« Kapitel B 1 Beschreibung des Oberamts Aalen Kapitel B 3 »
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Abtsgmünd,


Gemeinde II. Kl. mit 1823 Einw. a. Abtsgmünd, Pfd. mit M.G., 863 Einw. wor. 23 Evang. b. Altschmidte, W., 101 Einw. c. Ausägmühle, M. 1 ev. Einw. d. Birkholz, Hs. 9 Einw. e. Bläsihof, H., 8 Einw. f. Eiderhalde, Hs., 6 ev. Einw. g. Fischbach, Säg.M., 14 Einw. h. Fuchshäusle, Hs., 1 Einw. i. Hangendenbuch, W., 113 Einw. wor. 3 evang. k. Immertsbühl, Hs., 2 Einw. l. Neuschmidte, W., 246 Einw. wor. 44 evang. m. Ölmühle, M., 18 Einw. n. Pulvermühle, Hs., 16 Einw. o. Schäufele, W., 25 Einw. p. Vorderbüchelberg, W., 41 Einw. q. Wellstein, W., 302 Einw. r. Wülflingen, W., 57 Einw. – Kathol. Pfarrei; die evang. Einw. in Pz. a, i, l und n sind nach Fachsenfeld, die in Pz. f nach Neubronn gepfarrt.

Nordwestlich von Aalen liegt dieser Bezirk zwischen Pommertsweiler im Norden; Hohenstadt im Westen; Neubronn, Laubach und Dewangen im Süden; Fachsenfeld, einige Exclaven von Hüttlingen und Neuler, Oberamts Ellwangen im Osten.

Wasser ist hier überall in Fülle; zugleich wird in Abtsgmünd selbst durch die Vereinigung der Lein und etwas weiter abwärts auch der blinden Roth mit dem Kocher, dieser letztere zum bedeutenderen Flusse, wie denn auch von da an Flößerei auf demselben stattfindet.

Das Klima ist im Allgemeinen trocken und mild, nur im Kocherthale gibt es häufigere Nebel sowie Reifen und Fröste. Doch aber tritt die Erndte hier gewöhnlich früher ein, als in der nächsten Umgebung.

Durch den Bezirk läuft eine wohlerhaltene Chaussee im Kocherthale, welche in Abtsgmünd einerseits auf die Leinhöhen, nach Hohenstadt u. s. w. führt, andererseits eine Seitenstraße nach Wülflingen, Pommertsweiler und Adelmannsfelden entsendet, von welcher wiederum die Kohlenstraße sich abzweigt.

Die Einwohner beschäftigen sich vorzugsweise mit Ackerbau und Viehzucht, obgleich auch alle gewöhnlichen Gewerbe betrieben werden und das Königl. Hammerwerk, die Köhlerei und überhaupt die Arbeit in den Wäldern sowie die Verarbeitung des Holzes Gelegenheit zum Erwerbe darbietet.

Vorherrschend ist ein leichter Sandboden, auf den Höhen nur ein schwerer Lehm- und Thonboden. Wird aber der Sandboden hinreichend gedüngt und ist der Jahrgang nicht allzutrocken, so gewährt derselbe ganz gute Erndten.

Am häufigsten werden Roggen und Haber gebaut, mit einem | durchschnittlichen Ertrag vom Morgen – beim Haber von 18–22, beim Roggen von 15–20 Simri. Seltener schon sind Gerste und Dinkel, nur ganz ausnahmsweise werden Handelsgewächse, z. B. Flachs und Hanf gebaut, neuestens ein wenig Hopfen. Dreifelderwirthschaft ist durchaus die herrschende, aber mit Einbau der Brache. Die Stallfütterung ist noch nicht durchgeführt, sondern es werden von Jakobi an die Felder bewaidet. Unterstützt wird die Viehzucht durch zahlreiche und zwar meistens (zu 2/3) gute, zweimädige Thalwiesen, wovon der Morgen 22–30 Centner Futter abwirft. Der Morgen gilt 3–400 fl.; von den besseren Äckern 200 fl. der Morgen. Die hier gewöhnliche Viehrace sind die Woachten oder Gelbfalchen; man sieht stets auf gute und schöne Farren. Die Pferdezucht ist ganz unbedeutend und die wenigen Schafhalter haben nur die gemeine deutsche Race. Auch Bienenzucht wird wenig betrieben.

Der Obstkultur ist das Kocherthal mit seinen Nebeln und Frösten sehr nachtheilig und die Bemühungen des Ortsvorstehers, dieselbe zu heben, haben deßwegen nur in höheren Lagen günstigen Erfolg. Das Waldareal beträgt 2900 Morgen, wovon ein Theil der Gemeinde und Stiftung gehört, vieles auch Privateigenthum ist.

Im Allgemeinen ist Grund und Boden sehr zerstückelt und es sind nur noch wenige größere Bauernhöfe übrig. Die Gewerbsthätigkeit ist unbedeutend, obgleich circa 150 Handwerksleute im Bezirke, besonders in Abtsgmünd selber wohnen. Gar vielen fehlt es an aller oder doch hinreichender Beschäftigung und es greift deßwegen auch die Armuth gerade hier sehr um sich.

Zwei ausgezeichnete Abtsgmünder, welche in Ellwangen und Dillingen gebildet, später als katholische Theologen in der theologisch- philosophischen Literatur einen Namen sich erwarben und beide längere Zeit eine Professur in Landshut bekleideten, sind Patric. Bened. Zimmer, geb. den 22. Februar 1752, gest. den 16. Oktober 1820 (s. über ihn Baader, Lexik. verstorbener baierischer Schriftsteller 2a, 242–245) und Jak. Salat, geb. den 24. August 1766, gestorben im Februar 1851 (Waitzenegger, kath. Gelehrter und Schriftsteller, Lexik. 2, 213–243. 3, 542–553).

Die Gemeindeverwaltung wurde früher durch den fürstl. Amtmann und ein paar Vierleute besorgt. Außer einigen kleinen ungetheilten Allmanden ist kein Gemeindevermögen vorhanden, wohl aber eine Passivschuld von 4000 fl., hauptsächlich entstanden durch die bedeutenden Brückenbauten.

Vermöglicher ist die Stiftungspflege mit 19.000 fl. Kapitalien und einem Güterwerth von 8000 fl. Dennoch aber reichen die Einnahmen | kaum hin zu den laufenden Ausgaben, besonders für Armenunterstützung; – bestritten ist, ob ihr auch die Baulast bei der Pfarrkirche obliegt.

Die Parochie Abtsgmünd umfaßt den ganzen Bezirk. Losgemacht davon haben sich in Folge der Reformation Neubronn und Leinroden; noch pfarren hieher Straßdorf und Wildenhof in der Schultheißerei Pommertsweiler. Der bessern Gelegenheit wegen sind 1811 nach A. getheilt worden – von Neuler: Hasel, Sanzenbach, Siegenbühl und Zanken; von Dewangen: Scherrenmühle und Mühlhäusle. Schulen sind es 4, deren eine sich in Wellstein befindet.

Von den Zehnten gebührte der Pfarrei nur der kleine Zehnt, sammt Obst- und Blutzehnten in Abtsgmünd, Bläsishof, Schäufele und in Vorderbüchelberg. Dagegen besaß zuletzt der Staat den ganzen Zehnten in Wellstein und Hangendenbuch, den großen und Erdbirnzehnten aber in den vorhin genannten Orten. Nur Blutzehnten gaben Alt- und Neuschmidte und Birkholz an die Pfarrei, Pulvermühle an’s Kameralamt. In Wülflingen hat die Pfarrei einen unbedeutenden Antheil am großen und am kleinen Zehnten in der Brache, alles Übrige auch die Herrschaft. Heuzehnten ward nur in Abtsgmünd an die Pfarrei und das Kameralamt entrichtet. Grundherrliche Gefälle bezogen neben dem Staate die Pfarreien Abtsgmünd und Neuler (in Vorderbüchelberg) und die Heiligenpflege Abtsgmünd. Das Meiste ist aber zur Ablösung angemeldet.

a) Abtsgmünd, ein Pfarrdorf, seit 1829 Marktflecken, 21/2 Stunden von Aalen, mit 234 Haupt- und 78 Nebengebäuden, liegt vorzugsweise auf beiden Seiten der Lein vor ihrer Mündung in den Kocher, an welchem die (Mahl-, Säg- und Stampf-)Mühle steht und jenseits noch die Ziegelhütte nebst einer Reihe neuer Häuser der Neuschmidte zu, meist von Laboranten bewohnt. Der Ort ist sehr weitläufig gebaut und hat eine Anzahl größerer, ansehnlicher Gebäude.

Schon der Name beweist wohl, daß dieser Punkt und die Ansiedlung darauf dem Abt – nämlich von Ellwangen gehörte. Genannt wird der Ort zum erstenmal 1251 als auf der Gränzlinie des limpurgschen Wildbanns gelegen (Abtsgemunde).

Seit 1377 bildet nachweisbar der größere Theil Abtsgmünds die wichtigste Zubehörde von Wellstein und die damaligen Gutsherrn hatten zu A. eine „Amtsbehausung.“

Ein Theil des Orts jedoch befand sich auch – meist als Ellwg. Lehen – in andern Händen. Es existirte nämlich ein ritterliches Geschlecht von der Hefte, dem Walde bei Abtsgmünd zubenannt, das | wohl ebenda einen Rittersitz hatte. Ekkards von der Heften, c. ux. Adelheid v. Schneitberg Tochter – Katherine, war mit Erhard v. Bühler vermählt und verkaufte 1404 einen Hof, zwei Lehen und zwei Selden sammt ihrem Recht an das Holz die Heftin – an die Herrn v. Hürnheim. Drei andere Güter zu A. kaufte Conz Adelmann zu Neubronn von Ulrich Mangold 1402, von Fritz v. Schneitberg 1403 und von Rembold von Zipplingen (der eine Zeit lang Leinroden besessen hatte) 1407. Ein anderer früherer Besitzer von Leinroden, Rudolf v. Pfalheim, hatte 1378 eine Wiese bei A. verkauft. Im Besitz jener drei Güter finden wir die Herrn v. Adelmann, bis dieselben in den Bedrängnissen des 30jährigen Kriegs 1643 verkauft wurden an die Propstei, welche möglichst auch andere freie Güter im Dorf an sich brachte und als Falllehen verlieh.

Denn es war inzwischen durch Absterben der Herrn v. Hürnheim A. sammt Wellstein an Ellwangen zurückgefallen. Dieses neugewonnene Amt wurde bald nachher mit Heuchlingen combinirt, das den Namen gab, während zu A. der Amtmann saß.

Mit dem Stift Ellwangen, welches aber von A. Contribution und Quartierskosten fortwährend an die Reichsritterschaft zahlen mußte, ist Abtsgmünd im Jahr 1803 an Württemberg gekommen.

Die Pfarrkirche zu St. Michael, 1751 renovirt, mit neuerbautem Thurm und Schiff, im Style dieser Zeit, ist jetzt für die Gemeinde zu klein und es handelt sich um ihre Vergrößerung.

Schon 1328 befand sich hier eine Pfarrei; sie wurde am 10. Februar d. J. der Abtei Ellwangen einverleibt; auch späterhin übte die Abtei und Propstei das Patronat, nach längern Eingriffen 1471 dem Eberhard v. Hürnheim und seinen Söhnen nur ad dies vitae ein Präsentationsrecht zugestehend. Der Fonds der hiesigen Frühmesse, auf welche die von Hürnheim präsentirten, ist der Wallfahrt auf dem Schönenberg bei Ellwangen incorporirt.

1472 wurde die Kirche aus dem Grunde neu erbaut, zu Ehren St. Marien, St. Michaels, St. Bernhards, St. Peters, St. Bermel und St. Dorotheen. Die drei Grundherrn der Parochie Eberhard v. Hürnheim, Ulrich sen. von Wellwart und Jörg Adelmann stellten einen Sammelbrief für diesen Zweck aus. Von diesem Bau ist der gewölbte Chor übrig – doch mit modernisirten Fenstern. Im Erdgeschoß des Thurmes aber hat sich zum Theil der Chor einer älteren Kapelle romanischen Styls erhalten. Zunächst steht das stattliche Pfarrhaus, innerhalb der Kirchhofsmauer, welche noch zeigt, wie stark dieser Platz einst befestigt gewesen.

Außer der Pfarrkirche bestanden noch zwei Kapellen:

| Die St. Leonhards-Kapelle an der Lein, 1497 von gefallenen Opfern und Gaben (neu?) erbaut, seit lange aber sehr baufällig, ist bei dem Brückenbau 1838 weggerissen worden. Eine zweite ziemlich große Kapelle mit Oratorium und Sacristei wurde auf einem Gemeindeplatz jenseits des Kochers, theils von Opfern (seit 1677), theils mit entlehntem Geld 1735 zur Ehre unserer l. Frauen St. Mariä erbaut, späterhin erweitert und 1771 geweiht. Ihr besonderer Fonds ist jetzt mit der Pfarr-Kirchpflege verbunden.

Der Kirchhof wurde 1839 von der Kirche weg vor das Ort verlegt.

Die Pfarrei, mit welcher jetzt die Kapelle in Wellstein verbunden ist, scheint immer für anstrengend gegolten zu haben. Schon 1357 machte sich „Pfaffe Johann Köpplin“ anheischig zu Besorgung des Gottesdiensts noch einen Gesellen zu halten. In neuerer Zeit ist durch einen Beitrag des Intercalarfonds die Haltung eines Vicars möglich geworden.

b) Altschmidte, ein Weiler, 1/8 Stunde von Abtsgmünd, am rechten Kocherufer. Hier war 1611 der Ellwangensche Hochofen errichtet und 1667 in eine Hammerschmiede verwandelt worden, die aber 1699 des Wassers wegen weiter aufwärts verlegt wurde.

c) Die Ausägmühle, ¼ Stunde von A., am Kocher abwärts, eine erst 1841 errichtete Sägmühle mit Lohmühle und Stampfe. Etwas weiter abwärts lag einst Wisensberg, wie noch jetzt ein Wiesenfeld heißt.

d) Birkholz, ein Haus, 1 Stunde von A., in der Nähe von Bronnen, gegründet auf einem ausgerodeten Waldstück, das von alten Zeiten her Leute von Bronnen zu Lehen trugen. Erst bei der Landesvermessung ist hiefür eine besondere Markung abgegränzt worden.

e) Bläsihof, an der Straße nach Hohenstadt, auf der halben Höhe des Bergabhangs gelegen, ¼ Stunde von Abtsgmünd, vor circa 50 Jahren vom Bläsibauer gegründet.

f) Eiderhalden, ein in neuerer Zeit erst gegründetes Haus, 1 Stunde von Abtsgmünd, in der Nähe von Wellstein, auf erst zusammengekauften Gütern, besonders Wiesen; es ist ein Schafgut.

g) Fischbach, Sägmühle, am Weiher und Bache dieses Namens, 1 Stunde von Abtsgmünd; nicht alt.

h) Fuchshäusle, ein neueres Haus, 3/8 Stunden von Abtsgmünd nächst der Straße nach Aalen gelegen.

i) Hangendenbuch, ein Weiler, langgestreckt und weit zerstreut am Thalabhang des linken Kocherufers, ½ Stunde von Abtsgmünd. 1573 wird zuerst der Weiler Buch mit 9 Unterthanen erwähnt; derselbe | ist ohne Zweifel nicht lange vorher auf einem (der Sage nach) umgerodetem Buchwald allmählig angelegt worden.

k) Immertsbühl, ein neugegründetes Schafhaus, ¾ Stunden von Abtsgmünd auf der Pommertsweiler Höhe, rechts von der Straße dahin, brannte in den letzten Jahren ab.

l) Neuschmidte, im Gegensatz zur Altschmidte, das 1698–99 hieher versetzte Ellwangensche Hammerwerk, ¼ Stunde von Abtsgmünd an einem – zugleich als Reservoir sehr breit angelegten Kanal des Kochers, und an der Straße, welche zwischen der Verwaltung und dem Großhammer durchführt. Die Werksgebäude stehen auf beiden Seiten des Kanals, der acht Wasserräder treibt. Links befinden sich 1) das Gebläsehaus sammt Schlosserei, Achsendreherei und Schleiferei; 2) die Kohlenscheunen für circa 15.000 Zuber; 3) die Kleinschmiede mit zwei Feuern und einem Glühofen und zwei Hämmern zum Kleineisen, einem Hammer für’s Zaineisen; 4) das Magazin mit den Hüttenknechtswohnungen – 1822 erbaut; 5) die Speidelmeisterei. Rechts steht 1) die 1823 neu erbaute Großhammerschmiede mit fünf Frischfeuern nebst drei Schwanzhammergerüsten, jedes mit zwei Hämmern, und zwei Aufwerfhammergerüsten, deren eines von Eisen und mit einem Achsenpolirhammer verbunden ist. 2) Die Verwaltung, 3) das Roheisenmagazin und drei Laborantenwohnungen, zu welchen noch außer einem Gasthause mehrfache Privathäuser kommen, von Arbeitern bewohnt.

m) Ölmühle, ein längstbestehendes Mühlwerk an der Roth, 1 Stunde von Abtsgmünd, zugleich mit einer Säg- und Gypsmühle.

n) Pulvermühle, ein Haus, ¾ Stunden von Abtsgmünd im Kocherthale aufwärts, am Flusse gelegen und im vorigen Jahrhundert als Pulvermühle gegründet, alsdann in eine Ölmühle verwandelt. 1809 kaufte die Hüttenverwaltung das Werk, um ihr Wassergefäll erhöhen zu können (was späterhin noch öfter geschehen ist). Daneben steht das kleine sogenannte Pulverhäuschen.

o) Schäufele, ein Weiler, ½ Stunde von Abtsgmünd nächst dem Einflusse der blinden Roth in den Kocher, schon im 17. Jahrhundert als „Rothmühle“ bekannt; nachher wurde ein Ellwangensches Försterhaus dahin gebaut (jetzt Privathaus) und allmählig sind noch einige Wohnungen dazugekommen. Etwas weiter aufwärts an der Roth liegt das Rechenhölzle mit der großen Köhlerei.

p) Vorderbüchelberg, ein Weiler auf der Höhe des Büchelberger Graths, auf fruchtbarem Liasboden gelegen, 5/4 Stunden von Abtsgmünd. Ein Gut in Büchelberg haben die Herrn v. Hürnheim 1401 von Hans Ruch, einem Gmünder Bürger, um 18 fl. erkauft, | es ist damit aber wahrscheinlich Hinterbüchelberg gemeint. Dagegen hat ein Herr v. Hürnheim in einem Holze, „das heißt zum Büchelberg“, einen Strich ausgerodet und zwei Güter dahin gesetzt und von diesen zwei wahrscheinlich Vorderbüchelberger Höfen ist einer bei Wellstein geblieben und so an die Propstei gekommen, der andere von F. Sturmfeder (s. u.) an das Kapitel verkauft worden. Inzwischen wurde das Gut vielfach weiter getheilt.

q) Wellstein, der ehemalige Hauptort des Bezirks, bildet gegenwärtig einen Weiler, 1 Stunde nordwestlich von Abtsgmünd. Sehr zerstreut liegen die Häuser rechts und links vom Kocher, theils im Thale, theils auch auf einem Hügelrücken rechts – wo das entfernteste Haus der „Hasenhof“ heißt, theils am Fuß des Burgstalls, „die Schloßhöfe“ genannt, und etwas weiter bergaufwärts noch das sogenannte Butzenhäusle.

Hier stand eine ansehnliche Burg, von welcher 1269 zum erstenmal Walther Hack sich nennt, der frühe in Lauterburg gesessen. Auf welche Weise seine Familie Wellstein – auch Wellenstein und Welzstein geschrieben – bekommen hat, ist unbekannt. Nach 1351 wurde W. an die Herrn Walther und Friedrich v. Heinriet wahrscheinlich verpfändet. Dieselben hatten mehrere Güter dazugekauft (besonders von Heinrich v. Westerstetten – in Hohenstadt), traten aber Alles wiederum an Ulrich Hagg ab 1373 und an seinen Bruder, den Abt Albert v. Ellwangen. Ulrich Hagg verkaufte 1374 die Veste mit allen Zubehörden an die Abtei um 4000 Pfund Heller. Aber schon 1377 hat diese wiederum W. mit allen Zubehörden und „unser Dorf Abtsgmünd“ mit Vischenz und Laienzehnten um 2200 fl. an Konrad v. Hürnheim – zu Niederalfingen – verkauft, dessen Enkel auf diesen zwei Besitzungen zwei Linien stifteten, und zwar Walther I. zu Wellstein. Von dessen zwei Söhnen saß Eberhard I. auf Hohaltingen und als seines Bruders Walther III. Zweig frühe erloschen, verpfändete Eberhard Wellstein oder doch Gülten aus der ganzen Herrschaft, sowie von einigen Grundstücken zu Neubronn, Dewangen und Rotensol, 1478 an seinen Schwiegervater, Jörg Adelmann zu Neubronn, von dem Konrad III. v. Hürnheim eingelöst zu haben scheint, indem seine Vettern, Eberhards Söhne, die ganze Herrschaft 1485 an ihn verkauften, nämlich das Schloß W. sammt den Weilern Abtsgmünd und Wülflingen, sowie alle Höfe und andere Güter, welche darein gehören; Gülten „uff den Wälden“, zu Wülflingen, Vorder- und Hinterbüchelberg, Bühler, Schönbronn, Ramsenstrut, Bronnen, Ebnet und in Hohenstadt ....., die letztern sicherlich ein Theil von dem, was einst H. v. Westerstetten verkauft hatte. Auch von zwei Gmünder | Patriciern, Johann Kurz 1379 und Seyfried Mangold wurden Güter in Wellstein an die Hürnheime verkauft.

Nach dem Kaufbriefe von 1377 scheinen die Herrn v. Hürnheim die Herrschaft W. frei eigen erworben zu haben, doch sehr bald schon, z. B. 1397, 1414 u. s. w., wird selbige als Lehen von Ellwangen empfangen und ebendeßwegen hatte die Propstei, als Konrads III. Linie mit seinem Enkel Johann Konrad 1554 ausstarb, alle Lust, das eröffnete Lehen einzuziehen. Doch fand man es zuletzt räthlicher, die Vettern von der Haheltinger Linie, welche alsobald zugegriffen hatten, wiederum mit diesem ihrem alten Familienbesitzthum zu belehnen und Walther VI. heißt z. B. 1564 von Wellstein. Mit seinem Sohne starb 1585 aber die ganze Familie aus und nun hat sich Ellwangen alsobald in Besitz gesetzt.

Mit dem Bestande der Herrschaft war inzwischen eine wesentliche Veränderung vorgegangen. Johann Konrad v. H. hatte die Vogtei, Patronat, Kirchsatz und Güter und Wald zu Schönberg bei Unterroth 1547 an die Limburger Schenken vertauscht – gegen die Röthenbach-Mühle, den Kirnhardshof und 150 fl. Geld. Nach seinem Tod machte seine Schwester Margarethe, vermählt mit Friedrich Sturmfeder, auf einen großen Theil der Hinterlassenschaft, als Allod, Anspruch, und erst 1556 kam’s zum Vergleich mit ihren Vettern, wonach sie diesen ganz Wellstein, den Steinbruch in Abtsgmünd, den Heftewald, einen Hof in Abtsgmünd u. a. m. überließ, dafür aber 750 fl. empfing und behielt: Wülflingen, den Kirnhardshof und die Röthenbach-Mühle, Pfitzenberg und das Kert (Gem. Hohenstadt), sowie die Güter in Vorder- und Hinterbüchelberg und Bühler, in Bronnen, Ebnat und Kohlwasen (bei Neuler), welche Besitzungen in’sgesammt F. Sturmfeder um 25.500 fl. an das Kapitel Ellwangen verkauft hat 1587.

Bei Schloß Wellstein war geblieben der Weiler dabei, Abtsgmünd sammt der Hefte, ein Hof zu Vorderbüchelberg, ein Gut zu Wisensberg und der erst neu angelegte Weiler Buch, jetzt Hangendbuch. So bekam Ellwangen die Herrschaft, nahm 1585 die Unterthanen in Pflicht und setzte nach W. einen Vogt. Doch wurde 1604 das Schloß mit Zubehör dem Arnold v. Wolfen leibgedingsweise eingeräumt, welcher dafür sein Schloß in Heuchlingen mit Zubehör der Propstei abtrat.

Im 30jährigen Krieg wurde das Schloß sehr mitgenommen und als 1700 ein gut Stück Mauerwerk einfiel, beschloß man, es abzutragen und blos die Kapelle zu restauriren, was 1789 nochmals geschah. In den Ruinen hatten sich seit 1723 Einsiedler niedergelassen.

| Heutzutage sind von der Burg, in deren Umkreis ein Wohnhaus steht, ansehnliche Mauerreste und einige Keller noch übrig, sowie der tiefe Graben, vermittelst dessen, mit Benutzung einer natürlichen Schlucht, der Burghügel ganz von der Bergwand dahinter abgetrennt worden ist. In einem Thurm des alten Schlosses ist eingerichtet die Kapelle zu St. Jakob, in welcher von Zeit zu Zeit Gottesdienst gehalten wird. Die Kaplanei dabei war vom Stifte eingezogen und zu den Tafelgefällen des Propsts geschlagen worden, welcher dem Pfarrer zu Abtsgmünd für Lesung von 25 jährlichen Messen – 25 fl. bezahlte. Das Kameralamt bestreitet noch jetzt die Kultkosten.

r) Wülflingen, ein Weiler, ¾ Stunden von Abtsgmünd, jenseits der blinden Roth auf der Höhe gelegen, an der Straße nach Adelmannsfelden. (Die Schicksale dieser alten Zubehörde von Wellstein s. S. 204 und 205.)




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