BLKÖ:Woyna, Franz Xaver Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Wouwermans, Aimé
Nächster>>>
Woyniakowski
Band: 58 (1889), ab Seite: 135. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Franz Xaver von Woyna in Wikidata
GND-Eintrag: 136739598, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Woyna, Franz Xaver Graf|58|135|}}

Woyna, Franz Xaver Graf (Vicekanzler der galizischen Hofkanzlei in Wien, geb. zu Warschau 1750, gest. in Wien 15. Mai 1813). Er trat frühzeitig in polnische Kriegsdienste und gewann die Zuneigung des Königs Stanislaus August, der an dem anstelligen, begabten und heiteren Officier großen Gefallen fand, ihn zu seinem Adjutanten und 1772 zum Kammerherrn ernannte. Da er auch der Musik kundig war, wurde ihm vom Könige in der Folge die Oberaufsicht über die Mitglieder der königlichen Bühne übertragen, in welcher Eigenschaft er etliche Stücke aus dem Französischen für das königliche Theater bearbeitet haben soll. Er gewann auch den nachmals so berühmt gewordenen Boguslawski für die polnische Bühne. Im Juli 1781 vermälte sich Woyna mit Therese Czaplików, durch welche Ehe er mit dem hohen polnischen Adel in Verbindung kam: denn die Schwester seiner Frau war die zweite Gemalin des Fürsten Anton Jablonowski, letzten Castellans von Krakau. Als Brautschatz erhielt er die Starostei von Stanislawów, und als Starost erwarb er sich die Zufriedenheit der Republik. Bald darauf ernannte ihn der König zum Generalmajor und Vicedirector des Cadetencorps in Warschau. Da der eigentliche Commandant des Corps meist im Felde stand, so lag die ganze Leitung desselben in Woyna’s Händen, der sich in dieser Eigenschaft durch seine treffliche Führung die Liebe der Zöglinge erwarb, worüber die Annalen dieses Institutes reichliche Belege enthalten. Im December 1788 vom polnischen Reichstag zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Wiener Hofe ernannt, gewann er in dieser Eigenschaft bald die Gunst desselben und für sein Land manches Zugeständniß, unter Anderem eine nicht geringe Herabsetzung des Salzpreises in Wieliczka und Bochnia für Polen. Nach der Targowitzer Conföderation mußte er den ihm lieb gewordenen Posten in Wien wieder verlassen und nach Warschau zurückkehren, wo er seine frühere Stelle als Generalmajor und Vicedirector des Cadetencorps übernahm. 1793 zum Rath auf dem Grodzker Landtage ernannt, suchte er sich von dieser Stelle zu befreien und kehrte dafür unter gleichzeitiger Ernennung zum Generallieutenant auf seinen früheren Posten in Wien zurück, wo er 1794 bleibend seinen Aufenthalt nahm und sich wie früher der besonderen Huld des Kaisers Franz erfreute, so daß dieser ihn für sein Land Galizien zu gewinnen suchte. 1796 wurde er geheimer Rath und Landrechtspräsident in Krakau, im November 1797 aber Vicekanzler an der k. k. galizischen Hofkanzlei in Wien. Ein wahrer Freund seines Volkes, empfing er damals daselbst alle seine Landsleute, welche in Italien eine Zuflucht suchten, so unter Anderen die Generale Drzewiecki und Kniaziewicz. Als dann 1802 die böhmische, österreichische und galizische Hofkanzlei in einen Gesammtkörper verschmolzen wurden, erfolgte Woyna’s Ernennung zum Vicekanzler an dieser Hofstelle, und blieb er auf diesem Posten bis zu seinem Tode. Oesterreich war schon früher und dann in diesem letzten Dienste dem alten Hofmann so lieb und werth geworden, daß er es immer sein zweites Vaterland nannte. Diese Gefühle flößte er auch seinen Söhnen ein, [136] die er alle für den Staatsdienst erziehen ließ. Ein Ehrenmann, arbeitsam, wissenschaftlich gebildet, offen im geselligen Verkehre, mild gegen seine Untergebenen, leutselig und heiter im Umgang, besaß er zahlreiche Freunde in der Kaiserstadt, die den im Alter von 63 Jahren erfolgten Hingang des feinen und hochsinnigen Staatsmannes betrauerten. Woyna wurde 1800 in den österreichischen Grafenstand erhoben. Aus seiner mit Maria Theresia geborenen Gräfin Czaplików (geb. 1768, gest. 1835) geschlossenen Ehe stammen die Söhne Eduard, Moriz und Felix und eine Tochter Sophie. Letztere (geb. 7. Mai 1790, †) war k. k. Sternkreuzordens- und Hofdame der Erzherzogin Elisabeth, Gemalin des Erzherzogs Rainer. Die Söhne dienten in der kaiserlichen Armee, und einer stand außerdem in der Diplomatie in Verwendung. Graf Felix (geb. 25. März 1788, gest. zu Verona 27. October 1857), k. k. Kämmerer, diente in der Cavallerie, wurde 1816 Oberstlieutenant im 4., 1823 Oberst im 7. Huszaren-Regimente, 1831 Generalmajor und starb als Feldmarschall-Lieutenant und zweiter Inhaber des 4. Uhlanen-Regimentes. – Graf Eduard (geb. 13. März 1795, gest. 3. Jänner 1850) diente gleichfalls in der kaiserlichen Armee, zeichnete sich als Rittmeister im Feldzuge 1814 aus, wurde 1833 Oberst im 8. Huszaren-Regimente, 1840 Generalmajor und zuletzt Feldmarschall-Lieutenant. In den letzteren Jahren fungirte er als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister am schwedischen und belgischen Hofe. Mit seinem Sohne Moriz (geb. 11. Juli 1841), der auch Officier in einem kaiserlichen Reiter-Regimente war, erlosch anfangs der Siebziger-Jahre dieses Geschlecht. – Der dritte Sohn des Grafen Franz Xaver, Graf Moriz, war 1813 Major im 4. Uhlanen-Regimente, ward 1820 Oberstlieutenant in demselben und trat 1830 mit Oberstencharakter in den Ruhestand. Auch er ist längst gestorben.

Dictionnaire biographique et historique des hommes marquans de la fin du dix huitième siècle (Londres 1800, gr. 8°.) Tome IIIe p. 512. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1850, Beilage Nr. 47. – Korrespondencia Warszawska, d. i. Krakauer Correspondenz, 1813, Nr. 56. – Gazeta Warszawska, d. i. Warschauer Zeitung, 1856, Nr. 307. – Gazeta Krakowska, d. i. Krakauer Zeitung, 1797, Nr. 92. – Militär-Zeitung, herausgegeben von Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1857. S. 718 und 732.
Wappen der Grafen von Woyna. In Silber drei (2 über 1) an vier Stellen mit Gold beschlagene schwarze Hörner, welche mit den Mundstücken in der Mitte des Schildes an einer Rundung so miteinander verbunden sind, daß die Stürze des oberen rechtsstehenden Horns nach rechts und oben, die des linksstehenden nach oben und links und die des unteren Horns nach unten und rechts gekehrt ist. Auf dem Schilde ruht die Grafenkrone, auf welchem ein gekrönter Helm sich erhebt, aus dem fünf silberne Straußfedern emporwallen. Die Helmdecken sind zu beiden Seiten schwarz mit Silber belegt.