Beschreibung des Oberamts Biberach/Kapitel B 8
« Kapitel B 7 | Beschreibung des Oberamts Biberach | Kapitel B 9 » | |||
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
| |||||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
8. Gemeinde Bellamont,
bestehend aus 20 Parzellen mit 275 Einwohnern.
Bellamont, auch Bellomont, ein kathol. vormals Kloster Ochsenhausisches Pfarrdorf, 41/4 Stunden südöstlich von Biberach, mit 275 Einwohnern, einschließlich seiner 19 Einödhöfe. C. A. und F. A. Ochsenhausen. Die lehenherrlichen Gefälle, sowie die Zehenten bezieht der Staat. Das Patronat ist königlich. Bellamont liegt sehr hoch, s. S. 15.; ein Hügel bei dem Orte diente dem Professor v. Bohnenberger zu einem| Hauptdreieck-Punkt für die Landesvermessung. Der Ort ist weitläufig gebaut, und hat noch viele Strohdächer. Boden und Klima sind rauh, daher auch der Nahrungsstand nur mittelmäßig; der Ort hat eine Schildwirthschaft und Badhaus, wovon der benachbarte Hof, Badhof, seinen Namen hat; s. S. 11. Die schöne, erhöht stehende Kirche wurde von dem Kloster Ochsenhausen 1719 und 1720 erbaut. Jetzt hat der Staat die Baulast der Kirche und des Pfarrhauses. In die Pfarrei gehört auch der Gemeindebezirk Füramoos. Schulen befinden sich zu Bellamont und Füramoos. Im Jahr 1705 starb der letzte weltliche Priester in Bellamont, von dieser Zeit an wurde die dem Kloster einverleibte Pfarrei immer durch exponirte Regular-Priester von Ochsenhausen versehen, bis nach Auflösung des Klosters wieder ein eigener Pfarrer aufgestellt wurde. Zu Bellamont stand einst auch ein kleines Schloß, wovon man aber kaum noch eine Spur findet. Ein Ochsenhauser Chronist sagt (im Jahr 1760): das Schloß, das bei dem Pfarrhaus stand, wurde vor 40 Jahren Alters halber abgebrochen. Es soll von Edlen v. Bellamont bewohnt gewesen seyn, die aus Hohenrhätien hergekommen und dem Orte den Namen gegeben haben. Ein „Albert v. Belmunt“ kommt in einer Salmannsweiler Urkunde vom Jahr 1216 vor; ob aber von Hohenrhätien abstammend, mag dahin gestellt bleiben. Man ist veranlaßt zu glauben, daß Bellamont ehemals zu der Waldseeischen Herrschaft Eberhardszell gehört habe. Denn zu Anfang des 16ten Jahrhunderts befindet sich Kirche und Kirchensatz, und wie sich weiter zeigt, Bellamont selbst im Besitze der v. Neidegg, welche damals Eberhardszell besaßen. Von ihnen kam der Besitz ohne Zweifel mit Eberhardszell an die Truchsessen v. Waldburg. Vergl. Oberamt Waldsee S. 143 etc. Von den Truchsessen wurde Bellamont 1580 um 10.000 fl. an den Herrn v. Razenried verkauft, und Ludwig v. Razenried verkaufte ihn 1595 sammt dem alten baufälligen Schlößchen mit der hohen und niedern Gerichtsbarkeit um 25.000 fl. an das Kloster Ochsenhausen. Im Jahr 1470 ist die ganze Einwohnerschaft von Bellamont an der Pest ausgestorben.
| Die zu Bellamont gehörigen, meist von Einer Familie bewohnten Einödhöfe sind:
1) Angeles, | 8) Pfeffers, | 14) Stephes, |
2) Badhof, | 9) Saales, | 15) Strikers, |
3) Euris, | 10) Sattlers, | 16) Speinesses, |
4) Felsenbauer, | 11) Schneider, | 17) Taubenmichel, |
5) Keppeler, | 12) Simes, | 18) Wagner, |
6) Moriz, | 13) Soldatenhäusle, | 19) Weber. |
7) Nassenmichel, |
Bis jetzt sind diese Höfe, welche früher in den oberamtlichen Verzeichnissen gar nicht erschienen sind, weder topographisch, noch in Beziehung auf Namen gehörig regulirt. Manche liegen so nahe beisammen, daß sie füglich unter Einem Namen begriffen würden.