Berglied
Am Abgrund leitet der schwindlichte Steg,
Er führt zwischen Leben und Sterben,
Es sperren die Riesen den einsamen Weg
Und drohen dir ewig Verderben,
So wandle still durch die Straße der Schrecken.
Es schwebt eine Brücke, hoch über den Rand
Der furchtbaren Tiefe gebogen,
Sie ward nicht erbauet von Menschenhand,
Der Strom braust unter ihr spat und früh,
Speit ewig hinauf und zertrümmert sie nie.
Du glaubst dich im Reiche der Schatten,
Wo der Herbst und der Frühling sich gatten,
Aus des Lebens Mühen und ewiger Qual
Möcht’ ich fliehen in dieses glückselige Thal.
Vier Ströme brausen hinab in das Feld,
Sie fließen nach allen vier Straßen der Welt,
Nach Abend, Nord, Mittag und Morgen,
Und wie die Mutter sie rauschend geboren,
Fort fliehn sie und bleiben sich ewig verloren.
Hoch über der Menschen Geschlechter,
Drauf tanzen, umschleiert mit goldenem Duft,
Die Wolken, die himmlischen Töchter.
Sie halten dort oben den einsamen Reihn,
Auf unvergänglichem Throne,
Die Stirn umkränzt sie sich wunderbar
Mit diamantener Krone,
Sie vergolden sie nur, und erwärmen sie nicht.
Anmerkung: Löwin, an einigen Orten der Schweiz der verdorbene Ausdruck für Lawine.