Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 59 (1890), ab Seite: 41. (Quelle)
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Wysber, Ludwig (Schriftsteller, geb. in Ungarn 1817). Israelit und eine jener catilinarischen Existenzen, deren sich die magyarischen Rebellen im Revolutionsjahre 1848 bedienten, um die öffentliche Meinung zu fälschen. Nachdem er früher als Hausirer und Bandelkramer die Straßen Pesths unsicher gemacht hatte, wurde er Chorist beim Pesther deutschen Theater und schwang von dieser Stellung zum Notizenschmiede verschiedener in der ungarischen Hauptstadt erschienener Winkelblätter sich auf. Er und Julian Chownitz (recte Chowanetz), [42] auch Israelit, der bereits im Vormärz sein Unwesen getrieben und sogar im Solde der Staatskanzlei gestanden, waren die Ersten, welche sofort nach Ausbruch der Märzbewegung in Pesth die Concession zur Herausgabe zweier Journale erhielten, die sich bald als Gassenblätter niederster Art dem großen Haufen, genannt Pöbel, empfahlen. Chownitz redigirte die „Opposition“, Wysber den „Patrioten“. In ihren Blättern hatten sie die Interessen der damaligen Bewegungspartei, an deren Spitze Kossuth stand, zu vertreten. Man erröthet vor Scham, wenn man in das Treiben der damaligen Journalistik in Pesth einen Blick wirft, die sich meistens in den Händen von Israeliten, wie Chownitz, Liebermann, Wysber, S. Saphir, Klein, Rosenthal, Einhorn u. s. w. befand. Die daneben bezeichneten Quellen geben eingehendere Nachrichten über diese catilinarische Persönlichkeit, genannt Wysber, welcher sich vom Redacteur eines Revolverblattes allmälig zum Verbrecher aufschwang, der unter verschiedensten Namen, wie Arthur von Alaven, Jonas Földváry, Wysberfi, nicht nur Ungarn, sondern auch Wien unsicher machte und zuletzt steckbrieflich verfolgt wurde. Er wird sogar als Literat und Schriftsteller aufgeführt! Freiherr von Helfert gedenkt im 4. Theile seiner „Geschichte Oesterreichs vom Ausgange des Wiener October-Aufstandes 1848“ (Prag 1876, 8°.), der auch unter dem Sondertitel: „Der ungarische Winter-Feldzug und die octroyirte Verfassung December 1848 bis März 1849“ erschien, im Anhang, S. 135, Anmerkung 311 einer Schrift Wysber’s: Lebensbilder aus Ungarn“, nach der wir vergebens suchten. Die ausführlichsten Mittheilungen über ihn, der in den Fünfziger- und Sechziger-Jahren namentlich gegen Kaufleute und evangelische Geistliche in Ungarn die größten Unterschleife und Betrügereien, die in Tausende sich beliefen, verübte, bringt Janotyckh in seinem unten verzeichneten Werke „Die letzten zwei Jahre Ungarns“, worauf wir, da Weiteres über unsere Aufgabe geht, verweisen.

Janotyckh von Adlerstein (Joh.). Die letzten zwei Jahre Ungarns. Chronologisches Tagebuch der magyarischen Revolution (Wien 1850 u. f. J. P. Sollinger’s Witwe, 8°.) Bd. II, S. 176., 181 u. f. [auch mit ausführlichen Nachrichten über Chownitz]. – Evangelisches Wochenblatt (Pesth, 4°.) 1858, Nr. 37, S. 599. – Dasselbe. 1861, Nr. 7, S. 110. – Fremden-Blatt von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1861, Nr. 111.