morg. einmähdige, zusammen 80545/8 Morg. Wiesen, von welchen dem Staat 1092/8 Morg., den Gemeinden 3032/8 Morg. und den Stiftungen 14/8 Morg. gehören. Die Wiesen sind sehr verschieden, indem die in den Thälern gelegenen meist sehr gutes und reichliches Futter in 2–3 Schnitten ertragen, während die sogen. Bergwiesen einen geringeren Ertrag und in trockenen Sommern nicht selten nur einen Schnitt, jedoch von vorzüglicher Qualität liefern. Auf mehreren Markungen findet gar keine Wässerung der Wiesen statt, auf den meisten aber können sie zum Theil, auf andern, wie Ostelsheim und in den Seitenthälern der Nagold, z. B. in Teinach, Würzbach, Röthenbach, Weltenschwann, Speßhardt, sogar durchgängig bewässert werden. Im Allgemeinen ist der Wiesenbau nicht so ausgedehnt, daß nicht sämmtliche Orte genöthigt wären, Futtersurrogate zu pflanzen, um den für den landwirthschaftlichen Betrieb nothwendigen Viehstand zu erhalten; bei einzelnen Gemeinden steht der Mangel an Futter einer ausgedehnteren Viehzucht und somit der Hebung der Landwirthschaft im Wege.

d) Der Obstbau wird im Bezirke in ziemlicher Ausdehnung getrieben und namentlich von den Gemeindebehörden da und dort kräftig unterstützt. Neben größeren Baumgütern in Calw und Umgegend (Alzenberg, Oberried) mit den vorzüglichsten Most- und Tafelobstsorten finden sich größere, theilweise auf Gemeindekosten hergestellte Anlagen in Calw, Deckenpfronn, Stammheim, Möttlingen, Simmozheim, Neu-Bulach und Oberhaugstett. In den | Waldorten gehört es zum stehenden Typus, daß bei jedem Bauerngute sich ein Obstgarten, häufig mit Bäumen von ehrwürdigem Alter, befindet. Je nach der rauheren oder milderen Lage der Orte werden verschiedene Sorten gezogen; feines Tafelobst findet sich namentlich in den verschiedenen Baumgütern der Oberamtsstadt, in Alzenberg, Oberried, Simmozheim, Möttlingen, Deckenpfronn. Die am häufigsten vorkommenden Sorten sind: Luiken, Fleiner, Rosenäpfel, Paradiesäpfel, Zipperäpfel, engl. Wintergoldparmäne, rhein. Bohnäpfel, Grafenäpfel, Schafnasen, Backäpfel, Lederbirnen, deutsche und welsche Bratbirnen, Knausbirnen, Schneiderbirnen, Wadelbirnen, Frankfurter, Schnabelsbirnen, Gaishirtlen, Grunbirnen etc. Seit neuerer Zeit werden da und dort schlechte oder unfruchtbare Sorten abgeworfen und für die Lage passende, reichlich tragende aufgesetzt. Zwetschgen werden namentlich in Simmozheim, Stammheim, Calw etc. gezogen, Kirschen aber finden sich hauptsächlich in den Waldorten, wo die schwarze, süße Waldkirsche von zahllosen, meist in den Hecken stehenden Bäumen oft eine reichliche, weniger dem Handel, als der Branntweinbrennerei verfallene Ernte liefert. Schwarzwälder Kirschengeist ist stets eine gesuchte Waare. Überhaupt wird das Obst theils für den eigenen Bedarf gemostet, theils gedörrt, in den für den Obstbau günstigeren Orten aber überdieß noch ziemlich viel grünes und gedörrtes Obst nach Außen verkauft. Baumschulen sind wenige vorhanden und nur in der Oberamtsstadt, sowie in Ober-Kollbach von Bedeutung; letzterer Ort versieht beinahe die ganze Umgegend mit Jungstämmen, sowie sie nicht von einzelnen Obstzüchtlern selbst nachgezogen werden, theilweise bezieht man sie auch von Hohenheim, Merklingen und von Händlern, die dieselben von auswärts auf den Markt bringen.

e) Waldbau. Nach den Ergebnissen der Landesvermessung beträgt die Waldfläche des Oberamtsbezirks 57.2356/8 Morg., wovon 49.8106/8 Morg. mit Nadelhölzern, 2701 Morg. mit Laubhölzern, 4724 Morgen mit Laub- und Nadelhölzern gemeinschaftlich bestockt und 14 Morg. unbestockt sind. Dem Staat gehören 21.2057/8 Morg. und den Gemeinden 24.815 Morg. Die Waldfläche umfaßt überhaupt etwas mehr als 56 % der Gesammtfläche des Bezirks, und es kommen auf einen Einwohner 2,5 Morg. Wald; der Oberamtsbezirk gehört somit zu den waldreichsten des Königreichs.

In die Forstamtsbezirke Wildberg, Altensteig und Neuenbürg und in die Reviere Naislach, Hirschau, Schönbronn, Stammheim, Hofstett und Liebenzell getheilt, (s. hier. den Abschnitt „Eintheilung der Ämter“), verbreiten sich die Waldungen über den ganzen Oberamtsbezirk | und sind besonders in dem westlichen Theile nur selten durch nicht ausgedehnte Feldungen unterbrochen, dagegen hat in dem östlichen Theile des Bezirks, namentlich an der östlichen Grenze desselben, die Landwirthschaft die Oberhand über die Waldungen gewonnen.

Die Bodenbeschaffenheit ist im Allgemeinen der Holzproduktion günstig, indem sie größtentheils aus den Trümmern und Zersetzungsprodukten des bunten Sandsteins und im östlichen Theile des Bezirks aus den Verwitterungen des Muschelkalks besteht (s. hier. den Abschnitt „Boden“).

Nadelholzbestände sind vorherrschend und zwar von Fichten, Weißtannen und Forchen. Reine Bestände von diesen Nadelhölzern sind seltener, häufig kommen sie gemischt vor, wo dann in den höheren Lagen die Forche, in den tieferen, günstigeren aber die Fichte vorherrscht. Die Lärche und Weimuthskiefer kommen nur künstlich angepflanzt vor. Von Laubhölzern sind es hauptsächlich Buchen, die entweder mit den Nadelhölzern in ziemlich gleicher Mischung oder zuweilen, in dem östlichen Theile des Bezirks, als besondere Bestände vorkommen. Auch Eichen, Hainbuchen, Birken, Vogelbeere, Aspen etc. erscheinen eingesprengt in den Waldungen (über die vorkommenden Laubhölzer s. den Abschnitt „Pflanzen“). Überhaupt treten die Laubhölzer mehr in dem östlichen Theile des Bezirks auf, während sie in dem westlichen beinahe ganz fehlen.

Die schädlichen Naturereignisse sind im Allgemeinen unbedeutend. Manchmal kommt ein Sturmschaden vor. Auch der Schneedruck (hauptsächlich nur in Forchenbeständen) ist von keinem Belang.

Der Insektenschaden ist ebenso ganz unbedeutend; die Rüsselkäferarten greifen zuweilen die Nadelholzkulturen an.

Auch die Spätfröste im Frühjahr, die sich in den äußeren Lagen jedes Jahr wiederholen, haben bis jetzt keine bedeutenden Verheerungen angerichtet.

Die Waldungen, insbesondere die dem Staat gehörigen, sind in gutem Zustande, während die Gemeinde- und Privatwaldungen, an die größere Anforderungen gemacht werden, in etwas minder gutem Stande sich befinden; übrigens wird auch von Seiten der Gemeinden für die Verbesserung der Waldungen, mittelst geregelter Wirthschaft und künstlicher Aufforstung Vieles gethan. Der vorherrschende Betrieb ist die Hochwaldwirthschaft, welche durch das beinahe allgemeine Vorkommen von Nadelhölzern bedingt ist, und auch in den Staatswaldungen bei den meist aus Buchen bestehenden Laubholzbeständen durchgängig in Anwendung kommt. Der Mittelwaldbetrieb | ist in Gemeindewaldungen nur bei gemischten Laubholzbeständen in den östlichsten Theilen des Bezirks zuweilen üblich; auch Eichenschälwaldungen kommen vor. Seit einigen Jahren hat die schlagweise Wirthschaft auch in den Gemeindewaldungen festen Fuß gefaßt, während in den Privatwaldungen die Fehmelwirthschaft noch getrieben wird. Die festgesetzten Umtriebszeiten sind bei den Weißtannenbeständen 120, bei den Fichtenbeständen 100, bei den Forchenbeständen 60–100, bei den Buchenbeständen 90–100, bei den gemischten Laub- und Nadelholzbeständen 100–120, bei den Mittelwaldungen 30 und bei den Eichenschälwaldungen 20 Jahre. Nicht allein für den Betrieb der Waldungen des Staats, sondern auch zum größeren Theil für den der Gemeindewaldungen sind geregelte, von Forstverständigen entworfene Wirthschaftsplane vorhanden. Die Gemeinde Calw hat in neuerer Zeit einen besonderen Stadtförster aufgestellt.

In dem Bezirk beträgt das Nutzholz in den Staatswaldungen etwa 80 %, in den Gemeindewaldungen 40–60 % und in den Privatwaldungen 40 % der ganzen Holzproduktion; der durchschnittliche jährliche Zuwachs wird zu 1/2–1 Klafter per Morgen angegeben. In den Privatwaldungen ist derselbe geringer.

Von Nebennutzungen sind zu nennen: 1) die Gewinnung der Fichtenrinde; 2) das Harzsammeln, welches in den Staats- und Gemeindewaldungen ganz aufgehört hat, wird zuweilen noch unerlaubter Weise zum Nachtheil der Waldungen ausgeübt; 3) die Waldstreu, als Nadelstreu, Heide, Moos, dürres Waldgras etc., ist wegen des verhältnißmäßig unbedeutenden Stroherzeugnisses und weil das Stroh theilweise verfüttert wird, sehr gesucht; 4) die Gräserei, die sich übrigens nur auf das Rupfen mit der Hand beschränkt, ist auf unschädlichen Plätzen in den Gemeindewaldungen und gegen sogen. Graszettel sogar in den Staatswaldungen gestattet. Dieselbe wird übrigens, außer in trockenen, futterarmen Jahrgängen in keinem großen Umfang ausgeübt, doch sind in solchen Jahrgängen auch unerlaubte Eingriffe häufig, besonders in dem östlichen Theil des Bezirks; 5) Die Waldweide wird in den Staatswaldungen nur noch da ausgeübt, wo lagerbüchliche Rechte bestehen; da überall die Stallfütterung eingeführt ist, so haben die meisten Gemeinden auch in den Gemeindewaldungen darauf verzichtet, mit Ausnahme der Waldorte, welche dieselbe hie und da noch ausüben; 6) die Gewinnung des Holzsamens ist bei eintretenden Samenjahren sehr beträchtlich und sichert mancher Familie eine erkleckliche Nebeneinnahme; | 7) das Eckerig ist von keinem großen Belang, indem die Eichen und Buchen nur untergeordnet vorkommen.

Außer den gewöhnlichen Waldnutzungen werden wildwachsende Beere, wie Heidelbeere, Preisselbeere, Himbeere, Erdbeere und Brombeere sehr häufig gesammelt und theils roh verkauft oder verspeist, theils wird aus denselben, besonders aus den Heidel- und Himbeeren Branntwein bereitet, mit dem ein ausgedehnter, einträglicher Handel stattfindet.

Was die Fortschaffung des Holzes aus den Waldungen betrifft, so geschieht der Transport des Langholzes bis an die Abführwege mit dem halben Wagen. An steilen Abhängen werden die Langholzstämme an Seilen hinabgelassen, nur in den gebirgigen Gegenden ist der Lottbaum eingeführt. Holzriesen bestehen keine mehr.

Auf den beinahe jetzt überall angelegten Holzabführungen geschieht der Transport bis an die Einbindstätten per Achse.

Die Floßstraßen im diesseitigen Forstbezirk sind die Nagold und die kleine Enz, an welchen folgende Einbindstätten (Wasserstuben) bestehen:

An der Nagold: bei der Thalmühle, bei der sogen. Herrschaftsbrücke, bei der Walkmühle, in Hirschau und zwischen diesem und Ernstmühl.

An der kleinen Enz: die Agenbacher- und die Brühlwasserstube.

Der Absatz geht auf diesen beiden Floßstraßen in die große Enz und den Neckar bis nach Mannheim.

Ein Theil des Nutzholzes wird auf die bestehenden Sägmühlen gebracht, wo sie zu Schnittwaaren verarbeitet meist auf der Achse, manchmal auch als Oblast auf den Flößen versendet werden. Besondere Bretterflöße sind selten.

Der Transport des Brennholzes geschieht in der Regel per Achse, und nur in dem gebirgigen Theile per Schlitten, zu welchem Behufe besondere sogen. Schlittwege angebracht sind.

Das nach Befriedigung des Bedürfnisses der Revierinsaßen noch übrige Holz geht hauptsächlich auf dem Handel nach Stuttgart, auch nach Pforzheim. Nur aus den Waldungen des Reviers Naislach wird ein beträchtlicher Theil des Brennholzerzeugnisses zum Enzscheiterfloß abgegeben, um in den Holzgarten in Bietigheim auf dem Wasser gebracht zu werden. Ein Theil des Holzes wird auch von den Käufern zum Verkohlen benützt.

In den Staatswaldungen wird alles Holz, soweit es nicht als Berechtigungs- und Besoldungsholz abgegeben wird, im Aufstreich verkauft, während ein Theil des in den Gemeindewaldungen erzeugten | Brennholzes nicht selten unter die Ortsbürger vertheilt, und nur der Rest an die Meistbietenden verkauft wird. Viele Gemeinden verwerthen auch das schlagbare Holz als Langholz und reichen den berechtigten Einwohnern einen Theil des Erlöses, wobei dann immer noch eine namhafte Summe in die Gemeindekasse fließt.

Von holzverzehrenden Gewerben sind zu nennen die zahlreichen Fabriken des Bezirks, Bierbrauereien, Potaschesiedereien, Theerbrennereien, Ziegelöfen, Bäckereien, Schmiedessen, Branntweinbrennereien etc.; besonders aber wird eine ansehnliche Masse Holz alljährlich an die Köhlereien abgegeben (s. hier. den Abschnitt „Kunst und Gewerbefleiß“). Holzersparende Anstalten, wie öffentliche Back- und Waschhäuser, zweckmäßige Feurungseinrichtungen etc. sind verhältnißmäßig nur wenige vorhanden; ebenso könnte der Reichthum an Bau- und Werksteinen noch manches Stück Bauholz ersparen.

Die Holzpreise betrugen:

In dem Forstbezirk Altensteig:
Nutzholz (pr. Kubikfuß):
1800.   1820.
Eichenholz
21/2–4 kr. 4–5 kr.
Buchenholz
21/2–4 kr. 4–5 kr.
Nadelholz
20/0–3 kr. 2–5 kr.
Brennholz (pr. Klafter):
Eichene Scheiter 
48 kr.–5 fl. 00 kr. 1 fl. 20 kr.–1 fl. 30 kr.
Buchene Sch
48 kr.–5 fl. 00 kr. 2 fl. 0kr.–6 fl. 00 kr.
Nadelholz ch
30 kr.–2 fl. 24 kr. 1 fl. 0kr.–4 fl. 00 kr.
In dem Forstbezirk Neuenbürg:
Nutzholz (pr. Kubikfuß):
1800. 1820.
Eichenholz
41/2–51/2 kr. 7–8 kr.
Buchenholz
21/2–31/2 kr. 0–6 kr.
Nadelholz
21/2–30/0 kr. 3–6 kr.
Brennholz (pr. Klafter):
Eichene Scheiter
1 fl. 30 kr.–2 fl. 45 kr. 2 fl. 42 kr.–07 fl. 32 kr.
Buchene Sch
1 fl. 45 kr.–4 fl. 15 kr. 4 fl. 36 kr.–10 fl. 48 kr.
Nadelholz ch
1 fl. 30 kr.–2 fl. 45 kr. 2 fl. 42 kr.–03 fl. 0‒ kr.
In dem Forstbezirk Wildberg:
Nutzholz (pr. Kubikfuß):
1800. 1820.
Eichenholz
91/2 kr.
Buchenholz
91/2 kr.
Nadelholz
60/0 kr.
|
Brennholz (pr. Klafter):
1800. 1820.
Eichene Scheiter
1 fl. 20 kr.–06 fl.
Buchene Sch
2 fl. 0‒ kr.–12 fl.
Nadelholz ch
1 fl. 0‒ kr.–07 fl.


Neuerer Zeit sind die Holzpreise bedeutend gestiegen und betragen nach den Aufstreichsverkäufen im Jahr 1859:

in dem Forstbezirk Altensteig:
für Nutzholz:
der Kubikfuß Eichen 10 kr. durchschnittlich,
Buchen 8 kr.
Nadelholz:
a) Langholz:
schwächstes Sortiment 7 kr.
stärkstes Sortiment 15 kr.
b) Sägholz:
schwächstes Sortiment 12 kr.
stärkstes Sortiment 15 kr.
für Brennholz:
das Klafter eichene Scheiter 5 fl. 48 kr.
buchene   „ 8 fl. 22 kr.
Nadelholz:
a) Prügel 3 fl. 42 kr.
b) Scheiter 6 fl. 26 kr.
In dem Forstbezirk Neuenbürg:
für Nutzholz:
der Kubikfuß Eichen 151/2 kr. durchschnittlich
Buchen 90/0 kr.
Nadelholz:
a) Langholz:
schwächstes Sortiment 7 kr.
stärkstes Sortiment 15 kr.
b) Sägholz:
schwächstes Sortiment 12 kr.
stärkstes Sortiment 15 kr.
für Brennholz:
das Klafter eichene Scheiter 12 fl. 0‒ kr.
buchene   „ 12 fl. 40 kr. "
Nadelholz:
a) Prügel 6 fl. 08 kr.
b) Scheiter 8 fl. 39 kr.
|
In dem Forstbezirk Wildberg:
für Nutzholz:
der Kubikfuß Eichen 28 kr. durchschnittlich
Buchen 14 kr.
Nadelholz:
a) Langholz:
schwächstes Sortiment 7 kr.
stärkstes Sortiment 15 kr.
b) Sägholz:
schwächstes Sortiment 12 kr.
stärkstes Sortiment 15 kr.
für Brennholz:
das Klafter eichene Scheiter 12 fl. 20 kr.
buchene   „ 15 fl. 0‒ kr.
Nadelholz:
a) Prügel 7 fl. 16 kr.
b) Scheiter 9 fl. 24 kr.

Das Leseholz, dessen Sammlung an bestimmten Tagen gegen Leseholzzettel erlaubt ist, wie auch das Stock- und Stumpenholz wird fleißig gesammelt.

In den entfernteren Waldungen des Reviers Naislach wird das Reis nicht aufgebunden, sondern nachdem die Reisprügel herausgehauen sind, nach Mahden verkauft.

Die Holznutzung außerhalb der Waldungen beschränkt sich auf die an den Flüssen und Bächen gepflanzten Weiden, Erlen, Pappeln etc. wie auf Waldbäume, die auf Weideplätzen stehen, und auf das dürre Holz von den Obstbäumen.

Waldservituten. Die bedeutenderen und lästigen Servituten ruhen auf den ehemaligen Hirschauer Klosterwaldungen, indem die Insaßen der sogen. Klosterorte nicht nur bedeutende Bau- und Brennholz-Berechtigungen, sondern auch bedeutende Weid- und Streugerechtsame besaßen.

Dieselben ruhen größtentheils auf den Waldungen des Reviers Naislach und theilweise auch Hirschau.

Im Jahr 1851 ist es gelungen, einen großen Theil der Brennholzrechte und auch einige Bauholzrechte durch Abtretung von Waldflächen abzulösen, allein die meisten Bauholzrechte, einige Brennholzrechte, die Streu- und Weidgerechtsame bestehen noch.

Die 7 Bauern zu Hofstett haben nach dem Wildbader Forstlagerbuch vom Jahr 1682 aus dem Staatswald Schindelhardt anzusprechen: a) 24 Klafter tannenes Brennholz, wie es der Schlag gibt, | gegen Ersatz des Hauerlohns und gegen Bezahlung von jährlichen 1 fl. 6 kr. für das ganze Quantum; b) das zum Felderbrennen nöthige Reisach sammt Prügeln unentgeldlich; c) das zu Reparaturen und Neubauten der Häuser und Scheuern erforderliche tannene Bauholz, insoweit der Bedarf 6 Stämme bei Reparaturen und 20 Stämme bei Neubauten nicht übersteigt. Diese 6 resp. 20 Stämme hat die Gemeinde Neuweiler abzugeben; d) alles Sägholz, einschließlich des Deck- und Täferholzes zu Reperaturen und Neubauten der Häuser und Scheuern. Bau- und Sägholz werden vom Staat unentgeldlich gegen Ersatz des Hauerlohns abgegeben. Von den 7 Hofbauern haben indessen 2 ihre Bau- und Sägholzrechte abgelöst.

Sämmtliche Bürger von Oberweiler und Zwerenberg haben nach dem Wildbader Forstlagerbuch von 1682 aus dem Staatswalde das nöthige tannene Bauholz zu Neubauten, Erweiterungen und Reparaturen aller Gebäude gegen Ersatz des Hauerlohns unentgeldlich anzusprechen. Sägholz wird nicht abgegeben.

Die Waldfrevel sind verhältnißmäßig unbedeutend, namhafte Eingriffe durch Entwendung von werthvollerem Holz sind selten geworden.

g) Weidewirthschaft. Das Areal der eigentlichen Weiden beträgt nach den Ergebnissen der Landesvermessung 1918 Morgen; hievon sind mit Obstbäumen 58 Morgen und ausschließlich mit Gras bewachsen 15414/8 Morg., theilweise mit Holz bestockt 3193/8 Morg. Die Gemeinden besitzen an Weidefläche 16082/8 Morg. Mehrere Orte benützen noch die Waldweide, auch werden sehr graswüchsige, nicht regelmäßig bewirthschafte Felder noch abgeweidet. Die Schafweiden sind hauptsächlich in den im östlichen Theil des Bezirks gelegenen Orten von Bedeutung und werden dort nebst der Brach- und Stoppelweide an Schäfer verpachtet, was den Gemeindekassen zuweilen beträchtliche Revenuen einbringt. Übrigens verpachten auch mehrere Waldorte ihre, jedoch nicht ausgedehnten Schafweiden oder lassen die Ortsbürger eine Anzahl Schafe auf denselben laufen.

c) Viehzucht.
Nach der Aufnahme vom 1. Januar 1859 beträgt die Zahl der Pferde 719, worunter 26 Fohlen unter 2 Jahren: es kommen auf 100 Morg. Fläche 2,83 Pferde, bei der Aufnahme von 1844 waren 2,4 Pferde auf 100 Morg. Fläche gezählt worden. Eigentliche Pferdezucht wird im Bezirk nicht betrieben, jedoch ist die Pferdehaltung in Calw und in einzelnen Orten im Osten des Bezirks ziemlich beträchtlich | und der Bezirk nimmt in dieser Beziehung in der Reihe der Oberamtsbezirke die 22. Stelle ein.

An Rindvieh zählte nach der gedachten Aufnahme der Oberamtsbezirk 1361 Ochsen und Stiere, 5662 Kühe und 1689 Stück Schmalvieh, sonach kommen auf 100 Morg. Fläche 8,57 Stücke und 34,30 Menschen theilen sich in ein Stück Rindvieh. Bei der Aufnahme vom 1. Januar 1844 kamen auf 100 Morg. nur 6,17 Stück. Nach der Zahl des Rindviehs nimmt der Bezirk in der Reihe der Oberämter die 37. Stelle ein. Der Viehstand besteht in den Waldorten aus einem ziemlich mittelmäßigen Landschlag (Waldvieh) und untergeordnet aus der Allgäuer Race; in den Thal- und in den gegen das Gäu gelegenen Orten trifft man einen tüchtigen, meist rothen Landschlag, der nicht selten durch reine und Bastard-Simmenthaler Farren veredelt wird. Auch Ober-Haugstett, Ober-Kollwangen, Röthenbach, Sommenhardt und Zwerenberg haben zur Verbesserung ihres Viehstandes mit Simmenthaler Race gekreuzte Landfarren aufgestellt. Durch die von dem landwirthschaftlichen Vereine beabsichtigte Einführung von Montafuner Vieh wird eine neue Anregung zu eigentlicher Viehzucht gegeben werden. Den ersten Anfang mit Einführung dieser Race hat Gutsbesitzer E. Horlacher in Alzenberg im Spätjahre 1858 gemacht.

Ein eigenthümlicher Schlag mit vorherrschend Holländer Blut steht auf dem Hof Dicke, der jedoch keine weitere Verbreitung gefunden hat.

Die Farrenhaltung geschieht im Allgemeinen Namens der Gemeinde von einzelnen Bürgern gegen Nutznießung von Faselviehgütern, woneben meist noch ein Geldbeitrag von Seiten der Gemeinde gereicht wird. Nur in Simmozheim hat der Besitzer des Widdumhofs die Farren zu halten und in Speßhardt wird der Farre abwechslungsweise von den größeren Bauern gegen eine auf die Zahl der weiblichen Thiere gemachte Entschädigungsumlage unterhalten.

Der Handel mit Vieh ist im Allgemeinen nicht unbedeutend und es wird nicht nur mit Schmal- und Melkvieh, sowie gemästetem Vieh auf benachbarten Märkten ein lebhafter Handel getrieben, sondern auch solches zuweilen in das Badische abgesetzt. Einzelne Orte, besonders solche, die in der Nähe der Oberamtsstadt oder der Bäder liegen, haben auch einen beträchtlichen Milchverkauf. Überdieß wird viel Milch verbuttert und theilweise als Butter oder Schmalz verkauft. Käserei ist keine im Bezirk vorhanden.

Die Schafzucht wird von den meisten Orten, jedoch in nicht großer Ausdehnung betrieben; nur die im Osten des Bezirks gelegenen | Orte haben eine ausgedehntere Schafzucht, während von den Waldorten mehrere gar keine Schafe halten. Der Bezirk besaß am 1. Januar 1859 389 spanische, 4410 Bastard- und 1531 Landschafe, zusammen 6330 Stücke. In Vergleichung mit den übrigen Oberamtsbezirken des Königreichs nimmt der Bezirk hinsichtlich der Anzahl der Schafe die 18. Stelle ein. Die Wolle wird nach Calw, theilweise auch nach Kirchheim abgesetzt, und der Abstoß der Schafe geschieht zuweilen nach Frankreich.

Die eigentliche Zucht der Schweine ist im Allgemeinen unbedeutend und beinahe sämmtliche Orte kaufen entweder alle Ferkel, oder doch den größeren Theil derselben von Außen auf. Nur Deckenpfronn, welches die bedeutendste Schweinzucht in dem Bezirk hat, und Neu-Bulach verkaufen Ferkel. Die gezogenen wie die aufgekauften Ferkel werden theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf gemästet. Die Race ist die gewöhnliche; jedoch sind in Folge der Aussetzung von Preisen für englische Eber durch den landwirthschaftlichen Verein in manchen Orten Zuchtthiere dieser Race aufgestellt worden, z. B. in Zavelstein, Hirschau, Liebenzell, Althengstett, Möttlingen, Deckenpfronn, Ostelsheim. In Vergleichung mit den übrigen Oberämtern nimmt der diesseitige Bezirk nach der Gesammtzahl der Schweine die 16. Stelle ein. Die Zahl der am 1. Jan. 1859 vorhandenen Schweine betrug 3852; Austrieb auf die Weide findet noch statt.

Die Ziegenzucht, welche meist von Unbemittelten der Milch wegen getrieben wird, ist nur in den Orten Altburg, Alt-Bulach, Simmozheim und Zavelstein von einiger Bedeutung. Im Januar 1859 waren 473 St. Ziegen im Bezirk.

Die unbedeutende, im Allgemeinen zurückgekommene Bienenzucht hat sich in neuerer Zeit in einzelnen Orten, wie in Calw, Dennjächt, Monakam, Möttlingen, Simmozheim und Zavelstein wieder gehoben. Der landwirthschaftliche Verein schenkt auch diesem landwirthschaftlichen Betriebszweige einige Aufmerksamkeit und sucht Freunde für rationelleren Betrieb zu gewinnen. Der Anfang mit Aufstellung von Dzierzonstöcken wurde von Fabrikant Kohler gemacht. Die höchste Zahl der Stöcke beträgt in einer Gemeinde (und zwar Hirschau) 141. Im Januar 1859 wurden im Bezirk 1915 Stöcke gezählt.

Die Geflügelzucht beschränkt sich meist auf den eigenen Bedarf; nur die Orte Alt-Hengstett, Deckenpfronn, Ober-Kollwangen, Stammheim und Unter-Haugstett treiben einen kleinen Handel mit Hühnern und Eiern. In der Oberamtsstadt selbst befinden sich | mehrere bedeutende Geflügelhöfe, in denen Hühner von reiner Cochinchina-, Brahma-Poutra- und amerikanischer Race gezüchtet und diese Racen auch gekreuzt werden.
d) Jagd und Fischerei.

Die Jagd, welche früher in dem Bezirke beträchtlich war, hat längst abgenommen.

Das wilde Schwein ist schon lange verschwunden, auch das Edel- und Dammwild ist sehr selten geworden; häufiger ist noch das Reh, auch der Hase hält sich, besonders in dem östlichen Theil des Bezirks immer noch. Von dem Raubzeug kommen vor: der Fuchs, der Stein- und Edelmarder, der Iltis, die wilde Katze, der Dachs und zuweilen der Fischotter.

In den fruchtreicheren Gegenden ist das Feldhuhn und die Wachtel ziemlich häufig und in den abgelegenen Waldungen im westlichen Theile des Bezirks kommt noch das Auergeflügel vor. In der Gegend um Stammheim und in den gemischten Waldungen bei Calw wird das Haselhuhn getroffen, auch Schnepfen zeigen sich auf ihren Wanderungen nicht selten und wilde Enten fallen zuweilen in die Gewässer des Bezirks ein.

Nebst den Jagdfrohnen haben auch die früheren Hundeaufstockungsverbindlichkeiten aufgehört.

Die Fischerei, welche vorzugsweise mit schmackhaften Forellen, auch Weißfischen, Schuppfischen und Barben, seltener Aschen, und zuweilen mit Aalen zu thun hat, ist nicht unbedeutend. Das Fischrecht besitzt, mit Ausnahme einiger Privatberechtigten, der Staat, welcher es verpachtet.


B. Kunst, Gewerbefleiß und Handel.
I. Fabrikationsanstalten.
Unter den Gewerben des Bezirks nimmt die Verarbeitung der Schafwolle die erste Stelle ein. Sie wird in Calw auf 66 Handwebstühlen betrieben, welche im Durchschnitt jährlich 91.000 Ellen Tuch in einem Gesammtwerth von 227.475 fl. produciren. Überdieß sind das ganze Jahr hindurch 52 Trittstühle im Gange, welche etwa 70.200 Ellen Tuch in einem Gesammtwerth von 196.560 fl. liefern. Die Wollfabrikate bestehen hauptsächlich in faconirten Sommer- und Winterstoffen, Satins und anderen Köpperwaaren, als Royales, Siberiennes etc., während gewöhnliche glatte Tücher mit jedem Jahre | weniger werden. Mit letzteren befassen sich die Calwer Fabrikanten gewöhnlich bei den Lieferungen für das inländische Militär.

Zunächst kommt hier die in großer Ausdehnung betriebene Tuchfabrik von Schill und Wagner in Betracht; sie hat eine eigene Spinnerei, Walke und Appretur und beschäftigt 200 Personen.

Überdieß sind noch 10 Tuchmachermeister mit größerem oder kleinerem Betrieb vorhanden, welche zusammen gegen 50 Personen beschäftigen.

Die Leinenweberei wird auf 476 Stühlen (im Jahr 1858) ausschließlich für den Hausbedarf und Kleinverkehr betrieben; sie liefert vorzugsweise ordinäre Leinwand, theilweise auch Zwilch und Köllsch und mag jährlich etwa 385.750 Ellen in einem Gesammtbetrag von 103.000 fl. produciren.

Die Baumwollenweberei wird auf 10 Handwebstühlen betrieben; sie liefert Zeuglen, Zwillich und Bettbarchent und zwar jährlich 22.050 Ellen in einem Gesammtwerth von 5500 fl.

In gemischten halbleinenen und halbbaumwollenen Stoffen waren im Jahr 1858 2 Handwebstühle und 6 Trittstühle auf Teppiche und Schuhzeuge im Gang, die 10.800 Ellen im Werth von 15.500 fl. fabricirten.

In der Leinen- und Baumwollenweberei befinden sich im Bezirke nur 5 selbstständige Meister; die übrigen sind Lohnarbeiter, welche für Kunden weben.

Der durch die gesammte Gewebemanufaktur des Bezirks auf 612 Stühlen geschaffene Geldwerth belauft sich jährlich auf etwa 552.000 fl.

Die Baumwollen- und Leinengewebe werden größtentheils im Bezirk selbst und nur ein kleiner Theil in den angrenzenden Bezirken abgesetzt. Die Wollgewebe finden hauptsächlich ihren Absatz in den Zollvereinsstaaten und in der Schweiz.

Das Rohmaterial liefern die Woll- und Baumwollspinnereien des Bezirks und zwar:

a) Eine Wollspinnerei von Kohler in Calw und eine in Ernstmühl von Schill und Wagner zusammen mit etwa 200 Arbeitern, eine in Hirschau von Ölschläger mit 15 Arbeitern und zwei in Liebenzell (die eine von Neuner, die andere von Weick) mit 39 Arbeitern. Von den letzteren wird eine bei entstehendem Wassermangel mit Dampf getrieben.

b) Zwei Baumwollspinnereien von J. F. Stälin und Söhne in Calw arbeiten mit 8000 Spindeln und beschäftigen gegen 300 Personen.

| Eine weitere für 10.000–12.000 Spindeln berechnete Baumwollspinnerei wird 1/4 Stunde von Calw entfernt an der Nagold errichtet.

In Verbindung mit den Wollmanufakturen bestehen in Calw 5 Appreturanstalten, welche 37 Personen beschäftigen, und 2 Anstalten zu Hirschau mit 15 Arbeitern.

Schönfärbereien bestehen in Calw 3 mit 3 Gehilfen und 30 Arbeitern; sie färben hauptsächlich wollene Stoffe und Decken für die Fabrikanten des Bezirks; überdieß kommen ihnen Aufträge von Kirchheim, Eßlingen, Reutlingen, Bietigheim etc. zu.

Außer diesen befinden sich in Calw 3 zünftige Färber mit einem Lehrling und drei Arbeitern; ferner ist mit einer Strumpffabrikation in Calw eine Färberei verbunden, welche 3 Arbeiter beschäftigt. Auch Liebenzell hat einen zünftigen Färber für Leinen- und Baumwollenwaaren.

Die Druckerei, vorzugsweise von leinenen Stoffen, betreiben 4 zünftige Färber (3 in Calw und einer in Liebenzell).

Für die im Bezirk gewonnene Hausleinwand bestehen in Hirschau 2 Naturbleichen.

Die unzünftige Strick- und Strumpfwaarenfabrikation wird in Calw von 14–16 Firmen (darunter ein zünftiger Strumpfwirker) betrieben und gewinnt täglich mehr an Bedeutung. Einzelne von diesen Firmen, von denen Gustav Wagner und Friedrich Schum die bedeutendsten sind, lassen jährlich bis auf 1000 Centner Wolle verstricken. Nach einer Schätzung consumirten die 16 Firmen jährlich 4000 Centner Wolle nur für Jacken, welche den Hauptartikel bilden. Der Gesammtwerth beträgt gegen 650.000 fl. Das Verspinnen und Verstricken dieses Wollenquantums geschieht theils im Bezirk selbst, zum weit größeren Theil aber außerhalb desselben bis auf eine Entfernung von 15 Meilen im Umkreis und beschäftigt 1000–1200 Personen.

Nächst den Jacken werden Tausende von gestrickten und gewalkten Schuhen fabricirt, die unter dem Namen Calwer Schuhe weithin bekannt und gesucht sind.

Im Allgemeinen finden die Calwer Strickwaaren wegen ihrer Güte einen massenhaften Absatz nach Baden, Bayern, der Schweiz und über See.

Auch die Fabrikation von gewobenen wollenen Unterleibchen und Beinkleidern ist von einiger Bedeutung und mag etwa 30 Personen beschäftigen.

Die zünftige Strumpfweberei wird in Calw von drei | Meistern, in Hirschau von einem Meister und in Liebenzell von 7 Meistern betrieben; von diesen befassen sich 8 auch mit der Jackenfabrikation, die 7 Meister in Liebenzell jedoch ganz im Kleinen und meist im Lohn für Calwer Firmen.

Eine Teppichfabrik, die auch gewobene wollene Schuhe fertigt, wird für Rechnung von 2 Stuttgarter Firmen in Möttlingen betrieben; sie arbeitet vorzugsweise in Peluche mit 5 Arbeitern und 8 Stühlen, die jedoch nur etwa 6 Monate des Jahrs im Gange sind. Der Absatz geht theils in das In- theils in das Ausland.

Mit Wattfabrikation beschäftigt sich 1 Unternehmer.

Die längst bekannte Saffianfabrik unter der Firma Hasenmaier und Zahn in Hirschau liefert ausgezeichnete Fabrikate in Saffian und gefärbtes Schafleder; sie beschäftigt 20–24 Personen und setzt ihre Fabrikate, neben dem Inland, vorzugsweise nach Bayern, Baden, der Schweiz, Holland etc. ab; überdieß beschäftigen sich mit dieser Fabrikation auch 2 Gerber in Calw.

Die Rothgerberei wird von 15 Meistern in Calw mit 40 bis 50 Arbeitern betrieben; zur Zeit des Rindenschälens können 200–250 Taglöhner beschäftigt werden.

Die Löffelfabrik von Beeri in Hirschau fabricirt verzinnte Löffel und beschäftigt 10 Arbeiter. Der Absatz geht hauptsächlich in das Inland und theilweise nach Baden.

Papierfabriken bestehen 2 im Bezirk; die eine in Hirschau beschäftigt 4 Personen und liefert jährlich etwa 200 Centner Packpapier und Pappendeckel, die andere in Liebenzell mit 2 Arbeitern producirt etwa 150 Centner Packpapier und Pappendeckel.

Eine Krazenfabrik von Dörtenbach und Schauber beschäftigt etwa 25 Personen; die bis jetzt mittelst eines Schwungrads von Hand getriebenen Maschinen sollen demnächst durch Dampf in Bewegung gesetzt werden. Die Fabrikate gehen in das In- und Ausland.

Die Tabakfabrik von Hutten in Calw bereitete im Jahr 1850 neben 750 Centner Cigarren noch 100 Centner Carotten, Rauch- und Schnupftabak; sie beschäftigt gegen 80 Personen und setzt ihre Fabrikate in den Zollvereinsstaaten und nach Amerika ab.

Die Zündhölzerfabrik in Calw wurde vor 4 Jahren von zwei Kaufleuten, Bozenhardt und Schnaufer, errichtet; sie beschäftigt 10–12 Personen und besitzt eine Maschine, mittelst welcher in 12 Stunden 6–700.000 Hölzchen eingelegt werden können. Der Absatz geht in’s Inland, nach Baden und der Schweiz.

Die Leimfabrikation wird von 3 Meistern betrieben, die etwa 20 Personen beschäftigen.

| Eine künstliche Wetzsteinfabrik von Claß und Weisser in Liebenzell ist in neuester Zeit in’s Leben getreten.

Kaufmännische Detailgeschäfte befinden sich in Calw 22 und überdieß bestehen eine Verlags- und eine Sortiments-Buchhandlung, wie auch eine Buchdruckerei daselbst.

An Wasserwerken stehen in den verschiedenen Bezirksorten im Betrieb:

21 Getreidemühlen mit 85 Gängen und 28 Arbeitern,
18 Sägmühlen,
01 Lohmühle,
02 Papiermühlen,
10 Ölmühlen mit 10 Arbeitern,
01 Hammerschmiede,
01 Löffelschmiede.

Überdieß befinden sich im Bezirk folgende

II. Mechanische Künstler und Handwerker:
Meister Gehilf.   Meister Gehilf.
Bäcker 194 Metzger 96
Barbiere 15 Messerschmiede 3
Bortenwirker 3 Musikanten 4
Buchbinder 4 1 Mühle-Zimmermann 1
Bürstenbinder 3 Nadler 3
Dreher 8 Nagelschmiede 11
Färber 6 Nonnenschneider 3
Feldmesser 10 Nähterinnen u. Büglerinnen 138
Fischer 6 Pflästerer 6 1
Flaschner 5 Putzmacherinnen 2
Gärtner 3 Roth- und Weißgerber 24
Gypser und Zimmermaler 4 Sattler 12
Gold- und Silberarbeiter 2 Seckler 3
Glaser 20 Schäfer 29
Gürtler 2 Schirmmacher 3
Hafner 15 Schmiede 53
Hutmacher 1 1 Schlosser 18
Holzmesser 6 Schneider 171
Kaminfeger 2 2 Schuhmacher 267
Kammmacher 4 1 Seifensieder 12
Kleemeister 1 Sailer 10
Korbmacher 14 Steinhauer s. Maurer.
Küfer und Kübler 49 Stricker 29 30
Kürschner 3 Siebmacher 2
Kupferschmiede 2 Tuchmacher 76
| |
Meister Gehilf.   Meister Gehilf.
Uhrmacher 2 1 Mit Weberei sind beschäftigt in
Wagner 53 Leinen 305
Ziegler 8 12 Halbwollen 5
Zimmerleute 37 (Die Wollweber laufen unter
Zinngießer 1       den Tuchmachern.)
Zuckerbäcker 4 Strumpfweber und Stricker 54
III. Handels-Gewerbe betreiben:
Kaufleute 45 6 Mehlhändler 11
Krämer u. Kleinhändler 52 Buchdruckerei 1
Glas-Handlungen 2 Buchhandlungen 2
Fruchthändler 6

Endlich zählt der Bezirk:

Apotheken 003
Schildwirthschaften 101
Speise- und Gassenwirthschaften 108
Frachtfahrer und Fuhrleute 52 mit 116 Pferden.
Hauderer 6 mit 16 Pferden.

  1. S. Physikalisch-ökonomische Realzeitung 1757, Stück 44 und 45, p. 684–706 die Beschreibung einiger württ. Bergwerke; Mosers schwäbische Nachrichten von Öconomie-, Cameral-, Handlungs- u. s. w. Sachen 1756 p. 269 ff. und die Württ. Jahrb. 1841 p. 367 ff.; Reyscher Stat. Rechte 554.
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