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22. Stockenhausen,


Gemeinde III. Klasse, Dorf, mit 190 evang. Einw., welche nach Dürrwangen eingepfarrt sind.

Der Ort liegt 1/4 Stunde vom Mutterort Dürrwangen romantisch im Thal des öfter austretenden Schalksbachs zwischen den Ausläufern des Hirschbergs und des Böllat und ist sauber und freundlich. Der Begräbnisplatz liegt außerhalb des Orts. Kirche ist keine vorhanden. Das frei gelegene Schul- und Rathhaus mit einem Lehrzimmer und der Wohnung des Schullehrers wurde 1844 erbaut. Ein Wasch- und ein Armenhaus sind gleichfalls vorhanden. Gutes Trinkwasser, bei dem Quellenreichthum der Markung (bedeutendste Quelle die des Schalksbachs am Fuß der Schalksburg) leicht und nicht weither zu beschaffen, liefern ein laufender, 6 Pumpbrunnen; einer der letzteren hat einen schwefligen Beigeschmack. Die Vizinalstraße von Dürrwangen nach Zillhausen führt durch den Ort; 2 Brücken, eine steinerne und eine hölzerne, sowie einen Steg hat die Gemeinde zu unterhalten.

Die Einwohner sind kräftig, fleißig und sparsam. Ihre Vermögensumstände sind mittel: der Vermöglichste besitzt 18, der Mittlere 4–5 Morgen, der Arme ist auf die Allmand angewiesen. Auf Nachbarmarkungen liegen noch 150 Morgen Güter. Einige Schuhmacher arbeiten nach Balingen. 3 Wirthschaften und 2 Krämer dienen dem Verkehr. Strick- und Nähschule wird gehalten.

Die ziemlich kleine meist bergige Markung hat einen tiefgründigen theils thonigen und schweren, theils kalkigen und hitzigen, im allgemeinen mittelguten Boden. Auf der Nordseite, der sog. Halde, gibt es Erdfälle. Das Klima ist ziemlich rauh und windig (Hagelschlag selten). Doch kommen noch Bohnen fort, Gurken nicht gern. Die Landwirthschaft wird mit Eifer | betrieben, Gips, Asche, Compost dem Boden zugesetzt. Der Pflug ist der Wendepflug; einige eiserne Eggen und Walzen sind vorhanden. Die Brache wird meist eingebaut. Dinkel, Haber und Kartoffeln gedeihen gut. Klee wird nur in geringem Maß gebaut. Von 81/2 Sri. Dinkel auf den Morgen erntet man 7–9 Schffl., von 41/2 Sri. Haber 6 Schffl., von 4 Sri. Gerste 5 Schffl., von 7 Sri. Einkorn 7 Schffl. 50–80 Schffl. Dinkel, 15–20 Schffl. Haber können verkauft werden. Die wenigen Wiesen liefern gutes Futter; sie sind zweimähdig und tragen per Morgen 20–30 Ctr. Heu, 10–15 Ctr. Öhmd. Gartenbau nur für eigenen Bedarf. Die Obstzucht ist im Zunehmen; häufige Frühlingsfröste hindern das Gedeihen. Die Jungstämme werden in Privatbaumschulen gezogen; 60–80 Säcke können in guten Jahren abgegeben werden.

Die Gemeinde besitzt 80 Morgen Nadelwald, welche 44 Klafter und 800 Wellen ertragen, wovon die Gemeinde ca. 300 fl. erlöst. Allmanden, zu 1–11/2 Morgen an die Bürger verliehen, ertragen 130 fl.

Pferde werden keine gehalten. Die Rindviehzucht sucht man durch Schweizer Blut zu verbessern, und hält ein Privatmann einen Simmenthaler Farren gegen Güternutzung von Seiten der Gemeinde. Stallfütterung ist allgemein. Einiger Handel mit Ochsen kann getrieben werden. Schweinezucht wird in guten Kartoffeljahren gern getrieben mit Verkauf von Ferkeln (englischer und bayrischer Race), sowie Mastung für eigenen und auswärtigen Bedarf. Hühner werden gleichfalls für eigenen Bedarf und zum Verkauf gezogen. Die Bienenzucht, mäßig getrieben, ist in guten Jahren nicht ohne Erfolg, und kann Honig und Wachs verkauft werden.

Die Gemeinde hat an dem Stiftungsvermögen von Dürrwangen den 4. Theil mitzugenießen.

Der Name des Orts ist abzuleiten von stoch (truncus), wobei an die stehen gebliebenen Wurzelstöcke gefällter Bäume zu denken ist (Förstemann, a. a. O. 2, 1389). Er verdankt seine erstmalige Erwähnung der Vergabung hiesigen Besitzes (in Stokinhusen, villula Stokenhusen) durch Angehörige der Familie Winzeln an das Kloster St. Georgen in den Jahren 1094 und 1095 (s. oben S. 356) und kam von Zollern an Württemberg. Im Verkaufsbrief über die Herrschaft Schalksburg vom 3. Nov. 1403 (S. 279) werden genannt: zu Stockhusen 2 Pfd. Hllr. | zu Steuer und „ein Hof zu Stockhusen lyt an der Burg [d. h. der Schalksburg] den wir bisher genossen haben mit Bauen, mit How und mit Vieh“.

Seit dem 16. Jahrhunderte erscheint die Johanniterkommende Hemmendorf hier gültberechtigt. – Wegen Weidgangs und Viehtriebs, Marksteinen, Äckern und dergl. wurden die Bauerschaft zu Zillhausen und Stockenhausen, Claus Burk und Konrad die Hohen, Gebrüder, der Weiler Stockenhausen einentheils und das Kloster Wannenthal und der Spital Balingen als Eigenthümer des Hofes Unter-Wannenthal anderentheils den 19. Mai 1474, 9. April 1488, 26. Mai 1589 verglichen, beziehungsweise der Streit schiedsrichterlich entschieden. Auch verkauften der Flecken Zillhausen und sein zugehöriger Weiler Stockenhausen den 5. Mai 1607 und 16. Dezember 1611 einige Triebs- und Weidrechte auf Äckern und Wiesen an Hans Walther Scheer von Schwarzenburg.


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