Beguinenkloster zu Brügge

Textdaten
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Autor: Fr. P.
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Titel: Beguinenkloster zu Brügge
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 45, S. 745, 751–752
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[745]

Im Beguinenkloster zu Brügge.0 Oelgemälde von Klaus Meyer.
Original aus dem Gemälde-Salon von Honrath u. van Bärle in Berlin.

[751] Beguinenkloster in Brügge. (Mit Illustration S. 745.) Auf der so reich von allen Nationen beschickten Münchener Kunstausstellung von 1883 erregte neben den Meisterwerken Defregger’s, Knaus’, Leibl’s und anderer ein Bild das größte Aufsehen, welches einem noch ganz unbekannten jungen Künstler, einem Schüler des Löfftz, Klaus Meyer aus Hannover angehörte und dessen Reproduktion unser Holzschnitt bringt. Es stellt das Arbeitszimmer in einem jener Beguinenklöster dar, wie deren Belgien so viele besitzt und wie sie ein wahrer Segen für das weibliche Geschlecht dort sind, da sie unzähligen Frauen Schutz und eine stille Zuflucht gewähren, welche sonst in die Welt hinausgestoßen worden und wohl auch zu Grunde gegangen wären. Hier nach strenger klösterlicher Regel lebend, dürfen sie aber doch Besuche empfangen, ja sogar wieder austreten und sich verheirathen, was indeß sehr selten geschehen soll. So sehen wir denn in der weißgetünchten Stube, genau so wie sie in Gent und Brügge, ja in ganz Niederdeutschland noch immer allgemein zu finden sind, hier mit der Aussicht auf den engen Klosterhof, fünf ältere und jüngere Frauen mit Weißzeugnähen emsig beschäftigt um einen Tisch herumsitzen, wahrend die Oberin ein Stück Leinwand, das die neben ihr stehende Schwester verarbeiten soll, auf seine Güte prüft. Eine achte, wohl die Küchenmeisterin, kehrt eben mit dem gefüllten Korb vom Markte heim, um das bescheidene Mahl zu bereiten. Wie verschieden auch unter sich, zeigen doch alle diese Frauen eine solche Reinheit und innere Ruhe, solch’ schönen Seelenfrieden, so wohlthuend kühle Stille liegt über dem Gemach, daß man das Ticken der Uhr hören zu müssen meint, nicht nur [752] den leisen Schritt der Nahenden im Vorzimmer. Dabei ist aber die Charakteristik der verschiedenen Frauen, wie ihrer flamändischen Abstammung so vortrefflich, daß man jeder einzelnen vom Gesicht ablesen zu können meint, was sie in dieses Asyl getrieben, wo sie ein stilles Glück gefunden, das ihr draußen in der Welt versagt geblieben.

Diese Klosteratmosphäre ist denn auch geradezu unübertrefflich gegeben, und wenn sich Klaus Meyer’s Bild offenbar an die alten Niederländer, so an Pieter de Hooghe’s ähnliche Darstellungen anlehnt, so unterscheidet es sich doch dadurch durchaus von ihnen, daß es viel tiefer in die Darstellung des Seelenlebens eingeht und dabei doch nicht eine Spur modern krankhafter Sentimentalität zeigt. Dadurch erklärt sich auch der große Erfolg des Bildes, welches erst in München, dann das Jahr darauf in Berlin dem Maler Auszeichnungen errang, wie sie nur den Besten gegeben werden. Fr. P.