Beschreibung des Oberamts Biberach/Kapitel A 6
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Die Grundherrschaft im engeren Sinn ist zwischen der Krone, 5 standesherrlichen und 5 ritterschaftlichen Familien getheilt. Sie sind:
Der Fürst v. Thurn und Taxis. Er besitzt im Oberamt das Amt Ober-Sulmetingen, bestehend aus 5 Pfarrdörfern und 1 Weiler mit 14.959 Morgen Fläche und 2656 Einwohnern, ohne Mittenweiler, Gemeinde Aßmannshardt, wo der Fürst auf die standesherrlichen Rechte Verzicht geleistet hat. S. die Königl. Declaration Reg. Bl. 1819 und 1823.
Der Graf v. Königsegg-Aulendorf mit dem Dorf Grodt, 10423/8 Morg. Fläche und 111 Einw. S. Oberamt Waldsee S. 216.
Der Graf v. Erbach-Wartemberg-Roth, mit 1/2 Pfarrdorf und 2 Weilern, als Bestandtheile der Standesherrschaft Roth, enthaltend 4161 Morg. Fläche, und 400 Einw. S. Oberamt Leutkirch. Die staatsrechtlichen Verhältnisse des gräflichen Hauses, auf die wir bei Roth zurückkommen werden, sind durch die Königl. Declaration vom 4. Dez. 1822 festgestellt.
Der Graf v. Törring-Gutenzell, die Standesherrschaft Gutenzell, bestehend aus 11/2 Pfarrdorf, 5 Weilern und 1 Hof mit 11.8912/8 Morg. Fläche und 1199 Einw.; weiter besitzt dieser im Oberamt Wiblingen 1/3 Pfarrdorf und 3 Weiler mit 19736/8 Morg. Fläche und 319 Einwohnern.
Der Graf v. Waldbott-Bassenheim, die Standesherrschaft Heggbach, bestehend in 1 Pfarrdorf, 5 Weilern und 3 Höfen,| mit 73432/8 Morg. Fläche und 1076 Einw. Die staatsrechtlichen Verhältnisse der beiden letzten Standesherrschaften haben bis jetzt keine besondere Bestimmung erhalten.Graf Reuttner v. Weyl, das Rittergut Hürbel, 1 Pfarrdorf, 5 Weiler und 1 Hof, wovon 1 Weiler im Oberamt Wiblingen liegt, mit 49765/8 Morg. und 575 Einw.
Freiherr v. Ulm-Erbach-Mittelbiberach, das Rittergut Mittelbiberach, bestehend aus 2 Pfarrdörfern, 3 Weilern, 1 Hof etc., mit 62501/8 Morg. Fläche und 1441 Einw.
Freiherr v. Bernhard, das Rittergut Erolzheim mit 1 Pfarrdorf, 1 Weiler und 1 Mühle, 72896/8 Morg. Fläche, und 1250 Einw.
Freiherr v. König, das Rittergut zu Warthausen, bestehend aus einem Schloßgut in Warthausen und dem Hof Königshofen.
v. Pflummern, Rittergut Röhrwangen, mit 1 Hof und 1 Sölde.
Die besonderen Verhältnisse dieser ritterschaftlichen Mitglieder sind in der Ortsbeschreibung angegeben. Zu den obigen Grundherrschaften im engeren Sinne kommen dann noch mehrere Lehens- und Gefälle-Herren ohne adelige Rechte, namentlich der Spital Biberach mit bedeutenden Besitzungen, mehrere Pfarreien, Stiftungspflegen und einige Privatpersonen.
Nach Tabelle IV. betragen die Grundlasten des Oberamtes 37.551 fl. 18 kr., wovon jedoch 1/5tel ihres Betrages abgezogen ist.
Die Zehenten beziehen theils der Staat (die früher Ochsenhausischen, Warthausischen und Schussenriedischen Zehenten), theils die Grundherrschaften, der Spital, die Kirchenpflegen und Pfarreien.
Der Oberamtsbezirk Biberach gehört zum Donaukreis und begreift 42 Schultheissereien oder Gemeinden. Unter den Gemeinden des Bezirks sind 2ter Classe 4, 3ter Classe 38. Viele dieser Gemeinden sind aus mehreren Orten, einige aus sehr vielen Parzellen zusammengesetzt. Ein großer Theil der einzelnen Parzellen hat, wie in den umliegenden Oberamtsbezirken, eine abgesonderte innere Gemeindeverwaltung.
Die 42 Gemeinden des Oberamtsbezirks theilen sich in 36 unmittelbare, d. h. solche Gemeinden, welche in unmittelbarer Verwaltung des Königl. Oberamts und der ihm untergeordneten Behörden stehen, und in 6 sogenannte mittelbare,| 5 Taxis’sche und 1 Aulendorfische. Bemerkenswerth ist der große Wechsel, der in der Gemeinde-Eintheilung des Oberamts in neuerer Zeit stattgefunden hat, und die Vervielfältigung der Gemeinden. Im Jahr 1824 war nach dem Staatshandbuch das Oberamt in 31 Gemeinden eingetheilt, jetzt sind es 42. Zu ihrer Verwaltung bestehen folgende Ämter:I. Königliche Beamtungen. 1) Oberamt und Oberamtsgericht in Biberach sammt den übrigen oberamtlichen Stellen, und einem Amtsnotariat und Unteramtsarzt zu Ochsenhausen; 2) Cameralämter, für den größeren Theil des Bezirks das Cameralamt Ochsenhausen, für einige wenige Orte das Cameralamt Schussenried, und für den Ort Volkersheim das Cameralamt Ehingen; 3) Forstamt in Ochsenhausen, mit den Königl. Revierförstern in Warthausen und Ochsenhausen.
II. Königlich-Standesherrliche Beamtungen: a. des Fürsten von Thurn und Taxis, das Amt und Rentamt Ober-Sulmetingen und die Forstverwaltung Buchau mit der Revierförsterei Sulmetingen (Sitz Schemmerberg); b. des Grafen Königsegg-Aulendorf, das Königsegg-Aulendorf’sche Amt Aulendorf und die Forstverwaltung Königsegg-Wald und das Rentamt zu Aulendorf für die Gemeinde Grodt; die standesherrlichen Rentämter zu Gutenzell, Heggbach und Roth; letzteres verbunden mit Forstverwaltung.
III. Die ritterschaftlichen Rentbeamtungen zu Mittelbiberach, Hürbel und Erolzheim.
Das Oberamt hat eine lateinische Schule in Biberach, mit 3 Lehrern, und ebendaselbst eine Realschule mit 2 Haupt- und 3 Neben-Lehrern: ferner 41 deutsche Schulen mit 34 Schulmeistern und 17 Provisoren, darunter 5 evangelische Schulen mit 7 Lehrern, sodann eine Sonntags-Gewerbeschule in Biberach und 7 Industrie-Schulen, und zwar in Biberach, Ochsenhausen, Gutenzell, Erolzheim, Laupertshausen, Mittelbiberach und Reute. Erolzheim erhält vom Central-Wohlthätigkeits-Verein einen jährlichen Beitrag zu Bestreitung der Kosten von 20 fl., Gutenzell 30 fl., Ochsenhausen 50 fl., Reuti 3 fl. Die übrigen Kosten werden durch Lokalstiftungen, theilweise auch durch Beiträge der Gutsherrschaft, wie in Gutenzell, gedeckt.
Diese sind: die Spitäler zu Goldbach und Biberach, das erstere für die ehemalige Herrschaft Ochsenhausen, das letztere mit bloß örtlicher Bestimmung.
Für die Pferdezucht besteht eine Königl. Beschälplatte zu Biberach.
Posten sind in Biberach und Ochsenhausen. Besondere Landboten gehen an bestimmten Tagen von Biberach nach Ulm, Memmingen, Isny, Lindau und Ehingen.
- 1) Die Straße nach Ulm,
- 2) die Straße nach Ehingen, Urach, Stuttgart,|
- 3) die Straße nach Ochsenhausen und Memmingen,
- 4) die Straße nach Waldsee, Ravensburg, Friedrichshafen (Schweizer-Straße),
- 5) die Straße nach Riedlingen,
- 6) die Straße nach Saulgau,
- 7) die Straße nach Saulgau über Reute und Grodt,
- 8) die Illerthal-Straße von Leutkirch nach Ulm durchzieht in einer Strecke von 2 Stunden den Oberamtsbezirk.
Alle diese Straßen sind, einzig die beiden Straßen nach Saulgau ausgenommen, Staatsstraßen. Sie sind gut unterhalten, aber großentheils schlecht angelegt. Der Anfang mit ihrer Verbesserung wurde vor zwei Jahren mit der Ulmer Steige, zwischen Birkendorf und Äpfingen, gemacht, mittelst Anlegung einer neuen Straße durch das Rißthal.
Das ganze Oberamt ist von Vicinalstraßen durchschnitten, die sämmtlich in gutem Zustande sind. Die bedeutenderen sind die Vicinalstraßen nach Ober- und Unter-Sulmetingen, nach Munderkingen, nach Fischbach, nach Wurzach und Leutkirch.
Brücken sind viele im Bezirke, aber keine von besonderer Bedeutung. Die größte ist die bei Biberach über die Riß.
Pflastergeld wird in der Stadt Biberach, Brückengeld zu Bechtenroth bei Erolzheim erhoben, Weggeld nirgends mehr; die Orte Bellamont, Edelbeuren, Erolzheim, Gutenzell und Hürbel, welche ein solches bezogen, erhielten dafür Entschädigung.
Eine besondere Leihkasse besteht zu Gutenzell mit dem unbedeutenden Fond von 3000 fl. Das Bedürfniß ist übrigens schon darum nicht groß, da bei dem sehr beträchtlichen Stiftungs-Vermögen des Oberamtsbezirks es den Oberamtsangehörigen nie schwer wird, zu 41/2 Proc. Gelder zu erhalten.
Vermögen: | Schulden: | |
Verzinsliche Capitalien | 5700 fl. | — |
Steuer-Ausstände | — | — |
Amtsschaden wurde umgelegt | 6500 fl. |
1) Vermögen der Gemeinden: | ||
a. Verzinsliche Capitalien | 50.634 fl. | |
b. sonstige Forderungen | 25.407 fl. | |
76.041 fl. | ||
2) Schulden der Gemeinden: | ||
a. verzinsliche | 91.702 fl. | |
b. sonstige | 1.224 fl. |
Gantungen kamen im Oberamtsbezirk vor:
1. Juli 1832 bis 30. Juni 1833 | . . | 12 |
– 1833 – – 1834 | . . | 15 |
– 1834 – – 1835 | . . | 24 |
– 1835 – – 1836 | . . | 19 |
Also in 4 Jahren: | 70 |
Das Cataster des Oberamts beträgt mit Einschluß der Grundherrschaften von
Grundeigenthum | 418.758 fl. | 5 kr. | |
Gefällen | 38.834 fl. | 22 kr. | |
Gebäuden | 2.956.975 fl. | — | |
Gewerben | 7732 fl. | 41 kr. | |
Summe | 3.424.280 fl. | 8 kr. |
die direkte Steuer pro 1836/37 war (an 2.400.000 fl.)
Grundsteuer | 38.730 fl. |
Gefällsteuer | 3932 fl. |
Gebäudesteuer | 8082 fl. |
Gewerbesteuer | 6421 fl. |
Summe | 56.805 fl. |
Auf 1 Q-Meile kommen an Steuern 6605 fl. und auf
|Grund- und Gefällherren | Grund- Cataster. |
Gefäll- Cataster. |
Gebäude- Cataster. |
Gewerbe- Cataster. |
Grund- Steuer. |
Gefäll- Steuer. |
Gebäude- Steuer. |
Gewerbe- Steuer. | |||||||
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fl. | kr. | fl. | kr. | fl. | fl. | kr. | fl. | kr. | fl. | kr. | fl. | kr. | fl. | kr. | |
Fürst v. Thurn und Taxis | 3984 | 48 | 8910 | 31 | 39.050 | — | — | 374 | 38 | 902 | 6 | 77 | 41 | — | — |
Fürst v. Schwarzenberg (nun Krone Bayern) | 63 | 54 | 1678 | 22 | 750 | — | — | 6 | 28 | 169 | 55 | 2 | 3 | — | — |
Graf v. Erbach-Wartemberg-Roth | 2183 | 54 | 1585 | 24 | 2550 | — | — | 221 | 6 | 160 | 30 | 6 | 58 | — | — |
Graf v. Königsegg-Aulendorf | 31 | 12 | 405 | 1 | — | — | — | 3 | 9 | 41 | — | — | — | — | — |
Graf v. Törring-Gutenzell | 4857 | 8 | 1612 | — | 21.100 | 14 | 42 | 407 | 28 | 163 | 12 | 57 | 40 | 12 | 11 |
Graf v. Waldbott-Bassenheim | 5527 | 36 | 1619 | 22 | 30.850 | 10 | — | 559 | 37 | 163 | 56 | 84 | 19 | 8 | 18 |
Graf v. Castell-Dischingen | 56 | 32 | 73 | 56 | — | — | — | 5 | 43 | 7 | 29 | — | — | — | — |
Graf v. Reuttner v. Weyl | 2951 | 59 | 1090 | 8 | 10.200 | 15 | 12 | 272 | 47 | 110 | 22 | 27 | 53 | 12 | 36 |
Freiherr v. Bernhardt | 2462 | 46 | 3607 | 8 | 13.025 | 16 | 24 | 249 | 20 | 365 | 12 | 35 | 36 | 13 | 36 |
Freiherr v. Hermann | 341 | 52 | — | — | — | — | — | 34 | 36 | — | — | — | — | — | — |
Freiherr v. König in Warthausen | 1712 | 55 | — | — | 13.225 | — | — | 173 | 25 | — | — | 28 | 26 | — | — |
Freiherr v. Ulm-Erbach | 2172 | 18 | 1956 | 6 | 6075 | — | — | 214 | 39 | 198 | 2 | 16 | 36 | — | — |
Universität Freiburg | — | — | 1606 | 1 | 2600 | — | — | — | — | 162 | 35 | 7 | 6 | — | — |
Direct. v. Werner in Reutlingen | — | — | 53 | 2 | — | — | — | — | — | 5 | 22 | — | — | — | — |
Hospital Biberach | 7826 | — | 9849 | — | 21.150 | — | — | 792 | 21 | 997 | 8 | 57 | 49 | — | — |
Summe | 34.172 | 54 | 34.046 | 1 | 160.575 | 56 | 18 | 3315 | 17 | 3446 | 49 | 402 | 7 | 46 | 41 |
- ↑ Die Gemeinde-Gerechtigkeiten übrigens stehen in keiner nothwendigen Beziehung zu dem Lehenswesen. Die Gemeinder sind in den Dörfern so ziemlich dasselbe, was in den Städten die Geschlechter-Patricier waren: die bevorrechteten Urbürger, welche ehedem die eigentliche Gemeinde, den gebornen Gemeinderath bildeten, und später angesiedelten Ortsbewohnern keinen Theil an den Gemeindenutzungen gestatteten. Vergl. Eichhorns deutsche Staats- und Rechts-Geschichte §. 243., sodann hinten: Mittelbiberach und Ochsenhausen.
- ↑ Ein Beispiel der Vertheilung des Waldeigenthums ist oben S. 70., angeführt. Sonst ist es meist noch ungetheilt. Dagegen sind die Allmanden, oder Weideböden, Behufs des Anbaues meist unter die Gemeinder vertheilt. Die angespreochene Lehenschaft wurde da, wo die königl. Finanzkammer Grundherr ist, in den Jahren 1831 und 1833 unter der Bedingung abgelöst, daß der Novalzehente aus den Grundstücken entrichtet und auf das angesprochene Weiderecht in den Staatswaldungen verzichtet werde.