BLKÖ:Wolf, Franz (1747–1816)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 13. (Quelle)
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14. Franz Wolf (geb. zu Torgau in Preußisch-Schlesien 6. Mai 1747, gest. in Wien 12. Februar 1816). Da er in früher Jugend seine Eltern durch den Tod verlor, nahm ihn ein Oheim, der als königlicher Beamter bedienstet war, in Obhut und ließ ihn studiren. Franz hatte nahezu die medicinischen Studien beendet, als er mit einem Male einen solchen Abscheu vor dem selbstgewählten Berufe empfand, daß er denselben aufgab, Schlesien verließ und in den ärmlichsten Umständen in Wien eintraf, wo er bei einem Kleidermacher Unterkunft fand. Da ereignete sich der nachstehende mysteriöse Vorfall. Etwa acht Tage mochte Wolf bei dem Schneider gewohnt haben, als eines Morgens ein junger Mann zu ihm in die Stube trat und ihm ein versiegeltes Schreiben mit dem Bedeuten übergab, dasselbe erst zu öffnen, wenn der Ueberbringer das Haus verlassen habe. Er kam diesem Geheiß nach. In dem Brief lag ein Wechsel von tausend Gulden auf ein Wiener Handlungshaus mit einem kurzen Schreiben, welches besagte, daß diese Unterstützung die einzige und letzte Hilfe sei, die Wolf erhalten könne und zu seinem Fortkommen in der Welt gut benützen möge. Nach einiger Zeit wurde ihm die Stelle eines Haushofmeisters im Hause eines Cavaliers angetragen. Später trat er bei der k. k. Staatshofbuchhaltung als Beamter ein, arbeitete in der Abtheilung: Geistliche und weltliche Stiftungs- und Studiensachen und rückte daselbst zum Rechnungsofficial vor, als welcher er im Alter von 70 Jahren starb. Wolf hatte sich von Jugend auf mit großer Vorliebe mit Musik beschäftigt und die Tonsetzkunst gründlich erlernt. Er hat auch viel componirt und seine durchgeführte Composition des Gedichtes von Klopstock’s „Eva’s Klagen“, welche in einem Aschermittwoch-Concerte der Gesellschaft der adeligen Frauen zur Beförderung des Guten und Nützlichen zwischen 1812–1814 im Hoftheater aufgeführt wurde, fand großen Beifall und ward von Kennern für ein Werk seltener musicalischer Begabung bezeichnet. Er hat noch mehreres Andere componirt, was aber mit diesen Werken geschehen, ist nicht bekannt. Ob Franz Wolf mit dem gleichfalls bei der Staatshofbuchhaltung bediensteten Alois Wolf, dessen Biographie Bd. LVII, S. 262 mitgetheilt worden, verwandt war, wissen wir nicht. Letzterer könnte immerhin der Sohn des in Rede Stehenden sein. –