Bei Eingange eines Neuen Jahrs

Textdaten
Autor: Johann Grob
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Titel: Bei Eingange eines Neuen Jahrs
Untertitel:
aus: Reinholds von Freientahl Poetisches Spazierwäldlein, S. 1–5
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Erscheinungsdatum: 1700
Verlag: ohne Verlag
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Erscheinungsort: ohne Ort
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Quelle: Scan der HAB Wolfenbüttel
Kurzbeschreibung: Gedicht zu Neujahr
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[1]

I. Bei Eingange eines Neuen Jahrs.

O Wesen aller Wesen /
Die gut und auserlesen /
Der du den Weltpallast /
Was oben / mitten / unden /

5
Auch drinnen wird gefunden /

Aus nichts erschaffen hast.

Dir ist bereit zu dienen
Hoch an der Himmelsbühnen
Das güldne Sternenheer /

10
Der Erden Feld dergleichen /

So weit sie nur mag reichen /
Darzu das tieffe Meer.

[2] Du bist der Herr und Meister
So vieler tausend Geister /

15
Die deine kraft erschuff:

Dir stehet zu gebotte
Der Engel schnelle Rotte
Auff eines wortes ruff.

Der Himmel führt die Kreise

20
Nach ausgezielter weise

Von deiner hohen Hand /
So daß den schönen fakeln
Das irren oder wakeln
Auf ewig unbekant.

25
Du heißt die Sonne rennen /

Das jahr daraus zu kennen /
Auch muß das Liecht der Nacht
Bald wachsen / bald verschwinden /
Die Monat’ aus zu finden

30
Durch deiner Ordnung macht.


Der Winter weicht dem Lenzen /
Der Sommer kennt die grenzen /
Die sie dem Herbste gab:
So lösen alle sachen /

35
Die einen umlauff machen /

Einander richtig ab.

[3] Herr Gott / wie deine stärke
Und weisheit alle werke
Ganz zierlich aufgestellt /

40
Also / du kwell der Güte /

Umfanget dein gemühte
Mit gnaden alle Welt.

Die jahre zwar verfliessen /
Wie schnelle ströme schiessen /

45
Wir führen gleichen schlag:

Du aber bleibst bestehen /
Wann tausend jahr’ hingehen /
Ists bei dir kaum ein tag.

Dein Tron steht ewig feeste;

50
Wir Erdensöhn’ und Gäste

Sein nichts als unbestand /
Wir sinken in dem schweben /
Ja unser blödes Leben
Ist nur des Todes pfand.

55
Der ringt nach hohen ehren /

Der wil die habe mehren /
Und jener strebt nach kunst;
Doch was auf ganzer Erden
Nur mag genennet werden /

60
Ist alles wie ein dunst.


[4] Wir rüsten uns zu leben /
Und Clotho[1] schneidt es eben
In dieser arbeit ab;
Wir haben hier kein bleiben /

65
Die zeit wird vns vertreiben /

Wir wallen in das grab.

O eiteles beginnen!
Der weise muß von hinnen /
Der tohr muß auch daran /

70
Die Aerzte selber schwanken /

Ein Jüngling kan erkranken
Gleich wie ein greiser Mann.

Was halffen Cäsars Kronen /
Was Crassens Millionen /

75
Was Catons ernster fleiß?

Sie seind dahin gefahren /
Wo niemand von den schaaren
Den weg zurüke weiß.

Der Tod braucht seine Rechte /

80
Und fragt nicht nach geschlechte /

Nach stande / macht und pracht /
Ein Goldstük und ein Hader /
Ein Bischoff und ein Bader /
Sind bei ihm gleich geacht.

85
[5] Wan nun der Leib verbleichet /

Der matte Geist entweichet /
Wo bleibt der Erdentand?
Man überläßt ihn andern /
Und muß entladen wandern /

90
Wohin uns kaum bekant.


Herr / lehr’ es mich bedenken /
Und mich darum nicht kränken /
Was nur den Geist beladt:
Laß mich mit klugen sinnen

95
Auch wenig lieb gewinnen /

Was wenig bleibens hat.

Laß hier vor allen dingen
Mich nach der Tugend ringen /
Dem schaze / der allein

100
Mir nimmer mag verderben /

Ja der auch nach sterben
Mir kan besizlich sein.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. die Moire Klotho der griechischen Mythologie, die die Lebensfäden der Menschen spinnt