Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 82. (Quelle)
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7. Nicolaus Wolski (geb. 1550) vom Wappengeschlechte Pólkozic [S. 84, Nr. 12 die Familien Wolski]. Sein Vater Stanislaus war königlicher Hofmarschall, seine Mutter Barbara aus dem angesehenen Geschlechte der Tarnowski. Als Nicolaus neun Jahre zählte, schickten ihn die Eltern an den erzherzoglichen Hof von Gratz, wo er, mit den Söhnen der erzherzoglichen Familie erzogen, deutsche Sitten und Gewohnheiten annahm. In die Heimat zurückgekehrt, wurde er 1574 Schwertträger der Krone, unternahm aber bald, von Wanderlust getrieben, eine Reise durch Europa, welche er zeitlebens öfter wiederholte, da er wenig Neigung empfand, in der Heimat auf seinem Edelhofe müßig zu sitzen. In österreichischen Anschauungen auferzogen, war und blieb er immer einer der eifrigsten Anhänger des Herrscherhauses und erwies sich in dessen Interessen, so oft sich ihm dazu Gelegenheit bot, auf das entschiedenste thätig, so unter Anderem bei der Wahl Maximilians zum Könige von Polen. Auch nahm er deshalb immer längeren Aufenthalt in Wien, wo er z. B. während der ganzen Regierungszeit Stephan Báthory’s verblieb. Erst nach sechzehnjährigem Aufenthalte daselbst kehrte er an den Hof Siegmunds III. von Polen zurück, da er bemerkte, daß denselben freundschaftliche Interessen zu Oesterreich hinzogen, worauf er denn auch bei seinem Könige die Interessen Oesterreichs wahrnahm und bestens förderte. Im Jahre 1599 zum Hofmarschall ernannt, ging er als Gesandter Siegmunds an die Höfe des Papstes Clemens VIII., des Kaisers Matthias und des Herzogs von Florenz, überall mit vielem Geschick und Erfolg, sein Vaterland vertretend; er hatte Theil an den preußischen Lehensangelegenheiten in den Jahren 1605 und 1609; wirkte als Commissär auf dem Reichstage in Sachen der Wilnaer Beschwerden gegen Schlesien; ebenso 1613, als es galt, die Zusammenrottungen der Soldaten wegen nicht erhaltenen Soldes zu beschwichtigen und zu zerstreuen. 1615 [83] wurde er Großmarschall der Krone und gab in dieser Eigenschaft 1625 seinem Könige das Geleite in den Feldzug gegen Gustav Adolf. Auf seinen vielen und ausgedehnten Reisen gewann er großes Interesse für die Kunst, welches er auch in seinem Vaterlande zu wecken und zu fördern suchte. So brachte er Künstler verschiedener Zweige nach Polen, die sich dann dauernd dort niederließen. Er selbst baute viel, und zwar nach den schönen Mustern, die er auf seinen Reisen kennen gelernt hatte. So baute er auf seinen Gütern ein ansehnliches geschmackvoll ausgeführtes Schloß, gab so seinen Standescollegen ein gutes Vorbild, welches von Vielen nachgeahmt wurde. Aus Italien brachte er die ersten Kamaldulenser nach Bielany nächst Krakau, errichtete ihnen dort eine stattliche Kirche, welche er mit ansehnlichen Stiftungen begabte. In Allem, was er vornahm, trat er als Staatsmann mit großem Ansehen und in würdevoller Erscheinung auf. Von unanfechtbarem Rechtssinn, betrachtete er auch fremdes Recht wie sein eigenes. Gegen Alle zuvorkommend, zeigte er sich besonders Fremden gegenüber sehr liebenswürdig. Von gediegener vielseitiger Bildung, huldigte er, dem Geiste der Zeit folgend, der Alchymie, liebte und förderte Wissenschaft und Literatur. Sein Biograph weiß ihm nur den Vorwurf zu machen, daß er zu viel Oesterreicher war; doch wenn wir sein Thun und Walten aufmerksam verfolgen, fiel diese Vorliebe nicht zum Nachtheil seines Vaterlandes aus. Wolski starb hochbejahrt und ist zu Bielany nächst Krakau, begraben. –