Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Zieglauer, Wappen
Band: 60 (1891), ab Seite: 45. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Anton Ziegler in Wikidata
GND-Eintrag: {{{GND}}}, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Ziegler, Anton|60|45|}}

Ziegler, Anton (Schriftsteller, geb. in Wien 1793, gest. daselbst im Versorgungshause 17. Februar 1869). Ueber seinen Bildungs- und Lebensgang wissen wir gar nichts. Frühzeitig begann er zu schreiben, und eine Anzahl von Werken, von denen einzelne wiederholte Auflagen erlebten, machte seinen Namen bald in weiteren Kreisen bekannt. Da sie in den Bücherkatalogen gar nicht verzeichnet stehen, einige von ihnen aber durch die bildlichen Beigaben, namentlich die „Memorabilien“ künstlerischen Werth besitzen, so führen wir sie weiter unten nach der Reihenfolge ihres Erscheinens an. Im Bewegungsjahre 1848, in welchem Ziegler Mitglied der Wiener Nationalgarde (im Wiedener Bezirke) war, machte er sich durch ein Placat bemerkenswerth, welches er im Juni an die Mitglieder der akademischen Legion richtete, und in welchem er die Ermordung seines 23jährigen Sohnes Anton, Historienzeichners und Garden der akademischen Legion, meldet. Derselbe sei, wie das Placat provocirend berichtete, auf seiner Kunstreise nach Dresden in Prag „am Pfingstmontage den 12. Juni 1848 mit dem deutschen Bande auf der Brust und in der Wiener akademischen Uniform gekleidet, meuchelmörderisch aus dem Fenster herab von einem Czechen erschossen und liege neben zahllosen deutschen Brüdern in seinem Blute auf den Straßen von Prag u. s. w.“ In der ganzen Notiz ist nicht eine Sylbe wahr gewesen, und Dr. Anton Beck deckte diese haarsträubende Lüge in der „Presse“ 1848, Nr. 12 in dem Artikel: „Ein Opfer der blutgierigen Czechen“ auf. In der That wurde Ziegler’s Sohn bald nach Erscheinen des Placates in den Straßen und Kaffeehäusern Wiens gesehen, wo er wohlgemuth erzählte, wie er auf den Barricaden in Prag mitgefochten. Anton Ziegler, der Vater, hatte es aber unterlassen, das Placat zu widerrufen. Diese Episode gehört zur Signatur des Jahres 1848 und seiner Ereignisse in Wien. Dieser Sohn Anton aber diente vom 28. bis 30. October als Officier der Wiener Mobilgarde und wurde seit jenen Tagen von seinem Vater neuerdings vermißt. Ob er wieder gefunden worden, darüber schweigt die Geschichte. Anton Ziegler (der Vater) hatte noch früher, ehe er jenes nichtswürdige Placat verbrochen, am 3. April 1848 mit einem volksbeglückenden Journal debutirt, das den Titel führte: „Das große freie Oesterreich. Ein Volksblatt zur Belehrung und unparteiischen Mittheilung aller politischen Begebenheiten im In-und Auslande“, [46] als dessen verantwortlicher Redacteur er selbst genannt war. Dasselbe erschien bei Jos. Keck und Sohn wöchentlich in einem aus 4 Textblättern bestehenden Druckbogen in gr. 8°., hauchte aber mit der vierten Nummer sein Leben aus. Nach dieser wenig erquicklichen Episode aus seiner schriftstellerischen Thätigkeit im Jahre 1848, die aber den Mann doch ziemlich deutlich charakterisirt, kehren wir zu seinen im Vormärz erschienenen Schriften zurück. Diese sind: *„Bildliche Darstellung der Evangelien auf alle Sonn- und Feiertage in zwei Bänden mit 120 Bilderbeilagen“; – * „Galerie aus der österreichischen Vaterlandsgeschichte in 3 Bänden, mit 147 Bilderbeilagen“; – „Vaterländische Immortellen aus dem Gebiete der österreichischen Geschichte.... in 4 Bänden mit 192 Bilderbeilagen“ Wien 1838, 4°.); – „Memorabilien des In- und Auslandes für anziehende Weltbegebenheiten u. s. w., aus mehreren Jahrhunderten gesammelt und mit Federzeichnungen von dem k. k. Professor Peter Joh. Nep. Geiger ausgestattet in einem Bande mit 96 Bilderbeilagen“; dieses und das vorige Werk behalten durch des trefflichen Künstlers Geiger [Bd. V, S. 123 u. f.] Zeichnungen, in welchen sich dessen ganze Genialität ausspricht, bleibenden Werth; –„Vaterländische Bilderchronik aus der Geschichte des österreichischen Kaiserstaates von seinen ältesten Bewohnern bis auf die gegenwärtige Zeit in 3 Bänden mit 270 Bilderbeilagen“ (Wien 1848, 4°.); – „Bilderchronik in einer neuen Folge mit den neuesten Zeitereignissen in den Nachbarstaaten in 4 Bänden mit 152 Bilderbeilagen“; – *„Der vaterländische Pilger im In- und Auslande für anziehende geschichtliche Ereignisse, in einem Bande mit 33 Bilderbeilagen“; – „Geschichte des k. k. Militärs aus allen Waffengattungen von der frühesten Zeit bis zur Gegenwart, in einem Bande mit 60 Bilderbeilagen“; – „Stammtableau des allerdurchlauchtigsten Kaiserhauses Habsburg-Lothringen, mit ausführlicher Erklärung“; – „Wiener Häuser-Schema sammt den nächsten Umgebungen, in k. k. Polizeibezirksgrundrisse eingetheilt, mit 15 Grundrissen, nach der neuesten Häusernumerirung in zwei Abtheilungen nach den Vorstädten und Gemeinden colorirt“; – „Die Kirchen, Klöster, Capellen und Bethäuser Wiens und der nächsten Umgebung“. Alle die vorgenannten Werke scheinen im Selbstverlag herausgekommen und Ziegler mit denselben, um sie an Mann zu bringen, in Person hausiren gegangen zu sein. In den Buchhandlungen waren sie nicht zu haben und, da sie nur für die bestimmte Anzahl Abnehmer in einer beschränkten Anzahl Exemplaren gedruckt wurden, auch bald vergriffen. Dies haben wir bei den einzelnen Werken mit einem Stern (*) angedeutet. Reich ist Ziegler mit seinem Verlage nicht geworden, denn er starb im Wiener Versorgungshause am Alserbach hochbetagt.

Neues Wiener Tagblatt, 1869, Nr. 51. – Dunder (W. G.). Denkschrift über die Wiener October-Revolution. Ausführliche Darstellung aller Ereignisse aus amtlichen Quellen geschöpft...“ (Wien 1849, gr. 8°.) Seite 727.