Beschreibung des Oberamts Brackenheim/Kapitel B 22

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Ochsenbach.


Gemeinde III. Kl. mit 652 Einw., wor. 2 Kath. – a. Ochsenbach, Pfarrdorf, 623 Einw., b. Kirchbach, Hof, 20 Einw., c. Bromberg, Haus, 9 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Michaelsberg eingepfarrt. 21/2 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Auf einem schmalen, langgestreckten, zwischen den Thälern des Ochsenbachs und des Aschbachs sich gegen das Kirchbachthal hinziehenden Ausläufer des Strombergs hat der Ort eine sommerliche, freundliche, jedoch etwas abgeschiedene Lage. Die hohen bewaldeten vielfältig durch Seitenthälchen getrennten Gehänge gegen das in den Stromberg tief eingreifende Kirchbachthal treten nahe an den Ort heran und nur in der nächsten Umgebung desselben hat der Feldbau den Wald etwas zurückgedrängt. Der Ort selbst bildet nur eine Straße, an der zu beiden Seiten die meist kleinen mit den Giebelseiten gegen die Straße gekehrten Häuser ziemlich gedrängt stehen; sie sind meist weiß getüncht mit braunem Balkenwerk und nehmen sich mit den in ihrem Rücken sich anlehnenden Obstbaumgärten recht freundlich aus.

Die Kirche steht am unteren Ende (Ostseite) des Dorfs und war früher mit einem Wassergraben umgeben, der zum Theil noch erhalten ist und nun als Wette dient. Vom Dorf her führt zu ihr eine Brücke, an der ein schöner Akazienbaum wächst, und weithin sieht man von hier aus das rebengrüne Thal hinab: links Hohen-Haslach burgartig sich erhebend, rechts die hier keck und spitzig hinter einander vortretenden Waldhöhen des Strombergs, und inmitten des lieblichen Landschaftsbildes steigt aus der blauenden Ferne einsam der Asperg| empor. Das schlichte, mit einem Ostthurm versehene, im Schiff tonnengewölbte Kirchlein zeigt noch Spuren von gothischer Baukunst, z. B. an der Südseite zwei spitzbogige Eingänge. Der Thurm war einst in seinem ersten den Chor vertretenden Geschosse gewölbt, die Gewölbe wurden im vorigen Jahrhundert herausgebrochen; an seiner Nordseite ist noch der alte mit schöner Blattrosette (ganz ähnlich wie in Pfaffenhofen und Zaberfeld) geschmückte Schlußstein eingemauert, ein anderer im Westgiebel der Kirche. Die Kanzel trägt die Jahreszahl 1569. Von den zwei Glocken auf dem dreistockigen oben hölzernen und mit achtseitigem Zeltdach bekrönten Thurme hat die größte die Umschrift:
Aus dem Feuer flos ich
Nach Oxenbach gehor ich
Gotlieb Rechlen gos mich in Stuttgardt Anno 1742.

Auf der andern Glocke, die eine schlanke Form hat, steht in sehr alten gothischen Majuskeln:

o rex glorie christe veni cum pace.

Diese Glocke, sowie der oben angeführte Schlußstein, setzen die Gründung der Kirche ins Ende des 13. Jahrh. (s. a. u. S. 390.).

In der Kirche ist zu erwähnen eine halbverdeckte spätgothische Grabplatte und außen an der Südseite der Grabstein eines 1680 gestorbenen Kindes.

Die Baulast ruht auf der Gemeinde.

Der ummauerte Begräbnißplatz wurde 1843 nordöstlich vom Ort angelegt. Das gut erhaltene, freundliche Pfarrhaus nebst hübschem Garten steht unfern der Kirche an der Ortsstraße und ist vom Staat zu unterhalten. Das vor etwa 80 Jahren erbaute Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer, die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen. Das ursprüngliche Schulhaus wurde nach der daran angebrachten Steintafel im Jahre 1727 erbaut, und wird jetzt nach Errichtung des neuen Schulhauses als Rathhaus benützt. Außer diesen Gebäuden stehen noch folgende im Eigenthum der Gemeinde: ein Backhaus, eine Kelter mit 3 Bäumen, ein Schafhaus und ein Waschhaus. Durch den Ort führt eine Vicinalstraße aus dem Oberamtsbezirk Vaihingen in das Zabergäu (Güglingen) und eine weitere ist vom Ort nach Häfnerhaslach angelegt. Die Ortsstraße selbst ist gut unterhalten und gekandelt.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 2 laufende Brunnen; auch die Markung hat mehrere Quellen, von denen die im Buchrain, im Thiergarten (Kirchbach) und im Mollbach die bedeutendsten sind. Über die Markung fließen der Kirchbach, das vordere und hintere Rohrbächle, der Heimenthälensbach, der Ochsenbach, der Aschbach und einige kleinere Bäche. Das Maisenthälensbächle fließt nur periodisch. Über die verschiedenen Bäche führen 2 steinerne Brücken, eine hölzerne| Brücke und 5 Stege; sie sind sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten. Auf der Markung bestehen bei Kirchbach (Kirpach) ein natürlicher 11/2 Morgen großer See und zwei kleinere Weiher, die abgelassen werden können (s. unten), überdieß bestanden 4 Seen, von denen jetzt einer als Wiesengrund benützt wird, die übrigen sind zu Wald angelegt.

Die Einwohner sind geordnet, fleißig und körperlich kräftig; der Ort liefert verhältnißmäßig viele tüchtige Soldaten, deren im Krieg 1870/71 33 im Felde standen. Gegenwärtig sind 2 Männer über 80 Jahre alt. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Obstzucht, Weinbau, Viehzucht und Taglohnarbeiten in den hofkammerlichen Waldungen; die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittelmäßigen, der vermöglichste Bürger hat einen Grundbesitz von 42 Morgen, der sog. Mittelmann von 10 Morgen und die minder bemittelte Klasse von 3/4 bis 1 Morgen. Auf Spielberger Markung besitzen die Einwohner etwa 30 Morgen Güter. Die Gewerbe beschränken sich auf die gewöhnlichsten Handwerker, von denen nur ein Schuster und einige Linnenweber auch nach außen arbeiten. Eine Mühle mit 2 Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe ist vorhanden, auch bestehen 2 Schildwirthschaften und 2 Kramläden. Die Holzdurchfuhr aus den hofkammerlichen Waldungen ist sehr namhaft.

Die ausgedehnte Markung, von der übrigens der weit größere Theil mit Wald bestockt ist, hat, soweit sie für den Feldbau benützt wird, mit Ausnahme der Thalebene eine hügelige Lage, während der bewaldete Theil sehr bergig ist und ganz dem Stromberg angehört. Auf die Markung fällt auch einer der höchsten Punkte des Strombergs, der Baiselsberg, von dem man wohl eine weit ausgebreitete, reizende Aussicht genießen würde, wenn es der dichte Wald nicht versagte, dagegen erlaubt die Höhe auf dem Stromberg östlich vom Ort schöne Aussichten an die Alb, den Schwarzwald und an den Odenwald.

Der mittelfruchtbare Boden besteht, soweit er für Feld- und Weinbau benützt wird, meist aus den schweren thonigen Zersetzungen des Keupermergels, auf den Anhöhen theilweise aus den Produkten des weißen Stubensandsteins. Bei den für den Waldbau benützten Flächen herrscht letzterer vor, während nur die Bergabhänge dem Keupermergel angehören. Auf dem Stromberg bestehen mehrere Stubensandsteinbrüche, die neben Bausteinen auch grobkörnige Sandsteine liefern; die grobkörnigen werden zum Theil an die Wetzsteinfabrik in Bietigheim abgesetzt, dort gemahlen und wieder künstlich zu Wetzsteinen verbunden. Überdieß werden auf der Höhe des Strombergs feinkörnige Schleifsteine gebrochen und weithin abgesetzt. Sand- und Mergelgruben sind mehrere vorhanden. Das Klima ist mild| und schädliche Frühlingsfröste kommen nur zuweilen vor, auch ist der Ort mit seiner nächsten Umgebung vor heftigen Winden ganz geschützt und Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird unter Anwendung landwirthschaftlicher Neuerungen (Brabanterpflug, Walze, eiserne Egge, zweckmäßige Düngerstätten etc.) so gut als es die Verhältnisse, namentlich die beschränkte Markung, erlauben, und fleißig betrieben; man baut außer den gewöhnlichen Getreidearten Kartoffeln, viel Futterkräuter (dreibl. Klee und Luzerne), Angersen und Hanf. Von den Felderzeugnissen können jährlich nur 50–60 Scheffel Haber verkauft werden, während Brotfrüchte noch von außen bezogen werden müssen. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert ein gutes Futter, von dem ein Theil auswärts verkauft wird. Der Weinbau wird in der gewöhnlichen Weise auf etwa 80 Morgen betrieben; man pflegt Silvaner, Drollinger und Elblinge, von denen auf den Morgen 2700 St. gepflanzt und den Winter über theilweise bezogen werden. Der Wein gehört zu den mittelguten und seine Preise bewegten sich in den letzten 10 Jahren von 32 bis 72 fl. per Eimer. Der Absatz geht nach Pforzheim und in den Schwarzwald. Von größerer Bedeutung ist die Obstzucht, die in günstigen Jahren über das eigene Bedürfniß einen Verkauf von etwa 2000 Simri erlaubt; man pflanzt hauptsächlich Mostsorten (Luiken, Schreineräpfel, Palmischbirnen, Pomeranzenbirnen) und Zwetschgen. Die Jungstämme werden aus der vorhandenen Gemeindebaumschule bezogen und zur Obstpflege ist ein besonderer Baumwart aufgestellt.

Von dem Ertrag der vorhandenen 750 Morgen Gemeindewaldungen (vorherrschend Laubhölzer) erhält jeder Bürger jährlich 50 bis 60 Stück Wellen; das Stammholz wird zu Gunsten der Gemeindekasse um etwa 2200 fl. verkauft. Außer dieser Einnahme bezieht die Gemeinde aus 4 Morgen eigentlicher Weide und aus der Herbstweide ein Pachtgeld von 200 fl., von der Pferchnutzung 150 fl. und aus verpachteten Gemeindegütern 272 fl.

Die mit einem tüchtigen Neckarschlag sich beschäftigende Rindviehzucht wird den Verhältnissen angemessen gut und umsichtig getrieben; zur Nachzucht sind 2 Farren aufgestellt. Der Handel mit Vieh beschränkt sich nur auf das entbehrlich gewordene. Ein fremder Schäfer läßt den Winter über 300 St. Bastarde auf der Markung laufen.

Außer dem Gemeinde- und Stiftungsvermögen sind noch besondere Stiftungen vorhanden und zwar: 1) Armenstiftungen 350 fl., deren Zinse zu Brot- und Geldaustheilungen an Arme verwendet werden; 2) Schulstiftungen 213 fl. 30 kr., wovon jedoch die Zinse aus 10 fl. 50 kr. auf den Filialort Spielberg und aus 43 fl. 20 kr. zur Besoldung des jeweiligen Schulmeisters kommen. Die übrigen| Zinse werden zur Anschaffung von Büchern und Papier für arme Kinder verwendet.

Über den Baiselsberg und Thiergarten führte der südlichen Markungsgrenze entlang gegen Sternenfels eine ehemalige Römerstraße unter der Benennung „Rennweg“.

Auf dem Baiselsberg (schon auf Horrheimer Markung) stand ein zur Reformationszeit eingegangenes Augustinerinnenkloster (vrgl. O.A.-Beschr. v. Vaihingen S. 181 ff.), an das nur noch die dort vorkommenden Namen „Nonnenwäsch und Nonnensessel“ erinnern und nach der Volkssage verirrt der Wanderer leicht im dortigen Wald. Von dem auf dem Schloßberg gestandenen Schlößchen hat man bei Anlage der neuen Straße Kellergewölbe aufgefunden.

Wenn nicht etwa ein Eigennamen dem Namen des Ortes zu Grunde liegt, dürfte derselbe von Ochs, bos, abzuleiten sein; das, jedoch neuere Wappen enthält einen an einem Bache saufenden Ochsen.

Ochsenbach erscheint zuerst im Besitze der Familie von Neuffen, aus welcher Rudolf im Dec. 1290 den 4. Theil des Orts seiner Gattin, Elisabeth von Stralenberg, zur Sicherung des Heirathsgutes verschrieb (Mone 4, 191). Bereits im J. 1380 aber kommt es in der Widdumsverschreibung der Gräfin Antonia von Württemberg vor (s. ob. VII, 1), ohne daß die Zeit und die Art des württembergischen Erwerbes näher bekannt wäre. Wegen der Fischenz in einem der früher hier befindlichen Seen wurde den 7. Nov. 1432 ein Streit zwischen den Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg einer- und den Gebrüdern Eberhard und Reinhard von Neipperg andererseits entschieden (St.-A.); derselbe wird bei der Landestheilung im J. 1442 aufgeführt.

Ob der im J. 1445 als Obervogt im Zabergäu genannte Konrad (oder Wolfram) von Ochsenbach (Klunzinger 3, 174) einer ortsadeligen Familie angehört, ist zweifelhaft.

Allhier bestand noch bis 1835 die, früher in mehreren Orten des Zabergäus eingeführte Weiberzeche, gemäß welcher den hiesigen Weibern alljährlich auf Invocavit, später am Pfingstmontag, ein Stück Brod und Trunk Wein zu reichen war. Im J. 1798 wollte der Gemeinderath diesen Gebrauch abschaffen, da gingen einige Weiber mit Äxten in das Gemeinde-Eichwäldchen und hieben eine der stärksten Eichen um, worauf die Weiber ihre Zeche wieder erhielten, die sich diesmal auf 36 fl. belief, die betreffenden Männer aber noch Waldstrafe bezahlen mußten.

Die Pfarrei wurde von Schultheiß, Gericht und Gemeinde gestiftet; deßhalb übten dieselben auch in alten Zeiten das Kollaturrecht, übergaben es aber „vor Jahren der Herrschaft Württemberg frei lediglich“ (Lgb. von 1575 und 1604). – Das Kloster| Frauenzimmern bezog hier Hellerzinsen, Zinshühner, Wachszinsen, Weingülten (Lgb. von 1517).

Zu der Gemeinde gehören:

b. Kirchbach,

eine K. Hofdomäne, hat eine halbe Stunde westlich vom Mutterort eine anmuthige Lage auf einem wohlgerundeten Strombergsausläufer zwischen den stillen Thälern des Kirchbachs und des unteren Rohrbachs, die zunächst am Ort zusammenlaufen. Der sehr ansehnliche Hof besteht gegenwärtig aus einem im Schweizerstil 1837 neu erbauten freundlichen Wohnhause und mehreren, zum Theil großartigen Ökonomiegebäuden und Stallungen, die mit Ausnahme eines neuen Stallgebäudes noch aus früherer Zeit stammen. Die Gebäude umschließen einen großen Hofraum, in dessen Mitte ein nie versiegender laufender Brunnen reichlich Wasser spendet. In der Nähe des Hofs liegen 3 Seen, von denen der größte, 11/2 Morgen große, eine kleine Insel umschließt, auf der die hübsche Bildsäule der Diana, das Kibbannele genannt, steht, der letzte Rest der alten Herrlichkeit. In dem See werden jetzt Karpfen und in den zwei kleineren Seen Goldfische gezogen. Zu dem Hof gehört ein 326 Morgen großes Gut (203 M. Äcker, 104 M. Wiesen, Baum- und Grasgärten, 4 M. Laubholzgebüsch und Erlenpflanzungen, 11 M. Öden, 17/8 M. Seen und Weiher etc.), das von dem Pächter desselben im Dreifeldersystem rationell bewirthschaftet wird. Der Boden ist etwas schwer, thonig und nicht durchlassend. Auf dem Gut ist ein sehr schöner Viehstand (45 St. Rindvieh zu 3/4 Simmenthalerrace, zu 1/4 Neckarschlag, 5 Pferde und 180 Stück Hämmel) aufgestellt. Das Weidrecht, welches der K. Hofdomänenkammer gehört, wird von dem Pächter ausgeübt.

Kirchbach, auch Kirpach, Kirrpach, bisweilen, so in Urkunden von 1360 und 1444, Kirchen, Kirchheim geschrieben, kommt in älterer Zeit vor als der Sitz einer stift-odenheimischen Probstei, von welcher jedoch sehr wenig bekannt ist. Schon über die Person der Stifter sind die Ansichten verschieden. Der Blaubeurer Abt Christian Tubingius, welcher im J. 1521 schrieb, läßt die Probstei durch die Pfalzgrafen von Tübingen gestiftet werden, welche nebst anderen vornehmen Herrn und ihren Frauen daselbst schöne Grabmale gehabt haben, während die damals noch vorhandenen Urnen, Steine und Grabinschriften aus Erz von den Schafen und sonstigem Vieh, das in den zu Ställen verwandelten Probsteigebäuden gehalten werde, täglich zertreten und befleckt werden (Sattler Topogr. 265). Zwar waren diese Pfalzgrafen schon im 12. Jahrhundert in der Gegend begütert (vrgl. Meimsheim), allein Tubingius Angaben sind auch sonst nicht durchaus richtig und jedenfalls wahrscheinlicher ist die von Cleß (II, 2. 80) nach handschriftlichen Nachrichten aufgestellte| Annahme, Markgraf Hermann I. (oder II.) von Baden und dessen Gattin Judith, sowie ein Hummel von Lichtenberg, haben die ersten Güter hierher geschenkt, worauf Adelhaid von Liebenstein im J. 1266 14 M. Weinberge zu Kürnbach und Itzingen hierher gegeben habe. Allein die Probstei war obigem Stifte zu entlegen und kam in Abgang, daher es sie den 12. Sept. 1442 an das Kloster Frauenzimmern verkaufte, welches nunmehr hieher übersiedelte und dessen Geschichte schon oben (S. 244) dargestellt ist.

Im J. 1562 wurden die Klostergebäude zur Wohnung für den bisher in Sternenfels gesessenen Forstmeister am Stromberg wieder hergerichtet und bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts blieb Kirchbach der Sitz dieses Beamten. Aus einem anderen Theile der Güter wurde ein Hofgut gebildet, welches Herzog Christoph seinem Rath und Vogt zu Bietigheim, Sebastian Hornmold, zu Lehen gab. Fortan kam es als Erbbestandgut in verschiedene Hände; den 2. Jan. 1604 freite es Herzog Friedrich von der Lehenspflicht und allen bürgerlichen Lasten. Den 14. Juni 1629 erwarb es Hans Seuter von Ochsenbach um 4200 fl., es bestand damals aus dem Meiereihaus, 3 Scheuern, Stallungen, Mühle etc. Im J. 1640 kaufte es der berühmte Johann Valentin Andreä um den geringen Preis von 280 fl.; es umfaßte damals außer den Gebäuden 2 Baumgärten, 137 Morgen theils Acker, theils Wiese, war jedoch im Krieg sehr verderbt worden (Andreäs Selbstbiographie ed. Rheinwald S. 195/6), wie denn auch das Forsthaus gänzlich ruinirt worden war. Nach Andreäs Tode kaufte Herzog Eberhard III. den Hof wieder, legte im J. 1664 einen Thiergarten hier an, baute ein Jagdschloß hinein und bestimmte Kirchbach wieder zum Sitz des Forstmeisters am Stromberg. Der Thiergarten umfaßte 2000 Morgen, wozu 1666 noch 50 M. Wiesen von Häfnerhaslach kamen, es wurden in ihm „vor dem französischen Krieg viele 100 Stück Hirsch allerhand Arten, auch Fasanen und anderes Geflügel gehalten; ferner waren allda ein gar schönes Schloß und trefflicher Lustgarten nebst einem schönen Wasserwerk und andere Lustbarkeiten“ zu sehen (Rebstock, Beschreibung des Herzogth. Württ. 1699 S. 172). Um die Mitte des 18. Jahrhunderts verbrannte das Schloß durch eingelegtes Feuer und wurde im J. 1750 vollends abgerissen, worauf der Forstmeister seinen Sitz in Freudenthal erhielt und der Thiergarten durch herzoglichen Befehl vom 7. Juni 1752 aufgehoben wurde, übrigens noch kurze Zeit ein Saupark allhier bestand. Die Aufsicht über das Maiereigut wurde im J. 1796 dem Oberforstamt Stromberg abgenommen und der Kellerei Güglingen, unter der es auch schon früher vorübergehend gestanden, übertragen. Den 22./23. Nov. 1814 kam das Gut an die Hofdomänenkammer, speziell das Hofkameralamt Freudenthal, zu dem es auch jetzt noch gehört, nachdem es kurze Zeit vorübergehend Staatsdomäne gewesen war.

| In kirchlicher Beziehung gehört Kirchbach seit 1653 zu Ochsenbach (Klunzinger 3, 169).

c. Bromberg,

ein 1/4 Stunde südöstlich vom Mutterort im Kirchbachthal gelegenes einzelnes Haus, hiezu gehört eine 210 Morgen große Staatsdomäne (1461/2 Morg. Äcker, 60 Morg. Wiesen und 31/2 Morg. Gärten); die Güter sind einzeln verpachtet.

Der Name, welcher in älterer Zeit Branburc (1203), Branburch (1236), Bronburk (1335), Bromburk (1338), Bramberg (1445) u. s. w. geschrieben wurde, ist herzuleiten von dem althochdeutschen: pramo, mittelhochdeutschen: brame, was mehrere rankende und stachlichte Sträuche bedeutet. – Nach der einst hier befindlichen Burg dieses Namens schrieb sich ein im 13.–15. Jahrhunderte blühendes Geschlecht von gräflich vaihingenschen Lehensleuten, als dessen Mitglieder folgende vorkommen: Walther, welcher im J. 1203 seinen Ansprüchen an das Patronatrecht zu Knittlingen entsagt (Wirt. Urkb. 2, 342); Konrad, den 8. Febr. 1236 Zeuge Alberts von Roßwag, den 26. Jun. 1241 Belreins von Eselsberg; Ulrich, den 6. Febr. 1272 Siegler in einer Urkunde des Stifts St. Guido zu Speier und in den J. 1277, 1283, 1286 Zeuge und Siegler in Urkunden des Grafen Konrad von Vaihingen; Berthold, Ulrich, Konrad, Volmar, den 13. Dec. 1286 und die zwei letzten auch den 1. Aug. 1291 Verkäufer von Wein aus ihrer Precarie zu Gründelbach ans Kloster Maulbronn (St.-A.); Ulrich und Ludwig Besitzer einer Mühle zu Horrheim im J. 1288 (Klunzinger 3, 180); Ulrich, Konrad und Volmar Gebrüder, welche den 1. Jan. 1301 auf Ansprüche an Güter zu Feldrennach verzichten (Mone 2, 372). Ulrich genannt Klein-Ulrich wurde ums J. 1335 von dem Grafen Konrad von Vaihingen in Verbindung mit Berthold von Massenbach, Heinrich von Neipperg und Hans von Gemmingen getödtet, weßhalb dieselben zur Sühne verschiedene Stiftungen an die Frühmesse zu Horrheim machten (Urk. vom 19. Jun. 1335, 2. Mai 1337, 19. Mai 1338, 3. Jun. 1339 im St.-A.). Im 15. Jahrhundert kommt bloß noch vor Hans von Br.: im J. 1417 zehentberechtigt zu Aich O.-A. Nürtingen (St.-A.), auf den 16. Okt. 1430 von der Herrschaft Württemberg zu einem Kriegszug gegen die Hussiten nach Stuttgart erfordert (Sattler Gr. 2. Forts. 113); im Verein mit seiner Gattin Anna von Balgen den 11. Okt. 1445 Mitstifter einer Brüderschaft in der Pfarrkirche zu Güglingen (St.-A.) und den 15. Aug. 1456 Siegler in einer Urkunde des Klosters Frauenzimmern (Mone 4, 322).

Das Wappen der Familie enthielt nach mehreren noch vorhandenen Siegeln einen schrägrechts getheilten Schild, dessen Felder nach| Klunzinger (Artist. Beschr. der Cisterc. Abtei Maulbronn S. 23 mit Berufung auf dort gemalte Wappen) in der Oberstelle golden, in der Unterstelle schwarz waren.

Die Burg gehörte der Familie nicht bis zu ihrem Erlöschen. Sie erscheint, seit sie überhaupt als solche erwähnt wird, als mit dem Haus Württemberg, welches wohl ums J. 1360 mit anderem früher vaihingenschem Besitz (s. Ochsenberg) diese Lehensoberherrlichkeit erwarb, durch den Lehensverband zusammenhängend und in der Folge als ein der Reichsritterschaft Kantons am Kocher einverleibtes Gut. Im 14. Jahrhunderte war sie im Lehensbesitze der Familie von Stein: den 25. Jul. 1338 verschrieb sich Ludwig von Stein, welcher 2/3 der Burg vom Grafen Ulrich von Württemberg zu Erblehen erhalten, daß sie dem Grafen ein offenes Haus sein solle, und im J. 1363 erscheint Hännslin von Stein als Lehensnachfolger seines Vaters Ludwig von Stein, neben ihm aber sein Vetter Johannes von Stein als schon früher mit einem Antheile am Lehen versehen. Doch verkaufte Hännslin seinen Antheil bald an Albrecht von Güglingen des Grauen Bruder, welcher gegen das J. 1370 mit diesem Theil von Württemberg belehnt wurde. Am Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts waren die Sternenfels Lehensbesitzer laut der Lehensreverse Hennels von Sternenfels vom 3. Jan. 1390 und 11. Jul. 1392, der Beschreibung der Gebrüder Eberhard, Hennel und Reinhard von Sternenfels vom 20. Aug. 1399, die Feste Württemberg zu einem offenen Haus zu erhalten, und des Lehensreverses Eberhards von Sternenfels vom 10. Mai 1428. Allein den 19. Jan. 1440 erscheint Seifried Osterbronn von Riexingen als Lehensinhaber der dem Eberhard von Sternenfels abgekauften Burg mit Zugehörungen. Wegen einiger Zwistigkeiten, welche mit den auf Bromberger Markung zehntberechtigten Klöstern Maulbronn und Rechentshofen ausbrachen, erklärte übrigens noch den 3. Jul. 1449 Eberhard von Sternenfels, daß weder sein Vater, noch er, noch seine Brüder an das Kloster Maulbronn mit Bezug auf Bromberg wegen Faselviehs oder Messelesens Ansprüche gemacht haben; so oft sie der h. Sakramente oder der Messe bedurft haben, haben sie sich nach Hohenhaslach begeben, wohin das Schloß gepfarrt habe; weiter den 25. Mai 1452 Seifried Osterbronn, daß ihm beide Klöster wegen Faselviehs und Messelesens nicht verbunden seien, und daß er sie wegen ihres Zehentbezugs fortan nicht hindern wolle.

Nach kurzem Zwischen-Pfandbesitze Georgs von Nippenburg (1447) kam die Burg, abgesehen von einem der Familie von Stein noch gehörigen Hölzlein, aus der Hand Seifrieds Osterbronn des J. in diejenige Schwarzfritzens von Sachsenheim, Hansen von Liebenstein, Hansen und Konrads von Sachsenheim, welche den 25. Apr. 1464 den Besitz in der Art unter sich theilten, daß die zwei letzteren die| obere Hälfte des Burgstadels mit Zugehörden, insbesondere 265 M. Walds mit den darin liegenden Wiesen erhielten. Von nun an blieb der Besitz Brombergs einige Jahrhunderte getheilt.

Die obere Hälfte, welche wenigstens nach späteren Kaufbriefen das Schloß, wie es mit einer Mauer umfangen, samt einer davor herausstehenden Behausung, Scheuern, Stallung, Hofraithen, und allen anderen Zugehörden und Gerechtigkeiten, Gärten und Gütern, Waidwerk auf dem Bromberg und auf Ochsenbacher, Spielberger, Hohenhaslacher, Horrheimer und Steinbacher Zehenten, 280 M. Waldes umfaßte, kommt bald als Kunkellehen vor, und zwar erscheinen als Lehensbesitzer: im J. 1492 Hans von Ützlingen, im J. 1511 Richwin von Wittershausen als Träger seiner Gattin, Agathe von Ützlingen, im J. 1524 Ulrich von Wittershausen. Aus dessen Familie verkauften diese Hälfte mit allen Rechten und Zugehörden den 1. Febr. 1650 Heinrich Philipp von Wittershausen und seine Schwestern um 5200 fl. an Ursula von Schemberg geb. Zollikofer, nach deren Tod den 19. Aug. 1651 ihr Sohn aus ihrer ersten Ehe mit dem Obristen und Obervogt zu Blaubeuren Stephan Hehlin, der badische Kammerjunker spätere französische Rittmeister, Hans Sigmund Hehlin hiemit belehnt wurde.

Die untere Hälfte Brombergs, welche auch Nirbenhof genannt wurde, wird zwar noch in späteren Lehenbriefen als „Bromberg die Festin halb samt Zugehörungen“ bezeichnet, allein nach dem genaueren Lagerbuch von 1603 begriff dieselbe damals in sich an Gebäuden nur eine neue Behausung, Scheuer, Ställe und Bronnen, dazu sonstige andere Zugehör, alles unterhalb des Schlosses bei einander liegend, Äcker, Wiesen, 267 Morgen Walds, Gülten, Leibeigene an verschiedenen Orten u. s. w. und gehörte das Schloß ausschließlich zum anderen Theil. Als Lehensbesitzer dieser unteren Hälfte kommt schon den 14. Jun. 1466 wieder Seifried Osterbronn von Riexingen vor; aus seiner Familie erscheint zuletzt belehnt im J. 1551 Hans von Riexingen. Es folgen ihm den 29. März 1554 der herzogliche Jägermeister Jordan von Braitenbach, den 28. Febr. 1594 der württ. Rath Dr. Georg Gadner und nach seinem Tode den 1. Febr. 1606 sein Schwiegersohn Poppo von Wizleben, Forstmeister am Stromberg. Von den Wizlebenschen Erben gegen eine Abfindungssumme auch diese Hälfte, und zwar eigenthümlich zu erwerben, gestattete den 11. Febr. 1654 Herzog Eberhard III. von Württemberg dem schon genannten Besitzer der anderen Hälfte, H. S. Hehlin.

Den 4. Juli 1664 verkaufte dieser Hehlin den oberen und unteren Bromberg um 10.000 fl. und 300 fl. Leihkauf an genannten Herzog, wobei seine Schwester Anna Johanna, Gemahlin des Oberstwachtmeisters Jobst Heinrichs von Heideck auf ihre Erbansprüche an den oberen Bromberg als Kunkellehen eidlich verzichtete. Der Erwerb| wurde zunächst der herzoglichen Rentkammer zugetheilt, welche ihn den 4. Juni 1766 an die 3 Gemeinden Hohenhaslach, Ochsenbach und Spielberg um jährlich 800 fl. in perpetuirlichen Bestand gab (St.-A.). Das Schloß selbst konnte schon in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts um seiner Baufälligkeit willen nicht mehr bewohnt werden, und im J. 1824 wurden die Überreste der Ringmauer von der Gemeinde Ochsenbach vollends abgetragen und die Steine zum Bau der im Thal vorbeiführenden Vicinalstraße verwendet. Noch aber führen die umliegenden besonders versteinten Güter den Namen Bromberger Markung.

Die früher zur unteren Hälfte des Brombergs gehörige Bromberger Mühle wurde laut einer Inschrift am Eingang derselben von Poppo von Wizleben im Jahr 1611 erbaut, von der Rentkammer aber den 11. Nov. 1696 mit manchen Vergünstigungen an zwei Gebrüder Rieger um 700 fl. und 7 Schfl. Kernen jährlicher Gült verkauft (Klunzinger 3, 182).

Bei Bromberg lag der abgegangene Weiler Schippach, welcher zuerst in magenheimischem Besitz auf Graf Burkhard (VI.) von Hohenberg vererbt wurde. Bei dem Verkaufe seines Erbes den 18. Okt. 1321 behielt derselbe diesen Weiler für sich zurück (vrgl. ob. S. 179). An ihn erinnerte noch in späteren Jahrhunderten die Schippacher- oder Schuppenmühle; sie wurde von Herzog Ludwig von Württemberg den 16. Nov. 1573 an die Gebrüder Sebastian und Eberhard von Wittershausen als Erbgut verkauft, den 3. Sept. 1670 von dem Lehensbesitzer Dr. Wallradt von Brüggen wieder an Württemberg abgetreten, brannte aber im J. 1690 ab und wurde nicht wieder aufgebaut.


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