BLKÖ:Zichy-Vásonykeő, Wilhelm Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 12. (Quelle)
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43. Wilhelm (magyarisch Vilmos) Graf Zichy-Vásonykeő (geb. 21. October 1840, ermordet im Feldzug in Abessinien im November 1875), vom II. Zweige der Karlsburger Linie. Ein Sohn des Grafen Nicolaus aus dessen Ehe mit Julie Freiin Loë, schloß er sich als Entdeckungsreisender den ägyptischen Truppen unter dem Befehl des schwedischen Capitäns Arendrup an und wurde mit dieser Streitmacht, welche in der Richtung auf Tigre in die Engpässe von Goudet eindrang, im November 1875 von den vom König Johannes von Abessinien befehligten Schaaren umzingelt und mit einem großen Theile der Truppen niedergemacht. Spätere Nachrichten vervollständigten die Darstellung. Thatsächlich ward die etwa 4000 Mann starke Colonne [13] Arendrup’s in den Defiléen von Goudet, Andere nennen sie Goundel, von einer zehnfachen Uebermacht überfallen und bis auf den letzten Mann vernichtet. Nun fährt die „Times“ (October 1876) fort: Unter den Freiwilligen in Arendrup’s Expedition befand sich ein österreichischer Cavalier Graf Zichy bei der Avantgarde, welcher verwundet und als todt auf dem Schlachtfelde gelassen wurde. Fünfzehn Tage später reiste der französische Generalconsul in Massawah, Herr von Sarseck, zum Besuche des Königs Johannes nach Aduwa und kam bei dieser Gelegenheit durch das gräßliche Defilé von Goundel, wo die niedergemetzelte ägyptische Armee hingestreckt lag. Unter den Leichen entdeckte Sarseck einen Mann, der noch athmete. Er näherte sich ihm und ließ ihm seinen Beistand zutheil werden, bei welcher Gelegenheit er entdeckte, daß der noch Lebende Graf Zichy sei, der für todt zurückgelassen worden, aber wieder zu sich gekommen war. Durch vierzehn Tage hatte derselbe unter unbeschreiblichen Leiden seinen Hunger bloß mit Kräutern und Wurzeln gestillt, die er, unter den Leichen umherkriechend, einsammelte, den Durst aber aus den in den Feldflaschen seiner todten Waffengefährten befindlichen Wasserresten gelöscht. Sarseck brachte den Grafen nach einem abessinischen Orte und vertraute den nicht Transportablen der Sorgfalt eines der dortigen Bewohner an, worauf er seine Reise in der Absicht fortsetzte, den unglücklichen Grafen bei seiner Rückkehr mit sich zu nehmen. Während seiner Unterredung mit dem Könige Johannes erzählte er diesem den traurigen Vorfall und bat um die Erlaubniß, den Grafen mit sich nach Aegypten führen zu dürfen, was ihm auch ohneweiteres zugestanden wurde. Aber als der Generalconsul zwei Tage später wieder in die Ortschaft kam, erfuhr er, daß bewaffnete abessinische Soldaten auf Befehl des Königs Johannes den Grafen Zichy ergriffen und weggeführt hätten. Seitdem wurde nichts mehr von demselben gehört. Wahrscheinlich wollte der König, nachdem er vernommen, daß Zichy einer hochangesehenen und reichen Familie angehöre, schweres Lösegeld von ihm erpressen, welche Absicht aber der mittlerweile eingetretene Tod des unglücklichen Grafen vereitelt hatte, von welchem dann jede Spur absichtlich verwischt wurde.