Baireuther Zeitung 15. August 1819
Baireuth, 14. August, Das nachtheilige Beispiel in der Stadt Würzburg in übler Behandlung israelitischer Glaubensgenossen, bewirkte auch bei uns ein unangenehmes Ereignis.
In der hiesigen Hauptstraße, welche zugleich der Marktplatz ist, versammelte sich am 12ten d. Abends nach 8 Uhr ein Haufe müssiger und ungesitteter junger Leute etc., indem sie den bekannten insultirenden Zuruf allenthalben laut werden ließen, nachdem in drei Juden Wohnungen Tags vorher einiger Fensterscheiben mit Steinen eingeworfen waren. Das Erscheinen einiger Militairpatrouillen zerstreute diese unruhigen Menschen und noch vor 10 Uhr hatten sie sich größentheils verlaufen. Es wurden sogleich energische Maßregeln durch gemeinsames Benehmen der Policei und Militair Behörden ergriffen, durch welche jeder weitern Stöhrung der öffentlichen Ruhe vorgebeugt seyn wird. Seitdem hat der beleidigende Zuruf sich nicht weiter hören lassen, da Aeltern und Lehrer angewiesen worden sind, ihren Kindern und Lehrlingen denselben zu untersagen. Es würde allerdings ein schlimmes Zeichen des Zeitgeistes seyn, wenn es möglich wäre, daß unter den Augen der Magisträte – welche die Huld unsers allergnädigsten Königes im landesväterlichen Vertrauen auf seine Bürger, neugeschaffen, ihnen die Ausübung der Policeiverwaltung überlassen hat, - bei dieser Liberalität – im neunzehnten Jahrhunderte – wo von allen Europäischen Staatsverwaltungen den israelitischen Glaubensbekennern Schutz bewilligt worden ist, rechtliche Einwohner sich so weit vergessen könnten, ihre Mitbürger blos wegen Verschiedenheit des Glaubensbekenntnisses willkührlich beleidigen zu wollen! -