Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 59 (1890), ab Seite: 296. (Quelle)
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Zejszner, Ludwig (Geolog, geb. zu Warschau 1807, wurde am 3. Janner 1871 in Krakau in seinem Bette todt gefunden). In Warschau besuchte er das Gymnasium und die philosophischen Jahrgänge an der Universität und setzte dann in Berlin und Göttingen seine Studien fort, sich vornehmlich den philosophischen und naturwissenschaftlichen Disciplinen zuwendend. An letzterer Hochschule erlangte er auch den Doctorgrad. Da er sich Mineralogie und Paläontologie zu seinem Berufe erwählt hatte, unternahm er Reisen zunächst in seiner Heimat, ging dann über die Grenze und durchwanderte die für geologische und verwandte Studien so reichen Gebirgsgegenden der Karpathen des Tatra im nächsten Hinblick auf Mineralogie und Geologie. Kaum 22 Jahre alt, wurde er 1829 zum Professor der Mineralogie an der Jagiellonischen Universität in Krakau ernannt und verblieb in dieser Stellung bis zu seiner 1833 erfolgten Ernennung zum Director des Bergbauwesens im Gebiete des Freistaates Krakau. 1857 nahm er einen Ruf an die medicinisch-chirurgische Akademie in Warschau als provisorischer Professor der Mineralogie an, auf welche Stellung er aber am 30. Juli 1850 aus freien Stücken verzichtete. Nun erhielt er einen Posten bei der Regierungscommission für innere Angelegenheiten, kam von dort zur Abtheilung für das Bergwesen und dann in jene für geognostische Kartenzeichnung. Zuletzt kehrte er nach Krakau zurück, wo er eines Tages im Bette strangulirt gefunden wurde. Zejszner war 64 Jahre alt geworden. Außer einer Anzahl von mineralogischen, geo- und paläontologischen Artikeln, welche er in polnischen, deutschen und französischen Zeitungen veröffentlichte, schrieb er noch zahlreiche Werke, von denen wir jene, die auf Oesterreich zunächst Bezug haben, hier anführen, und zwar: „Krótki opis historyczny geologiczny i gorniczy Wielicki“, d. i. Kurze historische, geologische und geognostische Beschreibung von Wieliczka (Berlin 1833, 8°.; auch deutsch übersetzt ebd. 1834); – „Piesni luda Podhalan czyli gorali Tatrowych polskiech...“, d. i. Volkslieder der polnischen Goralen im Tatra (Warschau 1845, 8°.); – „Nowe lub niedokladnie opisane gatunki skamienialości tratrowych“, d. i. Neue oder noch nicht genau genug beschriebene Mineralien des Tatragebirges (Krakau 1856, 8°.); – „Rzut oka na búdowę geologiczną Tatrow...“, d. i. Ein Blick auf den geologischen Bau des Tatragebirges (Warschau 1842, 8°.); – „„Carte géologique de la chaîne du Tatra et les soulèvemens parallels“ (Berlin 1844); – [297] „Ueber den Bau des Tatragebirges und der parallelen Hebungen“ (St. Petersburg 1848); – „Monograficzny opis wapienia liasowego w Tatrach i przyleglych pasmach karpackich“, d. i. Monographie über den Liaskalk des Tatra und der angrenzenden Karpathen (Krakau 1852, 8°.; auch in deutscher Sprache erschienen (Wien 1856): – „Paläontoloische Beiträge zur Kenntniss des weissen Jurakalkes von Inwald bei Wadowice“ (Prag 1857, 8.°); – „Ueber die Verbreitung des Löss in den Karpathen zwischen Krakau und Rima-Szombath“ (Wien 1855, 8.°); – „Ueber eine Längenmuräne im Thale des Rialy Dunajec bei dem Hochofen von Sakopane in der Tatra“ (ebd. 1856, 8°.); – „O formacyi Jura nad brzegamy Wisly“, d. i. Ueber die Juraformation an den Gestaden der Weichsel (Krakau 1841); – „Pomiary barometryczne Tatrów“, d. i. Barometrische Messungen im Tatragebirge u. s. w. Mehreres hat er auch in den Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien veröffentlicht. Durch seine langjährigen sorgfältigen Untersuchungen der Gebirge Ungarns, vornehmlich des Tátra und der Karpathen, deren Ergebnisse er dann in selbständigen Werken und vielen Fachblättern Oesterreichs, Polens, Deutschlands und Frankreichs veröffentlichte, hat er, der Erste sozusagen, die Kenntniß des bis dahin nur dem Namen nach bekannten geologisch und geognostisch so interessanten Gebirges erschlossen und nicht nur der Wissenschaft, sondern auch den Gegenden, wohin nun der Verkehr angebahnt ward, wesentliche Dienste geleistet.

Bibliotheca hungarica historiae naturalis et matheseos. Edidit Szinnyei Jószef et Dr. Szinnyei Jószef (Vater und Sohn) (Budapesth 1878, 4°.) Sp. 858.