Benutzer:A. Wagner/Kupferstich-Kabinett (Dresden) Galeriewerk Woermann Mappe 5

Mappe 4 Handzeichnungen alter Meister im Königlichen Kupferstichkabinet zu Dresden (1896–98)
von Karl Woermann
Mappe 6


HANDZEICHNUNGEN
ALTER MEISTER


IM


KÖNIGLICHEN KUPFERSTICHKABINET
ZU DRESDEN[1]


HERAUSGEGEBEN UND BESPROCHEN
VON


DR. KARL WOERMANN


DIREKTOR DER KÖNIGLICHEN GEMÄLDE-GALERIE ZU DRESDEN


FÜNFTE MAPPE


MÜNCHEN


FRANZ HANFSTAENGL


1897
BELGIER UND FRANZOSEN DES XVII. JAHRHUNDERTS


PETER PAUL RUBENS Vlämische Schule

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Geboren zu Siegen den 28. Juni 1577; gestorben zu Antwerpen den 50. Mai 1640. Seiner Abstammung und seiner künstlerischen Erziehung durch Tobias Verhaegt, Ad. van Noort und Otto van Veen nach gehört Rubens, der nationale Grossmeister der vlämischen Kunst, Antwerpen an, wo er sich nach längerem Aufenthalte in Italien (1600–1608) auch dauernd niederliess.

149. EIN VIERGESPANN

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Braun getuschte Federzeichnung. Höhe 147, Breite 175 mm. Erworben vor 1738.
Es scheint das Viergespann des Sonnengottes zu sein, dem Phaeton entstürzt ist. Lebhaft bewegt rast es nach rechts durch die Lüfte dahin. Der Lenker und der Wagen sind nicht mit dargestellt. Das zweite Pferd zur Rechten, dem ein feuriger Odem sichtbar aus den Nüstern dringt, wendet den Kopf nach rückwärts empor. Bezeichnet unten rechts P. P. R.

Wir halten dieses erst 1894 aus dem „Vorrat“ gerettete Blatt mit bewährten Fachgenossen für eine echte Zeichnung aus Rubens’ römischer Früh-Zeit. Die Bezeichnung scheint ebenfalls echt zu sein.

150. KOPF EINES SÖHNCHENS DES MEISTERS

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Rot-schwarze Kreidezeichnung. Höhe 148, Breite 122 mm. Erworben vor 1738.
Nach links gewandtes, mit einem Federbarett geschmücktes Kinderköpfchen.

Es ist der Kopf zu dem von Rubens’ zweiter Gattin Helene Fourment auf dem Schoosse gehaltenen Kinde auf dem berühmten Bilde der Münchener Pinakothek. Wohl sind Stimmen laut geworden, die eher die Hand des Cornelis de Vos in unserer Zeichnung erkennen wollten. In diesem Falle müsste dieser Meister das Köpfchen aus dem Münchener Bilde nachgezeichnet haben. Einige Veränderungen, besonders in der Haltung des Baretts, aber lassen unsere Zeichnung nicht als eine Copie nach dem Bilde erscheinen. Als Originalzeichnung des Rubens hat das Blatt in Dresden, wo es von 1856–1889 öffentlich ausgestellt gewesen (XVI, 2) stets gegolten. Auch wir halten seine Eigenhändigkeit für möglich.

TAFEL II

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FRANS SNYDERS Vlämische Schule

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Getauft zu Antwerpen den 11. November 1579; gestorben daselbst den 19. August 1657. Ursprünglich Schüler des jüngeren Peter Brueghel und des Hendrik van Balen. Unter dem Einflusse des Rubens, dessen Mitarbeiter er war, zu dem grössten vlämischen Tiermaler entwickelt.

151. EIN WINDHUND

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Schwarze Kreidezeichnung, etwas weiss gehöht. Höhe 320, Breite 361 mm. Erworben 1850 zu Dresden auf der gräflich Wackerbarth’schen Versteigerung.
Die mit einem Halsband versehene Hündin läuft nach rechts. Sie hält den Schwanz eingezogen zwischen den Beinen und wendet den Kopf, der ganz von hinten gesehen ist, empor.

TAFEL III

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KASPER DE CRAYER Vlämische Schule

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Geboren den 1. April 1582 zu Antwerpen; gestorben den 27. Januar 1669 zu Gent. Schüler des Raphael van Coxcyen in Brüssel. In Brüssel lebte de Crayer über ein halbes Jahrhundert als Freimeister der Gilde (seit 1607), als Ratsherr und als Hofmaler. Erst nach 1644 verlegte er seinen Wohnsitz nach Gent. Nur 5 Jahre jünger als Rubens, gehört er zu den vlämischen Meistern, die sich eine gewisse Selbständigkeit neben dem grossen Antwerpener zu bewahren wussten, doch aber halb unbewusst in seine Bahnen mit fortgerissen wurden.

152. SECHS KINDERKÖPFE

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Weiss gehöhte Kreidezeichnung auf grauem Papier. Höhe 257, Breite 410 mm. Erworben vor 1764.
Studien nach einem Knabenkopfe in sechs verschiedenen Stellungen. Die drei kleineren Köpfe zur Rechten sind nur flüchtig angedeutet, die drei grösseren Köpfe zur Linken sind in flotter, kecker Ausführung etwas weiter gebracht.

In den Dresdener Katalogen ist dieses hübsche Studienblatt Kasper de Crayer zugeschrieben worden. Ohne von der Richtigkeit dieser Benennung völlig überzeugt zu sein, sehen wir doch keinen Grund, ihr zu widersprechen.

TAFEL IV

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GEERARD ZEGERS (SEGHERS) Vlämische Schule

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Geboren zu Antwerpen den 17. März 1591; gestorben daselbst den 18. März 1651. Schüler des Abraham Jaussens. In Italien und Spanien weiter entwickelt. Seit 1620 in Antwerpen ansässig. Angesehener Meister. In seinen Geschichtsbildern italisirend in der Art Caravaggio’s, bleibt er in seinen Bildnissen der heimischen Naturauffassung treu.

153. BILDNIS EINES HERRN MIT EINER KAPPE AUF DEM KOPFE

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Schwarze Kreidezeichnung. Höhe 244, Breite 185 mm. Erworben vor 1764.
Kniestück. Der wohlgenährte Herr mit kleinem Schnurrbart sitzt nach rechts gewandt auf einem Sessel. Er trägt einenkleinen weissen Klappkragen über dem anliegenden Rock und einen Mantel, der von der rechten Schulter herabreicht. Die allein sichtbare rechte Hand erhebt er an die Brust.

154. BILDNIS EINES HERRN MIT DEM HUTE IN DER HAND

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Schwarze Kreidezeichnung. Höhe 245, Breite 207 mm. Erworben vor 1764.
Kniestück. Der hagere, freundlich drein blickende Herr mit auf die Schultern herabfallendem lockigen Haupthaar und kleinem Bärtchen sitzt nach links gewandt da. Er trägt einen kleinen weissen Klappkragen über vorn geknöpftem Rocke und hält seinen grossen Hut in der rechten Hand auf seinem Knie. Ein Mantel bedeckt seine linke Schulter.

Diese beiden hübschen Zeichnungen (Gegenstücke) waren, nachdem sie gelegentlich einmal auf Anton van Dyck getauft worden, in Dresden bis 1889 unter dem Namen des Gerard Zegers ausgestellt. Vergleicht man mit ihnen z. B. dieses Meisters eigene Radierung des Diogenes, so wird man keinen Grund sehen, ihm diese Bildniszeichnungen abzusprechen.

JAKOB JORDAENS Vlämische Schule

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Geboren zu Antwerpen den 19. Mai 1593; gestorben daselbst den 18. Oktober 1678. Er war Schwiegersohn und Schüler des Adam van Noort, der auch Rubens’ Lehrer gewesen. Er war neben Rubens ein selbständiger Hauptmeister der nationalen Richtung in Antwerpen.

155. DIE ANBETUNG DER HIRTEN

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Weissgehöhte Kreidezeichnung auf grauem Papier. Höhe 358, Breite 263 mm. Erworben wahrscheinlich 1728 von der Witwe des Baumeisters Wagner in Leipzig.
Rechts unter den Trümmern eines vornehmen Gebäudes sitzt Maria, nach links gewandt, am Erdboden. Der nackte Jesusknabe liegt schlummernd auf ihrem Schosse. Hinter ihr steht Josef auf seinen Stab gestützt. Vor ihr hockt eine Frau am Boden, die die Rechte ausstreckt, um den kleinen Heiland zu streicheln. In der Mitte, von vorn gesehen, ein hässlich und thöricht dreinblickender Knabe, zu dem sein Hund aufschaut. Ein bärtiger Alter und eine Alte stehen in Anbetung versunken links neben dem Esel.

Diese derbe, kräftige Zeichnung trägt durchaus die Merkmale der Kunst Jordáens, dem sie auch von jeher zugeschrieben gewesen.

TAFEL VI

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LUKAS VAN UDEN Vlämische Schule

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Geboren zu Antwerpen den 18. Oktober 1595; gestorben daselbst den 4. November 1672. Vlämischer Landschaftsmaler von selbständiger Bedeutung. Mitarbeiter des Rubens an vielen von dessen Bildern.

156. AM WALDRAND

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Leicht mit Farben angetuschte Federzeichnung. Höhe 203, Breite 307 mm. Erworben vor 1764.
Vorn der Waldrand, an dem rechts ein Weg in’s flache Land hinausführt. In der blauen Ferne ein Kirchdorf unter Bäumen.

Charakteristisches Blatt des Meisters.

TAFEL VII

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LUKAS VAN UDEN Vlämische Schule

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Geboren zu Antwerpen den 18. Oktober 1595; gestorben daselbst den 4. November 1672. Näheres zu Tafel VI.

157. DER HOHLWEG

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Leicht mit Farben angetuschte Federzeichnung. Höhe 135, Breite 190 mm. Erworben vor 1764.
Vorn auf dem Hohlweg zwischen zwei Bergabhängen ein Landwagen. Im Mittelgrunde einige Baumgruppen. Im Hintergrunde eine getürmte Stadt.

158. EIN LANDSCHLOSS

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Leicht mit Farben angetuschte Federzeichnung. Höhe 163, Breite 221 mm. Die unteren Ecken abgeschnitten. Erworben vor 1764.
Baumreiche Hügelgegend. Das Schloss liegt rechts im Mittelgrunde auf der Anhöhe. Links, gegenüber, liegt ein Kloster. Durch die mittlere Thalsenkung blickt man auf eine Ortschaft mit spitzen Türmen.

Beides sind charakteristische Blätter des Meisters.

TAFEL VIII

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ANTON VAN DYCK Vlämische Schule

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Geboren zu Antwerpen den 22. März 1599; gestorben zu London den 9. Dezember 1641. Erst Schüler des Hendrik van Balen, dann Gehilfe des Rubens, dessen Einfluss er eine Zeit lang folgte. Doch wusste er sich schliesslich in selbständiger Eigenart neben diesem zu behaupten. Seit 1632 arbeitete er hauptsächlich in London als Hofmaler Karls I.

159. HEILIGE FAMILIE

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Weiss gehöhte Kreidezeichnung auf bläulichem Papier. Höhe 262, Breite 213 mm. Die oberen Ecken abgerundet. Erworben vor 1764.
Kniestück. Maria sitzt etwas nach rechts gewandt vor reich profilirtem Gemäuer. Der nackte Jesusknabe sitzt auf ihrem Schoss. Sie unterstützt mit ihrer Rechten den segnend erhobenen rechten Arm des Knaben, mit ihrer Linken die Weltkugel, an die auch er seine Linke legt. Links blickt, auf seinen Stab gestützt, der bärtige Joseph herüber.

Dieses hübsche Blatt wurde in Dresden bisher nur im Allgemeinen der Schule des Rubens zugeschrieben. Die Typen, besonders derjenige des Knaben, aber sind so van Dyck’sch, dass wir keinen Anstand nehmen, die Zeichnung in Uebereinstimmung mit bewährten Fachgenossen Anton van Dyck zurückzugeben.

TAFEL IX

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ANTON VAN DYCK Vlämische Schule

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Geboren zu Antwerpen den 22. März 1599; gestorben zu London den 9. Dezember 1641. Näheres zu Tafel VIII.

160. ECCE HOMO

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Weiss gehöhte Kreidezeichnung auf bräunlichem Papier. Höhe 309, Breite 185 mm. Die oberen Ecken abgerundet. Erworben vor 1764.
Kniestück. Der dornengekrönte Heiland sitzt nach links gewandt sinnend da. Seine Hände ruhen übereinander auf seinen Knieen. Ein Tuch bedeckt seine Lenden.

Dieses Blatt ist in Dresden stets van Dyck zugeschrieben worden, und wir wagen nicht, diese Benennung zu bestreiten.

ADRIAEN BROUWER Vlämische Schule

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Geboren 1605 oder 1606 in Flandern; gestorben den 1. Februar 1638 in Antwerpen. Schüler des Frans Hals in Haarlem. Um 1626 war er in Amsterdam, 1628 in Haarlem, seit 1631 in Antwerpen. Adriaen Brouwer ist der bedeutendste Darsteller der Liederlichkeiten des niedern vlämischen Volkslebens.

161. KIRMESTREIBEN

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Braun getuschte Federzeichnung. Höhe 170, Breite 124 mm. Rechts unten vom Künstler selbst ein Stück eingesetzt. Erworben vor 1764.
Scenen im Freien. Rechts im Hintergrunde die Andeutung eines Kirchturms. Vorn ist ein Bauer mit Hut rücklings zu Boden gesunken. Ein lachendes Bauernmädchen macht sich, ihn umhalsend, über ihm zu thun. Pärchen stehen rechts im Vordergrunde und links im Mittelgrunde. Im Hindergrunde wird gerauft.

Dieses erst vor einigen Jahren aus dem „Vorrat“ hervorgesuchte Blatt wird von den besten Kennern Brouwers, wie Bode und Bredius, als echte Zeichnung der Frühzeit des Meisters anerkannt.

162. STUDIENBLATT

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Mit Blei vorgezeichnete, bräunlich getuschte Federzeichnung. Höhe 218, Breite 330 mm. Erworben wahrscheinlich um 1723 vom Buchhändler Weidemann in Leipzig.
Flüchtige Skizzen nach der Natur. Mehr denn ein Dutzend Männer des unteren Volks in verschiedenen Grössen und Stellungen. Links unten sitzen sich zwei an einem Tische gegenüber. Der eine stützt sich mit dem Ellenbogen auf den Tisch, der andere raucht seine Pfeife.

Von jeher als echt anerkanntes Blatt. Bode sagt in den Graphischen Künsten VI, 1884, S. 59: „Unter den flüchtigen Studienblättern sind vor Allem fünf ursprünglich zusammengehörige Blätter nennenswert, welche augenscheinlich aus einem Skizzenbuche Brouwer’s stammen, wie ein solches z. B. in Rembrandt’s Auktionsverzeichnis erwähnt wird. Von diesen Blättern befinden sich jetzt zwei im Berliner Kabinet, beide aus der Suermandt’schen Sammlung stammend; ein drittes im Besitze des Herrn Dr. Straeter zu Aachen, welches, wie jene beiden, aus der Versteigerung der Sammlung Thibaudeau in Paris stammt. Ausserdem besitzen das Dresdener Kabinet, sowie die Dyce Collection im South Kensington Museum je eine dieser Zeichnungen .... Obgleich nur ganz flüchtig mit einigen Strichen aufgerissen, sind die einzelnen Figuren, die einzelnen Gruppen so treffend und gross charakterisiert, in Haltung und Ausdruck so lebensvoll empfunden, dass wir dabei an Zeichnungen von Rembrandt erinnert werden.“

TAFEL XI

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GILLIS (AEGIDIUS) NEYTS Vlämische Schule

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Geboren zu Antwerpen um 1617; gestorben daselbst 1687. Angeblich Schüler des Lukas van Uden. Thätig zu Antwerpen.

163. RUINENLANDSCHAFT

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Federzeichnung. Höhe 80, Breite 120 mm. Wohl. 1728 von der Witwe des Baumeisters Wagner in Leipzig.
Links ein belebter Weg, in der Mitte eine Ruine unter Bäumen, rechts im Hintergrunde ein Schloss. Bezeichnet unten links mit dem Namen des Meisters.

Dieses Blatt und das folgende gehören zu einer Folge von 30 ähnlichen, zum grössten Teile bezeichneten Blättern des Meisters im Dresdener Kabinet.

164. WINDMÜHLENLANDSCHAFT

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Federzeichnung. Höhe 80, Breite 120 mm. Wohl 1728 von der Witwe des Baumeisters Wagner in Leipzig.
Links ein belebter Weg mit einem Landwagen, im Hintergrunde die hochgetürmte Stadt. Rechts eine kleine Anhöhe mit fünf Windmühlen. Bezeichnet unten links mit dem Namen des Meisters.

Vgl. die Bemerkung zum vorigen.

BUONAVENTURA PEETERS

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Getauft zu Antwerpen den 23. Juli 1614; gestorben bei Antwerpen den 25. Juli 1652. Bruder des Gillis und des Jan Peeters; bedeutendster Seemaler der altvlämischen Schule.

165. FLUSSLANDSCHAFT

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Schwarz getuschte braune Federzeichnung. Höhe 150, Breite 282 mm. Erworben vor 1764.
Vorne das stille, graue, von Ruderbooten, Frachtkähnen und grossen Seeschiffen belebte Wasser, das sich rechts zwischen Höhenzügen hervorwindet. Im Hintergrunde das hügelige Ufer, auf dessen Höhe in der Mitte eine kleine Stadt liegt.

Das hübsche Blatt mag mit Recht dem Buonaventura Peeters zugeschrieben worden sein.

TAFEL XII

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JAN ERASMUS QUELLINUS Vlämische Schule

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Getauft zu Antwerpen den 1. Dezember 1634; gestorben zu Mecheln den 11. März 1715. Schüler seines Vaters Erasmus Quellinus (1607–1678), also Enkelschüler des Rubens. In Italien weitergebildet. Er arbeitete hauptsächlich in Antwerpen.

166. DIE HIMMELFAHRT MARIAE

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Weiss gehöhte, schwarz, blau und grün getuschte Pinsel- und Federzeichnung auf bräunlichem Papier. Höhe 503, Breite 298 mm. Erworben um 1723 vom Buchhändler Weidemann in Leipzig.
Der schwarze Rand bildet oben einen halbrunden Abschluss. Der Vorgang spielt sich vor einem mächtigen Baume ab. Links unten der leere Sarkophag der Jungfrau, in den Männer und Frauen neugierig hineinblicken, während andere sich von rechts herzudrängen. Maria thront mit einem Scepter in der Linken vor dem Wipfel des Baumes auf Wolken, die von Flügelköpfchen und erwachsenen, langbekleideten Engeln umspielt, getragen und gehoben werden. Zwei nackte Engelknäbchen, über denen die Taube des heiligen Geistes schwebt, halten Maria eine Krone über dem Kopfe. (Ihr Kopf ist als Verbesserung eingeklebt). Bezeichnet unten rechts J. E. Quellinus junior.

Der Bezeichnung wie dem Stil gegenüber ist es selbstverständlich, dass das Blatt bisher irrtümlich Quellinus dem Vater anstatt Quellinus dem Sohne gegeben worden.

TAFEL XIII

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FERDINAND VAN KESSEL Vlämische Schule

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Geboren zu Antwerpen den 7. April 1648; gestorben zu Breda 1696. Ältester Sohn und Schüler Jan van Kessel d. ä., bekannter Tiermaler.

167. ALGIER

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Leicht aquarellierte Pinsel- und Federzeichnung. Höhe 153, Breite 194 mm. Erworben 1893 aus der vormals Hohenzollern-Hechingen’schen Sammlung.
Vorn Dünenufer mit Muscheln, Seesternen, Fischen, an denen sich ein Seehund gütlich thut, während rechts ein krokodilartiges Wesen, links zwei Schildkröten ruhen. Im Hintergrunde, grau in grau, ein von hohen Bergen überragter Seehafen. Bezeichnet oben in der Mitte: „2. Algiers. Af.“ – Auf der Rückseite eine ähnliche Darstellung mit Albatrossen im Vordergrunde, Bergen im Hintergrunde und der Inschrift: „Cabo de Bon Esperance. Af.“

168. TUNIS

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Leicht aquarellierte Pinsel- und Federzeichnung. Höhe 153, Breite 194 mm. Erworben 1893 aus der vormals Hohenzollern-Hechingen’schen Sammlung.
Vorn ein Baumzweig mit bunten Vögeln verschiedenster Art. Andere fliegen drüber in der Luft. Links im Mittelgrunde eine Palme, in der Affen spielen. Im Hintergrunde eine wüste, von Bergen begrenzte Ebene, in der links zwei Riesenaffen zuschauen, wie ein wildes Tier ein anderes zu Boden gestreckt. Bezeichnet oben in der Mitte: Tunus Af. II.

Diese beiden Blätter gehören einer Folge an, in der verschiedene Länder in gleicher Weise durch Tiere veranschaulicht werden.

TAFEL XIV

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WALLERAND VAILLANT Vlämische Schule

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Geboren zu Lille 1623; begraben zu Amsterdam den 2. September 1677. Schüler des Erasmus Quellinus in Antwerpen. Er war abwechselnd in Flandern, Holland, Deutschland und Frankreich beschäftigt. Der Schwerpunkt seiner Thätigkeit lag in der Schabkunst.

169. BILDNIS DES ERZBISCHOFS UND KURFÜRSTEN MAXIMILIAN HEINRICH VON KÖLN

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Weiss gehöhte schwarze Tuschezeichnung. Höhe 561, Breite 440 mm. Die Folge, zu der das Blatt gehört, wird zuerst 1764 bei der Übergabe der Sammlung durch Heinecken an Hagedorn erwähnt.
Verkleinerte Wiedergabe.
Brustbild ohne Hände nach rechts. Erzbischöfliche Tracht; kleine Kappe, kleiner Schnurr- und Kinnbart.

Das Blatt gehört der Folge von 12 ähnlichen Blättern an, welche die Kurfürsten und andere Würdenträger darstellen, die 1658 bei der Wahl Leopolds I. zum Kaiser in Frankfurt a. M. anwesend waren. Mit mächtigen Inschriften versehen, die die Namen der Dargestellten und den Namen des Künstlers verbürgen, und zu einem stattlichen Bande vereinigt, bilden sie einen bekannten und wertvollen Besitz der Dresdner Sammlung.

TAFEL XV

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FRANÇOIS MILLET, GEN. FRANCISQUE Vlämisch-französische Schule

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Getauft zu Antwerpen den 27. April 1642; begraben zu Paris den 3. Juni 1679. Seit seinem 18. Jahre in Paris unterrichtet, bildete er sich besonders im Anschlusse an die beiden Poussins zu einem Landschaftsmaler der stilistischen Richtung aus.

170. BAUMDURCHWACHSENES FELSGESTEIN

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Rötelzeichnung. Höhe 253, Breite 358 mm. Erworben wahrscheinlich um 1723 vom Buchhändler Weidemann in Leipzig.
Vordergrundsstudie. Unten das rechts abfallende Gestein. Oben die Bäume und rechts ein Gebüsch. Bezeichnet unten in der Mitte Fr. Millee fec.

Echtes, echt bezeichnetes Blatt. Der Meister hat seinen Namen, der ursprünglich Mille gelautet haben soll, vielfach verschieden geschrieben.

TAFEL XVI

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FRANÇOIS MILLET, GEN. FRANCISQUE Vlämisch-französische Schule

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Getauft zu Antwerpen den 27. April 1642; begraben zu Paris den 3. Juni 1679. Näheres zu Tafel XV.

171. SÜDLICHE LANDSCHAFT

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Braun getuschte, weiss gehöhte Pinselzeichnung. Höhe 210, Breite 281 mm. Erworben 1860 aus dem Nachlasse des Kunsthändlers Sam. Woodburn in London.
In der Mitte des Mittelgrundes eine stattliche Baumgruppe, vor der ein Bach einen kleinen Wasserfall bildet und sich zum Vordergrunde rechts herabschlängelt. Andere Bäume links im Vordergrunde und rechts im Mittelgrunde. Durch den Hintergrund zieht sich eine schön geformte Bergkette, an deren Fuss helle Gebäudegruppen liegen; an letzteren links ein antiker Tempel.

Auch diese Zeichnung scheint richtig benannt zu sein. Sie gehörte vormals zur Sammlung des Sir Thomas Lawrence († 1830), aus dessen Nachlass Woodburn sie 1835 mit vielen anderen erstand. Unten links der Stempel T. L.

TAFEL XVII

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M. BLOEM Vlämisch-französische Schule

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Dieser Künstler soll nach Kramm (De Levens en werken I 1857 S. 101) um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts in Amsterdam geblüht, hauptsächlich aber Geflügelbilder gemalt haben. Er ist wahrscheinlich derselbe wie Mattheus Blom, der nachweislich 1658 als Maler in Amsterdam lebte (Abr. Bredius in Oud Holland III S. 64).

172. EIN WALDIGES THAL

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Schwarze Kreidezeichnung auf bräunlichem Papier, weiss gehöht und teilweise mit Blei nachgezogen. Höhe 311, Breite 485 mm. Erworben vor 1764.
Gross und geschlossen stilisierte Baumgruppen füllen die Thalsohle, in der ganz vorn ein Bach zu fliessen scheint. Links treten die Berge hervor, die das Thal begrenzen. In der Mitte vier Vögel in der Luft. Bezeichnet vorn in der Mitte (mit Bleistift): M. Bloem fc. Ao. 1659.

Dieses interessante Blatt eines seltenen Künstlers wurde in Dresden bisher irrtümlich unter dem Namen des Jan Frans van Bloemen, gen. Orizzonte (1662–1749) geführt. An der Echtheit der Inschrift zu zweifeln, liegt kein Grund vor. Seinem Stil nach gehört der Meister eher zu den Poussin folgenden vlämischen als zu den holländischen Künstlern.

TAFEL XVIII

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GERARD LAIRESSE Wallonische Schule

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Geboren zu Lüttich 1641; begraben zu Amsterdam den 21. Juli 1711. Schüler seines Vaters und des Berth. Flémal zu Lüttich. Hauptmeister der italisirenden wallonischen Schule der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts. Doch zog er nach Holland und lebte hier erst in Utrecht, dann im Haag, schliesslich in Amsterdam.

173. DIE KÜNSTE

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Rötelzeichnung auf Pergament. Höhe 345–350, Breite 279 mm. Erworben vor 1738.
Sinnbildliche Darstellung. Die Musik als die himmlischste der Künste sitzt oben auf Wolken neben Minerva, der Beschützerin der Künste. Unten auf der Erde betrachtet in der Mitte ein sitzender nackter Mann eine architektonische Zeichnung, die ein vor ihm stehender Jüngling hält und erläutert (die Baukunst). Links, weiter oben, schreibt ein sitzender bärtiger Mann auf eine Schriftrolle (die Dichtkunst). Links vorn beschäftigen zwei nackte Knäbchen sich messend mit einem vor ihnen liegenden Marmorkopfe (die Bildnerei). Rechts vorn sitzt ein Jüngling und zeichnet (die Malerei). Über ihm eine Pansherme. Im Hintergrunde begeisterte Zuschauer und Hörer. Bezeichnet links vorn mit dem Monogramm des Künstlers und der Jahreszahl 1707.

Charakteristisches Blatt der Spätzeit des Meisters.

TAFEL XIX

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JACQUES CALLOT Französische Schule

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Geboren zu Nancy 1592; gestorben daselbst 1635. Er war hauptsächlich Kupferstecher und Radierer, der die Technik seiner Kunst bei Ph. Thomassin in Rom und bei Giulio Parigi in Florenz ausgebildet hatte, aber auch durch die deutschen Kleinmeister beeinflusst wurde.

174. KNABENBILDNIS

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Federzeichnung. Höhe 286, Breite 192 mm. Erworben 1860 auf der Versteigerung von Sam. Woodburns Nachlass in London.
Brustbild ohne Hände nach rechts. Unbedeckter Kopf. Spitzenkragen über vorn geknöpftem Rock.

Echtes Blatt. Vergl. Max Thausing: Livre d’esquisse de Jacques Callot (Wien 1880) Bl. 28. Unten links der Stempel T. L. Das Blatt gehörte demnach zu den Zeichnungen aus dem Nachlasse des Sir Thomas Lawrence, die Woodburn 1835 erwarb.

175. EIN HAFEN

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Federzeichnung. Höhe 137, Breite 204 mm. Erworben 1860 auf der Versteigerung von Sam. Woodburn’s Nachlass in London.
Vorn links am Staden, vor dem ein Ruderboot wartet, stehen zwei Männer mit einem Hunde. Im Hintergrunde links die Stadt mit einem in’s Meer hinausgebauten Leuchtturme. Schiffe verschiedener Art links und rechts im Hafen.

Echtes Blatt nach Massgabe der Blätter 49 und 50 des von Thausing herausgegebenen Callot’schen Skizzenbuches. Unten links der Stempel T. L. Vergl. die Bemerkungen zum vorigen Blatte. War in Dresden bis 1889 öffentlich ausgestellt.

TAFEL XX

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JACQUES CALLOT Französische Schule

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Geboren zu Nancy 1592; gestorben daselbst 1635. Näheres zu Tafel XIX.

176. DIE ANBETUNG DER HIRTEN

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Braun getuschte Federzeichnung. Höhe 68, Breite 108 mm (innerhalb der umrahmenden Linien). Erworben 1860 auf der Versteigerung des Nachlasses des Kunsthändlers Woodburn in London.
Maria, vor der das Kind in der Krippe liegt, sitzt in der Mitte des Ruinengemäuers. Von beiden Seiten eilen die Hirten herbei. Rechts fällt eine Magd auf, die einen Krug auf dem Kopfe trägt. Rechts im Hintergrunde die Verkündigung an die Hirten. Links im Vordergrunde ragen von der Terrassenmauer die Halbfiguren von zwei Zuschauern oder Stiftern hervor.

Von den drei Stempeln unten rechts deutet der eine (I. R.) auf Jonathan Richardson jr. (1694–1771), dessen zweite Sammlung 1772 verkauft wurde; der zweite (P. H.) auf Philippe Huart in Paris, der um die Mitte unseres Jahrhunderts ein beliebter „Monteur“ in Paris war und auch unser Blatt mit Goldrand und verschiedenen Linien umrissen hat, der dritte (T. L.) auf Sir Thomas Lawrence († 1830), dessen zeichnerischer Nachlass zum Teil eben 1835 von Sam. Woodburn erworben wurde.

Dem Blatte liegt die vielfach, aber immer mit Veränderungen im Beiwerk gestochene Composition des Rubens zu Grunde, die Voorhelm Schneevoogt im Catalogue des Estampes gravées d’après P. P. Rubens S. 16 unter den Nummern 28–33 verzeichnet. Die Figuren links im Vordergrunde scheint Callot, an dessen Urheberschaft wohl nicht zu zweifeln ist, selbst hinzu erfunden zu haben.

177. CIRCUS-SCENE

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Federzeichnung. Höhe 125, Breite 182 mm (innerhalb der umrahmenden Linien). Erworben 1860 auf der Versteigerung des Nachlasses Sam. Woodburn’s in London.
Über dem grossen Halbkreis der Arena ragen im Hintergrunde die Häuser der Stadt herüber. Rechts im Mittelgrunde eine Bogenhalle. Ein Seiltänzerseil ist quer durch die Arena gespannt. Jenseits des Seils produzieren sich vier Reiter. Im Vordergrunde jagt nach links ein Stier davon, auf dem ein Mann reitet, während andere ihn scheu machen.

Der Stempel T. L. unten links deutet auf die Sammlung des Sir Thomas Lawrence, deren Hauptteil Woodburn 1835 erwarb.

Zum Beweise der Echtheit des Blattes vergleiche man z. B. Callot’s Livre d’esquisse (herausgegeben von Thausing) Blatt 27, 29, 30 und 39.

178. SCHIFFE IM HAFEN

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Federzeichnung. Höhe 145, Breite 195 mm. Erworben 1860 aus der Versteigerung des Nachlasses von Sam. Woodburn in London.
Vorn links ein kleines Stück des Hafenstadens, auf dem eine Tonne steht. Übrigens nur ruhende Küstenfahrzeuge verschiedener Art. Links oben in der Luft zwei Vögel.

Der Stempel T. L. unten links deutet auf den Teil der Sammlung des Sir Thomas Lawrence († 1830), den Woodburn 1835 erwarb. In Bezug auf die zweifellose Echtheit des Blattes vergleiche die Bemerkung zu Tafel XIX unten.

TAFEL XXI

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CLAUDE LORRAIN Französische Schule

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Claude Gellée, genannt le Lorrain. Geboren 1600 zu Chamagne in Lothringen; gestorben zu Rom den 21. November 1682. Er war Schüler des Agostino Tassi, Enkelschüler Paul Brils und Annibale Carracci’s in Rom, entwickelte sich aber durch eigene Naturstudien zu dem Hauptmeister der idealen Landschaftsmalerei.

179. ITALIENISCHE BERGLANDSCHAFT

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Braun getuschte Federzeichnung. Höhe 115, Breite 182 mm. Erworben 1876 von Mr. Whitfield.
Rechts im Vordergrunde üppiges Laubholz, im Mittelgrunde Häuser unter Cypressen und anderen Bäumen. Links blickt man über ein kleines Gebäude hinweg auf das Gebirge, das den ganzen Hintergrund einnimmt. Die Bezeichnung C. Gelée unten rechts ist falsch.

Das Blatt könnte trotz der falschen Inschrift ein Originalblatt Claude’s sein. Der Stempel unten links scheint derjenige des Kunsthändlers Chatillon-Potelle in Paris zu sein.

ABRAHAM BOSSE

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Geboren zu Tours 1602; gestorben zu Paris den 14. Februar 1676. In Paris gebildet. Einer der berühmtesten französischen Kupferstecher seiner Zeit.

180. DIE SCHUHMACHERWERKSTATT

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Schwarz getuschte Zeichnung. Höhe 223, Breite 285 mm. Erworben 1728 von der Witwe des Baumeisters Wagner in Leipzig.
Rechts nimmt ein junger Schuhmacher einer vor ihm sitzenden Dame Maass. Sie legt dem auf einem Knie vor ihr hockenden Handwerker den Fuss auf den Schooss. Links, hinter einem Tische, redet eine Dame mit einem zweiten Schuhmacher. Die Inschrift Alex. Bosse unten in der Mitte gehört einer späteren Zeit an.

Das Blatt ist, wenn es nicht eher als Copie nach dem Stiche Duplessis N. 1394 (4) angesehen werden muss, die Vorlage für diesen Stich aus der Folge der Handwerker, der unter dem Namen Le Cordonnier bekannt ist. Einige Abweichungen könnten in der That für die Eigenhändigkeit angeführt werden.

TAFEL XXII

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CLAUDE LORRAIN zugeschrieben Französische Schule

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Geboren 1600 zu Champagne in Lothringen; gestorben den 21. November 1682 zu Rom. Näheres zu Tafel XXI.

181. ANSICHT VON FLORENZ

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Braun getuschte Federzeichnung. Höhe 285, Breite 441 mm. Erworben nach 1835 vom Kunsthändler S. Woodburn in London.
Die Ansicht scheint von dem Fenster eines Hauses des linken Arnoufers aus genommen zu sein. Der Fluss durchfliesst den vorderen Mittelgrund. Im hinteren Mittelgrunde die Stadt; links der Palazzo vecchio, gegen die Mitte der Dom mit Brunellesco’s Kuppel. Im Hintergrund die Berge.

Der Stempel T. L. unten links lässt darauf schliessen, dass das Blatt zu den 1860 aus Woodburn’s Nachlass verkauften, aus der Sammlung Sir Th. Lawrence stammenden Zeichnungen gehört habe. Doch ist es in dem Verzeichnis der damals aus Woodburn’s Nachlass vom Dresdener Kabinet erworbenen Blätter nicht aufgeführt. Das Blatt ist in Dresden von Anfang an Claude Lorrain zugeschrieben worden und gute Kenner halten diese Bestimmung für richtig; unanfechtbar erscheint sie uns jedoch nicht.

TAFEL XXIII

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CHARLES LE BRUN Französische Schule

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Geboren zu Paris den 24. Februar 1619; gestorben daselbst den 12. Februar 1690. Unter Simon Vouet in Paris und unter Nicolas Poussin in Paris zu einem der Häupter der klassizistischen französischen Schule des siebzehnten Jahrhunderts entwickelt.

182. SITZENDER KNABE

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Weissgehöhte Kreidezeichnung auf grauem Papier. Höhe 250, Breite 207 mm. Erworben vor 1738.
Das nackte Knäbchen sitzt, von vorn gesehen, über einem Tuche auf geschweiftem Halbgiebel, über dessen Schnecke sein linkes Beinchen herabhängt. Mit der linken Hand stützt er sich auf das Architekturstück, die rechte erhebt er. Hinter ihm Laub- und Fruchtgewinde.

Es ist eine von 14 ähnlichen Zeichnungen des Dresdener Kabinets, die als Lebruns Studien zu den Genienknäbchen in den unter seiner Leitung ausgeführten Deckengemälden der grossen Galerie des Schlosses zu Versailles gelten.

183. LIEGENDER KNABE

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Weissgehöhte Kreidezeichnung auf grauem Papier. Höhe 260, Breite 203 mm. Erworben vor 1738.
Schlafend liegt das nackte Knäbchen über weissem Kissen auf dem Rücken. Die linke Hand ruht auf seiner Brust, der rechte Arm liegt neben ihm; das linke Bein ist etwas angezogen. Rechts über ihm etwas Guirlandenlaub; unter ihm ein geschweifter Halbgiebel.

Man vergleiche die Bemerkungen zum vorigen Blatte.

TAFEL XXIV

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CHARLES LE BRUN Französische Schule

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Geboren zu Paris den 24. Februar 1619; gestorben daselbst den 12. Februar 1690. Näheres zu Tafel XXIII.

184. EMPORSTREBENDER KNABE

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Weissgehöhte Kreidezeichnung auf grauem Papier. Höhe 272, Breite 199 mm. Erworben vor 1738.
Der geschweifte Halbgiebel der Architekturmalerei, auf dem auch dieses Knäbchen sich über einem Tuche mit der Linken aufstützend gedacht ist, ist noch fortgelassen. Der Knabe wendet sein Angesicht nach oben und hält in der erhobenen Rechten ein Stückchen eines Blattgewindes.

Vergleiche die Bemerkungen zu Tafel XXIII links.

185. BEKRÄNZTER FLÜGELKNABE

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Weissgehöhte Kreidezeichnung auf grauem Papier. Höhe 252, Breite 197 mm. Erworben vor 1738.
Der Flügelknabe, der einen Kranz auf dem Haupte trägt, stützt sich, vom Rücken gesehen, mit der linken Hand über weissem Tuch auf den auch hier nicht mitausgeführten Teil der Architekturmalerei und hält in der erhobenen Rechten ein Blättergewinde.

Vergleiche die Bemerkungen zu Tafel XXIII links.

TAFEL XXV

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ROBERT NANTEUIL Französische Schule

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Geboren zu Reims um 1623; gestorben zu Paris den 9. Dezember 1678 (Vgl. Jal, Dictionnaire critique, p. 897). Berühmter Kupferstecher. Vollender des französischen Porträtstichs des siebzehnten Jahrhunderts.

186. BILDNIS DES GRAFEN VON DUNOIS

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Rötelzeichnung. Höhe 204, Breite 167 mm. Erworben 1829 durch den Kupferstecher Geyer in Leipzig.
Brustbild ohne Hände nach rechts in ovalem Felde. Das Haar des bartlosen jungen Prinzen wallt lang auf seinen anliegenden Spitzenkragen herab, unter dem der vorn geknöpfte Rock sichtbar ist.

Der bekannte Stich Nanteuils, als dessen Vorlage dieses Blatt gilt, trägt im Rahmen die Umschrift J. L. Charles d’Orleans, Comte de Dunois. Bezeichnet ist es links unten: Ferdinand pinxit, rechts unten: R. Nanteuil sculpebat 1660. Robert Dumesnil T. IV N. 86. Unser Blatt ist also Nanteuils Zeichnung nach Ferdinand’s Gemälde, wenn man es nicht .als Copie nach dem Stiche ansehen will. Dazu aber ist es zu gut und selbständig empfunden und durchgeführt.

187. BILDNIS EINES GELEHRTEN

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Rötelzeichnung. Höhe 202, Breite 173 mm. Erworben 1829 durch den Kupferstecher Geyer in Leipzig.
Brustbild ohne Hände nach rechts in ovalem Felde. Schwarze Kappe im langen, lockigen Haar, kleines Bärtchen. Glatter anliegender weisser Kragen über dem Gelehrtenrocke.

Vergleiche die Bemerkungen zum vorigen Blatt.



  1. Quelle: UB Heidelberg