Begegnung (Hertz)
Du hast mich längst verlassen,
Längst hin ist Lust und Weh’;
Doch rührt mein Herz sich leise,
Wenn ich dein Antlitz seh’.
Mir blühet ewig jung
Auf deinen bleichen Wangen
Sel’ge Erinnerung. –
Es steht die alte Gasse
Wo ich am Sonntagmorgen
Zum ersten Mal dich sah.
Die abendliche Laube
Ergrünt in gold’nem Strahl,
Geküßt zum ersten Mal.
Und alle Liebespfade
Eröffnen sich vor mir,
Die ich in blauen Tagen
All’ deiner Liebe denk’ ich,
Der Falschheit denk’ ich nicht!
Mir weht wehmüth’ger Friede
Von deinem Angesicht.
Ob es nun glücklich sei;
Da blickst du bang zu Boden,
Ich gehe rasch vorbei.
Du hast mich längst verlassen,
Doch rührt mein Herz sich leise,
Wenn ich dein Antlitz seh’.