Textdaten
Autor: Dendrono (Johann Georg Puschner)
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Titel: Natürliche Abschilderung des academischen Lebens in gegenwärtigen Vierzehn schönen Figuren ans Licht gestellt von D.
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Entstehungsdatum: 1725
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Der angehende Student.



So zieht ein Musen-Sohn, nach frequentirten Schulen,
hin auf den Helicon, um größre Ehr zu buhlen.
Die Eltern rüsten ihn, mit Geld und Kleidern aus
Er reiset mit der Post, von seines Vatters Hauß:

Doch mit Erinnerung und Vätterlichen Lehren
Er soll sich an die Welt und ihre Lust nicht kehren
Sey fleißig, lieber Sohn, leb friedlich und in Ruh
und ziehe unserm Hauß, ja! keine Schande zu.


Der andächtige Student.



Wann dunkle Finsternus, wann Nacht und Schatten fliehet,
und früh das Sonnen-Gold, am heitern Himmel glühet:
     Erwacht ein Musen Sohn, zur solchen frühen Stund,
     denkt von der Morgenröth: Sie habe Gold im Mund.

Er dankt für Gottes Schutz; und bittet zum Studiren,
durch dessen guten Geist, ihn weißlich an zuführen.
     denn eigne Müh und Fleiss, macht keinen so geschikt,
     wenn nicht des höchsten Hand, der Menschen Thun beglükt.


Der fleissige Student.



Kunst und Gelehrsamkeit sind solche Wissenschaften,
die ohne Moder stets in unsrer Seele hafften.
Kein Reichthum dieser Welt hat solche Dauer nicht,
weil von dem Gegentheil selbst die Erfahrung spricht.

Wer also guten Grund in Studien geleget
Und solchen kostbarn Schaz beständig bey sich träget
der macht sich wohl beliebt. Denn wer was rechts studirt,
wird bald im Vatterland zu Ehren promovirt.

Bis hier korrigiert.

Der fechtende Student.



Es kan ein Musen Sohn, nicht allzeit friedlich leben,
Man pflegt ihm öfftermals, gelegenheit zu geben,
     daß ob er sonsten gleich, die Stritigkeiten flieht,
     er seinen Degen doch, auch von der Scheide zieht.

Wer keine Händel sucht, und pflegt sich nur zu wehren,
zur Schirmung seines Leibes, zur Rettung seiner Ehren,
     der thut was ehrlich ist, Er wehrt sich was er kan,
     und tastet an sich selbst, doch keinen Menschen an.


Der tanzende Student.



Es kan ein Musen-Sohn nicht immerfort studiren,
er muß beflißen seyn galant sich aufzuführen,
     diß aber flöset ihm sein eigner Wiz nicht ein,
     das Tanzen wird hierin der beste Meister seyn,

Diß unterweiset uns den Leib geschickt zu regen,
Es bringet uns die Gunst des Frauen-Volcks zu wegen.
     Ein Mensch in höflichkeit und Tanzen wol geübt,
     macht sich bey jedermann in dieser Welt beliebt.


Der reitende Student.



Das Reiten lehret uns ein Pferd zu gouverniren,
durch Spornen und den Zaum nach unsern Lust zu führen,
     wohl aber denen die erinnern sich darbey
     dass diese Lustbarkeit auch eine Lehre sey:

Daß sie der bösen Lust und fleischlichen begehrden,
durch Tugend und durch Zucht auch Meister mögen werden,
     denn diesem steht der Ruhm der Kunst zum besten an
     der sich und seine Lust selbst eigen zähmen kan


Der zum Doctorat gelangende Student.



Wer sauern Schweiß und Fleiß im lernen nicht geschonet,
wird nach vollzogner Müh mit Ehren-Ruhm belohnet:
     das Haupt so lange Zeit die Kräffte dran gestreckt,
     wird mit dem Ehren-Krantz und Doctor-Hut bedeckt.

So blüht ein Musen Sohn denn diese Ehren-Stuffen,
kan ihn zu größrer Ehr und Dignitaeten ruffen.
     Wer was gelernet hat und weißlich rathen kan,
     den sieht man in der Welt, als einen Abgott an.


Der faule Student.



Wer nur die Faulheit liebt, fängt wieder anzuschlaffen,
eh er sich kaum vorher, kunt aus den Federn raffen,
     Drum soll kein Musen-Sohn, mit diesem Laster Schein
     Und ihrer tollen Sucht, so gar umnebelt seyn

Dass er zum Müßiggang und Schlaffen sich bequeme
Und fast den gantzen Tag, kein Buch zu Handen nehme:
     Wer mit Faullenzen hier nur seine Zeit vertreibt,
     Was Wunder! Wann er auch ein tummer Esel bleibt?


Der sauffende Student.



Wann sich ein Musen-Sohn ermüdet im Studiren,
so darf er schon zur Lust, bisweilen ausspazieren.
     Er zieht die Kleider an und gehet aus dem Hauß
     besuchet einen Freund und sezet sich zum Schmauß.

Doch trinkt er mit Vernunfft und pfleget so zu leben
daß ers nicht wie ein Hund muß wieder von sich geben
     Dann Säuffer ohne Maas, sind ärger als das Vieh
     und machen sich verhast bey jeder Compagnie.


Der Courtesirende Student.



Das süsse Liebes Gifft, pflegt sich so wol bey Reichen
als bey den Armen auch sehr zeitlich ein zu schleichen.
     Vor allen find es sich bey Musen-Söhnen ein
     Die bey dem Müssiggang nicht unempfindlich seyn.

Dem schönen Frauen-Volck gar bald Gehör zugeben
Und gern demselbigen nach Wunsch und Willen leben
     Doch wer noch vor der Zeit, der Liebe Anmuth kost
     Bey deme folgt die Reu, gemeinlich auf der Post


Der üppige Student.



Wer ehrlich in der Welt und munter sucht zu leben,
der kann sich dann u. wann, auch manche kurzweil geben,
zumal ein Musen-Sohn, der seine Lust begehrt:
wanns nur nicht immer fort, und alle Tage währt.

Ein anders ist es ja, sich manchmal nur vergnügen
Ein anders Tag und Nacht im Sauß und Luder liegen
Wodurch des andern Tags der Kopf voll Grillen steht
Und auch die Renommée, dabey verlohren geht


Der rauffende Student.



Das weibliche Geschlecht, der Schmauss und tolles Sauffen,
bringt offt die Musen-Söhn zum Zanken u. zum Rauffen,
     Ein bloßes Wörtlein richt so grossen Jammer an,
     der sonst nicht, als durch Blut, gestillet werden kan.

Jedoch wie leicht geschichts, daß die entblösten Klingen
den einen Gegenpart, um Leib und Leben bringen?
     Entflieht der Thäter dann, dem Weltlichen Gericht,
     verläst denselben doch, das böß Gewissen nicht.


Der in aller Still abziehende Student.



Wer die Debauchen liebt auf denen hohen Schulen,
und suchet noch darbey um Frauen Gunst zu buhlen
der fällt in Schand und Schuld. Die Mittel gehen aus,
die edle Zeit ist hin; kein Geld kommt mehr von Haus.

Wann Schuldner nebst der Hur nun einen Menschen dringen
Was Wunder! Wenn sie ihn fast zur Verzweiflung bringen.
Das beste Mittel ist bey diesem harten Stand:
Er reiß in höchster Still heim in sein Vatterland.


Der desperate Student.



So gehts, Wann Musen-Söhn im steten Luder liegen,
sich nur an lauter Lust und keinem Buch vergnügen.
Wann einer Tag und Nacht braviret, schmaußt und saufft,
stets schwelget, reut und fährt, sich täglich balgt und raufft.

So wandert alles fort: Der Leib verliert die Kräfften
und tauget nicht einmal zu denen Kriegs-Geschäfften,
greifft nach dem Bettelstab, zieht in der Still davon,
und nimmt sich eine Hur, aus Desperation.


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