« Kapitel A 1 Beschreibung des Oberamts Besigheim Kapitel A 3 »
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II. Natürliche Beschaffenheit.


1. Bildung (Beschaffenheit) der Oberfläche im Allgemeinen.

Um von der Beschaffenheit der Oberfläche, welche durch die zu Tage gehenden Gebirgsformationen bedingt ist, ein richtiges Bild zu entwerfen, legen wir die geognostischen Verhältnisse, wenigstens nach ihren allgemeinen Umrissen, zu Grunde. Der Bezirk ist mit geringer Ausnahme ein Theil des ausgedehnten Muschelkalkflachlandes, welches von den Keuperhöhenzügen und Ausläufern der Löwensteiner-Berge, des Mainhardter-, des Welzheimer- und des Schurwaldes, ferner des Schönbuches, des Stromberges und des Heuchelberges umsäumt ist. Von diesen Höhenzügen greift nur ein kleiner Theil des Stromberges[1] mit seinen östlichsten Ausläufern in den westlichen Theil des Bezirks ein und bildet dort schmale, bewaldete Bergrücken, an deren steilen, von vielen Schluchten und Rinnen durchzogenen Abhängen, je nach den in der Keuperformation vorkommenden Schichten, mehr oder minder bedeutende Terrassen (Absätze) und Vorsprünge erscheinen. Die namhafteste von jenen ist die des feinkörnigen Keuperwerksteins, welche gleichsam eine kleine Ebene bildet, über welche sich die mit grobkörnigem, weißem Keupersandstein gedeckten rothen Mergel ziemlich steil erheben. Von dieser Werksteinebene laufen in der Richtung von Westen nach Osten gerade gestreckte, auffallend schmale Bergrücken aus, welche sich gegen die Muschelkalkebene immer mehr verflachen und endlich in diese übergeben. Die meist mit Reben bepflanzten Abhänge dieser, durch Schluchten und Rinnen selten unterbrochenen Bergrücken, sind gegen oben ziemlich steil, gegen unten aber sanft auslaufend. Die zwischen solchen Bergausläufern hinziehenden Thäler sind schmal, gerade gestreckt und haben nur selten auffallende Krümmungen. Die Erhebung des Stromberges über das Mittelmeer beträgt gegen 1300 par. Fuß.

Die den Bezirk größtentheils einnehmende Partie des Muschelkalk, bildet ein welliges, meist für den Ackerbau fleißig benütztes, etwas eintöniges Flachland, welches die im Bezirke zusammenlaufenden Thäler des Neckars und der Enz, wie deren Seitenthäler vielfältig durchfurchen.| Was den Charakter der Thäler selbst betrifft, so sind diese im Allgemeinen auffallend gekrümmt, meist enge, tief eingeschnitten mit steilen, ziemlich hohen Thalwänden, welche von der Hochebene in scharfen, zuweilen felsigen Kanten einfallen; nur wo die Mergel- und Sandsteine der Lettenkohlengruppe die oberen Thalränder erreichen, werden die Kanten etwas abgerundeter und verlieren ihren, dem Hauptmuschelkalk eigenthümlichen, eckigen Charakter. Im nördlichen Theile des Bezirks sind die Thalgehänge weniger hoch als im südlichen, was von den starken Einfällen der Gebirgsschichten gegen Norden herrührt. An einzelnen Stellen des Neckarthals, wie bei Lauffen und Kirchheim, entfernen sich auf der linken Seite des Neckars die Thalwände von dem Flusse und kehren erst, nachdem sie große, amphitheatralische Bögen beschrieben haben, wieder zu denselben zurück. Innerhalb dieser Bögen oder Thalbuchten haben sich Berge wie der Seugenberg bei Lauffen und der Leerenberg (Lairenberg) bei Kirchheim, gebildet, welche, nach den Terrainverhältnissen zu schließen, zur Zeit als die Gewässer noch höher gingen, inselartig aus den Fluthen hervorgeragt haben.

Die Thalebenen sind meist als Wiesen kultivirt, während an den Thalgehängen, wenn diese nicht ganz nördlich oder westlich geneigt sind, die Weinrebe gepflanzt wird. Die beiden Hauptthäler durchschlängeln in bedeutenden, häufig hufeisenförmigen Krümmungen den Neckar und die Enz, während die Seitenthäler, welche beinahe regelmäßig rechtwinklig auf die Hauptthäler einbrechen, theils von kleinen Flüssen und Bächen durchzogen, theils sogenannte Trockenthäler sind.

Isolirte, frei über das Plateau sich erhebende Berge sind nicht vorhanden, dagegen können als freistehende Hügel der Seugenberg bei Lauffen, der Leerenberg bei Kirchheim, der Hambachberg bei Hessigheim, der Brachberg und der Hirschberg zwischen Besigheim und Bietigheim betrachtet werden.

a. Erhebungen und Höhenbestimmungen.

Die durchschnittliche Erhebung des Muschelkalkplateaus über das Mittelmeer beträgt 700–800 par. Fuß.

Der höchste Punkt des Oberamtsbezirks ist der rothe Berg auf dem Stromberg mit 1465,7, der tiefste mit 553,2 württ. Fuß über dem Meere befindet sich etwa 3/4 Stunden nördlich von Lauffen an der Stelle, wo der Neckar die Oberamtsgrenze überschreitet.

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Trigonometrisch bestimmte Höhen sind:[2]
Höhe über dem
Meere in
W. F. P. F.
Besigheim, Kirchthurmsknopf 834,5 736,0
Besigheim, Erdfläche an der Kirche 705,0 621,7
Besigheim, Erdfläche am Waldhorn 669,0 590,0
Besigheim, Erdfläche am Häuschen auf dem untern Thurm 769,0 678,2
Zusammenfluß der Enz mit dem Neckar 612,0 539,7
Bietigheim, Kirchthurmknopf 847,5 747,4
Bietigheim, Erdfläche an der Kirche 684,0 603,2
Bietigheim, Niveau der Enz ob der Brücke 628,0 554,0
Bönnigheim, Erdfläche an der Kirche 790,0 696,7
Erligheim, Erdfläche an der Kirche 891,0 785,8
Freudenthal, Kirchthurmknopf 1078,5 951,1
Groß-Ingersheim, Erdfläche an der Kirche 736,0 649,1
Hofen, Kirchthurmdachtraufe 921,5 812,7
Ilsfeld, Erdfläche an der Kirche 863,0 761,1
Kaltenwesten, Erdfläche an der Kirche 924,0 815,0
Kirchheim, Kirchthurmknopf 758,0 668,5
Lauffen, Erdfläche unter dem obern Thor 679,6 599,3
Lauffen, Erdfläche am Hirsch 603,5 532,2
Lauffen, Niveau des Neckars am Wehr 578,0 509,7
Lauffen, Thurmknopf der Pfarrkirche 780,6 688,4
Lauffen, Erdfläche am Kirchthurm 619,0 545,9
Lauffen, Einmündung der Zaber in den Neckar 571,2 503,8
Lauffen, Eintritt der Zaber in die Markung 590,8 521,1
Lauffen, Obere Ebene, Weinberghalde 753,6 664,6
Barometrisch bestimmte Höhen sind:[3]
Höhe über dem
Niveau des
Neckars an der
Zabermündung.
Höhe über
dem Meere.
Pariser Fuß.
Lauffen, Niveau des Neckars an der Zabermündung (Muschelkalk) 514
Lauffen, Erdfläche an der Kirche (Muschelkalk) 85 599
Besigheim, Niveau des Neckars an der Enzmündung (Muschelkalk) 48 562
Besigheim, Erdfläche am Helferatshaus (Muschelkalk) 133 647
Bietigheim, Niveau der Enz (Muschelkalk) 61 575
Klein-Ingersheim, Erdfläche an der Kirche 365 879
Bönnigheim, Niveau der Wette am Einfluß des Bachs (Muschelkalk) 178 692
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Höhe über dem
Niveau des
Neckars an der
Zabermündung.
Höhe über
dem Meere.
Pariser Fuß.
Schalkstein bei Besigheim (Muschelkalk) 233 747
Husarenhof (Muschelkalk) 302 816
Warte bei Besigheim am Fuß des alten Thurmes auf den Anhöhen,
  südlich von Besigheim (Muschelkalk)
311 825
Hörnle bei Besigheim auf den Anhöhen, westlich der Stadt
  (Muschelkalk mit einer kleinen Höhle)
348 862
Neckarhalde beim Hörnle (Plateau des Muschelkalks) 407 921
Ilsfeld, Niveau des Bachs bei der Beurenbrücke (Muschelkalk) 238 752
Formationsgrenze zwischen Muschelkalk und Keuper bei Ilsfeld 273 787
b. Abdachung und Wasserscheide.

Nach dem Lauf der größeren Flüsse, Neckar und Enz, und besonders nach dem Einfallen der Gebirgsschichten, zeigt der Bezirk im allgemeinen eine Abdachung von Süden nach Norden, während sich im untergeordneten Sinne das Terrain gegen die beiden Seiten der Hauptflüsse hinneigt.

Da der Oberamtsbezirk, wie schon oben erwähnt wurde, in seiner ganzen Ausdehnung mittelst des Neckars und der Enz dem Stromgebiet des Rheins angehört, so berührt die europäische Wasserscheide denselben nicht, dagegen zieht eine tertiäre Wasserscheide zwischen Neckar und Enz auf der südlichen Oberamtsgrenze im Wald- und Brandholz in den Bezirk und läuft von da in stark bewegter Kurve in den Forstwald, weiter auf die Burgäcker 1/2 Stunde westlich von Klein-Ingersheim, hier wendet sie sich in einem beinahe rechten Winkel gegen Norden und zieht über das sog. Bürgle, wo sie sich gegen Nordwesten wendet und an dem Besigheimer Wartthurm vorüber der Oberamtsstadt entlang bis zu dem Vereinigungspunkt der beiden Flüsse hinführt. Auf der entgegengesetzten Seite tritt die Wasserscheide zwischen Neckar und Enz an der westlichen Oberamtsgrenze auf dem Stromberg im Pfefferwald in den Bezirk, führt von da über den schmalen Rücken des rothen Bergs bis zu dem Wald „Vogelsang,“ wo sie eine Wendung gegen Süden macht und bis zu der Vereinigung der von Erligheim und von Bönnigheim herkommenden Vicinalstraßen hinzieht; hier nimmt sie eine südöstliche und bald eine rein östliche Richtung an und führt über den Riedberg, nördlich an Löchgau vorüber, weiter durch den Wald „Hardt“ bis zu den Felsen des Schalksteins und von da wieder zu der Einmündung der Enz in den Neckar.

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c. Erdfälle und Höhlen.

Auf dem Hörnle, 1/2 Stunde südöstlich von Besigheim, befindet sich in dem obern Muschelkalk eine etwa 15′ hohe Felsenspalte, welche mit ziemlich starkem Fall schief in die Tiefe führt; hinabgeworfene Steine hört man noch lange fortrollen, was für die nicht unbedeutende Länge der Höhle spricht. Nach der Volkssage soll sich auf Gemmrigheimer Markung an dem steilen Neckarthalabhange gegenüber von Kirchheim eine Höhle befunden haben, von der aber nichts mehr sichtbar ist, da auf der Stelle, welche gegenwärtig noch das Drachenloch genannt wird, und längst mit Reben angepflanzt ist, ihre Spuren ohne Zweifel durch die Kultur verdrängt wurden. Der sog. Felsengarten auf der Markung Hessigheim, von dem unten die Rede sein wird, besteht aus einer interessanten Felsenzerklüftung, die gegen oben offen ist und somit nicht zu den eigentlichen Höhlen gezählt werden darf. Erdfälle kommen nicht vor.

2. Gewässer.

Der Flächeninhalt sämmtlicher Gewässer, d. h. der Flüsse, Bäche, Seen und Weiher, beträgt 10412/8 Morg. 24,5 R., davon kommen auf Seen und Weiher, nachdem der früher bekannte große See bei Lauffen in Wiesen und Länder umgewandelt ist, nur noch 11 Morg. 6,8 R.

a. Brunnquellen.

Der Bezirk ist im Ganzen ziemlich quellenreich; keinem der Wohnorte fehlt es an gutem Trinkwasser, wo die laufenden Brunnen nicht hinreichen, werden diese durch Zieh- und Pumpbrunnen ersetzt. So hat z. B. Löchgau nur einen laufenden – dagegen 21 Pumpbrunnen; einzelne Orte, wie Gemmrigheim, Hessigheim, Schotzach und Wahlheim haben gar keinen laufenden Brunnen und erhalten ihr Trinkwasser nur aus Pump- und Ziehbrunnen.

b. Mineralquellen.

In Bietigheim befindet sich eine, übrigens nicht benützte, eisenhaltige Quelle; auch kommen bei Besigheim, wie in dem Riedwiesenthal bei Erligheim, stark incrustirende Quellen zum Vorschein. Periodisch fließende Quellen (Hungerbrunnen) kommen auf den Markungen Besigheim, Schotzach und Wahlheim vor (s. die Ortsbeschr.).

c. Flüsse und Bäche mit ihren Thälern.
Der Neckar, als Hauptfluß des Bezirks, diesen in bedeutenden Serpentinen der Länge nach durchziehend, tritt 1/2 Stunde südlich| von Groß-Ingersheim aus dem Oberamt Marbach auf die diesseitige Bezirksgrenze und bildet diese längs der Markungen von Groß- und Klein-Ingersheim mit geringen Abweichungen bis auf 1/4 Stunde östlich von Hessigheim; wo er eine kurze Strecke den Oberamtsbezirk verläßt, jedoch denselben oberhalb der Hessigheimer Mühle wieder erreicht. An den Orten Hessigheim, Besigheim, Wahlheim, Gemmrigheim, Kirchheim und Lauffen vorbeifließend, tritt der Fluß etwa 1/2 Stunde von Lauffen wieder auf die Oberamtsgrenze und bildet diese vollends bis zum nördlichsten Ende des Bezirks. Die Länge seines Laufes durch den Bezirk beträgt nach der Strombahn 9 Stunden. Seine allgemeine Richtung, abgesehen von den einzelnen Krümmungen, ist von der Stelle, wo er den Bezirk betritt, bis oberhalb Hessigheim eine nördliche; hier wendet er sich und fließt gegen Westen bis Besigheim von da nimmt er bis zu seinem Austritt aus dem Bezirk wieder eine nördliche Richtung an. Der Fall des Flusses beträgt von der Murreinmündung im Oberamt Marbach bis zu dem Einfluß der Enz in denselben auf 6 Stunden Strombahn 45,3 P. F. oder 0,089 Proc. nach der Länge der Thalbahn, von dem Enzeinfluß bis zur Brücke bei Lauffen auf 3,2 Stunden Strombahn 34,7 P. F. oder 0,121 Proc. nach der Länge der Thalbahn, von letzterem Punkt bis zur Einmündung der Zaber auf 0,2 Stunden Strombahn 2,3 P. F. oder 0,100 Proc. nach der Länge der Thalbahn, endlich von der Zabereinmündung bis zu der Brücke bei Heilbronn auf 3,4 St. Strombahn 25,2 P. F. oder 0,073 Proc. nach der Länge der Thalbahn. Demnach erscheint der Fall des Neckars oberhalb des Enzeinflusses beträchtlich geringer, als unterhalb desselben bis zu der Brücke bei Lauffen, von wo an sein Fall wieder abnimmt und nur wenig stärker ist, als oberhalb der Enzmündung. Die Breite des Flusses ist sehr verschieden, bisweilen z. B. oberhalb des ihm naheliegenden Orts Groß-Ingersheim beträgt sie nur etwas über 100′, im Durchschnitt aber, ehe die Enzgewässer einfließen etwa 200′; unterhalb des Enzeinflusses schon bei Wahlheim steigt die Breite auf 300′, auf der Markung Kaltenwesten auf 450′ und an dem Wehr bei Lauffen sogar über 500′. Unterhalb Lauffen verengt sich das Flußbett bis auf 250′. Nicht minder verschieden ist die Tiefe; doch beträgt sie bei mäßigem Wasserstand wohl nirgends über 12–15′. Der Grund des Beckens ist zuweilen felsig, besonders bei Lauffen und an einigen andern Stellen, wo der Fluß über den Hauptmuschelkalk hinströmt, häufiger aber besteht er aus Sand und Gerölle der jurassischen und der Muschelkalkformation, dem unterhalb der Enzmündung auch Gerölle aus dem bunten Sandstein, welche die Enz aus dem Schwarzwald zuführt, beigemengt sind. Die meist mit Weiden und Erlen bewachsenen Ufer sind nirgends sehr hoch und steil, daher auch der Fluß leicht austritt und| nicht selten gefährlich wird. Den seit Menschengedenken höchsten Wasserstand erreichte der Neckar im Jahr 1824. Über in neuerer Zeit an dem schiffbaren Flusse ausgeführte Kanal- und Uferbaue von Klein-Ingersheim, Besigheim, Kirchheim und Lauffen s. d. Ortsbeschreibungen. Mühlwerke treibt der Neckar bei Klein-Ingersheim, Hessigheim, Besigheim, Gemmrigheim, Kirchheim und Lauffen. In letzterm Ort führt eine steinerne Brücke über den Fluß; Fähren mit Nachen und Wagenschiff, über denselben sind vorhanden: bei Groß-Ingersheim, Hessigheim, Besigheim und Kirchheim, mit Nachen allein bei Klein-Ingersheim, Wahlheim und Gemmrigheim. Die Fischerei ist nicht sehr beträchtlich und im Abnehmen; außer einigen seltenen (s. Thierreich) sind die gewöhnlichen Fischarten: Weißfische, Barben, Schuppfische, weniger häufig: Karpfen, Aale und Hechte.

Das Thal des Neckars ist meist enge und nur selten, wie z. B. bei Groß-Ingersheim, erreicht die Thalsohle eine Breite von 1/8 Stunde, bisweilen wird die Thalsohle so unbedeutend, daß der Fluß die ganze Breite derselben ausfüllt, daher auch der Wiesenbau in der Thalebene verhältnißmäßig ganz unbeträchtlich ist. Die meist steilen, zuweilen felsigen Thalwände sind mit geringen Ausnahmen als Weinberge angelegt, die zum Theil ein Erzeugniß liefern, welches zu den besten des Landes gezählt wird. Nicht selten treten die Thalwände etwas von dem Fluß zurück und senden dann nur flache, als Ackerfeld kultivirte Ausläufer gegen denselben, was zur Anmuth und Fruchtbarkeit des Thals viel beiträgt; der bedeutenden Ausbiegungen der Thalwände, wodurch gleichsam Thalweitungen entstanden, welche freistehende Hügel amphitheatralisch umschließen, wie bei Lauffen und Kirchheim, wurde schon oben gedacht. Im südlichen Theil des Bezirks, bis in die Nähe von Besigheim, ist das Thal etwas abgeschieden und weniger belebt als unterhalb der Oberamtsstadt, wo es freundlicher, freier und durch Landstraßen und Eisenbahn frequenter wird. Je mehr abwärts, obwohl gegen Norden, um so milder wird der Thalcharakter, die Gehänge werden niederer und verlieren sich schon unterhalb Gemmrigheim, noch mehr aber unterhalb Kirchheim auf der linken Seite beinahe ganz, so daß dort nur noch flaches, überaus fruchtbares Ackerland sich an den Fluß anlehnt. Diese Abnahme des kräftigen Charakters ist unterhalb Lauffen noch auffallender, wo die Physiognomie des Thals eine sehr liebliche wird.

Einflüsse in den Neckar.
1. Von der rechten Seite:
a) der Riedbach, welcher übrigens ganz dem Oberamt Marbach angehört und nur, weil der Neckar hier die Grenze zwischen den Oberamtsbezirken| Marbach und Besigheim bildet, angeführt wird, mündet gegenüber von Groß-Ingersheim ein.

b) Der bei Höpfigheim beginnende, ebenfalls in das Oberamt Marbach gehörige Thalbach, geht bei der Beuten-Mühle unterhalb Klein-Ingersheim in den Neckar.

c) Am Saum des Buchholzes, auf der Markung Gemmrigheim, entspringt ein kleiner Bach, der nach einem 1/4stündigen Laufe Wahlheim gegenüber einmündet.

d) Östlich von Gemmrigheim zieht ein enges, schluchtenartiges Thälchen, der Pfaffengrund; gegen diesen fließen zwei ganz unbedeutende Bäche, die sich aber bald verlieren und wie es scheint erst unterhalb des Pfaffengrundes bei Gemmrigheim wieder zum Vorschein kommen, um in der Nähe des Orts in den Neckar zu münden.

e) Der Seebronnen-Bach, der früher zu einem See geschwellt wurde und von diesem seinen Namen erhielt, beginnt 1/2 Stunde südöstlich von dem Itzinger-Hof, fließt an diesem Hof vorüber, wo er in der Nähe einen unbedeutenden Seitenzufluß aufnimmt und verliert sich dann am Fuß des Liebensteiner Schloßberges. Sein Thal ist sehr enge und anfänglich mit bewaldeten unbedeutenden Rändern versehen; erst nachdem es den Wald verlassen hat, unterhalb des Itzinger-Hofs, wird es tief, erhält den Namen „Schloßgrund“ und ist von steilen, theils mit Reben bepflanzten, theils mit unkultivirten Muschelkalkwänden begleitet, welche unterhalb Liebenstein wieder abnehmen, so daß das Thälchen eigentlich nur noch eine Rinne bildet, die 1/2 Stunde östlich von Kirchheim in das Neckarthal eingeht und nur bei Schneeabgängen oder starken Regengüssen Wasser führt. Mit derselben verbindet sich ein Trockenthal, das bei Ottmarsheim, im Oberamt Marbach, beginnt, eine kurze Strecke die östliche Oberamtsgrenze bildet und bald, nachdem es wirklich in den Bezirk eingetreten ist, unterhalb Liebenstein einläuft. In dem engen, nicht tief eingeschnittenen Thälchen fließt Anfangs der Thalbach, welcher sich übrigens auf der Bezirksgrenze verliert und wie der vorhergehende unterirdisch abfließt.

f) Ein enges, schluchtenartiges Thälchen beginnt bei Kaltenwesten und führt 1/4 Stunde westlich von genanntem Ort in das Neckar-Thal.

g) Das Pfahlhof-Thal, Anfangs einen Bach führend, der sich aber nach einem 1/2stündigen Lauf wieder versenkt, nimmt in mehreren Verzweigungen seinen Anfang bei dem Pfahlhof, wo es eine Zeit lang ein nicht tiefes Waldthälchen bildet, dessen etwas erweiterte Sohle mit ergiebigen Wiesen kultivirt ist. Außerhalb des Waldes verengt es sich sehr, behält übrigens seine nicht hohen, flach ansteigenden Gehänge, bis es 1/4 Stunde nördlich von Kaltenwesten auf einmal tief einschneidet und unter der Benennung „Konstener-Klinge,“ 3/4 Stunden südöstlich von Lauffen, in das Neckarthal einzieht.

h) Die Schotzach, zwischen Löwenstein und Unter-Heinrieth, im Oberamt Weinsberg, entspringend, tritt 1/2 Stunde östlich von Ilsfeld in den Oberamtsbezirk und fließt an Ilsfeld vorüber; nachdem das muntere Flüßchen einen sehr gekrümmten Weg von beinahe 2 Stunden in dem Bezirk zurückgelegt hat, verläßt es denselben 1/4 Stunde unterhalb der Schotzacher Mühle, um bei| Sontheim im Oberamt Heilbronn in den Neckar zu münden. Während ihres Laufs durch den Bezirk setzt die Schotzach, außer der obengenannten, auch 3 Mühlen bei Ilsfeld in Bewegung. Das freundliche, wiesenreiche Thal ist in der Nähe von Ilsfeld ziemlich breit und flach, indem zu beiden Seiten desselben nur leicht geneigtes Ackerland hinzieht; unterhalb Ilsfeld verengt es sich und zeigt besonders von der untern Mühle (Lohmühle) an steile, jedoch nicht besonders hohe Muschelkalkabhänge, welche an den für den Weinbau günstigen Gehängen mit Reben – an den übrigen, theils mit Ackerfeld, theils mit Wiesen kultivirt sind, während einzelne humusarme, nördlich steil abfallende Partien noch öde liegen.

In die Schotzach gehen:

Der nur 1/4 Stunde lange Ringelbach, oberhalb Ilsfeld; zwei in dem Heldenwalde entspringende, je 1/2 Stunde lange Bäche, welche bei Ilsfeld einmünden. Zwischen der Ilsfelder- und der Lohmühle kommt ein 1/2 Stunde langer Bach in die Schotzach, welcher in einem etwas eingefurchten Wiesenthälchen fließt und wie die beiden letzt angeführten Bäche keinen Namen trägt. In den sog. Riedgrund, nördlich von dem Ort Schotzach, entspringt ein unbedeutender Bach und geht nach einem 1/4stündigen Lauf, den er durch ein enges Thälchen zurücklegt, bei der Schotzacher Mühle ein. Außer diesen Zuflüssen tritt noch der Gruppenbach, nördlich von Wüstenhausen, in den Bezirk, nimmt unterhalb letztern Orts den 1/2 Stunde langen Erlenbach auf und verläßt nach einem 1/2stündigen Weg den Bezirk, um sich bei Auenstein, Oberamts Marbach, mit der Schotzach zu vereinigen.

2. Von der linken Seite:
a) Die Enz, der zweite bedeutende Fluß des Bezirks, welcher beinahe eben so viel Wasser führt als der Neckar, erreicht 3/8 Stunden südlich von Bietigheim die Bezirksgrenze, bildet diese 1/4 Stunde lang und fließt weiter an Bietigheim vorüber, um sich 1/8 Stunde unterhalb der Oberamtsstadt mit dem Neckar zu vereinigen. Die Länge seines Laufs durch den Bezirk beträgt nach der Strombahn 21/2 Stunden; seine allgemeine Richtung, mit Ausnahme der einzelnen untergeordneten Krümmungen, ist Anfangs bis auf 1/4 Stunde oberhalb Bietigheim eine östliche, dann wendet er sich und nimmt eine beinahe nördliche an. Der Fall des Flusses beträgt von Bissingen im Oberamt Ludwigsburg bis Bietigheim auf 1 Stunde Strombahn 11,3 P. F. oder 0,109 Proc. nach der Länge der Thalbahn und von Bietigheim bis zu dem Einfluß in den Neckar auf 1,9 Stunde Strombahn 14,3 P. F. oder 0,083 Proc. nach der Länge der Thalbahn. Die durchschnittliche Breite der Enz, soweit sie den Bezirk berührt, beträgt 100′; in Einzelnen ist die Breite bei dem Wehr an der Bietigheimer Brücke über 300′, bei der obern Brücke bei Besigheim über 200′ und am Einfluß in den Neckar 230′. Der Fluß ist im allgemeinen etwas tiefer als der Neckar und führt dem letztern nach einer angestellten Berechnung alljährlich eine Wassermasse von 37,8351/5 Millionen Württ. Eimer zu (s. v. Memminger Beschreibung von Württ., Beil. c.). Das Bett besteht meist aus Sand und Geröllen von buntem Sandstein und Muschelkalk; die häufig mit Weiden und Erlen bepflanzten Ufer sind nicht hoch, daher das Wasser öfters austritt und nicht selten den im Thale gelegenen Feldern und Ortschaften| schadet. Von dem Fluß werden bei Bietigheim 2 Mahlmühlen und eine Sägemühle und bei Besigheim 2 Mahlmühlen in Bewegung gesetzt; steinerne Brücken führen über denselben, bei Bietigheim eine und bei Besigheim zwei. Über den für die Eisenbahn gebauten Viaduct bei Bietigheim und die hölzerne Brücke zwischen Bietigheim und Besigheim s. d. Ortsbeschreibung. Deßgleichen über die an diesem für Scheiter- und Langholz flößbaren Flusse in Bietigheim bestehende Holzgarten-Einrichtung. Die Fischerei ist nicht beträchtlich und hat hauptsächlich Weißfische, Schuppfische, Barben, zuweilen Karpfen und Aalen zum Gegenstand.

Das wiesenreiche Enzthal, dessen größte Breite, bei Bietigheim, 1/8 Stunde beträgt, hat bei dem Eintritt in den Bezirk auf der rechten Seite nur unbedeutende, übrigens steile Thalwände, welche theils mit Wald bewachsen, theils unkultivirt sind, während sich auf der linken Seite flaches, fruchtbares Ackergelände anlehnt; zunächst Bietigheim, oberhalb der Stadt, verlieren sich die Thalwände beinahe ganz und beginnen erst unterhalb des Orts wieder, wo sie dann eine beträchtliche Höhe erhalten und schroff gegen die Thalebene abfallen. Die Thalgehänge sind hier theils mit Reben bepflanzt, theils mit Wald bewachsen und nur nächst Besigheim auf der rechten Seite des Flusses mit Baumgärten und Äckern kultivirt. Der Charakter des Thals ist oberhalb Bietigheim freundlich und anmuthig, zwischen Bietigheim und Besigheim aber etwas eintönig.

In die Enz gehen auf der rechten Seite nur der Wehbach, welcher 1/4 Stunde lang die südliche Oberamtsgrenze bildet und dann 1/4 Stunde oberhalb Bietigheim einmündet. Dagegen hat sie auf der linken Seite mehrere Einmündungen, als:

Die Metter, bei Zaisersweiher im Oberamt Maulbronn beginnend, tritt 1/2 Stunde westlich von Metterzimmern auf die Bezirksgrenze, lauft an dieser etwa 1/4 Stunde fort, bis sie ganz in den Bezirk kommt, und nachdem sie in demselben einen Lauf von 3/4 Stunden zurückgelegt hat, bei Bietigheim in die Enz mündet. Das rasche, muntere, mit Erlen und Weiden besaumte Flüßchen, das im Durchschnitt 0,351 Proc. Fall hat und nicht selten durch schnelles Austreten Schaden anrichtet, treibt während seines kurzen Wegs durch den Bezirk 4 Mühlen und zwar eine auf der Markung Metterzimmern, die übrigen auf der von Bietigheim. Das stille, etwas abgeschiedene Thälchen ist enge und nicht besonders tief eingeschnitten; nur bei Metterzimmern werden die linken Thalgehänge namhafter und steiler. In das Metterthal führt, unterhalb Metterzimmern das Tiefenthal, welches 1/4 Stunde nördlich von dem Weißen-Hof ganz unbedeutend beginnt und dort einem kleinen, träge fließenden Bach als Rinne dient. In der Nähe des Hofs versiegt der Bach und zugleich verläßt hier das Thal auf eine Zeit lang den Oberamtsbezirk um 1/2 Stunde nordwestlich von Metterzimmern wieder in denselben einzugehen. Zu einem tiefen, engen Muschelkalkthal herangewachsen, zieht es noch 3/4 Stunden lang bis zu seiner Ausmündung als Trockenthal fort, das nur bei starken Regengüssen und bei dem Abgang des Schnees Wasser führt und der Metter einen Zufluß gewährt.

| Ein weiteres Trockenthal, zuerst nur das Thal, – weiter unten aber das Brachberger-Thal genannt, in welches einige Seitenthälchen einführen, nimmt seinen Anfang 1/4 Stunde nordwestlich von Bietigheim und zieht 1/2 Stunde südlich von Besigheim in das Enz-Thal ein. Das enge, düstere, wiesenleere Thal ist eine Stunde lang und hat hohe Abhänge, die meistens bewaldet und nur in der Nähe der Ausmündung theils mit Reben, theils als Baum-Äcker kultivirt sind.

Etwa 1/4 Stunde südlich von Besigheim zieht ein kurzes Trockenthal zwischen dem Brachberg und dem Spindelberg auf das Enzthal; es hat einen ähnlichen Charakter wie das vorhergehende und führt, wie jenes, nur bei heftigen Regengüssen und starken Schneeabgängen der Enz Gewässer zu.

Der ebenfalls der Enz zufließende Steinbach entspringt 1/4 Stunde westlich von Freudenthal, fließt durch die Orte Freudenthal, Löchgau und mündet nach einem Lauf von 2 Stunden bei Besigheim in die Enz. Bei trockener Witterung verfällt der Bach 1/4 Stunde östlich von Löchgau in Felsenklüfte und tritt erst am Fuß der Froschberge bei Besigheim als Quelle wieder hervor; dagegen wird er bei starken Regengüssen oder Schneeabgängen zuweilen sehr reißend und hat bei den letzten Überschwemmungen in den Monaten Juli und August 1851 in Löchgau großen – bei Besigheim noch größeren Schaden als Neckar und Enz angerichtet. Sein anfänglich enges, zwischen zwei hohen bewaldeten Ausläufern des Strombergs hinziehendes Thal erweitert sich bei Freudenthal, dessen Name den Charakter des Thals bezeichnet, und zieht, auf der linken Seite durch eine Weinberghalde begrenzt, während sich auf der rechten nur flaches Ackerland anlehnt, eine Zeitlang fort, bis sich 1/4 Stunde unterhalb Freudenthal auch die linken Thalgehänge verlieren und das Thälchen ganz flach bis nach Löchgau fortzieht. Unterhalb Löchgau verengt es sich schnell und erhält dann den Charakter einer tiefeingefurchten, steilen Muschelkalkschlucht, den es vollends bis zu seinem Eingang in das Enz-Thal behält.

b) Der Baumbach, entspringt in mehreren Quellen im Niedwiesenthal, 1/4 Stunde südlich von Erligheim, und fließt bei Wahlheim, wo er zuvor eine Mühle treibt, in den Neckar. Während seines 5/4 Stunden langen Laufs nimmt er den bei Treffentrill im Oberamt Brackenheim entspringenden Enzbach auf, welcher durch Erligheim fließt und kurz vor seiner Einmündung 1/8 Stunde südöstlich von dem Ort eine Mühle in Bewegung setzt. Das wiesenreiche Thal des Baumbachs ist Anfangs ganz unbedeutend und erhält erst 1/2 Stunde südöstlich von Erligheim, wo es in den Hauptmuschelkalk einschneidet, den eigentlichen Charakter eines ziemlich tiefen, mit steilen Gehängen versehenen Thals.

c) Der Mühlbach, nimmt seinen Anfang zwischen den Ausläufern des Strombergs 1/4 Stunde westlich von Bönnigheim und mündet, nachdem er seinen Weg durch die Orte Bönnigheim, Hohenstein und Kirchheim genommen hat, bei dem letztgenannten Ort in den Neckar. Der fleißige Bach treibt während seines 11/2stündigen Laufs die Burgermühle auf Bönnigheimer Markung, die Lohmühle bei Hohenstein und eine Mühle bei Kirchheim. In| diesen Bach mündet der 1/4 Stunde südlich von Bönnigheim entspringende Erlenbrunnen. Das mit Wiesen kultivirte, anfänglich zwischen leicht geneigten Ackergeländen hinziehende Mühlbach-Thal furcht sich erst 1/4 Stunde unterhalb Bönnigheim ein und bildet vollends bis nach Hohenstein ein enges, schluchtenartiges Thälchen. Unterhalb Hohenstein erweitert sich das Thal zu einem üppigen Wiesengrund, der auf der rechten Seite durch leicht geneigtes fruchtbares Ackerland, auf der linken Seite aber durch einen steilen, mit Reben bepflanzten Bergabbang begrenzt ist.

d) Das Pfaffenthal, ein kleines Trockenthälchen, welches 3/4 Stunden nordöstlich von Kirchheim in das Hauptthal führt.

e) Der Seegraben, kommt aus dem ehemaligen Bett des Lauffener Sees und fließt bei Lauffen in den Neckar.

f) Die Zaber, bei Zaberfeld im Oberamt Brackenheim entspringend, erreicht 3/4 Stunden südwestlich von Lauffen den Oberamtsbezirk und mündet in den Neckar nächst dem Kloster (in dem Dörflein) Lauffen. Der kleine Fluß, welcher 0,568 Proc. Fall hat und nicht selten Überschwemmungen verursacht, treibt nach einstündigem Lauf durch den Bezirk, kurz vor seiner Ausmündung eine Sägemühle, nächst welcher ihn die Eisenbahn mittelst einer steinernen Brücke überschreitet. Das 300–400 Schritte breite, mit Wiesen kultivirte Zaber-Thal ist von der Grenze des Bezirks an mit hohen, steilen Thalwänden versehen, die sich aber, sobald dasselbe in das ehemalige Neckarbett eintritt, auf der rechten Seite verlieren, während auf der linken Seite ein bogenförmiger, vorzügliche Weinberge darstellender Steilabfall bis zu dem Neckar hinzieht.

g) Ein unbedeutender Bach, dem das sog. Porten-Thal als Rinne dient, läuft 1/2 Stunde nördlich von Lauffen in den Neckar.

d. Stehende Gewässer.

In dem Bezirke befinden sich keine natürlichen Seen, sondern nur künstlich angelegte Weiher, und zwar folgende:

Die beiden Schloßgartenseen in Freudenthal.
Der etwa 1 Morgen große Egelsee in der Nähe der Eisenbahnbrücke bei Besigheim.
Ein auf der Markung Löchgau gelegener Weiher.
Ein unfern Bönnigheim gelegener Weiher.
Am Saume des Forstwalds, 1/4 Stunde östlich von Bietigheim, liegen 2 unbedeutende Weiher, welche durch nahe entspringende Quellen gespeist werden.
Abgegangene Weiher sind: der im Jahr 1820 trocken gelegte See bei Lauffen, welcher der größte in Altwürttemberg war und 2261/2 Morgen im Meß hielt (s. d. Ortsbeschr.); auch bestanden noch 2 Weiher im Seebronnen-Thal in der Nähe des Itzinger-Hofs, der Kugelsee, nebst 2 Weihern bei Freudenthal, das sog. rothe Meer südwestlich von Löchgau, ein 34/8 Morgen 41,5 Ruthen großer Weiher, der als Wald angelegt| wurde, und ein südöstlich von Bietigheim bei dem Brandholz gelegener See, der längst trocken gelegt und in Wiesengrund verwandelt wurde.

In Orten, die nicht unmittelbar an Flüssen und Bächen liegen, sind für den Fall der Feuersgefahr Wetten angelegt.

3. Naturschönheiten.

Obgleich der Bezirk nicht zu den hochgelegenen gehört, sondern strenggenommen ein mit Höhenzügen umschlossenes – von mehreren Thälern tiefdurchfurchtes Flachland bildet, so ist derselbe doch reich an Punkten, die freundliche Aussichten über das fruchtbare, segenreiche Flachland, so wie in das anmuthige, mit Rebengeländen prangende Neckarthal und dessen Nebenthäler gestatten. Die Höhenzüge des bewaldeten Strombergs, des rebenreichen Heuchelbergs, der Löwensteiner Berge, des Welzheimer- und des Schurwaldes, wie die des Schönbuchs, bilden die Hintergründe dieser Landschaften und senden ihre mit Burgen und Schlössern gezierten Ausläufer und Vorberge öfters weit gestreckt in dieselben hinein. Durch die Lücke zwischen dem Heuchelberg und den Ausläufern der Löwensteiner Berge sind die fernen blauen Berge des Odenwaldes mit dem über sie hervorragenden, kegelförmigen Katzenbuckel sichtbar, und auf höheren Punkten erblickt das Auge in der Richtung gegen Süden und Südosten noch die felsenbekränzten Stirnen der schwäbischen Alp.

Von den vielen für Fernsichten günstigen Standpunkten sind besonders hervorzuheben, der Schöneberg bei Freudenthal, der Vogelsang westlich von Erligheim, die Ausläufer des Michelsbergs[4] westlich von Bönnigheim, die Höhe zwischen Schotzach und Ilsfeld, der Thurm zu Kaltenwesten, die Ottmarsheimer Kelter, der Holderbrunnen oder die sogenannte Burg westlich von Klein-Ingersheim. Weniger ausgedehnt, übrigens äußerst freundlich und ansprechend sind die Aussichten auf dem Thurm zu Groß-Ingersheim, auf dem Schloß zu Klein-Ingersheim, auf den Höhen bei Besigheim, auf dem Schloß Hohenstein, auf dem alten Thurm, welcher auf der Felseninsel zu Lauffen steht, auf dem Lugberg und auf dem Eberstein oder Fürstenstand bei Bietigheim.

Eine besondere Naturmerkwürdigkeit und Schönheit ist der unfern Besigheim rechts des Neckars auf Hessigheimer Markung gelegene sogenannte Felsengarten, ein Felsenkranz, der sich oben an der vorzüglichen Weinberghalde Wurmberg, über dem Weg von Besigheim nach| Hessigheim mehrere 100 Schritte lang fortzieht; eine seiner pittoresken Partien zeigt der nebenstehende Holzschnitt.

Der Hauptmuschelkalk ist hier auf eine ganz seltene Weise zerklüftet und bildet, in zwei Hälften geborsten, gleichsam eine lang hinziehende Gasse, zu deren beiden Seiten 20–30′, zuweilen bis 50′ hohe Felsen, theils senkrecht, theils überhängend, den Einsturz drohend, in den sonderbarsten Gestalten anstehen. Zuweilen haben eingestürzte Felstrümmer sich in die Spalte eingezwängt und bedeckte, höhlenartige Durchgänge veranlaßt oder gar den Weg verrammelt; einzelne Partien gleichen Ruinen mit Thürmen, welche von üppigem Epheu und andern felsenliebenden Gesträuchen umrankt werden. Die gegen den Thalabhang gerichtete Felsenwand ist nicht selten gespalten, wodurch sich thor- und fensterartige Öffnungen gebildet haben, die eine überaus freundliche Aussicht in das liebliche Neckarthal, besonders gegen Besigheim, erlauben und dem Auge eine Landschaft erschließen, welche durch den im Hintergrunde sichtbaren Stromberg mit dem Michelsberg, wie durch den langgestreckten Heuchelberg begrenzt ist, was in Vergleichung mit dem äußerst wilden Standpunkt einen überraschenden Contrast hervorruft.

Eine weitere interessante Felsenbildung ist der in dem Neckar bei Lauffen freistehende Muschelkalkfelsen, auf dem sich nebst neueren Gebäuden die malerischen Überreste der ehemaligen Burg Lauffen befinden, eine Partie, welche im Einklang mit der äußerst anmuthigen Umgebung, wohl die schönste nicht nur des Bezirks, sondern auch der weiten Umgegend genannt werden darf.

4. Boden.
Die Bodenverhältnisse des Bezirks, welche mit wenigen Ausnahmen zu den günstigsten des Vaterlandes gehören und im Verein mit dem überaus milden Klima für den Anbau aller in Württemberg üblichen Kulturgewächse sich vorzüglich eignen, basiren sich im Allgemeinen auf die vorkommenden Gebirgs- und Erdarten. Vorherrschend ist ein tiefgründiger, sandig-thoniger, gelber Diluviallehm, der, beinahe ausschließlich für den Feldbau benützt, nicht nur den größten Theil der Hochebene deckt, sondern auch nicht selten die flachen, gegen die Thalsohlen hinziehenden Ausläufer bildet. Die Unterlage besteht entweder aus den Mergeln und Sandsteinen der Lettenkohlengruppe oder aus Hauptmuschelkalk, zuweilen auch aus Keupermergel; diese unten liegenden Gebirgsschichten treten häufig der Oberfläche so nahe, daß sie einen nicht geringen Einfluß auf den Boden ausüben und denselben entweder thonig (schwer), oder kalkig thonig, oder wenn die Sandsteine zunächst liegen, sandig lehmig (leicht) machen. Im westlichen Theil des Bezirks,|
wo die Keuperformation noch in denselben eingreift, treten an den äußersten Ausläufern des Strombergs die unteren blauen Mergel auf, welche in ihrem ursprünglichen Zustande einen für den Weinbau günstigen Boden – in ihrer Verwitterung aber einen etwas strengen Thonboden liefern;[5] über ihnen erscheinen, jedoch in geringer Ausdehnung, leichte Sandböden, deren Unterlage aus feinkörnigem Keuperwerkstein bestehen, welcher nicht selten mit seinen halbverwitterten Sandsteinplättchen in ganz unbedeutender Tiefe ansteht und der Ergiebigkeit des Bodens| Eintrag thut. Die höheren Partien des Strombergs haben an den Abhängen einen rothen, sehr gebundenen, der Waldvegetation zuträglichen Thonboden und auf den Höhen einen grobkörnigen Sandboden, dem der weiße Stubensandstein als Unterlage dient und der an Stellen, wo die Unterlage der Oberfläche zu nahe liegt, ziemlich mager wird, im andern Fall aber, wenn ihm verhältnißmäßig Lehm beigemengt ist, einen guten Waldboden abgibt.

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Die steilen Thalgehänge bestehen aus Muschelkalk, die oberen Ränder derselben zuweilen aus den Mergeln und Sandsteinen der Lettenkohlengruppe; die Verwitterung dieser Gebirgsschichten erzeugte einen kalkig-thonigen Boden (sog. Schlaisboden), der in Verbindung mit dem| häufig los herumliegenden oder als Felsen anstehenden wärmehaltenden Muschelkalk dem Weinbau überaus günstig ist. In den Thalebenen haben sich Alluvialgebilde abgelagert und einen sandigem humusreichen Schlammboden geliefert, welcher sich für den Wiesenbau sehr gut eignet und nur an Stellen, wo während der Hochfluthen sich zu viel Sand oder gar Gerölle ablagert, hiedurch leidet.
5. Luft und Witterung.

Da uns keine eigentlichen Witterungsbeobachtungen aus dem Bezirk zu Gebot stehen, so müssen wir uns auf folgende allgemeine Angaben beschränken.

Die Luftbeschaffenheit ist bei der günstigen Lage der meisten Ortschaften im Durchschnitt diejenige des schwäbischen Unterlandes, d. h. rein und gesund. In sämmtlichen dem Neckar- und Enzthal angehörigen Städten und Dörfern bringt die geschützte Lage und der Reflex der Sonnenstrahlen von den meist mit Reben bepflanzten steilen felsigen Berggehängen, in Verbindung mit der geringen Erhebung über dem Meer und dem Mangel ausgedehnter Waldstrecken eine für unsere geographische Lage unverhältnißmäßige Milde des Klimas hervor, wie dieß die vortrefflichen Weine von Besigheim, Wahlheim, Hessigheim, Gemmrigheim und Lauffen beweisen, wo namentlich einige besonders günstige Lagen von Besigheim und Wahlheim (Schalkstein und Wurmberg) ein zu den besten von Deutschland gehöriges Produkt liefern. In Besigheim hat man Beispiele, daß Feigenbäume mehrere Jahre lang in den Weinbergen vortrefflich ausgehalten und Früchte getragen haben. Edle Baumfrüchte, namentlich Pfirsiche und Aprikosen, treffliche Kirschen, Birnen und Äpfel gedeihen hier wie in wenigen Gegenden des Landes.

Auch das Vorkommen einiger Pflanzen, wie z. B. der Veronica spicata, Achillea nobilis, Chondrilla juncea, Parietaria diffusa M. & K.; wie Heliotropium europaeum, Oxalis corniculata, Diplotaxis tenuifolia, welche theils dem mittleren Rheinthal, theils dem wärmeren Süden angehören, spricht dafür.

Blüthezeit und Ernte fällt in der Thalebene mit derjenigen von Heilbronn und Canstatt, den frühesten Bezirken des Landes, zusammen, tritt aber auf den Höhen 6–8 Tage später ein, als im Thal.

Heftigen Winden oder Stürmen ist der Bezirk nicht ausgesetzt, doch haben die auf der Höhe gelegenen Ortschaften (Kaltenwesten, Ilsfeld, Löchgau u. s. w.) stärkere Luftströmungen als die Thalorte; den Nordwinden ist hauptsächlich die Gemeinde Kaltenwesten, den Ostwinden Bönnigheim, Löchgau, Groß- und Klein-Ingersheim ausgesetzt.

| Frühlings- und Spätsommerfröste treffen hauptsächlich zuweilen manche in der Thalsohle gelegene Weinberge.

Nebel sind bei Lauffen und unterhalb Bietigheim keine seltene Erscheinungen. Im Enzthal, zwischen Besigheim und Bietigheim, will man auch öfter Irrlichter gesehen haben.

In Beziehung auf Hagelschlag gehört der Bezirk zu den mittelmäßig betroffenen des Neckarkreises. In den Jahren 1828–42 wurde bei einer angebauten Fläche von 40.563 Morgen im Ganzen 79891/2 Morgen beschädigt, was einem Jahresdurchschnitt von 532,6 und einer Quote von 0,01313 entspricht, während die Durchschnittsquote des ganzen Neckarkreises = 0,01276 beträgt. Es stellt sich hierin der Bezirk in die Beschädigungslinie von Maulbronn, Vaihingen, Ludwigsburg, Marbach, was einen Gewitterzug von Westen nach Osten andeutet.

6. Gebirgsarten und Mineralien.

Die geognostischen Verhältnisse des Bezirks sind ziemlich einfach, indem außer den Diluvial- und Alluvialablagerungen nur 2 Glieder der Trias, Muschelkalk und Keuper, vorkommen. Die natürliche Schichten- und Altersfolge derselben ist folgende:

1) Der Muschelkalk steht nur mit seinen oberen Schichten zu Tage und beginnt an der am tiefsten eingeschnittenen Stelle zwischen Bietigheim und Besigheim mit den Encrinitenkalken, in welchen eine Menge Stielglieder von Encrinites liliiformis vorkommen. Die mittlere Hauptschichte der Muschelkalkformation, die Anhydritgruppe, ist zwar an keiner Stelle des Bezirks aufgeschlossen, übrigens scheint sie nicht ferne unter der Thalsohle bei Besigheim zu beginnen. Über den Encrinitenkalken lagert ein wohlgeschichteter, rauchgrauer, von thonreichen Zwischenschichten durchsetzter Kalk (Hauptmuschelkalk), der nicht nur an den steilen Thalwänden des Neckars, der Enz, der Metter, der Zaber, der Schotzach und anderen unbedeutenderen Seitenthälchen ansteht, sondern auch an einzelnen Stellen auf der Hochebene sichtbar wird.

Der Durchschnitt eines Muschelkalkbruches an der Enz oberhalb des Viadukts bei Bietigheim zeigt folgende Schichten:

Ackererde 2′
Sandsteingeschiebe in sandigem Lehm 1/2–1′
Dolomit und dolomitischer Kalkstein in 4–5′ mächtigen Bänken 14′
Blauer Thonmergel, 1/2–11/2′ mächtig,
     zwischen Schichten von dichtem Muschelkalk von 3″–24″ Mächtigkeit
12′
Poröser, etwas dolomitischer Kalkstein in Bänken von 4–6′ Mächtigkeit 25′
Kalkmergel, wohlgeschichtet 24′
Von Versteinerungen finden sich in dem Muschelkalk: Terebratula| vulgaris Schl., Gervillia socialis Goldf., Lima striata, Pecten laevigatus, Myophoria vulgaris, Ammonites nodosus, Nautilus bidorsatus, Pemphyx Sueurii (bei Bietigheim) u. s. w.

Der Hauptmuschelkalk wird sehr häufig abgebaut und als Straßenmaterial, zuweilen auch zum Bauen und allgemein zum Kalkbrennen benützt.

Er geht gegen oben in Muschelkalkdolomit über, der übrigens keine bedeutende Mächtigkeit erreicht und nirgends das Plateau bildet; mit diesen thonigen Dolomiten in den untern Schichten wechsellagernd, entwickelt sich über denselben:

Die Lettenkohlengruppe, als Grenzgestein zwischen Muschelkalk und Keuper, mit ihren Dolomiten, Kalk- und Thonmergeln, denen in mehreren Wechsellagerungen der Lettenkohlensandstein eingelagert ist, welcher sich nicht selten zu einer Mächtigkeit von 10–20′ ausgebildet hat.

Die Lettenkohlengruppe erscheint, mit Ausnahme der Gegenden bei Wahlheim, Groß-Ingersheim und unterhalb Lauffen, wo sie sich an den Thalabhängen hinabzieht, nur auf der Hochebene und zwar meist unfern der obern Thalgehänge, von denen sie sich mehr oder weniger gegen die Hochebene verbreitet. Die Sandsteine derselben haben sich besonders in der Nähe von Gemmrigheim, Wahlheim, Hofen, Ilsfeld, Schotzach, Bietigheim und Groß-Ingersheim kräftig entwickelt und werden daselbst als sehr taugliche Bau- und Werksteine abgebaut.

Der Steinbruch zwischen Wahlheim und Hofen zeigt folgenden Durchschnitt:

Ackererde 11/2–2′
Sandige Mergel 5′
Plattenförmiger Sandstein 4–5′
Gelblichgrauer Werkstein in Schichten von 1–5′ 20′
Blauer Mergelschiefer 0

Von organischen Einschlüssen findet man nicht selten in der Lettenkohlengruppe großartige Fragmente von Wurzeln und Stängeln des Calamites arenaceus und Equisetum columnare, ferner zuweilen Steinkerne des Myacites musculoides und einige Myopherien, so wie Lingula tenuissima u. s. w.

2) Die Keuperformation, welche sich über die Ebene des Muschelkalks erhebt, beginnt mit den blauen Thonmergeln, in denen zuweilen, wie bei Löchgau, Gyps eingelagert vorkommt; über diesen entwickelt sich der feinkörnige Keuperwerkstein (Schilfsandstein), der westlich von Bönnigheim und Erligheim ein kleines Plateau bildet und in dem nicht selten schöne Exemplare von Kalamiten (Calamites arenaceus) und Schachtelhalme (Equisetum columnare), auch einige Farrnkräuter und| Cycadeen (Pterophyllum Jaegeri Brongn.) vorkommen. In demselben sind mehrere Brüche angelegt, welche vortreffliche Bau- und Werksteine liefern. Dem feinkörnigen Schilfsandstein sind die bunten, meist braunrothen Mergel aufgelagert, welche von dem unbedeutend mächtigen Kieselsandstein und von dolomitischen Steinmergeln in dünnen Schichten durchzogen sind. Über den bunten Mergeln tritt in namhafter Mächtigkeit der weiße, grobkörnige Keupersandstein (Stubensandstein) auf, welcher das Plateau und die obersten Abhänge des Strombergs bildet und auf den höheren Punkten desselben zuweilen in eine harte, feuergebende Abänderung übergeht. Die Keuperformation ist in dem Bezirke nicht sehr verbreitet, indem sie hauptsächlich nur dem Stromberg und dessen Ausläufern angehört, welcher, wie schon gezeigt wurde, nur mit seinen äußersten östlichsten Spitzen in den westlichen Theil des Oberamts eingreift. Außer der vollständig ausgebildeten Formation des Keupers am Stromberg kommt nur noch das unterste Glied derselben, die blauen Mergel, jedoch in nicht großer Verbreitung, bei Ilsfeld, Schotzach, Pfahlhof u. s. w. vor.

3) Das ältere Schwemmland (Diluvium) erscheint in dem Oberamtsbezirke hauptsächlich als Lehm, der zum größeren Theil das Plateau des Muschelkalkes deckt und überdieß noch am Fuß der Thalgehänge in flach hinziehenden Ausläufern und Mulden auftritt. Die Mächtigkeit des Lehms ist sehr verschieden und wechselt von einigen – bis zu 25′. Interessant sind die Gerölle von buntem Sandstein, welche häufig in dem Diluviallehm von der Größe eines Taubeneis bis zu einer Schwere von 3 Cent. zerstreut vorkommen und sich mehr oder weniger über das ganze Muschelkalkplateau verbreitet haben. Eine ausgezeichnete Ablagerung solcher Geschiebe findet sich in rothem Sand eingebettet an dem waldigen Hügelrücken bei dem Bahnhof zu Bietigheim, etwa 120′ über dem Enzspiegel, unter folgenden Lagerungsverhältnissen:

Ackererde 1–11/2
Lehm 2′
Geschiebe in rothem thonigem Sande 4′
Blauer Letten 5′
Thonmergel der Lettenkohle 7′
Dolomitischer sandiger Mergel der Lettenkohle 8′
Kalkiger Thonmergel des Muschelkalks 10′

Dergleichen Geschiebe des bunten Sandsteins setzen sich fort bis auf die Höhen des Husarenhofs 302′ über dem Neckar und bei dem Besigheimer Wartthurm 300′ über den Neckar fort, wo sie eine förmliche Breccie bilden.

Diese Erscheinung liefert einen Beweis, wie gewaltig und wie hoch| die Fluthen in der Diluvialperiode gegangen sein müssen, indem dieselben diese zum Theil sehr gewichtigen Sprößlinge des Schwarzwaldes bis in das Unterland geführt haben.

Die bekannten Kalkmergelknauer (Lößkindlein), welche den Lehm mit dem Löß des Rheinthals in die nächste Verwandtschaft bringen, kommen sehr häufig vor, und überdieß finden sich noch von kleinen Diluvialschnecken, Succinea oblonga, Helix hispida var. Diluvii etc.

Die Kalkbreccie ist in den Thalabhängen gegen den Neckar, wie bei Groß-Ingersheim, Besigheim, Kirchheim und 1/2 Stunde unterhalb Lauffen abgelagert.

Ein rother Diluvialsand, eine Verwitterung des bunten Sandsteins, welcher aus dem Schwarzwald in den Bezirk geschwemmt wurde, hat sich südlich von Lauffen abgelagert, und als man vor ungefähr 15 Jahren einen Muschelkalkfelsen an dem Schalkstein bei Besigheim ausbrechen ließ, fand man ein etwa 20′ mächtiges, rothes Sandlager hinter dem Felsen, das hier eine Spalte des Muschelkalks ausfüllte. In den älteren Geschiebe-Ablagerungen bei Kirchheim wurde im Dec. 1852 ein 6′ langer Stoßzahn des Mammuths gefunden.

4) Das jüngere Schwemmland (Alluvium) hat sich hauptsächlich in den Thalebenen und an den Ausläufern der Berge abgelagert; es besteht aus Lehm, Thon und häufig, besonders in der Nähe der Flüsse, aus Geschieben und Sand. Die Geschiebe und Sandlager bekunden die Gebirgsformation, aus denen die durch den Bezirk führenden Gewässer kommen, daher die des Neckars meist aus Muschel- und Jurakalk, die der Enz meist aus buntem Sandstein, Muschelkalk, Keupersandstein und seltener aus Granit bestehen. Die Neckargeschiebe zeichnen sich durch bedeutende Abrundung vor denen der Enz, welche häufig genug noch eckig sind, aus. Gerölle, aus Zertrümmerung des unter der Dammerde anstoßenden Muschelkalks hervorgegangen, traf man sonst in langen Haufen (Steinhalden) zusammengelesen häufig zwischen den Weinbergen bei Bietigheim und Besigheim; sie verschwinden aber glücklicher Weise allmählig und wandern auf die benachbarten Straßen, um die Grundfläche der Kultur zugänglich zu machen.

Jüngerer Süßwasserkalk (Kalktuff), welcher Blattabdrücke von Erlen, Ahorn, Liguster etc. enthält, kommt südlich von Groß-Ingersheim am linken Neckarthalabhange vor. Andeutungen von Torf trifft man unterhalb des ehemaligen Sees bei Lauffen und bei Ilsfeld. Töpferthon wird auf den Markungen Bönnigheim, Erligheim und Löchgau gegraben.

Von eigentlichen Mineralien kommen vor:

Gemeiner Quarz in milchweißen, sechsseitigen Pyramiden, und| Kalkspath in ungleichkantigen, sechsseitigen Doppelpyramiden in den Spalten und Klüften des Muschelkalks; ferner ist weißer und bläulicher Calcedon in denselben eingesprengt. In der Lettenkohlengruppe findet man häufig Andeutungen von Kohlen, und auf den Ablösungsflächen des Lettenkohlensandsteins kommt Glimmer in zarten Blättchen vor. Vitriol- und Alaunschiefer wurde zu Ende des vorigen Jahrhunderts auf den Markungen Löchgau und Hofen abgebaut. Gyps findet sich bei Löchgau, und Pechkohle in Trümmern im weißen Stubensandstein.

Im Allgemeinen zeigen die Gebirgsschichten, namentlich von Besigheim abwärts ein starkes Einfallen gegen Norden, und untergeordnet neigen sie sich gegen die Thäler des Neckars und der Enz.

7. Pflanzen- und Thierreich.
A. Pflanzen.

Die Flora ist im Allgemeinen die des Württembergischen Unterlandes, bildet jedoch durch die Pflanzen des Keuperhöhenzugs (Stromberg) einen Übergang zu der Flora des Mittellandes, während sie anderseits, durch die geographische Lage dazu disponirt, bereits manche Bürger der rheinischen Flora aufweist.

a) Bäume. Wie überhaupt die Laubwälder in dem Bezirk vorherrschen, so herrscht in diesen wieder die Steineiche (Quercus Robur) mit ihren schlanken Stämmen und neben ihr der Haselstrauch (Corylus avellana) vor. Diese beiden drücken den Wäldern einen eigenthümlichen Stempel auf und bedingen gleichsam die übrige Vegetation. Außer ihnen finden sich zerstreut: die Stieleiche (Quercus pedunculata), die Rothbuche (Fagus silvatica), die Birke (Betula alba), die Weißbuche (Carpinus betulus), der Weiß-, Spitz- und Feldahorn (Acer pseudoplatanus, platanoides et campestre), die Esche (Fraxinus excelsior), die Sommer- und Winter-Linde (Tilia grandifolia et parvifolia), die Ulme (Ulmus campestris) die Aspe (Populus tremula), der Holzapfelbaum (Pyrus malus silvestris), der Holzbirnbaum (P. communis silvestris), der Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia), der Elzebeerbaum (Sorbus torminalis), der Sperberbaum (Sorbus domestica), vereinzelt auf dem Stromberg, die Erle (Alnus glutinosa), die Salweide (Salix caprea), die Werftweide (S. aurita). An Bächen und Flüssen kommen häufig gepflanzt und wildwachsend vor: die weiße Weide (Salix alba), die graue Weide (Salix cinerea), die gelbe Bandweide (S. vitellina), die Bruchweide (S. Russelliana), die mandelblättrige Weide (S. triandra var. amygdalina), die Korbweide (S. viminalis), die Bachweide (S. purpurea) etc. Von Nadelhölzern, die übrigens meist künstlich| angepflanzt sind, kommen vor: die Forche, Kiefer (Pinus silvestris), die Rothtanne (Pinus Picea), die Lärche (Pinus Larix) selten und nur künstlich gezogen.

b) Sträucher. Von den gewöhnlichen Wald- und Heckensträuchern finden sich: der Faulbaum (Rhamnus frangula), der Kreuzdorn (Rh. catharctica), die Haselnuß (Corylus avellana) sehr häufig, der Schlingstrauch (Viburnum lantana), der Wasserholder (V. opulus), das Pfaffenhütchen (Evonymus europaeus), der schwarze und der rothe Hollunder (Sambucus nigra et racemosa), die Stachelbeere (Ribes uva crispa), der Färber-, Pfeil- und Stechginster (Genista tinctoria, sagittalis et germanica). Auch an schönen Rosen ist der Bezirk nicht arm, namentlich findet sich Rosa pumila, repens, rubiginosa und canina häufig; die Waldrebe (Clematis vitalba), das rundblätterige und überhängende Wintergrün (Pyrola rotundifolia et secunda), so wie Brombeer-, Himbeer- und Heidelbeer-Sträucher. Von den Nadelholzsträuchern der Wachholder (Juniperus communis). Über einige officinelle und giftige Sträucher s. unten.

c) Kräuter. Von Gift- und Arzneipflanzen finden sich: die Tollkirsche: (Atropa belladonna), der gefleckte Schierling (Conium maculatum), das schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), die vierblättrige Einbeere (Paris quatrifolia), die stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) allgemein auf Muschelkalk, der Stechapfel (Datura stramonium), das Bittersüß und der schwarze Nachtschatten (Solanum dulcamara et nigrum) letzterer sehr häufig, der Seidelbast (Daphne mezereum), die Judenkirsche (Physalis Alkekengi), der Fieberklee (Menyanthes trifoliata), das gemeine Seifenkraut (Saponaria officinalis), der heilsame Baldrian (Valeriana officinalis), die Zaunrübe (Bryonia dioica); die Haselwurz (Asarum europaeum); das Tausendguldenkraut (Erythraea centaurium), Attich (Sambucus ebulus), die Aronswurzel (Arum maculatum), die Küchenschelle (Anemone pulsatilla), der heilsame Ehrenpreis (Veronica officinalis), die Bachbunge (V. beccabunga), der Erdrauch (Fumaria officinalis), das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), die Schwalbenwurz (Cynanchum Vincetoxicum), bei Besigheim und Bietigheim, bei Kirchheim die Muskateller Salbei (Salvia sclarea), die bittere Kreuzblume (Polygala amara), das gemeine Johanniskraut (Hypericum perforatum), die Eberwurz (Carlina acaulis), die Ackerkamille (Matricaria Chamomilla), die Wollblume (Verbascum thapsus), das kriechende Queckengras (Triticum repens), der Sauerklee (Oxalis acetosella), das Heilkraut (Sanicula europaea), der Teich-Calmus (Acorus calamus).

| Von selteneren krautartigen Pflanzen nennen wir: den ährenblättrigen und frühzeitigen Ehrenpreis (Veronica spicata, praecox) bei Lauffen, erstem in dem Forchenwäldchen; die Strandsimse (Scirpus maritimus) bei Bietigheim; die blaue Seslerie (Sesleria coerulea) bei Bietigheim; das rothe Fingergras (Digitaria sanguinalis) bei Besigheim; das große Mannagras (Glyceria spectabilis) am Neckar; das dicht- und kammblättrige Laichkraut (Potamogeton densus, pectinatus) in der Enz und dem Neckar, das durchwachsene (P. perfoliatus) bei Lauffen; die Sonnenwende (Heliotropium europaeum) bei Bietigheim; den Krummhals (Lycopsis arvensis) auf Äckern; den Igelsamen (Echinospermum lappula) an Wegen und Rainen; die Hundszunge (Cynoglossum officinale) fast überall; die Motten-Königskerze (Verbascum Blattaria) bei Besigheim; das glatte Bruchkraut (Herniaria glabra) bei Lauffen) die Erdnuß (Bunium bulbocastanum) auf Äckern am Neckar; das breitblättrige Laserkraut (Laserpitium latifolium) bei Lauffen; die Hirschwurz (Cervaria nigra) bei Bietigheim und Besigheim; den feinblättrigen Lein (Linum tenuifolium) ebendaselbst; den runden Lauch (Allium rotundum) bei Lauffen; das Zweiblatt (Majanthemum bifolium); die vielblüthige und gemeine Maiblume (Convallaria multiflora, majalis); die Zaunlilie (Anthericum liliago, ramosum) überall; die Ackervogelmilch (Ornithogalum arvense) und die Muskathyacinthe (Muscari botryoides) bei Lauffen: den Meerampfer (Rumex maritimus) bei Lauffen; die Nachtkerze (Oenothera biennis) im Enzthal; die Wasserdolde (Butomus umbellatus) bei Bietigheim und Lauffen; den dreifingerigen Steinbrech (Saxifraga tridactylites) bei Besigheim; den gelbblühenden Sauerklee (Oxalis corniculata) in Weinbergen bei Besigheim und auf Äckern bei Bietigheim; die gelbe Sumpfrose (Nuphar lutea) im Neckar; den Flußhahnenfuß (Ranunculus peucedanifolius) in der Enz bei Bietigheim; den Waldhahnenfuß (R. nemorosus) bei Bietigheim; die Kalaminthe (Calamintha officinalis) und den edlen Gamander (Teucrium Chamaedrys) bei Lauffen und Bietigheim, den gelben Gamander (T. scorodonia) und die rundblättrige und Garten-Münze (Mentha rotundifolia et sativa) bei Lauffen; das Zymbelkraut (Cymbalaria muralis) bei Besigheim und Lauffen, den Waid (Isatis tinctoria) überall am Neckar, die Frühlingswalderbse (Orobus vernus), die Erbsenwicke (Vicia pisiformis), den großblättrigen Tragant (Astragalus glyciphyllus) in Wäldern, das schöne Johanniskraut (Hypericum pulchrum) bei Lauffen, den großen Bocksbart (Tragopogon major) und die stinkende Barkhausie (Barkhausia foetida) bei Bönnigheim, den Binsensalat (Chondrilla juncea) am Michelsberg, die Doppelkrone (Diplopappus annuus) bei Lauffen, die| kleinblüthige und weidenblättrige Sternblume (Aster parviflorus et salignus) bei Besigheim, den Schirmbertram (Pyrethrum corymbosum) bei Besigheim und Bietigheim, den weidenblättrigen Alant (Inula salicina) bei Bietigheim, die edle Schafgarbe (Achillea nobilis) bei Lauffen und Besigheim, die gelbe und schwarze Flockenblume (Centaurea solstitialis et nigra) bei Bönnigheim, das Immerschön (Helychrysum arenarium) bei Lauffen und Bönnigheim; von Knabenkräutern (Orchideae) findet sich die Drehähre (Spiranthes autumnalis), die rothblühende Ragwurz (Epipactis rubra) und das braune Knabenkraut (Orchis fusca) im Wald westlich von Bietigheim, außerdem trifft man: Orchis bifolia, maculata, conopsea, militaris, latifolia auf Waldwiesen. Das Glaskraut (Parietaria diffusa) in großer Menge an Mauern in Lauffen. Das Tausendblatt (Myriophyllum verticillatum), das Hornblatt (Ceratophyllum submersum) in der Enz bei Bietigheim.

An kryptogamischen Gewächsen ist der Bezirk verhältnißmäßig arm, und wir erwähnen nur folgende: den gemeinen Bärlapp (Lycopodium clavatum), das Ackerschaftheu (Equisetum arvense), den Winter-Schachtelhalm (E. hiemale), den männlichen und weiblichen Tüpfelfarrn (Aspidium filix mas et foemina), den Champignon, Waidling (Agaricus campestris), den Goldbreitling (A. volemus), den Ziegenbart (Clavaria botrytis), die eßbare Morchel (Morchella esculenta); die Pilze sind häufiger bei Freudenthal und im benachbarten Stromberg.


B. Thiere.

Von den Säugethieren des Waldes ist das wilde Schwein längst verschwunden; Hirsche und Rehe gehören seit neuester Zeit zu den Seltenheiten, ebenso der Hase, welcher sich übrigens noch nicht ganz verdrängen ließ. Noch kommen vor: der Fuchs, der Dachs, die wilde Katze, der Fischotter (ziemlich häufig), der Edel- und Steinmarder, der Iltis, das große und kleine Wiesel, das Eichhorn, der Igel und zuweilen der Hamster; Hasel- und Spitzmäuse sind nicht selten.

Von Vögeln nennen wir außer den ganz gewöhnlichen: den Milan (Falco milvus), den schwarzen Milan (F. ater), den Wespenfalken (F. apivorus), den Zwergfalken (F. aësalon), den Hühnerhabicht (F. palumbarius), den Sperber (F. Nisus), den Baumfalken (F. subbuteo), den rauhfüßigen Bussard (F. lagopus), den Rothfalken oder die Stoßweihe (F. rufus), den Thurmfalken (F. tinnunculus); auch kommen auf dem Strich vor und wurden schon erlegt: der Fischadler (F. haliaëtus), der Wanderfalke (F. peregrinus), die Kornweihe (F. pygargus) u. s. w.

| Von Eulen nisten in dem Bezirk: die Wald-Ohreule (Strix otus), der Nachtkauz (St. aluco), der kleine Kauz (St. passerina), der Schleierkauz oder die Goldeule (St. flammea), die Uhu-Ohreule (St. bubo), diese in dem sogenannten Felsengarten bei Hessigheim.

Von den krähenartigen Vögeln trifft man zuweilen die Mandelkrähe (Coracias garrulus) und Tannenheher (Corvus caryocatactes), häufig den Eichelheher (C. glandarius), die Elster (C. pica), die Dohle (Corvus monedula) nur selten, nistet jedoch zuweilen in Liebenstein, die Krähe (C. corone), den Kohlraben (C. corax), die Saatkrähe (C. frugilegus) etc.

Von den Klettervögeln kommen hauptsächlich mehrere Spechtarten und außer diesen der Kukuk (Cuculus canorus) vor; ferner finden sich der Wiedehopf (Upupa epops) und der Eisvogel (Alcedo ispida), letzterer besonders häufig am Neckar.

An Singvögeln ist der Bezirk sehr reich, es finden sich: der Staar (Sturnus vulgaris), besonders zur Zeit der Kirschen- und Traubenreife oft in ungeheuren Flügen, die Baumlerche (Alauda arborea), die Haubenlerche (A. cristata), die Feldlerche (A. arvensis), die Grauammer (Emberiza miliaria), die Rohrammer (E. schoeniclus), der Kreuzschnabel (Loxia curvirostra), der Kirschenkernbeißer (Fringilla coccothraustes), der Gimpel (F. pyrrhula), die goldgelbe Bachstelze (Motacilla flava), die schwefelgelbe Bachstelze (M. sulphurea), der Krammetsvogel (Turdus pilaris), die Singdrossel (T. musicus), die Rothdrossel (T. iliacus), die Ringdrossel (T. torquatus), die Misteldrossel (T. viscivorus) auf dem Strich im Winter, die Nachtigall (Sylvia luscinia), der Schwarzkopf (S. atricapilla), die Dorn-Grasmücke (S. cinerea), das Blaukehlchen (S. suecica) kommt häufig im April auf dem Strich vor, der rothköpfige Würger (Lanius rufus), der Neuntödter (L. collurio), der graue Würger (L. minor), der weißhalsige Fliegenschnepper (Muscicapa albicollis), der schwarze Fliegenschnepper (M. atricapilla), der graue Fliegenschnepper (M. grisola), das Braunkehlchen (Saxicola rubetra), der schwarzkehlige Schmätzer (S. rubicola), der Steinschmätzer (L. oenanthe), der Wasser-Pieper (Anthus aquaticus), der Wiesen-Pieper (A. pratensis), der Baum-Pieper (A. arboreus); in kalten Wintern hat sich der Seidenschwanz (Bombycilla garrulus) schon eingestellt.

Von hühnerartigen Vögeln nennen wir: die Ringeltaube (Columba palumbus), die Hohltaube (C. oënas), die Turteltaube (C. turtur) sehr häufig, das Haselhuhn (Tetrao bonasia) als Seltenheit auf dem Stromberg, das Feldhuhn (Perdix cinerea), die Wachtel (P. coturnix).

Als Sumpfvögel kommen vor: der Wachtelkönig (Crex pratensis), die Wasserralle (Rallus aquaticus), der Kampfhahn (Tringa pugnax),| das Teichhuhn (Gallinula chloropus), das Wasserhuhn (Fulica atra), der kleine Strandläufer (T. minuta), der Zwergstrandläufer (T. pigmaea), der helle Wasserläufer (Totanus glottis), der punktirte Wasserläufer (T. ochropus), der trillernde Wasserläufer (T. hypoleukus), der Goldregenpfeifer (Charadrius pluvialis), der Kiebitz (Vanellus cristatus), der Sandregenpfeifer (Ch. hiaticula), die Waldschnepfe (Scolopax rusticola), die kleine Bekassine (Sc. gallinula), die Bekassine (Sc. gallinago), der graue Reiher (Ardea cinerea), die Zwergrohrdommel (A. minuta), die Rohrdommel (A. stellaris), auch der Löffelreiher (Platalea leucorodia) wurde einmal bei Bietigheim erlegt (siehe die Jahreshefte des Vereins für vat. Naturkunde in Württemberg, II. Jahrg. S. 233), der weiße Storch (Ciconia alba) u. s. w.

Von Schwimmvögeln: die graue Gans (Anser cinereus), die Stockente (Anas boschas), die Knäckente (A. querquedula), die Kriekente (A. crecca), die Löffelente (Anas clypeata), die Pfeifente (A. penelope), die Reiherente (A. fuligula), die Schnatterente (A. strepera), die Tafelente (A. ferina), die Spießente (A. acuta), die Schallente (A. clangula), der große Säger (Mergus merganser), der langschnäblige Säger (M. serrator), der weiße Säger (M. albellus), der gehaubte Steißfuß (Podiceps cristatus), der graukehlige Steißfuß (P. subcristatus), der Ohrensteißfuß (P. auritus), der kleine Steißfuß (P. minor), der rothkehlige Taucher (Colymbus septentrionalis), der Polartaucher (C. arcticus), die Seeschwalbe (Sterna hirundo), die schwarze Seeschwalbe (St. nigra), die Sturmmöve (Larus canus), die Lachmöve (L. ridibundus), die dreizehige Möve (L. tridactylus) u. s. w.

Von Reptilien kommen vor: die Ringelnatter (Coluber natrix), die Blindschleiche (Anguis fragilis), alle gewöhnlichen Frösche und Kröten, die gewöhnliche Eidechse, der sich die flüchtige Eidechse (Lacerta muralis) zugesellt, welche namentlich in den Steinbrüchen zwischen Besigheim und Bietigheim häufig getroffen wird, der gefleckte Salamander (Salamandra maculosa), der Wassermolch (Triton cristatus) u. s. w.

An Fischen finden sich hauptsächlich der Weißfisch (Cyprinus nasus), der Schuppfisch (C. cephalus), die Barbe (C. barbus), seltener der Karpfe (C. carpio), der Aal (Muraena anguilla), der Hecht (Esox lucius), der Groppfisch (Cottus Gobio); als Seltenheiten trifft man im Neckar zuweilen die Äsche (Salmo Thymallus), den Greßling (Cyprinus Gobio), den Blättling (Cyprinus latus Gmel.), den Hasel (Cyprinus Dobula L.), den Flußbarsch [Bersching] (Perca fluviatilis); ferner sind häufig, aber wenig beachtet: die Pfelle (Cyprinus phoxinus) und die Blekke (Cyprinus Alburnus L.). Die Seelamprete (Petromyzon| marinus) und die Alse (Clupea alosa) kommen bisweilen aus der Nordsee, selbst bis Besigheim herauf.[6]

Von den Mollusken erscheinen die gewöhnlichen Schnirkelschnecken (Helix pomatia, nemoralis, arbustorum, ericetorum, obvoluta, rotundata, cellaria, incarnata), die kegelförmige Zaunschnecke (Bulimus radiatus) kommt häufig vor, die Wendelschnecke (Pupa frumentum), die kleine Schraubenschnecke (Vertigo cylindrica), die gefleckte Teichschnecke (Neritina fluviatilis) in der Enz bei Besigheim, da wo sie in den Neckar einmündet, in ausgezeichneten Exemplaren. Ferner ebenso die zierliche Napfschnecke (Ancylus fluviatilis), die gewöhnlichen Flußmuscheln (Unio batavus et pictorum), Teichmuscheln (Anodonta cygnea et anatina); die seltene schwarze Nacktschnecke (Arion gagates) kommt in einem Steinbruch bei Bietigheim vor.

Die Insekten sind so zahlreich vertreten, daß ihre Aufzählung| zu weit führen würde; wir nennen daher nur die spanische Fliege (Lytta vesicatoria) welche sich in heißen Sommern in großer Menge, namentlich bei Löchgau und Freudenthal einstellt. Ferner die Singcicade, hier zu Lande Weinzwirner genannt (Cicada haematodes Lin.), welche ihren zirpenden Gesang hauptsächlich zur Zeit der Weinblüthe in den Weinbergen bei Besigheim und Lauffen hören läßt. Das Uferaas (Ephemera albipennis) findet sich bisweilen in großer Menge ein, so daß die Brücke von Lauffen überschneit erscheint; man nennt diese Erscheinung das Augstfallen.

Von Infusorien führen wir an: das blutfarbige Augenthier (Euglena sanguinea), welches sich im August 1851 auf der Oberfläche des Feuersee’s bei Bönnigheim in ungeheurer Menge zeigte und manches ängstliche Gemüth in Schrecken setzte, indem diese Thierchen den See roth färbten, was von den weniger Unterrichteten für Blut und somit für eine böse Vorbedeutung gehalten wurde. Daselbst kommt auch außer dem rothen Augenthier das grüne, so wie Monastermo u. s. w. vor.


  1. Der Stromberg, bei Sternenfels, O.A. Maulbronn, beginnend, bildet einen 5 St. langen, bewaldeten, schmalen Höhenzug, gleichsam einen Streifen (im gewöhnlichen Leben Strom genannt), daher sein Name, und endet in mehreren Ausläufern westlich von Löchgau, Erligheim und Bönnigheim.
  2. Vergl. Memminger’s Beschreibung von Württemberg. 1841. S. 831.
  3. Vergl. Württ. Jahrbücher, Jahrg. 1832. 2s Heft. S. 246 und 247.
  4. Die Kuppe des Michelsberg, von der man die schönste Aussicht in der weiten Umgegend genießt, fällt nicht mehr in den Oberamtsbezirk.
  5. Auch in den östlichsten Theilen des Bezirks, bei Ilsfeld, Schotzach etc. kommen hier und da diese Keupermergelböden vor.
  6. Wir geben hier eine historisch interessante Notiz über einen früher bei Lauffen gefundenen Hecht.
    Vnnser freündtlich Dienst vnnd was Wür liebs vnd guets vermögen allzeitt Zuuor, Hochgepornner Fürst, freündtlicher lieber Vetter vnnd Brueder, nachdem wür Inn Nechstuerflossenem Monat Octobrj vnsern See bey vnserer Statt Lauffen, Vischen lassen’, solchem auch selbs aigner persohn beygewohnet, haben wür gleich Im Ersten Zug, ain wunderbare arth von Hechtten wölche ahn der Farb schön grien gewesen, selbß mit aigner Hanndt gefangenn, Inmassen E. L. auß beygethaner Abconterfayhung derselben, aigentlich sehen mögen, vnnd weil es bey vnns ettwas selzames, dergleichen wür hieuor für vnser persohn nüe gesehen noch gehört, So haben wür nicht vnderlassen mögen, E. L. solches In guetter vertrawlicher freündtschafft zue communicieren, Da wür dann Derselben jutitium darüber freundtlich gerne vernemmen wollten, Vnnd sey E. L. zue angenemmer Diensterzaigung freündtlich wohlgeneigt, Datum Stuettgartten
    den 19. Decembris A. etc. 1595.
    Von Gottes gnaden Friderich Hertzog zue Württemberg vnd Teckh, Graue zue Mümppellgartt etc.
    Fridrich
    mpp.
    Adresse:
    Dem Hochgebornnen Fürsten,
    vnserm freündtlichen lieben Vetter vnd Brueder,
    Herrn Georgen, Landtgrauen zue Hessen,
    Grauen zue Cazenelenbogen, Diez, Zigenheim vnnd Nydda.
    Zue Sr. L.
    hannden.


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