BLKÖ:Wolfskeel zu Reichenberg, die Freiherren, Genealogie

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 42. (Quelle)
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Zur Genealogie der Freiherren von Wolfskeel zu Reichenberg. Die Wolfskeel gehören zu dem ältesten stiftsfähigen Adel Deutschlands und zu jenen wenigen Geschlechtern, deren uraltes Stammhaus fortwährend Eigenthum der Familie geblieben ist. Der Ursprung in Rede stehenden Geschlechtes, welches sein unweit Darmstadt im Großherzogthum Hessen gelegenes Stammgut Wolfskeel (Wolfskehlen) seit 930 besitzt, reicht bis in das zehnte Jahrhundert zurück, in welchem auf den Turnieren mehrere Wolfskeel unter der deutschen Ritterschaft erschienen; seit mehr als 800 Jahren aber ist die Familie bei allen deutschen Hochstiftern, insbesondere zu Würzburg, aufgeschworen. Mit Hans von Wolfskeel und Helene geborenen von Andlau beginnt die ununterbrochene Stammreihe der Wolfskeel, die sich in viele, nach ihren zeitweiligen Besitzungen genannte und größtentheils wieder erloschene Linien geschieden haben. Im vierzehnten Jahrhunderte stifteten zwei Söhne Eberhards, und zwar Eberhard der Jüngere und Friedrich zwei Linien, von denen die ältere 1670 ausstarb, während Friedrich, der bereits Reichenberg, nach welchem die Wolfskeel sich nennen, und Bleichfeld besaß, seine Linie fortsetzte. Mit seiner Gemalin Margarethe geborenen Schenk von Geyern blüht die Familie ununterbrochen fort. bis sie im 17. Gliede mit Philipps Söhnen Wolfgang Bartholomäus und Jacob sich wieder in zwei Linien spaltet. Die von Jacob gestiftete sogenannte Rottenbauer Linie erlosch in ihren beiden Aesten im oberen und unteren Schlosse mit dem 1779 verstorbenen Würzburger Domdechanten und Senior Freiherrn Johann Gottfried und mit den in die Familien Redrocz und Gros von Trokau eingeheirateten Töchtern des Freiherrn Johann Philipp Jacob aus dessen Ehe mit Anna Maria geborenen von Münster. Jacobs Bruder aber, Wolfgang Bartholomäus, setzte mit seiner Gemalin Freiin Fuchs von Birnbach die Reichenberger Hauptlinie fort, welche sich im 3. Gliede wieder durch Johann Erhard Wolfskeel-Reichenberg’s und seiner Gemalin Juliane gebornen Landschaden von Steinach drei Söhne: Johann Christoph zu Reichenberg, Alexander Dietrich zu Ullingen und Julius Friedrich zu Lindflur in ebenso viele nach ihren Besitzungen genannte Linien schied. 1718 bereits erlosch die Lindflurer, 1768 die Reichenberger Linie, und es blüht von dem ganzen einst so viel verzweigten Hause nur noch die Linie zu Ullingen, die sich gegenwärtig im vereinten Besitze von Reichenberg, Ullingen, Lindflur, Albertshausen und der übrigen Familiengüter befindet. – Die Wolfskeel zählen in ihrem Geschlechte denkwürdige Sprossen von den Tagen ihres Ursprungs bis in unsere Zeit hinein. Sie zeichnen sich im Dienste des Staates, der Kirche und im [43] Kriege aus. Schon 996 erscheint ein Kilian von Wolfskeel auf dem Turnier zu Braunschweig, wo er den vierten Dank aus den Händen des Ritterfräuleins Demuth von Sahlhausen empfing. – Ein Friedrich von Wolfskeel war 1165 mit dem Grafen von Henneberg auf dem Turnier in Zürich und begleitete ihn mit seinem Gefolge nach Würzburg zur Einführung des neugewählten Bischofs Gottfried von Pesenberg. – Ein Wilhelm von Wolfskeel erlangte 1220 von dem Grafen von Hohenlohe den theilweisen Besitz der Veste Reichenberg. von welcher alle seine Nachkommen den Namen beibehielten. – Um 1225 war ein Otto von Wolfskeel Minister des Würzburger Bischofs Hermann aus dem Hause Lobdaburg. Durch einen tapferen Ausfall rettete er denselben aus den Händen der rebellischen Bürger, die daran waren, die bischöfliche Residenz zu plündern. – Ein anderer Otto von Wolfskeel, Sohn Weiprechts aus dessen Ehe mit Anna von Scherenberg, wurde 1333 von einem Theile des Capitels zu Würzburg zum Bischof gewählt. Die Gegenpartei stellte Hermann Baron Lichtenberg aus dem Elsaß als Gegenkandidaten auf. Letzterer, ein Günstling des Kaisers Ludwig des Bayern, war von diesem zur Wahl empfohlen worden, aber Otto von Wolfskeel erlangte die päpstliche Bestätigung. Bis zum Jahre 1335 währte dieser bischöfliche Streit, zuletzt mußte doch Hermann weichen, und am 30. August 1335 bestieg Otto von Wolfskeel den bischöflichen Stuhl, den er zehn Jahre lang mit großer Umsicht und Energie verwaltete. Auch gegen ihn erhoben sich die Würzburger, aber er brachte ihnen 1338 bei Ochsenfurt eine empfindliche Niederlage bei. Im Uebrigen trug er zur Vergrößerung des Hochstiftes wesentlich bei, da er dasselbe mit Rotenfels, Gamund, Membernhayn und einem Theile der Stadt Kitzingen vermehrte. Er segnete am 23. August 1345 das Zeitliche, nachdem er unter zwei Päpsten, Benedict XII. und Clemens VI., das bischöfliche Regiment geführt hatte. Bischof Otto liegt in der Domkirche zu Würzburg begraben. – Weiprecht von Wolfskeel war ein berühmter Kriegsheld und begleitete 1461 den Herzog Wilhelm III. zu Sachsen-Weimar nach dem heiligen Grabe im gelobten Lande. – Ein Hans Ernst that sich durch seine Tapferkeit im dreißigjährigen Kriege hervor. – Julius Friedrich von Wolfskeel war markgr. brandenburg-anspachischer geheimer Rath, Hofrathspräsident und Landschaftsdirector. – Eitel Ernst von Wolfskeel diente 1703 als fürstlich würzburgscher Ober-Jägermeister und Assessor des kaiserlichen Landgerichtes. – Ueber die beiden Helden Freiherren Christian und Philipp Siegmund geben wir in besonderen Skizzen einen Bericht der Waffenthaten, durch welche sie sich das höchste Ehrenzeichen für Tapferkeit, das der Kaiser von Oesterreich verleihen kann, erkämpft haben. – Zwei Sprossen dieser Familie aus neuerer Zeit, und zwar die Brüder Freiherr Johann Karl (geb. 25. December 1811) und Freiherr Richard (geb. 10. Jänner 1822), dienten in der kaiserlichen Armee, und Ersterer wurde mit seiner Gemalin Karoline (geb. 19. Juni 1820, gest. 2. Juli 1861), Tochter des am 28. November 1847 gestorbenen k. k. Feldmarschall-Lieutenants Giovanni Nobile di Rè, Herrn auf Marcignago und der Johanna geborenen Gräfin Zichy zu Zich und Vasonykeő aus dem Hause Palota, Stifter des österreichischen Zweiges der Freiherren von Wolfskeel. – Was endlich die Frauen dieses Geschlechtes anbelangt, so gehören ebenso die Töchter des Hauses, sowie die Frauen, welche die Söhne desselben in ihr Heim geführt, den edelsten deutschen Geschlechtern an, und wir begegnen in der Ahnenreihe den Namen Speth von Zwiefalten, von der Tann, Egloffstein, Maudarde, Hornstein, Reischach, Beulwitz, Thüngen, Boyneburg, Vincenti, Schenk von Geyern, von Gemmingen und Anderer.

Wappen. Im goldenen Felde ein vorwärts gewendeter, rechts schreitender nackter gekrönter Mohr; in der Rechten ein Aestchen mit drei rothen Rosen daran emporhaltend, während die Linke in die Hüfte gestemmt ist. Auf dem Schilde ruht ein offener Turnierhelm, nicht wie gewöhnlich mit einer Krone, sondern mit einem schwarzen, runden silbergestülpten Hütchen bedeckt, das einen geschlossenen, mit Schwarz und Silber schräg getheilten Flug trägt, zwischen welchem eine zweispitzige von Roth und Gold quer getheilte, rechts abhängende Fahne emporsteht. Die Helmdecken sind roth mit Gold unterlegt. [Schon die Form des Wappens weist auf das hohe Alter der Familie].