BLKÖ:Zallinger zum Thurn, Jacob Anton

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 59 (1890), ab Seite: 114. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Jakob Anton zu Thurm von Zallinger in der Wikipedia
Jakob Anton zu Thurm von Zallinger in Wikidata
GND-Eintrag: 115670688, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Zallinger, Jacob Anton zum Thurn|59|114|}}

Zallinger zum Thurn, Jacob Anton (gelehrter Jesuit, geb. in Bozen am 26. Juni, nach Anderen Juli 1736, gest. daselbst 11., nach Anderen 16. Jänner 1813). Ein älterer Bruder Franz Seraphs, besuchte er das Gymnasium und den ersten Jahrgang der Philosophie in Innsbruck und trat 1753 in den Orden der Gesellschaft Jesu. In München beschloß er die philosophischen Studien und wirkte dann daselbst als Gymnasialprofessor; nach beendeter Theologie erlangte er 1765 die Priesterweihe und lehrte darauf zu München und Dillingen philosophische Disciplinen. An letzterem Orte schrieb er sein Hauptwerk, das Lehrbuch der Philosophie nach Newton’s Methode. Nach Aufhebung seines Ordens 1773 kehrte er in sein Vaterland zurück. 1776 an die Universität in Innsbruck als Professor der Physik berufen, mußte, er, immer kränkelnd, schon im ersten Jahre dem Lehramte entsagen, übernahm aber doch im folgenden Jahre wieder die Professur des Kirchenrechtes in Augsburg. Daselbst gab er sein Weck über Natur- und öffentliches Kirchenrecht heraus, das, dem Papste Pius VI. gewidmet, wiederholt und zuletzt auf Befehl desselben in Rom gedruckt wurde. Auch schrieb er ein Werk über Kant’s Philosophie und manches andere, worin er freilich nicht immer mit dem damaligen Zeitgeiste im Einklange steht, aber gründliches Wissen, klaren Blick und scharfe Logik bekundet. Als es sich nach der Säcularisirung der geistlichen Fürstenthümer um die Ordnung der Angelegenheiten der katholischen Kirche in Deutschland handelte, berief Papst Pius VII. den gründlichen Kirchenrechtsgelehrten nach Rom, und als die Verhandlungen resultatlos verliefen, kehrte Zallinger auf seinen Lehrstuhl in Augsburg 1806 zurück. Als dann in Bayern ein politischer Umschwung stattfand, wurde der gelehrte Priester 1807 nach Bozen verwiesen, wo er seine Studien mit allem Eifer fortsetzte und nach einigen Jahren hochbetagt starb. Im Druck erschienen von ihm: „De lege gravitatis universali ac naturae cum theoria de sectione coni“ (Monach. 1769); – „De expositione physica demonstrationum mathematicarum in philosophia naturali“ (Dillingae 1772, 4°.); – „Interpretatio naturae seu philosophia Newtoniana methodo exposita“ tomi 3 (ib. 1771–1775, editio secunda Augsb. 1784–1801, 8°.); – „Analysis moralium argumentorum in philosophia theoretica“ (ib. 1774, 4°.); – „Institutiones juris naturalis et ecclesiastici publici“, Libri V (Augsburg 1784, gr. 8°, und öfter); – „De usu et systematica deductione juris naturalis et ecclesiastici publici commentariolus“ (ib. 1784, 8°.); – „Disquisitionum philosophiae Kantianae libri duo“ (ib. 1799, 8°.); – „Institutionum juris naturalis, ecclesiastici publici et privati libri X“(Romae 1823, 8°.). Seine „Bemerkungen [115] über das Resultat des Emser Congresses sammt einer Beleuchtung über die kölnische Nuntiatursache“ (Frankfurt 1789) sind anonym erschienen. Zallinger war einer der Ersten, welche in Deutschland die Philosophie nach Newton’s System vortrugen.